7. Tag – Freitag, 31.01. - 1. Teil
Heute möchte ich die Kathedrale von Granada und die kleineren Sehenswürdigkeiten, die im Dobla de Oro Ticket der Alhambra mit enthalten sind, anschauen. Alles öffnet erst um 10 Uhr, ich bin dennoch um 8 Uhr beim Frühstück und spaziere gegen 9 Uhr in Richtung Kathedrale.
Ui, heute ist der Himmel klar und dementsprechend kalt ist es, laut einer elektronischen Anzeige unterwegs 3°C. Später soll es aber schön warm werden.
In der Gegend rund um die Kathedrale war ich bisher noch nicht, das kann ich nun bis sie öffnet nachholen.
Direkt neben der Kathedrale steht ein weiteres, kleineres Gotteshaus, die Iglesia del Sagrario. Sie hat schon geöffnet und kann kostenlos betreten werden, da werfe ich einen kurzen Blick hinein, sehr schön ist die Kuppeldecke mit Verzierungen.
Punkt 10 Uhr öffnen sich die Tore der Kathedrale und ich kann mit ein paar wenigen anderen Besuchern hineingehen. Das Ticket (EUR 7,00) muss nicht vorab online gebucht werden, diese Kirche gehört nicht zu den touristischen Hotspots (wie ich feststelle, gehört in Granada ausschließlich die Alhambra dazu und ein bisschen der Mirador San Nicolas, sonst nichts).
Auch diese Kathedrale ist auf den Überresten einer Moschee errichtet worden, Baubeginn war 1523, Fertigstellung 1704.
Die Kathedrale von Granada ist sehr groß, allerdings deutlich kleiner was die Gesamtfläche angeht als die von Sevilla (Granada 11.000 qm, Sevilla 23.500 qm). In der Höhe schlägt die granadinische Kathedrale die sevillanische (45 m zu 37 m). Auch hier gibt es unendlich viel Gold und riesige, bis unter die Decke reichende Altäre. Was mir hier in Granada besonders gefällt, es ist sehr hell, weil durch viele Fenster Licht hereinfällt und weil ein heller Stein verwendet wurde. Da lohnen sich auch ein paar Fotos.
Ungefähr 20 Minuten halte ich mich auf, nutze noch die Toilette (das ist der Vorteil von all den eintrittspflichtigen Sehenswürdigkeiten, es gibt immer Toiletten

) und gehe dann wieder in Richtung Albaicín.
Erster Stopp im Albaicín ist El Bañuelo, arabische Bäder aus dem 11. Jh. Diese entsprechen optisch (Decken mit sternförmigen Öffnungen) und funktionell (Räume mit unterschiedlichen Temperaturen) denen, die ich auf Mallorca angeschaut habe.
Nicht weit entfernt steht die Casa de Zafra, ein kleiner Palast aus dem 14. Jh, das der Sekretär Hernando de Zafra von den Reyes Católicos (wörtliche Übersetzung „die katholischen Könige“, das war ein vom Papst 1496 an das spanische Königspaar Fernando und Isabel verliehener Titel zum Dank für ihre Anstrengungen den katholischen Glauben zu verteidigen) als Anerkennung für seine Dienste bekam.
Das Haus wurde in den 1990iger renoviert, ist wie damals üblich um einen Innenhof mit Wasserbecken gebaut und zeigt einige hübsch verzierte Galeriebögen. Außerdem gibt es ein paar Erklärungstafeln zum Haus und der Geschichte Granadas.
Ein paar Straßen weiter folgt das nächste ehemalige Herrenhaus (so würde ich diese „Casas“ und „Palacios“ nennen), die Casa Morisca (Casa Arabe), sehr ähnlich zur Casa de Zafra, es gibt eine kleine Kunstausstellung.
Und noch ein drittes Herrenhaus dieser Art folgt ein Stückchen den Berg hinauf,
die Casa del Chapiz. Diese ist etwas größer, hat nicht nur zwei, sondern drei Stockwerke, sonst aber den üblichen Innenhof mit den offenen Galerien drumherum und den verzierten Galeriebögen. Innen ist eine Bibliothek, die von der Öffentlichkeit aber nicht betreten werden darf. Weitere Besonderheit der Casa del Chapiz ist der großzügige Garten mit Blick auf die Alhambra.
Nun wechsle ich vom Albaicín in den Stadtteil Sacromonte, der sich neben dem Albaicín den Hügel hinauf erstreckt. Das ist das traditionelle Stadtviertel der Zigeuner (auf Deutsch ist das wohl nicht mehr der korrekte Ausdruck heutzutage, auf Spanisch und den Englischen Übersetzungen ist weiterhin von gitanos und gypsies die Rede, ich verwende daher hier das spanische Wort gitanos).

Die gitanos siedelten sich in Granada ab dem 16. Jh. an, also dem Zeitpunkt, zu dem Juden und Araber aus Granada vertrieben wurden. Sacromonte lag außerhalb der Stadtmauern, die gitanos bauten sich Höhlenwohnungen, die einfachste und günstigste Art Wohnraum zu schaffen. Eine große Rolle spielte der Flamenco, der hier unter dem Namen Zambra eine eigene Ausgestaltung erhielt. Heutzutage existieren immer noch viele der Höhlenwohnungen, denn nach den gitanos wurden sie im 19. und bis Anfang des 20 Jh. von Immigranten verschiedener Herkunft weiter genutzt und neue gebaut (1950 gab es 3682 Höhlenwohnungen in Granada).
All dies und noch viel mehr erfährt man im einfachen, aber sehr gut gemachten „Museo Cuevas del Sacromonte“ (EUR 5,00), das ich nach einem in der inzwischen warmen Sonne schweißtreibenden steilen Aufstieg auf schmalen Wegen erreiche. Man kann einige Höhlen besichtigen, die entsprechend der damaligen Nutzung als Schlafzimmer, Wohnzimmer, Werkstatt, Stall usw. eingerichtet sind.
Ausführliche Erläuterungen gibt es zur Ansiedlung der gitanos, zum oben erwähnten Zambra und zu Höhlenwohnungen im Allgemeinen (Überblick wo überall auf der Welt es solche Höhlenwohnungen gab, auch z.B. Mesa Verde in Colorado wird erwähnt) und Speziellen hier (die Temperatur beträgt konstant 18°C, der Kalkanstrich dient dazu, das Licht im Inneren zu verstärken).
Außerdem hat man vom Museum einen herrlichen Blick über Teile von Sacromonte und hinüber zur Alhambra.
Eine gute halbe Stunde halte ich mich im Museum auf, man könnte noch mehr Zeit hier verbringen, aber es ist halb eins, ich habe Hunger und im Museum gibt es nur etwas zu trinken, aber nichts zu essen. Auf dem Weg zum Museum bin ich am Restaurant „Casa Juanillo“ vorbeigekommen, dorthin gehe ich nun, mal sehen, ob es da jetzt schon etwas zum Mittagessen gibt.
Vor dem Eingang steht die Besitzerin/Kellnerin(?), auf meine Frage „habla inglés“ lautet die Antwort kurz und bündig „no“. Nun gut, mit meinem begrenzten Spanisch und vielen Gesten frage ich also ob ich schon etwas zu Essen bestellen kann. Das wird bejaht und ich nehme auf der Terrasse in der Sonne Platz. Von der Karte, die die Gerichte auch auf Englisch aufführt, bestelle ich Schnitzel mit Kartoffeln und einen Aprikosensaft (EUR 18,95). Und tatsächlich bekomme ich mein bestelltes Essen, herrlich, endlich mal was Vernünftiges zum Mittagessen zu normaler Uhrzeit. Beim Essen leistet mir die Katze des Hauses Gesellschaft. Es kommen noch weitere Gäste, aber alle bestellen nur ein Bier und ein paar Tapas.