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Aus moralischen Gründen...

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Kauschthaus:
Das Thema Sicherheit ist noch mal was anderes als das Thema Moral.

Ich war vor über 20 Jahren in Israel und fand es unglaublich interessant. Aber ich hege nicht den geringsten Zweifel, dass die Hardliner in Israel in den letzten Jahrzehnten Teil des Problems und nicht der Lösung waren. Und wenn es so weiter geht, dass die Palästinenser von allem abgeschnitten bleiben, dann wird die Hamas irgendwann noch als gemäßigt in die Geschichte eingehen.

Ich war schon in einigen Ländern, wo mir die politische Richtung überhaupt nicht behagt hat. Und trotzdem habe ich mich frei gefühlt. Und das ist wohl der Unterschied. Nur so als Beispiel, ich mochte weder Bush noch Berlusconi, aber ich hatte nie das Gefühl, dass man sich in den USA oder in Italien nicht völlig frei bewegen und artikulieren konnte.

Aber es gibt Länder, deren mehr oder weniger subtiles politisches und gesellschaftliches Unterdrückungssystem ich verabscheue, so dass ich dort auch nicht hinreisen möchte. China und Russland (unter Putin) gehören für mich dazu. Und viele arabische Länder. Ich habe null Bock in Länder zu reisen, in denen ich als Frau einen Sch....dreck zähle.

Und dann gibt es Länder, die man individuell gut bereisen kann, aber deren Billig Bettenburgen im Grunde nur Ausbeutungsbetriebe sind.  Da sollte man schon überlegen, ob der Preis alles ist.

Viele Grüße, Petra

Rainer:

--- Zitat von: Kauschthaus am 19. August 2014, 00:40:15 ---Und dann gibt es Länder, die man individuell gut bereisen kann, aber deren Billig Bettenburgen im Grunde nur Ausbeutungsbetriebe sind.

--- Ende Zitat ---

Das ist an sich alleine schon ein sehr schwieriges Thema und ich muss zugeben, dass ich für mich kein einfaches Urteil fällen kann. Drei halbwegs konkrete Beispiele:

1) 1994 ging unsere Hochzeitsreise in die Dominikanische Republik, das war damals aus deutscher Sicht noch ein relativ unbekanntes Urlaubsland, sehr wohl allerdings schon mit vielen Bettenburgen versehen und es ist (damals noch deutlich mehr als heute) ein Land aus der sog. "Dritten Welt". Da habe ich auch Zweifel gehabt, ob ich  moralische Bedenken haben müßte, weil sicherlich die Angestellten in diesen Hotels ausgebeutet werden. Ich habe aber vor Ort einfach mal einen Gärtner angesprochen und auch einen Kellner, die waren beide absolut glücklich mit ihren Jobs, sie hatten eine feste Bleibe (ein Dach über dem Kopf), sie hatten Verpflegung, sie hatten ein Gehalt (umgerechnet damals ca. 300,-DM pro Monat) und das reicht sogar dazu aus, die Familie im Innenland gut zu ernähren.

Damit ging es diesen Angestellten um Welten besser als den meisten Einheimischen, die auf der Straße sitzen und keine Arbeit haben.

2) In unserem geliebten Reiseland USA wird das Personal für die Zimmerreinigung zu einem extrem hohen Anteil aus Hispanos generiert. Da muss man nicht lange nachdenken, warum das so ist und wie da wohl die Bezahlung aussieht. Dennoch wird es hier im Forum von niemandem thematisiert. Aber eigentlich ist das ein Unding und bedeutet wirklich Ausbeutung menschlicher Arbeitskräfte.

3) Und last not least der absolute Spitzenreiter unter den Ausgebeuteten des (im weitesten Sinne) Hotelgewerbes, nämlich die Angestellten auf einem Kreuzfahrtschiff. Das ist bei den allermeisten Schiffen wirklich Ausbeutung bis zum geht nicht mehr, horrende Arbeitszeiten und Belastung stehen im krassen Widerspruch zu grottenschlechter Bezahlung. Wäre das nicht so, könnte sich nur noch ein Bruchteil der heutigen Passagiere so eine Reise leisten. Dennoch wird auch dieses Thema so gut wie ignoriert (obwohl es zugegebenermaßen durchaus bekannt ist).

Dennoch gibt es selbst unter diesen Arbeitstieren viele Menschen, die zufrieden damit sind, dass sie den Job haben. Auch diesen Luxus habe ich mir geleistet und habe mir von mehreren Philipinos (bei vielen Kreuzfahrtgesellschaften die mit Abstand am meisten vertretene Kultur) ihre Lebensgeschichte und Motivation angehört. Die meisten machen das einen bestimmten Zeitraum, weil sie auf dem Schiff Logis umsonst und Kost vergünstigt haben (da gibt es verschiedene Modelle), bleibt vom eigentlich miserablen Gehalt immer noch genug übrig, um es in die Heimat an die arme Familie zurückzusenden.

Die "Ausbeutung" ist also bei weitem nicht auf irgendwelche Bettenburgen in der Ferne beschränkt (wobei ein großes Schiff sicherlich genau den gleichen Charakter hat), sondern sie ist auch Bestandteil unseres eigenen Urlaubs, wie wir ihn hier im Forum diskutieren - es ist nur nicht jedem jederzeit bewusst.

amerikalove:
So darf man nicht denken, denke ich, man sollte nicht nur aus moralischen gründen ein Land nicht besuchen wollen, die Menschen sind vielleicht unterschiedlich aber alle gut so wie sie sind

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