1. Tag – Samstag, 25.01.2025
Kaum zu glauben, aber leider wahr: schon wieder muss ich mich entscheiden, ob ich die Reise überhaupt antreten kann und schon wieder ist ein Knieproblem dafür verantwortlich (diesmal ist es tatsächlich das Knie, wohl wegen der Schonung meines rechten Beins nach dem Schienbeinbruch im vergangenen Jahr und der intensiven Nutzung des Ergometers, der einzig möglichen Art des Ausdauersports während meines Schienbeinbruchs, spielt nun der Meniskus (?) meines rechten Knies nicht mehr mit). Drei Wochen vor Reisebeginn kann ich das rechte Bein nicht mehr anwinkeln und kaum gehen und überhaupt nicht auf einem engen Sitz wie im Auto, Bus oder Flugzeug sitzen. Die Reise sage ich gedanklich schon mal ab, aber dann nach einer Woche tritt eine leichte Besserung ein, nach zwei Wochen eine weitere und so langsam kann ich doch noch hoffen zu reisen. Zwei Tage vor Reisebeginn endet die Stornierungsfrist für die erste Unterkunft und ich entscheide mich final für den Urlaub, wenn auch unter großen Bedenken. Zu den Bedenken trägt auch das laut spanischem Wetterdienst zu erwartende Regenwetter zumindest während der ersten Hälfte der Reise bei.
Also wieder mal keine richtige Vorfreude und das, obwohl weder Streiks noch Unwetter oder sonstige äußere Ereignisse den Urlaubsbeginn in Frage stellen.
Mein Flug nach Sevilla geht am Sonntag gegen 9.30 Uhr, eigentlich spät genug, um auch mit einer Stunde Puffer einen Zug frühmorgens nehmen zu können. Leider ist der Fahrplan an Sonntagen ausgedünnt (das habe ich bei der Flugbuchung nicht berücksichtigt) und mit der ersten möglichen Verbindung würde ich um 7.30 Uhr am Flughafen ankommen, das ist mir zu knapp, da es keinen Spielraum für eine Verspätung lässt.
Daher habe ich am Flughafen ein Zimmer gebucht und beginne den Urlaub einen Tag früher.
Peter fährt mich zum Bahnhof, ich nehme den Zug gegen 15.30 Uhr ab Osthofen, der mit Umsteigen in Mainz die Haltestelle Frankfurt Flughafen Gateway Gardens pünktlich um 17 Uhr erreicht. Nur ein paar Minuten sind es zu Fuß von der S-Bahn Haltestelle bis zum Meininger Hotel.
Das Hotel hat nicht allzu gute Bewertungen, daher bin ich von meinem im Retrostil eingerichteten Zimmer positiv überrascht, hier verbringe ich während der Regen an die Scheiben klatscht, einen gemütlichen Abend und eine ruhige Nacht.
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Wetter: Regen, ca. 10°C
Kosten: Bahn zum und vom Flughafen Frankfurt von und nach Osthofen EUR 43,55; 1 Nacht Meininger Hotel Frankfurt Flughafen ohne Frühstück, EUR 75,00, gebucht über die Hotel Website
2. Tag – Sonntag, 26.01.
Zwei Stunden vor Abflug, also gegen 7.30 Uhr möchte ich am Flughafen sein. Als ich kurz nach 7 Uhr noch im Zimmer im DB Navigator meine Fahrkarte kaufen möchte, sehe ich, dass „kurzfristig wegen Personalmangels“ mehrere S-Bahnen ausfallen, die nächste fährt erst um 7.42 Uhr. Ich überlege kurz, ob ich zu Fuß zum Terminal 2 gehen soll, aber Fußweg plus Wechsel ins Terminal 1 würde vermutlich auch nicht schneller sein und Viertel vor Acht (ist ja nur eine Station zum Flughafen) am Flughafen müsste ja auch noch reichen.
Tut es auch, es ist zwar erstaunlich viel los für einen Sonntagmorgen im Januar, aber dank Kofferaufgabeautomaten (das ist die beste Erfindung seit es den Online Check-in gibt) bin ich meinen Koffer ohne Wartezeit los, an der Sicherheitskontrolle geht es auch ohne Wartezeit (und ohne die Elektronik auspacken zu müssen) durch und so habe ich ab 8 Uhr eine Stunde Zeit für den Weg zum Gate, um zur Toilette zu gehen, zum Wasserflaschen auffüllen, Butterbrezel zum Frühstück und einen Bagel für später zum Mittagessen zu kaufen und die Brezel zu essen.
Dann beginnt auch schon das Boarding, ich bin mal wieder erstaunt über die Unmengen an Handgepäck, das die Leute mitnehmen und noch erstaunter, dass das niemanden vom Personal zu stören scheint. Hoffnung auf einen freien Sitzplatz neben mir habe ich heute nicht. Ich hatte mir einen Platz in Reihe 35 reserviert, eine der letzten Reihen und vor ein paar Tagen kam eine Mail von Lufthansa, dass sie mich auf einen anderen Platz setzen mussten. Als ich im Sitzplan nachgeschaut habe, gab es gar keine Reihe 35 mehr, sie haben wohl einen kleineren Flugzeugtyp eingesetzt, der bei Reihe 30 (oder so) endet.
Das Flugzeug scheint dann jetzt auch ausgebucht zu sein, neben mir sitzt eine kleine, zierliche Spanierin, leider muss ich aber schnell feststellen, dass das Mädel extrem erkältet ist. Während des gesamten Flugs hustet sie ständig und putzt sich regelmäßig und intensiv die Nase – na herrlich, da ist eine Ansteckung ja fast sicher (ich mache gleich mal eine mentale Notiz an mich, bei der nächsten Flugreise eine Maske einzupacken, um zum einen in solch einer Situation eine anziehen zu können und zum anderen eine anziehen zu können, sollte ich selbst erkältet sein).
Bei der Lufthansa gibt es tatsächlich (anders als bei Discover) noch eine kleine Flasche Wasser und gegen Ende des Flugs sogar ein Täfelchen Lindt Schokolade für alle kostenlos. Und (ausgerechnet) dem Mädel neben mir wird im Laufe des Flugs vom Flugbegleiter zum Geburtstag gratuliert, sie lehnt den angebotenen Sekt oder sonstiges Getränk aber ab (na da hätte ich an ihrer Stelle einen heißen Tee genommen).
Der Flug verläuft ruhig, zu sehen gibt es nichts, fast durchgängig liegt eine Wolkendecke unter uns. Überpünktlich landen wir nach knapp drei Stunden um 12.15 Uhr in Sevilla (keine Zeitverschiebung zu Deutschland) – bei Regen (wie angekündigt).
Der Flughafen Sevilla ist recht klein, daher ist der Weg zu den Kofferbändern nicht weit. Hier muss ich noch eine ganze Zeit warten, bis sich das Band in Bewegung setzt, immerhin gibt es genug Sitzplätze, so kann ich schonmal meinen in Frankfurt gekauften Bagel zum Mittagessen essen.
Mit dem Koffer gehe ich dann nach draußen und finde die Haltestelle für den Bus in die Innenstadt recht schnell, der Bus steht schon da, bezahlen kann man an einem Häuschen direkt an der Haltestelle (oder auch beim Busfahrer). Die Fahrt kostet EUR 5 (spezieller Flughafentarif, alle anderen Busfahrten in Sevilla kosten nur EUR 1,40).
Um 13 Uhr fährt der Bus los, die Fahrt zur (End)Haltestelle am Busbahnhof Plaza de Armas, die am nächsten zu meiner Unterkunft liegt, dauert ungefähr 45 min.
Der Check-in für mein Apartment wird in einem Hotel das zur gleichen Gesellschaft gehört, durchgeführt.
Das Hotel „Zaida“ ist nur ein paar Gehminuten von den „Apartamentos Los Angeles“ entfernt, beide ungefähr 10 Gehminuten vom Busbahnhof – eigentlich. Irgendwie schaffe ich es mal wieder mich auf der kurzen Strecke, die ich mir eigentlich mittels Google Maps gut eingeprägt habe, zu verlaufen und gehe in die völlig falsche Richtung. Das stelle ich fest, als ich schließlich mal mein Handy mit Google Maps in die Hand nehme, was beim aktuell heftigen Regen gar nicht so einfach ist, zum Glück ist das Handy wasserdicht. Oh man, das ist echt kein Vergnügen: den Koffer hinterherziehen, dabei darauf achten, dass er nicht vollständig in den riesigen Pfützen versinkt, die Kapuze auf dem Kopf und trotzdem versuchen etwas zu sehen, Google Maps vor lauter Regentropfen kaum noch zu erkennen, das ganze bei schweißtreibenden (mit Regenjacke) 20°C.
Irgendwie erreiche ich dann doch noch das Hotel und bin dann doch (wenig überraschend) viel zu früh da, es ist 14.15 Uhr und erst ab 15 Uhr kann man einchecken bzw. bekommt erst dann den Code fürs Apartment. Ich könnte den Koffer hier im Hotel lassen, aber ich bin völlig durchnässt und es regnet weiterhin, daher warte ich lieber hier in der trockenen Hotellobby. Wobei trocken nicht ganz richtig ist, wie bei vielen traditionellen Häusern in Andalusien ist das Hotel um einen Innenhof gebaut und die Rezeption befindet sich in diesem. Der Innenhof ist zwar überdacht, die Überdachung aber scheinbar nicht für so viel Regen ausgelegt. An (mindestens) einer Stelle tropft es herunter, ich muss mich nochmal umsetzen, um nicht schon wieder nass zu werden.
Nun habe ich Gelegenheit über die Zeit seit der Landung nachzudenken und muss mich über mich selbst wundern. Ich wusste ja, wann Eincheck Zeit ist und komme auch nicht zum ersten Mal an einem Flughafen lange vor dieser Zeit an, warum habe ich mich denn nicht am Flughafen (wie ich es z.B. schon auf Mallorca und in Helsinki gemacht habe) noch eine Zeit lang hingesetzt, einen Kaffee getrunken und gemütlich gewartet? Oder zumindest dann am Busbahnhof hätte ich ins Gebäude reingehen und dort im trockenen warten können, dabei nochmal Google Maps anschauen, um den Weg frisch im Kopf zu haben? Stattdessen renne ich sinnlos im Regen herum, na ja, nun ist es zu spät, aber beim nächsten Urlaub muss das wieder besser laufen.
Endlich ist es dann 15 Uhr und ich bekomme den Code für Eingangs- und Apartmenttüre. Inzwischen hat es aufgehört zu regnen und der Weg ist mit nur einmal abbiegen auch für mich ohne Verlaufen zu schaffen ;D.
Mein Apartment liegt im ersten Stock (mit Aufzug) eines ebenfalls traditionell um einen Innenhof gebauten Hauses. Der Eingangsbereich und das Treppenhaus sind im hier üblichen Stil mit Kacheln ausgekleidet. Das Apartment, genauer gesagt das Studio, besteht aus einem großen Raum mit Küchenzeile, Sofa mit Couchtisch, offenem Regal und Bett und dem Bad. Es ist recht einfach und nicht unbedingt praktisch und/oder gemütlich eingerichtet, aber makellos sauber und mit allem ausgestattet, was ich brauche.
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Ich gehe noch Einkaufen, ein Carrefour Express ist gleich um die Ecke, dieser hat allerdings mit den Carrefour in Frankreich wenig zu tun, sehr heruntergekommen und kaum Auswahl, viele Regale sind leer.
Zurück im Apartment richte ich mich ein wenig ein und trinke dann Kaffee (zwei Kaffeekapseln für die Maschine sind vorhanden), dazu gibt es ein süßes Teilchen aus dem Supermarkt.
Gegen 17 Uhr hört der Regen, der inzwischen wieder eingesetzt hatte, mal auf. Ich nutze das, um mir nochmal die Füße zu vertreten und frische Luft zu schnappen.
Die ersten Eindrücke der Stadt sind schonmal vielversprechend, ich bummle durch die Fußgängerzone (wie ich es schon von Madrid vor vielen Jahren kannte und Corona hat daran wohl nichts geändert, ist es – an einem regnerischen Sonntag am frühen Abend bzw. für spanische Verhältnisse späteren Nachmittag, richtig voll in den Straßen, da könnte jede deutsche Innenstadt neidisch werden) und mache dann an den „Setas“ (Pilze), die eigentlich „Metropol Parasol“ (also Sonnenschirme) heißen, ein paar Fotos, die Spiegelungen auf dem regennassen Boden kann ich mir nicht entgehen lassen.
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Die Pilze sind eins der wenigen modernen Bauwerke in der Stadt, vom deutschen Architekten Jürgen Mayer H. 2011 erschaffen und fast vollständig aus Holz. Das Bauwerk ist wohl sehr umstritten, ich finde es klasse und werde mir die ganze Konstruktion (man kann auch nach oben) an einem der folgenden Tage noch genauer anschauen. Jetzt fängt es wieder zu regnen an und ich gehe daher zurück in meine Unterkunft.
Wetter: (in Sevilla) bewölkt, immer wieder teils sehr intensiver Regen, ca. 20°C
Kosten: Flug FRA – SVQ - FRA mit Lufthansa, Economy mit 23 kg Aufgabegepäck, Sitzplatzwahl, EUR 236,80, gebucht auf der Lufthansa Website; 3 Nächte Studio (Apartamentos Los Angeles) in Sevilla, inkl. Bettwäsche, Handtücher, Endreinigung, EUR 174,96, gebucht über booking.com