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Aus moralischen Gründen...

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Birgit:
Hallo Reisegemeinde,

bei meinen derzeitigen Reisezielen denke ich gerade ein bisschen darüber nach, ob moralische Gründe in Sachen Reisen eine Rolle spielen können, dürfen, müssen.

Es beginnt mit "wie kann man nur immer wieder zu diesen oberflächlichen,ignoranten, selbstherrlichen Amis fahren?" über "was willst du denn in Indien, wenn man da SO mit Frauen umgeht?" bis zu "mutig, ausgerechnet als Deutsche nach Israel zu wollen, bist du da nicht ewig mit schlechtem Gewissen belastet wegen der Nazi-Vergangenheit?"

Habt ihr Ziele, die ihr "aus moralischen Gründen" nicht bereisen wolltet, egal ob es um Politik, Religion, Konventionen, Wirtschaft, Geschichte geht?

Im Grunde hätte ich schon vor mehr als 25 Jahren über dieses Thema nachdenken können oder sollen, als ich noch zu Zeiten der Apartheid in Südafrika war mit der Familie.

Andererseits bietet mir ja gerade eine Reise in das betreffende Land die Chance herauszufinden, ob ich  im einen Fall vielleicht selbst ein Vorurteil oder eine Befürchtung pflege, ob ich durch das Kennenlernen des Landes vielleicht den Wunsch bekomme etwas für das Land zu tun, ich kann durch meine Reiseberichte anderen etwas über das Land erzählen und ihnen damit vielleicht helfen sich eine Meinung zu bilden.

Oder ich kann einfach in das Land reisen und die Moral zu Hause lassen, weil ich ganz einfach das Land kennenlernen will und es mir dabei nicht um einen moralisch verwerflichen Aspekt des Landes geht...

Wie weit gehe ich mit der Moral? Wenn ich beispielsweise in ein armes Land nicht fahre, helfe ich den Einwohnern in jedem Fall nicht. Wenn ich hinfahre, weil ich dort so schön günstig Urlaub machen kann, kann ich einerseits die Wirtschaft dort ankurbeln und den im Tourismus Beschäftigten helfen ihr Einkommen zu sichern oder aber ich unterstütze das System.

Diese Fragen sind nun nicht essenziell für mich. Sie hindern mich nicht am Einschlafen oder an den Reiseplänen, trotzdem finde ich das Thema interessant und würde gerne eure Meinungen dazu hören.

Silke:
Jetzt habe ich mich erst mal gefragt, was morlaische Gründe sind ;D?

Aber zum Thema:

Meist interessiert es mich nicht, welche Politik in meinem Urlaubsland betrieben wird. Sie sollte nur keinen Einfluss auf meinen Urlaub haben (z.B. würde ich nicht nach Saudi-Arabien fahren).

Oft haben ja die Menschen vor Ort wenig bis gar keinen Einfluss auf die Politik (Diktaturen, keine wirkliche Wahl zwischen verschiedenen Politikrichtungen usw.). Manchmal betreffen die Vorurteile nur einen kleinen Teil der Bevölkerung.

Wenn ich nicht in Länder fahren würde, in denen Frauen benachteiligt werden, wäre die Liste der Reiseziele schon viel kleiner. Wo sind denn Frauen wirklich gleichberechtigt?

Eine Ausnahme für mich ist Israel. Nicht wegen unserer Nazi-Vergangenheit. Ich wehre mich strikt dagegen, dafür verantwortlich gemacht zu werden, ich kann nichts für die Taten unserer Väter und Großväter.
Aber ein Volk, was in meinen Augen mehrheitlich einem anderen Volk so viel Elend antut, obwohl es selbst weiß, wie es ist, wenn man so behandelt wird, möchte ich nicht unterstützen.
Vielleicht sehe ich das falsch, aber ich habe nun mal dieses Gefühl in mir und es gibt auf der Welt noch so viele Ziele, die ich bereisen möchte, da kann ich auf dieses Land verzichten.

Birgit:
Upps, Buchstabendreher...

Horst:
Hallo Birgit,


--- Zitat von: Birgit am 14. Juli 2014, 19:38:00 ---Habt ihr Ziele, die ihr "aus moralischen Gründen" nicht bereisen wolltet, egal ob es um Politik, Religion, Konventionen, Wirtschaft, Geschichte geht?

--- Ende Zitat ---
Aus moralischen Gründen so wie Du es definierst - China.
Wegen den Leuten die mir auf den Keks gehen (also weitestgehend Konventionen) - Frankreich.
Dann gibt es natürlich noch Länder die sowieso außen vor sind wie z.B. Nordkorea.

Das gilt aber nur für mich - ich übertrage meine Ansichten da in keinster Weise auf andere.

Die meisten Länder die ich bisher nicht in Betracht gezogen habe, haben mich aber einfach nicht genug fasziniert oder die Umstände im Land schrecken mich ab (wie z.B. bei Indien - an sich faszinierendes Land, faszinierende Geschichte - aber einfach zu viele Menschen - da fehlen mir die entspannenden einsameren Landschaften - aber No Go ist das Land für mich sicher nicht).

Paula:
Hallo Birgit,

Prinzipiell aus moralischen Gründen ein Land von der Reiseliste streichen würde ich nur dann wenn ich das Gefühl hätte mit meiner Reise den Menschen dort zu schaden. Und da fällt mir adhoc kaum ein Land ein, nicht mal Nordkorea. Ich glaube eigentlich dass der Kontakt mit Menschen von irgendwo immer eine Bereicherung für beide Seiten sein kann. Ich halte es durchaus für möglich, dass Menschen in Nordkorea ins Nachdenken kommen wenn sie auf Wessies treffen.

Ich habe aber selber bestimmte Vorstellungen von den Qualitäten die ein Land erfüllen muss damit es für mich als Reiseland in Frage kommt und dazu gehört ein Mindestmaß an Frauenrechten weshalb ein Land wie Saudi-Arabien ein weißer Fleck auf meiner Landkarte bleiben wird. Das liegt aber nicht an moralischen Überlegungen sondern heißt ganz einfach dass ich mich im Reiseland wohlfühlen will und dazu müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Wenn ich mich den ganzen Tag über verhüllte Frauen aufregen muss ist mir der Urlaubstag gründlich verdorben. Arabien wird wohl auf mich verzichten müssen. Solange es noch sooo viele unentdeckte Reiseziele gibt und viele davon direkt vor der Haustür (Belgien!) habe ich damit auch kein Problem.

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