Autor Thema: Texas - Steaks & State Parks - und mehr ... oder auch: Die vier Jahreszeiten  (Gelesen 80519 mal)

Rainer

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01. April 2013, Ostermontag: 6. Tag, Von Kerrville bis Bandera - Tag 2 in den "Texas Hills", 1. Teil


Wie gewohnt geht es nach dem Checkout erst einmal zum Subway, um ein Frühstück einzuwerfen und etwas Proviant mitzunehmen, da Sylvia sonst bekanntermaßen ab 13.00 Uhr verhungern würde. Praktischerweise befindet sich ein Subway auf dem halben Weg Richtung Ingram, heute nehmen wir den 2. Anlauf auf diese Strecke. Als wir den Subway verlassen und in unseren Wagen einsteigen, steigt neben uns ein Texaner seinerseits in seinen Pickup ein, macht aber vor der Tür noch schnell eine Packung Zigaretten auf, zieht die Plastik- und die schützende Stanniolfolie ab, zerknittert beides in der Hand - und schmeißt es dann auf den Boden.

Ich kann es nicht glauben - ein Anblick wie in Deutschland vor 30 Jahren, da war das bei uns auch "in". Entsprechend vermüllt sieht das kleine Ladenzentrum auch aus, in dem wir uns gerade befinden. Ist den Texanern ihre Umwelt so egal?

Ok, wir können es nicht ändern und fahren los. Sehr schnell erreichen wir Ingram, ein kleines Schild weist uns darauhin hin, dass man links herum nach "Historic Ingram" kommt - das Schild haben wir gestern gar nicht erst gesehen, aber warum nicht?! Blinker Links und schon sind wir dort.  Der Ort ist zwar ausgesprochen klein, keine 10 Häuser stehen hier, aber er macht einen verwunschenen Eindruck. In jedem zweiten Haus werden Antiques oder Furniture angeboten - allerdings ist es mausetot hier, offensichtlich ist noch keine Saison. Dennoch machen wir hier gerne Fotos, das sieht nett aus hier. Leider ist der Himmel auch heute vormittag "grau in grau" und damit nicht sehr fotogen, aber einen dritten Anlauf werden wir in diesem Urlaub nicht mehr machen.




















Der absolute Hingucker ist aber eine Katze, die es sich auf einem Zaun gemütlich gemacht hat und die sich von uns nicht aus der Ruhe bringen läßt. Bequem flezt sie sich auf den Zaunlatten herum und beobachtet uns gelangweilt - ein köstlicher Anblick:





Dann verlassen wir Ingram auch wieder und befahren erneut die Ranchroad 38 weiter Richtung Westen. Heute regnet es glücklicherweise nicht, aber ein blauer Himmel hätte uns definitiv noch mehr Freude gemacht. An einem Bootsanleger fahren wir an den Fluss herunter und fotografieren das Scenario, hier sieht es aus wie in einer Mischung aus Sumpf und Märchenwald:








Immer wieder passiert der Fluss die Straße oder die Straße den Fluss. Eine Baumallee flankiert den Flusslauf zur linken, auf der rechten Seite wechseln sich die vornehmen Gärten der anliegenden Luxusvillen ab:











Schließlich erreichen wir eine größere Koppel, dort weiden ein paar Tiere mit großem Horn. Ich kann die Tiere nicht zuordnen, aber das interessantere ist eigentlich die Koppel selbst, besser gesagt der Zaun: auf jedem einzelnen Pfosten thront ein ausgelatschter Stiefel. Das habe ich zugebenermaßen auch bei Horst schon im Reisebericht gesehen, die Bedeutung ist uns unbekannt. Es sieht auf alle Fälle ziemlich witzig aus. Ein kleines Pony trabt heran und rechnet offensichtlich mit Nahrungszufuhr, aber wir müssen es leider enntäuschen, wir haben nichts (für Ponys) essbares dabei:











Und dann taucht etwas am rechten Straßenrand auf, zum ersten Mal in diesem Urlaub, wonach wir schon lange (erfolglos) Ausschau gehalten hatten: unsere ersten Blue Bonnets! Was für eine freudige Überraschung:








Noch einmal passieren wir den Guadeloupe River, hier ist er sogar an einem Wehr zu einem See aufgestaut.





Schließlich erreichen wir den Ort Leakey, dort biegen wir in Richtung Osten auf die Ranchroad 337 Richtung Vanderpool und Medina. Schnell ändert sich das Staßenbild wieder und es dominiert nicht mehr der Guadeloupe River, sondern nun geht es hoch in die Berge.





Vor uns müht sich ein Pepsitransporter die Serpentinen hoch, wieso der hier diese kleine Straße fahren muss, erschließt sich mir nicht so ganz, hier ist definitiv nur "Pampa" und Medina (der nächste wirklich nennenswerte Ort) ist auf anderen Wegen erheblich besser zu erreichen. Vielleicht hat der Fahrer ja auch Spass an Bergfahrten:





Nach dem Erreichen des "Summits" geht es wieder talwärts, nun tauchen auch weitere Blumenfelder mit Blue Bonnets auf:








An mehreren Stellen hat man einen fantastischen Ausblick in das Tal, aber fototechnisch läßt es sich nur ganz schlecht einfangen, u.a. auch weil es viel zu dunstig ist. Kurz vor Medina macht die Straße noch einmal ein paar richtige Auf und Abs, bevor wir endgültig dieses wunderschöne Scenario hinter uns lassen.





Diese Strecken sind mit Abstand die schönsten Strecken unseres ganzen Urlaubs bisher gewesen. Abwechslungsreich und landschaftlich interessant. Unser nächstes Tagesziel ist die Stadt Bandera, einst von polnischen Siedlern gegründet, heute ein lebendiger und netter Touristenort, der seine polnische Herkunft allerdings kaum erkennen läßt. Inzwischen hat die Sonne sich durchsetzen können und hat die Wolken weggedampft, wir erreichen Bandera gegen 13.00 Uhr und bekommen zum Glück einen Parkplatz direkt an Hauptstraße. Dort stellen wir den Wagen ab und steigen aus - uuiiih, ist das hier warm draußen! Jetzt ist es richtig warm hier und ich fange sofort an zu schwitzen, denn es ist auch noch ziemlich schwül hier.

Die Hauptstraße von Bandera besteht eigentlich, wie so oft, nur aus zwei Ladenzeilen mit viel "Tinnef" und Bars.








Auf der anderen Straßenseite haben zwei "Cowboys" ihre neuzeutlichen "Pferdchen" vor den Saloon geparkt:





Daneben befinden sich, genau wie auf unserer Straßenseite, alle möglichen Shops mit Krempel für Touristen. Es ist Ostermontag und viel Volk, ebenso viel Verkehr, befindet sich auf den Straßen.





Im Grunde gesehen reicht uns dieser Eindruck hier, wir halten noch einmal am Visitorcenter und fragen nach "Restrooms", die sehr gepflegt dort sind und dann geht es auch schon weiter. Auf dem Weg nach draußen halten wir noch kurz an einer Tankstelle und Sylvia kauft einen 1,5l Eimer "Gattorade" - eiskalt. ZIIIIIIISSSSCCHH! Tut das gut, ich habe einen Durst wie eine Bergziege! Sylvia mampft dazu ihren mitgebrachten Subway und anschließend geht es endgültig weiter.

Auf dem Ziel stehen zwei urdeutsche Orte, die auf den Namen "Boerne" und "Gruene" getauft sind. Das aber kommt erst im 2. Teil des Tagesberichts, den ich gesondert morgen verfassen werde, weil es dort auch viel zu sehen und zu fotografieren gab, was diesen Teil hier überlasten würde. Bis dann!

Rainer

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01. April 2013, Ostermontag: 6. Tag, Boerne und Gruene - Tag 2 in den "Texas Hills", 2. Teil


Nachdem wir Bandera hinter uns gelassen haben, steuern wir nun auf Boerne zu. Im Buch "Scenic Highways and Byways" werden diese beiden Städte, sowie aber auch diese ganze Gegend als das deutsche Zentrum von Texas beschrieben, hier gibt es historisch viele deutsche Auswanderer.

In Boerne eingetroffen organisieren wir uns im Visitorcenter direkt mal einen Stadtplan - und ja, offensichtlich ist das hier deutschstämmig, denn die Hauptstraße heißt auch so und nicht etwas Mainstreet. Witzig. Überhaupt gibt es hier einige deutsche Straßennamen. Der Stadtplan leitet uns zu einem kleinen Parkplatz mitten im Geschehen, da steht zwar irgendetwas "For customer only" aber da Ostern ist und die anliegenden Läden (s. Fotos) wieder einmal die typischen Touri-Läden sind, haben sie konsequenterweise heute gar nicht erst geöffnet.








Da hier eh alles geschlossen hat, gehen wir zügig weiter zur "Hauptstraße". Das ist leider eine stark befahrene mehrspurige Straße, wodurch die Atmosphäre doch einigermaßen leidet. Wir fotografieren ein paar charakteristische Gebäude und Läden hier, aber sehr beeindruckt sind wir nicht. Ganz OK, mehr nicht.








Da wir auch noch nach Gruene wollen, was ebenfalls ein quasi deutscher Ort sein soll, beschließen wir, direkt wieder zum Wagen zu gehen und weiterzufahren. Dazu müssen wir zwangsläufig an den Fluss zurück, der durch Boerne fließt (ich weiß nicht, welcher das ist) und parallel dazu dann Richtung Gruene nach links abbiegen. Eigentlich hatten wir die Kameras schon wieder eingepackt, aber als wir hier an dem Gewässer vorbeifahren, fallen uns sofort die vielen Enten und Schwäne auf, die dort auf dem Grünstreifen umherwuseln und ganz aufgeregt in die gleiche Richtung rennen. Glücklicherweise ist auch direkt eine Parklücke frei und wir widmen uns dem Spektakel:









"Platz da, jetzt komm' ich!"

















Und was war die Ursache der Aufregung? Ganz einfach - ein niedliches Mädchen und eine Scheibe Toastbrot, mehr braucht man dafür nicht:





Nach einigen Minuten rissen wir uns aber doch davon los (obwohl das wirklich ein herzerfrischendes Treiben war), sonst würden es nicht einmal mehr bis Gruene schaffen. Dort trafen wir dann am späten Nachmittag ein, auch dort waren Straßen und Parkplätze gut gefüllt, es war nach wie vor sehr warm und der Amerikaner an sich flanierte in großen Stückzahlen in diesem recht netten und insbesondere grünen (Nomen es Omen) Ort. Dennoch wird der Name eine andere Herkunft haben, wie man auf dem zweiten Foto sieht, scheint es irgendjemanden mit diesem Nachnamen gehabt zu haben. Hier einfach ein paar Impressionen aus dem sehr gepflegt und schnuckelig wirkenden Ort:























In Gruene kann man sicherlich auch einen ganzen Nachmittag bummeln, die Straßen sind kleiner und es ist nicht so viel Autoverkehr. Aber da es schon später Nachmittag war, kam ich langsam an die Grenzen meiner Möglichkeiten, so ganz langsam müßte mal die Füße wieder hochlegen und bei ein paar Bierchen den Feierabend einläuten. Also entschieden wir, eine Unterkunft aufzusuchen. Nachdem in den letzten beiden Tagen das Abendessen nicht so der Dröhner war, beschlossen wir heute, auf Nummer sicher zu gehen. Also wurde die Navi angeworfen, wo gibt es von hier aus das nächste "Logans Roadhouse"? - Glück gehabt, nur 20 Meilen weiter, nahe der Interstate 35, im Ort San Marcos. Außerdem sollte es unweit des Restaurants auch ein Super8 geben - perfekt! Navi Marsch!

Eine halbe Stunde später standen wir schon am Checkin, mit AAA sollte auch hier das Zimmer netto 59$ kosten (Brutto 69$ - das ist ein recht hoher Tax Anteil, in den Nachbarstaaten würde 59$ nur ca. 65$ Brutto ergeben) und auf unsere Frage, wo denn das Logans Roadhouse wäre, kam die sehr erfreuliche Auskunft, dass es hier an der gleichen Straße nur zwei Blocks weiter wäre.

So klang der Abend endlich wieder bei Steak, Scampi, Bier und Erdnüssen aus und müd' und satt ging es zurück ins Super8. Dort sahen wir uns den Wetterbericht für die nächsten Tage an und der verhieß leider überhaupt nichts gutes. Ein Tiefdruckgebiet, von Westen kommend, sollte morgen eintreffen und einen kräftigen Temperatursturz mit sich bringen. Erst in den weiteren 3 Tagen sollte sich das Wetter dann langsam wieder verbesseren. Da wir sowies geplant hatten, einen Schlenker in den Westen zu machen, beschlossen wir deswegen, den morgigen Tag als Fahrtag zu benutzen. Wir wollten dem schlechten Wetter entgegenfahren, denn entkommen konnten wir dem Wetter nicht. Aber wenn wir gezielt gegen die Richtung fahren, würden wir schneller wieder von dem besseren Wetter profitieren, welches dann nachfolgen sollte. Das war unser Plan - und der sollte aufgehen.

Außerdem waren wir hier nicht weit von Austin, Sylvia plagte immer noch etwas das schlechte Gewissen, weil wir immer noch nicht unseren Unfallschaden gemeldet hatten. Also schlug ich vor, dass wir morgen als ersten nach Austin fahren würden zum Flughafen, dort zu Dollar RentalCar und die sollen entscheiden, was zu machen ist. Damit hätten wir unsere Schuldigkeit getan.

Rainer

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02. April 2013, Dienstag: 7. Tag, Fahrtag nach Fort Stockton


Wie gewohnt fahren wir nach dem Checkout erst einmal zum nächsten Subway für ein Frühstück. Von der wärmenden Sonne des gestrigen Tages ist keine Spur mehr zu sehen, es ist grau in grau und nicht besonders warm - "usselig" wie der Rheinländer sagt. Wie geplant, fahren wir jetzt erst einmal nach Austin zum Flughafen, um bei Dollar unser verbeultes Auto vorzuführen.

Der Flughafen liegt im Nordosten nahe der Autobahn 290 Richtung Houston. Als wir die Abfahrt Richtung Airport / RentalCar nehmen, steht dort unmittelbar nach der Verzweigung ein Ford Mustang Cabrio mitten(!) auf der Fahrbahn (obwohl es rechts einen Standstreifen gegeben hätte). Glücklicherweise ist nicht viel los, so dass wir ohne Probleme an dem Hindernis vorbeikommen. Dann fällt mir auch ein junger Mann auf, der auf dem Standstreifen läuft und einen Kanister Sprit trägt. Das erklärt das Szenario - offensichtlich zu hoch gepokert bei der Rückgabe mit leerem Tank und dann auch noch zu doof gewesen, den Wagen wenigstens auf dem Standstreifen ausrollen zu lassen. Eine Tanke sehe ich weit und breit nicht - der junge Mann durfte sicherlich einen ordentlichen Frühsport hinter ich haben. Kein Mitleid von unserer Seite, Geiz und Dummheit müssen bestraft werden. Wir riskieren das niemals und geben lieber 3 Gallonen zurück (was machen diese 10$ noch groß aus), als genau dieses Szenario zu erleben. Grausig.

Kurze Zeit später sind wir auch schon auf dem Dollar Parkdeck und es kommt auch schnell eine freundliche Mitarbeiterin, die natürlich glaubt, wir wären normale Rückkehrer. Nein, sind wir nicht. Wir erklären ihr unser Problem und sie sagt direkt, dass sie uns im Falle des Falles allerdings kein anderes Fahrzeug geben könne, denn diese Dollar Zweigstelle wäre eigentlich nicht Dollar, sonder würde eigenständig im Frenchising betrieben. Ich habe keine Ahnung, was da der Unterschied ist, aber das ist uns auch egal, das Auto ist ja in Ordnung. Offensichtlich versteht sie aber unser Problem und bietet an, einfach für uns in Houston anzurufen und zu klären, was wir machen sollen. Prima.

Nach 10 Minuten kommt sie zurück und sagt, er wäre alles in Ordnung, wir sollten einfach weiterfahren und am Ende des Urlaubs könne man immer noch einen Schadensbericht aufnehmen. Sehr gut, haben wir das auch endlich "von der Backe".

Nun geht es auf in Richtung Westen und wir entscheiden an Hand der Karte, dass wir es bis Fort Stockton versuchen wollen. Falls Sylvia nicht zu müde wird. Von dort haben wir einen schönen Ausgangspunkt und können immer noch entscheiden, ob wir Richtung Big Bend fahren, oder nur bis Fort Davis, oder weder noch und gleich nach New Mexico. Das entscheiden wir dann, wenn es soweit ist. Also geht es nun ab auf den Highway 290 Richtung Fredericksburg.

In Johnson City müssen mir noch einmal volltanken, dann geht es weiter via Fredericksburg, die Stadt gefällt uns gut und wir behalten das im Hinterkopf - denn selbstverständlich würden wir zurückkehren müssen, denn der Rückflug geht ja wieder von Houston aus. Das Wetter bleibt allerdings trübe, manchmal regnet es sogar ein wenig.

Dann erreichen wir die Interstate 10, dort dürfen wir sogar 80mph fahren und wir nähern uns Stück für Stück unserem Ziel. Viele Autos kommen uns mit Licht entgegen, kein gutes Zeichen für das weitere Wetter. Gegen 16.30 Uhr kommen wir in Fort Stockton an, wir sind beide müde, es ist immer noch kalt und feucht draußen, wir suchen uns erneut das örtliche Super8 und sind kurze Zeit später schon im Zimmer. Dort wird die Heizung angemacht, denn das Zimmer ist saukalt und dann machen wir es uns, wie immer, bei Bierchen, Fernsehen und Internet auf dem Bett gemütlich. Unser Fenster zeigt nach innen auf einen sehr hübschen, mediterran wirkenden Innenhof mit einem großen Pool. Im Sommer ist das sicherlich auch eine Option - heute ist es dafür hoffnungslos zu kalt. Unweit des Super8 gibt es auch hier ein Steakhouse, nicht so gut Logans Roadhouse, aber dennoch genießbar. Morgen soll das Wetter besser werden, d.h. genau genommen soll es zwar saukalt werden (nur 50 Fahrenheit), aber sonnig. Deswegen beschließen wir, in jedem Fall erst einmal nach Fort Davis zu fahren, dort wollen wir sowohl den Mount Davis Loop fahren, als auch das historische Fort besuchen.

Damit dieser Tag nicht ganz ohne Fotos verläuft, hier ein typischer Eindruck von der Interstate 10 Richtung Westen, quasi heute mal als Foto des Tages:



Rainer

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03. April 2013, Mittwoch: 8. Tag, Fort Davis National Historic Site & Davis Mountains Loop


Wie am Abend vorher beschlossen, geht es heute Richtung Fort Davis. Der Wetterbericht hatte zwar Sonne (bei sehr kühlen Temperaturen) angekündigt, aber als wir gegen neun Uhr das Motel verlassen, ist es neblig feucht, die Nebelschwaden ziehen über die umliegenden Felder. Aber kalt ist es, immerhin...

Entsprechend bin ich einigermaßen enttäuscht, denn bei so starker Sichtbehinderung brauchen wir den Davis Mountains Loop nicht zu befahren, da sieht man effektiv gar nichts. Aber gut, geben wir dem Tag eine Chance.

Wir hatten außerdem dann noch im Motel entschieden, dass wir endgültig nicht zum Big Bend NP fahren würden. Die Lodge im Park (Chicos Mountains) ist ausgebucht, in Lajitas könnten wir das drei-Tage-Special buchen, aber wenn wir nicht ein Zimmer auf dem sog. "Boardwalk" kriegen würden (das hatten wir vor zwei Jahren, ein wirklich tolles Zimmer mit sehr hohem Standard und bildschön gelegen), dann hätte ich zum einen möglicherweise wieder Probleme, denn dieses Zimmer hatten wir auch vor zwei Jahren erst nach zähen Verhandlungen bekommen, unsere Reservierung galt nur für günstigere Zimmer, die aber alle nicht annähernd behindertengerecht waren (Stufen usw.) und zum anderen wäre es uns sonst zu  teuer. Man könnte gezielt dieses Zimmer buchen, aber das kostet selbst im Sonderangebot für drei Tage immer noch über 300$ pro Nacht (komplett mit Tax über 1.000$). Das kommt natürlich überhaupt nicht in Frage, aber ich trauere dem schon hinterher, denn vor zwei Jahren stimmte hier einfach alles.

Unsere Navi lotst uns zunächst nach Alpine, dort müssen wir einen Tankstopp einlegen. Das stellt sich als überraschend schwierig heraus, in Alpine ist ungefähr jede 2. Tankstelle "out of order". Einen Zusammenhang sehen wir nicht (als wäre beispielsweise eine zentrale Lieferung ausgeblieben), aber letztendlich finden wir noch eine recht kleine Tankstelle mit superlahmer Zapfsäule, aber auch das ist dann irgendwann geschafft.

Wenig später treffen wir beim Fort Davis ein, zu meiner ganz großen Freude hat sich der Nebel inzwischen nach oben verzogen und auch die Wolkendecke bekommt erste Löcher. Also beschließen wir, selbstverständlich erst einmal das Fort zu besuchen, mit ein bißchen Glück würde der Himmel noch weiter aufklaren, bis wir dann den Loop befahren.

Im Visitorcenter empfängt uns ein eifriger Ranger, ein amerikanisches Paar gesellt sich noch zu uns und schon legt der Ranger los - zugebenerweise mag ich das nicht besonders, wenn mir jemand ungefragt anfängt, die amerikanische Geschichte zu erklären. Aber ich möchte auch nicht unhöflich sein und höre einfach zu. Endlich kommt die Stelle, wo er uns fragt, ob wir jetzt erst das Video sehen wollten und ich ergreife die Gelegenheit und antworte aus vollem Herzen: "No!". Die Amerikaner wollen aber, also wird jetzt umso schneller ein Lageplan gezückt, dort werden uns die Wege und Gebäude erklärt und dann kommt die ulkige Frage (ich fand das in meiner Blödheit zumindest ulkig), ob ich eine "Golfkarte" haben wolle?!

Watt ist dat dann? Golfkarte? Anders gezeichnet vielleicht, mit Entfernungen, mit Löchern oder so? Ich weiß es nicht, aber ich werde es herausfinden, denn ich sage einfach: "Yes". Darauf hin murmelt er etwas, er würde das dann jetzt schnell holen und läuft raus. Hä? Hilflos schaue ich Sylvia an: "Was macht der denn jetzt"? "Ja natürlich den Wagen holen". "Hä? Was für einen Wagen?". "Na den Golf Cart, Du hast doch ja gesagt?" GOLFKART?? In meinem Hirn rast alles durcheinander - bis der Groschen endlich fällt:

Draußen am Parkplatz (zu meiner Ehrenrettung muss man sagen, dass ich das nicht gesehen hatte) steht ein Golf Cart, so ein Golfmobil. Das hat er mir angeboten. "Do you want the Golf Cart?" Ich habe natürlich überhaupt nicht gerafft, dass Karte natürlich "Map" heißt und nicht "Card" (Golfcard - so schwebte es vor meinem geistigen Auge). Wie saudoof! Andererseits: wie gut! Jetzt bekamen wir für unseren "Rundgang" ein Golf Cart, denn die Entfernungen sind da durchaus vorhanden und es ist auch nicht asphaltiert, was mir alles sehr schwer fällt.

Ein paar Minuten später ist er auch schon wieder zurück und draußen parkt unser Golf Cart. Da könnte sich dieser blöde Vogelpark (Bentsen Rio) mal eine dicke Scheibe von abschneiden - das ist mal behindertenfreundlich und eine gute Idee! Außerdem sollen wir jetzt natürlich auch den Eintritt bezahlen, ich lege den Stateparks Pass hin - Fehlanzeige. Das hier ist kein Statepark, sondern das gehört zu den Nationalparks. Lächerlich - dann hole ich eben meinen Nationalparks Pass heraus, haben wir doch alles auf der Palette...  8)

Der Pass gilt dann natürlich und bevor der Ranger nun den beiden Amerikanern das Video anstellt, kommt er eben noch heraus und erklärt uns die Funktion unseres Golf Carts. Zügig nehmen wir Platz und schon brausen wir los - naja, brausen ist vielleicht übertrieben, sagen wir, "tuckern wir los". Trotzdem gut! Prima Idee.

Direkt am Visitorcenter (und das Visitorcenter selbst auch) stehen die großen Baracken für die Mannschaftsräume. Ein großer Schlafraum wurde restauriert und wir können hineinschauen:








Mäßiger Komfort, würde ich sagen, die Pritschen sehen nicht wirklich gemütlich aus. Dann steuern wir das freie Gelände an und machen einfach ein paar Aufnahmen von den umliegenden Gebäuden, resp. was von ihnen übrig geblieben ist. Manche Häsuer sind vollkommen zerstört, andere wurde wieder aufgebaut und manche sind nie zerstört worden. Wir beschränken unsere Fotos auf die gut erhaltenen Gebäude:



Krankenhaus



Unterkünfte der Offiziere


Das ganze Fort liegt grandios eingebettet in einem Tal mit schroffen Felsen dahinter:





Auf der Veranda und auch in den Offiziersbehausungen kann man es deutlich besser aushalten, als in den einfachen Unterbringungen für die Mannschaft:











In einem der Offiziersgebäude hat der Truppenarzt offensichtlich sein Arbeitszimmer und OP in einem. Der Anblick der damaligen Instrumente läßt einen erschauern, wie gut dass die Medizin auch Fortschritte gemacht hat:











Da wir den Golf Cart dabei haben, sind wir zeitlich etwas eingeschränkt, denn der Ranger hat uns gebeten, den Wagen nach spätestens einer Stunde wieder zurückzubringen. Also bummeln wir auch nicht groß, zudem ist es auf dem Karren selbst auch maximal ungemütlich, da pfeift ein kalter Wind durch, dass einem alles gefriert. BIBBER!!!

So sind wir ziemlich genau nach 60 Minuten zurück am Visitorcenter, geben dort den Wagen zurück und machen zum krönenden Abschluss noch ein paar Fotos in die Runde. So langsam ist der Himmer auch relativ wolkenlos und ganz ganz langsam wird es halbwegs wärmer.











Das war Fort Davis! Nun geht es auch direkt weiter in Richtung "Davis Mountains Loop", wir entscheiden uns spontan dazu, ihn gegen die Uhrzeigerrichtung zu fahren, so dass wir in Richtung "McDonald Observatory" fahren. Das ist ein astronomisches Observatorium auf den Bergen vor Mount Davis. Sylvia bekommt jetzt natürlich erst einmal ihr Mittagessen, wie üblich die übrig gebliebene Hälfte eines Black Forest Ham Subs.

Dann kommt auch schon die Abzweigung Richtung Observatory, das ist die Ranchroad 166 und wir folgen dieser Strecke. Schon nach wenigen Meilen taucht auf der anderen Straßenseite ein Picknickplatz mit einem gewaltigem Baum auf, den kann ich mir nicht entgehen lassen:





Im weiteren Verlauf liegt dann auf einer Bergspitze das McDonald Observatory, es gibt sogar eine öffentliche Zufahrt, aber uns reizt das nicht; keine Ahnung, was man dort hätte machen können.





Die Straße schlängelt sich serpentinenartig langsam in die Höhe, immer wieder flankiert von schroffen Felsstrukturen:





Einige Meilen später liegt der Mount Davis zentral vor uns:





Zwischendurch hat man an verschiedenen Aussichtspunkten immer wieder einen weiten Ausblick in das Tal, aber wie so oft ist das nicht so fotogen, wie es das Auge wahrnimmt. Die Entfernungen kommen nicht wirklich zur Geltung und oft ist es auch zu dunstig, so dass wir auf entsprechende Fotos verzichten.

Umso fotogener sind die Gesteinsformationen, die immer wieder am Wegesrand auftauchen. Darunter befindet sich an einer Stelle sogar ein echter "Balancing Rock", so etwas hatten wir heute eigentlich gar nicht erwartet. Das Wetter ist inzwischen total genial - angenehm frische bis kühle Luft, die Sonne wiederum strahlt mit aller Kraft, die Mischung ist super gut auszuhalten. Absolutes Wohlfühlwetter!














Und dann endlich passieren wir die Stelle, nach der wir insgeheim von Anfang an gesucht hatten - nämlich die Perspektive, aus der das Foto in "Scenic Highways und Byways" gemacht wurde. Das Bild ist (wie viele andere Fotos in dem Buch) recht gelungen und wir haben den Ehrgeiz, es nachzustellen. Sylvia entdeckt das Motiv quasi im Rückspiegel, denn das Foto wurde offensichtlich in Gegenrichtung geschossen. Jetzt wird natürlich kurzerhand gewendet, wir fahren exakt zur richtigen Stelle, stellen den Wagen dort ab und beschließen mit den Fotos des Mount Davis aus dieser Perspektive unsere Fotosessions für den heutigen Tag, denn nur wenige Meilen später sind wir wieder am Startpunkt angelangt. Hier also nun das Motiv, welches wir gesucht und gefunden haben:





Es ist inzwischen später Nachmittag und die Planung für den nächsten Tag ist auch schon beschlossene Sache: Guadeloupe Mountains, Weiterfahrt nach Alamogordo via Carlsbad (aber ohne die Höhlen zu besuchen) und weiter via Artesia und den Lincoln Forest, in dessen Herz der Luftkurort Cloudcroft liegt. Ob es dann am Abend noch für einen kleinen Besuch in White Sands reicht, lassen wir dann auf uns zu kommen.

Für heute muss nur noch eine Bleibe gefunden werden, entweder auf dem direkten Weg zu den Guadeloupe Mountains via van Horn (und dann würden wir auch in van Horn bleiben), oder via Pecos, einer etwas größeren Ortschaft (laut Landkarte), aber insgesamt ein kleiner Umweg, aber auch verbunden mit der Option, für uns neue Wege zu befahren. Also entscheiden wir uns für Pecos. Mit Hilfe der Navi wird ein Best Western Hotel auserkoren, dort wollen wir übernachten.

Als wir nach 1,5 Stunden dort eintreffen, stellt sich heraus, dass das kein Best Western Motel mehr ist. Offensichtlich aufgekauft worden. Auf dem Parkplatz stehen sehr viele Autos und es gefällt uns dort insgesamt nur mittelmäßig. Auf dem Weg dorthin waren wir an einen neuen Comfort Suites vorbeigefahren, eigentlich jenseits unserer Preisvorstellungen, aber da wir ja in McAllen vor ein paar Tagen eine kostenlose Nacht hatten, beschließe ich spontan, dass wir uns heute etwas gönnen dürfen - wenn es nicht allzu teuer ist, unsere Grenze liegt eigentlich bei 100$ plus Tax.

Schnell sind wir dort und stehen an der Rezeption. Die Parkplätze draußen sind so gut wie leer, das ist ein gutes Zeichen. Ich frage nach "any two beds, or one king. Nonsmoking". Ja, gibt es - entweder two Queens für 179$ oder one King für 159$, plus Tax, versteht sich. HERZATTACKE!! Sind die durchgeknallt? Ich frage nach AAA - ja, da könnte ich das King für 139$ plus Tax haben. Immer noch nicht wirkich befriedigend. Ich frage den Clerk, ob er irgendwelche besseren Discounts anbieten können (nach dem unfreiwilligen Erfolg in Victoria habe ich einen Gefallen am Feilschen gefunden - das macht Spass und Geld spart es manchmal auch, nicht immer).

An welche Discounts ich denn denken würde? Ich sage ihm erneut, wir hätten nur AAA. Aber um es abzukürzen, mache ich ein Angebot: "I give you 99 plus Tax for the King Room". Frechheit siegt (oder auch nicht, aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt). "No way. The best i can do for you is 109 plus Tax". Na also - das ist doch auch mal ein Wort. Da das Hotel sicherlich ein sehr gutes Frühstück anbietet, besprechen wir dieses Angebot kurz und weil wir dann ja nochmal 15$ Frühstück sparen würden, schlagen wir ein. Eine Menge Geld gespart mit zwei Minuten labern - ich werde das jetzt immer machen, wenn mir der Preis nicht gefällt (natürlich nicht bei 60$ Super8 - das ist peinlich). Und so sitzen wir nur wenige Minuten später auf dem Bett mit dem obligaten Bier in der Hand und geniessen den Komfort einer gut eingerichteten Suite.

Nur für das Abendessen sieht es auch noch mau aus. Ein Steakhouse finden wir nicht, aber ein "Old Mill BBQ" findet auf vielen Seiten Beachtung, dort gibt es u.a. mexikanisches Essen, Sylvia fragt schon seit Tagen danach (was mich zwar schon etwas verwundert, aber wenn es sein soll, warum nicht). Viele Bewertungen sprechen von "sehr schlichtem Lokal, aber gutem und preiswerten Essen". Als wir den Laden gegen viertel vor Acht betreten, stellen wir fest, dass mindestens der erste Teil der Bewertungen zu 100% zutrifft - sehr schlichtes Lokal....

Schnell ist die Bedienung am Tisch, ich frage nach Bier - gibt es nicht. Hm. Schon nicht so sehr gut. Also bitte zwei mal Diet Coke. Recht bald bestellen wir auch unser Essen und dann .... tut sich nichts mehr. Nach über einer halben Stunde (es ist schon zwanzig nach Acht) kommt endlich unsere Kellnerin (die sich als Inhaberin herausstellt), entschuldigt sich schmallippig "for so long wait" und stellt mir ein eiskaltes Essen hin.... (Sylvias Essen ist wenigstens noch warm). Aber meine Platte mit Rinderschmorfleisch und alles mögliche ist durch und durch kalt - offensichtlich hat das irgendwo seit geraumer Zeit herumgestanden. Immerhin kommt sie kurze Zeit später zurück und erkundigt sich, ob es schmeckt, ich bin da selten ehrlich wenn es nicht schmeckt, aber so kalt habe ich keine Freude dran und sage es ihr. Sofort räumt sie den Teller ab, bringt ihn in die Küche und kommt nochmal an den Tisch zurück, ob ich das noch hier essen wollte oder besser mitnehmen. Nein, nicht mitnehmen, hier essen. Also kommt es nach ein paar Minuten noch einmal, "slightly" wärmer, ich zwinge ein paar Bissen in mich hinein, schmeckt durchschnittlich, Sylvia schmeckt ihr Essen überhaupt nicht (zu "matschig" und verwürzt") - kurzerhand bestellen wir zwei Boxen und lassen das Essen einpacken (in der Gewissheit, dass es unser Hotelzimmer nicht erreichen wird, das wird vorher entsorgt, wir wollen nur nicht so peinlich volle Teller zurückgehen lassen).

Dann stellt sich auch heraus, dass der Laden auch nur bis 8.30 Uhr geöffnet hat, als wir um 8.40 Uhr zahlen (glücklicherweise ist es wirklich ziemlich billig), sind die Lichter schon aus und wir werden nur noch kurz herausgelassen. Am Hotel angekommen steht draußen eine Mülltonne und nimmt dankbar die Boxen auf.

Damit ist das Thema mexikanisch essen endgültig abgehakt, Sylvia ist "geheilt", von Stund an konzentrieren wir uns wieder gemeinsam auf Steakhäuser oder Applebees o.ä., da bekommen wir wenigstens auch Bier und Margherita. Sollte es eigentlich auch beim Mexikaner geben, aber in den USA hat leider nicht jedes Restaurant eine Liquor Licence. Das wird uns aber in diesem Urlaub nicht mehr passieren.

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04. April 2013, Donnerstag: 9. Tag, Von Pecos bis Alamogordo - via Guadalupe Mountains & Lincoln Forest


Heute haben wir zwar eine einigermaßen lange Strecke vor uns, aber insgesamt einen relativ ruhigen Tag. Die Guadalue Mountains mit dem "El Capitan" als zentrale Attraktion stehen auf dem Programm, anschließend wollen wir die schöne Runde via Carlsbad und Cloudcroft (hochgelegen im Lincoln Forest) nach Alamogordo fahren.

Das heutige Frühstück findet, relativ spät gegen 9.30 Uhr, zum ersten Mal im Hotel statt. Die Auswahl im Comfort Suites ist aber recht gut und das Frühstück ist auch gut gepflegt, obwohl es nicht mehr sehr lange bis zum Frühstücksschluss ist, werden alle Behälter, egal ob kalt oder warm, bis zum Schluss aufgefüllt. So ist das in Ordnung und damit relativiert sich der hohe Zimmerpreis noch einmal um ein paar Dollar, die sonst bei Subway fällig geworden wäre.

Dann geht es auch schon los in Richtung New Mexico, heute ist das Wetter von Anfang an wunderbar. Strahlend blauer Himmel bei mittleren Temperaturen. Besser geht es kaum.

Auf dem platten Land ist die Sicht riesig. Schon nach etwas mehr als einer Stunde Fahrt, wir befinden uns auf der Ranchroad 652, kann man die mächtigen Berge der Guadalupe Mountains erkennen, schnell dominiert der "El Capitan" den Horizont in der flirrenden Atmosphäre:





Eine halbe Stunde später biegen wir auf die kombinierte 62/180 ein, zwar geht es rechts nach Carlsbad (wo wir im weiteren Verlauf hinwollen), aber zunächst müssen wir noch ein paar Meilen in die Gegenrichtung fahren, um noch näher an unser Zwischenziel zu gelangen. Natürlich dominiert weiterhin der El Capitan das Szenario:





Wenige Meilen später erreichen wir das Visitorcenter. Während Sylvia sich drinnen Informationsmaterial besorgt, bleibe ich draußen bei dem herrlichen Wetter und genieße die Sonne. Dabei lasse ich es mir nicht nehmen, ein paar Eindrücke von der schroffen Umgebung zu sammeln:








Kurze Zeit später kommt Sylvia wieder hinaus. Unsere Hoffnung, es gäbe ggf. irgendwie eine Möglichkeit, oben auf die Berge zu kommen, erfüllt sich leider nicht. Für uns Normalotouris gibt es eigentlich nur die Option, den El Capitan aus allen möglichen Perspektiven zu fotografieren. Obwohl wir ihn schon x-fach abelichtet haben am heutigen Tag, beschließen wir dennoch ein paar Meilen weiter Richtung El Paso zu fahren, weil wir zuletzt 2006 eben von dort gekommen waren und den El Capitan in Wolken umhüllt fotografiert hatten. Diesen Schnappschuss wollen wir heute noch einmal nachmachen, aber heute gänzlich ohne Wolken bei strahlend blauem Himmel. Nur wenige Meilen später erreichen wir den Aussichtspunkt, den wir auch damals angefahren sind. Von hier aus hat man einen extrem weiten Blick in das Tal Richtung El Paso und auf der anderen Seite steht der gewaltige El Capitan:








Damit ist die Mission "Guadalupe Mountains" aber auch abgeschlossen, wir drehen und fahren wie geplant Richtung Carlbad. Auf dem Weg dahin passieren wir die Carlsbad Caverns, aber die haben wir schon mehrfach besucht und abgelichtet, heute passt das nicht mehr in unseren Terminkalender. In Carlsbad wird zunächst einmal eine Tanke aufgesucht, der Wagen benötigt eine Füllung. Ebenso benötigt Sylvia eine Füllung, aber heute morgen gab es ja kein Frühstück bei Subway und somit auch keinen Wegesproviant. Also wird kurzerhand die Navi befragt, wo liegt der nächste Subway auf unserer Route gen Artesia und wenige Minuten später biegen wir auch schon auf einen Parkplatz eines Shoppingcenters ein, wo sich auch ein Subway befindet. Ich warte geduldig am Auto und Sylvia gönnt sich in der Zwischenzeit mal einen Thunfisch Sub - schmeckt angeblich auch gut.

Dann geht es auch schon weiter Richtung Artesia und von dort auf die 82 Richtung Alamogordo. Als wir den Lincoln National Forest erreichen, geht es zügig bergauf, unser nächstes Zwischenziel, der Luftkurort Cloudcroft liegt auf über 8.000 Fuss Höhe. Den erreichen wir ca. 1 Stunde später, wir fahren gezielt von der Hauptstraße nach rechts ab auf die Parallelstraße - das kennen wir noch vom letzten Besuch, dort spielt sich das eigentliche Touristenleben ab. Cloudcroft ist ein kleiner aber netter Ort, wir stellen den Wagen ab und steigen aus - ups, hier ist aber kalt! Trotz Sonne fegt ein ziemlich frischer durch die Straße, immerhin sind wir hier über 2.600m hoch, das merkt man jetzt deutlich. Dennoch machen wir einen kleinen Spaziergang und fangen ein paar Eindrücke von Cloudcroft ein:











Auf dem Übergang von Texas nach New Mexico haben wir heute eine Stunde Zeit "gewonnen", da sich New Mexico in einer anderen Zeitzone (Mountain Time) als Texas (Central Time) befindet, so dass es jetzt erst 15.00 Uhr ist. Aber ich kann meine innere Uhr natürlich nicht betrügen und ich bemerke, dass ich langsam Probleme mit meinen Schmerzen bekomme. Außerdem ist es wirklich frisch hier oben, also beschließen wir die Weiterfahrt.

Auf dem Weg Richtung Alamogordo geht es wieder genauso zügig hinunter wie vorher hinauf. Von mehreren Stellen aus hat man eine Wahnsinnssicht auf das Tal und auf die hinten liegende Wüste White Sands. Auch wenn das Foto bei weitem nicht die Szenerie so einfassen kann, wie sie in echt wirkt, machen wir wenigstens einen Versuch:





Wenig später treffen wir in Alamogordo ein. Wir kennen Alamogordo ganz gut, die Stadt hat einen der "geilsten" Business Loops überhaupt, aber unsere Navi will uns außenherum auf den Highway lotsen. Nö, wollen wir nicht, also wird die Navi ausgemacht (sonst labert sie in einem durch und versucht uns doch wieder anders zu leiten). Unser Ziel ist das entgegensetze Ende dieses Business Loops, dort befindet sich ein Applebees Restaurant und direkt daneben ein schnuckeliges Motel, das "White Sands Motel", mal kein Kettenmotel, welches wir auch 2006 aufgesucht hatten.

Wir fahren gemütlich den ganzen Business Loop hinunter, der einige Meilen lang ist und wo man nahezu alle Motels und Restaurants antrifft, die es in den USA so gibt. Ein Carls Junior fällt uns sogar auf - den gab es doch letztes Mal noch nicht?! Schließlich erreichen wir das Motel, es sieht noch genau so aus wie vor 7 Jahren und wir bekommen auch das gleiche Zimmer (oder nebenan - jedenfalls im gleichen Block an der gleichen Stelle ungefähr). Das Zimmer ist recht klein aber urig, aber auch hier steht inzwischen sowohl ein Kühlschrank als auch eine Mikrowelle drin, irgendwie haben das heute wirklich alle Motels.

Es ist nicht einmal fünf Uhr, aber ich lege mich dennoch auf das Bett und bekomme mein obligates Budweiser. Kurz vor sechs brechen wir zu Fuss zum Applebees auf - ein gute Entscheidung, denn als wir um fünf vor Sechs unsere Getränke bestellen, stellt sich heraus, dass wir noch ganz knapp von der Happy Hour profitieren. Die Atmosphäre gefällt uns wie immer sehr gut, das Essen ist in Ordnung (wenn auch nicht mit Roadhouse vergleichbar) und anschließend gehen wir aufs Zimmer zurück und lassen bei Fernsehen, Internet und "Fotos sichten" den Tag ausklingen. Außerdem beschließen wir, dass wir morgen Richtung Silver City fahren wollen um dann, egal wie aufwändig das sein wird, endlich die Gila Cliff Dwellings besuchen wollen - auch wenn ich selbst wahrscheinlich dort nicht zurechtkommen werde. Aber wir haben es schon so oft ausgelassen, dass es jetzt wirklich "dran" ist.

Rainer

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So, nach der kleinen Auszeit geht es jetzt auch wieder weiter:


05. April 2013, Freitag: 10. Tag, Von Alamogordo bis Silver City


Am heutigen Morgen ist der Himmel leider wieder einmal bedeckt. Schade, denn wir wollten in White Sands ein paar Fotos schießen, aber das Licht ist wenig ermutigend. So fahren wir erst einmal zum neu entdeckten Carls Jr. - heute mal kein Subway zum Frühstück sondern einen 6-Dollar-Burger. Lecker! Ist aber auch ein richtiger Sattmacher, anders als Subway.

Ich lasse es mir nicht nehmen, eine der auffallend vielen Bedienungen anzusprechen, ob dieser Laden neu wäre - jawohl, der hat erst im Februar aufgemacht. Immerhin - haben wir es also richtig in Erinnerung, Carls Jr. gab es vormals nicht in Alamogordo. Passt aber gut auf den (wie wir finden) sowieso besten Businessloop des Südwestens. Also wer Spass an typisch amerikanischen Business Loops hat, mit den vielen Leuchtreklamen und Mampfbuden und Unterkünften, der sollte in Alamogorde einmal ganz rauf und wieder runter fahren, das ist schon ein beeindruckendes Angebot.

Wir machen uns aber auf, fahren dennoch zu White Sands, denn Dank unseres Nationalparks Pass kostet es uns nichts, also versuchen wir es wenigstens. Das Licht ist leider immer noch schlecht, wir fahren die ersten vier Meilen hinein, bis die Stelle kommt, wie ein langer Laufsteg in die Wüste gebaut wurde. Wir parken dort, gehen die ersten Meter auf dem Steg - um nach 100 Metern vor einer Sperre zu stehen: ab hier ist der Steg heute geschlossen. Auch das noch.

Also gehen wir wieder zurück, beschließen aber wenigstens noch den Loop auszufahren und machen dann ein paar Fotos, um wenigstens die Stimmung einzufangen:











Das war es dann aber auch schon für heute, wir fahren wieder raus und Richtung Las Cruces, dort auf die Interstate Richtung "Truth or Consequences" (was für ein Name für eine Stadt!), um dann bei Caballo auf die 152 Richtung Silver City abzubiegen (angeblich heißt diese Scenic Road auch "Geronimo Trail" bzw. ist ein Teil dieses Trails).

Die Fahrt nach Silver City ist landschaftlich zwar durchaus abwechslungsreich, aber auf Grund des schlechten Lichts kommt keine rechte Fotostimmung auf, ein einziges Mal halten wir an und machen ein paar Fotos, hier ein Foto mit unserem Minivan auf der Fahrt durch die Berge:





Am frühen Nachmittag erreichen wir Silver City und suchen uns ein Motel. Beim letzten Mal haben wir in einem Motel6 hier übernachtet, heute fällt die Wahl willkürlich auf die Econo Lodge - eine gute Wahl, wie sich herausstellen sollte. Am Tresen bekommen wir einen AAA Discount, das Zimmer kostet dann 72$ plus Tax, in New Mexico macht das dann 79$ Brutto. Am Hotel selbst befinden sich einige Werbebanner, man habe irgendwelche Diamond Awards bekommen - das Zimmer rechtfertigt diese Wertung. Ein schönes großes Zimmer mit großem Bad, mit separatem Waschbecken im Zimmer, mit Kühlschrank, Mikrowelle, PlasmaTV und (erstmalig!) sogar mit einem (funktionierenden!) Safe. Wow! Tadelloses Zimmer, für das Geld absolute Spitzenklasse.

Da es noch viel zu früh ist, um die Füße hochzulegen, brechen wir noch einmal auf und fahren Downtown in den Historic District, der im wesentlich aus einer recht farbenfrohen Hauptstraße besteht. Unseren ursprünglichen Plan, ggf. sogar heute noch zu den Gila Cliff Dwellings zu fahren, verschieben wir auf morgen - eine weise Entscheidung, denn die Anfahrt bis dahin wird sich als sehr zeitaufwändig herausstellen.

Also haben wir hier etwas mehr Zeit, um herumzuschlendern, die Sonne hat es inzwischen auch geschafft, sich ein Loch durch die Wolken zu brennen und so machen wir eben ein paar Erinnerungsfotos:














Was uns negativ auffällt, ist die Tatsache, dass einige Läden geschlossen haben und zu verkaufen sind. Scheint es doch wirtschaftliche Probleme zu geben in der Region. Nach gut einer Stunde sind wir am Auto zurück, auf dem Weg zurück zum Motel fallen wir aber noch in einen Supermarkt ein und frischen unsere Vorräte (insbesondere Getränke) wieder auf. Außerdem entdecken wir ein "Red Barn Steakhouse" und beschließen kühn, dass wir dort nachher Essen gehen werden.

Im Motel angekommen schlage ich Sylvia vor, dass wir den kompletten nächsten Tag für die Gila Cliff Dwellings etc. einplanen sollten und dann vielleicht nicht, wie momentan gebucht, nur eine Nacht, sonden sogar zwei Nächte hier bleiben sollten. Das Motel ist sehr gut, wir brauchen dann morgen auch nicht zu packen - kurzentschlossen gehe ich an die Theke und frage, ob ich um eine Nacht verlängern kann. Das stellt sich als unproblematisch heraus, obwohl morgen Samstag ist kostet das Zimmer das gleiche, wir bekommen allerdings nochmal neue Zimmerschlüssel und gehen zufrieden auf das Zimmer zurück. Perfekt! Morgen soll das Wetter sehr schön sein.

Nach den obligaten Bierchen und dem "Entspannungsprogramm Füße hochlegen" geht es wie geplant zur Red Barn, aber der Brüller ist das nicht. Zwar nicht gleich schlecht, aber gegen Logans Roadhouse kann es nicht anstinken. Auf den morgigen Tag freuen wir uns aber zu Recht, wie sich herausstellen wird.

Horst

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Hallo Rainer,

schön daß Dein Bericht weitergeht.  :)

Bin gespannt auf Gila Cliff Dwellings.
Dorthin habe ich es immer noch nicht geschafft und es kommt recht selten in Berichten vor.

Ich bin mit dem, was Du sagst, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod Dein Recht verteidigen, es zu sagen. Voltaire.

Rainer

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Bin gespannt auf Gila Cliff Dwellings.
Dorthin habe ich es immer noch nicht geschafft und es kommt recht selten in Berichten vor.

Ging uns ja genauso - wir sind schon x-fach dran vorbeigefahren. Das Problem ist eben grundsätzlich die Lage - man muss eine sehr weite Anfahrt in Kauf nehmen und muss diese dann auch wieder (zumindest in Teilen) zurückfahren. Wer ernsthaft die Dwellings erforschen will, muss deswegen so gut wie den ganzen Tag verplanen, das nimmt man nicht einfach mal so mit.

Bei uns kommt dann noch das Problem dazu, dass ich relativ sicher war, selbst gar nicht in die Cliff Dwellings klettern zu können, so dass ich zwangsläufig Sylvia alleine losschicken muss. Aber sie hatte es sich schon so oft gewünscht und jetzt war es einfach "reif".

Andrea

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Den $6-Burger von Carl´s kannst du also (dem Heiko) empfehlen? Ich werde es ihm ausrichten!

Dass ihr nur den Loop fahren konntet in White Sands ist echt schade. Denn deine Fotos lassen vermuten, dass es dort total klasse sein muss. Eines Tages... Die To-Do-Liste ist echt lang!

Du schraubst ja die Spannung schon so in die Höhe, dass ich auf die Gila Cliff Dwellings echt gespannt bin! Schnell weiter, bitte!  ;)
Liebe Grüße, Andrea



www.antiwalks.eumerika.de

Rainer

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So, ich mache jetzt erst mal "Seitenvorschub", denn es kommt eine fotoreicher Tag.

Rainer

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