5. Tag – Mittwoch, 29.01.Heute steht ein Standort Wechsel an, ich fahre von Sevilla nach Granada. Als Transportmittel habe ich mich für den Fernbus entschieden, der braucht zwar länger als der Zug, ist aber deutlich günstiger (EUR 14,50, online vorab gebucht) und war hinsichtlich des Gepäcks wesentlich unkomplizierter zu buchen als der Zug und da ich im Urlaub bin, kommt es nicht darauf an, ob ich zwei oder drei Stunden fahre.
Der Bus fährt um 11 Uhr am Busbahnhof ab, den kenne ich schon von der Ankunft mit dem Flughafenbus. Es ist bewölkt und regnet immer mal wieder, da lohnt es sich nicht, noch einen Spaziergang durch die Stadt vor Abfahrt des Busses zu machen, zumal ich am Ende des Urlaubs nochmal in Sevilla sein werde.
So trödle ich nach Frühstück, Abwasch und Packen noch im Apartment herum und schaue noch ein, zwei alte Folgen „Sex and the City“, von denen ich schon an den vergangenen Abenden immer wieder beim hier kostenlos verfügbaren Netflix welche angeschaut habe.
Gegen 10 Uhr, eigentlich viel zu früh, mache ich mich dann aber doch auf den Weg zum Busbahnhof.
Der ältere Reisebus ist bei Abfahrt vollständig belegt und zwar – ich kann es kaum glauben, fast ausschließlich mit Asiaten.
Zunächst führt die Fahrt auf der Autobahn durch sich endlos ziehende Außenbezirke von Sevilla, teils mit Wohnblocks, teils mit Gewerbe, alles sehr hässlich und mit ganz viel Müll neben der Straße. Dann geht es durch eine leicht hügelige Landschaft voller Olivenbäume. Sehr auffällig, immer wieder stehen auf den Feldern verfallene ehemalige Wohngebäude, vermutliche aufgegebene Bauernhöfe.
Die Autobahn ist nur schwach befahren, nicht ganz so leer wie in Frankreich, aber doch viel leerer als in Deutschland. Recht häufig sind Rastplätze mit Tankstelle und dann einige hundert Meter entfernt, einem Restaurant. Weder an den Tankstellen noch an den Restaurants sind je mehr als ein, zwei Autos zu sehen, das macht alles einen ziemlich verlassenen Eindruck und ich hätte mich, wäre ich hier alleine mit dem Mietauto unterwegs, bei einem Tank- oder Toilettenstopp sehr unwohl gefühlt.
Während der letzten Fahrtstunde ändert sich die Landschaft, es wird bergig, kurvig und in der Ferne sind sogar schneebedeckte Berge zu sehen – Granada liegt auf 738 m Höhe, Sevilla dagegen mit 7 m fast auf Meeresniveau.
Ohne Zwischenhalt erreichen wir den Busbahnhof von Granada pünktlich kurz vor 14 Uhr. Da der Busbahnhof außerhalb des Stadtzentrums liegt, muss ich von hier einen weiteren Bus in die Innenstadt nehmen (EUR 1,60, kann beim Busfahrer gezahlt werden).
Von der Haltestelle bei der Kathedrale sind es dann noch ein paar Minuten zu Fuß zu meinem Hotel, das im Altstadtviertel Albaicín liegt. Das Hotel entstand aus einem ehemaligen Palast/Herrenhaus und hat alte bzw. traditionelle Elemente gut gemischt mit modernen. Ich kann gleich einchecken und in mein Zimmer, das super gemütlich eingerichtet ist. Zwei kleine Nachteile: es liegt im ersten Stock und ist nur über eine Treppe zu erreichen und das Fenster im Zimmer schaut nur auf den überdachten Innenhof, in dem sich die Hotellobby befindet. Das mit der Treppe wusste ich, und weil ich bei dieser Reise so viel mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs und mit meinem Knie etwas eingeschränkt bin, habe ich sowieso nur einen kleinen Koffer mit gerade 10 kg neben meiner Handgepäck-Umhängetasche dabei, das Personal würde aber auch beim Hinauftragen helfen. Das mit dem Fenster erweist sich als völlig unerheblich, morgens wird es erst dann richtig hell, wenn ich das Hotel verlasse und abends wird es früh dämmrig.



Ich mache eine kurze Kaffeepause im Zimmer (es gibt einen Wasserkocher und löslichen Kaffee, Kekse habe ich noch aus Sevilla dabei), dann gehe ich in den nahegelegenen Supermarkt.
Gegen 16 Uhr mache ich einen ersten Spaziergang durch das Altstadtviertel, anders als in Sevilla, wo alles eben war, gilt es hier einige Höhenmeter bergauf und bergab zu überwinden.
Bald kann ich einen ersten Blick auf die über der Stadt thronende Alhambra werfen,
dann komme ich am Palacio de los Córdova vorbei, es ist geöffnet (kostenlos), ich schaue mir den beeindruckenden Eingangsbereich und auch das Innere an. Dort ist nur ein schlichter Raum im Erdgeschoss für Besucher zugänglich in dem alte Landkarten gezeigt werden, die Erklärungen dazu sind nur auf Spanisch, daher setze ich meinen Spaziergang bald fort.
Je höher ich komme, desto besser werden die Ausblicke zur Alhambra hinüber.
Besonders gut ist sie vom Mirador San Nicolás zu sehen und vom wesentlich ruhigeren nebenan liegenden Garten der Mezquita Mayor, der ersten seit der Rückeroberung in Granada neu entstandenen Moschee (2003), nur der Garten kann besichtigt werden.
Ein Stück weiter komme ich am Carmen de los Geranios - Casa Museo de Max Moreau („Carmen“ werden hier in Granada die Gärten genannt) vorbei. Man kann einen kostenlosen Blick in den Garten und einige Räume mit Kunstwerken werfen. Max Moreau war ein belgischer Maler (1902 – 1992), der zusammen mit seiner Frau 1966 in Granada ein ziemlich verfallenes Haus (das heutige Museum) erwarb und renovierte und dort bis zu seinem Tod wohnte.
Durch viele schmale, teils steile Gassen gehe ich wieder bergab
und erreiche die Plaza Nueva (entgegen des Namens, einer der ältesten Plätze der Stadt), die den Beginn des Albaicín markiert, die Alhambra ist von hier zu sehen und hier steht die Real Chancilleria aus dem 16. Jh. in der der königliche Gerichtshof untergebracht war (wird auch heute noch von der Justiz genutzt). Von hier führt die Carrera del Darro am (ziemlich ausgetrockneten) Fluss Darro entlang, ihre Seitenstraßen führen bergauf in den Albaicín, mein Hotel, das ich bald wieder erreiche, liegt an einer dieser Seitenstraßen.
Wetter: bewölkt, in Sevilla und auf der Fahrt kurze Regenschauer, in Sevilla ca. 15° C, in Granada ca. 10°C
Kosten: 3 Nächte Zimmer im Hotel Palacio de Santa Inés in Granada mit eigenem Bad, Minibar, Wasserkocher, Frühstück, EUR 175,35, gebucht über Expedia