8.Tag, 27.4.2024, SamstagEinmal zum Mars und das ganz ohne FlugUm halb 7 ziehe ich den Vorhang am Zimmer zur Seite und sehe den Regen. Also lege ich mich gleich nochmal hin. Noch ein Stündchen Schlaf kann aufgrund der letzten Tage nicht schaden.
Gegen 8 Uhr verlasse ich dann doch das Motel und wechsle hinüber zur Tanke. Erstmal Sprit für den Wrangler und die koffeinierte Variante für mich. Dann gilt es zu überlegen was ich mit dem Regen mache. Ich entscheide mich für die Wanderung zum Long Dong Silver. Aufgrund des Regens ziehe ich meine Regenhose an und fahre dazu ein Meter auf die Seite um die Zapfsäule nicht zu blockieren und damit runter vom Teer. Die ganze Hanksville-Gegend besteht aus extrem weichem Lehm. Der aufgeweichte Boden zeigt nun wozu er im Stande ist und hält den Wrangler erst mal fest. Die Lehmbrocken fliegen mir um die Ohren aber das Auto bewegt sich nicht. Ich bin gezwungen den 4 Wheel Low, die kraftvollste Allradvariante zuzuschalten mit der ich schließlich vom Fleck komme. Ein erster Eindruck was mich heute erwartet.
Alleine schon von der Aktion an der Tankstelle in Hanksville ist das Auto so versifft, dass man kaum einen Türgriff anfassen kann. Auch meine Schuhe sind schwer in Mitleidenschaft geraten. Ich hole mir einen meiner Ersatzschuhe für den rechten Fuß (bei Automatik braucht man den linken Fuß ja nicht) um den Innenbereich des Wagens nicht völlig zu verdrecken.
Der Highway 24 führt mich schnell aus der Stadt nach Westen.
Nach 15 Minuten verlasse ich den Asphalt und fahre 1 Meile auf weicher aber noch machbarer Piste zum Trailhead des Long Dong Silver.
Aussteigen und dabei die Schuhe so wechseln, das man innen nichts verdreckt ist ein kleines Gesamtkunstwerk.
Dann noch die Regenjacke an und auf in den Regen in die braungelben Lehmberge. Schon nach wenigen Metern bin ich um einige Zentimeter gewachsen. Wer hätte gedacht, dass ich auf meine alten Tage noch Plateauschuhe trage. Kratzt man sich den Schlamm vom Schuh ist er nach wenigen Schritten wieder drauf. Die Gegend ist trotz des schlechten Wetters faszinierend, jedenfalls für mich. Wieder ganz anders als das was ich bisher z.B. in New Mexico erlebt habe.
Nach 20 Minuten erreiche ich eine Felsnadel, den Angel of Death. Hinauf auf dem Hügel zu der Felsnadel sinke ich besonders schön ein. Trotzdem habe ich meinen Spaß bei dieser eigenwilligen Wanderung.
Weiter geht es zurück auf den Hauptweg.
Nun erreiche ich ein geschlossenes Tal und sehe den Long Dong Silver zunächst aus der Ferne.
Eine Felsnadel wie aus dem Bilderbuch, nur hebt sie sich bei dem schlechten Wetter noch nicht so gut ab. Der Regen geht immerhin in Tröpfeln über und ich umkreise die Felsnadel.
Während ich mich noch mit einem Wanderer aus Salt Lake City unterhalte dem ich hier begegne, hört der Regen komplett auf und die Sonne spitzt hinter den Wolken hervor. Gutes Timing, so gefällt mir der Long Dong Silver noch besser.
Auf dem Rückweg sieht auch der Angel of Death nicht mehr so düster aus. Ein zweites Mal gönne ich mir die Schlammschlacht hinauf zur Felsnadel aber nicht.
Nach insgesamt 2 Stunden bin ich am Auto zurück und versuche meine Wanderschuhe so zu bearbeiten, dass man sie von einem Lehmklumpen unterscheiden kann.
Dann packe ich jeden Schuh in eine Tüte, ziehe wieder meine Ersatzschuhe an und fahre auf dem Highway 24 zum Beginn der Piste der Mars Research Station (Cow Dung Road). Obwohl jetzt fast Mittag ist, erlebe ich hier tolles Licht durch die Sonne die sich durch dichte Wolken kämpft.
So wechselt ständig die Situation welche Ecke der Gegend gerade Lichtstrahlen abbekommt.
Das man sich hier wie auf dem Mars fühlen kann fällt nicht schwer. Wobei ich mir den Mars nicht so bunt vorgestellt hätte aber schon eine abgefahrene Landschaft.
Die Mars Station selbst darf nicht betreten werden aber so ein Blick aus der Nähe beflügelt auch die Fantasie.
Astronauten Teams trainieren hier mit ihren Mars Rovern für einen Einsatz auf dem Roten Planeten.
Man spekuliert auch, dass es auf dem Mars Leben geben könnte und zwar in Form von Endolithen/Mikroorganismen (z.B. Bakterien) die im Gestein leben. Solche Endolithen findet man in großer Zahl im Gestein rund um Hanksville, was die Gegend zusätzlich für das Mars-Projekt interessant macht.
Die Piste führt noch weiter nach Norden mit weiteren Eindrücken der Badlandslandschaft.
Schließlich kehre ich wieder um und halte an den Bentonite Hills.
Die Bentonite Hills sind vielfarbige Hügel mit Bändern aus Rot, Braun, Lila und Grau in verschiedenen Farbtönen.
Der Lehm auf diesen Hügeln ist im trockenen Zustand brüchig und im nassen Zustand glitschig und gummiartig. Ein Pfad führt hinauf auf einen Aussichtspunkt über die Hügel. Leider bahnt sich gerade ein Regenguss an. So muss ich nach ein paar Aufnahmen die Flucht ergreifen und zurück zum Wrangler. Wieder zurück am Highway 24 fahre ich weiter nach Westen.
Zunächst würdige ich noch den prominentesten Felsen der Region, den Factory Butte mit einem kleinen Besuch ...
... und dann werfe ich einen Blick auf eine der verrücktesten Gegenden, die mir bisher im Südwesten untergekommen sind – die Swing Arm City.
Zunächst von oben, leicht erhöht in der Nähe des Factory Buttes bekommt man eine Vorstellung über das Ausmaß des Geländes. Gelbbraune Hügel schwingen sich auf und ab und sind von endlosen Spuren zerfurcht.
Gelegentlich rauscht ein Motoradfahrer durchs Bild dieser völligen Ödnis. Das will ich mir auch von unten ansehen.
Vom Highway 24 führt eine Hauptpiste in das Gelände, die sich dann schnell verzweigt.
An manchen stellen sieht man einzelne oder Gruppen von Wohnmobilen, Trailern und natürlich Motorädern die sich hier in dieser Einöde zum Wochenende niedergelassen haben.
Auf einigen Hügeln sieht man Motoradfahrer bei ihren Sprüngen bei der Abfahrt oder sie düsen eine Anhöhe hinauf.
Alles bizarr, unwirklich aber auch faszinierend. Mit dem Wagen klappere ich einige nette Stellen der Swing Arm City ab und kehre dann zum Highway 24 zurück.
Der Wrangler hat auch etwas gelitten. Vom strahlenden Weiß ist gerade nicht viel geblieben
Weiter geht es auf dem Highway 24 nach Westen...
... bis zum Abzweiger der Piste der Old Notom Road.
Beim Blick nach Osten, finden sich hier nach wenigen Meilen sehr schöne farbige Badlandslandschaften, ...
... die sich vor dem Hintergrund der schneebedeckten Henry Mountains ausbreiten ...
... und beim Blick nach Westen die „Teepees“, ...
... kuppenartige farbenfrohe Lehmhügel.
Zurück am Highway 24 geht es durch den Capitol Reef Nationalpark nach Torrey, wo noch Schneereste vom letzten Wintereinbruch von vor zwei Tagen zu sehen sind. Dafür, dass das wettermäßig heute ein leicht durchwachsener Tag war, bin ich sehr zufrieden was ich alles machen konnte und erleben durfte. Für morgen auf der Fahrt in den Süden Utahs sollte das Wetter laut Wetterdienst keine Probleme bereiten.
Übernachtung: The Noor Hotel, Torrey, Utah, 164 €