Autor Thema: Maui: Haleakala - Sliding Sands und Halemau'u Trail  (Gelesen 2812 mal)

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Maui: Haleakala - Sliding Sands und Halemau'u Trail
« am: 15. August 2015, 08:33:21 »
Als die Sonne die Insel noch nicht erreicht hat, steht das schwarze Pferd einsam und verlassen im Parkhaus und wartet auf seinen Reiter. Das Frühstück fällt aus und endlich gegen 6.30 Uhr ist es soweit. Brrrrrrom! Brrrrrrom! Der schwarze Ford Mustang wiehert nicht, er röhrt wie ein Hirsch und als ich ihm auf der Landstraße die Sporen gebe zeigt sich, dass er durchaus kraftvoll nach vorne will. Die Serpentinen auf der Crater Road, dem Haleakala Highway, nimmt er geschmeidig wie eine Katze und Monika hat mit ihrem Tahoe nur deshalb nicht das Nachsehen, da sie das Navi an Board hat, das die Richtung vorgibt. Zweimal Eintritt für den Haleakala National Park. Jetzt lasse ich auch das Fenster runter, für ein offenes Verdeck ist es zu kalt, lasse den Ellenbogen locker flockig über die Reling hängen und die Szene ist perfekt. Angeber!

Spaß beiseite, wir sind nach 50 Meilen am Halemau'u Trailhead angekommen und parken den Mustang. Es geht mit dem Tahoe weitere 6 Meilen bis zum Parkplatz des Haleakala Visitor Center nach oben. 48 Grad, lange Hose und Jacke sind angesagt. Und just bevor wir die Wanderung beginnen, passiert etwas, was nur älteren Menschen passiert. Merken werden wir es eine Meile später, was wir angerichtet haben.

Der riesige Haleakala Krater, in den der Sliding Sands Trail führt, breitet sich unter unseren Füßen aus. Eine gewaltige Szenerie wird in der frühen Morgensonne angestrahlt. Die Sonnenaufgangshungrigen haben den Berg bereits verlassen und wir sind voller Vorfreude auf diese Wanderung. Eine Meile sind wir unterwegs, die Kraterwände ragen links und rechts schon namhaft in die Höhe, als es mich wie ein Blitz trifft und in Mark und Bein erschüttert. Rund 3.800 Meilen Luftlinie sind wir von Houston, Texas, entfernt und haben ein Problem, das oben am Parkplatz verursacht wurde. Houston, we’ve had a problem! Also, die Familie Bröselmeier hat den Autoschlüssel des Mustang akribisch im Tahoe versteckt, nur damit es der Dieb nicht so leicht hat. Wir wandern jetzt auf dem Mustang zu, der ungefähr 6 Meilen vom Tahoe entfernt steht und wollen dann mit dem Mustang wieder zum Tahoe fahren. Aber mit welchem Schlüssel?

Seit langem spielen wir mit dem Gedanken unsere Joggingkarriere mit Bergläufen anzureichern. Das wäre eine konsequente Weiterentwicklung, denn wir laufen gerne und wir wandern gerne. Und es gibt keine ungünstige Zeit, diese neue Karriere zu starten. Monika sitzt einsam am Trail, genießt die Kulisse und ich renne. Gott sei Dank ist es nur eine Meile, aber die Bergstrecke ist durchaus schweißtreibend. Und ein Wanderschuh ist nicht das richtige Gerät für diesen Sport. Egal, in 30 Minuten war der Fehler wieder ausgemerzt.

Der Sliding Sands Trail führt weiter nach unten. Links formiert sich die Lava zu einem unglaublichen Farbenspiel. Roter und schwarzer Sand mit hellbraunen Übergängen wellen sich vor einer in zartem Grün abfallenden Wand. Der sandige Trail wird begleitet von Steinen, die hellbraun und schwarz als Überbleibsel einer turbulenten Zeit neben dem Weg liegen. Aus der dunklen Vulkanasche wachsen die Silverswords. Vereinzelt und in Gruppen zeugen sie davon, dass selbst in einer Mondlandschaft noch Platz für die Natur ist. Weiter unten scheint die Feuchtigkeit zuzunehmen, denn sogar Farne haben ihren Platz gefunden. Die Kraterränder säumen den Kessel ein und sind entweder noch steinig oder sie haben sich der Zeit ergeben und bröseln sich sukzessive in die Tiefe.



Nach vier Meilen kreuzt der Halemau'u Trail, wir müssen nach links. Ein Lavafeld führt mitten in ein Gewirr von Aschekegeln. Die Lavadomes mit ihren unaussprechlichen Namen zeigen sich in knalligem Rot oder ödem Braun. Die silbernen Schwerter, es gibt sie nur hier im Haleakala National Park, versuchen den rutschenden Sand aufzuhalten, was ihnen aber nicht gelingt, denn sie sind zu wenige.





Je weiter wir in das Gewirr von Felsen vordringen, umso grüner wird das Land. Eine vermutlich andere Klimazone zaubert zunehmend neue Farbe auf die Hänge der Berge. Der sandige Trail wird durch steiniges Geläuf abgelöst, das aber jederzeit vernünftig zu gehen ist. Immer höher werden die Planzen links und rechts des Wanderweges und nach 6,5 Meilen erkennt man das Zick-Zack des Weges in einer Felsenwand, das zum Mustang führt.



Knapp 8 Meilen sind wir unterwegs und sitzen nun an einem Picknick-Tisch der Holua Cabin. Die ersten Wolkenschwaden finden den Weg herauf, noch hält aber die Sonne dagegen. Als wir den Fuss des Aufwärtskanals erreichen, entern wir gleichzeitig das Paradies. Idylisch breiten sich rote Farne an den Hängen und in den Spalten aus. Das Grün ist inzwischen so saftig geworden, dass der Kontrast schon fast kitschig wirkt. Ein Gatter, das auch vor einer bayrischen Almwiese stehen könnte, verschließt den Zugang zum Weg nach oben. Knarrend öffnet es sich und knallt dann hinter uns die Türe zu als ob es uns sagen möchte, dass wir jetzt eigentlich genug gesehen haben.





Aber es ist noch nicht vorbei. Der, dank der Steine graue Weg schlängelt sich mit uns in der grünen Natur nach oben. Es sieht aus wie im Hochgebirge. Die Blicke runter ins Tal werden zunehmend von Wolken verhangen. Stützwände aus Lavasteinen sind oft nötig, um das Überleben des Trails zu garantieren. Immer weiter, nur gestört von den Wolkenfetzen, die nun unmittelbar an unseren Gesichtern vorbeiziehen, quälen wir uns dem Mustang entgegen. Und nach 11,16 Meilen ist es dann soweit. Das Pferd steht nach 6 Stunden inklusive Berglauf gewohnt ruhig da und wir haben sogar einen Schlüssel, um es zu bewegen. Das Sitzen tut gut!

Wir holen den Tahoe ab und fahren zurück zum Hotel. Das war heute eine unserer schönsten Wanderungen, ein absolutes Highlight dieser Reise. Highly recommended!

Die Bilder und der Reisebericht Maui werden demnächst fertig. Diese Wanderung und eine Menge mehr Hikes auf den Hawaiian Islands sind in zirka drei Wochen in der USA Hiking Database dokumentiert.