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Allgemeines => Reiseberichte => Thema gestartet von: nelilein am 02. Dezember 2013, 17:37:02

Titel: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: nelilein am 02. Dezember 2013, 17:37:02
Hallo liebe Eumerika-Gemeinde,
ich bin zwar ganz neu hier, möchte mich aber mit dem Pedant zu Birgits Reisebericht über Indien hier vorstellen.
Sie hat mich lieberweise während ihrer Reise über alles informiert, was man so wissen muss, wenn man 14 Tage später fast dieselbe Reise macht.
Und so ist es vielleicht ganz interessant für euch, eine weitere Sichtweise über dieses faszinierende Land zu erfahren.
Unsere Reise führte von Goa über Udaipur nach Delhi in 18 Tagen, was zugegebenermaßen etwas knapp bemessen war. Trotzdem haben wir viel, sehr viel erleben dürfen.
Wie sieht’s aus… darf ich loslegen?
Nele
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: Rainer am 02. Dezember 2013, 18:13:02
Wie sieht’s aus… darf ich loslegen?

Na klar, jederzeit. Willkommen im Eumerika Forum!
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: nelilein am 02. Dezember 2013, 18:44:18
Pünktlich 2 Stunden vor Abflug kommen wir am Flughafen an. Leider werden wir dafür bestraft, dass wir uns gegen den Online- Check-In entschieden haben, so waren auf dem Flug nach London keine gemeinsamen Plätze mehr verfügbar.
Da wir uns aber vorab die Exit-Plätze für den Langstreckenflug nach Mumbai gesichert haben – wen juckt’s.
Nachdem wir uns gegen den traditionellen McDonalds Besuch entschieden haben (war auch wieder mal  „etwas angeschmuddelt“  ) haben wir uns zum erstem mal am Flughafen was Vernünftiges gegönnt! Schnitzel und Clubsandwich – TOLL, man fühlt sich doch gleich im Urlaub.
Der Flug nach London verläuft ohne Vorkommnisse.  Wir sitzen hintereinander jeweils auf Platz E, wie vermutet/befürchtet der Mittelplatz.  Aber mit einer Flugzeit von einer guten Stunde ist das keine Beschwerde wert.
Beim Anflug auf London fällt uns, über die ganze Stadt verteilt, Feuerwerk auf, sieht schön aus von oben!!
Das hat, wie wir später lesen, eine 400 Jahre alte Tradition. Immer um den 03. November herum feiern die Briten die Bonfire Night.
Der Londoner Flughafen beeindruckt uns sehr. Sehr schön, sauber und freundlich. Das bestätige ich auch einer Angestellten, die eine Umfrage zum Flughafen an willigen Passagieren durchführt. Sie freut sich sichtlich, dass er mir so gut gefällt.
21.35 Abflug nach Mumbai! Exitplätze haben geklappt – hat was luxuriöses so viel Beinfreiheit  zu haben.
Die 8 Stunden Nachtflug vergehen wie im Flug, auch ich schlafe so 3-4 Stunden (oh  Wunder).  Leider bekomme ich vom Schlafen im Sitzen Rückenschmerzen, eine Aspirin soll’s richten. Auf dem Heimflug Voltaren ins Handgepäck! Die Crew ist extrem freundlich und hilfsbereit.
Im Mumbai angekommen bekommen wir einen kleinen Kulturschock. Wir fahren von International Terminal mit dem Klapperbus am Slumgebiet  vorbei ins Domestic-Terminal.   
Noch nie wurden wir so oft kontrolliert wie hier! Wir sind noch nicht im Flieger, aber unsere Bordkarte ist schon ganz abgegriffen und das Gepäck zig mal durchleuchtet (wir auch).
Was kostet die Welt? Ist klar – 10 Rupies (12Cent). Koffer, Klo oder nur ein Stempel, glücklicherweise hat Harald von Rosi ein paar Scheine vorab bekommen.
Nun sitzen wir im Wartesaal des Domestic  Terminals.  Die Klimaanlage ist ausgefallen, unser Flug hat Verspätung und ich habe den Verdacht, Harald hat sich beim Geldwechsel über den Tisch ziehen lassen. So langsam kann mein Reisekoller zur Hochform auflaufen. Mir stinkst und ich überlege ernsthaft umgehend wieder nach Hause zu fliegen!
Mit einer Stunde Verspätung startet der Flieger der Jet Airways, bis auf den letzten Platz ausgebucht nach Goa. Erfreulicherweise dauert der Flug anstatt 1 Stunde 15 Minuten nur eine dreiviertel Stunde.
Goa hat einen Feld und Wiesen Flughafen…. Auch hier gibt’s keine Klimaanlage und es ist heiß! Alle Wetter. Später lesen wir, es waren 36 Grad.
Ein Prepayd Taxi bringt uns in 40 Minuten zu unserem Hotel am Strand.
Unterwegs fällt das viele Grün auf, das förmlich aus allen Löchern sprießt.  Man hat das Gefühl, die üppige Vegetation wartet nur darauf, die Behausungen und Flächen zu überwuchern, die ihr der Mensch abgetrotzt hat. Alles ist etwas baufällig und wie schon erwähnt ziemlich überwuchert.
Auf Anraten meines Mannes schreibe ich nun nicht weiter – er meint ich solle erst was essen und darüber schlafen….

Der nächste Morgen: Harald hat Recht behalten. Inzwischen halte ich die ganze Reise nicht mehr für eine blöde Idee. 
Das Hotel ist altehrwürdig, im Kolonialstil gehalten. Sehr gepflegt und unser Zimmer ist sehr schön, geräumig mit Blick auf den Garten und im Hintergrund liegt das Meer.
Wir haben gestern ein Restaurant am Strand gefunden und die Knoblauchschrimps mit Kingfisher Beer  waren hervorragend.  Bis 23 Uhr Ortszeit (19.30 Uhr in Deutschland) kämpfen wir gegen den Schlaf an, schauen etwas Harry Potter and the chamber of secrets  und fallen dann wie tot in unsere Betten.
Am nächsten Morgen stehen wir um 9 Uhr auf und gehen ans Frühstücksbuffet.  Dieses ist beeindruckend ,mit allem was man sich so wünscht, plus indisches Frühstück, denn es sind Ferien in Indien und die Hälfte der Gäste sind Einheimische. Das ergibt ein interessantes Bild: Vom älteren Franzosen in heißen gelben Badehöschen und Unterhemd, über Russinnen im sexy Minikleid, sind die Inder entweder ganz in Polo, Gucci und Prada oder traditionell im Sari unterwegs. Dazwischen Harald in langen Hosen und Hemd und ich im langen Kleid .  Am Schwimmbad ergattern wir (dank 50 Rupies) die letzten 2 Liegen, die wir (für unsere 50 Rupies) in den  schönen Garten unter Palmen schleppen lassen.
Da liegen wir nun mit Blick auf Garten und Meer und schmelzen vor uns hin. Ein Abstecher an und ins Meer machen wir natürlich auch. Der Strand fällt flach ab und es gibt keine bösen Unterströmungen. Harald hätte gerne ein paar Fische gesehen, aber wo flacher Sand ist, gibt’s eben kein Riff, also nix mit Fisch.  Die Upperclass „Indianer“ sind die Temperaturen wohl eher gewöhnt als wir. Sie gehen exotischen Beschäftigungen nach wie Radfahren,  immer rund ums Gelände und strahlen um die Wette. Eine Familie, Vater und Sohn in Polo, Mutter und Töchterchen im Sari schaut dem Sohn beim Bogenschießen zu.  Sohn schießt, Vater applaudiert,  Mutter filmt, wir lächeln. Im Schwimmbad macht uns der nette Handtuchmann sogar den Blubber an (ob das noch Nachwehen der 50 Rupies sind) und wir schauen zu, wir die Touristen im Bikini und die Inderinnen im Sari baden.
Gegen 13 Uhr flüchten wir vor der Tropenhitze (37 Grad) aufs Zimmer. Die Klimaanlage lässt sich aufs Grad genau einstellen und ist praktisch nicht zu hören.
Gegen 16 Uhr laufen wir am Strand entlang. Schier endlos könnte man hier am breiten Strand entlanglaufen. Der Strand ist nicht voll aber gegen Abend gut besucht. Radfahrer fahren im nassen, festen Sand, wir sehen alte Hippies, nur mit einem Lendenschurz bekleidet (für das Alter sind die Bäckle noch recht knackig) und überwiegend Einheimische, voll bekleidet am oder im Wasser. Wir werden immer wieder fotografiert, wir sind hier die Exoten. Ein paar Jungs treiben einen Wasserbüffel am Strand entlang und scheuchen die streunenden Hunde, die es hier zahlreich gibt, auf.  Es wird Cricked gespielt. Abends gehen wir wieder in unser Stammlokal, man kennt uns schon und bringt für Harald einen Standventilator. Abends schauen wir noch ein bisschen Austin Powers 2. Würden wir den Film nicht kenne, würde er keinerlei Sinn ergeben. Da die Inder sehr prüde sind, wurde die gefühlte Hälfte des Films einfach rausgeschnitten, was es schwierig macht, der Handlung zu folgen.
Mittwoch: Süßes Nichtstun  oder für mich eher „die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“. Es gibt nichts zu tun. Die Zeit fließt träge an uns vorbei, während wir uns gerade noch so ins Schwimmbad schleppen. An den Strand? Muss erst überlegt werden…. Ist ja bestimmt 50 Meter zu laufen und dann muss man ja auch noch wieder zurückkommen – uff!
Abends überrede ich meinem Mann zu einem Abstecher außerhalb des Hotels auf der Suche nach einer Wäscherei.  Allerdings gibt die Infrastruktur hier nichts her. Außer ein paar angestaubte Saris und ein paar notwendige Dinge, wie abgelaufene Sonnencreme und vergilbte Kekspackungen ist nichts zu finden.  Deshalb machen wir uns auf zum Strand und mischen uns mit dem Fotoapparat bewaffnet  unters Volk. Der Sonnenuntergang ist heute schöner, da das Wetter klarer ist als gestern. Ein Wasserbüffel wird liebevoll im Meer gebadet, dass muß ich doch gleich fotografieren. Der junge Mann ist sehr geduldig, bis ich das von mir gewünschte Foto endlich im Kasten habe, denn das Büffelchen will nicht gleich  so wie ich will.  Er ist überrascht und freut sich sichtlich über die 10 Rupies, die Harald ihm zusteckt.
Donnerstag: Heute mache ich mich schon um 6 Uhr auf Fotojagd. Gerade als das Licht am schönsten ist, streikt mein Akku. Also kehre ich ohne Beute zurück und werfe Harald fürs Frühstück aus dem Bett. Heute leisten wir uns 1 Stunde teures Internet. Wir rufen zuhause an, bei unserer Reiseagentur, das wir die Tour wie geplant am Sonntag starten und surfen noch ein bisschen. 
Freitag: Die Ferientage zum Diwali-Fest scheinen vorbei zu sein. Übernacht sind nahezu alle Inder ausgezogen. Im Hotel überwiegen nun die ausländischen Gäste und es ist deutlich leerer.  Ich lasse die Flugtickets nach Udaipur rückbestätigen.  Alles okay. Abends gehen wir an den Strand und lassen uns von Lola, einer Händlerin in ein Verkaufsgespräch verwickeln. Ich möchte gerne ein Foto von Ihr am Strand (malerischer Sari) und sie stimmt zu. Etwas peinlich berührt, weiß sie nicht so recht, „wo den Fuß hinstellen“  Aber ich taue sie auf und wir machen ein bisschen Fez. Natürlich muß ich dann ihren Shop besuchen. Und ich sehe einen schönen Sari . Nachdem wir sie gemeinsam auf 35% des Ursprungspreises gehandelt haben zieht sie ihn mir an und wir gehen nochmal zum Strand und machen zusammen Fotos. Das verursacht einen wahren Menschenauflauf.  Weiße Frau im Sari, was für ein Motiv! Zum ersten Mal sprechen mich Inder und Inderinnen an. Sie sagen ich würde „beautifull“ im Sari aussehen und wie es mir gefallen würde ihn zu tragen.  Ein ganz Mutiger fragt mich, ob er sich mit mir fotografieren lassen darf – aber sein Akku ist leer, so ein Pech für ihn! Lola bewacht mich eifersüchtig, als Harald das Geld im Hotelzimmer holt. Als ein paar junge Männer mich auf einen Ausflug einladen wollen,  bellt sie sie auf Hindi an, sie sollen sich verziehen, ich sei eine verheiratete Frau!! Don’t be scarry, I’m with you Cornelia. Das es inzwischen dunkel ist,  bin ich echt froh darüber.
Zum Abendessen führt mich mein Mann heute ganz schick zum Steak essen ins hoteleigene Strandrestaurant aus. Das Hotel gibt uns ein Dessert aus, das ist doch mal nett!  So ein schönes Ambiente! Und so klingt der Abend stilvoll aus.
Samstag: Über diesen Tag gibt’s echt nichts Neues zu berichten.
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: Birgit am 02. Dezember 2013, 19:28:29
Hallo Nele,

das ist toll, dass du hergefunden hast!

 :thumb:
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: Rainer am 02. Dezember 2013, 20:03:55
Jetzt greife ich doch mal ein.

Du hast bestimmt viele tolle Fotos gemacht und das wollen die Leute hier natürlich auch sehen. Also - hier ist alles erlaubt, Du kannst so viele Fotos zeigen, wie Du willst.

Und Du musst die Fotos nicht "hinten dranhängen", das kann das Forum auch schöner. Ich helfe Dir gerne dabei, wenn Du nicht weißt, wie sowas denn geht. Aber schau Dir als Vergleich mal Birgits Reisebericht an, da stehen Fotos und Text bunt gemischt durcheinander. Das bekommst Du auch hin. Es ist auch für die Leser einfacher zu lesen und lockert den Bericht auf.

Wenn es also Probleme gibt - einfach fragen, wir machen das schon. Ein bebilderter Bericht macht einfach mehr her. Wir haben es auch gar nicht eilig, lass Dich nicht hetzen und nicht unter Druck setzen, hier geht nichts verloren.
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: Birgit am 02. Dezember 2013, 20:24:35
Auf jeden Fall haben deine Fotos es verdient in voller Pracht hier zu stehen.

Ich liebe ja das Meer, und normalerweise hat bei mir so ziemlich jeder Urlaub zumindest einen Abschnitt am Meer, also immer her damit, will "Mee(h)r" sehen!  :sabber:
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: nelilein am 02. Dezember 2013, 20:35:01
Meinst du so, Rainer?

(http://www.anaite.de/images/ebay/goa5.jpg)
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: Horst am 02. Dezember 2013, 20:37:58
Hi Nele,
herzlich willkommen bei uns im Forum!  :D

Und das ist mal ein Einstand gleich mit einem Reisebericht - super!  :)
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: Shadra am 02. Dezember 2013, 21:30:03
Ui .. noch eine Nele - Willkommen!  ;D

Und dann auch gleich aus dem Land der vielen Tempel - freu mich schon auf hoffentlich viele Bilder!
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: Rainer am 02. Dezember 2013, 22:06:02
Meinst du so, Rainer?

(http://www.anaite.de/images/ebay/goa5.jpg)

Ja. Und darf auch gerne größer sein (720x540 beispielsweise).
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: Andrea am 02. Dezember 2013, 22:43:25
 Wer sich hier einem Reiseberichtjunkie wie mir mit einem Reisebericht vorstellt, der muss mit Freudensprüngen rechnen   :happy2: :happy2: :happy2:

Toll! Das ist ja schon jetzt eine sehr schöne Geschichte. Da freue ich mich riesig auf mehr!
Titel: 2. Teil: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: nelilein am 03. Dezember 2013, 12:20:05
(http://www.anaite.de/images/ebay/forum/goa6.jpg)

Sonntag, 10. November 2013, Abreisetag. Ich freue mich, dass die Rundreise nun losgehen kann.
Harald hat seine Badehose nun eine Weile am Liegestuhl gewetzt und ist hoffentlich erholt!
Beim Bezahlen der Hotelrechnung, bitte ich die Dame höflich aber bestimmt um einen späteren Check out gegen 14 Uhr. Da unser Zimmer angeblich schon wieder vermietet ist, bieten sie uns ein anderes Zimmer für den Rest vom Aufenthalt an.
Das ist doch mal was.
So können wir noch 3 Stunden am Meer und Pool verbringen und haben noch was vom Tag. Einen kostenlosen Transfer zum Flughafen  bietet uns das Hotel auch an.  Also der Service ist wirklich gut hier!
Das Übergangszimmer ist natürlich viel kleiner als unseres (ich glaube nicht, dass hier jemand regulär wohnt), hat aber alles was man braucht, und so rauschen wir zufrieden in Richtung Strand ab.
Gegen 13 Uhr kommt Bewegung in meinen Mann. Wie ein aufgescheuchtes Huhn rennt er durch die Gegend, alles muss plötzlich ganz schnell und sofort erledigt werden….. Und so sind wir eine halbe Stunde früher als geplant am Flughafen, was bei den Sicherheitsmaßnahmen in Indien auch kein Schaden ist.
Der Flughafen platzt aus allen Nähten! Irgendwie sind hier immer viele, viele Menschen überall.
Wieder werden  zigmal durchleuchtet. 
Die nette Dame am Check In bietet mir den Exit-Platz an. Da schlage ich doch sofort zu!!
Der Flug mit Jet Airways geht pünktlich. Das Flugzeug ist neu, sauber und bis auf den letzten Platz besetzt. Außerdem haben wir 2 Gutscheine für einen kostenlosen Snack im Flugzeug erhalten… Super, den nehmen wir gerne, obwohl er uns eigentlich nicht zusteht. 
In Mumbai müssen wir umsteigen.
Und wieder geht die Durchleuchterei von vorne los. Männlein in die eine Reihe, Weiblein in die andere. Auch wenn’s nicht piepst wird man gefilzt. 
Im Airport-Shop kaufe ich mir schon mal die CDs der neusten 2 Kinofilme, die ständig auf  India MTV laufen - Ram&Leela und Krrisch3.
Auch der 2. Flug ist ultrapünktlich.
In Udaipur angekommen empfängt uns Rakesh, unser Fahrer mit Blumenketten aus gelben Nelken.  Unser fahrbarer Untersatz wird für die nächsten 12 Tage ein Indischer Oldtimer (HM- Hindustan Motors) sein.  Bequem und mit Klimaanlage.
Rakesh bringt uns in unser Hotel Chunda Palace. Ein Palastgebäude, das jeder Beschreibung spottet.
Wohnen wie ein Maharadscha!
(http://www.anaite.de/images/ebay/forum/ud1.jpg)

Bunt, mit Gold und Spiegeln und Stuck …. Unglaublich. 

(http://www.anaite.de/images/ebay/forum/ud2.jpg)
Aber auch hier sind wir in Indien. Die aus Marmor bestehende Badewanne ist undicht und setzt beim Duschen das Badezimmer unter Wasser. Dafür ist wohl auch der Bodenablauf da. Blöd nur, dass er nicht am tiefsten Punkt angebracht ist. Der Safe gibt gleich den Geist auf – Batterie ist alle und im Kleiderschrank dünstet eine Gifttablette (für was will ich lieber nicht wissen) heftig stinkend vor sich hin. Wir skypen noch mit Zuhause und gehen dann ins Bett.
Montag: Aufstehen um 7.30 Uhr, dann frühstücken im Dachrestaurant. Ich mache noch ein paar Fotos, leider ist das Wetter diesig und die Sicht auf den See nicht klar.
Um 9.30 Uhr holt uns Rakesh ab und bringt uns ins Zentrum von Udaipur.
Es macht etwas Mühe sich an sein „Hinglish“ (Hindi/Englisch) zu gewöhnen.  Aber mit Hand und Fuß geht’s dann. Und im Zweifel: Immer lächeln und nicken.
Diese Stadt ist verrückt.
Die Straßen sind schmal, kaum befestigt und sooo voll mit Kühen, Hunden, Menschen, Tuk-Tuks, Autos und Müll. 
Fast am See angekommen werden die Straßen zu schmal für unsern Oldtimer. Wir sollen den Rest laufen und irgendwann wieder hier auftauchen (na, wenn wir den „Parkplatz“ mal wieder finden…)
(http://www.anaite.de/images/ebay/forum/ud5.jpg)
Wir laufen, bzw. werden mit getrieben von der Menge. Ich bin froh ein gutes Stück größer zu sein als der Durchschnittsinder. So behält man besser den Überblick. Irgendwie landen wir beim Jagdish Tempel. Es gibt so viel zu sehen hier.
(http://www.anaite.de/images/ebay/forum/ud4.jpg)   (http://www.anaite.de/images/ebay/forum/ud3.jpg)
Wir lassen uns weiter treiben, verlaufen uns, folgen deshalb ein paar Weißnasen und kommen tatsächlich zum City-Palace Museum.
Harald holt gerade die Karten,  als eine resolute Inderin mich auffordert mit ihr und ihren Kindern ein Foto machen zu lassen.
Ich habe nichts dagegen und bin deshalb die nächsten 10 Minuten voll als Fotomodel mit gefühlten 100 Indern beschäftigt.  Als Harald noch dazukommt wächst die Begeisterung ins Uferlose.
(http://www.anaite.de/images/ebay/forum/ud7.jpg)

Aber irgendwann ist auch gut und so verabschieden wir uns und flitzen so schnell wie möglich in den Palast.  Dieser ist, naja, mehr Schein als Sein.  Beim Anstehen in endlosen, sehr engen Treppenfluren mit Unmengen an Touristen (fast alles Inder) kommt bei mir doch schon leicht Klaustrophobie auf. Zu sehen gibt’s nicht wirklich was Lohnendes und so sind wir recht froh, wieder aus dem Gebäude draußen zu sein.

(http://www.anaite.de/images/ebay/forum/ud13.jpg)

Auch hier sollen wir wieder für einheimische Touristen posieren, mit Oma, Kind und Kegel.

(http://www.anaite.de/images/ebay/forum/ud8.jpg)

Noch einen Abstecher an den Ghat (Waschplatz) wo mitten im Unrat das Kind gebadet und entlaust wird, während die Oma die Saris wäscht.
Eine junge Frau drischt mit dem Stock auf ihre Wäsche ein, als hätte diese was schlimmes angestellt... ;)

(http://www.anaite.de/images/ebay/forum/ud6.jpg)

Wir essen ein Stück Kuchen im Kaffee Edelweiß (kein Witz) und finden, oh Wunder, zurück zu unserem Fahrer.
Der besteht darauf, uns noch den Botanischen Garten zu zeigen, wo wir eigentlich auch nur fotografiert werden.

(http://www.anaite.de/images/ebay/forum/ud9.jpg)

Nach einer Pause im Hotel fahren wir zum Sonnenuntergang zum auf dem Berg gelegenen Monsun Palast. Dieser ist seit 50 Jahren verlassen, als der Maharadscha sich den Unterhalt nicht mehr leisten konnte. 
Wir besichtigen die Ruine, machen ein paar Fotos und fahren dann zum Abendessen zurück in die Stadt.
Dort essen wir auf einem Dachterrassenrestaurant mit toller Aussicht echt indisch – schmeckt super.

(http://www.anaite.de/images/ebay/forum/ud12.jpg)
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: Andrea am 03. Dezember 2013, 12:31:01
Euer Wohnpalast ist ja wirklich der Hammer! Gut, dass man schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück geholt wird, denn sonst meint man am Ende noch wirklich, dass man hier lebt wie die Könige!  ;D

Wirklich schöne Aufnahmen vom bunten Indien. Wart ihr das erste Mal dort?
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: nelilein am 03. Dezember 2013, 13:09:24
Ja, in Indien waren wir das erste mal.
Ich möchte gerne nochmal hin, aber Harald ist sich nicht ganz so sicher. Er will sich erst mal erholen  ;)
Was den Wohnpalast angeht - es kommt noch besser (oder eher krasser?)
Wart's mal ab ;D
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: Birgit am 03. Dezember 2013, 13:50:01
Hi Nele,

in Udaipur war bei mir dann leider schon in bisschen die Luft raus. Wenn ich dein Abendbild-Foto des Sees so sehe, kann ich gar nicht mehr verstehen, dass ich nicht an dem letzten Abend in der Stadt geblieben bin zum Essen.

Und in dem City Palace hatte ich auch in diesen Gängen manchmal die Frage im Kopf, was wohl passiert, wenn´s brennt. Ohnehin fand ich die Ausblicke auf den See von dort und den Anblick des Palastes vom Wasser aus am schönsten.

Diese Sicherheitschecks fand ich in Indien auch extrem aufwändig. Bamsel an das Handgepäck, getrennte Line für Männchen und Weibchen, Scanner UND sich begrabbeln lassen, Stempel auf die Bordkarte und, und, und.

Irgendwie hatte ich den Eindruck, in Udaipur hatte man es tatsächlich genau genommen, aber in Delhi war es beispielsweise kein Problem eine Wasserflasche mitzunehmen.
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: Silke am 03. Dezember 2013, 14:24:21

Diese Sicherheitschecks fand ich in Indien auch extrem aufwändig. Bamsel an das Handgepäck, getrennte Line für Männchen und Weibchen, Scanner UND sich begrabbeln lassen, Stempel auf die Bordkarte und, und, und.


Das Beste, was wir mal erlebt haben, war, dass wir die Bordkarten beim Aussteigen aus dem Flugzeug vorzeigen mussten.
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: Ilona am 03. Dezember 2013, 14:31:20
Hallo Nele,

jetzt bin ich erst einmal hinterher geeilt  :girly: und lese mir jetzt deinen Bericht in Ruhe durch. 
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: Birgit am 03. Dezember 2013, 14:45:49
Zitat
Das Beste, was wir mal erlebt haben, war, dass wir die Bordkarten beim Aussteigen aus dem Flugzeug vorzeigen mussten.

Der ist gut! :totlach:
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: Birgit am 03. Dezember 2013, 14:49:03
Ach ja, Silke, darf ich vorstellen? Nele und ihr Mann fahren ebenso unerschrocken Auto in Asien wie ihr beiden (falls ihr euch miteinander mal austauschen wollt über Mietwagenbuchungen :)

(Und sollte ich dann auch irgendwann nochmals nach Bali reisen, werde ich sicher auch selbst fahren...)
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: nelilein am 03. Dezember 2013, 15:46:09
Hi Birgit, was ich interessant fand, waren die Diskussionen, die die Einheimischen mit den Sicherheitskräften wegen ihrer Wasserflaschen geführt haben. Da ging es in Mumbai am Flughafen am Ende ziemlich heftig zu. Dann hat der „Zöllner“ einfach beschlossen, jeder der seine Flasche behalten will, muss einen Schluck daraus nehmen. Auch aus den Versiegelten. Wer nicht tot umfällt, darf durch. Und so kamen auch wir mit einem Wasservorrat in Udaipur an (was den dortigen „Zöllner“ sehr gewundert hat.) :o
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: nelilein am 03. Dezember 2013, 16:30:45
Ach ja, Silke, darf ich vorstellen? Nele und ihr Mann fahren ebenso unerschrocken Auto in Asien wie ihr beiden (falls ihr euch miteinander mal austauschen wollt über Mietwagenbuchungen :)

(Und sollte ich dann auch irgendwann nochmals nach Bali reisen, werde ich sicher auch selbst fahren...)

Also ich finde es einfach schön, so ungebunden mobil zu sein. 
Was wohl am schwierigsten ist, ist das Schalten mit links....
Und man sollte nicht unbedingt, wie wir letztes Mal, das Auto in Kuta - Stadtmitte anmieten und sofort in den Abendverkehr einsteigen...
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: Silke am 03. Dezember 2013, 19:09:14
Ach ja, Silke, darf ich vorstellen? Nele und ihr Mann fahren ebenso unerschrocken Auto in Asien wie ihr beiden (falls ihr euch miteinander mal austauschen wollt über Mietwagenbuchungen :)

(Und sollte ich dann auch irgendwann nochmals nach Bali reisen, werde ich sicher auch selbst fahren...)

Also ich finde es einfach schön, so ungebunden mobil zu sein. 
Was wohl am schwierigsten ist, ist das Schalten mit links....
Und man sollte nicht unbedingt, wie wir letztes Mal, das Auto in Kuta - Stadtmitte anmieten und sofort in den Abendverkehr einsteigen...

Ja, geht uns genau so. Ist immer noch besser als mit Fahrer, man ist einfach unabhängiger, muss sich mit Niemandem absprechen, sich vielleicht erklären, warum man genau das genau jetzt machen möchte.
Gegen das Schalten auf der falschen Seite versuchen wir mit Automatikwagen anzugehen ;). Klappt sogar manchmal ;D

Sollte Bali mal auf unserer Wunschzielliste ganz nach oben gerutscht sein, würde ich dich gerne noch mal kontaktieren.
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: nelilein am 03. Dezember 2013, 19:27:45
Aber gerne doch Silke!
Und unsere Indien-Reise mit Fahrer hat uns noch mehr darin bestärkt, wenn möglich lieber selbst zu fahren 8).
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: Birgit am 03. Dezember 2013, 21:27:06
Das Schalten mit links fand ich erstaunlich einfach. Das habe ich ja im Mai in GB eine Woche lang geübt und ich fand, dass ich mich erstaunlich schnell umgestellt hatte.

Was ich beim Linksfahren nur immer wieder merke, ist, dass ich immer viiieeeel zu weit nach links rüberkomme und dann über den Bordstein oder den Grünstreifen schrappe. Das liegt daran, dass man ja normalerweise nach links nicht mehr so viel Auto übrig hat und das die Perspektive bestimmt. Wenn man mit Beifahrer unterwegs ist, ist das aber ja sicher kein Thema.

Nele, wo warst du eigentlich sonst schon so unterwegs außer auf Bali und in Indien? Wo bist du denn sonst schon so mit dem Auto unterwegs gewesen? Ich denke halt über Mexiko nach, kennst du das zufällig, so rein fahrtechnisch?

EDIT: Und schwupps habe ich nachgesehen, ob November eine gute Reisezeit für Mexiko ist... Oh oh, ich fürchte, Expedia und Lufthansa usw. werden bald wieder öfter hier auf meinem Computer aufgerufen sein  8)

Aber ich will dich nicht vom Schreiben abhalten, Nele, sorry für off-topic!
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: Silke am 03. Dezember 2013, 22:10:55

Was ich beim Linksfahren nur immer wieder merke, ist, dass ich immer viiieeeel zu weit nach links rüberkomme und dann über den Bordstein oder den Grünstreifen schrappe. Das liegt daran, dass man ja normalerweise nach links nicht mehr so viel Auto übrig hat und das die Perspektive bestimmt. Wenn man mit Beifahrer unterwegs ist, ist das aber ja sicher kein Thema.


Das geht bei uns eigentlich einigermaßen.
Geht es euch auch so, dass ihr Blinker und Scheibenwischer verwechselt?

Zitat

Ich denke halt über Mexiko nach, kennst du das zufällig, so rein fahrtechnisch?


Ich war da zwar noch nicht, aber eine Kollegin gerade. Die ist zwar nicht selbst gefahren, meinte aber, dass der Verkehr erträglich war. Sie hätte sich vorstellen können, selbst zu fahren, meinte sie.
Titel: 3. Teil: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: nelilein am 05. Dezember 2013, 15:19:25
Nachtrag zum Restaurant: Ich möchte nicht, dass der Eindruck entsteht, wir wären eben mal so zu einem Restaurant gefahren – so einfach war das auch wieder nicht.
Erstmal sind wir in Richtung Stadtmitte.
Rakesh meinte schon im Vorfeld, es könne sein, dass wir ein Stück laufen müssten. Dann scheint ihn aber der Ehrgeiz gepackt zu haben. Die Gassen wurden immer schmaler und voller. Als dann gerade noch so unser Auto durch die Gasse passte kam von vorne eine Rikscha.
Nichts ging mehr.
Es passte nicht mal ein Fußgänger mehr durch. Gerade als ich nach einer geraumen Weile überlegte, ob ich evtl durchs Fenster passen könnte (ich hätte Rakesh eiskalt mit seinem Vehikel seinem Schicksal überlassen) kam Bewegung in die Sache.
Ich weiß nicht wie, aber unter lautem Gehupe, Palaver und Gewinke standen wir plötzlich in dem winzigen Hof des Restaurants/Homestays.
Ich dachte noch:
Da esse ich aber nix! Aber wie immer ist in Indien nichts wie es scheint. Das Restaurant war schön und das Essen super.

Ach ja, Nachtrag zum „sturen“ Inder: Ich bestelle beim Frühstück ein Omelett mit Käse und Koriander.
Nein, ich möchte keine Pilze.
Auch keine Paprika.
Wirklich.
Ja, ich bin mir sicher.
Wirklich, wirklich!
Ich habe noch nie ein so buntes Omlet bekommen mit allem drin, was der Koch zu bieten hatte.
Offensichtlich ißt man hier keim Omelett nur mit Käse und Koriander….

Dienstag: Heute geht’s weiter nach Ranapkur zum berühmten Jain Tempel.
Rakesh will uns unbedingt vorher noch zur Mehrangarh Festung fahren. Es wird also ein langer Weg.
Heute ist auch noch der Tag an dem es mal Zeit wird, die Rangordnung für die Reise festzulegen.
Rakesh wurde gestern mit jeder Stunde ein bisschen vertraulicher.
Am Schluß stellte er uns im Restaurant als „mama and papa“ vor.
Das ist uns jetzt doch ein bisschen „to much“. Da wir gerne das tun und sehen würden, was wir wollen, wird es Zeit, ein "paar Zähne" zu ziehen.
Also frage ich ihn heute bei der ersten „mama“ Gelegenheit ganz freundlich lächelnd, warum er mich so nennt? Ich sehe doch sicher nicht so alt aus?
Und Harald setzt noch einen drauf indem er freundlich erwähnt, man solle sich von seinen grauen Haaren nicht täuschen lassen.
Das hat wohl gesessen. Keine mama und kein papa mehr, na also.
Zurück zur Fahrt. Wir sind so 2 Stunden auf einer Straße unterwegs, die man so nicht wirklich nennen kann.
Es ist eher ein von Löchern durchzogenes, einspuriges Band aus Asphalt und Geröll.
Wir umfahren Kühe, Hunde, bunte Menschen und saugen das indische Treiben in uns auf.

(http://www.anaite.de/images/ebay/forum/ran3.jpg)

Auf diesem Weg mache ich fast 100 Fotos!! Und Rakesh hält immer geduldig an. Am Schluß hat er sogar schon einen Blick für meinen Motivgeschmack.

(http://www.anaite.de/images/ebay/forum/ran4.jpg)

Er bringt den Hirten dazu, seine Kuh in Position zu stellen und bringt mir das Hindi Wort für Danke bei (ich kann‘s mir nicht merken aber er ist sehr geduldig).
Das Fort ist sehr beeindruckend.
36 Kilometer Mauern umschließen die gewaltige Wehranlage, die von 500 Jahren gebaut wurde.
Wieder sind wir nicht alleine.
Ganze Horden an Schulkinder brechen über die Festung herein. Aber wer will schon olle Mauern anstarren, wenn es weiße Touristen gibt!
Ständig heißt es: Hello Sir, wellcome to India.
Als ein ganz mutiger Harald die Hand hinstreckt und Harald sie schüttelt bricht das Chaos über uns herein.
Das finden sogar die andern „weißen“ Touristen fotografierenswert.

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Halbherzig treiben die Lehrer die Horden von uns weg. Aber sie kommen immer wieder angeschlichen. Bis der Lehrer mit einem Megaphon zum Rückzug bläst.
Urplötzlich ist der Spuck vorbei und wir können auch mal was von dem Mauern anschauen.
Wieder unten, erwartet uns Rakesh und trödelt ein bisschen herum. Ich will weiter, der Jaintempel macht um 17 Uhr zu, und wenn ich den nicht sehe, muss ein kleiner Inder seinen Kopf lassen. Er schein zu merken, dass es mir ernst ist… auf alle Fälle sind wir um 15 Uhr im Ranapkur.
Die Temperatur ist übrigens angenehm. Tagsüber sind es um die 28 Grad. Abends wir es recht kühl. Ich friere in meinen Sandalen an die Zehen!
Der Tempel alleine macht die Reise wert. 1444 Säulen aus rosa Marmor tragen das große Gebäude.

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Es sind keine Zigaretten, Flüssigkeit, Schuhe oder Lederwaren erlaubt. Harald wird für 10 Rupies für 30 Jahre gesegnet. Alleine sind wir natürlich auch hier nicht. Und das ich wieder mal ein Foto wert bin, ist ja wohl auch klar (Harald will diesmal keiner haben…)

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Von hier aus ist es nicht mehr weit zu unserem Hotel.
Sehr hübsch, sauber und ruhig. Und das Abendessen ist wiedermal super.
Um 4 Uhr morgens fahre ich stöhnend aus dem Bett. 
Alter Falter, was ist den das? Harald neben mir fragt nur „Du auch?“
Wer nicht an Details zu Körperfunktionen interessiert ist, sollt diesen Absatz lieber überspringen!
Shivas Rache ist um einiges heftiger, als alles was ich bisher hatte. Ich erbreche mich im 10 Minuten Takt die ganze Nacht, auch als der Magen restlos leer ist.
Ein Wunder, dass Harald und ich mit einer Toilette auskommen, glücklicherweise kommen unsere Durchfallattacken (sieht aus wie Apfelsaft) 5 Minuten zeitversetzt zueinander.
Am Morgen rühre ich keinen Finger mehr. Ich habe nicht mal mehr die Kraft zu jammern.
Harald versucht was zu essen – ich nicht.
Aber die Reise geht weiter uns so müssen wir uns wohl oder über ins Auto setzten.
Im nächsten Ort kaufen wir ein ominöses Medikament, das mir sofort auf dem Magen schlägt, ich würge Kapsel, Wasser und Tee sofort wieder hoch und verzichte auf einen weiteren Versuch.
Immerhin habe die Inder, die meine Attacke interessiert verfolgen, was zu schauen…..

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Von der Fahrt bekomme ich nicht wirklich was mit.
Rakesh kauft uns Bananen und Cola.
Nach 5 Stunden sind wir in Jodhpur angekommen und ich weigere mich, eine Besichtigung des Fort zu machen. Sogar mein stures Inderlein versucht nicht mich zu überreden.
Ich bleibe im Hotel, während Harald todesmutig die Besichtigung antritt.
Als er wieder ins Hotel kommt, habe ich 3 Stunden geschlafen und es geht mir besser, aber Harald fällt mit Schüttelfrost ins Bett und schwört, er nimmt alles, wenn das nur wieder aufhört.
Ich surfe im Forum nach einem brauchbaren Medikament und stoße auf ein Antibiotikum, das in diesen Fällen in Indien bevorzugt eingesetzt wird.
Ich finde den Wirkstoff heraus, er wird in Europa bevorzugt in der Tiermedizin gegen Magenerkrankungen, vor allem für Brieftauben eingesetzt.
Na, was gut für die Taube ist…! Wir fallen gegen 20 Uhr ins Koma uns schlafen 12 Stunden durch.
Heute ist es besser. Nur der Durchfall ist unverändert. Wenn ich überlege, dass ich seit 36 Stunden nicht gegessen habe, frage ich mich doch, wo das noch herkommt.
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: Ilona am 05. Dezember 2013, 15:56:39
Au weh, mit so einer Magen-Darm-Erkrankung kann man so eine Reise wirklich nicht genießen. Kam das vom Essen oder war es eher eine Schmierinfektion von unsauberen Toiletten?

Mir gefallen die indischen Bauwerke absolut, doch das Gewimmel oder die Bettelei der Menschen kann ich nicht ertragen. 
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: nelilein am 05. Dezember 2013, 16:24:12
Liebe Ilona, wir haben auch eine Weile gerätselt, woher das kam.
Letztendlich war es wohl ein große Fehler von uns: Wir mussten am Tempel unsere Wasserflaschen abgeben, und nach über 1 Stunde haben wir (aufgrund von großem Durst) uns diese wiedergeholt.
Alle abgegebenen Flaschen standen zusammen am Eingang auf der Treppe.
Tja, ob es letztendlich unser Wasser war, wage ich im Nachhinein zu bezweifelen….
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: Andrea am 05. Dezember 2013, 16:39:14
Du schönst echt nichts! Das finde ich sehr gut. Aber lachen musste ich einmal doch, wie ich mir vorstellte, dass du dich aus dem Autofenster windest und einen entsetzten Inder zurücklässt...  ;D Da hätte er dich niemals Mama genannt! Wie kommt er überhaupt auf eine so doofe Idee? Meinte er es so, dass er euch verehrt wie die Eltern und meinte es ehrlich gut? Ist er gar nicht auf die Idee gekommen, dass es eine Beleidigung sein könnte?
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: Birgit am 05. Dezember 2013, 16:40:24
Ich hatte es ja nur anflugweise gehabt, zum Glück, aber was ich sagen kann, ist, dass das immer so etwa 6 bis 8 Stunden nach der vermuteten Ursache kam. Dann müsste das bei euch ja eher das Abendessen gewesen sein. Welches Hotel hattet ihr übrigens in Ranakpur?

Was für ein Medikament war das denn eigentlich, das du da gefunden hast?

Dein Foto vom Jaintempel finde ich total schön mit dem Grün und der Blüte im Vordergrund :)
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: nelilein am 05. Dezember 2013, 18:23:17
@Birgit: Bei mir sind es immer genau 12 Stunden. Passt zum Tempel. Zu Abend gegessen haben wir im Hotel „Kings Abode“ wo wir auch übernachtet haben. Hatten wir Anfangs natürlich stark im Verdacht. Jedoch schienen alle anderen Gäste, die dort gegessen haben, keine Probleme bekommen zu haben und Harald und ich hatten beide auch unterschiedliche Gerichte….
Wir werden’s nie sicher wissen. Der Name des "Taubenmittels" ist mir entfallen. Aber ich habe ihn irgendwo aufgeschrieben...

@Andrea: Ich denke es scheint wohl recht üblich zu sein, die Touristen Mama und Papa  zu nennen.
Mir ging es auch nicht so sehr ums „alt sein“ sondern um die überhand nehmende Vertraulichkeit. Wenn man sein Bier abbestellt bekommt, wird es höchste Zeit, was zu unternehmen ;)
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: Andrea am 05. Dezember 2013, 18:38:36
Wenn man sein Bier abbestellt bekommt, wird es höchste Zeit, was zu unternehmen ;)

Da stehe ich voll zu dir!  ;) :drunken:
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: Birgit am 05. Dezember 2013, 18:54:15
Sag mal, Nele, auf dem Foto mit den vielen jungs, ist der Mann in gestreift im Hintergrund Harald - oder winkt da etwa ein anderes Weißgesicht so unbefangen fröhlich in eure Kamera?
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: nelilein am 05. Dezember 2013, 19:02:49
Nö, das ist schon der Harald. Die Kamera hat die Jungs vom Händeschütteln abgelenkt  ;D
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: Silke am 06. Dezember 2013, 11:24:32

Mir ging es auch nicht so sehr ums „alt sein“ sondern um die überhand nehmende Vertraulichkeit. Wenn man sein Bier abbestellt bekommt, wird es höchste Zeit, was zu unternehmen ;)

Unser Fahrer hat uns immer Bruder und Schwester genannt, obwohl er vom Alter mein Sohn hätte sein können. Das war für uns o.k. Vertraulich war er auch, aber so etwas hätte er sich nie getraut.
Er hat uns dann zum Abschied zu sich nach Hause zum Essen eingeladen. Und diese Vertraulichkeit ist es, die es mir schwer macht, einen Fahrer zu nehmen. Ich denke oft daran, wie es ihm und seinen Kindern wohl geht, ob er sein Auskommen hat usw..

Magenprobleme solcher Art, wie ihr sie hattet, hatten wir zum Glück nie. Mal ein leichtes Grummeln im Magen, aber mehr nicht.
Titel: 4. Teil : Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: nelilein am 06. Dezember 2013, 16:41:57
Heute geht es weiter nach Jaislamer: „Die goldene Stadt“.
Es sind 200 Kilometer zu fahren.
Die Straße ist recht neu und es ist wenig Verkehr, so daß wir gut voran kommen.

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Die Landschaft verändert sich in Richtung Wüste. Jedoch ist die Wüste Thar nicht so lebensfeindlich wie erwartet.
Es ist noch recht grün, neben Sträuchern und Kakteen wachsen auch Bäume, die das Futter für die wilden Kamele sind.
Schon gegen 14 Uhr sind wir in Jaisalmer, die aufgrund des gold-gelben Sandsteins, der hier abgebaut wird, und aus dem alle Gebäude bestehen tatsächlich „golden“ schimmert.
Unser Hotel liegt außerhalb, in Richtung pakistanische Grenze im Nirgendwo.
Umso erstaunter sind wir über das riesige burgenhafte Gebäude, das einem indischen Fort nachgebildet wurde.
Es ist bombastisch schön! Das Hotel ist absoluter Luxus! Wir sind ganz hin und weg.
Und als wir dann noch in eine Suite (3Zimmer und Gästeklo) upgegrated werden, wollen wir eigentlich nicht mehr hier weg!
Aber Rakesh holt uns um 15 Uhr zur Altstadtbesichtigung ab und so müssen wir „leider“ bald wieder los.
Nur schön, dass wir hier 2 Nächte sind.
Die Altstadt, innerhalb der Fortmauern ist krass.

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Malerisch wie eine Filmkulisse. ABER: Sie hat keine Kanalisation und das riecht man deutlich. Mein Magen ist noch nicht ganz auf der Höhe und rebelliert aufgrund des Gestanks.
Die Gassen sind eng, voller Kühe, Hunde, Motorrädern und Menschen.
Gut, daß wenigstens keine Autos rein dürfen (wobei die hier eh keinen Platz hätten).
Schneller als geplant ergreifen wir die Flucht, das ist nun doch etwas heftig.
Außerhalb der Fortmauern besuchen wir den heiligen See, na also, geht doch.
Sehr hübsch mit Prachtpavillons im See, Tretbooten und heiligen Welsen, die die einheimischen Touristen mit Toastbrot füttern.
 
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Zum Sonnenuntergang bitten wir Rakesh uns zu den Grabdenkmälern der alten Herrscher zu fahren.

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Hier ist es sehr schön und so genießen wir den Sonnenuntergang mit Blick auf die Grabstätten in Mitten eines riesigen Windparks mit Windrädern, die hier in der Wüste alternative Energie erzeugen – auch das ist Indien und hätten wir hier nie erwartet.

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Als es dunkel ist, gehen wir noch was essen, sind aber vorsichtig und bestellen nur Gemüse mit weißem Reis.
Ein bisschen Angst habe ich schon, aber das Taubenmittel wäre ja schnell zu bekommen.
Freitag: Die Nacht ist überstanden und alle Körperfunktionen normal.
Also kein Taubenantibiotika, sondern lieber ein Besuch im „english wine and beer shop“ sprich dem Alkoholfachgeschäft. Rakesh kommt mit und berät Harald zu einem einheimischen Rum.
So ganz recht ist es ihm nicht.
Er legt uns sehr nahe, nicht zu viel zu trinken, in Richtung Alkohol versteht er echt keinen Spaß!
Wir genießen unser Hotel bis 11 Uhr, dann besichtigen wir die „Neustadt“, die ist auch nicht sauberer, riecht aber besser.
Ich mache einen größeren Umweg um jede Kuh (leichter gesagt als getan), da gestern direkt eine auf mich zu kam und mich aus dem Weg stupste.
Glücklicherweise hatte sie keine Hörner… Und so habe ich Respekt vor dem heiligen Höllenvieh und mache Platz, wie sie es gewohnt sind.
Wir schauen uns 3 Havelis, alte Handelshäuser, an, die reich mit Steinmetzarbeiten geschmückt sind. Von den Dächern hat man einen tollen Blick auf die Umgebung.

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Gegen 15 Uhr verlassen wir die Stadt in Richtung Wüste, um rechtzeitig zum Sonnenuntergang bei der viel angepriesenen Kamelsafari zu sein.

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Und hier werden wir zu ersten Mal so richtig touristengeneppt!
Wer mal in der Sahara war, ist natürlich schwer zu beeindrucken.
Aber die „Sonnenuntergangsdühne“ ist so klein, dass sie kaum die Touristen fasst, die aus allen Richtungen herbeiströmen. Dazu kommen Nepper, Schlepper, Bauernfänger, die eisgekühltes Bier verkaufen.
Bei einem Männlein, daß uns mit der „Päper“ ein Ständchen bringen will, geht meinem lieben Mann „das Kamel durch“.
Wie von der Tarantel gestochen springt er auf und schreit:“ NO! WE ENJOY THE SILENCE!“
Fast springt er dem Männlein ins Gesicht. Dass es ihm ernst ist, merkt auch der Musiker und nimmt seine Beine mitsammt seiner „Päper“ unter die Arme und verlässt fluchtartig unsere Düne.
Wir warten den kompletten Sonnenuntergang nicht ab und beschließen wutentbrand auf das anschließende Menü mit Volkstänzen, das im Preis enthalten ist, zu verzichten.
Wir scheuchen Amil zu seinen/unseren Kamelen und sind schon auf dem Weg, als die anderen Touristen sich aus dem Sand schälen.
Ich werde beim vorbeireiten fotografiert, da ich die einzige bin, die ihr Wüstenschiff alleine lenkt.
Anil hat mir kurzerhand die Zügel in die Hand gedrückt und gemeint ich solle voranreiten. Er läuft mit Haralds Kamel an der Leine hinter uns her.
Ich bin so gefrustet, dass ich noch nicht mal die Herde wildlebenden Pfauen (ca. 20 Stück) fotografieren will. Ist eh schon zu dunkel.
Das muß man uns bei der Rückkehr wohl deutlich angesehen haben.
Ohne nur den Anflug eines Protests handelt Rakesh den Preis für die Pauschale (und somit auch sicher für seine Provision) beim Veranstalter herunter auf die Hälfte und holt kommentarlos sein Auto.
Als kleines Trostpflaster laden wir ihn in der Stadt zum Essen ein, immerhin hätte er dort sichr was zu essen bekommen.
Da heute Freitag ist, ist in der Stadt echt was los, Feuerwerk und Böller, schön geschmückte Frauen auf dem Weg zum Tempel und in die Moschee.
Das gefällt uns schon besser als der Touristennepp.
Außerdem besuchen wir den Freitagsbasar und sind tatsächlich mal die einzigen Touristen! Das ist schöööön! Ich bin versöhnt.
Rakesh will morgen um 7 Uhr aufbrechen, der Weg sei so weit. Aber ich will nicht. Kurzerhand sagen wir 9.30 Uhr und verschwinden in unsere Luxussuite!

Noch ein Wort zu unserem Rakesh.
Er ist pünktlich, höflich und ein umsichtiger Fahrer.
Eine Weile fragten wir uns jedoch: Möchte oder kann er uns nicht verstehen, wenn etwas von der Norm abweichen soll. Wissen tun wir es nicht, aber wir gehen mal von letzterem aus.
Beispiel: Es ist erkältet uns ich frage: Do you feel sick? Er antwortet: No, I`m Hindu.
Jede Umformulierung, alle Erklärungsversuche meinerseits verlaufen im Sand.
Deshalb gebe ich es auf und denke: Werde gesund oder lass‘ es halt!
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: Birgit am 06. Dezember 2013, 17:07:36
Ach, Nele, den Nepp in der Wüste fand ich auch furchtbar. Und genau wie ihr habe ich dort doch nur in der Ruhe sitzen wollen. Mich hat mein Kamelführer dann kurz entschlossen separiert. Aber dieses Folklore-Dinner war furchtbar. Ihr habt es gut gemacht, dass ihr da nicht geblieben seid. Ich war auch bockig und habe keine Rupie Trinkgeld gegeben.

Und ansonsten schau mal hier: Ich denke, die Frau verdient sich echt ´ne goldene Nase mit ihrem Baby.

Dein Bild:

(http://www.anaite.de/images/ebay/forum/ja2.jpg)

Mein Bild:

(https://lh3.googleusercontent.com/-5ZaPw8PsEK8/UmK7Oep3eZI/AAAAAAAANAs/LpR-svLhLrg/w545-h726-no/IMG_2134.JPG)
Titel: Re: 4. Teil : Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: Ilona am 06. Dezember 2013, 17:12:18
Beispiel: Es ist erkältet uns ich frage: Do you feel sick? Er antwortet: No, I`m Hindu.

Den Witz habe sogar ich verstanden :totlach:, denn er trägt ja keinen Turban, oder? Somit ist er auch kein Sikh  :zwinker:, sondern Hindu  :toothy9:. Also ich würde mal sagen, dass er euch schon verstanden hat  :cool2:.

Malerisch wie eine Filmkulisse. ABER: Sie hat keine Kanalisation und das riecht man deutlich. Mein Magen ist noch nicht ganz auf der Höhe und rebelliert aufgrund des Gestanks.

Hast du etwa in die nicht vorhandene Kanalisation :kotz: ?

Also kein Taubenantibiotika, sondern lieber ein Besuch im „english wine and beer shop“ sprich dem Alkoholfachgeschäft.

Ganz ehrlich, das habe ich mich gestern schon gefragt, warum ihr keine alkoholische Magendesinfektionslösung vor und nach dem Essen eingeworfen habt? Irgendwie scheint das nämlich zu helfen, denn wir waren mal die Einzigen in Tunesien, die wegen regelmäßiger Desi mit Boukha keine Probleme hatten.

Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: nelilein am 06. Dezember 2013, 17:46:58
Kicher!  :floet: Birgit, die malerischen Damen und Herren sitzen ja nicht für umsonst an so exponierter Stelle herum. Allerdings habe ich nix bezahlt, dank meines „Superzooms“ hat sie nicht mal gemerkt, dass ich sie fotografiert habe. Dafür habe ich an anderer Stelle „bluten“ müssen… >:D
@Ilona: Jaja, ob er sich wohl wie ein Sikh fühlt, wenn er so hustet..?..  Ich wollte ihm ja was aus der Apotheke besorgen (aber keinen Turban).  ;)
 :kotz: habe ich nicht, aber ich war schon etwas grün um die Nase. Und unseren Alk (Kirschwasser) hatten wir schon in Goa/Udiapur alle gemacht… Aber der indische „Old Monk“ Rum ist echt nicht schlecht!
Titel: 5- Teil: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: nelilein am 09. Dezember 2013, 12:11:15
Samstag: Tolles Frühstück, dann checken wir aus.
Da wir noch etwas Zeit haben, beobachten wir noch ein bisschen die „Upperclass-Indianer“ die in unserem 5-Sterne Hotel abgestiegen sind.
Die Kinder rennen im Schlafanzug durchs Foyer und jagen die hoteleigenen Pfauen.
Die Eltern schlurfen in den Hotelpantoffeln auch halb im Schlafanzug zum Frühstück. Natürlich jeder mit dem I-Phone im Anschlag, bis hinunter zu den Kleinsten.
 Pünktlich wie immer machen wir uns auf den Weg.
Die Straße ist extrem gut ausgebaut, also wäre eine Reisegeschwindigkeit von 100 KMH kein Problem, wie uns auch die anderen Touristentaxis vormachen.
Aber unser HM gibt entweder nicht mehr als 60 Kmh her, oder unser Sturkopf sieht es nicht ein, schneller zu fahren.
So kann man die Zeit natürlich auch unsinnig totschlagen.
So hohle ich den Laptop aus den Kofferraum und schreibe an meinem Bericht weiter.
Harald meint, so wie ich auf die Tasten hämmere würde man genau hören, das ich eine Wut im Bauch habe!!
Naja, eigentlich wollte ich nicht fast doppelt so lange wie die anderen Touris im Auto hocken!
Nach 3 Stunden wüstes Ödland bei 60Kmh frage ich dann doch, ob Rakesch nicht schneller fahren könnte? Immerhin wären die anderen Touristen längst da.
Er lächelt kommentarlos und erhöht die Reisegeschwindigkeit um 5 kmh.
 Dass die Straße so gut ist, liegt an der Nähe zur pakistanischen Grenze. 
Von unserem Hotel waren es nur  noch 70 km. Deshalb ist die Militärpräsenz auch beeindruckend. Riesige Konvois fahren auf der Straße und machen Manöver in der Wüste, lassen die Muskeln spielen.
 „Schulbusse“ sind, bis unters Dach vollgestopft mit adretten, sauberen Kindern unterwegs.
Immer, wenn wir hinter so einem Vehikel, fahren rumort es  im inneren.
Es wird beratschlagt und gekichert.
Sobald ich lächle, fangen ein paar ganz Mutige an zu winken.
Winke ich zurück, bebt das ganze Gefährt.
Sie sind einfach freundlich, aufgeschlossen und neugierig, das macht echt Spaß!
Endlich kommen wir, 50 Kilometer vor Bikaner, zur Abzweigung von Kolayat.
Ganz klar ist nicht was uns hier erwartet. Im Reiseführer, wo der heilige Ort als Geheimtipp angegeben wird steht nur, es wäre für die Sikh eine heilige Städte am See.
Wir fahren auf einer Staubstraße eine Weile durch ein Tonerdeabbaugebiet und sehen vor lauter Staub erst mal gar nichts.
Dann stehen wir aus heiterem Himmel im Stau.
Nichts geht mehr. 
Rakesh bemüht sich um ein Weiterkommen, hat aber trotz lauten Palavers keinen Erfolg.
So verlassen Harald und ich das Auto und laufen einfach den bunten Menschenmassen nach.

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Was wir hier erleben dürfen, ist definitiv der Höhepunkt unserer bisherigen Reise.
Wieder ist es sehr schwer zu beschreiben, was die Faszination dieses Ortes ausmacht.
Es ist eine Art Dorf an einem verlandeten See mit Tempel.

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Wir geraten in die Vorbereitung zu einem Tempelfest, das am Folgetag stattfindet und sind die einzigen (weißen) Touristen.
Wir fühlen uns aber nicht unwillkommen oder gar bedroht - im Gegenteil.
Die Leute starren uns ungeniert, etwas skeptisch, an.
Wenn wir sie mit dann mit „Namaste“ grüßen, geht ein Strahlen über die Gesichter und man grüßt freundlich zurück.
Junge Leute fragen uns, wo wir herkommen.
Ältere, vor allem Männer, bedeuten uns mit Hand und Fuß, wir sollen sie fotografieren und lachen sich dann über ihre Bilder im Display kaputt.

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Auf diese Weise verursachen wir so manchen Menschenauflauf.
Wir fühlen uns ins Geschehen eingebunden und posieren natürlich auch gerne für diverse Fotohandys.
 Ein Männlein sitzt inmitten von seinen Utensilien auf einer Decke und zeigt auf diverse Postkarten mit Hindugottheiten und auf einen 10 Rupees Schein.
Zuerst meinen wir, er möchte uns die Postkarte verkaufen aber nach einiger Zeit kommt heraus, wir sollen uns eine Gottheit aussuchen und für 10 Rupees betet er für uns.
Das scheint uns sinnvoll investiertes Geld, und so geben wir das Gebet in Auftrag.
Wir sind fast traurig, als wir gehen müssen, aber die Fahrt geht ja weiter nach Bikaner.
In Bikaner angekommen machen wir einen Spaziergang durch die Altstadt. Es ist unglaublich voll und der Gestank der aus den offen verlaufenden Abwasserkanälen aufsteigt schlägt mir (wiedermal) auf den Magen.

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Als der Zug mitten durch die Stadt fährt, ignorieren alle die heruntergelassenen Schranken.
Erst kurz vor knapp räumen die Menschen mit ihren Fahr- und Motorrädern die Schienen. 
Wir fahren in unser Hotel.
Wir nächtigen heute im Museum.
Es handelt sich um einen originalen Maharadscha-Palast, der 1903 erbaut wurde. Nahezu alles ist im Originalzustand belassen.
 Wir erfahren, dass wir wieder ein Upgrade erhalten in die Maharadscha-Suite!

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Diese hat selbiger noch bis in die 50er Jahre selbst bewohnt.
Die Suite besteht aus mehreren Zimmern. Wir schätzen die Gesamtgröße auf über 100qm.
Wenn uns der Sinn nach Hausmusik stehen würde, könnten wir am eigenen Piano musizieren!
 Der Charme des Zimmers ist jedoch auch ziemlich morbide. Vor allem mit dem steinalten Teppich stehe ich auf Kriegsfuß.
Dieser riecht ziemlich „antik“ um es vornehm auszudrücken. 
Wir schlendern etwas durchs Hotel, fahren mit dem ältesten Aufzug der Menschheit (rein mechanisch mit Scherengittern, unglaublich).
Dann fallen wir totmüde in Maharadschas Bett, zu dem übrigens 3 Stufen hinauf führen.
Sonntag: Pünktlich um 9 Uhr kommt Rakesh uns mit den HM abholen. 
Wir wollen das Fort besichtigen, haben uns aber in der Zeit vertan.
 Dieses öffnet erst in einer Stunde. Also streichen wir die Besichtigung kurzerhand und lassen diese Stadt (doch rech gerne) hinter uns.
Als nächstes steuern wir den Rattentempel in Deshnoke an, auf der Suche nach der weißen Ratte, die bekanntlich haufenweise Glück bringen soll.
Wir sind sehr froh über unsere OP-Plastik-Socken…. Eine deutsche Reisegruppe mit Rentnern, die den Tempel zeitgleich betritt, verlässt nach 2 Minuten fluchtartig den heiligen Ort.

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Naja, dass es im Rattentempel Ratten gibt, sollte eigentlich schon vorher klar gewesen sein.
Wir bleiben 45 Minuten und sehen die weiße Ratte leider nicht, nur normale.
Also kein Glück für uns.
Wieder sind wir interessanter als die Nager.
Ich soll ein Baby fürs Foto halten aber das schreit, wegen der großen weißen Frau, die es auf den Arm nehmen soll, wie am Spieß und so gebe ich es der Mutter lieber zurück.
Die Fahrt geht weiter in Richtung Mandawa zur Besichtigung der bekannten, rund 100 Jahre alten Kaufmannshäuser, den Havelis.
Rakesh begleitet uns durch das malerische Örtchen und zeigt uns die schönsten Exemplare.
 Für indische Verhältnisse geht es hier sehr beschaulich zu.
Gegen Abend fährt er uns in unser Hotel, ein 125 Jahre altes, mit viel Liebe und Aufwand restauriertes Haveli. 
Wir haben die Suite gebucht und bekommen sie auch – schlafen im Puppenhaus – wir sind uns einig: So was Schönes haben wir noch nie gesehen, wir sind hin und weg!!

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Man macht eine Hausführung mit uns, zeigt uns die voher - nacher-Galerie und verschiedene Räumlichkeiten mit zum Teil noch 125 Jahre alten, unrestaurierten Wandmalereien. 
Wieder in unserem Puppenstübchen angekommen, in dem man nicht größer sein sollte als 1,80 Meter (die Inder vor 100 Jahren müssen noch kleiner gewesen sein als sie heute eh noch sind) möchte ich baden und setze aufgrund eines defekten Schlauchs das ganze Obergeschoß (ja, das Bad ist auf der Galerie mit Blick aufs Bett) unter Wasser.
Anruf bei der Rezeption, Panik bricht aus und gefühlte 100 Leute stürmen unser Zimmer.
Wir machen lieber mal Platz und nach 30 Minuten ist die Leitung tatsächlich dicht und das Wasser aufgewischt (wundersames Indien…)
Wir beschließen nur weißen Reis zu Abend zu essen, da ich zunehmend das indische Essen nicht mehr vertrage.
Ein Löffel Curry und ich habe schreckliches Sodbrennen, kenne ich so gar nicht.
Während wir unseren Reis löffeln schauen wir einer Marionettenvorführung zu, bei der wir die einzigen Gäste sind zu.
Die Reisegruppe, mit französischen Rentnern (es scheinen eh nur Rentner oder Studenten dieses Land zu bereisen) die kurz nach uns lautstark über das nette Hotel hereingebrochen ist, interessiert sich nicht die Bohne für die Bemühungen der Marionettenspieler.
Und so kaufe ich, halb aus Mitleid, halb aus wirklichem Interesse, 2 Marionetten, für die ich, trotz zäher Verhandlung, natürlich viel zu viel bezahle. Aber es trifft sicher keinen Falschen.
Am nächsten Morgen fallen die Franzosen vor uns aus, und es ist dann wieder herrlich ruhig.

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Ich fotografiere vom Dach noch ein paar Pfauen, die auf der Straße im Müll nach Essbarem suchen.
Um 10 Uhr  geht es weiter nach Jaipur.
Die Fahrt dauert 4 Stunden und man merkt mit jedem Kilometer, es geht Rajasthans Hauptstadt und dem Ballungsgebiet entgegen.
Die Straßen werden noch voller, dreckiger und wir sehen die ersten echten Zeltslums, von denen Harald in Windeseile ein verstecktes Foto macht.
Jaipur hat offiziell 4 Mio. Einwohner. Wer‘s glaubt wir selig!! Jedes Quadratzentimeterchen wird genutzt. Harald meint, er ist ja schon in Guatemala und Mexiko-City selbst Auto gefahren und auch auf Bali im Linksverkehr.
 Aber hier: NEVER EVER! 
Ich mag Jaipur auf Anhieb. Natürlich ist es hier keinenfalls sauberer, leiser oder leerer, aber die Stadt strahlt eine Energie und Geschäftigkeit aus, die mich sofort fasziniert.
Wenn ich irgendwo noch gerne einen Tag länger gehabt hätte, wäre es in Jaipur gewesen.
Unser Hotel hat 5 Sterne, ist nagelneu und es ist ein Genuss mal wieder modern zu wohnen.
Ich will schon seit Tagen den Film Ram & Leela sehen, der überall heftigst beworben wird und von dem ich mir schon den Soundtrack in Mumbai gekauft habe.
Und wieder gibt es Diskussionen mit unserem Rakesh.
Er geht mit seinen Touristen immer ins selbe Kino in Jaipur und da läuft der Film nicht.
Also sollen wir bitte einen anderen Film schauen (so siehst du aus!!)
Ich sage freundlich aber bestimmt, diesen Film oder keiner!
Letzen Endes lautet der Kompromiss wie folgt: Wir erkundigen uns im Hotel, wo und wann der Film läuft, reservieren Karten und er bringt uns hin.
Na also, geht doch.
Und so machen wir uns um 15 Uhr auf ins neueste Kino der Stadt, direkt im Einkaufszentrum um die Ecke.
Und wieder eine Überraschung.
Der Eintritt kostet 2,50 Euro und wir haben noch nie ein so schönes, modernes, sauberes Kino von innen gesehen!!
Liegesitze – alle Wetter. 
Wir nehmen Rakesh mit ins Kino. Es ist sichtlich beeindruckt.
Der Film ist Romeo und Julia auf indisch und ich muss, beim unvermeidlichen Ende, so weinen!
Peinlich, peinlich aber die indischen Jugendlichen freut’s.
Im übrigen herrscht tolle Stimmung im Kino. Wenn der Held oder die Heldin auf der Leinwand erscheinen, wird gejohlt und gepfiffen. Es wird gelacht und gesungen. Kein Wunder: Ein toller Film!
Anschließend laufen Harald und ich noch durchs Einkaufszentrum und gehen in den Pizza Hut.
Noch ein Löffel Massala oder Curry und ich hätte einen Krieg angezettelt.
Ich schwöre feierlich, nie wieder auch nur einen Bissen indisches Essen zu mir zu nehmen, für ein Teller Spagetti könnte ich einen Mord begehen!
Titel: Re: 5- Teil: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: Ilona am 09. Dezember 2013, 17:04:04
Ich schwöre feierlich, nie wieder auch nur einen Bissen indisches Essen zu mir zu nehmen, für ein Teller Spagetti könnte ich einen Mord begehen!

Und, hast du bis jetzt durchgehalten? Ich hoffe natürlich, dass bisher nicht zu viele wegen einem Teller Spaghetti ermordet wurden :totlach:.

Ich bin immer wieder von den ganzen Eindrücken erschlagen und froh, dass ich es nicht live erleben muss ;D.
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: Birgit am 09. Dezember 2013, 19:21:45
Na, da habt ihr dem armen Rakesh in Sachen Kino ja wieder ordentlich Stress gemacht ;) Wer weiß, am Ende gibt es auf Kinokarten ja auch Vermittlungsgebühr. Zumindest hatte mir Anil ja auch meine (und seine) Karte gekauft, anstatt mich einfach loszuschicken die Karte selbst zu kaufen, wie er es sonst immer gemacht hat bei allen anderen Eintritten.

Hatte Rakesh in Jaipur eigentlich auch so eine nette blau-graue Uniform an? Ich hatte erfahren, dass das in Jaipur wichtig sei, weil es kontrolliert wird.

Ihr hattet ja tolle Hotels, fast bedaure ich, dass ich meiner Gewohnheit des Vorbuchens nicht treu geblieben bin, zumal ich an der einen oder anderen Stelle (speziell in Udaipur) schon gedacht habe, dass sich da noch Netteres hätte finden lassen.

In indisches Essen hätte ich mich bis zum letzten Tag reinlegen können, habe es auch gut vertragen und es konnte mir kaum scharf genug sein. Nur ganz selten hatte mich Lust auf "mal was Anderes" überkommen. Da hatte ich dann Pizza, auch die schmeckte indisch, sodass ich mich dann wieder völlig freiwillig für "richtig indisch" entschieden hatte.

Und ich finde es faszinierend, wie ähnlich ihr manche Orte und Ereignisse erlebt habt, obwohl ihr sie in völlig anderen Situationen erlebt habt. Ich beispilsweise hatte Kolayat ja völlig verpennt und leer erlebt, aber war ebenso verzaubert davon wie ihr.
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: nelilein am 09. Dezember 2013, 19:45:06
Stimmt, jetzt wo du sagst.... Ich dacht noch, sind seine "guten Sachen" jetzt in der Reinigung, oder was?
Das mit dem Kino war so oder so ein Erlebnis für Rakesh: 
Es gab nämlich eine heftige Kuss-Szene!! Was übrigens mit lauten Pfiffen und Gejohle quittiert wurde.
Harald sagte, er sei förmlich im Sitz versunken, so peinlich war ihm das ;D
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: nelilein am 09. Dezember 2013, 19:47:34
Und was das indische Essen angeht.... Ich brauche noch ein bisschen Zeit.... Currywurst - nein Danke ;)
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: Birgit am 09. Dezember 2013, 19:58:18
Currywurst - nein Danke ;)

Echt? Soooooo schlimm? :o
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: nelilein am 09. Dezember 2013, 20:40:50
Naja, ich denke ich werde mich schon wieder "erhohlen" ;). Aber vorerst genieße ich lieber mal die Weihnachtsspezialitäten.
Titel: 5. Teil: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: nelilein am 10. Dezember 2013, 20:05:52
Dienstag: Heute geht es um 10 Uhr los zur Stadtbesichtigung.
Wir fragen Rakesh lieber erst mal, wo er mit uns hin will. 
Er hat zu viel vor und wir streichen ihm die diversen Tempel.
Wieder ist er nicht so ganz einverstanden, gibt aber nach.
Zuerst fahren wir zum Amber Fort außerhalb von Jaipur.
Dort gibt es die Touristenattraktion:  Man kann auf dem Elefant zum Fort hochreiten.
Allerdings geht die Karawane nur bis Mittag, da die Regierung die massive Ausbeutung der Tiere einschränken musste, als ein erschöpfter Elefant Amok lief und einen Menschen zu Tode trampelte.
Als wir Rakesh sagen, dass wir keinenfalls auf dem Elefanten reiten, trübt sich seine Laune weiter. 
Die Anderen Touris sind doch begeistert…?... Wir erklären ihm, was ein Touristennepp ist.
Wir besichtigen das Fort und stellen fest, wir haben schon einige Forts gesehen.
Auf dem Rückweg halten wir am Wasserpalast. Ich habe auf den Weg herrliche Sonnenschirme in den typischen Rajasthanstoffen gesehen, die will ich haben!
Wieder scheine ich unserem Rakesh auf den Schlips zu treten.  Er würde mit uns zuerst in ein Geschäft fahren, wo es alles sooo günstig gibt.
Also gut, warum nicht, denken wir uns, bis wir den Laden mit andern Weißnasen zusammen betreten.
HA! Gute 2,50 Euro für ein Stoffnadelkissen?!? Da lachen ja die Hühner im Stall! Immerhin ist das ein Kinobesuch!
Schneller als drinnen, sind wir wieder draußen.
2 Straßen (Rakeshs Empfehlung) weiter lasse ich mir mit Henna die Handfläche bemalen, was ich, für mein Empfinden,  auch zu teuer bezahle. Aber immerhin muß Rakesh Provission ja mit bezahlt werden.
Zum Trocknen der Paste sollen wir den Tempel nebenan besuchen, der seltsamerweise Eintritt kostet. 
Harald weigert sich, und Rakeshs Gesichtsausdruck wir immer düsterer.
Nach einer halben Stunde (vorher darf ich nicht ins Auto - Verschmierungsgefahr) im Schatten, mit der Hand in der Sonne, fahren wir weiter, und allen Ernstes will Rakesh mir erzählen, ich bekäme nirgends so günstig Souvenirs, wie in dem von ihm gezeigten Laden. >:D
 Also gut, es ist wohl wieder an der Zeit, unserem Inderlein ein paar Zähne zu ziehen.
Ich schaue ihm kritisch ins Auge und sage nur: We will see. And now please drive to the street with the umbrellas.
Mißmutig hält er bei Schirmen weiter oben am Straßenrand und ich laufe zur Hochform auf: Die Schirme hier gefallen mir hier nicht, also weiße ich Rakesh an, zurückzufahren an die Stelle wo sie mir gefallen haben.
Was mit denen hier nicht stimmt? Tja, ich will eben nicht einen Schirm, ich will DEN Schirm.
An meinem Wunschort angekommen stürme ich das Geschäft.
Ich habe immerhin nicht umsonst fast 20 Jahre für unser Geschäft den Einkauf gemacht.
Ich gebe klare Anweisungen, sage was ich will. Lasse mir die Farben und Muster zeigen und die wo mir nicht gefallen wieder wegpacken. 
Ich beschließe 2 Stück zu kaufen und fange mit den Preisverhandlungen an.
Rakesh, der uns in den Laden gefolgt ist, bleibt der Mund offenstehen.
Harald und ich spielen ein bisschen „guter Bulle, böser Bulle“ diskutieren lauthals auf Deutsch (wir wissen ja, was für eine Wirkung unsere Sprache im Ausland hat, wenn man etwas lauter spricht).
Ich zahle am Ende 30 Prozent vom Ursprungspreis und bin zufrieden.
Harald verlangt eine Rechnung mit Ursprungszeugnis für den Deutschen Zoll.
Die Schirme werden verpackt, während ich dem Chef noch zwei kunstvoll bestickte Handtaschen, jeweils zum Preis eines Nadelkissens (!) aus den Rippen leiere.
Das Rakesh trotzdem Provision bekommen wird ist klar – that’s India. 
Wir fahren weiter in die Innenstadt und teilen Rakesh mit, dass wir zuerst im Mc Donalds essen und dann alleine auf Tour gehen werden.
Er wartet auf dem Parkplatz.
Da es schon nach 14 Uhr ist, verzichten wir ganz frech auf die Palastbesichtigung und lassen uns lieber durch die Basarstraßen treiben. 
Wir besuchen die Juweliere, kaufen ein Souvenir, Harald schaut eine Weile einem Goldschmied zu.
Wir kommen an den Schneidern mit ihren antiken Singer-Nähmaschinen vorbei und laufen weiter zu den Stoffen.
Und wir dürfen überall Fotos machen, man erlaubt es uns immer lächelnd.
So viele Farben, wir sind ganz begeistert und stellen fest, dass auch hier in Jaipur die Menschen sehr freundlich sind, wenn man ihnen ebenso entgegenkommt.
Von den berüchtigten Neppern und Schleppern bekommen wir nichts mit.
Am Palast der Winde möchte man uns schon gerne was verkaufen, versuchen darf man es ja – machen wir halt nicht.
Zum Sonnenuntergang hin machen wir uns auf zum Parkplatz und kommen sogar vor der Dunkelheit dort an.
Rakesh wirkt auf uns, als hätte er heute einen stressigen Tag gehabt.
Er fragt ob’s in der Stadt schön war und wir erwidern: Na sicher doch!
Ich schaue mir den Rosenquarz Ganesha mit Goldbemalung an, den ich gekauft habe.
Rakesh behauptet ungefragt, den besorgt er uns für 100 Rupees  (1,20 Euro)….
Haha!
Ich lächle ihn an und sage, das ist ja super! Ich kann durchaus noch einen als Geschenk für meinen Papa gebrauchen.
Also immer her mit dem 100 Rupees Ganesha.
Er macht einen Rückzieher ;).
Oh Rakesh – heute wird das wohl nichts mehr zwischen uns beiden.
Schauen wir mal ob´s morgen wieder „besserle“ ist.
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: Birgit am 10. Dezember 2013, 20:53:23
Hm, an solche Schirme kann ich mich gar nicht erinnern. Wie sahen die denn aus?

Ich finde es ja lustig. Jaipur war mein erstes Fort: Große, staundende AUgen, abgewunken habe ich dann später auch nach dem 10. Prachtexemplar. Welches man am schönsten findet, hängt sicherlich damit zusammen, wann die Eindrücke noch neu sind ;)
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: nelilein am 10. Dezember 2013, 21:04:19
(http://www.anaite.de/images/ebay/forum/schirm.jpg)
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: Andrea am 10. Dezember 2013, 22:37:11
Scheinbar hattet ihr mit Rakesh nicht so viel Glück wie Birgit mit Anil. Aber gut, dass ihr da nicht zimperlich mit der Durchsetzung eurer Wünsche seid. Ich Doofie hätte wohl fast alles mit mir machen lassen...  :verlegen:
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: Birgit am 10. Dezember 2013, 22:50:13
Nele, der Schirm ist ja hübsch. Ich habe zwar keine Ahnung, was ich konkret damit sollte, aber auf dem Bild sieht er wirklich toll aus!

Andrea, wer weiß, möglicherweise hat Anil ja auch Scheiß gebaut und ich habe es nicht nur mit mir machen lassen, sondern es sogar nicht einmal gemerkt. :denk:
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: Ilona am 11. Dezember 2013, 08:13:24
Der Rakesh ist aber eine komische Type. Konnte man den nicht umtauschen  ;)  ;D ?
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: Silke am 11. Dezember 2013, 08:30:18
Ich glaube nicht, dass Umtauschen Sinn gemacht hätte. Inder haben nach unserer Erfahrung eine andere Denkweise als wir, das ist oft schwer bis gar nicht zu verstehen.

Und dann muss man auch bedenken, dass so ein Fahrer ein monatliches Einkommen hat, mit dem er nicht überleben kann. Er ist auf die Provision und das Trinkgeld angewiesen. Ob und in welcher Höhe er Trinkgeld bekommt, weiß er am Anfang nicht. Die Höhe der Provision wird er wissen.
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: Shadra am 11. Dezember 2013, 10:35:51
Zitat
Rakesh behauptet ungefragt, den besorgt er uns für 100 Rupees  (1,20 Euro)….
Haha!
Ich lächle ihn an und sage, das ist ja super! Ich kann durchaus noch einen als Geschenk für meinen Papa gebrauchen.
Also immer her mit dem 100 Rupees Ganesha.
Er macht einen Rückzieher ;).
Bissl trotzig Euer Fahrer?? Solches verhalten kenn ich bisher nur von kleinen Kindern ;D

Bekommen die Fahrer diese seltsameProvision eigentlich dann gleich, wenn man dort ist, oder gibts da eine Art Sammelbuch, wo über Tage hinweg Buch für jeden Fahrer in allen Läden und Ständen geführt wird? Ich kann mir das irgendwie nicht wirklich vorstellen.
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: Birgit am 11. Dezember 2013, 10:53:32
Also, ich habe so eine Provisionsübergabe nie gesehen, bin mir aber auch in manchen Fällen sicher, dass es eine gab. Ich glaube, das ist so ein Agreement. Schließlich fährt der Fahrer in der Regel immer ähnliche Touren und kann, wenn er frei hat, sicher mal kassieren gehen, auch für 'Vermittlungen' von vor 2, 4 oder noch mehr Wochen. Schließlich wissen die Hotels, Läden und Restaurants auch, dass er seine Gäste sonst woanders hinbringt, wenn sie sich nicht an die Vereinbarung halten.

In einem Hotel habe ich beispielsweise gesehen, dass sein Name hinter meiner Eintragung stand. Welchen Grund sollte es dafür geben, wenn Anil nicht einmal dort eine Fahrerunterkunft hatte?

Anil hat im Moment Schiss vor seinem Chef, weil dieser den wohl nicht unbegründeten Verdacht hat, dass Anil bei mir auf die Tränendrüse gedrückt hat in Bezug auf sein Einkommen. Ob es dabei darum geht, dass dem Gast nicht mit Tricks ein höheres Trinkgeld aus Mitleid abgerungen wird oder um die Ehre (unwahre Behauptung: böser Chef lässt mich am ausgestreckten Arm verhungern), weiß ich nicht.
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: nelilein am 11. Dezember 2013, 14:31:14
Ich glaube auch, dass in Indien alle mehr oder weniger geschickt was "mauscheln".  >:D
An diesem Tag war es eben besonders auffällig und das Miteinander dadurch etwas schwierig.
Dazu kommt, dass wir alle Hotels vorgebucht hatten und ihm so einiges an Provisionen entgangen ist.
Im Großen und Ganzen war Rakesh ganz in Ordnung. Er war halt gewohnt, wie soll ich sagen.. der Platzhirsch zu sein..?..
Und ich bin eben auch einer! :toothy9:
Wenn wir brav gemacht hätten, was er für uns wollte, wäre bestimmt alles reibungslos abgelaufen   :evil:
Titel: Letzter Teil: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: nelilein am 18. Dezember 2013, 10:31:05
(http://www.anaite.de/images/ebay/forum/ag2.jpg)
Wir lassen uns zum Hotel fahren und einigen uns auf eine Abfahrtszeit um 9 Uhr in Richtung Agra. 
In der Lobby plaudern wir ein bisschen mit dem Concierge, der uns gestern das Kino klar gemacht hat, über den gesehenen Film.
Er erzählt uns, dass eine Veranstaltung, zu Ehren des Gründers der Lalit Hotelkette,  für die Hotelangestellten stattfindet.
Ob wir ein bisschen zusehen wollen? Na klar!
Und so schauen wir bei einer Modeschau zu, bei der die Angestellten die Models sind an und noch eine paar Programmpunkte wie singende und tanzende Kinder der Angestellten.
Das Volk johlt und ist ganz aus dem Häuschen. 
Wieder im Hotelzimmer pflegt Harald seinen Durchfall mit Bananen und Imodium.
Bei mir sind alle Körperfunktionen  normal und so beschließe ich, etwas  ganz dekadentes  zu tun und bestelle eine Pizza Primavera beim Zimmerservice.
LECKER! Ob ich jemals wieder zu unserem Marionetten-Inder nach Baden-Baden zum essen gehen werde?
Mittwoch: Wir haben gestern schon vom Hotel Bescheid bekommen, dass heute eine Privatfeier im Hotelstattfinden wird.
 Deshalb wird das Frühstück kurzerhand in ein anderes Restaurant im ersten Stock umgelegt.
 Heute Morgen wird klar, es ist eine Hochzeit!
 Alles ist und wird noch aufwendig geschmückt.
So ein PECH! Einen Tag zu spät. Wie gerne hätte ich das Spektakel gesehen.
Das Frühstück ist heute aufgrund der Hochzeitsgäste rein indisch.
Harald schlägt, seine aus den Fugen geratenen Körperfunktionen zum Trotz, genussvoll zu. Ich halte mich ans Gebäck- und Süßigkeitenbuffet.
Wir erfahren, dass die Hochzeit heute Vormittag stattfinden wird. Wir sollen uns ruhig unter die Gäste mischen und können gerne auch Fotos machen. Das wäre kein Problem.
Um Nichts auf der Welt würden wir uns diese Gelegenheit  entgehen lassen!!
Wir  packen schnell, ich sause hinunter um Rakesh mitzuteilen, dass sich unsere Abfahrt verschieben wird.
Dann mische ich mich mit meinem Fotoapparat unter die bunte Hochzeitsgäste.
In der Lobby sind Tuchhändler, die den ankommenden männlichen Gästen alle dieselben bunten Turbane wickeln.
Ich wage mich an einen   älteren Herren heran und frage ihn, ob es in Ordnung wäre, wenn ich ein Foto von ihm und der Wickelei mache.
Er nickt lächelnd und setzt sich in Position.
Die Lobby und das ganze Erdgeschoß sind dekoriert in der Farbe Gelb. Es müssen hunderte Gäste erwarte werden!!
Wir stellen uns mit anderen Zuschauern in den breiten Zufahrtsbereich des Hotel und da kommen sie auch schon:
Ein reich geschmückter Elefant, Kamele und weiße Pferde.
Musiker spielen auf und es werden Böller und Konfettikanonen abgefeuert.
Es treibt uns spontan die Tränen in die Augen, dass wir das erleben dürfen. Wir können unser Glück kaum fassen! 
Das Ende der Prozession bildet ein fahrbarer Pavillon in dem ich das Brautpaar vermute.
 Aber ich sehe nur den Bräutigam, beeindruckend geschmückt auf einem weißen Pferd.
Hier heißt es wohl nicht „hier kommt die Braut“ sondern „hier kommt der Bräutigam“.
Von der Braut keine Spur. Harald fragt seinen Nebensteher, wo denn die Braut sei und erfährt, sie ist doch  schon längst da, um auf ihren zukünftigen Mann zu warten.
Die Verwandten tanzen auf der Straße und werfen Geldscheine in die Luft, die die Musiker fangen.
Als der Bräutigam vor dem geschmückten Torbogen zum stehen kommt, wartet er mit dem absteigen, bis die Braut ihn zu Fuß abholen kommt.
Er steigt ab und lässt sich von ihr segnen.

(http://www.anaite.de/images/ebay/forum/ag1.jpg)

Anschließen schreitet er alleine über den roten, mit Blumen übersäten Teppich.  Wo ist die Braut abgeblieben? 
Sie entschwindet inmitten ihrer Damen zurück ins Hotelgebäude.
Wieder finden wir, das ist jetzt aber wirklich der Höhepunkt unserer Reise. 
Eine Stunde nach Zeitplan kommen wir los.
Auf dem Weg nach Agra hält Rakesh an der ältesten Stufen-Zisterne Rajasthans.
Sie wurde im 9ten Jahrhundert erbaut und  ich bin ganz angetan, weil ich sie als Filmkulisse des Films Paheli wiedererkenne.
Die Zisterne ist sehr tief und beeindruckend mit den 1000den Stufen die hinunter zum Wasser führen.

(http://www.anaite.de/images/ebay/forum/ag3.jpg)

 Allerdings darf man als Tourist leider nicht hinuntersteigen. 
Rakesh ist heute wie ausgewechselt und gibt sich extra viel Mühe mit uns.
Er riskiert sogar mal ein Späßle. So ist das doch viel netter!
Wir fahren weiter und beschießen heute ausnahmsweise zu Mittag zu essen.
Wir halten an der typischen „Autobahnraststätte“ für Weißnasen mit integriertem Souveniershop, die es überall an den Straßen gibt.
 Die sind zwar nicht so günstig, aber man kann sicher sein, dass man sich den Magen nicht verdirbt.
Ich esse einfaches Nan-Brot.
Ich bin immer noch im Indischen-Essen-Streik.
Gegen 15 Uhr kommen wir in Fathembur Sikri an, der alten, verlassenen Königsstadt vor Agra, aus dem 16. Jahrhundert.
 Bis wir von Parkplatz endlich in der Anlage sind, sind wir schweißgebadet!
Die Händler, Guides und sonstige Schlepper stürzen sich mit aller Energie auf alles was sich bewegt.
Die Anlage ist sehr groß und gut erhalten. Aber irgendwie fehlt uns so recht die Muse, sie zu genießen.
In Gedanken sind wir schon wieder auf dem Rückweg bzw. Spießrutenlauf.
Dieser ist fast noch schlimmer als der Hinweg. Ganz knapp entgeht ein ganz schlauer, sehr penetranter Kerl, der unsere entwerteten Eintrittskarten (zum Wiederverkauf an eine dumme Weißnase) von uns geschenkt haben will, einer Rasur durch meinen genervten Mann.
Wir möchten gerne zum Sonnenuntergang im Taj Mahal sein (das übrigens laut einem Shopbesitzer schon läääängst geschlossen hat, wir sollen lieber seinen Shop besuchen).
Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, den wir leider verlieren, als am Bahnübergang ein Zug kommt und wir unser Auto nicht unter den Schranken durchschieben können, wie die Rad- und Motoradfahrer das tun. 
Es dauert daher eine halbe Ewigkeit, bis der Zug im Schritttempo den letzten Fußgänger von den Gleisen „geschoben“ hat.
Also morgen zum Sonnenaufgang! 5.30 Abfahrt zum Taj Mahal. Ich stöhne!
Als wir durch Agra fahren, sind wir geschockt.
Da Agra immerhin eine Bundeslandhauptstadt ist, haben wir dieses armselige, heruntergekommene Nest nicht erwartet.
Und die Luft ist so versmokt, ich bekomme es sofort an den Bronchen. Das ist definitiv nichts für Asthmakranke. Und in diesem, äh, Loch soll eine der berühmtesten Bauten der Welt stehen?

(http://www.anaite.de/images/ebay/forum/ag4.jpg)

Zwischendurch kam ein Anruf von der Agentur.
Bangahli und Anita von Anita-Tours sind zufällig auch in Agra und wollen uns zum Essen einladen. 
Also holt uns Rakesh um 19 Uhr vom Hotel ab und bringt uns in ein kleines Lokal.
Bangahli ist ein lustiger, gesprächiger Geselle, seine Frau eher schweigsam. 
Ich komme dieses Mal nicht um ein Thali herum, möchte es aber bitte unscharf  (wehe wenn ich wieder Sodbrennen bekomme). Während des Essens wird geplaudert und Bangahli läd uns für morgen zum Essen zu sich nach Hause ein.
Wir möchten höflich ablehnen, da wir morgen Abend erst in Dehli ankommen und Übermorgen unser Flug frühmorgens geht.
Aber er akzeptiert kein noch so höflich formuliertes nein.
Also sagen wir zu und meinen, das Vergnügen sei ganz unsererseits.
Wir machen noch die Rahmenbedingungen für die Restzahlung aus und verabschieden uns, da wir ja so früh aufstehen müssen. Bangali rät uns, lieber gegen 8 Uhr zum Taj zu fahren, das Wetter sei nebelig und morgens würde man nichts sehe.
Das ist uns sehr recht und Rakesh wird über den Beschluss seines Chefs umgehend von ihm informiert.
Ich bekomme kein Sodbrennen. Dafür aber Durchfall, das nur am Rande.
Donnerstag: Kurzes Wort zum Zimmer(5 Sternehotel ITC): Man kann nicht immer upgegrated werden.
Es ist klein, dunkel, abgewohnt und etwas muffig.
Das Frühstücksbuffet ist dafür aber sehr umfangreich und vor allen auf Japaner, die Hordenweise hier sind, ausgerichtet. 
Japaner haben wir bisher so gut wie nicht gesehen, ich glaube, die machen Indien in 3 Tagen: Delhi, Jaipur (Palast der Winde), Agra (Taj Mahal) und schnell wieder zurück nach Japan.
Das Taj ist 2 Kilometer von unserem Hotel weg und von der Dachterrasse könnte man es gut sehen, wenn die Luft nicht so, sagen wir es mal „nebelig“ wäre.
Und so erahnen wir das Taj eher, als dass wir es sehen und sind weiterhin gespannt auf das berühmte Gebäude. 
Nach dem Frühstück sehen wir zu, dass wir die Japaner hinter uns lassen, die Busse stehen schon bereit.
Wir sind schneller!
Das Taj ist nicht weit und vom Parkplatz geht ein Transferbus zum Eingang, wo man 20 Minuten beim Security-Check (Männer und Frauen in getrennten Reihen) anstehen muss.
Da kommt eher noch Bin Laden in die USA, als unsereins ins Taj Mahal. 
Endlich drinnen, laufen wir zum Haupttor, hinter dem sich das Taj befindet.
Was soll ich sagen? Ist das Taj Mahal eine Reise wert? Definitiv!
Man sagt immer es sein schöner als auf allen Fotos und das ist wahr.
Ein unglaublich schönes Riesengebäude aus weißem Marmor.
Nie hätte ich erwartet, dass es so schön und beeindruckend ist.
Wir haben Glück, es ist noch nicht so viel los (für Indien) und der Himmel ist blau.
Wir bleiben, bis es uns zu voll wird.
Der Rückweg soll durch die Händlergasse führen, wir umrunden diese aber geschickt und kommen nahezu unbehelligt bei Rakesh an.
Auf dem Rückweg, schon in Richtung Delhi, taufen wir Agra liebevoll von „Loch“ in „Dreckloch“ um.
Rakesh bringt es auf den Punkt: Agra is not good for health. Dem stimme ich zu.
Wir beschließen den Express Highway zu nehmen.
So können wir die Fahrtzeit reduzieren und evtl. noch ein bisschen was von Delhi sehen.
Wieder fährt er nur 60 km/h. Ich sage er soll schneller fahren, immerhin haben wir dafür die Gebühren bezahlt und es kommt raus, der Wagen braucht bei dieser Geschwindigkeit halt am wenigsten Sprit….
Na, ein wenig schneller fährt er dann aber doch, auch weil ich ihn nicht in Ruhe lasse. 3,5 Stunden sind wir auf dem Highway unterwegs bis wir nach Delhi kommen.
Dehli ist (für Indien) recht Modern und im Innenstadtbereich stehen an den Straßen viele Bäume.
Gefällt mir.
Wir besuchen das Gate of India, den Regierungspalast und das Wohnhaus von Mahadma Gandhi.
Wie vermutet, haut das mit der Einladung nicht so ganz hin.
Es ist inzwischen Spätnachmittag und Banghalis Wohnung liegt auf der entgegengesetzten Seite der Stadt. Rakesh scheint von der Aussicht, nochmal quer durch die Stadt zu fahren, nicht begeistert zu sein.
Wir möchten noch indischen Rum einkaufen, deshalb wird auch die Zeit knapp.
Rakesh ruft seinen Chef übers Handy an. Wir einigen uns darauf, dass wir den Restbetrag an Rakesh bezahlen und Bangahli wünscht uns eine gute Reise.
Rakesh hat was vor….
Immer wieder hält er am Straßenrand und weißt uns bestimmt an, im Auto zu bleiben.
Offensichtlich sucht er was….
Nach etlichen solcher Stopps, läd er uns in einem Einkaufszentrum ab und sagt, er käme in einer Stunde wieder…. 
Wir gehen was essen (nein, nicht indisch!) und als wir uns wieder treffen präsentiert er uns voller Stolz zwei edle Flaschen „old monk“ Rum in kunstvollen Zierflaschen.
Wir freuen uns, er auch.
Er fährt uns ins Hotel, wo wir auf dem Parkplatz das Finanzielle erledigen.
Er wird so ein bisschen sentimental, und als ich sage, sollte er mal nach Deutschland kommen, soll er uns besuchen, fragt er, ob ich ihm auch unsere Adresse aufgeschrieben habe. 
Im Hotel verschwindet ein Angestellter gleich mit meinen „monk“ Flaschen ins Foyer.
Alle versammeln sich und begutachten sie von allen Seiten. Offensichtlich sind sie wirklich schwer zu bekommen.
Als ich sie dann wieder an mich nehme, sagen alle was von good quality und nice bottles.
So und nun zu unserer Reisediätbilanz:
Harald hat wieder mal gewonnen mit 5 Kilo Gewichtsverlust im Vergleich zu meinen guten 3 Kilo.
Gefällt ihm natürlich. Und so geht unsere Indienreise langsam dem Ende zu. Morgen fliegen wir nach Hause.

Ende des Reiseberichts

Anmerkung:
Bitte beachtet, dass ich diesen Reisebericht eigentlich nur für meine Freunde und die Familie geschrieben habe.
Diese kennen mich und meinen trockenen, sarkastischen Humor und nehmen nicht alles wörtlich.
Wenn ich gewusst hätte, dass ich den Bericht in ein Forum einstellen würde, für Leute die mich nicht kennen, hätte ich ihn sicher etwas moderater, sachlicher geschrieben.
Indien ist ein faszinierendes, buntes Land voller krasser Gegensätze.
Ich wollte schon immer nach Indien und bin glücklich, diese Reise gemacht zu haben.
Indien ist für mich eine Reise wert weil:
Es anders ist als alle Länder, die ich bisher bereist habe.
Nichts so ist, wie es in ersten Moment scheint – das macht die Reise spannend.
Es wichtig ist, diese krassen Gegensätze mal mit eigenen Augen gesehen (und gerochen) zu haben.

Ich werde Indien sicher wieder besuchen!
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: nelilein am 18. Dezember 2013, 10:37:27
Ups - das Foto vom Taj habe ich ganz vergessen... Hier kommt es:
(http://www.anaite.de/images/ebay/forum/ag5.jpg)
Titel: Re: Letzter Teil: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: Ilona am 18. Dezember 2013, 11:12:28
Bitte beachtet, dass ich diesen Reisebericht eigentlich nur für meine Freunde und die Familie geschrieben habe.
Diese kennen mich und meinen trockenen, sarkastischen Humor und nehmen nicht alles wörtlich.
Wenn ich gewusst hätte, dass ich den Bericht in ein Forum einstellen würde, für Leute die mich nicht kennen, hätte ich ihn sicher etwas moderater, sachlicher geschrieben.

Das passt schon und ich bin froh, dass du den Reisebericht so mit uns geteilt hast  :knuddel:. Wir sind doch hier auch wie ein kleine Familie  :toothy9:.

 :danke: für die vielen bunten Eindrücke aus einem Land, das ich bestimmt nicht besuchen werde, da ich bereits "indisch" vorgeschädigt bin :evil:. Wenn man das Taj Mahal, den Palast der Winde und noch zwei/drei andere Sehenswürdigkeiten in einen Tag packen könnte, dann vielleicht ...  :weissnicht:  :).
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: Birgit am 18. Dezember 2013, 11:59:28
Hallo Nele,

ich finde es jedenfalls super, dass du deinen Reisebericht hier gepostet hast. Und ich finde auch gar nicht, dass du unsachlich warst. Berichte über Bauwerke und geschichtliche Ereignisse gibt es in jedem Reiseführer. Gerade in Sachen Indien habe ich aber oft auch eine Bewertung des Reisens im Land gesucht und selten gefunden. Das kommt doch prima rüber!

Tja, und zu eurem letzten Reisetag: Komisch, irgendwie scheint jeder Indienreisende irgendwie und irgendwo eine Hochzeit miterleben zu dürfen, nur ich nicht *heul*

Und dass das Taj Mahal im Morgengrauen schon längst kein Geheimtipp mehr ist, das habe ich auch schon gehört und bin nach der Bestätigung durch Banghali da nun erst recht nicht mehr traurig, dass ich im Bett liegen geblieben bin. In irgendeinem Reisebericht habe ich auch von ellenlangen Schlangen früh morgens gelesen. Und ich selbst habe auch gar nichts vermisst im Spätnachmittagslicht...

Nele, war prima bei dir mitzulesen. Danke! :thumb:
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: Andrea am 18. Dezember 2013, 12:16:17
Nele, dein Bericht ist wunderbar so wie er ist. Offen, ehrlich und ungeschminkt. Eben so, wie ihr es erlebt habt. Ich bin froh, dass du dich dafür entscheiden konntest, ihn auch uns zu präsentieren.

Vielen vielen Dank dafür und ich würde mich sehr freuen, wenn du hier auch von weiteren Reisen berichten würdest. Ich mag deinen Stil. Also mach noch ganz viel Urlaub und schreibe darüber!  ;)

Liebe Grüße,

Andrea
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: nelilein am 18. Dezember 2013, 19:49:35
Dankeschön ihr 3 Lieben!  :herz:
So ein Reisebericht ins Internet zu stellen und zu „bebildern“ macht ja einiges an Mühe.
Wenn man dann positives Feedback bekommt geht das runter wie Butter! ;)
Liebe Grüße
Nele

Titel: Re: Letzter Teil: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: Horst am 18. Dezember 2013, 22:35:12
Hi Nele,

bin zwar etwas schweigsam mitgereist fand Deinen Bericht aber auch toll und der sehr unterhaltsamen Schreibstil hat mir bestens gefallen.  :)
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: Silke am 19. Dezember 2013, 07:25:11
Von mir auch ein Dankeschön für deinen Bericht.  :danke:

Ist immer schön, von Gegenden zu lesen, die man zumindest teilweise selbst kennt.

Wir waren 2008 zum Sonnenaufgang am Taj Mahal, das war Klasse. Aber kalt :frier:
Titel: Re: Goa und Radschasthan in 18 Tagen
Beitrag von: Shadra am 19. Dezember 2013, 12:33:32
Bin jetzt auch noch schnell mit hinter her gehetzt und möchte mich auch für diesen "unverblümten" Bericht bedanken!
 
Ich finde Indien noch immer sehr faszinierend, aber immer noch kein Land für mich  ^-^