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Deutschland - Behindertenfeindliches Land und TUI ist tapfer mit dabei...
Silke:
--- Zitat von: Rainer am 03. August 2014, 11:35:55 ---
--- Zitat von: Silke am 03. August 2014, 10:12:50 ---Z.B. dort: http://www.behindertenbeauftragte.de/DE/Home/home_node.html ?
--- Ende Zitat ---
Witzig. Schreib doch mal rein aus Spass an den Beauftragten und beschwere Dich, dass das TUI Schiff keine Aufzüge hat. Dann bekommst Du ein mitleidvolles Antwortschreiben, dass man bedauerlicherweise nichts machen kann, weil das nicht geregelt ist. Das Porto kann man sich sparen.
--- Ende Zitat ---
Hast du es schon versucht?
Vermutlich wirst du als Einzelner Recht haben. Aber wenn Jeder, der ein entsprechendes Problem hat, dort hin schreibt, ändert sich vielleicht irgendwann etwas?
--- Zitat ---
--- Zitat von: Silke am 03. August 2014, 10:12:50 ---Das stimmt zum Glück nicht so ganz. Es gibt das BGG (Behindertengleichstellungsgesetz).
--- Ende Zitat ---
Das habe ich bewusst nicht genannt, das ist eines der schlimmsten "Alibi" Gesetze in unserem Bürgerlichen Gesetzbuch. Da wird nämlich gar nichts geregelt, da steht dann (beispielsweise):
"Die Dienststellen und sonstigen Einrichtungen der Bundesverwaltung, einschließlich der bundesunmittelbaren Körperschaften, Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts sollen im Rahmen ihres jeweiligen Aufgabenbereichs die in § 1 genannten Ziele aktiv fördern und bei der Planung von Maßnahmen beachten"
Und was heißt das nun? "Gebt Euch Mühe oder nicht, wenn es nicht klappt, auch egal". Traurig aber wahr - gerade diese laschen "Gesetze" sind es ja Schuld, dass die Politiker ein ruhiges Gewissen haben, auf der anderen Seite überhaupt kein Druck vorhanden ist, um beispielsweise die Barrierefreiheit in öffentlichen Bereichen, oder Hotels oder Gaststätten oder sonst wo zu erzwingen. Genau das IST ja das Problem - die Politik denkt, man habe doch Gesetze gemacht, aber die sind wirkungslos. Wieso nicht nach amerikanischem Vorbild, ohne Behindertentoilette bekommt nicht einmal eine McDonalds-Filiale seine Lizenz?
--- Ende Zitat ---
Dann lies bitte mal ab § 7 in diesem Gesetz. Da ist schon Einiges geregelt.
Wenn auch sicher noch nicht genug.
--- Zitat ---
--- Zitat von: Silke am 03. August 2014, 10:12:50 ---Ich denke, dort muss man auch nicht zwangsläufig persönlich vorsprechen, oder? Das kann man sicher schriftlich erledigen.
--- Ende Zitat ---
Kann man natürlich, man muss allerdings dann seine Schwerbehindertenausweis per Post verschicken und es ist doch dennoch schizophren, wieso ist ausgerechnet dieses Amt nicht schwerbehindertengerecht?
--- Ende Zitat ---
Da hast du natürlich Recht, es könnte und sollte in einer Stadt, die sicher genügend Gebäude zur Verfügung hat, anders sein.
--- Zitat ---
Natürlich gibt es dennoch ein paar Gesetze und Regelungen in Deutschland, die Behinderten helfen sollen - aber genau da liegt das Problem. Manches geht (behinderte Berufstätige haben Anspruch auf 5 Tage mehr Urlaub, genießen besonderen Kündigungsschutz usw - aber das trifft leider nur 5% der Schwerbehinderten, die anderen 95% sind gar nicht der Lage zu arbeiten),
--- Ende Zitat ---
Hast du für diese Zahlen irgendwelche Belege? Ich kenne viele Leute, die einen Schwerbehindertengrad haben und den zusätzlichen Urlaub nutzen können, weil sie im Berufsleben stehen. Vielen sieht man die Behinderung ja auch nicht auf den ersten Blicke oder auch gar nicht an.
--- Zitat ---
manches ist ein schlechter Witz, wie beispielsweise die ganzen Steuernachlässe. Von welcher Steuer soll etwas nachgelassen werden, wenn man sowieso nur eine lachhafte Rente wegen Erwerbsunfähigkeit erhält? Wieso bekommt man stattdessen nicht einfach eine fixe Summe als Mehraufwand ausbezahlt (weil man Hilfe im Haushalt benötigt o.ä.), ähnlich wie Kindergeld? Das kommt wenigstens an, die Steuererleichterung ist das Papier nicht wert, auf dem sie verfasst wurde.
--- Ende Zitat ---
Es gibt Steuerermäßigungen auf die Kfz-Steuer und es gibt (zumindest hier, ich weiß nicht, ob das überall so ist) stark verbilligte Monatskarten für den öffentlichen Nahverkehr. Die genauen Bedingungen dafür weiß ich nicht, aber ich kenne allein zwei Leute, von denen ich weiß, dass sie das in Anspruch nehmen können.
Ansonsten siehe oben, es gibt schon viele Leute, denen der Steuerfreibetrag etwas nützt und wirklichen geldlichen Vorteil bringt.
Das mit der fixen Summe würde sicher recht teuer werden bei 7,5 Millionen schwerbehinderten Menschen in Deutschland. Und es wäre vielleicht auch nicht gerecht (oder es würde nicht Jeder als gerecht bezeichnen). Nicht jeder Schwerbehinderte benötigt Hilfe im Haushalt oder überhaupt Hilfe.
Aber du hast schon Recht, es müsste wesentlich mehr getan werden.
Andrea:
Das fängt ja schon bei Behindertenparkplätzen an. Ich habe schon öfters offensichtlich gesunde Menschen angesprochen, dass sie auf einem Behindertenparkplatz stehen. Da gibt es schon manchmal fiese Antworten: "Hier ist der einzige Parkplatz, wo Schatten ist oder sollen meine Hund im Auto einen Hitzschlag bekommen?". Okay, irgendwo nachvollziehbar, aber der Typ stand samt Hunden neben seinem Auto und wartete auf seine Frau, die im Supermarkt war.
Oder: "Hier sind doch noch freie Parkplätze!" "Ja, aber die sind nicht breit genug geschnitten, damit ein Rollifahrer aussteigen kann" "Muss er sich da ganz hinten hinstellen, da parkt doch sowieso keiner"
Oder: "Mir egal, muss er eben warten, bis ich wieder da bin!"
Oder: "Was geht Sie das an?"
Oder: "Oh, habe ich gar nicht gesehen. Werde ich das nächste Mal woanders parken"
Solchen Leuten wünsche ich dann aus ganzem Herzen wirklich mal einen Gipsfuss (mindestens) mit dem sie weit zur Arztpraxis laufen müssen, da der Behindertenparkplatz vor der Praxis von einen Nicht-Behinderten belegt ist.
Behinderte haben keine Lobby, sind in den Köpfen der Leute einfach nicht existent. Es betrifft sie ja nicht. Vermutlich sind viele der Leute sogar der Meinung, dass Behinderte in Heime gehören und sowieso kein lebenswertes Leben haben. Das braucht man denen eh nicht zu erleichtern (wieso haben wir hier keinen vor Wut kochenden Smiley?)
Immerhin werden hier in Bad Oeynhausen konsequent die Ausweise geprüft und das Parken auf Behindertenparkplätzen im öffentlichen Raum ohne das "G" im Ausweis wird teuer. Sogar für einen Schwerbehinderten ohne diesen Eintrag auf seinem Ausweis.
Rainer:
--- Zitat von: Silke am 03. August 2014, 12:01:17 ---Hast du für diese Zahlen irgendwelche Belege? Ich kenne viele Leute, die einen Schwerbehindertengrad haben und den zusätzlichen Urlaub nutzen können, weil sie im Berufsleben stehen. Vielen sieht man die Behinderung ja auch nicht auf den ersten Blicke oder auch gar nicht an.
--- Ende Zitat ---
Ich meine die Behinderten mit GdB 100. Belege gibt es sicherlich nur wenig, ich verlasse mich da auf die Aussagen des Ärzteteams der BG Klinik Duisburg, die für mich die Rente beantragt haben. Damals war ich entsetzt, weil ich eigentlich dachte, ich könnte wieder arbeiten, aber die Ärztin, die für die Betreuung zuständig war, sagte mir, das wäre sehr unwahrscheinlich, ca. 95% der betreuten und entlassenen (neuen) Schwerstbehinderten würden keine Arbeit mehr aufnehmen, auch wenn sie es erst nicht wahrhaben wollen.
Einen GdB kleiner als 100 bekommt man in der Tat oft auch dann, wenn überhaupt keine sichtbare Behinderung vorliegt. Diese Menschen haben oft auch keinerlei Kennzeichen im Ausweis und sind auch nicht auf Hilfe angewiesen, die bekommen den Schwerbiehndertenausweis wirklich nur deswegen, um eben in den Vorzug des Mehrurlaubs zu kommen. Ich selbst hatte von 1994 - 1997 auch nur einen GdB von 50 (was ausreicht für diese Regelung) und keinerlei Kennzeichen - das bekommt man nämlich auch schon grundsätzlich dann, wenn man an Krebs erkrankt ist. Es ist offensichtlich, dass diese Menschen im Sinne einer körperlichen Beeinträchtigung nicht behindert sind und es auch keine öffentlichen Anpassungen an irgendwelchen Einrichtungen bedarf, um diesen Menschen zu helfen. Das ist ein etwas eigenartiges Konstrukt, aber so ist es nun einmal.
Aber insgesamt glaube ich heute der Darstellung, dass kaum jemand mit Kennzeichen aG beispielsweise und GbB 100 wirklich einen Job hat. Die gibt es zwar, aber es sind eben nur sehr wenige.
--- Zitat von: Silke am 03. August 2014, 12:01:17 ---Es gibt Steuerermäßigungen auf die Kfz-Steuer und es gibt (zumindest hier, ich weiß nicht, ob das überall so ist) stark verbilligte Monatskarten für den öffentlichen Nahverkehr.
--- Ende Zitat ---
Das ist schon die Krux: es gibt nur "oder". Nicht "und". Ich kenne die genauen Bedingungen, entweder man wählt die Befreiung der KFZ Steuer, oder fährt stark verbilligt im jeweiligen Verkehrsverbund. Letzteres ist natürlich total sinnfrei, wenn man (wie bei uns) am einzigen S-Bahnhof einen Mittelbahnsteig hat, der nur über eine lange Treppe erreichbar ist. Und die Befreiung von der KFZ Steuer (die voraussetzt, dass man ein KFZ besitzt, was auch bei weitem nicht jeder Behinderte hat) bekommt man alle Nase lang auch bei Erwerb von bestimmten Modellen (5 Jahre Befreiung) und selbst wenn man sie zahlt, dann macht das 20€ im Monat aus. Ok, besser als gar nichts, wenn man denn auch einen Wagen hat. Ich war übrigens auch (mit Kennzeichen RF) von der Rundfunkgebühr befreit, das ist bei der letzten Novelle auch geändert worden, jetzt muss ich zumindest einen Teil bezahlen.
--- Zitat von: Silke am 03. August 2014, 12:01:17 ---Das mit der fixen Summe würde sicher recht teuer werden bei 7,5 Millionen schwerbehinderten Menschen in Deutschland.
--- Ende Zitat ---
Und deswegen schafft man ein Gesetz, wo ausschließlich diejenigen etwas von haben, die wirklich Geld verdienen können und mehr zur Verfügung haben, als diejenigen, die nicht das selbst können und eine lächerliche Rente bekommen? Wie pervers ist das denn??
Natürlich kann man die Unterstützung staffeln nach Schwere und Art der Behinderung, aber das momentane Prinzip ist doch geradezu hanebüchen, es trifft genau die Falschen. Und - ja, das kostet eben Geld. Entweder will man die Behinderten unterstützen oder eben nicht. Das ist im Sozialstaat nun einmal so und Deutschland will doch ein Sozialstaat sein.
Rainer:
--- Zitat von: Andrea am 03. August 2014, 12:03:49 ---Immerhin werden hier in Bad Oeynhausen konsequent die Ausweise geprüft und das Parken auf Behindertenparkplätzen im öffentlichen Raum ohne das "G" im Ausweis wird teuer. Sogar für einen Schwerbehinderten ohne diesen Eintrag auf seinem Ausweis.
--- Ende Zitat ---
Das "G" im Schwerbehindertenausweis nützt nichts, der Schwerbehindertenausweis berechtigt nicht zur Nutzung der Behindertenparkplätze. Dazu dient ausschließlich der Schwerbehindertenparkausweis, den man sich mit Hilfe des Schwerbehindertenausweis besorgen muss - wer ein Anrecht darauf hat (die genauen Bedingungen kenne ich nicht, aber möglicherweise reicht "G" alleine nicht aus), muss sich den blauen Parkausweis beim Amt ausstellen lassen. Nur (und wirklich nur!) damit darf man auf dem Behindertenparkplatz parken.
P.S.: Wie vermutet, reicht "G" nicht für Erteilung des blauen Parkausweises. Die (inzwischen EU-weite) Regelung schreibt vor:
--- Zitat ---EU-Regelung - Voraussetzungen für die Erteilung eines blauen Parkausweises
Berechtigter Personenkreis:
schwerbehinderte Menschen mit außergewöhnlicher Gehbehinderung (Merkzeichen aG)
Blinde (Merkzeichen Bl)
schwerbehinderte Menschen mit beidseitiger Amelie
schwerbehinderte Menschen mit Phokomelie
schwerbehinderte Menschen mit vergleichbaren Funktionseinschränkungen; z.B. Fehlen beider Arme, Hände, Füße.
--- Ende Zitat ---
Wann wiederum nur "G" (= gehbehindert) und wann "aG" (= außergewöhnlich gehbehindert) vorliegt, das weiß ich aber auch nicht, darüber gibt das Versorgungsamt Auskunft.
Andrea:
Ja, ich glaube, das genau war das Problem eines Schwerbehinderten, der hier ins Herz- und Diabeteszentrum wollte... Wenn ich mich richtig erinnere, waren es 75€ Bußgeld.
lso alle Besucher von Bad Oeynhausen: Nicht nur hier wird kontrolliert! Auch wenn man nur ein paar cm im Halteverbot steht oder ganz leicht den Bürgersteig oder Radweg berührt, gibt es ein Ticket! Aber den Aufzug im Bahnhof haben die Monate lang (oder sogar Jahre?) nicht in Ordnung bekommen und den alternativen Zugang zu den Gleisen irgendwann auch noch gesperrt wegen Vandalismus oder so. Gehandicapte Menschen sind dann teilweise im Nachbarort aus- und eingestiegen :o
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