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Amerika => USA Reiseziele => Thema gestartet von: Horst am 22. September 2013, 20:40:35

Titel: Geisterstädte / Ghosttowns
Beitrag von: Horst am 22. September 2013, 20:40:35
Hallo zusammen,

welche Geisterstädte habt Ihr schon besucht und welche haben Euch besonders beeindruckt - welche möchtet Ihr gerne noch sehen ?

Titel: Re: Geisterstädte / Ghosttowns
Beitrag von: Shadra am 23. September 2013, 12:08:21
Mit viel kann ich hier nicht aufwarten.

Calico (http://cms.sbcounty.gov/parks/Parks/CalicoGhostTown.aspx) war bis jetzt das einzige Geisterstädchen, welches ich besucht hatte.

Wobei .. bevor ich dort war, hatte ich mir eine "Geisterstadt" völlig anders vorgestellt. Wir kamen fast gleichzeitig mit 2 Reisebussen an und aufgrund dessen, war diese Geisterstadt ganz schön voll  ::) Daher wohl auch der Spruch auf dem Stein des Örtchens: "Calico lives again"  ;D

Ansonsten eigentlich ganz nett aufgemacht. Ein zweites mal braucht es zwar nicht, aber so für einen Besuch war es ganz OK. Wobei ich natürlich Null Vergleichsmöglichkeiten habe ...
Titel: Re: Geisterstädte / Ghosttowns
Beitrag von: Silv am 23. September 2013, 12:47:28
Ich habe bisher auch nur eine besucht: Grafton (bei Springdale, Utah). Zwar nicht groß, dafür aber nichts los - deshalb fast zurecht "Geisterstadt".

Man muss zwar nicht unbedingt hin, aber wenn man eh in der Nähe ist - ein paar schöne Fotomotive gibt es schon.
Titel: Re: Geisterstädte / Ghosttowns
Beitrag von: Hatchcanyon am 23. September 2013, 15:30:39
Hallo zusammen,

welche Geisterstädte habt Ihr schon besucht und welche haben Euch besonders beeindruckt - welche möchtet Ihr gerne noch sehen ?

Da haben wir sicher eine ganze Menge gesehen. Im unterschiedlichsten Zustand von nicht mehr auffindbar bis ziemlich bewohnt war alles dabei. Experten - wir gehören sicher nicht dazu - unterscheiden Typ und Class der Ansiedlung.

Typ:
1 - Mining Town
2 - Ranch/Farm Town
3 - Railroad Town
4 - Sonstige

Class:
1 - Vollständig verschwunden, die Lage ist manchmal nicht genau bekannt
2 - geringe Reste wie Schutt, ein Grabstein etc.
3 - Ruinen, keine intakten Gebäude, keine Bewohner
4 - Ruinen und intakte Gebäude, aber unbewohnt (Die beliebteste Klasse bei Touristen)
5 - Ruinen und intakte Gebäude in der Nachbarschaft bewohnter Orte und Plätze
6 - wenige Ruinen, viele intakte Gebäude, wenige Einwohner.
7 - Orte mit vielen verlassenen Gebäuden, aber auch einer erklecklichen Anzahl Einwohnern; auch als Semi Ghost Town bezeichnet.

Sehr viele Ghostly Places haben wir im alten Bergbaugebiet der San Juan Mountains in Colorado gesehen.

Auch im Umfeld von Moab gibt es mehr als viele Touristen wahrscheinlich bemerken:
- Miners Basin (http://hatchcanyon.eu/Navigation/USA/Utah/Moab/Moab_NO/Miners/index.php) hoch oben in den LaSal Mountains. Ehemalige Bergbausiedlung (Gold), hatte ein Postamt. Die Gebäude sind heute Privatbesitz. Bis zu den Gebäuden sind wir nicht gekommen.
(http://hatchcanyon.eu/Navigation/USA/Utah/Moab/Moab_NO/Miners/DSC00959_9.jpg)

- Polar Mesa: Mining Camp (Vanadium) bis in die 1960er Jahre

- Owl Draw (http://hatchcanyon.eu/Navigation/USA/Utah/Moab/Moab_NO/OwlDraw/index.php): Mining Camp bis ??
(http://hatchcanyon.eu/Navigation/USA/Utah/Moab/Moab_NO/OwlDraw/PICT3205_9.jpg)

- Yellow Cat: Mining Camp (Uran). Hier lebte auch zeitweise Charlie Steen mit seiner Familie.

- Valley City: Direkt an der US 191 in Richtung I 70. Landwirtschaft. Ein grossangelegter Betrug, mit dem man viele Leute um ihr Geld brachte. Heute steht nur noch ein Keller neben der US 191 und ein gebrochener Damm.
(http://hatchcanyon.eu/Navigation/USA/Utah/Moab/Moab_NO/ValleyCity/ValleyCity01_8.jpg)

- Thompson Spring: Eine Mischung aus Mining- und Railroad Town. Heute noch ca. 30 Einwohner. Früher mal Expresszugstation.

- Sego: Mining (Kohle) wenige Meilen nördlich von Thompson Spring. Bis Anfang der 1950er Jahre bewohnt.

- Elgin: Landwirtschaft; im Ortsbereich von Green River

- Richardson: zwischen UT 128 und dem Colorado River. Hatte eine Art Hafen am Fluss.

- Dewey: an der gleichnamigen Bridge hatte mal Tankstelle und Laden, heute nur noch wenige Einwohner.

- Cicso: südlich der I 70 in Richtung Colorado State Line. Bis in die 1960er Jahre bewohnt, heute nur noch ganz wenige Menschen (wenn überhaupt?) (Nördlich der I 70 findet sich Danish Flats)

- Camp Vinero (http://hatchcanyon.eu/Navigation/USA/Utah/Green_River/Vinero/index.php): Nördlich der I 70 nahe am San Rafael Reef, Mining (Uran?, Vanadium)
(http://hatchcanyon.eu/Navigation/USA/Utah/Green_River/Vinero/Vinero05_9.jpg)

- Woodsite an der US 6 in Richtung Price haben wir noch bewohnt erlebt.

Das sind sicher nicht alle Locations. Es gibt noch einiges mehr und dazu auch noch Ghost Railroads (z.B. Baxter Pass) und Ghost Roads, z.B. die alte UT 24 (http://hatchcanyon.eu/Navigation/USA/Utah/Green_River/GhostHwy/index.php).
(http://hatchcanyon.eu/Navigation/USA/Utah/Green_River/GhostHwy/_DSC1540.jpg)

Gruss

Rolf
Titel: Re: Geisterstädte / Ghosttowns
Beitrag von: Rainer am 23. September 2013, 16:08:13
Eigentlich haben wir auch schon eine ganze Menge Ghosttowns gesehen, wie bei Rolf war auch alles vertreten, von "extrem gut gepflegt" bis hin zu "totaler Müll".

Spontan fällt mir ein:

a) am Apache Trail das Örtchen "Goldfields". Das ist aber schon eher ein nett angerichteter Touri Ort mit Antiquitäten und Shops, weniger Ghosttown. Das war unsere erste Ghosttown überhaupt.

b) natürlich Bodie, wahrscheinlich das absolute Highlight unter den Ghosttowns. Liebevoll gehegt und gepflegt.

c) fast ebenso gehegt und gepflegt erscheint das (sicherlich erheblich unbekanntere) "Nevada City" in Montana, was übrigens nur zu Fuss zu besuchen ist (der sog. Museumsteil, was aber die historischen Gebäude umfasst) und auch Eintritt kostet. Aber das muss sich nicht hinter Bodie verstecken.

d) die Totalenttäuschung "Rhyolite", das ist selbst den allerkleinsten Umweg nicht wert.

e) "Mogollon", eine Mining Town im gleichnamigen Gebirgszug in Nex Mexico. Hier wurde (wie ich an anderer Stelle schon einmal geschrieben habe) ein Großteil des Kinoerfolgs "My Name is Nobody" (mit Terrence Hill und Henry Fonda in den Hauptrollen) gedreht, aber wir haben definitiv gar nichts wiedererkannt. Ist aber durchaus besser als Rhyolite

f) und dann noch die Ausfälle "Sheakespeere" und "Steins" (unweit der I10 in New Mexico, nahe Lordsburg), die sich seit einigen Jahren offensichtlich in Privatbesitz befinden und liebevoll per Stacheldrahtzaun beschützt sind (und sowieso nur aus je zwei Bretterbuden bestehen).

Wir haben sicherlich noch diesen oder jenen langweiligen Haufen Steine auch noch irgendwo gesehen, aber lange nicht alle Ghosttowns sind auch wirklich einen Ausflug wert.
Titel: Re: Geisterstädte / Ghosttowns
Beitrag von: Silvia am 24. September 2013, 10:14:15
Ich war erst in ein wenigen Ghosttowns..

einige wie bei Rainer: 
- Goldfield
- Rhyolite, da hatte ich im Vorfeld viel Negatives gehört, fand ich jetzt aber nicht so übel, waren nur zu viel Leute dort
- Steins stand ich auch vor dem Zaun


Dann im Death Valley:

Aguereberry Camp, Eureka Mine  :thumb:    - es gibt nicht sonderlich viel zu sehen, aber mir gefiel es sehr gut!   :herz:
Ballarat, war meiner Meinung nach den Umweg nicht wert




... und jetzt außer Konkurrenz, da nicht in der USA mein absoluter Liebling: Kolmannskuppe


(https://lh4.googleusercontent.com/-JpqWKvGnQYE/TghUBDuzaHI/AAAAAAAAAjo/vYspy_pXKUI/s512/PC270174.jpg)         (https://lh4.googleusercontent.com/-mBZgwpNRp4I/TghT9_4kcwI/AAAAAAAAAjk/eb9rcg_xe8Q/s512/PC270173.jpg)


(https://lh6.googleusercontent.com/-xvKHs70NWUA/TghUdCCFdII/AAAAAAAAAkM/az0rfP3sxLY/s640/PC270191.jpg)



Titel: Re: Geisterstädte / Ghosttowns
Beitrag von: Andrea am 24. September 2013, 10:24:32
Silvia, an Kolmanskoop habe ich auch gedacht, war aber noch nicht dort...

Ich war bisher nur in Rhyolite - der Abstecher war nicht zu groß, daher okay. Eine dringende Empfehlung würde ich dafür aber auch nicht aussprechen...  ;)

Was ist den mit unterirdischen Ghosttowns? Es kommt ja immer mal wieder vor, dass unter Städten noch ältere Städte liegen, die man heute besichtigen kann. Ich glaube, die Pariser Katakomben sind auch etwas ähnliches. Auch in Hannover gibt es eine unterirdische "Stadt", wo früher ganze Künstlerkolonien gewohnt haben. Die kenne ich aber nicht -  hatte das ganz überrascht in einem Bericht gesehen.

Für mich sind solche Dinge auch irgendwie "Ghosttowns".
Titel: Re: Geisterstädte / Ghosttowns
Beitrag von: Horst am 24. September 2013, 20:16:46
Hi Silvia,
... und jetzt außer Konkurrenz, da nicht in der USA mein absoluter Liebling: Kolmannskuppe
wie Du vielleicht hier (http://www.eumerika.de/smf/index.php?topic=27.msg800#msg800) nachlesen konntest sind wir dieser Ghosttown auch verfallen.  :D

Viele der hier genannten Ghosttowns kenne ich auch.
Highlights meiner Nordamerika Ghosttowns  sind u.a. Bodie/CA, Vulture Mine (AZ), Terlingua, (TX), Goldfiled (NV), Belmont (NV), South Pass City (WY), Bannack (MT), Elkhorn (MT), Garnet (MT), Nevada City (MT), Kennicott (Alaska), Barkerville (BC/Kanada)
Bannack, Bodie und Barkerville fand ich am beeindruckendsten.

Rhyolite fand ich gar nicht so uninteressant. Zum einen das Bottle House aber vor allem die Ghosts of Rhyolite sind doch ganz spezielle Kunstwerke die man zusammen mit den spärlichen Ruinen als Death Valley Besucher mitnehmen kann.

Kürzlich bin ich über eine interessante Ghosttown namens Eureka in Utah (http://www.ghosttowngallery.com/htme/eurekaut.htm)  gestossen.
Kennt die jemand ?

Titel: Re: Geisterstädte / Ghosttowns
Beitrag von: Rainer am 24. September 2013, 20:45:19
Terlingua, (TX)

Ach siehste, die kenne ich natürlich auch. Habe ich schon wieder vergessen.

Kürzlich bin ich über eine interessante Ghosttown namens Eureka in Utah (http://www.ghosttowngallery.com/htme/eurekaut.htm)  gestossen.
Kennt die jemand ?

Kenne ich noch nicht - aber wir sind ja in 6 Monaten da. Vielleicht nehmen wir die mit. Ich kenne nur Eureka/CA, aber das ist natürlich keine Ghosttown.
Titel: Re: Geisterstädte / Ghosttowns
Beitrag von: Hatchcanyon am 24. September 2013, 22:04:52

Kürzlich bin ich über eine interessante Ghosttown namens Eureka in Utah (http://www.ghosttowngallery.com/htme/eurekaut.htm)  gestossen.
Kennt die jemand ?

Ja,

aber eine Ghosttown ist das sicher nicht, bestenfalls eine Typ 1 Class 7. Dort leben so um die 1.000 Einwohner. Man kann das vielleicht mit Silverton in Colorado vergleichen, das auch nie wirklich zur Ghosttown wurde, obwohl die Minen schlossen. In beiden Fällen hat sich die wirtschaftliche Grundlage geändert und damit die Bevölkerungszahl reduziert.

Nochmal zu Bodie:

Das ist zwar tatsächlich eine weitgehend aufgegebene Siedlung, nur ist sie heute hollywoodmässig aufgehübscht. Vieles was man dort vorfindet ist Kulisse. Das geht vom gefakten Kaufmannsladen bis zum Undertaker-Shop.

Gruss

Rolf
Titel: Re: Geisterstädte / Ghosttowns
Beitrag von: Kauschthaus am 25. September 2013, 00:05:16
Ich weiß nicht, ob sich da viel geändert hat, aber Bodie wird weitgehend nach dem Prinzip des "Arrested Decay" erhalten.

Nun ist mein Stand von 2006, als wir dort waren. Aber abgesehen von 1-2 Läden war eigentlich alles glaubhaft alt. Und auch gar nicht begehbar.

Was meinst Du mit hollywoodmäßig aufgehübscht?

Wir sind Ghosttown Fans (was ich nicht mit Ghosttown Kennern gleichsetzen möchte), und haben immer darauf geachtet, möglichst viele auf unseren Reisen mitzunehmen.

Wie Hatchcanyon ja schon sagte, gibt es auch sogenannte Semi Ghosttowns, wenn nicht alles völlig verlassen ist. Oatman gehört da z.B. dazu. Und dann gibt es die, bei denen einige Straßenzüge verlassen, aber durchaus touristisch wieder hergerichtet sind. Zu denen würde ich z.b. Virginia City zählen, und zwar beide, das in Nevada und das in Montana.

Wenn ich mal alles dazu rechne, egal ob verfallen oder erhalten oder noch gering bewohnt, waren wir bisher in
(ich gehe in Gedanken mal die Reisen durch, deshalb diese Reihenfolge)

Chloride, AZ (zwischen LV und Kingman, Semi Ghosttown mit nur ein paar alten Gebäuden)
Oatman, AZ
Bodie, CA
Barkerville, BC
Fort Steele, BC
Virginia City, MT
Nevada City, MT
Bannack, MT
Coolidge, MT
Garnet, MT
Virginia City, NV

Highlights sind da schwer zu sagen, Barkerville ist touristisch voll erschlossen, während die Giebel der Cabins in Coolidge im Bach liegen.

Aber wenn ich eine Hitliste aufstellen sollte, dann wären es wohl gleichauf Bodie, Bannack und Barkerville. Und Garnet, weil es dort so schön spuken soll. Was man fast glaubt, wenn man da ist.  ;D

Viele Grüße, Petra






Titel: Re: Geisterstädte / Ghosttowns
Beitrag von: Horst am 25. September 2013, 08:42:39
Chloride, AZ (zwischen LV und Kingman, Semi Ghosttown mit nur ein paar alten Gebäuden)
Oatman, AZ
Bodie, CA
Barkerville, BC
Fort Steele, BC
Virginia City, MT
Nevada City, MT
Bannack, MT
Coolidge, MT
Garnet, MT
Virginia City, NV

Fort Steele ist ja eher historisch als eine Ghosttown hat mir aber auch total gut gefallen.
Ich starte für historische Sights mal später einen Thread - auch das ist ein interessantes Thema. :)

Chloride ist ganz witzig. Hast Du Dir auch die Murals angesehen Petra ?


Etwas nach Süden auf dem tollen Highway 93 haben wir mal in Robsons Mining World übernachtet:

(https://www.eumerika.de/abload.de/img/img_27208cd60.jpg)


(https://www.eumerika.de/abload.de/img/img_20591mcoq.jpg)
Nur eine handvoll Gebäude aber tolle Saguaro-Umgebung !
Titel: Re: Geisterstädte / Ghosttowns
Beitrag von: Hatchcanyon am 25. September 2013, 15:23:13
Was meinst Du mit hollywoodmäßig aufgehübscht?

Dass vieles in Bodie vor - sagen wir mal 60 Jahren - weitaus verfallener war als es heute dargeboten wird. Der Kaufmannsladen z.B. existierte so längst nicht mehr. Das was dort zu sehen ist wurde von überall her zusammengetragen und auf den Regalen drapiert. Kann man sich ja selbst ausrechnen, dass kein Kaufmann die noch verwertbaren Produkte einfach so in den Regalen hätte stehen lassen als er schloss. Und wenn doch hätten Plünderer tabula rasa gemacht.

Da gibt es eine angeblich "authentic" Gas Station. Ist sie aber nicht, sondern wieder "neu" alt aufgehübscht. Sowas Ähnliches gilt für das Schulhaus und auch für die Wohnhäuser in die man reinsehen kann. Lächerlich, einen Küchentisch mit Tellern und Besteck hinzustellen. Da muss man sich als Besucher schon ziemlich auf den Arm genommen vorkommen.

In naher Zukunft möchte man eine längst in Trümmern liegende Bahnstation der Bodie and Benton Railroad wiedererrichten. Die Strecke (http://www.robertwynn.com/LimeKiln.htm) existiert zwar schon seit 1914 (andere sagen 1917?) nicht mehr, aber sowas fehlt doch noch, oder?
 
Es ist halt ein kommerzielles Unternehmen. Wo sonst in einer richtigen Ghost Town bezahlt man Entrance Fee? Warum nennt man es nicht Freilichtmuseum? Das käme der Sache wesentlich näher.  California richtet aktuell eine Datenbank ein, in der Artefakte registiert werden, damit man sie an zeitlich - nicht räumlich! - passenden Orten präsentieren kann. Noch Illusionen?  :floet:


Wie Hatchcanyon ja schon sagte, gibt es auch sogenannte Semi Ghosttowns, wenn nicht alles völlig verlassen ist. Oatman gehört da z.B. dazu. Und dann gibt es die, bei denen einige Straßenzüge verlassen, aber durchaus touristisch wieder hergerichtet sind.

Da kann man inzwischen auch Las Vegas hinzuzählen. Durch die starke Abwanderung stehen ganze Strassenzüge und Blöcke leer - nicht ganz so dramatisch wie in Detroit, aber es reicht, dass inzwischen angeblich eine Art Ghost Town-Tour geben soll?

Gruss

Rolf
Titel: Re: Geisterstädte / Ghosttowns
Beitrag von: Silke am 26. September 2013, 08:11:19
Wir waren vor drei Tagen gerade in Bodie und ich war ziemlich enttäuscht, wie verfallen doch alles ist.
Nun ja, ich hab´s gesehen, nochmal muss ich nicht hin. Vielleicht hatte ich falsche Vorstellungen. Etwas liebevoll gehegt und gepflegtes habe ich dort nicht gesehen. Aber dafür Stateparkmitarbeiter, die ihre Autos direkt neben die alten Gebäude stellen mussten >:(.

Wir sind eher Freunde wieder hergestellter Historie. Mir hat z.B. Calico besser gefallen (auch wenn ich jetzt hier vermutlich starken Protest ernte).

Ansonsten haben wir noch Nelson gesehen, aber das ist ja auch eine Semi Ghosttown, und Rhyolite, wo ich eigentlich die Geister am besten fand.
Titel: Re: Geisterstädte / Ghosttowns
Beitrag von: Rainer am 26. September 2013, 11:57:45
Etwas liebevoll gehegt und gepflegtes habe ich dort nicht gesehen.

Die Gebäude (sowieso auch sehr viele) sind doch "top in Schuss". Sie sind nicht eingestürzt und leuchtend dunkel braun gestrichen - das wird mir Sicherheit regelmäßig gepflegt.

"Inneneinrichtung" erwarte ich keine (vielleicht hast Du das erwartet?). Aber der Gesamteindruck ist wirklich eine große, sehr gut erhaltene Siedlung.

Aber dafür Stateparkmitarbeiter, die ihre Autos direkt neben die alten Gebäude stellen mussten >:(.

Das fände ich allerdings auch zum kotzen, da hätte ich auch den Mumm und würde etwas sagen. Immerhin kostet das Eintritt und wenn ich da Fotos mache, will ich keine neuzeitlichen Karren auf dem Foto haben.

Wir sind eher Freunde wieder hergestellter Historie. Mir hat z.B. Calico besser gefallen (auch wenn ich jetzt hier vermutlich starken Protest ernte).

In Calico war ich noch nicht, aber Bodie ist wiederhergestellt, so sehen Häuser nicht aus, wenn sie seit 150 Jahren leer stehen und dem Wetter ausgesetzt sind. Wie gesagt, nicht von innen, aber das finde ich auch nicht notwendig. Es ist kein Indoor Museum.

Ansonsten haben wir noch Nelson gesehen, aber das ist ja auch eine Semi Ghosttown, und Rhyolite, wo ich eigentlich die Geister am besten fand.

Das verstehe ich dann wirklich endgültig nicht mehr - Rhyolite ist doch nun wirklich der totale Schrott. Eineinhalb eingefallene Häuschen mit halbem Wellblechdach und dieses (relativ öde) Flaschenhaus (was sowieso mit dem Thema an sich eigentlich gar nichts zu tun hat). Und das einzige vielleicht interessantere Gebäude, eine Art Bahnhof oder Schule oder so, ist mit Stacheldrahtzaun umgeben. Fand ich die absolute Megaenttäuschung, wir haben kein einziges Foto gemacht. Einfach nur Müll. Dagegen ist doch gerade Bodie ein fünfsterne Hotelblock mit teurer Fassade.

Wer übrigens auf liebevoll erhaltene Inneneinrichtun steht - das findet man u.a. in Fort Davis (TX), wo wir im Frühjahr waren. Das ist genau genommen eigentlich auch "Ghost", wenn auch nicht "Town". Aber ein verlassenes Fort resp. eine Militärkaserne mit allem drum und dran. Da sind auch viele Einrichtungen restauriert worden, inkl. der recht beeindruckenden Behandlungszimmer des Arztes (gut, dass wir heute leben....).

Ansonsten hatte Petra (Kauschthaus) oben auch noch Virginia City (MT) genannt, das ist ja relativ nahe auch bei Nevada City. Aber Virginia City ist für mich endgültig keine Ghosttown, das ist ein höchst quirliger und lebendiger Ort, mit einem historischen Flair und eine Hand voll unbewohnter Häuschen. Das ist für mich die gleiche Kategorie wie Tombstone (AZ) und Winthrop (MT), historische Städte mit erhaltenem Stadtkern, aber weit entfernt von "Ghost". Da lebt man definitiv noch.
Titel: Re: Geisterstädte / Ghosttowns
Beitrag von: Rainer am 26. September 2013, 12:25:12
Da kann man inzwischen auch Las Vegas hinzuzählen. Durch die starke Abwanderung stehen ganze Strassenzüge und Blöcke leer - nicht ganz so dramatisch wie in Detroit, aber es reicht, dass inzwischen angeblich eine Art Ghost Town-Tour geben soll?

Da stimmt etwas nicht - Las Vegas hat in keinem einzigen Jahr eine negative Bevölkerungsbilanz. Bis 2008 war Las Vegas regelmäßig auf den vordersten Rängen (meistens Platz 1) des Bevölkerungszustroms. Das ist zugebenermaßen eingeknickt (es gab in Spitzenjahren Zuwachsraten von 100% pro Dekade), aber noch wächst Las Vegas und es ist auch für die Zukunft ein (schwaches) Wachstum prognostiziert.

In absoluten Zahlen, Bevölkerung Las Vegas:

1950, 24.600
1960, 64.400
1970, 125.800
1980, 164.700
1990, 286.600
2000, 484.500
2010, 583.800
2011, 586,400
2012, 590.900
2013, 596.900 (prognostiziert)

Und im Moment zieht der Zustrom wieder an, aktuell liegt Las Vegas auf Platz 11 der am schnellsten wachsenden Metropolen der USA. Es hat lediglich auf Grund der schweren Immobilienkrise in vielen Metropolen einen sehr schwachen Zuwachs gegeben. Aber von "starker Abwanderung" kann in Las Vegas keine Rede sein.

Wenn dennoch Straßenzüge leer stehen, dann hat es allenfalls infrastrukurelle Gründe, in Las Vegas hat es immer schon sehr viel Bautätigkeit gegeben. Aber ich persönlich habe in Las Vegas keine leeren Straßenzüge gesehen. Schon gar nicht so, wie es die Bilder von Detroit zeigen (das ist ja wirklich grausam).

Möglicherweise sind einige Bauruinen inzwischen zu Ghost Tours geworden (denn Bauruinen gibt es einige, sogar auf dem Strip). Aber das hat nicht als Ursache eine Abwanderung der Bevölkerung, sondern das Platzen der Immobilienblase.
Titel: Re: Geisterstädte / Ghosttowns
Beitrag von: Hatchcanyon am 26. September 2013, 12:25:37
In Calico war ich noch nicht, aber Bodie ist wiederhergestellt, so sehen Häuser nicht aus, wenn sie seit 150 Jahren leer stehen und dem Wetter ausgesetzt sind. Wie gesagt, nicht von innen, aber das finde ich auch nicht notwendig. Es ist kein Indoor Museum.

Na, so lange steht Bodie noch nicht leer. 80 Jahre sind es ungefähr, seit nur noch einige wenige Einwohner zurückblieben und ein Grossteil der Town abbrannte. Zuvor war Bodie in um 1927 schon mal fast menscheleer, erlebte dann eine kurze Renaissance.

Wann es genau entstand weiss ich nicht, aber 1868 wurden die ersten Claims abgesteckt. Zuvor hatte schon in 1862  ein Stable existiert. Daher stammt auch der Name, der wohl durch einen Schreibfehler entstand. Eigentlich hiess der Platz "Body" nach einem im Winter erfrorenen Prospector, der mit 3 anderen 1859 die ersten Schürfungen vorgenommen hatte. Irgendwer malte dann "Bodie Stables" auf ein Schild.

Gruss

Rolf
Titel: Re: Geisterstädte / Ghosttowns
Beitrag von: Rainer am 26. September 2013, 12:30:57
Na, so lange steht Bodie noch nicht leer. 80 Jahre sind es ungefähr

Das war auch nur eine reine "Bauchzahl", ich kenne die Historie von Bodie nicht. Aber es würden schon 20 Jahre genügen und die Häuser wären verrottet, wenn sich niemand um ihren Erhalt kümmert. Diese braune Farbe ist höchst auffällig und auch relativ einmalig unter den Ghost Towns.

Jeder, der einen Holztisch auf der Terrasse ganzjährig der Witterung aussetzt, weiß, wie der nach ein paar Jahren aussieht, wenn man ihn nicht pflegt. Und so würden die Häuser aussehen, wenn sich niemand darum kümmert.
Titel: Re: Geisterstädte / Ghosttowns
Beitrag von: Hatchcanyon am 26. September 2013, 12:58:09
[
Da stimmt etwas nicht - Las Vegas hat in keinem einzigen Jahr eine negative Bevölkerungsbilanz.

Das sieht aber nicht sehr korrekt aus. Ich weiss, dass Wikipedia das behauptet, aber die Tatsachen sind wohl anders. Die Angaben von 2005 - 2011 spart man ja aus.

Zitat von: Kaid Benfiled
Since 2008, more than 4,000 adults leave the Las Vegas Valley every month.

Zwei Artikel der Las Vegas Sun: http://www.lasvegassun.com/news/2010/sep/02/moving-vegas-not-anymore/
http://www.lasvegassun.com/news/2010/nov/13/population-decline-will-it-reverse-eyes-future-des/

Angaben des Census Bureaus sagen Ähnliches. Las Vegas erlebte in den späten 2000er Jahren einen erheblichen Bevölkerungseinbruch. Danach hat sich das wieder stabilisiert, aber nicht wirklich erholt. Hinzu kommt, was L.V. gewonnen hat, verlieren die Nachbargemeinden. Das hängt wohl damit zusammen, dass die Leute sich billigere Quartiere suchen und die gibts in L.V..

Gruss

Rolf
Titel: Re: Geisterstädte / Ghosttowns
Beitrag von: Hatchcanyon am 26. September 2013, 12:59:08
Aber es würden schon 20 Jahre genügen und die Häuser wären verrottet, wenn sich niemand um ihren Erhalt kümmert. Diese braune Farbe ist höchst auffällig und auch relativ einmalig unter den Ghost Towns.

Jeder, der einen Holztisch auf der Terrasse ganzjährig der Witterung aussetzt, weiß, wie der nach ein paar Jahren aussieht, wenn man ihn nicht pflegt. Und so würden die Häuser aussehen, wenn sich niemand darum kümmert.

Völlig korrekt. Bodie wird seit 50 Jahren "gepflegt".

Gruss

Rolf
Titel: Re: Geisterstädte / Ghosttowns
Beitrag von: Rainer am 26. September 2013, 13:48:35
Das sieht aber nicht sehr korrekt aus. Ich weiss, dass Wikipedia das behauptet, aber die Tatsachen sind wohl anders. Die Angaben von 2005 - 2011 spart man ja aus.

Nein, das habe ich nicht aus dem Wikipedia sondern aus einem sehr umfangreichen "Census" über das Clark County. Das ist mit Sicherheit nicht "erfunden". Wenn es Dich wirklich interessiert, verlinke ich es hier (ich müßte es allerdings nochmal suchen), das ist aber ein sehr umfangreiches PDF Dokument.

Wikipedia wäre mir da auch zu dünn.

Las Vegas erlebte in den späten 2000er Jahren einen erheblichen Bevölkerungseinbruch.

Das habe ich auch erst gedacht (das hatte ich auf einer Seite von "Forbes" gefunden). Aber bei genauem Hinsehen ist der "Einbruch" nicht die Bevölkerungszahl, sondern die "Zuwachsgeschwindigkeit" (Mathematiker würden das die "erste Ableitung" nennen).

P.S.: http://www.lasvegasnevada.gov/files/Demographics.pdf

Hier fehlen in der Tat die genauen Zahlen für 2000-2010, allerdings kann man aus anderen Quellen herleiten, dass bis inkl. 2008 das Wachstum sehr stark war. Unter dem Eindruck der Krise 2009 mag es sein, dass die Bevölkerung (vielleicht? - in dem Artikel von Las Vegas Sun steht auch nur "estimated" (erwartet)) rückgängig war, aber 2011 wohnten schon wieder mehr Menschen in Las Vegas als 2010 und insgesamt kann wirklich nicht von "starker Abwanderung" die Rede sein.
Titel: Re: Geisterstädte / Ghosttowns
Beitrag von: Hatchcanyon am 26. September 2013, 19:12:29
Oh, oh, da muss man sehr vorsichtig sein. Die Bevölkerungszahlen werden nur alle 10 Jahre wirklich erhoben, dazwischen hilft man sich mit Schätzungen. Das geht so:

Zitat
The six government entities in Clark County (the incorporated cities and the county) are required by
Nevada Administrative Code (NAC) Section 360.364 to conduct an annual population estimate. The
methodology for the estimate, as agreed upon by the entities and the Southern Nevada Regional Planning
Coalition, is the Housing Unit Method (HUM). Under this method, housing units are counted and compared to
the Clark County Assessors July 1st closed roll file. As set forth in NAC 360.365.2, the entities are then
allowed to make adjustments to the preliminary closed roll housing unit counts. At that point vacancy rates by
ZIP Code supplied by NV Energy are applied, giving the number of occupied housing units. The occupied
households are then multiplied by the Census 2000 number of Persons Per Household (PPH) by Census
Tract, giving the total non institutionalized population.

Wie unsicher diese Zahlen sind belegen die um rund 160.000 Menschen auseinanderliegenden Schätzungen. Der US Census schätzte z.B. für 2008 1,836,333 Einwohner für die Clark County, die County selbst will aber 1,996,643 ermittelt haben und der State Demographer von Nevada kommt auf 1,954,319. Ja und jetzt? L.V. selbst als incorporated town hat ja nur ca. 35% der Einwohner dessen, was man zu Greater Las Vegas rechnet., ist eigentlich relativ unerheblich.

Klar ist jedenfalls, dass die County ein grosses Interesse an höheren Zahlen hat, weil damit auch staatliche und Bundeszuschüsse steigen.

Noch ein Artikel zum Bevölkerungsschwund (http://voices.yahoo.com/people-leaving-las-vegas-1847386.html) aus 2008.

Dass in Greater Las Vegas ganze Viertel leerstehen ist ja leicht festzustellen, wenn man mal von den Hauptstrassen wegkommt. Sehr gemütlich ist das oftmals nicht. Wo sind die Menschen hin? Ganz offensichtlich aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit weggezogen. Die Lage ist so problematisch, dass man diskutiert, leerstehende Häuser einfach mittels Caterpillar zu beseitigen, um die Kriminalität in den Griff zu bekommen. Ein typisches Vorgehen ist das Aufbrechen verlassener Häuser um darin illegale Autowerkstätten zum Zerlegen oder Modifizieren von gestohlenen Fahrzeugen zu betreiben. Da es keine Nachbarn mehr gibt schaut auch keiner hin.

Dass viele einfach abgehauen sind belegt auch noch ein anderes Phänomen. Die Leute ziehen weg, lassen die Tiere einfach in den Häusern zurück. Auch dazug gabs 2008 einen Artikel in der Las Vegas Sun (http://www.lasvegassun.com/news/2009/dec/12/mirage-employees-rescue-abandoned-animals/).

Sicherlich hat sich die Situation wieder stabilisiert, aber der Bevölkerungsrückgang zwischendurch ist sehr real.

Gruss

Rolf
Titel: Re: Geisterstädte / Ghosttowns
Beitrag von: Rainer am 26. September 2013, 22:08:51
Ja und jetzt?

Ganz einfach - irgendetwas davon muss man glauben. Beweisen kann man es wohl weder in die eine, noch in die andere Richtung.

Dass in Greater Las Vegas ganze Viertel leerstehen ist ja leicht festzustellen, wenn man mal von den Hauptstrassen wegkommt. Sehr gemütlich ist das oftmals nicht. Wo sind die Menschen hin? Ganz offensichtlich aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit weggezogen. Die Lage ist so problematisch, dass man diskutiert, leerstehende Häuser einfach mittels Caterpillar zu beseitigen, um die Kriminalität in den Griff zu bekommen. Ein typisches Vorgehen ist das Aufbrechen verlassener Häuser um darin illegale Autowerkstätten zum Zerlegen oder Modifizieren von gestohlenen Fahrzeugen zu betreiben. Da es keine Nachbarn mehr gibt schaut auch keiner hin.

Dass viele einfach abgehauen sind belegt auch noch ein anderes Phänomen. Die Leute ziehen weg, lassen die Tiere einfach in den Häusern zurück. Auch dazug gabs 2008 einen Artikel in der Las Vegas Sun (http://www.lasvegassun.com/news/2009/dec/12/mirage-employees-rescue-abandoned-animals/).

Nur hat man damals noch nicht gewusst, woran das wirklich liegt. Die Schlussfolgerung, dass die Leute "abgewandert" sind, ist jedenfall nicht zu belegen. Es hat ein ganz anderes Szenario stattgefunden, ein Szenario, was sich niemand vorher hat vorstellen können und was letztendlich der "Brandbeschleuniger" in der Lehmann Pleite war:

Die "Sub-Primes" (die unsicheren Hypotheken) sind nach einer Zinserhöhung massiv ausgefallen, weil sie eigentlich nie hätten vergeben werden dürfen. Aber Lehmann hatte diese Kredite vergeben mit der Logik "wir haben ja das Haus, wenn der Kredit ausfällt und dann verkaufen wir einfach das Haus".

Dann sind aber so viele Kredite ausgefallen, dass das mit Verkauf alleine nicht zu retten war - denn es ist das passiert, womit keiner rechnete: durch das hohe Angebot sind die Verkaufspreise (zum ersten Mal seit vielen Jahren) nach unten gegangen. Das war zwar an sich schon eine mittlere Katastrophe, aber die richtige Katastrophe sollte noch kommen. Die "Sub-Prime" Klientel ist seinerzeit in Mietanlagen gezogen, die ihrerseits damals einen extremen Zuwachs hatten (weswegen es auch nicht generell richtig ist zu behaupten, die Leute wären abgewändert - nein, sie sind dort geblieben, aber eben in Mietskasernen).

Und dann kam das, womit niemand gerechnet hat und was auch einige Zeit gedauert hat, bis man diesen irrwitzigen Zusammenhang verstanden hat: die Banken haben die leer stehenden Häuser so billig angeboten (Hauptsache verkaufen - irgendwie, egal wie), dass die benachbarten "solventen" Mieter erkannten, dass ihre eigene Hypothek und Schuldenlast deutlich über dem Kaufpreis der dort angebotenen Häuser lag. Und was haben die getan? Die haben einfach das Haus verlassen, keinem Menschen etwas gesagt, das Haus der Bank "geschenkt". Und haben sich dann (oft zum halben Preis) das quasi gleiche Haus einfach zwei Blocks weiter wieder gekauft. Und haben so von heute auf morgen oft 100.000$ und mehr gespart.

Das alles hat mit Arbeitsplatzverlust und Abwanderung überhaupt nichts zu tun. Es ist lediglich eine lokale Umsiedelung - und wenn die Demographen es heute angeblich es nicht genau bestimmen können, ob und wer nun wirklich abgewandert ist, dann heißt das keinesfalls, dass eine große Abwanderung stattgefunden hat. Es hat "nur" eine gewaltige Verschiebung vom Eigenheim in Mietwohnungen stattgefunden (und der Mietwohnungsmarkt ist bis heute "gut gesättigt"). Auch wenn die Preise für das Eigenheim wieder angezogen sind.

aber der Bevölkerungsrückgang zwischendurch ist sehr real.

Genau das bezweifle ich - vor allem: wenn denn überall die Arbeit verloren ging und wenn überall eine vermeintliche Abwanderung stattgefunden hat (denn die Krise hat nicht nur Las Vegas getroffen, sondern die ganze USA) - wo sollen die Leute denn hingewandert sein?!
Titel: Re: Geisterstädte / Ghosttowns
Beitrag von: Kauschthaus am 26. September 2013, 23:38:35
Unser (Reise)eindruck zwischen 2005 und 2010 war, dass die "Gegend Las Vegas" ungeheuer boomt. Ich habe selten so viel Bautätigkeit (Siedlungen und Straßen) gesehen wie in der Gegend LV, Henderson und Boulder City.

Nun kann ich das nur als allgemeinen Eindruck sagen, von konkreten Zahlen weiß ich nichts. Und dieser Eindruck kann in den letzten 3 Jahren ja auch komplett veraltet sein.

Ich erinnere mich aber an ein Gespräch mit einer Service Kraft beim Buffet von der Main Street Station vor einigen Jahren. Wir waren jetlag bedingt recht früh da, es war noch nicht so viel los und sie hatte Zeit um mit uns ein bisschen Small Talk zu machen.

Sie erzählte uns damals (2008) dass in Las Vegas viel in Bewegung gekommen wäre, und die runter gekommenen Stadtteile nach und nach saniert würden. Insbesondere die "Old Town" jenseits von Fremont Street usw. würde davon profitieren.

Ich habe keine Ahnung, was viele Jahre später daraus geworden ist, aber es kann natürlich gut sein, dass im Zuge dieser Sanierung im Laufe der Jahre auch einige Viertel oder Straßenzüge der Hoffnungslosigkeit zum Opfer gefallen sind.

Aber die Stadt ist sicher immer noch zu groß und zu bunt, um als Ghosttown angesehen zu werden.  ;)

Viele Grüße, Petra
Titel: Re: Geisterstädte / Ghosttowns
Beitrag von: Silke am 27. September 2013, 08:24:43
Etwas liebevoll gehegt und gepflegtes habe ich dort nicht gesehen.

Die Gebäude (sowieso auch sehr viele) sind doch "top in Schuss". Sie sind nicht eingestürzt und leuchtend dunkel braun gestrichen - das wird mir Sicherheit regelmäßig gepflegt.

"Inneneinrichtung" erwarte ich keine (vielleicht hast Du das erwartet?). Aber der Gesamteindruck ist wirklich eine große, sehr gut erhaltene Siedlung.


Ja, Inneneinrichtung hatte ich irgendwie erwartet. Aber da liegen und stehen ja nur noch Fragmente rum.
Die Reste der Tapeten und Deckenverkleidungen hängen nur noch in Fetzen herum. Es sieht für mich aus, als wenn die Dächer nicht dicht sind, und daher die Reste naß werden, kann mich aber täuschen.

Manche Häuser werden nur notdürftig abgestützt, damit sie nicht zusammenfallen.

Die Fußbodenbohlen in dem begehbaren Haus machen den Eindruck, als wenn sie jeden Moment durchbrechen.
 
In dem Shop stehen ja viele schöne Ausstellungsstücke. Aber die sind mit einer dicken Staubschicht bedeckt. Unter liebevoll gepflegt würde ich verstehen, dass ein Mitarbeiter die z.B. mal abstaubt.

Aber ich hatte mir wirklich mehr was in Richtung Calico vorgestellt. Und wenn man konkrete Vorstellungen hat, wird man ja oft enttäuscht.

Zitat
Aber dafür Stateparkmitarbeiter, die ihre Autos direkt neben die alten Gebäude stellen mussten >:(.

Das fände ich allerdings auch zum kotzen, da hätte ich auch den Mumm und würde etwas sagen. Immerhin kostet das Eintritt und wenn ich da Fotos mache, will ich keine neuzeitlichen Karren auf dem Foto haben.


War nur eine Mitarbeiterin zu sehen, und die machte gerade eine Führung. Dazu reicht mein Englisch dann nicht, um da reinzuplatzen. Sonst hätte ich es auch gemacht.

Zitat
Ansonsten haben wir noch Nelson gesehen, aber das ist ja auch eine Semi Ghosttown, und Rhyolite, wo ich eigentlich die Geister am besten fand.

Das verstehe ich dann wirklich endgültig nicht mehr - Rhyolite ist doch nun wirklich der totale Schrott. Eineinhalb eingefallene Häuschen mit halbem Wellblechdach und dieses (relativ öde) Flaschenhaus (was sowieso mit dem Thema an sich eigentlich gar nichts zu tun hat). Und das einzige vielleicht interessantere Gebäude, eine Art Bahnhof oder Schule oder so, ist mit Stacheldrahtzaun umgeben. Fand ich die absolute Megaenttäuschung, wir haben kein einziges Foto gemacht. Einfach nur Müll. Dagegen ist doch gerade Bodie ein fünfsterne Hotelblock mit teurer Fassade.


Deshalb schrieb ich ja, da war ich und fand die Geister am besten.
Wobei der Opa vor dem Flaschenhaus schon witzig war.
Titel: Re: Geisterstädte / Ghosttowns
Beitrag von: Hatchcanyon am 27. September 2013, 13:52:02
Genau das bezweifle ich - vor allem: wenn denn überall die Arbeit verloren ging und wenn überall eine vermeintliche Abwanderung stattgefunden hat (denn die Krise hat nicht nur Las Vegas getroffen, sondern die ganze USA) - wo sollen die Leute denn hingewandert sein?!

L.V. hat bis heute eine weit überdurchschnittliche Arbeitslosenzahl und die wäre noch weitaus höher, hätten nicht so viele Menschen der Stadt den Rücken gekehrt. Was anderes konnten sie ja auch nicht tun. Da kann man der lokalen Presse sicher mehr glauben als Quellen, die ein Wachstum herbeireden wollten. Warum hatte denn Uhaul so ungewöhnlich viele Einwegmieten aus der Stadt heraus?

Zitat
At the worst of the recession back in 2009, Las Vegas unemployment went as high as 14.9 %. In 2011 the unemployment rate was 13.6% and in 2012 it was down a few more points, at 11.6%. With that said, we have a little light at the end of the tunnel, as of April 19, 2013, the unemployment rate is now 9.7% (department of labor, unemployment statistics), but still higher than the national average of 7.8%.

In Bezug auf sog. "Metropolitan Areas" in den USA steht L.V. auf Platz 318 von 372. Es gibt zwar noch schlimmer betroffene Grossstädte, trotzdem gehört L.V. sozusagen zu den "Katastrophengebieten" innerhalb der USA. Und wie überall wo die Arbeitslosenzahlen hoch sind laufen die Leute weg, um woanders Arbeit zu finden. (Unemployment Rates for Metropolitan Areas (http://www.bls.gov/web/metro/laummtrk.htm) des Bureau of Labor Statistics)

Dass auch diese Zahlen vermutlich viel zu niedrig sind wird als sicher angenommen. Dazu schreibt der Examiner Anfang 2011:

Zitat
Nevada News Bureau states that a new report from the Bureau of Labor Statistics indicates Nevada's real unemployment rate in 2010 stands at a whopping 23.6%. That is the worst in the nation - California comes in second with a rate of 22.1%. Now, why is our real rate 23.6% when the news out just a few days ago said we were sitting at around 15%? Because government numbers, like everything else government does, must be taken with a grain of salt.

Gruss

Rolf
Titel: Re: Geisterstädte / Ghosttowns
Beitrag von: Rainer am 27. September 2013, 16:02:45
L.V. hat bis heute eine weit überdurchschnittliche Arbeitslosenzahl und die wäre noch weitaus höher, hätten nicht so viele Menschen der Stadt den Rücken gekehrt.

Jetzt habe ich eine ausführliche Statistik gefunden, in Las Vegas (und North Las Vegas - das gehört für mich eigentlich zusammen) hat es von 2010 auf 2011 einmalig einen Rückgang der Gesamtbevölkerung um 18.000 Einwohner gegeben (-20.000 in Las Vegas City und +2.000 in North Las Vegas) hochgerechnet auf ca. 830.000 Einwohner gesamt), das macht ca. -2,2% (da sind natürlich auch Kinder und nicht arbeitlos gemeldete Ehepartner dabei). Vorher hatte es von 2007 auf 2008 einen ganz leichten Rückgang gegeben, der aber im Jahr darauf mehr als ausgeglichen wurde. Alles insgesamt ein Jahr später, als ich es gedacht hätte (ich hätte in 2009 den Rückgang erwartet).

Also wie vermutet, einmal ein halbwegs spürbarer Rückgang.

Von 2011 auf 2012 sind 6.000 Menschen wieder dazugekommen, für 2013 erwartet man noch einen höheren Zugang.

Im Jahr 2009 hatten Las Vegas City plus North Las Vegas die höchste Einwohnerzahl mit 607.876 + 221.003 = 828.879 Einwohnerzahl, in 2012 waren es 818.297 (also nur ca. 10.000 weniger als 2009, dem Allzeithoch). In 2013 wird der Stand von 2009 mit einiger Sicherheit wieder erreicht sein.

http://www.lvcva.com/includes/content/images/media/docs/Population-2012.pdf

Oben sind auch noch kumulierte Zahlen von Boulder, Mesquite und Henderson dabei, aber es geht hier ja speziell um Las Vegas (wobei ich North Las Vegas dazu rechne).

Also von Wahnsinnsabwanderungen kann keine Rede sein. Etwas Schwund (nicht 2009, sondern 2010, aber das ist im Endeffekt egal) - und das renkt sich bereits wieder ein.