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Gebt ihr heute mehr Geld für euren Urlaub aus als früher?
Flicka:
Das Thema, was man sich im Urlaub gönnt und früher vielleicht nicht gegönnt hat, ist mir in den letzten Tagen unabhängig voneinander öfter begegnet. Ich bin ins Grübeln gekommen und habe an den ersten Urlaub in London vor mittlerweile fast 20 Jahren gedacht: Unsere Unterkunft, die wir uns zu dritt geteilt haben, war eigentlich sehr schön und geräumig, aber in einem Vorort von London und ca. eine halbe Stunde Bahnfahrt von der Victoria Station entfernt. Wir haben außer McDonalds und Pizzaland, wo es All-you-can-eat-Buffets mit Pizza und Pasta gab, eigentlich kein "Restaurant" von innen gesehen. Abends sind wir meistens an der Themse entlang spaziert und als Höhepunkt am letzten Abend ins Hard-Rock-Café. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich für eine komplette Woche London knapp 1000 DM bezahlt habe.
Ich weiß noch, dass ich den Urlaub richtig genossen habe. Alles war aufregend, angefangen bei den Pommes frites bei McDonalds, die gar nicht Pommes Frites hießen, dabei hatte ich doch gedacht, das wäre weltweit ein universeller Begriff. Unser Standardspruch war damals und noch einige Jahre später, dass man ins Zimmer sowieso nur zum Schlafen kommt. Ein paar Jahre später in Rom habe ich das schon nicht mehr ganz so locker gesehen. Ich denke heute noch mit Grauen an den Duschvorhang im winzigen Badezimmer. Und heute möchte ich im Urlaub eigentlich nicht schlechter wohnen als zuhause.
Ein Freund, mit dem ich jahrelang unterwegs war, sieht das heute noch anders. Wir haben uns vor ein paar Tagen unterhalten, er hat berichtet, nach einer anstrengenden Rundreise in Asien noch drei Tage in einem luxuriösen Strandhotel gebucht zu haben und sich fast für diesen "Fauxpas" entschuldigt. Dafür hat er letztes Jahr fast begeistert von einem spontan gebuchten supergünstigen Zimmer in Florida berichtet, in dem so ziemlich alles kaputt gewesen sei.
Ich bin inzwischen bereit, deutlich mehr Geld für Unterkünfte auszugeben als früher. Vorgestern habe ich für den Kanada-Urlaub im nächsten Jahr eine Buchungsanfrage für drei Nächte in Telegraph Cove auf Vancouver Island abgeschickt, wo ich nach einigem Überlegen bereit bin, für ein Zimmer direkt am Hafen quasi über dem Wasser mit Panoramablick auf die Bucht 150 Euro / Nacht zu zahlen statt 80 Euro in einem als leicht schmuddelig beschriebenen Motel 20 km entfernt. Die Ausflüge zur Wal- und Bärenbeobachtung, die ich dort unternehmen will, sind preislich auch nicht gerade günstig, aber mit ein Grund, warum ich überhaupt dort hinfahren möchte.
Andererseits lege ich im Urlaub nach wie vor keinen Wert auf ein besonderes Auto. Wenn mein Gepäck halbwegs bequem hineinpasst, dann reicht es mir völlig. Beim Essen sieht es ähnlich aus. Im Island-Urlaub letztes Jahr habe ich mir öfters für den Tag Sandwichs vorbereitet und unterwegs gegessen, in Japan war ich oft mit günstigen Bento-Boxen zufrieden, und ich werde mich wohl auch im Kanada-Urlaub teilweise selbst versorgen. Für diese Dinge gebe ich also sicher nicht viel mehr Geld aus als noch vor ein paar Jahren, auch wenn die Extrem-Fast-Food-Zeiten sicher der Vergangenheit angehören.
Und ihr? Gebt ihr heute für bestimmte Dinge wie Unterkunft, Transport, Essen, Ausflüge, Sehenswürdigkeiten oder sogar für alles im Urlaub mehr Geld aus als früher, weil ihr euch mehr gönnen wollt? Reist ihr heute an Ziele, die ihr früher nicht angesteuert hättet, weil sie euch zu teuer gewesen wären? Oder bleibt euer Urlaubsstil immer auf dem gleichen Niveau und ihr müsst - wenn überhaupt - nur wegen Preissteigerungen mehr Geld ausgeben?
Silvia:
Bei mir ist die Antwort nicht ganz so einfach:
Ich gebe für den einzelnen Urlaub WENIGER Geld aus, allerdings fahre ich dafür jetzt statt 1x im Jahr bis zu 4x im Jahr weg, d.h. im Endeffekt gebe ich doch wesentlich MEHR Geld aus. ::)
Ein Zimmer für 150,- € ist in meinem Budget einfach nicht drin :weissnicht: ... da würde dann nur 1x Urlaub im Jahr rausspringen.
Allerdings würde ich auch etliches blechen für Ausflüge zur Wal- bzw. Bärenbeobachten - wenn ich schon mal dort bin! Das wäre dann auch ja der Hauptgrund für die Ecke!
Flicka:
Die 150 Euro tragen dazu bei, warum ich seit ein paar Tagen intensiver über das Thema nachdenke. Eigentlich hatte ich mir ja vorher ein Preislimit von 100 Euro gesetzt, aber die Saison auf Vancouver Island ist offenbar kurz und teuer.
Es geht mir aber gar nicht um die absoluten Kosten eines Urlaubs und um die Frage, ob 150 Euro oder nicht, sondern darum, ob ich es vor fünf Jahren erwogen hätte, diesen Preis zu zahlen. Und damals wäre ich mit ziemlicher Sicherheit für die Hälfte des Geldes im 20 km entfernten Motel abgestiegen.
Rainer:
Das ist eine gute Frage und läßt sich auch nicht einem einzigen Satz beantworten, lediglich oberflächlich: ja, ich gebe sicherlich heute im Schnitt mehr Geld für Urlaub aus als vor dreißig Jahren. Sehr viel mehr Geld sogar.
Die erste triviale Ursache dafür sind die finanziellen Verhältnisse, als Student hätte ich beispielsweise nie und nimmer einen USA Urlaub bezahlen können. Die entsprechenden Berichte aus usa-reise.de und auch deren finanziellen Ansichten stoßen mir relativ sauer auf, weil da mit absoluter Sicherheit Geld ausgegeben wird, was Papa verdient. Ich habe als Student wirklich nicht schlecht (nebenher) verdient, aber Urlaub war endgültig Luxus und auf gar keinen Fall konnte ich mehrere Tausender ausgeben (egal ob damals DM oder heute Euro).
Von daher ist es natürlich klar, das ging ja früher gar nicht anders. Meine ersten Schritte in die urlaubsmäßige Selbständigkeit waren seinerzeit Campingurlaube in Südfrankreich und ab 1983 auf Korsika (da war ich dann so dermaßen begeistert, dass ich das viele Jahre weiter betrieben habe). Kostenpunkt: pi mal Daumen 200,-DM pro Woche (kein Scherz!). Mehr hatte ich auch gar nicht und es war trotzdem super.
Seit 1986 war ich dann Angestellter und habe relativ schnell ein vernünftiges Gehalt bekommen, dennoch blieb Korsika und Campingurlaub der Urlaub meiner Wahl. Erst 1996 ließ ich mich von meiner Frau dazu "überreden" (das muss ich ehrlich zugeben, im Vorfeld hatte ich keine große Lust darauf), doch auch mal nach Kalifornien zu fliegen. Schon am zweiten Tag habe ich nicht mehr verstanden, warum ich das eigentlich nicht wollte... Dieser Urlaub dauerte 24 Tage und im anschließenden Kassensturz ermittelte ich, dass wir insgesamt ca. 14.000,-DM ausgegeben hatten: eine für mich monströse Hausnummer! Soviel Geld hatte ich bis dato nicht annähernd ausgegeben und ich konnte mir auch nicht ernsthaft vorstellen, das noch öfter zu machen. Der teuerste Korsikaurlaub hatte bis zu diesem Zeitpunkt ca. 3.000,-DM (für zwei Personen!) gekostet. Da lagen also Universen dazwischen.
1997 sind wir dennoch erneut die USA geflogen - tja, ich hatte den USA Virus abbekommen. Das war aber leider auch das Jahr, wo mich meine Gesundheit endgültig im Stich ließ und ich im Sommer nach einem schweren Behandlungsfehler vor dem absoluten Nichts stand. Nichts war mehr so, wie es mal war und nichts würde wieder so werden, wie es mal war. Ich habe ein paar Jahre ziemlich mit dem Schicksal gehadert, aber nach dem es langsam gesundheitlich und auch finanziell wieder halbwegs bergauf ging, habe ich mir natürlich schon meine Gedanken gemacht, welche Form von Urlaub überhaupt noch adäquat ist. Damals sind wir dann auch relativ regelmäßig in gute Hotels auf die kanarischen Inseln geflogen, aber seit 2004 hatte ich endgültig auch wieder das Verlangen, ob denn nicht doch auch die USA mit Mietwagen machbar wäre. Und es war machbar. Und seit dem nimmt das Schicksal seinen Lauf, USA Urlaub nimmt einen erheblichen Anteil in unserer Urlaubsplanung ein und damit natürlich auch die Kosten, die das verursacht.
ABER: wenn ich jetzt im Rahmen dieser USA Urlaube bleibe, dann ist definitiv nicht zu erkennen, dass wir bereit sind, immer mehr Geld auszugeben, eher im Gegenteil. Wir fliegen zwar mittlerweise ausschließlich in Business, aber die Gesamturlaubskosten haben sich (insbesondere in den letzten Jahren) nicht mehr erhöht. Den Vogel abgeschossen haben wir mit dem 2013er Texasurlaub, da haben wir trotz Business Class und trotz VAN als Mietwagen insgesamt für 3 Wochen Urlaub nur 6.200,-€ ausgegeben und da hat uns definitiv nichts gefehlt. Das war natürlich nur möglich, weil wir sowohl beim Flug als auch beim Mietwagen ziemliches Glück bei der Buchung hatten. Und wir sind nicht (wie wir es in den Jahren zwischendurch dann doch auch öfter gemacht haben) in teurere Motels abgestiegen, wir sind konsequent in der Super8-Liga geblieben, wobei wir neuerdings die Econo Lodge bevorzugen, da haben wir einige wirklich gute Motels für sehr kleines Geld kennengelernt.
Dennoch hat auch der diesjährige USA Urlaub (im April) insgesamt erneut nur ca. 6.500,-€ gekostet, da war der Flug zwar etwas teurer, aber dafür war der Mietwagen super billig (wahrscheinlich ein Error Fare bei ALAMO).
Also, summa summarum (und die Kreuzfahrten usw. sind da noch gar nicht drin): generell gebe ich natürlich viel mehr aus, als ich es vor vielen Jahren getan habe. Aber wir haben NICHT das Bestreben, dass es immer besser und immer nobler sein muss, wir sind nach wie vor mit den einfachen Motels zufrieden, lediglich der teure BusinessClass Flug ist Voraussetzung geworden (was aber in einem hohen Maße meiner Schmerzsymptomatik geschuldet ist), aber da versuchen wir natürlich genau wie alle anderen, einen möglichst bezahlbaren Flug zu bekommen, auch wenn es von vorneherein eine andere Liga ist. Aber wenn man unsere Gesamtkosten sieht, dann ist es sicherlich nicht "grausam".
Und wenn wir dann (was ich wirklich genauso gerne mache wie einen USA Urlaub) im Kreis der Familie einen schönen Urlaub in unserem Ferienhaus in Holland machen, dann wird es natürlich super günstig, das kostet dann pro Woche und pro Person ca. 250,-€ (inkl. alles). Geht auch und ist auch toll.
Birgit:
Ich bin da inzwischen wieder eher etwas preisbewusster geworden als früher.
Bei Polen war beispielsweise unter anderem ein Aspekt, dass ich mit dem eigenen Auto fahre und kein Geld für weite Flüge und Mietwagen ausgeben musste. Auch die Hotels dort waren recht günstig, Sprit, die Piroggen und das Bier übrigens auch.
In die Karibik war dann wieder nur der Flug günstig. Aber das eine oder andere Mal tat es dann auch ein Imbiss statt eines ausgedehnten Essens.
Bei Hotels hätte ich wohl auch eher das gute zentrale Hotel für 150 genommen als die weit entfernte Bruchbude für den halben Preis. Ansonsten fällt mir aber auch auf, dass ich bei Hotels wieder mehr auf den Preis achte, also eher das akzeptable Mittelklassehotel nehme statt des daneben liegenden Luxusschuppens. Klar, nur zum Schlafen dort, aber ekeln will ich mich nicht. Andererseits brauche ich keinen Luxusschuppen, in dem ich mich sowieso tendenziell eher unwohl fühle außer in Las Vegas.
Für eine gute Lage zahle ich gerne, allein für den Aspekt, dass die Einrichtung perfekt ist, nicht so gerne. In Indien habe ich gemerkt, dass einfache Hotels, die ich mir wohl nicht unbedingt selbst herausgesucht hätte, mich nicht stören, dass ich die Mängel meistens mit Humor nehmen konnte.
Und um beim Londonbeispiel zu bleiben: Ich hatte vor 10 Jahren bei meinem ersten Besuch dort auch ein Hotel, das nicht sehr zentral war und außerdem alt und grottenschlecht. Als wir vor ein paar Jahren zu Silvester nochmals dort waren, haben wir in einem zentralen guten und auch teuren Hotel gewohnt.
Meine Reward Nächte bei hotels.com zeigen, dass ich wohl zunehmend eher günstiger buche als noch vor 3 Jahren, diese haben im Moment bei mir einen Wert von meistens ca. 70 Euro.
Ich glaube, das verschiebt sich bei mir einfach: Ich will im Urlaub vor allem keine Zeit und keine Nerven verschwenden. Bruchbuden am Ende der Welt nerven mich und kosten Zeit. Ausgedehnte Mittagessen in gepflegten Restaurants, wenn ich eigentlich schon wieder Hummeln im Hintern habe, kosten Zeit. Umständliche Flüge mit zweimal Umsteigen kosten Zeit und Nerven. Ansonsten finde ich es ab und zu mal cool mir Luxus zu gönnen wie das Cabrio in Florida, das Wynn in Vegas, 5 Sterne zentral in Mumbai im kommenden Frühjahr, mal eine teure Show, ausgedehntes Schlemmen in einem teureren Steakhaus, sauteure Mietwagen statt Öffis um mehr von der Karibik zu sehen oder einen zeitsparenden Inlandsflug statt auf eine ansonsten etwas abseits der Route liegende Stadt zu verzichten.
Gerade wenn man aber mitbekommt, was andere so ausgeben, weiß ich aber, dass ich im Vergleich zu vielen immer noch wohl eher sehr solide unterwegs bin, wenn ich mich so erinnere an zwei Mädels, die ich in Malaysia getroffen hatte, die sich über ihr pieksauberes Hostel mit Viererdorm für 10 Euro pro Nase freuten, während ich ganz stolz war, dass ich das unspektakuläre einfache Hotel für etwa 40 oder 50 Euro genommen habe und mir dabei schon supersparsam vorkam.
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