Heute geht es weiter nach Jaislamer: „Die goldene Stadt“.
Es sind 200 Kilometer zu fahren.
Die Straße ist recht neu und es ist wenig Verkehr, so daß wir gut voran kommen.
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Die Landschaft verändert sich in Richtung Wüste. Jedoch ist die Wüste Thar nicht so lebensfeindlich wie erwartet.
Es ist noch recht grün, neben Sträuchern und Kakteen wachsen auch Bäume, die das Futter für die wilden Kamele sind.
Schon gegen 14 Uhr sind wir in Jaisalmer, die aufgrund des gold-gelben Sandsteins, der hier abgebaut wird, und aus dem alle Gebäude bestehen tatsächlich „golden“ schimmert.
Unser Hotel liegt außerhalb, in Richtung pakistanische Grenze im Nirgendwo.
Umso erstaunter sind wir über das riesige burgenhafte Gebäude, das einem indischen Fort nachgebildet wurde.
Es ist bombastisch schön! Das Hotel ist absoluter Luxus! Wir sind ganz hin und weg.
Und als wir dann noch in eine Suite (3Zimmer und Gästeklo) upgegrated werden, wollen wir eigentlich nicht mehr hier weg!
Aber Rakesh holt uns um 15 Uhr zur Altstadtbesichtigung ab und so müssen wir „leider“ bald wieder los.
Nur schön, dass wir hier 2 Nächte sind.
Die Altstadt, innerhalb der Fortmauern ist krass.
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Malerisch wie eine Filmkulisse. ABER: Sie hat keine Kanalisation und das riecht man deutlich. Mein Magen ist noch nicht ganz auf der Höhe und rebelliert aufgrund des Gestanks.
Die Gassen sind eng, voller Kühe, Hunde, Motorrädern und Menschen.
Gut, daß wenigstens keine Autos rein dürfen (wobei die hier eh keinen Platz hätten).
Schneller als geplant ergreifen wir die Flucht, das ist nun doch etwas heftig.
Außerhalb der Fortmauern besuchen wir den heiligen See, na also, geht doch.
Sehr hübsch mit Prachtpavillons im See, Tretbooten und heiligen Welsen, die die einheimischen Touristen mit Toastbrot füttern.
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Zum Sonnenuntergang bitten wir Rakesh uns zu den Grabdenkmälern der alten Herrscher zu fahren.
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Hier ist es sehr schön und so genießen wir den Sonnenuntergang mit Blick auf die Grabstätten in Mitten eines riesigen Windparks mit Windrädern, die hier in der Wüste alternative Energie erzeugen – auch das ist Indien und hätten wir hier nie erwartet.
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Als es dunkel ist, gehen wir noch was essen, sind aber vorsichtig und bestellen nur Gemüse mit weißem Reis.
Ein bisschen Angst habe ich schon, aber das Taubenmittel wäre ja schnell zu bekommen.
Freitag: Die Nacht ist überstanden und alle Körperfunktionen normal.
Also kein Taubenantibiotika, sondern lieber ein Besuch im „english wine and beer shop“ sprich dem Alkoholfachgeschäft. Rakesh kommt mit und berät Harald zu einem einheimischen Rum.
So ganz recht ist es ihm nicht.
Er legt uns sehr nahe, nicht zu viel zu trinken, in Richtung Alkohol versteht er echt keinen Spaß!
Wir genießen unser Hotel bis 11 Uhr, dann besichtigen wir die „Neustadt“, die ist auch nicht sauberer, riecht aber besser.
Ich mache einen größeren Umweg um jede Kuh (leichter gesagt als getan), da gestern direkt eine auf mich zu kam und mich aus dem Weg stupste.
Glücklicherweise hatte sie keine Hörner… Und so habe ich Respekt vor dem heiligen Höllenvieh und mache Platz, wie sie es gewohnt sind.
Wir schauen uns 3 Havelis, alte Handelshäuser, an, die reich mit Steinmetzarbeiten geschmückt sind. Von den Dächern hat man einen tollen Blick auf die Umgebung.
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Gegen 15 Uhr verlassen wir die Stadt in Richtung Wüste, um rechtzeitig zum Sonnenuntergang bei der viel angepriesenen Kamelsafari zu sein.
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Und hier werden wir zu ersten Mal so richtig touristengeneppt!
Wer mal in der Sahara war, ist natürlich schwer zu beeindrucken.
Aber die „Sonnenuntergangsdühne“ ist so klein, dass sie kaum die Touristen fasst, die aus allen Richtungen herbeiströmen. Dazu kommen Nepper, Schlepper, Bauernfänger, die eisgekühltes Bier verkaufen.
Bei einem Männlein, daß uns mit der „Päper“ ein Ständchen bringen will, geht meinem lieben Mann „das Kamel durch“.
Wie von der Tarantel gestochen springt er auf und schreit:“ NO! WE ENJOY THE SILENCE!“
Fast springt er dem Männlein ins Gesicht. Dass es ihm ernst ist, merkt auch der Musiker und nimmt seine Beine mitsammt seiner „Päper“ unter die Arme und verlässt fluchtartig unsere Düne.
Wir warten den kompletten Sonnenuntergang nicht ab und beschließen wutentbrand auf das anschließende Menü mit Volkstänzen, das im Preis enthalten ist, zu verzichten.
Wir scheuchen Amil zu seinen/unseren Kamelen und sind schon auf dem Weg, als die anderen Touristen sich aus dem Sand schälen.
Ich werde beim vorbeireiten fotografiert, da ich die einzige bin, die ihr Wüstenschiff alleine lenkt.
Anil hat mir kurzerhand die Zügel in die Hand gedrückt und gemeint ich solle voranreiten. Er läuft mit Haralds Kamel an der Leine hinter uns her.
Ich bin so gefrustet, dass ich noch nicht mal die Herde wildlebenden Pfauen (ca. 20 Stück) fotografieren will. Ist eh schon zu dunkel.
Das muß man uns bei der Rückkehr wohl deutlich angesehen haben.
Ohne nur den Anflug eines Protests handelt Rakesh den Preis für die Pauschale (und somit auch sicher für seine Provision) beim Veranstalter herunter auf die Hälfte und holt kommentarlos sein Auto.
Als kleines Trostpflaster laden wir ihn in der Stadt zum Essen ein, immerhin hätte er dort sichr was zu essen bekommen.
Da heute Freitag ist, ist in der Stadt echt was los, Feuerwerk und Böller, schön geschmückte Frauen auf dem Weg zum Tempel und in die Moschee.
Das gefällt uns schon besser als der Touristennepp.
Außerdem besuchen wir den Freitagsbasar und sind tatsächlich mal die einzigen Touristen! Das ist schöööön! Ich bin versöhnt.
Rakesh will morgen um 7 Uhr aufbrechen, der Weg sei so weit. Aber ich will nicht. Kurzerhand sagen wir 9.30 Uhr und verschwinden in unsere Luxussuite!
Noch ein Wort zu unserem Rakesh.
Er ist pünktlich, höflich und ein umsichtiger Fahrer.
Eine Weile fragten wir uns jedoch: Möchte oder kann er uns nicht verstehen, wenn etwas von der Norm abweichen soll. Wissen tun wir es nicht, aber wir gehen mal von letzterem aus.
Beispiel: Es ist erkältet uns ich frage: Do you feel sick? Er antwortet: No, I`m Hindu.
Jede Umformulierung, alle Erklärungsversuche meinerseits verlaufen im Sand.
Deshalb gebe ich es auf und denke: Werde gesund oder lass‘ es halt!