10. Tag, Mittwoch, 17.09.
Die Strecke zur neuen Unterkunft ist heute nicht allzu weit, ich könnte hier in Kilpisjärvi noch eine Wanderung machen und danach erst losfahren. Leider ist das Wetter unverändert regnerisch (erst ab morgen wird es besser, dann bin ich leider nicht mehr hier

), der Saana wieder in Wolken gehüllt, so lohnt sich keine Wanderung.
Daher starte ich schon gegen 8.30 Uhr nach Frühstück, Packen und Müll rausbringen.
Anderthalb Stunden später mache ich einen ersten Stopp (das Museum an der Sturmbock Stellung Järämä hat heute zwar grundsätzlich geöffnet, aber erst ab 11 Uhr) in Kaaresuvanto. Neben der Raststätte mit Souvenirshop, wo ich mich schon erfolglos bei der Hinfahrt nach Kilpisjärvi umgeschaut hatte, gibt es noch einen weiteren sehr großen Souvenirshop, den „Lappland Shop“. Dort rein schaue ich nun und werde tatsächlich fündig, ein Geschirrtrockentuch und ein Topfuntersetzer, den ich als Bild verwenden möchte, beide mit Rentier Zeichnungen der schwedischen Künstlerin Heidi Lange wechseln den Besitzer. Ich hätte gerne ein kleines Rentier aus Holz, das gibt es tatsächlich hier, aber das Geweih ist so filigran, dass ich mir nicht vorstellen kann, das heil nach Hause zu bringen, also bleibt es im Laden.
Die nächste kurze Pause lege ich wieder in Muonio ein, diesmal nur zum Tanken und um die Toilette zu nutzen, zum Mittagessen ist es noch zu früh.
Zur Mittagszeit bin ich dann am Parkplatz für die Besichtigung der Fischerhäuschen von Keimiöniemi. Außer meinem ist noch ein Auto mit finnischem Kennzeichen hier und eins aus Cottbus.
Am Parkplatz hängen in einem Rahmen hinter Glas Erklärungen zu den Fischerhäuschen, sogar auch auf Deutsch, alles scheint aber schon viele Jahre dort zu hängen, ist ausgebleicht und verrutscht.
An dieser Stelle am Ufer des Jerisjärvi standen schon im 16. Jh. Fischerhütten, die von Finnen (ich nenne sie mal so, Finnland gab es damals aber noch nicht), die eigentlich wesentlich weiter südlich lebten, gebaut wurden, um dort die Sommer beim Fischen verbringen zu können. Diese Hütten wurden im Krieg zwischen Schweden und Russland Ende des 16. Jh. zerstört.
Die sich heute noch hier befindlichen Hütten stammen aus dem 18. Jh., nicht alle davon, aber einige. Die Hütten sind in Privatbesitz und können deshalb leider nur von außen besichtigt werden.
Vom Parkplatz führt ein Fußweg ein paar hundert Meter durch den Wald zum Seeufer. Dort reihen sich die Hütten mit mehr oder weniger großem Abstand aneinander. Fast alle scheinen noch genutzt zu werden, denn es liegen Boote in recht gutem Zustand entweder neben den Hütten oder an einem Steg im Wasser.
Ich gehe soweit bis ein Schild verkündet „Privatbesitz, kein Durchgang“ und drehe dann um, dabei esse ich ein belegtes Brötchen.
Das Cottbusser Ehepaar erkenne ich schon weitem an der Kleidung, Jeans, Sneaker und Sweatshirtjacken, die Finnen hier tragen alle Wanderkleidung.
Insgesamt eine halbe Stunde halte ich mich hier auf, dann geht es weiter zum nur wenige Fahrminuten entfernt liegenden Parkplatz für die Wanderung auf den Särkitunturi. Es gibt beidseits der Straße 79 einen Parkplatz, am kleineren steht eine Toilette und man hat schon mal einen schönen Fernblick.
Am anderen, wesentlich größeren Parkplatz, beginnt der Wanderweg. Sehr viele Autos bzw. vor allem Wohnmobile stehen hier (vielleicht auch zum Übernachten?), in einem größeren Zelt wird Kaffee und etwas zu essen verkauft, das scheint ein recht bekannter Haltepunkt zu sein.
Auch auf dem Wanderweg bin ich nicht alleine, die Anzahl der Wanderer kommt aber bei weitem nicht an die Anzahl heran, die man anhand der parkenden Autos und Womos erwarten würde, keine Ahnung wo diese Leute sind.
Der breite gut zu gehende Wanderweg führt durch den Wald nicht sehr steil, aber stetig bergauf. Nach etwa zwanzig Minuten erreicht man einen See, daneben die üblichen Grillhütten und Trockentoiletten.
Weitere zwanzig Minuten später bin ich oberhalb der Baumgrenze. Die Ausblicke werden nun mit jedem Höhenmeter besser, der Pfad immer schlechter, bald besteht er hauptsächlich aus Steinen. Einen Gipfel an sich gibt es nicht, sondern eher ein sehr weitläufiges Gipfelplateau auf 492 m Höhe. Mehr oder weniger Weglos bewegt man sich hier fort, es gibt mehrere kleine Seen, bunte Herbstvegetation und einen herrlichen Rund-um-Blick. Sogar die Sonne kommt in der Ferne immer mal wieder hervor.
Ungefähr zwanzig Minuten halte ich mich auf dem Gipfel auf, hier kann man bei passendem Wetter sicher eine ausgedehnte Pause auf einem der Felsen machen, dafür ist es heute leider nicht sonnig genug.
Eine dreiviertel Stunde später bin ich wieder am Auto, der Ausblick vom Parkplatz ist schöner geworden mit leichtem Sonnenschein, die Wolken haben sich etwas gelichtet.
45 Minuten später, um 15.45 Uhr erreiche ich mein Hotel in Levi. Ein heftiger Regenschauer kommt herunter, gerade als ich auf den Parkplatz fahre. Ich habe es nicht eilig und warte ab, bis der Regen nachlässt, dann nehme ich mein Gepäck und checke ein.
Das Hotel Hullu Poro (auf Deutsch: „verrücktes Rentier“) besteht aus mehreren Gebäuden auf einem großen Gelände, es gibt mehrere Restaurants, Bars, einen Saunabereich und einen Fitnessraum. Alles ist schon etwas älter, aber gut in Schuss und mit lustigen gezeichneten Rentiermotiven an vielen Stellen modern aufgepeppt. Ich bekomme ein Zimmer im dritten Stock mit Balkon und Blick über den Ort zum Skihang, denn auch hier ist der Winter die Hauptsaison, zwischen Oktober und Mai liegt hier Schnee. Ich fühle mich sofort sehr wohl (vor allem auch im Bad, das völlig untypisch für Finnland ist, scheint an nordamerikanische Bäder der 90iger Jahre angelehnt zu sein), schade, dass ich hier nur drei Nächte bleibe.



Nach einer kurzen Pause im Zimmer mit einer Tasse Kaffee (es gibt einen Kühlschrank und einen Wasserkocher auf dem Zimmer, dazu einige Teebeutel und löslichen Kaffee) und ein paar Keksen bummle ich durch den Ort, dieser erinnert mich an eine Kombination aus den Sommer- / Wintersportorten Whistler in Kanada und Oberstdorf in Deutschland. Rentiere sehe ich leider nicht (klar, jetzt wo ich mal meine Kamera bereit habe), die sind aber wohl durchaus häufig im Ort unterwegs.
Bereits Mitte November werden hier in Levi Weltcup Skiabfahrten stattfinden.
Noch ein Stopp beim Supermarkt und gegen 18 Uhr bin ich zurück im Zimmer.
Wetter: bewölkt, immer wieder Regenschauer, kurz mal sonnig, ca. 10°-15°C
Wanderung: Särkitunturi, 7,02 km, 240 m Anstieg
Unterkunft: 3 Nächte Hotel Hullu Poro in Levi, mit Frühstück, EUR 205,00, gebucht über die Hotelwebsite