Autor Thema: Bären gucken in Alaska (und vorher noch andres im Rest des Landes)  (Gelesen 19802 mal)

MisterB

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Im letzten Jahr im Sommer war ich in den Staaten zum Bären gucken

Ursprünglich hatte ich als allererstens eine Grizzlybären-Beobachtungstour in der Umgebung von Anchorage gebucht.

Und wie das so ist, jetzt kamen dann plötzlich diverse Punkte dazu. Plötzlich dachte ich, man du wolltest immer mal dahin und das sehen und das tun. Und so stand dann plötzlich folgende Reise fest. Ich liste auch mal direkt die schon im Vorfeld gebuchten Aktivitäten mit auf.


27.06. Frankfurt > Boston
     Hotel : The Langham Boston
     Blue Man Group
     Whalewatching Tour
     Boston Red Sox Baseball

01.07. Boston > Memphis
     Hotel : The Peabody Memphis
     Graceland
     Sun Studios
     Gibson Guitar Factory

04.07. Memphis > New Orleans (mit Amtrak)
     Hotel : Wyndham La Belle Maison
     Friedhostour St. Louis 1
     Swamp Tour

08.07. New Orleans > Seattle
     Hotel : The Marqueen Hotel
     Spaceneedle

12.07. Seattle > Anchorage
     Hotel : Best Western Golden Lion Midtown
     Compact Car Alamo
     Bear Watching Redoubt Bay
     Bear Watching Katmai NP.

16.07. Anchorage > Las Vegas
     Hotel : Vdara Hotel & Spa
     David Copperfield
     Penn & Teller
     Absinthe

19.07. Las Vegas > San Francisco > Frankfurt


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MisterB

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Freitag, 27.06.2014 - Boston. Ankommen und einen Rundblick nehmen

Mittags, Frankfurt, die Frisur sitzt.

Da bin ich jetzt extra früh los nach Frankfurt und dann ist natürlich nix los. Ich entere die Abflughalle und suche meinen Checkin-Apparat. Natürlich sind nur beim First Class Checkin noch lebendige Menschen am Schalter. Der normale Economy-Mensch muss sich das alles selbst am Automaten einchecken. Naja. Dafür klappts aber wenigstens vernünftig.

Später bei der Passkontrolle ist auch kein Mensch. So war ich dann in Rekordzeit von gefühlt 5 Minuten am Gate. Und hatte jetzt erst mal viel Zeit. Der Flug später ging pünktlich. Eine Nachfrage am Schalter zerstörte meine Hoffnung auf etwas mehr Platz im Flieger. Sorry, kein freier Mittelplatz möglich. Maschine 100% voll (warum wollte ich eigentlich nochmal zur besten Ferienzeit fliegen ??).


Die 747 hat mich dann doch noch ganz kurzweilig nach Boston verfrachtet. Mit ein wenig Dösen, Film gucken, Angry Birds spielen und den vorbeieilenden Bediensteten immer genug Wein und Cognac abschwatzen war ich in Nullkommanix in Boston. Und dank der Zeitverschiebung garnicht mal so sehr viel später als ich losgeflogen bin.

Am Flughafen habe ich dann noch länger in der Immigration Schlange verbracht (warum ist die Schlange wo ich stehe immer die langsame?) und dann den Silver Line Bus in die Stadt geentert. Mit diesem Bus bin ich dann erst mal im Stau stecken geblieben. Mittlerweile waren es so 4 bis 5 Uhr und der Berufsverkehr verstopfte alles.

So hat es dann doch noch richtig lange gedauert, bis ich schließlich im Hotel war. Das Langham Boston. Nobel nobel. Muss ich ja schon sagen. Das Langham hatte ich bei einem Express Deal bei Priceline geschossen.

Ich habe mich erst mal ausgebreitet und kurz durchgeschnauft. Ich wusste, wenn ich mich jetzt aufs Bett lege und die Augen zumache dann ist es um mich geschehen für heute. Also habe ich genau das jetzt nicht gemacht und habe mich direkt raus auf die Straße begeben. Das Langham ist in der Franklin Street und eigentlich garnicht weit vom Hafen und Aquarium auf der einen Seite und dem Faneuil Market auf der anderen entfernt. Ich glaube die Ecke hier zählt zum Financial District und entsprechend leer war es hier nun am frühen Abend doch. Es gab aber genug Kneipen rundherum fürs leibliche Wohl.

 

Ich bin dann die Congress Street runter Richtung Wasser. Schon auf den paar Metern drängte sich ein Gefühl auf von : „Das ist aber echt nett hier“.  Auf der Brücke trifft man auf das „Boston Tea Party“ Schiff und Museum. Natürlich hatten die auch schon zu für den Abend. Ich habe mir mal den Flyer draußen angesehen und bin zu der Meinung gekommen, das das jetzt eher was für Kinder sein müsste.

Über die Brücke drüber kann man auf den sog. Harborwalk einschwenken, der einen am Ufer entlang in Richtung Aquarium durch die Gegend lotst. Zuerst geht es noch auf der anderen Seite am Children Museum entlang (oh da waren wirklich sehr viele Kinder unterwegs …. schnell weiter) unter der nächsten Brücke durch am Seafood Mekka „The barking Crab“ vorbei.

Nun geht’s über eine recht ältlich aussehende Rostbrücke zurück auf die andere Seite und hier immer am Wasser und den einzelnen „Wharfes“ vorbei bis zum Aquarium. Der Weg war recht nett und die Aussichten auf die Stadt, aufs Wasser und auf etliche Segelyachten und Marinas war sehr schön.

 

Das Aquarium hatte ebenfalls schon zu. So habe ich mich nur mal umgeschaut und mal gecheckt wo die Waltouren hier losgehen. Bei der UBahn Station Aquarium habe ich mir dann mal ein Mehrtagesticket für die Bahn gekauft. Das geht normal am Automaten. Allerdings wollte das Teil meine Mastercard nicht. Scheinbar kam der Automat mit dem Chip und der Pin Nummer nicht klar. Meine Visa ohne Pin hat er gefressen.

Von hier aus weiter nördlich steht ein riesiges Marriott Hotel im Weg. Geht man um dieses herum, so hat man auch gleichzeitig die „Long Wharf“ beschritten. Auf der anderen Seite gibt’s den Christopher Columbus Park zum kurzen Entspannen.

 

Über die fette Straße drüber (Highway Nummer 1 oder so) geht’s nun schnurstracks zum Faneuil Market. Ich wüsste je gerne mal wie der Amerikaner das Wort Faneuil ausspricht. Bestimmt komplett anders als erwartet.

 Dieser Marketplace ist eine riesige Ansammlung von Geschäften und Bars die sich in und entlang der beiden großen Marktgebäude aufreihen. Die erste Pause habe ich mal bei Ned Devine’s eingelegt und ein zünftiges Sam Adams gezischt.

 Natürlich habe ich mir noch den Rest vom Markt angeschaut und bei dem einen oder anderen Lokal die Karte studiert. Schließlich bin ich bei American Eagle rein. Dort wurde ich direkt von einem etwas überdrehten Verkäufer eingefangen der mich erst mal umfassend beraten wollte. Das musste ich erst deutlich ablehnen  um ihn loszuwerden. Hui. Ein bisschen aufdringlich war das jetzt schon. AE hat ja echt tolle Sachen aber der Laden hatten nen Haken. Klamotten größer als XL hatten die nicht. Wo haben die die super tollen großen Polos mit 3XL versteckt ??? Ich habe den Nerv-Verkäufer da aber nicht mehr wegen gefragt und hab mich schnell aus dem Staub gemacht.

 

Da ich jetzt keinen Bock mehr hatte noch weiter rumzugehen habe ich mich der Einfachheit halber direkt nochmal zu Ned Devine begeben und ein amtliches Abendessen eingefahren. Merke : Auch wenn er als Appetizer geführt wird, bestelle nie einen Nachoteller mit voller Bewaffnung und dann noch einen Burger hinterher. Als ich mit den Nachos fertig war war ich bereits pappsatt. Als die Frau mit einem großen Burger um die Ecke bog, dachte ich das die mich später rausrollen müssen.

Aber es hätte nicht viel gefehlt, das die mich eher hätten wecken müssen. Ich glaube, wenn nur noch ein Bier mehr getrunken hätte, wäre ich beim Sitzen da eingepennt. Mittlerweile war es 22 Uhr und mit den eingesparten Stunden Zeitverschiebung draufgerechnet war ich nun auch fast 24 Stunden auf den Beinen.

 Deutlichst überfressen habe ich mich dann zum Hotel geschleppt. Da wo es ging habe ich noch ein paar Schüsse von schönen angeleuchteten Gebäuden gemacht, habe noch eine Bahnstation einigermaßen nahe am Hotel entdeckt (ich glaube Blue Line State war das), das wars dann aber auch.

Im Hotel musste ich dann feststellen, das zwischenzeitlich irgendjemand mein Zimmer für die Nacht vorbereitet hatte. Vor dem Bett war ein Bettvorleger mit Pantoffeln ausgebreitet. Bademäntel lagen bereit und das Bett war aufgedeckt. Kissen aufgestellt und die Vorhänge zugezogen. Uiuiuiui, in welch einen vornehmen Schuppen war ich denn hier geraten ?


So, jetzt aber pennen !



Samstag, 28.06.2014 - Der Freedom Trail und später blaue Männer

Das Programm für den heutigen Tag hatte ich eigentlich recht spontan zusammengebaut. Ich war über den sog. „Freedom Trail“ gestolpert.

Dieser Freedom Trail ist eine Wanderung durch die Stadt auf der man an allen möglichen historischen Ecken, Gebäuden, Kirchen, Friedhöfen, Häusern ….. vorbei kommt. Bei der Gelegenheit kommt man auch ganz schnell auf den Trichter das Boston aus der Zeit vor/zum/während des Unabhängigkeitskrieges sehr viel Geschichte zu bieten hat. Eigentlich war ich ja gestern schon in die Historie reingestolpert als ich beim Boston Tea Party Schiff vorbeigekommen bin. Dieses Ereignis wird ja vielerseits als das auslösende Ereignis für den Unabhängigkeitskrieg gesehen.

 

Los geht der Freedom Trail beim Boston Common Park. Vom Hotel aus wars jetzt nicht allzu weit dahin. Dabei bin ich noch durch ein paar kleine Sträßchen gelaufen. Hier habe ich doch glatt neben vielen Nagelstudios nen Laden gesehen, der nichts als Baseball-Sammelkarten verkauft. Dachte garnicht das es sowas noch gibt in der heutigen Zeit.

Ich hatte mir eine Freedom-Trail-App aufs Handy geladen. Diese App blendete GPS unterstützt immer den richtigen Text zum Wegpunkt ein wenn man unterwegs war. Das fand ich jetzt echt gut. Eine Karte braucht man für diesen Trail eigentlich auch nicht. Im Bürgersteig ist eine rote Linie eingelassen. Sozusagen der rote Faden. Wenn man immer brav dieser Linie folgt, hat man 100% des Freedom Trail abmarschiert.

 

 

Die erste Station ist das Massachusetts State House mit seiner goldenen Kuppel am Rand des Parks. Das war aber ziemlich zu. Keine Ahnung ob es generell für die Öffentlichkeit offen ist. Leider konnte man von etwas weiter aus dem Park kein vernünftiges Foto machen, weil man mitten vor das Gebäude einen riesigen Baum hingestellt hatte. Die Kuppel leuchtete in der tollen Sonne (Wetter heute übrigens absolut Sommer. Fast schon zu heiß) so hell das man fast ne Sonnenbrille brauchte.

Um die Ecke ist noch eine Kirche und dahinter folgt der „Granary Burying Ground“. Seinerseits so ziemlich der älteste Friedhof in Boston wo auch ein paar sehr bekannte Namen beerdigt sind. Toll fand ich die Lage inmitten der Stadt zwischen hohen Gebäuden eingezwängt. Die windschief herumstehenden und verwitterten Grabsteine ergaben eine wirklich coole Szenerie.

   

Im weiteren Verlauf kommt man noch an ein paar Kirchen, Denkmälern, Häusern (zum Beispiel Paul Revere Wohnhaus) vorbei. Nebenbei marschiert man auch durch diverse Stadtviertel. Um zum Beispiel durch zu dem Paul Revere Haus zu kommen, geht man mitten durch das italienische Viertel. Hier wurde das Straßenbild dann innerhalb von ein paar Straßenblöcken dominiert von kleinen Bars und ziemlich vielen italienischen Restaurants (viele Umbertos, Luigis und Giovannis gabs hier).

Man kommt auch an der Old North Church vorbei, in deren Kirchturm der gute Herr Revere zwei Laternen aufgehängt hat um vor dem Angriff der Briten zu warnen. Hier in der Nähe ist auch noch ein alter Friedhof ebenfalls mit windschiefen verwitterten Grabplatten.

 

Kurz danach führt der Weg über den Fluss auf die andere Seite um zu den Docks zu kommen um das Segelschiff USS Constitution zu besichtigen. Das hat wohl auch eine wichtige Rolle in diesem Krieg damals gespielt.

Spätestens hier habe ich nun gemerkt, dass ich für heute meine Sonnendosis für den Tag schon überstrapaziert habe. Der Weg über die Brücke bis zum Dock drohte jetzt auch ein kleinwenig lang zu werden.

 

Beim Schiff habe ich mich aber dann nicht mehr in die lange Schlange der Besichtigungsleute angestellt. Ich hab so zwei Fotos durch den Zaun gemacht und mich dann schnell hier verdrückt. So ziemlich der letzte Punkt der Wanderung war dann nun jenseits des Highway 1 im verwinkelten Viertel das Bunker Hill Monument. Ein riesiger Obelisk auf dem obersten Punkt eines Hügels. Natürlich war hier auch historisches passiert, der geneigte Interessent möge das aber bitte selbst irgendwo nachlesen.

Jetzt hier oben war ich nun echt groggy. Für diesen ganzen Weg hatte ich jetzt doch deutlich länger gebraucht als ich das vorher abgeschätzt hatte.

 

Worauf ich jetzt auch absolute keine Lust hatte, war den Weg vom Schiff über die Brücke bis zur anderen Seite des Flusses wieder zurückzulatschen. Meine Kartenapp hat mir dann verraten, das es auch hier auf dieser Seite noch eine Bahnstation gibt. Station Community College. Ich bin also dorthin. Das war zwar auch nicht eben um die Ecke und man musste todesmutig wieder diverse mehrspurige Straßen überqueren, aber am Ende saß ich dann doch in der Bahn. Puh. Endlich mal ne Pause.

 Irgendwie bin ich dann später gefühlt am anderen Ende der Stadt bei der Station „Symphony“ wieder ans Tageslicht gekommen. Wo man fast als erstes draufzuläuft hier ist die massive Kirche „The First Church of Christ Scientist“. Großer Kasten. Nicht unschön. Relativ direkt daneben ist ein langer „Reflecting Pool“ wo recht viele Leute mit funkferngesteuerten Modellböötchen am fahren waren. Der Pool läuft eigentlich direkt auf den Riesenkomplex „Prudential Center“ zu. Hier auf das Hochhaus kann man auch hoch. Die haben ein sog. „Skywalk Obervatory“. Auf den höheren John Hancock Tower kommt man seit einer längeren Zeit nicht mehr hoch. Da musste ich hier mit dem Prudential nehmen was ich kriegen konnte.

 

Allerdings wurde mir beim Ticketschalter mitgeteilt, dass das Observation Deck heute wegen einer privaten Feier halb gesperrt wäre. Interessant was man so alles für ne Feier mieten kann. Da ich nun, wenn ich schon mal hochgehe, auch den ganzen Umblick haben wollte, bin ich wieder abgezogen.

Folgt man von hier der lauten Hauptstraße in Richtung des Hancock Towers steht man kurz drauf an der Public Library. Dort bin ich auch noch rein. Das Treppenhaus mit den beiden riesigen Löwen war echt beeindruckend. Der Große Lesesaal war jetzt eher Standardausstattung. Viele weitere Räume habe ich mir nicht angeschaut.

 

Draußen einmal über den Copley Square drüber ist die Trinity Church. Das Gebäude sieht echt mal klasse aus. Fast so wie ne kleine Ritterburg hätte ich spontan gesagt. Ich bin nicht drinnen gewesen. Ich hatte gesehen das um die Ecke die Boylston Street ist. Und praktischerweise war hier direkt 500 Boylston. Das wird vielen jetzt nichts sagen. Diejenigen die die Serie Boston Legal gesehen haben, denen müsste 500 Boylston allerdings was sagen. Das Haus mit den massiven Bögen davor wird in der Serie oft gezeigt und sollte das Gebäude sein, wo die fiktive Kanzlei von Crane, Pool und Schmidt ist. Das musste ich einfach ablichten.

Nachdem ich jetzt so noch ein wenig Denny Crane Memorabilia gesammelt hatte, habe ich mich die Boylston hoch schnurstracks zum Boston Common hoch begeben und quer durch in Richtung Hotel.

 

Im Hotel habe ich erst mal ne Pause eingelegt. Hui. Das war jetzt doch ne gute Strecke gewesen heute. Aua Füße. Und Aua Gesicht. Aua Arme. Aua Nacken. Ich stand kurz vor nem kapitalen Sonnenbrand.

Nach einer ganz kleinen Auszeit bin ich dann später zur nächsten Bahnstation und nach Chinatown gefahren. Ich wollte die Blue Man Group nochmal sehen. Ich muss ja sagen, wenn ich nicht vorher schon per Street View gesehen hätte wo das Theater ist, ohne Grund wäre ich da nicht in die Seitengasse gegangen. Wäre nie darauf gekommen das da bei den Hinterhöfen noch ein Theater ist wo die auftraten.

 

 

Ich hatte die Show ja jetzt länger nicht gesehen. Eine mehrjährige Blue Man Pause sozusagen. Aber trotzdem kam mir sehr viel direkt wieder bekannt vor. Der Ablauf war mittlerweile leicht renoviert aber die Hauptteile der Show recht ähnlich so wie es schon immer war. Nach so ner langen Zeit hats mir nochmal so richtig gut gefallen.

Später bin ich dann nach nem Absackerbier irgendwo direkt ins Hotel. Reicht für heue.



Sonntag, 29.06.2014 - Whalewatch Tour (There are bubbles at 9 o'clock....)

Programm für heute war klar. Eine Whale Watching Tour. Offensichtlich gehört es zu Boston dazu eine Waltour zu machen. So lässt es zumindest die Werbung von Boston Harbor Cruises vermuten. Die Touren von denen gehen vom Aquarium ab. Das war insofern praktisch als das ich das schon gestern gesehen hatte, also wusste wo ich hin musste.

Erst einmal wollte ich aber doch mal ein kleines Frühstück haben. Und das ist rund um das Aquarium garnicht mal so einfach. Eine komplette Abwesenheit von jeglichen bekannten Kaffeeketten. Lediglich im Marriott Hotel unten drin war ein Starbucks eingebaut. Und da standen auch schon recht viele Leute in einer langen Schlange und überforderten die eine arme Person die da Dienst schieben musst. Ne. Anstellen musste ich mich jetzt da nicht wirklich.

Nach ein bisschen rumschauen hatte ich schließlich was gefunden was kein Seafood Laden war und die „Breakfast“ per Schild vor der Türe anpriesen. Die Granary Tavern sah gemütlich aus. Kaffee war gut und der Teller Yoghurt mit Crumblezeug-Nüssen-und-frischem-Obst schmeckte echt gut.

 Jetzt aber zum Schiff. Ui. Das ist jetzt aber größer als ich vermutet hatte. Das war ja ein richtiger Ausflugsdampfer mit zwei Etagen und Essensstand. Waren auch recht viele Leute da, die gerade schon eingeladen wurden. Kurz nach Start wurde auch das Programm verkündet. Ab jetzt noch ca. 1 Stunde bis max. 1,5 Stunden Fahrt irgendwo mitten ins Nirgendwo. Von da an dann Zeit bis ca. 16 Uhr zum Walegucken, dann Rückfahrt (logischerweise) auch wieder 1 bis 1,5 Stunden.


Naja. Ich habe noch ein paar gute Fotos von der Skyline der Waterfront gemacht, mich dann aber schnell ins Innere des Bootes verzogen. Ich wollte mich ja heute ein kleinwenig aus der Sonne raushalten. Nicht das aus meinem Fast-Sonnenbrand noch ein ausgewachsener Echter wird.

Nach ner ganzen Zeit wurde man dann drauf vorbereitet das jetzt gleich irgendwann was passieren könnte. Jetzt bin ich auch wieder raus. Eigentlich haben sich die vielen Leute jetzt rund um das Boot herum doch einigermaßen gut verteilt. So richtig fair und demokratisch regelte sich das fast von selbst. Die kleineren standen am Geländer. Die großen dahinter und konnte über alles drüberblicken. Also mich haben keine Leute gestört, ich konnte alles sehen.

Ja und dann hieß es warten. Bis dann plötzlich Ansagen gemacht wurden : Bubbles at 9 o’clock, Bubbles at 11 o’clock ……

 

 

Und dann kam auch tatsächlich so ein ausgewachsener Wal (Buckelwale waren es nebenbei) mit Getöse und offenem Maul (ein riesiges Maul nebenbei) an die Oberfläche. Der Ablauf war jetzt eigentlich immer gleich. Wal kommt hoch, man sieht den riesigen Schlund der voll Wasser und hoffentlich Fisch ist. Wal dümpelt noch ein wenig an der Oberfläche (man sieht einen groooßen Rücken). Wal schnaubt einmal eine große Gischtwolke erzeugend durch sein Atemloch und Wal verzieht sich nach unten wobei man dann eine riesige Schwanzflosse sieht.

Oh bubbles at 3 o’clock.

 

Einmal war so ein Wal ca. 2 Meter vom Boot hochgekommen. Die Leute die da gerade an der rechten Seite an der Reling standen hatten ziemlich was zu fotografieren. A propos fotografieren. Ich habe es irgendwann aufgegeben ein vernünftiges Foto hinzukriegen. Entweder hatte ich viel Wasser ohne Wal, viel Wasser mit unscharfem Stück Wal oder eine große Flosse weil ich zu langsam war und der Wal schon wieder weg war auf dem Bild. Da habe ich irgendwann gesagt : Scheiß drauf. Speichere die Bilder auf der Kopffestplatte ab und mache schöne Erinnerungen draus. Brauchst keine Fotos mehr.

 Bubbles at 12 o’clock.

Nun ja. Wie schon vorher angekündigt sind wir bis zur angegebenen Zeit da in dem Gebiet geblieben und haben Bubbles im Wasser verfolgt. Wir sind sogar noch ein paar Minuten länger geblieben, weil gerade als der Käptn das Signal zum Abdampfen gegeben hatte noch ein Wal in guter Position direkt vorm Boot auftauchte. Den haben wir dann noch mal eben „mitgenommen“.

Ja. Und der Rest nach Nachmittages ist Rückfahrt. Kurzes Fazit von mir : Ja. Ok. Habe Wale gesehen. Aber so seeeehr spektakulär wars jetzt nicht. In der Werbung sieht man natürlich Fotos mit aus dem Wasser rausspringen Walen die, eine Riesenwelle erzeugend, mit Getöse dann wieder im Wasser landen. Sowas gabs heute natürlich nicht. Falsche Zeit, Falscher Wal, einfach Pech … man kann es jetzt nicht mehr ergründen. Trotzdem. Letztendlich hats mir doch gefallen. Und auf den Bildern im Kopfkino wird der Wal immer größer  :-)

Letztendlich hatte ich dann auch wieder Stunden draußen in der Sonne gestanden und musste jetzt endlich mal in den Schatten. Dazu bin ich in die „Bell in Hand Tavern“ für einen kleinen Snack und ein kaltes Sam Adams.


Von der nahen Haymarket Station aus bin ich dann nochmal zum Prudential Center gefahren. Gestern war ja das Observation Deck zu. Das musste heute nachgeholt werden. Ganz unamerikanisch unorganisiert kauft man sich hier sein Ticket und wird dann eine Etage weiter runter geschickt und muss dann selbst mit dem Aufzug in die x-te Etage fahren und dann selbst den Ausgang zum Skydeck finden.

Nun. Was folgte war eine schöne Aussicht von nem hohen Turm. Mehr kann man da fast schon nicht mehr zu sagen. Auf Schautafeln gibt’s etliches an Informationen zu Boston. Alte Gebäude, was mal war. Geschichte Red Sox. Historien von diversen Personen und Ereignissen. Das war jetzt alles garnicht mal so uninteressant und animierte zum längeren Verweilen. Zum Schluss konnte man sich noch einen Film „Boston aus der Luft“ ansehen. Auch nett.

 

Nach ausgiebigem Fotopanoramas machen bin ich dann gegangen und habe den Rückweg in Richtung Boston Common durch die Grünanlagen der breiten Commonwealth Avenue hindurch angetreten. Hier wars auch ganz nett. Da standen noch etliche Denkmäler und Skulpturen. An der Straße links und rechts standen alte(?) Stadthäuser die eigentlich alle gleich aussahen. Aber gerade diese Gleichförmigkeit gab entlang der Straße entlang fotografiert nette Motive.

Diese Commonwealth Avenue führt direkt auf den „Boston Public Garden“ zu. Dieser ist direkt vor dem Boston Common, etwas kleiner aber recht schön angelegt. Großer See in der Mitte und nach eigenen Angaben die kürzeste Hängebrücke der Welt besitzend.

 

 

Den Abend beendet habe ich diesmal im Hard Rock Cafe. Musste doch mal das angeblich neue und runderneuerte Menu antesten.

Dann ging es ins (wieder für die Nacht fertiggemachte und mit Pantoffeln und Bademänteln ausgestattete) Bettchen.



Montag, 30.06.2014 - Hallertauer Mittelfrüh und rote Socken

Wie der geneigte Leser wahrscheinlich schon durch die zahlreiche Erwähnung des Namens vermutet hat, mag ich Sam Adams Bier sehr gerne. Dies und die Tatsache, dass Sam Adams aus Boston kommt ergab die verdammt beste Gelegenheit für eine Brewery Tour. Die Brauerei ist nicht eben um die Ecke. Mit der Bahn fährt man recht weit und muss dann noch ein paar Meter durchs Viertel laufen. Auf der Karte sah das jetzt recht weit aus, in Natura war es das dann aber doch nicht wirklich.

Nun. Man biegt um die Ecke und steht erst mal zwischen anderen ganz vielen Leuten. Die Tour ist zum einen umsonst und zum anderen sehr beliebt (offensichtlich). Man wird in verschiedene Gruppen eingeteilt und dann irgendwann aufgerufen. Die Zeit bis dahin kann man sich vertreiben mit diversen Touchscreens und wissenswertes über die zig duppzich verschiedenen Sam Adams Biersorten lernen.


Direkt am Anfang der Tour gibt es dann die Erklärung, das der Ursprung von Sam Adams zwar in Boston war, die Hauptbrauereien die es herstellen aber mittlerweile in verschiedenen anderen Landesteilen zu finden sind. Hier in Boston ist, wenn ich das richtig verstanden habe, hauptsächlich Qualitätskontrolle und Versuchsküche für neue Kreationen.

Dementsprechend war der „Brauereitour-Anteil“ an der Brauereitour seeehr übersichtlich. Man bekam Hopfen und Malz gezeigt (Der Hopfen kommt nebenbei natürlich aus Deutschland ! Hallertauer Mittelfrüh. Das lassen wir jetzt den Amerikaner ein paar mal hintereinander aussprechen und lachen uns einen weg :-) ) und kann dann danach die 4 einsamen Braukessel begutachten, die vereinsamt in einer Ecke einer großen Halle stehen. Das wars.

 

Ich hatte schon leichte Anflüge von Enttäuschung als dann jeder aus der Gruppe ein Bierglas in die Hand gedrückt bekam und zur Verkostung geladen wurde. Nun fanden wir uns alle an langen Tischreihen wieder und es wurden sehr viele Pitcher mit den diversen Sorten Sam Adams gefüllt und ausgeteilt. Guten Durst. Einzige Regel : Der Pitcher ist tabu, daraus wird nicht getrunken.

 Während man dann nun verschiedenste Sams verputzt hat, hat der Tourguide nun eine One Man Show hingelegt die vom feinsten war. Der komplette Saal hat auf dem Boden gelegen vor Lachen. Nebenbei wurden recht satirisch noch diverse Details über das Bier, über den Geschmack, über die richtige Farbe, die richtige Temperatur ….. erklärt.

Die ganze Aktion hat am Ende dann gut über ne Stunde gedauert. Gut unterhalten und mit genug Bier intus wurde man dann freundlich durch den obligatorischen Gift Shop entlassen.

Also von mir gibt’s ne eindeutige Empfehlung. Wenn ihr mal in Boston seid, dann den guten Samuel Adams auf die Liste schreiben.

So. Was nun ? Im Reiseführer stand drin, das man sich die Charles Street und im weiteren Verlauf die Beacon Street anschauen sollte. Schöne Straße, viele kleine Lädchen, Klimbim und Antiquitäten, alte Häuser. Nun, das könnte man doch noch machen. Um zur Station „Charles“ zu kommen musste ich auch nur einmal umsteigen (irgendwie ist das UBahn System in Boston komisch. Um von A nach B zu kommen geht es eigentlich nie ohne Umsteigen. Eine Linie die alles wichtige abklappert haben die nicht).

Bei „Charles/MGH“ wie die Station genau heißt, das MGH steht für irgendwas mit Hospital, steht man inmitten einer riesigen Baustelle und gefühlt drei Autobahnabfahrten. Das war jetzt erst mal nicht so sehr idyllisch. Mein GPS hat mir dann aber zuverlässig gesagt in welche Richtung ich diesen Verkehrsinfarkt verlassen musste. Schon nach ein paar Meters wurde es ruhig.

Die Charles Street ist recht grün, viele Lädchen, Cafes und kleinere Bistros.  Also unschön wars jetzt hier nicht, die Topempfehlung aus dem Reiseführer konnte ich jetzt aber auch nicht unbedingt nachvollziehen.


Am Park kreuzt die Beacon Street der ich dann noch ein wenig gefolgt bin. Hier gabs jetzt etliche schöne Stadthäuser. Ich habe mich schwer getan zu definieren ob alt oder doch recht aktuell. Ich entscheide mich für alt. War ganz nett. Nebenbei kommt man nach ein paar Metern am „original“ Cheers Pub vorbei. Wenn man es nicht wüsste, die vielen Banner und Schilder die rumhängen würden schon dafür sorgen, dass man es mitkriegt.

Was war jetzt hier nochmal so besonders ? Als dann noch Touristenbusse gestoppt haben und Busladungen wild knipsender Leute (nein keine Japaner) ausgespuckt haben, habe ich das Weite gesucht.

Mit nem Schlenker durch den Park bin ich dann zum Hotel marschiert. Verdammt beste Zeit um Fußball zu gucken. Heute war Deutschland gegen Algerien Achtelfinale. Ich hatte noch kurz überlegt ob ich irgendwo in ne Kneipe gehen soll, habe mich dann aber für mein weiches Bett und ESPN HD entschieden. Wie man ja weiß ist das Spiel dann noch in die Verlängerung gegangen. Das bedeutete schon mal das ich auf keinen Fall pünktlich zum Anpfiff beim Baseball im Fenway Park kommen würde.

Als ich dann schließlich die Hinreise angetreten habe, habe ich aber schon gemerkt, dass ein pünktlicher Beginn, bzw. eine pünktliche Anwesenheit auch für Bostoner nicht oberste Priorität beim Baseball hat. Das Spiel war jetzt schon ne gute halbe Stunde dran und ich war gemeinsam mit gefühlt tausenden auf der Anreise in der Bahn und den Straßen um das Stadion unterwegs.

 

Drinnen habe ich erst mal einen Rundumblick gemacht und mir das seinerseits älteste Stadion der Liga mal angeschaut. Nett kann ich da nur sagen. Solche alten Dinger sagen mir persönlich immer mehr zu als so geleckte Neubauten, die sich nicht mehr voneinander unterscheiden.

Beim Zug am den ganzen Getränke- und Essensständen entlang habe ich gemerkt, dass die hier ganz amtliche Preise aufrufen. Das hat die Leute aber auch nicht davon abgehalten hier Großfamilienladungen Bier und Esszeugs abzugreifen. Angesichts der Preise habe ich mir auch mal den Besuch des Fanshops gespart. Ich wollte eigentlich garnicht mehr wissen wie teuer ein Trikot oder ne Kappe waren.

 

Am Spielfeld war ich dann angenehm überrascht. Es sah optisch sehr voll aus. Und die Hauptbeschäftigung der Leute war es NICHT ständig rein und raus zu rennen um mit Armen voll Futter und Trank zurückzukommen. Wenn überhaupt, dann sind die Leute um mich herum in den Inning Pausen aufgestanden und haben was geholt. Die meisten haben wirklich das Spiel verfolgt. Das Spiel was ich mal in New York gesehen habe war dazu das genaue Gegenteil. Da war Baseball die uninteressante Hintergrundkulisse für Essen und Trinken.

 Tjaaaa. Ich habe dann auch versucht angestrengt das Spiel zu verfolgen und genauso begeistert zu sein wie die Leute um mich herum. So wirklich gelungen ist mir das jetzt nicht. Laaaangweilig ……


Als dann irgendwann endlich mal Zahlen größer Null auf der Anzeige waren, war es selbst für mich erkennbar das Boston heute einen auf die Mütze kriegt, oder wahlweise auf die rote Socke. Ich bin dann gegangen. Ich hatte das gesehen was ich wollte. Ich bin dann unweit des Stadions zu „Boston Beerworks“ gegangen und durfte dann beim Bier und etwas zu Futtern live im Fernsehen das Spiel sehen, welches auf der anderen Straßenseite gerade gespielt wurde. Jetzt so drüber nachgedacht schon recht bizarr.

Als das Spiel dann irgendwann aus war und die ersten Wellen von Leuten in das Lokal reinschwappten habe ich mich auch aus dem Staub gemacht. Das hatte natürlich zur Folge, das ich mit dem Riesenbetrieb jetzt zur Bahnstation dackelte. Aber das war jetzt garnicht so wild. Der Abfluss der Leute war wirklich sehr gut. Die Bahnen standen schon parat und gingen im Minutentakt weg. Trotz der vielen Menschen war ich schon kurze Zeit später wohl am Boston Common angekommen.

Damit war das geplante und ungeplante Boston Programm auch abgearbeitet. Morgen ist der erste Reisetag. Morgen geht’s weiter nach Memphis.



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Rainer

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Freitag, 27.06.2014 - Boston. Ankommen und einen Rundblick nehmen

Schau mal in meine Signatur - wir fliegen am Dienstag nach Boston, ziemlich genau ein Jahr später.

Das Langham Boston. Nobel nobel. Muss ich ja schon sagen. Das Langham hatte ich bei einem Express Deal bei Priceline geschossen.

*hüstel* - gib mal Butter bei die Fische, auch mit Priceline hast Du Minimum 300$ gelöhnt?! Ich habe gerade mal geschaut - wir könnten für propere 900,-$ aufwärts auch dort einkehren. Ach danke, machen wir diesmal nicht, bei uns gibts normale Hausmannskost, Econo Lodge Malden für 98$ (und das ist für Boston schon super billig).

Von wegen "besserer Sitzplatz", Du fliegst ja ab Frankfurt, von Du auf Nummer sicher gehen willst, nächstes Mal Condor. Die haben sensationelle Preise für Businessclass (aktuell immer noch), man muss allerdings die Nerven bewahren und recht kurzfristig buchen. Aber im Moment (also genau gleiche Reisezeit) bieten die beispielsweise Providence (ist ja fast Boston) ab Frankfurt auch direkt an, in Businessclass komplett 1.198,-€(!!!!), das ist ein absoluter Knallerpreis. Schau mal nach - Montag hin (22.6.) und Montag (6.7.) zurück. Rückflug eine Woche später ist teurer, aber mit 1.348,-€ komplett immer noch der Hit. Da brauchst Du nicht devot nach einem Mittelplatz zu fragen, sondern da fläzt Du Dich bequem in Deinem "Bordbett".

Bin mal auf die weiteren Ziele gespannt, ein paar Dinge kenne ich (New Orleans, Las Vegas) und Alaska ff. noch gar nicht.

MisterB

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Hüstel hüstel zurück.
Dem Bereich "Abrechnung" vorgreifend kann ich dir sagen, das das Langahm in Bosten schon einigermassen teuer war, aber jetzt auch nicht so sehr aus dem Rahmen gefallen ist. Habe anderswo auch für 4 Nächte über 500 bezahlt.

24.06.2014 Boston Hotel Boston, 4 Nächte 650,64 €

Allerdings gab es zu der Zeit damals (weil Sommer und wasweissich sonst noch alles, vielleicht die vielen Fussball-Flüchtigen von der WM) nicht wirklich irgendwas bezahlbares in Bosten zu buchen.
Ich hatte vorher immer mal mit Priceline Name your Price versucht, war dann aber hinterher schon für 3 Sterne bei irgendwas um 150$ pro Gebot (plus Steuern) und habe dann einfach das Express-Deal Ding da genommen, weil ich keine Lust mehr hatte da beim Name your own Price die Gebote bis in unendliche Höhen zu schrauben.

Gruß
Bernd
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Dienstag, 01.07.2014 - Memphis ? Fahre Memphis !

Preisfrage. Wer kennt von SWR3 noch die Comedy mit Taxifahrer Ützwurst der immer nach Memphis fahren will ? Genau diese Comedy fiel mir am Morgen meiner Anreise nach Memphis wieder ein. Memphis ? Fahre Memphis !

Nun. Zuerst aber die Anreise. Da ich jetzt mittlerweile wusste das nur zwei Blocks weiter vom Hotel auch ne Bahnstation war, habe ich heute diese Bahn genommen. Der Zug fährt von hier in die Nähe vom Airport. Beim Ausstieg sieht man schon die Busse die zum Flughafen fahren und die Terminals abklappern. Also das war ja jetzt 100 mal stressfreier als die andere Route die ich bei der Hinfahrt genommen hatte.

Im Flughafen das Automatencheckin (25$ für meine Tasche musste ich noch löhnen) war auch easy. Auch hier (wie auch im Rest des noch folgenden Urlaubes) war kein menschliches Wesen mehr an einem Schalter. Nur noch Automaten. Lediglich am Schalter wo man das Gepäck abgegeben hat war noch jemand, der kontrolliert hat das auch ein Herr Steinke hier Gepäck für einen Herrn Steinke auf die Reise geschickt hat.

Von Boston aus gibts keine direkten Verbindungen nach Memphis (zumindest keine bezahlbaren) so das ich erst mal einen Stopp in Charlotte einlegen würde. Von dort gehts dann weiter nach Memphis. Kleine Anekdote am Rande. Der Flughafen in Memphis heißt zwar "International Airport", dort landen aber keine internationalen Flüge. Die letzte noch verbliebene Verbindung aus Mexiko glaube ich wurde auch eingestellt. Dementsprechend ist eine spontane Anreise aus dem Ausland direkt nach Memphis nicht wirklich möglich.

Der Flug nach Charlotte ging pünktlich weg und dann hieß es noch ein wenig warten. Ich hatte als Angstbucher mal wieder die Umsteigezeit großzügig bemessen, so das ich in Charlotte noch zwei Stündchen totzuschlagen hatte. Dank WLAN und Ipad ging das aber. Charlotte scheint ein Drehkreuz für Miniflüge in die kleinsten Örtchen der USA zu sein. Als ich mal das Terminal auf und ab marschiert bin habe ich Ortsnamen an den Gates gelesen, die ich im Leben noch nie gehört hatte. Ich habe teilweise erst mal bei Google Maps nachgeschaut, wo diese Käffer überhaupt sind.


Als die Abflugzeit nach Memphis näher rückte passierte erst mal nix an meinem Gate. Später tauchten ein paar Gestalten auf, die irgendwas von "maintainance" faselten. Übersetzung : Verspätung. Bei dieser Gelegenheit habe ich gesehen das da vor mir ein Mädel mit deutschem Reisepass in der Hand recht verloren rumstand. Sie war heute früher aus Deutschland angekommen und jetzt auch auf dem Weiterflug nach Memphis.

Sie hieß Charlotte. Wenn das mal kein Zufall ist. Ich meinte noch zu ihr, das die Tatsache das Charlotte heute in Charlotte gelandet ist bestimmt ein paar nette Kommentare von den Einreisebeamten gegeben hätte.

 Letztendlich ging der Flieger dann doch noch nicht total verspätet los. Kleine Maschine mit 2x2 Sitzkonfig. Flug ca. 2 Stunden. Bei Ankunft wieder Uhr umstellen. 1 Stunde gespart.

 Charlotte wurde hier von ihrem Freund abgeholt. Eigentlich Schade :-) An dieser Stelle : Herzliche Grüße an Charlotte aus Trier. Hoffentlich hattest du ein paar schöne Tage.

Ich bin mit meinem Gepäck dann den Schildern mit Bussymbol gefolgt. Nur um dann später bei Bullenhitze in einem großen Bus-Taxi-Auto - Terminal zu stehen und weit und breit gähnende Leere vorzufinden. Hier war kein Mensch zu sehen. Und vor allem kein Bus. Leicht daran zweifelnd hier nochmal wegzukommen habe ich dann irgendwo an einem Taxistand jemanden gesehen. Die Tante habe ich mal nach dem Bus gefragt. "the Mädä bus ?" bekam ich als Rückfrage zu hören. Ja, der würde wohl da drüben an Bay xyz halten. Nun gut. Ganz falsch war ich nicht. Nach weiteren 15 Minuten in der Hitze sah ich dann doch echt einen richtigen Bus um die Ecke biegen.


Im Bus musste ich der dicken Frau am Steuer erst mal haarklein darlegen wo ich den hinwolle. Die Angabe Memphis Downtown reicht ihr aus irgendeinem Grund nicht. Erst nach Nennung einer Kreuzung (ich hatte zum Glück ungefähr im Kopf wo das Hotel war) gab sie sich zufrieden. Meine Frage, ob ich denn jetzt nicht noch ein Ticket kaufen müsse wurde dann negativ beschieden. Hm. Warum brauch ich kein Ticket ? Ist der Bus vom Flughafen aus umsonst ? Ein wenig komisch war das schon, das jeder andere der an den folgenden Haltestellen einstieg brav ein Ticket kaufte oder vorzeigte.

Na egal. Der an jeder Kaffeekanne haltende Bus bescherte mir eine unfreiwillige Rundfahrt durch die Randgebiete der Innenstadt. Ehrlicherweise muss ich ja zugeben, das da jetzt nichts bei war was mich besonders aufmerksam gemacht hätte. Teilweise wars doch recht schäbbich.

In der Stadt dann angekommen bin ich sogar richtig ausgestiegen, so das der Weg zum Hotel nur noch zwei Blocks weit war. Trotzdem kam ich dann etwas abgekämpft im Hotel an. Ich hatte für Memphis per Priceline das Peabody Hotel bekommen. Schönes altes Hotel mit Geschichte und genug Sternen für einen guten Aufenthalt.

 

Nachdem ich mich im Zimmer ausgebreitet hatte (schönes Zimmer aber verdammt kleines Bad) wars jetzt schon um die 5 Uhr. Huh. Eigentlich hatte ich heute noch nix gemacht als an Flughäfen zu sitzen und auf Flieger zu warten. Und trotzdem war der Tag schon fast rum. Trotzdem es so spät war, wars aber noch deutlich zu früh den Tag zu beenden. Außerdem hatte ich jetzt Hunger. Da sich der gewissenhafte Reisende ja vorbereitet, hatte ich schon ein paar interessante Essensgelegenheiten im Vorfeld ergoogled. Unter anderem war im Reiseführer zu diesem Thema das „Rendezvous“ gelistet als „Must“ der BBQ Restaurants.

Wie der Teufel es wollte, war dieses Etablissement unmittelbar auf der anderen Straßenseite vom Hotel in einer kleinen Gasse beheimatet.

Ich also hin. Und wieder mal kann ich nur die Aussage treffen, das ich hier garantiert ohne guten Grund niemals hinmarschiert wäre. Hinterhof. Abluftanlagen und Müllcontainer. Rauchpause einlegende (Küchen-)Angestellte von sonstwo her.

Und genau vor dem einen Schild was da rumhängt knubbeln sich die Leute. Anscheinend war der Laden echt ne Attraktion, da sich etliche der Leutchen hier draußen noch extra mit der Eingangstüre zusammen fotografieren ließen. Nun, meine Abenteuerlust war geweckt und ich bin rein. Man muss nach unten in den Keller steigen und steht recht unvermittelt vor einem recht proppevollen Gastraum.


Ich konnte für mich alleine direkt an der Bar platznehmen. Als „Speisekarte“ dient ein einlaminiertes Papier. Im Prinzip gibt’s nur Pork. Wenn man nicht Rippchen will, ginge noch ein oder zwei andere Varianten von Pork (pulled pork und sowas). Die Rippchen kommen rasch und vor allem ohne Besteck. Also mit der Lizenz zum Sauerei machen. Am Ende muss ich sagen, das das Full Rack Rips echt gut war. Sogar die „hot“ Soße dabei war ganz OK. Nur irgendwie isses nicht unbedingt magenfüllend. Zudem die Rippe ohne Beilagen daher kommt. Also Fazit : Es ist gut und es schmeckt, ist aber recht teuer.

 Wieder am Tageslicht angekommen bin ich zur Beale Street gegangen. Vom Hotel aus war das jetzt 3 oder 4 Blocks einfach die Straße gerade runter. Die Beale Street ist hier die Kneipenstraße und teilweise auch open air Veranstaltungsstraße mit unzähligen Musikkneipen und sonstigen Klimbimläden. Beale Street Zentrum sind im wesentlichen zwei Straßenblöcke. Hier konzentriert sich das meiste. Diese beiden Blöcke sind auch mit Straßensperren abgeriegelt und es steht immer genug Polizei hier herum. In diesem „regulierten“ Bereich gibt es auch Ausschank draußen. Man kann sein Bier ungetarnt draußen trinken.

 

 

Ich bin erst mal noch bei Resttageslicht hoch und runter und habe mal alles begutachtet. Da wo laut meiner Karte das Hard Rock Cafe sein sollte, war nur ein Haus mit schwarz verklebten Fenstern. Der Hardrock Cafe habe ich später am anderen Ende der Straße unweit von der B.B. King Bar gefunden. Die waren erst diese Woche umgezogen und hatten auch noch garnicht richtig geöffnet. Offizielle Neueröffnung sollte am 3. Juli sein.

 Meine erste Anlaufstelle für Musik war das Jerry Lee Lewis Cafe. Dort spielte ein Elvis. Also auch wenn er außer den Koteletten keine weitere Ähnlichkeit hatte, hat er seine Sache doch recht gut gemacht. Der Laden war gut gefüllt und das Publikum ging gut mit. Ich hab mich an die Bar gesetzt und ein Bier bestellt. Ein Pabst, hier allgemein PBR genannt. Das sollte mich unglaubliche 2 Dollar kosten. Zuerst wusste ich garnicht was die Tante von mir wollte. 2 Bucks. Ich dachte ich sollte ne Anzahlung leisten oder so. Aber nein. Mit den zwei Dollar war das ganze Bier bezahlt. Man kann es sich schon ausrechnen. Hier bin ich geblieben. Mister Elvis zuhören und Bierchen für kleines Geld schlürfen. So gefällt mir Memphis.

 

Als dann der Elvis gegen 9 Uhr zu seiner großen Pause ging habe ich mich dann doch hier verabschiedet. Weiter hoch die Straße bin ich auf beiden Seiten noch in ein paar Kneipen gewesen. Meist zwar recht schnell wieder raus, nur bei einem Laden bin ich noch wieder länger hängen geblieben, hier wurde auch eine wirklich gute handgezupfte Musik hergestellt.

Hier könnte es mir gefallen. Viele Läden mit guter handgemachter Musik. Stimmung überall sehr entspannt bis ausgelassen. Es wurde nett gefeiert ohne das es eskalierte oder irgendwelche Alk-Leichen herumlagen. Es war einfach klasse hier.

Noch später am Abend merkte ich dann das ich zum einen hundemüde war und das ich zum anderen jetzt mittlerweile echt einen im Tee hatte. Da konnte auch der Burger den ich noch kurz vor Mitternacht verschnabuliert habe (ich hab ja gesagt, so groß war die Portion Rippchen nicht) nix ändern. Ich habe mich von der Band losgerissen und mich zurück zum Hotel begeben. Reicht für heut.

 


Mittwoch, 02.07.2014 - Memphis Downtown, Pyramiden, BBQ und Gibson Gitarren

Heute dachte ich mir : Mach mal einen Zug durch die Stadt und schau mal was Memphis dir zu bieten hat. Zuerst aber wurde ich gestoppt vom „March of the Peabody Ducks“. Warum zum Henker liegt hier im Foyer ein roter Teppich und warum zum Henker sind hier so viele Leute ? Ich war mitten in die Vorbereitungen zur Entenparade geraten. Das Peabody Hotel bietet als DIE große Attraktion zweimal täglich eine Entenparade an. Es gibt Enten, die auf dem Dach des Hotels wohnen. Diese Enten werden jeden Tag um 11 Uhr mit dem Aufzug herunter in die Hotelhalle gefahren, watscheln dann über den roten Teppich zum Springbrunnen der mitten im Foyer steht und paddeln dann den ganzen Tag in diesem Springbrunnen herum.

 

Nachmittags um 17 Uhr wird der ganze Zinnober in umgekehrter Richtung veranstaltet. Jedes Mal mit einen Kastellan in roter Uniform, der noch die Geschichte der Enten erzählt und einem gespielten Marsch. Und unglaublich vielen Leuten die sich das ansehen.

 

Ok. Da war ich ja jetzt auch bei. Aber eigentlich nur, wie die Gaffer auf der Autobahn, die beim größten anzunehmenden Unfall auch nicht weggucken können. Ich habe meine Fotos gemacht um dieses Schauspiel zu dokumentieren. Das sollte es aber auch gewesen sein.

Nach diesem ganzen Tschingderassebumm aber nun wirklich raus auf die Straße. Ich dachte, geh mal die Union runter bis zur Mainstreet und von dort kann man bestimmt ne schöne Rundfahrt mit der Trambahn machen. Tjaaa. Hätte man können, wenn die Trambahnen nicht zuletzt „suspended“ worden wären. Aus irgendeinem, nicht weiter kommunizierten, Grund waren die Trambahnen zuletzt mal aus dem Verkehr gezogen worden. Auf die Frage ob nur kurzzeitig oder für immer habe ich auch im Hotel nur Schulterzucken geerntet (Update: Intensives Googlen förderte folgendes zu Tage: Alle Streetcars werden auf unbestimmte Zeit repariert, instandgesetzt und generalüberholt).

Es gibt einen Bus-Ersatzverkehr, der sich laut Plan lose an den Streetcar Routen orientiert. Schade eigentlich. So ne alte Old-School-Straßenbahn wäre ich schon gerne gefahren.

 

 

Da ja keine Bahn unterwegs war bin ich nun der Main Street den Schienen entlang gefolgt. Die Häuser entlang der Straße waren teilweise sehr schön. Teils mit vielen Schnörkeln verbaut oder mit Verzierungen draußen dran. Es gibt Grünflecken und große Brunnen wo Kinder drinne rumspringen. In der Adams Avenue mal abgebogen kommt man am Feuer-Museum vorbei, einer großen Polizeistation und schließlich an einen fetten Gerichtsgebäude. Zurück auf der Mainstreet trifft man nach kurzem weiteren Weg auf den Overpass der Interstate. Spätestens ab hier wird die Gegend links und rechts der Straße aber dann doch einigermaßen schnell recht beliebig und fast schon ein kleinwenig schäbig.

Ich habe es noch durchgehalten bis zum Depot der Busgesellschaft wo ich noch schnell zwei Bus-Tageskarten für heute und morgen gekauft habe. Hier unten bin ich rumgedreht, da der weitere Verlauf der Mainstreet nicht sehr vielversprechend aussah. Direkt mal das Busticket aktiviert und mit dem nächsten Bus wieder zurück gefahren. Ausgestiegen bin ich in Höhe des Civic Center. Hier in der Höhe ist eine Straße weiter in der Front Street der Eingang zur Bahn nach Mud Island.

 

Ich weiß garnicht wie ich genau Mud Island beschreiben soll. Man kann mit einem Bähnchen rüberfahren. Kommt dann in einem fetten Komplex an der irgendwie den Eindruck macht komplett aus Beton gegossen zu sein an. Und irgendwie ist da dann nix. Auf einer der leeren Etagen ist noch ein Museum. Das hätte ich zwar auch im Eintritt dringehabt, aber irgendwie hatte ich heute keine Lust auf Museum. Ansonsten war der restliche Komplex erstaunlich …. leer.

 

Draußen hat man den Verlauf des Mississippi nachgebaut. Der komplette Verlauf durch die zig Bundesstaaten ist im Maßstab 1:irgendwas nachgebaut. Es fließt zwar Wasser. Aber hauptsächlich hatte sich hier auch wieder jemand mit ganz viel Beton verausgabt. Zumindest hier draußen waren auch noch ein paar Leute. Ich habe mich mal ein wenig in den Schatten gesetzt und es auf mich wirken lassen. Irgendwie kam mir das so vor, als ob man unbedingt irgendwas extravagantes bauen wollte und dann nach dem Motto „baue es und sie werden kommen“ gehofft hat, das die Leute schon kommen werden.

 Verschweigen möchte ich allerdings auch nicht, das man von hier einen echt schönen Blick über den breiten Mississippi und zu beiden Seiten die Brücken über den Fluß auch recht gut sehen kann.

Ich meine, Memphis hat Erfahrung damit so zu handeln. Wenn ich die Geschichte richtig interpretiert habe, dann war es mit der riesigen Memphis Pyramide nämlich ganz genauso. Irgendwann dachte man sich, wir wollen irgendwas haben, was unsere Verbindung zu Ägypten und den alten Pharaonen symbolisiert (Memphis halt). Es war schnell ein Stararchitekt gefunden der eine riesige Pyramide inmitten von zahlreichen Straßenbrücken und Interstateabfahrten hingestellt hat. Von der Brücke nach Mud Island rüber hat man da eine sehr gute Sicht drauf. Nach den Motto „baue es und sie werden kommen“ hat man diese silberne Pyramide verkauft als das neue Zentrum mit Restaurants, Shoppingmalls, Geschäften und Events. Das Teil wurde eröffnet mit großen Brimborium. Allerdings leider ohne Restaurants, Shoppingmalls, Geschäften …. . Das Teil war der größte Flop in der jüngeren Baugeschichte von Memphis und der ganze Komplex steht seit 20 Jahren nun komplett leer! Wenn ich es richtig gesehen habe waren mal wieder Bestrebungen im Gange eventuell 2014 da was aufzumachen.


Nun gut. Genug Abschweifung. Wieder zurück auf dem Festland habe ich mir einen der Tram-Ersatzbusse geschnappt und bin zum Bahnhof gefahren. Zumindest wollte ich, musste aber feststellen, dass diese Ersatzbusse die Tramlinie sehr frei interpretieren. In der Nähe vom Bahnhof dachte ich „Ok. Nur noch ein paar Meter und wir sind da“ und prompt bog der Bus rechts ab und fuhr schnurstracks vom Bahnhof weg. Grr. Also unfreiwillige Stadtrundfahrt. Ich bin mit dem Bus wieder zurück in die Nähe von Mud Island gefahren und dort raus. Dann bin ich zur nächsten Haltestellte gegangen in die Richtung Bahnhof. Nach ca. 10 Minuten warten ist dann da der gleiche Bus vorbeigekommen aus dem ich eben ausgestiegen war. Der Busfahrer wird sich wohl auch seinen Teil gedacht haben als ich da wieder eingestiegen bin. Egal. Diesmal habe ich den Absprung früh genug geschafft und bin zum Bahnhof. Ich wollte mal schauen, wo die Amtrak Station ist.

Die Eingangstür habe ich gefunden. Auf der stand auch das eigentlich immer geöffnet sei. Nur war die Türe verschlossen. Aha. Na egal. Ich lass mich übermorgen mitm Taxi hier hinfahren. Der Fahrer wird wohl wissen, wo es hier rein geht.

Vom Bahnhof wars nicht weit zum nächsten Reiseführer BBQ Must Eat. Das Central BBQ. Wieder wurden die Ecken wo man durchmarschierte erst mal ein wenig undurchsichtig. Offensichtlich ist es hier einfach so, dass die besten BBQ Länden in den abgeschranztesten Ecken liegen. Das Central BBQ hatte auch nen ziemlichen Betrieb. Auch hier hab ich aber für mich alleine direkt ein Plätzchen an der Theke gefunden. Man muss hier beim Eingang vorher bestellen und zahlen. Dann kriegt man das Essen zum Platz gebracht. Wenn die persönliche Bestellnummer aufgerufen wird muss man sich nur bemerkbar machen.

 

Die Portion Nachos mit BBQ Chicken und vielem scharfen Zeugs und der BBQ Pulled Pork Burger mit viel Fleisch, BBQ Sauce und Coleslaw waren ein Gedicht ! Und es war eigentlich garnicht teuer. Also der Laden ist echt ein Tipp. Zu Stoßzeiten kann es aber hier sehr voll werden und da muss man scheinbar auch lange auf ein Plätzchen warten.

Eine Ecke weiter wie das Central BBQ ist das Lorraine Motel. Das ist das Motel, wo damals Martin Luther King auf einem der Balkone erschossen wurde. Mittlerweile hat man ein Museum für afroamerikanische Geschichte aus dem ganzen Komplex gemacht. Irgendwo auf den Motelbalkonen soll wohl auch eine Markierung sein, wo King damals gestanden hat.

 

Auf einmal fing es aus heiterem Himmel an zu regnen. Das gabs gestern Abend auch schon mal. Ohne Hinweise wie eine dunkle Wolke plötzlich Wasser von oben. Gestern Abend ging das noch einigermaßen. Heute wars allerdings noch ne Spur wärmer als gestern und der Regenschauer erzeugte augenblicklich eine Luftfeuchtigkeit und Schwüle die sich gewaschen hatte. Ich bin zur nächsten Tram-Ersatzbus-Haltestelle gegangen und habe dort beim warten auf den Bus leise vor mich hingeschwitzt.

An der Haltestelle Beale Street raus bin ich auf dem Weg zur 2nd Street an einer Elvis Statue vorbeigekommen. Das große Gebäude was da im Weg stand war die Zentrale von Memphis Gas, Wasser, Sch.....eibe. Dahinter, also einmal quasi um den Block gegangen kann man schon das große Gebäude des Gibson Gitarren Werkes sehen. Irgendwie war hier aber alles verdächtig menschenleer. Falsche Seite. Der Eingang war nicht an der 2nd sondern an der 3rd Street.

 Drinnen kann man erst mal eigentlich garnix machen außer den Empfangsschalter begutachten, ein großes leeres Treppenhaus und den hauseigenen Gitarrenshop besuchen. Selbst jemand wie ich der eigentlich kein Musikinstrument beherrscht wird da in dem Laden von den glänzenden und glitzernden Gitarren magisch angezogen. Keine Ahnung was so ein normaler Kurs für ne Gibson E Gitarre ist, es hingen auf jeden Fall Stücke für knapp 5.000 Dollar da rum.

Hier im Shop kann man sich auch das Ticket für die Werksführung kaufen. Heute hatte ich ausnahmsweise mal Glück. Für die letzte Führung des Tages war genau noch ein Platz frei. Und da ich genau nur eine Person bin passte das ausnahmsweise mal wie die Faust aufs Auge.

 

Die Führung beginnt in einem zu so etwas wie einer Hall of Fame umgebauten Korridor. Hier haben recht viele bekannte Musiker den Gibsons eine ihrer Gitarren signiert wieder zurückgestiftet. Vom Februar dieses Jahres war sogar eine Widmung der Toten Hosen hier zu finden.

Wenn man die Werkshalle dann betritt hat man sofort einen tollen Geruch nach Holz in der Nase. Jedes noch so kleinste Teil Holz für die Gitarren wird hier in Handarbeit gesägt, gefeilt, geklebt, poliert, lackiert ..... . So eine Gitarre besteht zu 100% aus Handarbeit ! Der einzige Computer den ich gesehen habe wurde zum Laservermessen von irgendwas benutzt. Wenn der Computer dann irgendwelche Abweichungen festgestellt hat wurde es angezeigt und dann stand wieder jemand mit ner verdammt kleinen Holzfeile daneben und hat gefeilt und geschliffen was das Zeug hält.

 

Der "Guide" unserer Führung war ein Althippie mit langem Rauschebart. Er hatte ein kleines tragbares Lautsprecherchen dabei damit man ihn verstand. Allerdings hat das auch nix genützt. Sein komischer Dialekt und der allgemeine Geräuschpegel in der Halle haben mich nicht viel verstehen lassen. Aber im Prinzip brauchte man auch nicht so viel Erklärung. Die Arbeiten die man gesehen hat erklärten sich eigentlich auch von selbst.

Auch an der letzten Station wo die Elektrik in die Gitarren eingebaut wird wurde handgelötet. Während einer längeren für mich nicht verstehbaren Erklärung unseres Guide-Catweasel habe ich mal länger einem der Leutchen zugeschaut wie der mit Engelsgeduld einen Drehknopf in den Korpus eingefriemelt hat und dann die diversen Kontakte und Kabel schön sauber handverlötet hat. Das sah echt nach einer Arbeit aus wo nur tiefenentspannte Menschen für geeignet sind.

 Toll. Jetzt hab ich auch mal gesehen wie ne Gitarre gebaut wird. Der nächste Programmpunkt bot sich dann direkt auf der anderen Straßenseite an. Das Memphis Rock & Soul Museum. Ich muss ja gestehen bis eben gerade hatte ich gedacht das hätte "Rock & Roll Museum" geheißen. An der Kasse interessierte man sich woher ich denn käme. Dschörmenie. Oh. Deutschläänd ! Und schon war ich mittendrin in einem netten Gespräch über Fußball und die WM und das deutsche Team. Am Ende meinte der Typ nur das er überzeugt wäre, Deutschland würde Weltmeister. Tja, wenn man da schon gewusste hätte das der Mann recht behält, hätte man schnell mal ein paar Wetten abschließen müssen.

 

 

Die Ausstellung fängt mit einem kurzen Film an der Lust auf mehr macht. Allerdings kann die Ausstellung meiner Meinung nach das geweckte Interesse nicht soooo ganz befriedigen. Ich bin eigentlich recht schnell durch. Vermutlich interessiert mich die ältere Geschichte und die Anfänge des Blues und die Anfänge der schwarzen Musiker nicht genug. Natürlich gibt es reichlich was über B.B. King und Co. Aber auch sehr viel von Leuten wo zumindest ich nie was von gehört habe. Aktuelle Musikgeschichte wird am Ende auf einer kleinen Wand nur ganz kurz gestreift.

Nun ja. Um sich während eines Regenschauers mal drinnen aufzuhalten passt es ganz gut, ein Muss Stopp ist das hier aber auf jeden Fall nicht.

Es war jetzt so gegen 6 Uhr und ich bin kurz zum Hotel. Da zerstreuten sich gerade die Massen nach der abendlichen Entenparade. Ich hab noch ein wenig die Füße hochgelegt und das Umsonst-WLAN genutzt. Gegen 8 Uhr bin ich dann wieder zur Beale Street gegangen.

 

Um die spektakulärsten Umbauten war auch immer ne riesige Menschentraube drum herum. Mächtig was los hier auf einmal. Nach Begutachtung von diversen Maschinen bin ich zu dem Schluss gekommen, das Motorräder, bzw. deren Umbau in Amerika scheinbar rechtsfreier Raum ist. Was ich da teilweise gesehen habe. Bei uns wäre der TÜV mit nem Sondereinsatzkommando angerückt und hätte die Hälfte der Maschinen direkt stillgelegt.

Den restlichen Abend habe ich dann beim B.B. King verbracht. Die Band die hier spielte war einfach gut.


 


Donnerstag, 03.07.2014 - Elvis lebt und U2 spielen im Sonnenstudio
Graceland, Graceland, Memphis, Tennessee, we’re going to Graceland ……

Beschwingt mit diesem Paul Simon Stück im Ohr war Graceland für heute fest eingeplant. Natürlich hatte ich mich schon im Vorfeld schlau gemacht, wie man da hinkommen könnte. Wenn man mal nachschaut wird man schnell feststellen, das das Anwesen garnicht so wirklich nah bei der Stadt ist. Für Leute ohne Auto, so wie ich, ist Graceland, genauso wie noch ein paar andere Sachen, nicht so wirklich gut erreichbar.  Das hat man in Memphis scheinbar auch schon selbst festgestellt. Denn das Rock & Soul Museum wo ich gestern war, die Sun Studios und eben Graceland haben sich da zusammengerauft und einen gemeinsamen Shuttle Dienst auf die Beine gestellt.

 Neben den Fußballneuigkeiten hatte ich klugerweise den Menschen in dem Rock Museum gestern auch über das Shuttle ausgequetscht. Der Bus fährt praktisch da direkt vor der Türe ab. Heute Morgen habe ich auf dem Weg zum Shuttlebus nochmal eine alte vergessene Starbucks Tradition wieder aufleben lassen. Frappucino ! Heute morgen wars auch wieder so hübsch warm, das ich was kaltes brauchte. Aber eigentlich brauchte ich auch nen Kaffee. Also Frappucino-Time. Wo ich mirs jetzt einmal angefangen hatte habe ich die folgenden weiteren Reisetage eigentlich auch fast immer mit so nem Eiskaffee angefangen. Die haben ja ein paar lustige Kreationen. Mokka Cookie Crumble. Nur blöd wenn die Crumbles drinne so dick sind das sie nicht durch den Strohhalm gehen. Fehler im System.

 Einen Gehirnfrost später stand ich beim Shuttlebus. Die Fahrt war dann doch recht lange. Eventuell täuscht es mich auch, da ich ja keine Anhaltspunkte hatte, wie weit wir auf den zig Freeways über die wir wild gewechselt sind jetzt effektiv von der Stadt weggekommen sind. Aber ich würde jetzt einfach behaupten das es nicht normal erreichbar in (Innen-)Stadtnähe ist.

 Erste Station ist dann Check In oder Ticketkauf. An wirklich vielen Schaltern standen hier sehr viele Leute und warteten geduldig darauf ein Ticket kaufen zu können. Ich hatte übers Internet vorgekauft und hatte einen extra Schalter mit nur kurzer Schlange. Es war kurz vor 11 und ich wurde auf eine Tour um 13 Uhr eingebucht ! Wie jetzt ? Was mach ich die zwei Stunden jetzt ? Wenn man mal den Plan, den man ebenfalls in die Hand bekommt, studiert, dann kann man sich diese Frage aber leicht selbst beantworten.

 


Alle Ausstellungen zu einem bestimmten Thema sind hier in diesem Komplex auf dieser Straßenseite. Das Anwesen selbst liegt auf der anderen Straßenseite und wird von hier mit kleinen Bussen angefahren. Beim Einstieg in die Busse werden die Gruppen dann entsprechend aufgerufen. Checkin für 11 Uhr Gruppe 1, 11 Uhr Gruppe 2, 11 Uhr Gruppe 3 ... . Ich habe mir das mal angeschaut und da standen dann die Leute wie im Phantasialand an der Wildwasserbahn. Ein Schild wie „Ab hier Wartezeit eine Stunde“ hätte hier toll hingepasst.

Also seine Zeit kann man sehr gut hier auf der „Besucherzentrumsseite“ rumbringen. Erste Ausstellung die ich geentert habe, war Elvis‘ Fuhrpark. Man muss schon sagen. Er hat sein Geld ausgegeben. Offensichtlich oft für Autos. Die schönen 60er Jahre Schiffe die hier standen waren klasse. Ich finde ja, das man unbedingt ganz dringend wieder anfangen muss Autos mit meterlangen Heckflossen und wuchtigen Grills und 5 Meter Motorhauben zu bauen. Sowas macht wenigstens was her.

 Neben den Buicks, Chevy’s und wie sie nicht alle heißen stand der Pink Cadillac, ein Mercedes Pullmann und ein paar Autos die damals nur in Kleinserie überhaupt gebaut wurden und eigentlich custom build nach Elvis‘ Vorstellungen waren.

 Weiter ging es in die Galerie mit den extravaganten Bühnenanzügen die Elvis hauptsächlich gegen Ende bei seinen Las Vegas Shows getragen hat. Man konnte sehr schön sehen, wie es am Anfang noch eher zurückhaltend war und man dann scheinbar immer mutiger wurde irgendwas auszuprobieren. Zuerst fing es mit den ganzen Glitzersteinchen an, dann ganze Motive wie Tiger oder Adler aus Strass-Steinen (ich hoffe jetzt einfach mal das es keine echten Klunker sind, das würde mein Weltbild nämlich noch im Nachhinein erschüttern). Hosen mit gefühlt ein Meter Schlag. Dann kamen Gürtelschnallen dabei, die einem Boxergürtel alle Ehre machen. Und zuletzt wurde dann teilweise noch ein cooles Batman-Cape hinzugefügt.

 

Bei jedem Anzug stand genau dabei, wann bei welcher Show er getragen wurde. Ich kann mich ja irren, aber ich hatte den späten Elvis ja eher etwas ….ääähh….. kräftiger in Erinnerung. Das der zu dieser Zeit da in die kleinen Anzüge reingepasst hat (war kein Strech !) ringt mir Respekt ab.

 

In der Reihenfolge nach den Anzügen wäre als nächste Möglichkeit eine Sonderausstellung „Elvis in Tupelo“ gekommen. Das habe ich mir ausnahmsweise nicht angesehen. Sah jetzt nicht spektakulär aus. Nächste Station sind dann die Flugzeuge.

 Schon in den 60er Jahren hatte Elvis zwei Flugzeuge. Einen kleineren Learjet und eine große ausgewachsene Boing (?) komplett nach Elvis‘ Wünschen umgebaut. Die „Lisa Marie“ hat Besprechungszimmer, Schlafzimmer, Wohnzimmer mit Dolby-Sonstwas-Spur-Schnickschnack Soundsystem und zwei Bäder mit massiv goldenen Waschbecken und Wasserhähnen. Wie schon gesagt, er hatte Geld und offensichtlich hat er es auch gerne mal ausgegeben. Aber spätestens nach den Flugzeugen habe ich echt bezweifelt ob er überhaupt wusste wieviel Schotter er hatte. Einfach mal ein Flugzeug kaufen. Und nen Elefanten, der im Keller das Geld platt treten muss.

So. Jetzt rückte es auch auf 13 Uhr zu und ich habe mich mal in die Warteschlange für den Shuttlebus begeben. So richtig performant wars jetzt hier nicht. Ich musste noch ein wenig stehen. Doch dann ging die aufregende Reise auf die andere Straßenseite endlich los.

 

 

Ausgestiegen vor dem Wohnhaus habe ich zu allererst gedacht : Och das ist aber klein. Schönes schnuckelig kleines Häuschen, keine riesige Supervilla. Fand ich jetzt auch wieder sehr sympathisch. Drinnen kann man die Räume der unteren Etage besichtigen. Diese wurden so gelassen wie sie damals in den 70er Jahren waren. Und typisch 70er war die Einrichtung teilweise echt zum Schreien ! Ein Fernsehzimmer mit gelbem Leder an den Wänden (und drei Fernseher um ALLE DREI Kanäle gucken zu können). Ein Billardzimmer mit komisch gerafften Tüchern an den Wänden und Decken. Und dann der Dschungle-Room. Das Wohnzimmer mit schreienden Plüsch-Fell-Holz-Kitschmöbeln und dem gleichen Teppichboden an der Decke (!) wie auf dem Boden.

Ist schon fast wie ne Zeitreise wenn man sieht wie vor 40 Jahren gewohnt wurde.

 

Hintern Haus geht’s dann in einen Anbau, in dem alle goldenen und platinen Schallplatten die Elvis bekommen hat ausgestellt waren. Unglaublich beeindruckend. Ein langer Korridor der zu beiden Seiten dicht zugenagelt war mit Rahmen mit goldenen Schallplatten, goldenen Singles, Platinplatten und Platin-Musikkassetten (sowas gabs damals noch, nennt sich Musikkassette !).

Wow. Ich hätte nie gedacht, das der Mann zu Lebzeiten so viel gemacht hat und dafür so viele Auszeichnungen erhalten hat. Das sah so aus, als ob er ca. einmal die Woche bei ner Preisverleihung gewesen sein muss. Ich hätte hier ewig lange auf und ab gehen können und lesen für was die nächste Goldplatte verliehen wurde und wieviele Plattenverkäufe dahintersteckten.

 

Aus diesen Anbau heraus geht’s in ein anderes Gebäude. Das war Elvis‘ Sportraum. Scheinbar war das mal sowas wie ein Squash Court oder so. Die Abmessungen könnten hinhauen. Auch hier hingen vom Boden bis zur Decke alle möglichen Gold- und Platinplatten. Wenn ich das richtig gesehen habe, waren das im Gegensatz zu der Sammlung von eben alles Auszeichnungen die er noch nach seinem Tod bekommen hat. Gold- und Platinplatten für all die vielen Best Of Platten die regelmäßig noch erscheinen. Und das war jetzt auch nicht eben wenig.

 

 

Letzte Station sind dann jetzt die Gräber. Schön grün angelegt, im Ruhegarten mit Säulengang und Engel der auf alles hinabsieht. 4 Grabplatten. Eltern, Oma und Elvis himself. Als Beschreibung würde mir jetzt „würdevoll“ am ehesten einfallen. Gefolgt eventuell von einem „traurig“.

Nachdem man sich hier losgerissen hat geht’s dann wieder per Bus zurück auf die andere Straßenseite. Ich habe mich dann mal in die Ecke gesetzt, die Füße hochgelegt und auf meinen Shuttlebus nah Hause gewartet und Resümee gezogen. Schnelles Fazit : Mir hats wirklich gefallen hier. Trotz des hohen Preises und der Massen von Leuten würde ich mich zu der Aussage hinreißen lassen : Das muss man gesehen haben. Hier muss man mal gewesen sein. Natürlich hörts sich schwülstig an wenn man sagt "Das muss man einmal im Leben gesehen haben" aber irgendwie steckt da nach dem was ich heute alles gesehen habe schon ein bisschen Wahrheit drin.

 

Das Shuttle kam pünktlich und hat mich zu den Sun Studios abtransportiert. Dort angekommen war mein erster Eindruck auch wieder : Hui. Das ist aber klein. Die sagenumwobenen Sun Studios ist ein recht kleiner 2 Stockwerke hoher Ziegelsteinbau. Irgendwie dreieckig. Vorne zur Straße genauso breit wie die Eingangstür, geht das Gebäude nach hinten in die Breite. Unten isses eigentlich so, das man zur Türe reingeht, im ehemaligen Büro der Haussekretärin aufm Schreibtisch steht und zwei Meter daneben der einzige (und recht kleine) Aufnahmeraum ist.

Es gibt ne geführte Tour. Während dieser Tour erfährt man alles über die bewegte Geschichte der Studios, die ersten Besitzer und Betreiber die noch höchstselbst die Dämm-Kacheln unter die Decke geklebt haben (so siehts auch heute aus) und die Momente als Elvis, Jerry Lee Lewis und Johnny Cash hier ihre Platten aufgenommen haben.

 

 

Also ich fands ok. Haut einen nicht vom Stuhl aber wer auf (Musik)Geschichte und Anekdoten aus guten alten Zeiten steht der wird unterhalten. Und natürlich ist auch genug für die U2 Fans unter uns zu sehen. U2 haben schließlich damals ihre Rattle And Hum Platte hier aufgenommen. Etliche Fotos an den Wänden, Silberne Schallplatten und irgendein Soundboard wo Edge irgendwas abgemischt hat zeugen davon, das die Herren aus Irland einmal genau dort zugegen waren wo ich jetzt auch gerade stand. Coooool.

 

Eigentlich hätte ich mir noch gerne ein TShirt hier gekauft aber das Shuttle zurück zum RockSould Museum stand plötzlich vor der Türe und ich wollte nicht ne Stunde aufs nächste warten. Am späten Nachmittag stand ich jetzt wieder bei der Beal Street. Ich hatte für heute kein Programm mehr. Also bin ich erst mal ins Hotel zurück. Da habe ich nochmal schnell die Abend-Entenparade mitgenommen und noch ne Stunde oder so die Beine hochgelegt.

Anschließend gings nochmal zum Rendezvous auf die andere Straßenseite in die schäbige Gasse. Wieder sofort nen Platz an der Bar bekommen und wieder ein echt gutes Rippchen mit scharfer Soße verputzt. Das musste zum Abschluss in Memphis nochmal sein.

 

 

Den restlichen Abend habe ich dann wieder in der Beale Street beim einen oder anderen Drink und der einen und anderen Liveband ausklingen lassen. Gegen 10 Uhr habe ich aber die Sache beendet, weil morgen zu nachtschlafender Zeit mein Zug nach New Orleans losgeht. 5 Uhr aufstehen, bah pfui.



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Andrea

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Au weia, legst du hier ein Tempo vor! Ich kenne den schönen Bericht ja schon, aber lass doch den anderen genug Zeit, ihn auch mal zu lesen und zu kommentieren ;D
Liebe Grüße, Andrea



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Rest kommt nächste Woche.

Gruß
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serendipity

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Herzlich Willkommen, Bernd!

Es ehrt dich, gleich mit einem Reisebericht zu beginnen  ;) und ich komme gerne mit!

Boston steht schon lange auf meiner Liste, aber bisher haben mich die Hotelpreise immer sehr abgeschreckt - da sie ja durchaus New Yorker Niveau haben und dann fliege ich doch lieber nach NY  8) - obwohl ich nun deinen Preis für so ein gehobenes Hotel vollkommen okay finde - vielleicht sollte ich es doch einmal mit priceline versuchen!

Trotzdem schaue ich mir immer gerne Boston Bilder an und deine machen Lust auf die Stadt und das du auch noch passenden Abendprogramm hast - finde ich klasse!

Memphis schaue ich später ...

Ein sehr ungewöhnliche Reise insgesamt, bi n wirklich gepsannt, wie es weitergeht!

Silvia

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.. spring auch noch mit auf ... bin persönlich kein Fan von vielen einzelnen Zwischenflügen, aber auf Alaska freue ich mich schon.

Susan

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Hallo Bernd,

das liest sich nach einem interessanten Bericht, da bin ich auch noch eingestiegen.

Boston kenne ich bisher nur aus TV-Krimi-Serien  ;) Die Eindrücke, die du uns gezeigt hast, machen Lust da auch mal rumzustöbern. Memphis ist schon über 20 Jahre her, einiges scheint kaum verändert. An leckere Rippchen in rustikaler Umgebung erinnere ich mich noch sehr gut, weiß allerdings nicht mehr wo wir damals Essen waren.

Für mich ein wenig überraschend, dass du bisher ohne Auto ausgekommen bist. In den Städten scheint man also mit Bus und Co doch einigermaßen rum zu kommen.
Liebe Grüße
Susan


MisterB

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Re: Bären gucken in Alaska (und vorher noch andres im Rest des Landes)
« Antwort #10 am: 22. Juni 2015, 14:11:14 »
Hallo.

Hotelpreise : Ich mache am Ende noch ne Aufstellung der Kosten. Da wird dann stehen, das zum Beispiel das Hotel in New Orleans am teuersten war.
Boston : Also ich war von Boston auch sehr angetan. Es kam mir sehr europäisch vor. Keine Ahnung woran dieser Eindruck jetzt genau festzumachen ist, aber ich habe mich "zuhause in der alten Welt" gefühlt.
Memphis : Kann ich mir schon vorstellen, das es da in Jahrzehnten teilweise keine Änderung gibt. Memphis war jetzt von den Orten die ich besucht habe auch am wenigsten Attraktiv was "Sightseeing" "irgendwas angucken" angeht. War sehr überschaubar.
Auto : Also, wenn ich irgendwo zum "Stadtbesuch" bin, dann brauch ich kein Auto. Wenn ne Stadt keine Ubahn hat, dann gibt's irgendwas anderes was fährt. Ich habe zwar immer mit Bussen ein Problem, weil ich immer zielsicher in die falschen Busse einsteige, aber nach ner Zeit komme ich auch immer mit Bussen klar.
Bosten war mit Ubahn überhaupt kein Problem. Memphis musste ich mich mit dem Bus auseinandersetzen weil ja die Trambahn/Streetcar offensichtlich eingemottet wurde. Ging jetzt auch irgendwie.
New Orleans war dank der Trambahn / Streetcar sehr angenehm zu befahren und Seattle habe ich nach ein wenig Recherche mit der passenden Bus-App auch meinen Weg gefunden.
Wo es nicht funktioniert hat war Anchorage. Die haben es da nicht so mit Öffi's. Liegt aber wahrscheinlich schon alleine an der Weitläufigkeit da oben. Da brauchts dann echt ein Auto.

So ich reise jetzt mal weiter.
Silvia : .. spring auch noch mit auf ... bin persönlich kein Fan von vielen einzelnen Zwischenflügen, aber auf Alaska freue ich mich schon.

Dafür kommt für dich jetzt New Orleans. Da bin ich mit der Bahn hingefahren. :)

Gruß
Bernd

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MisterB

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Re: Bären gucken in Alaska (und vorher noch andres im Rest des Landes)
« Antwort #11 am: 22. Juni 2015, 14:37:28 »
Freitag, 04.07.2014 - There is a house in New Orleans .....

..... they call the rising sun.

Ih bä früh. Musste heute recht früh raus um den Zug nach New Orleans zu kriegen. Beim Checkout habe ich dann direkt die neue Zaubervokabel für versteckte Kosten von denen nie die Rede ist, die aber hinterher auf der Rechnung stehen, kennengelernt : Resort Fee. Diese lustige Geheimgebühr durfte mir in den nächsten Tagen noch öfters begegnen. Die Frau an der Rezeption erklärte mir noch lang und breit was mit dieser täglichen Resort-Fee-Strafgebühr denn alles möglich gewesen wäre. Von Spa über Pool und Internet bis zum Shoe Shine hätte ich alles nutzen können. Auf meine Frage was wäre wenn ich das jetzt alles nicht genutzt hätte habe ich dann ein sehr freundlich verpacktes „Pech gehabt“ gehört.

 Dafür habe ich mir dann draußen von einem der befrackten Hiwis ne Taxe herbeiwinken und mein Gepäck verladen lassen. Der Taxler ist dann auch in heißer Fahrt durch die Stadt gebraust und 5 Minuten später stand ich am Bahnhof. Was ich vorgestern, als ich die Lage gecheckt habe, garnicht gesehen hatte war, das dieses Bahnhofsding ein echt riesiges Gelände ist. Allerdings wars nur ein Schatten vergangener glorreicher Tage. Offensichtlich war mal ein riesiges Areal überbaut oder überdacht (Reste von Pfeilern standen noch überall) und es hatte deutlich mehr als das eine Gleis gegeben wo mein Amtrak Zug schon stand. Heute war der ganze Bereich schnöder Parkplatz. Nebenbei. Musste ich mir Sorgen machen das da irgendeine spezielle Polizei mit Bombenhunden über den Parkplatz ging und die Autos abschnüffeln lies?

 

Platzreservierung auf Amtrak-Art ist noch gute alte Handarbeit. Der Schaffner geht laufend durch den Zug, notiert sich die Nummern von freien Sitzen par Filzstift auf irgendwelche abgerissenen Zettel und drückt dann hinterher diese Zettelfetzen den Leuten beim Einstieg in die Hand. Wofür braucht man so dekadente Anzeigen wie bei uns im ICE ?

Der Zug ging pünktlich ab. Sehr gemütlich is das riesige Schiff durch den Rest Stadt und in die weitere Umgebung von Memphis gezockelt. Irgendwie hatte ich die ganze Zeit darauf gewartet das jetzt endlich mal einer Gas geben würde und die Schleichfahrt beenden würde. Aber nix. Für die nächsten Stunden (8 um genau zu sein) zockelte der Zug mit Gemütsruhe durch diverse Bundesstaaten.

 

 

Im Zug war echt viel Platz. Beinfreiheit war riesig. Am Sitz konnte man noch so etwas wie ne Unterschenkelauflage ausklappen. Damit konnte man sich fast lang hinlegen. Also ich fands gut. Später habe ich noch zwei freie Plätze nebeneinander gefunden. Die habe ich in Beschlag genommen und mich quer drüber ausgebreitet. So lässt sichs leben.

So gegen 9 Uhr bin ich mal auf Erkundung durch den Zug gegangen. Toiletten sind unten. Aha. Weiter gerade aus war so etwas wie ein Bistrowagen. Da gabs Kaffee und sonstige Kleinigkeiten. Frühstück war heute ein Kaffee und ein Snickers. Mit dem kochheissen Kaffe habe ich mich dann in den „Panorama-Observation-Car“ verzogen. Ein Wagen mit Scheiben auch im Dach wo teilweise Sitze gedreht mit Gesicht zur Scheibe angebracht waren so dass man hervorragend rausgucken konnte.

Lange hab ichs hier aber nicht ausgehalten. Der Wagen war von einer großen (oder zwei kleine, keine Ahnung) Gruppen schwarze Mitbürger in Beschlag genommen, die einen Krach und Tohuwabohu veranstaltet haben, das ich mich schnell zu meinem Liegesitz zurückgezogen habe.

 

 

Einzig nervig am Rest der Fahrt fand ich das Dauerhupen des Zuges. Wofür sollte das gut sein ? Auf freier Strecke, bei jedem Bahnübergang, bei jeder Holzhütte entlang der Schienen, bei jedem am Horizont fahrenden Auto Möööööööööp Mööööööööööp. Echt nervig. Der Lokführer hatte bestimmt am Abend ne Sehnenscheidentzündung vom vielen Hupe ziehen.

Ach ja und die vielen Durchsagen auf Kindergartenniveau waren auch sehr sonderbar. Beispiel vor jedem Bahnhof. Ja, wir erreichen gleich unseren Halt Dingsbums. Wenn Dingsbums NICHT ihr Fahrtziel ist, dann bleiben sie bitte im Zug und steigen NICHT aus ! Wenn Dingsbums ihr Fahrtziel ist, dann müssen sie jetzt aussteigen. Denken sie daran auszusteigen wenn sie heute nach Dingsbums wollten ! Und auf dem Niveau gings weiter. Schlimm.

Naja. Die Zeit ist rumgegangen und um ca. 15 Uhr bin ich in New Orleans ausm Zug gefallen (Ist ihr Fahrtziel New Orleans ? Dann müssen sie jetzt aussteigen. Sie müssen eh aussteigen, weil New Orleans ist die Endstation des Zuges ….). Nach Ausgabe vom Gepäck habe ich alle Leutchen draußen bei der Taxischlange wiedergefunden. Ich hatte mich dazu entschlossen mitm Taxi die kurze Strecke zum Hotel zu fahren, weil ich jetzt keine Lust hatte in der Hitze mit Gepäck mich auf den Weg zu ner Tramstation zu machen.

 

 

Der Taxi-Verteil-Spezialist hat mit der Frau sowas wie ne Flatrate von 10 Dollar ausgehandelt und ich durfte starten. Sie wusste wo das Hotel war und ich war im Handumdrehen da.

Das Wyndham La Belle Maison hatte ich auf einer mir vorher unbekannten Buchungsseite namens hotelopia gefunden. Es war zu dem Zeitpunkt das einzig bezahlbare Zimmer in ganz New Orleans welches auch noch vernünftig aussah und gute Kritiken hatte. Ich hatte schlicht übersehen das ich ja über den 4. Juli hier bin und viel zu spät angefangen nach Hotels zu suchen. Über Priceline habe ich garnix mehr bekommen und die anderen Verdächtigen wie hrs und booking wollten auch mehrere tausend Dollar für die paar Nächste haben.

Das Maison hatte mich jetzt etwas über tausend Euro gekostet. Dafür hatte ich aber auch, wie sich später herausstellen sollte, ein ganzes Apartment gemietet. Wohnraum, Schlafzimmer, Küche, Bad, Essecke. Huiuiui. Zuerst habe ich noch ein wenig geschwitzt. Die Frau konnte meine Buchung zuerst nicht finden. 4. Juli, die Stadt 110% Prozent belegt und ich steh da ohne Hotel ? Gott sei dank hat sie dann die Buchung doch wirklich noch gefunden (meine Gesichtsfarbe war schon etwas heller geworden mittlerweile). Direkt nach Aushändigung des Schlüssels wurde ich von irgendeinem Verkäufer gefangen genommen, der mir im Namen von Wyndham Resorts irgendwelche Anteile an Ferienresorts auf der Welt andrehen wollte ! Das wäre doch ein Schnäppchen, ich müsse nur 60.000 Dollar investieren und wäre Miteigentümer von ….. wasweissich. Außerdem gäbe es morgen früh ne Verlosung, ich müsste nur zur tollen Verkaufsveranstaltung kommen. Ja klar. Um weg zu kommen habe ich ihm ein Kommen fest zugesagt.

 

 

So ins Zimmer und Klamotten abstellen, wieder in Sommermodus verfallen (Bullenhitze draußen) und über die große Wohnung staunen. Dann gings raus. Vom Hotel war die Canal Street nur zwei Blocks weiter. Und hier brüllte das Leben. Huiii. Endlich mal was los.

Ich bin in die Decatur Street rein und dieser erst mal gefolgt. Erster Fund des frühen Abends das House Of Blues. Im weiteren Verlauf gabs noch etliche Kneipen und Restaurants. In der Gegend der Jackson Brewery hätte ich eigentlich laut Karte auf das Hard Rock Cafe treffen sollen. War aber nicht. Ein bisschen google später wusste ich auch, das die nicht mehr hier sondern jetzt mitten im Leben in der Bourbon Street sind. Ab der Jackson Brewery sieht man schon den großen grünen Fleck, den Jackson Square mit der großen St. Louis Cathedrale.

Als erstes bin ich aber mal ans Wasser gegangen. Hier ist man quasi fast direkt am Fluss. Der große Grünsteifen hier heißt der Woldenberg Park und von hier hat man beste Sicht über eine riesige Biegung des Mississippi. Um mich herum wurden schon etliche Buden aufgebaut. Bierstände und Fressbuden fürs Feuerwerk heute Abend.

 

 

Durch den Jackson Square Park durch habe ich mir die Gegend um die Kathedrale mal angeschaut. Echt wunderschön hier. Auf jedem Plätzchen war was los, jeder machte Musik und ein paar Handleser saßen auch noch rum. Alles umgeben von diesen wunderschönen 2-stöckigen Gebäuden mit umlaufenden Balkon und schmiedeeisernen Geländern. Großteils hübsch mit Fahnen und viel Grünzeug dekoriert. Ja. So genau habe ich mir eigentlich New Orleans vorgestellt.

In der Nähe im Crescent City Brewhouse habe ich erst einmal zu Abend gegessen. Frittierter Alligator gefolgt von einem schönen Steak. Hmmmm. Dann habe ich mich in Richtung der Bourbon Street orientiert. Diese „berühmte“ Straße musste ich mir ja mal ansehen. Tjaaa. Was soll ich sagen ? Zuerst einmal unglaublich viele Leute. Eigentlich war nur einander anschieben möglich zum Fortkommen. Die Straße ist links und rechts gepflastert mit diversen Läden jeglicher Couleur. Von Musikkneipen über „Gentlemen-Clubs“ bis zum „Chicken Shack“ ist alles dabei. Jeder Laden hat Ausschank zur Straße hin und jeder der rumläuft, hat entweder nen Bier oder irgendeinen absurd großen Margaritha-Bottich in der Hand. Es ist laut. Jeder Laden versucht den anderen zu übertönen.

 

 

Das alles wäre ja jetzt nicht so sehr schlimm. Aber hier sind jegliche Schwellen gefallen. Man sieht sehr viele Betrunkene (Männlein und Weiblein gleicherdings) von denen der eine oder andere auch gerne besinnungslos aufm Bürgersteig in seinen eigenen Körpersäften liegt. Dazu passte es, das die ganze Straße irgendwie in einen penetranten Erbrochenes- und Urinduft eingehüllt war, der definitiv nicht mein Fall war. Ich bin auf der einen Seite mal ein paar Block hochgegangen. Für den Weg auf der anderen Seite runter hat es dann schon nicht mehr gereicht. War echt zu eklig.

 Durch ein paar Seitenstraßen (ein paar lustige Voodoo Läden hab ich dabei entdeckt) habe ich mich wieder in Richtung Wasser orientiert. Nahe der Haltestelle des Schaufelrad-Dampfers Natchez ist ein Pavillon und eine größere Plattform die etwas in den Fluss reingeht. Dort habe ich die nächsten 20 Minuten bis 21 Uhr bis zum Feuerwerk verbracht und die Leute beobachtet.

Ich hatte gedacht, das hier zum 4. Juli deutlich mehr los wäre.  Zumindest Feuerwerk gucken am Fluss gehörte offensichtlich nicht zu den Hauptbeschäftigungen am 4. Juli Abend. Punkt 9 Uhr ging das Feuerwerk von zwei Schiffen im Wasser los. Hat ca. ne Viertelstunde gedauert. Ooooohh aaaaaaahh Feuerwerk.

 

 

Anschließend habe ich mich doch nochmal überwunden zur Bourbon Street zu gehen. Jetzt war endgültig wegen Überfüllung gesperrt. Ich habs gerade noch geschafft mich ins Hard Rock Cafe zu zwängen und ein schönes Sam Adams zu ergattern.

 Später noch zurück zur Canal Street war so ein Riesenbetrieb, das ich eigentlich froh war, ins Hotel zurück zu kommen. Direkt an der Canal sind übrigens noch diverse 24 Stunden-Supermärkte für den späten Durst oder Hunger. Die Gelegenheit zum soäten Einkauf habe ich gleich mal genutzt. Musste ja auch mal meine Küche in meiner Wohnung auffüllen :) So und nach dem doch nun schon langen Tag bin ich ganz brav so gegen 11 ins Bettchen.

 

 

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Re: Bären gucken in Alaska (und vorher noch andres im Rest des Landes)
« Antwort #12 am: 22. Juni 2015, 15:04:31 »
Samstag, 05.07.2014 - Sumpftour
 
Für heute hatte ich eine Sumpf Tour geplant. Ich hatte im Vorfeld davon gelesen das sowas von New Orleans recht einfach möglich ist. Anbieter gibt’s dafür wie Sand am Meer. Letztendlich hatte es auch keinen besonderen Grund warum ich mich für die Tour mit Cajun Encounters entschieden habe. Google angeschmissen, den ersten oder zweiten Link angesurft, gebucht.

 Abholung am Hotel klappte schon mal. Wie das bei solchen Touren dann so ist, wird erst mal Tingeltangel durch die Stadt noch andere Leute eingesammelt. Dann gings zu ner Art Sammelplatz, wo man in einen größeren Bus umsteigen musste. Der ist dann aus der Stadt rausgefahren. Schon kurz nach dem Zentrum wurde die Bebauung kleiner und einfacher. Die Gegend war geprägt von kleineren Wohnvierteln und großen Einkaufsmärkten auf grüner Wiese. Irgendwo standen auch noch Achterbahnen am Horizont in der Gegend rum. Der Busfahrer meinte nur das das ganze Gebiet damals vom Hurricane Kathrina zerstört worden wäre. Auch der Achterbahnpark wäre aufgegeben worden. Von den Achterbahnen ständen nur noch die Ruinen da. Zumindest ist dieser verlassene Park mittlerweile wohl zu einer beliebten Filmkulisse transformiert worden.
 
 

Man fährt am riesigen Lake Pontchartrain entlang durch auch so eine Art Sumpfgebiet. Die Straßen sind eigentlich alle auf Pfeiler gestellt. Irgendwann geht die Straße gefühlt über den kompletten See drüber. Man ist kilometerlang nur auf Brücke unterwegs. Das war jetzt auch mal was neues. Auf der Karte habe ich dann gesehen, das diese riesige Wasserfläche die mittels Brücke überquert wird nur ein kleiner Wurmfortsatz am rechten Rand des Sees ist. Der See ist absolut riesig.

 Weiter gings wieder aufs „Festland“ und bis in die Gegend um Slidell. Hier war das Hauptquartier der Sumpftourleute. Und hier war ein ziemlicher Betrieb ! Anhand der vielen Leute hier zu Urteilen müssen die die Boote im Minutentakt fahren lassen. So richtig hatten die Leuts hier das Management der vielen Leute noch nicht im Griff. Man musste zuerst rein ins Haus und „Einchecken“. Das war aber eine recht langwierige Prozedur, da natürlich noch jeder ein wenig Nippes und nen Kaugummi kaufen musste und die 99 Cent natürlich auch mit der Kreditkarte bezahlen musste. Man bekam dann irgendwelche farbigen Bändchen. Später wurden dann nur noch die Farben aufgerufen. Die Leute für die Rote Tour hierhin, die Leute für die Gelbe Tour dorthin. Insgesamt habe ich bestimmt über ne Stunde mit Warten aufs Bändchen verbracht.

Als es dann aber geschafft war, gings dann doch zügig los.

 

Vom Bootsanleger aus gings erst mal in gemütlicher Fahrt los. Hier wohnten überall noch Leute am Wasser. Irgendeine wilde Hütte auf Stelzen, mehrere Boote vor der Türe. Swamp-People war die Bezeichnung die der Bootsführer dafür hatte. Als wir die Häuser hinter uns hatten hat er mal Gas gegeben und wir sind recht schnell ein gutes Stück rausgekommen. Die Gegend hier war jetzt eher ein breiter Flussarm der links und rechts dicht mit Schilf, Gebüsch und kleineren Bäumen bewachsen war. An sich jetzt nicht sehr spektakulär.

 

Das Boot wurde dann gestoppt und der Käpten hat eine Tüte Marshmellows ausgepackt. Er nahm eines der weißen Bällchen und warf es mit Kraft ins Wasser, so das ein hörbares „Plitsch“ entstand. Jetzt dauerte es nicht wirklich lang, bis wie UBoote auf einmal aus zwei Richtungen um das Boot herum erst Augen aus dem Wasser auftauchten, gefolgt von nem großen Kopf und danach von nem großen Krokorücken. Hallo hier sind wir und haben alles fest im Griff weit und breit.

Beim nächsten Marshmellow kamen die Tiere dann ans Boot heran und haben das Teil gefressen. Scheinbar schmeckt den Alligatoren (denn es sind Alligatoren. Keine Krokodile !) das Zuckerzeug. Nun wurde ein Hotdogwürstchen an einen Stock gesteckt und das Tier damit geködert und dann schraubte sich das Ding aus dem Wasser raus und hat das Würstchen in etwa einen Meter Haltehöhe vom Stock geschnappst. Cool.

 

Dieses Spielchen haben wir dann noch ein paar Mal gemacht. Wir sind immer irgendwo anders hingefahren. Jedesmal wenn das Boot stoppte dauerte es nicht lange  bis ein Alligator das Boot genau im Blick hatte und auf jede Bewegung von uns reagiert hat. Also ins Wasser hätte ich hier nicht unbedingt reingewollt. Wäre nicht gut ausgegangen. Ich hätte auch nicht gedacht das hier wirklich so viele (zum Teil auch recht amtliche Brocken) Gators im Wasser sind.

Also der Alligator-Kuck-Teil der Tour war schonmal klasse. Jetzt gings zurück, am Startpunkt der Tour weiter unter der rostigen Straßenbrücke durch in einen anderen Teil dieses Gebietes hier. Sumpfgebiet kann man ja eigentlich garnicht so sehr sagen. Eben das war ein Fluss oder Flussarm, das jetzt hier war auch eher eine Art Mangrovenwald. Wir sind recht schnell vom Hauptweg in kleinere Seitenärmchen eingebogen. Die Szenerie wurde auf einmal total verwunschen und mystisch.  Hauptsächlich erzeugten die Bäume an denen wie lange Bärte irgendsoein weißes Zeug runterhing diese Stimmung. Wenn mal der Motor vom Boot aus war war hier eine Grabesstille.

 

 

Hier hätte ich mir auch direkt ne Hütte gebaut und wäre eingezogen. Na gut. Nasse Füße hätte ich bekommen. Jetzt waren wir eigentlich komplett in einem Mangrovenwald. Die Bäume standen alle im Wasser das restliche Pflanzenzeug schwamm auch nur herum. An einer Ecke gabs noch ein kleines Uferstück. Da liefen verwilderte Schweine rum. Nach Auskunft des Bootsführers hätte man die sogar schießen dürfen. Sollen gut schmecken.

Also hier hat es mir absolut gut gefallen. Ich habe es auch geschafft fast ein komplettes Akku leerzuknipsen nur mit diesen tollen bewachsenen Baumbärten. Oder Bartbäumen, oder wie man dazu sagt.

 

 

Trotzdem eben beim Checkin im wahrsten Sinne des Wortes Busladungen von Leuten ausgekippt wurden, ist uns während der ganzen Tour nur zweimal oder dreimal ein anderes Boot entgegen gekommen. Wo sind die ganzen anderen Böötchen denn hingefahren ? Vielleicht ist das ganze Areal auch einfach nur so riesig weitläufig das da genug Platz ist das man sich nicht mehr trifft. Kann ja auch sein.

 Irgendwie habe ich vergessen, wie lange wir jetzt auf dem Boot waren. Zumindest war ich in der Bullenhitze und der knallenden Sonne doch sehr froh ein Boot mit Dach erwischt zu haben. Wenn ich gewusst hätte, das hier eigentlich keinerlei Mückenzeug unterwegs war, hätte ich kurze Hose angezogen. Jetzt so langhosig wurde mir doch ein wenig warm.

 Jetzt habe ich gerade noch auf die Webseite von dem Laden geschaut. Da sehe ich doch das sogar ein gewisser Herr Schwarzenegger und ein Herr Pitt mit denen schon ne Sumpftour gemacht. Ist wohl sehr bekannt der Laden. Wahrscheinlich bin ich auch deshalb direkt drüber gestolpert bei der Google Suche.

 

So gegen 16 Uhr war ich zurück in der Stadt. Absetzpunkt war bei irgendeinem großen Hotel nahe der Bourbon Street. Ich habe mal direkt das Hardrock Cafe geentert und was gegessen. Von hier habe ich mich wieder runter zum Wasser orientiert und bin in die Trambahn und nach French Market gefahren. French Market ist zum einen eine große Markthalle mit unendlich vielen kleinen Ständen. French Market ist aber glaube ich auch die Bezeichnung für die ganze Gegend. Natürlich war jetzt am Abend hier im Market nix mehr los. Die alte US Mint habe ich mir noch angeschaut und bin dann ein wenig durchs Viertel gegangen. Hier gibt’s auch unendlich viele Kneipen und Restaurants aber ohne den ganzen Krawall der Bourbon Street Umgebung. Ich glaube, hier könnte man es sich Abends auch gut gehen lassen.

 

 

Mit der Bahn zurück bin ich bis Canal Street Station gefahren. Dort gibt’s das große Shopping Center The Shops at Canal. Das habe ich aber nur oberflächlich mal angeschaut. Keine Lust zu shoppen. Zum Wasser hin gibt’s noch ein Aquarium und ein paar Plätze. Unter anderem die Spanish Plaza. Sieht wirklich aus wie irgendwo in Valencia oder so geklaut.

Jetzt wurde es auch langsam dunkel. Verdammt beste Zeit um den Abend bei ein wenig Livemusik im French Quarter ausklingen zu lassen.

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Rainer

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Re: Bären gucken in Alaska (und vorher noch andres im Rest des Landes)
« Antwort #13 am: 22. Juni 2015, 17:56:43 »
Irgendwie hatte ich die ganze Zeit darauf gewartet das jetzt endlich mal einer Gas geben würde und die Schleichfahrt beenden würde. Aber nix. Für die nächsten Stunden (8 um genau zu sein) zockelte der Zug mit Gemütsruhe durch diverse Bundesstaaten.

Genau das ist (eines) der zentralen Probleme der amerikanischen Infrastruktur - es gibt keine Hochgeschwindigkeitstrassen für Züge, die fahren gnadenlos die ganze Zeit mit 80 - 100 km/h vor sich hin. ICEs mit 350 km/h wird man nicht finden. Und dann ist das Land auch noch so groß und die Entfernungen so weit. Als Zugfahrer bist Du da echt ein Fossil aus der Steinzeit, der Amerikaner an sich fliegt eher.

In New Orleans sind wir auch mal vor vielen Jahren gewesen (1997), wir hatten auch kein Auto und sind aber nicht einmal über das French Quarter hinaus gekommen und dafür braucht man nicht einmal Öffis, das geht alles zu Fuß. Mir ist der ziemliche Gestand unangenehm in Erinnerung geblieben, ich fand das ganze French Quarter stank irgendwie nach Müll. Von der Stimmung her, besonders abends, erinnerte uns das in fast schon fataler Art an die Düsseldorfer Altstadt. Wir fanden es damals insgesamt nur so la la.

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Re: Bären gucken in Alaska (und vorher noch andres im Rest des Landes)
« Antwort #14 am: 23. Juni 2015, 11:38:35 »
Sonntag, 06.07.2014 - Friedhöfe, Südstaatenhäuser und Zoo

Nachdem ich mich gestern ja aus der Stadt abgesetzt hatte sollte es heute doch mal ein wenig mehr „Stadtgucken“ werden. Erste Amtshandlung heute : Ein Friedhof. Ich bin ja Friedhofsfan. Jetzt hatte ich im Vorfeld der Reise viel darüber gelesen, wie unsicher es generell in New Orleans ist und vor allem im Besonderen und überhaupt auf den Friedhöfen. Nachdem was da teilweise zu lesen war, hätten Teile der Stadt und die Friedhöfe ja auch Kriegsgebiet sein können.

Das hat mich irgendwie ein kleinwenig verunsichert, so dass ich im Vorfeld eine geführte Tour über den Friedhof „St. Louis No. 1“ gebucht hatte. Dabei war meine Wahl auf „Free Tours By Foot“ gefallen. Dieser Laden führt „Zu-Fuß“ Touren mit einem „Local Guide“ durch. Die Touren kosten keinen festen Geldbetrag, man soll hinterher so viel geben wie man meint das es wert war. Jetzt so im Nachhinein muss ich sagen, das die Entscheidung für diese Tour goldrichtig war. Denn die liebe nette Frau welche die Tour gemacht hat, die hat sehr viel Detailwissen über New Orleans im Allgemeinen, die Friedhöfe, Bestattungsrituale, Jazzbeerdigungen, hier begrabene berühmte Persönlichkeiten, Voodoo Queens etc. etc. rausgelassen das es eine Freude war.

 

Man traf sich in der Dauphine Street vor einer Spelunke (da waren schon am Mittag die Leuts an der Theke heftigst einen am wegziehen) und ist zusammen zum St. Louis No. 1 marschiert. Es war muckelig heiß und nur um es mal gesagt zu haben, auf dem Friedhof gabs so gut wie null Schatten. Hier habe ich mir doch insgeheim nen Sonnenschutz gewünscht. 

Man ist mit ihr kreuz und quer über das Gelände marschiert und sie hat zu etlichen Grabhäusern Geschichten erzählt. Insbesondere die Ausführungen, wie die (oberirdischen) Beerdigungen hier vonstatten gehen, in solch einem Grabhaus auch schon mal 10 Leute drinliegen, der „Aktuellste“ oben liegt und die Reste der anderen nach unten in die Sammeletage gekehrt werden, das alles fand ich absolut interessant.

 

Ich fand die Tour echt gut und würde diese auch weiterempfehlen. Eltern sollten allerdings glaube ich ihre Kids nicht unbedingt mitschleppen. Eine Familie war inklusive der zwei Teenagerkinder gekommen. Denen stand das „laaaaaaaangweilig“ wie mit Leuchtbuchstaben ins Gesicht geschrieben.

Ich hab Elizabeth (Elizabeth Broussard war der Name der netten Lady) noch auf die Bourbon Street angesprochen. Spontane Antwort : No Way ! Sie nicht und auch niemand aus ihrem Bekanntenkreis würde nicht niemals nie zur Bourbon Street gehen. Da gäbe es in der Stadt tausend schönere Ecken um Abends gepflegt einen draufzumachen. Ganz ehrlich : Ich kann sie verstehen.

Wieder zurück in der Dauphine Street an der 24-Stunden-Kneipe hat man sich dann in verschiedene Himmelsrichtungen aufgelöst. Ich bin zurück zur Canal Street gegangen und dort in die Magazine Street eingebogen. Laut meinem Reiseführer sollte die Magazine Street mit Geschäften und kleinen Restaurants und Cafes gut bestückt sein. Eventuell bin ich nicht weit genug gegangen (die Magazine zieht sich ja schließlich einmal quer durch die Stadt) aber zumindest auf dem Stück wo ich marschiert bin habe ich jetzt nicht so umwerfend viel gefunden was mich angesprochen hätte. Und wenn dann wars zu. Schließlich war heut Sonntag.

 

Als mich die Lust verlassen hatte bin ich abgebogen (ich glaube Julia Street oder sowas) und zur St. Charles Av. zur Tramstation gegangen. Die habe ich gefunden nur leider war weit und breit keine Bahn zu sehen. Mit den Trambahnen ist das so ne Sache. Gerade in der Ecke Canal Street stecken die Streetcars gerne auch mal genauso im Stau wie die vielen vielen Autos. So kann es sein, das mal ne halbe Stunde garkeine Bahn kommt und dann dafür später 5 hintereinander.

Ich hatte scheinbar auch wieder so ne Zeit erwischt. 10 Minuten habe ich gewartet und es war keine Bahn zu sehen. Da habe ich die Beine in die Hand genommen und bin selbst weiter die St. Charles hoch zum großen Kreisverkehr Lee Circle mit dem großen Denkmal mittendrauf marschiert. Als ich da angekommen war und nach ausführlicher Begutachtung von Säule und Statue war ich gerade richtig an der Haltestelle um die Bahn zu besteigen.

 

Hach, richtig nostalgisch ! Wirklich schöne rumpel Bimmelbahn. So mag ich das. Fortkommen mit der Tram ist eine recht zeitraubende Angelegenheit. In der Regel ist es so, das garantiert an jeder Haltestelle einer raus und rein will, so das die Strecke die die Bahn am Stück bewältigt immer auf 100 oder 200 Meter am Stück begrenzt ist. Mit Anfahrt, Stopp, Einsteigen und Türen schließen dauert das alles einfach seine Zeit und das Tramfahren wird zur sehr gemütlichen Angelegenheit. Also wenn man in Eile ist sollte man die Tram meiden.

Mir kam das gerade recht, ich konnte mich fortbewegen und gleichzeitig die Weltgeschichte anschauen. Bei der Third Street bin ich raus und beginnend mit der Third Street  kreuz und quer durch die Gegend gelaufen und habe mir die schönen Häuser angeschaut. So gut wie jedes Haus hier stand auf einem großen Grundstück mit viel Grün drumherum und war im, ja wie nenne ich es, im „Südstaatenhaus-Stil“ oder „Plantagenhaus-Stil“ gebaut. Das sah teilweise echt klasse aus. Wenn man dem Reiseführer glaubt, dann sah es mal in der ganzen Stadt so aus vor sehr vielen Jahren bzw. Jahrzehnten.

 

Hier sind mir auch das erste Mal die ganzen Perlenketten in den Bäumen, Sträuchern, an Stromleitungen ….. aufgefallen. Von welchem Karnevalsumzug die wohl noch waren ? Waren bestimmt mehrere Jahrgänge vertreten.

Ich hatte mich bei dem Rundgang grob in die Richtung des Lafayette Cemetery orientiert, den ich dann auch von der Washington Avenue aus geentert habe. Eigentlich sollte laut Schild ja zu sein. Die Tore waren aber weit offen und irgendwo am anderen Ende konnte ich auch noch Leute sehen. Also bin ich auch rein. Dieser Friedhof unterschied sich insofern vom St. Louis heute morgen, das er recht grün ist aber ziemlich verwildert. Hier müsste eigentlich ne Horde Gärtner mal mit Scheren und Rasenmäher ran.

 

 

Das Verwilderte gab dem ganzen aber auch ne schöne Aura und ich bin noch ein wenig rumgeschlendert. Hier konnte man auch den einen oder anderen deutsch klingenden Namen lesen an den Häuschen. Die Grabhäuser waren auch nicht so verfallen wie auf dem St. Louis, sie waren alt und verwittert aber noch gut in Schuss. Auf dem St. Louis heute morgen waren viele der Häuser schon recht verfallen.

An der 6. Straße bin ich raus und noch ein wenig ums Eck und ein paar Schlenker später habe ich die St. Charles Av. dann in Höhe der 8. Straße wiedergetroffen. Jetzt musste ich mal ein wenig sitzen. So bin ich mit der Tram dann bis zum großen Audubon Park gefahren. Auch auf der Fahrt kam man an etlichen verdammt schönen Häuschen vorbei. Echt tolle Gegend hier. Ich vermute aber mal, das hier auch nicht unbedingt die ärmsten Leute wohnen.

 

Im Park habe ich am Wasser erst mal ausgiebig Pause gemacht und dabei die Schildkröten im Wasser beobachtet. Hier ist mir auch aufgefallen, wie viele Libellen die ganze Zeit um mich herum unterwegs waren. Eigentlich gabs keinerlei anderes Fliegzeug außer Unmengen von Libellen in allen Formen und Farben und Größen.

So. Was tun ? Ich hätte da ja noch den Zoo auf der Agenda gehabt. Ich wusste ungefähr das der hier beim Park sein sollte. Als ich aber dann doch auf der Karte diverse Male scrollen musste und gesehen habe, das der Zoo mal gerade am komplett anderen Ende des Parkes war, habe ich doch mal kurz mit mir gehadert. Irgendwann habe ich gedacht „egal“ und bin losmarschiert.

 

Ui. Der Weg war nicht nur auf der Karte recht lang. Ich bin in strammem Gang doch noch ne ganze Weile marschiert bis ich irgendwann beim Zoo war. Ich habe mich dann auf irgendwas hinorientiert was am ehesten noch der Eingang hätte sein können. Das war zum Glück auch richtig. Nach Eintritt habe ich erst mal den ersten Kiosk geentert und um diverse Liter Wasser erleichtert. Naja. Diverse Liter wohl nicht, aber ich musste doch unglaublich dringend den Flüssigkeitspegel wieder anheben bei dieser Megahitze.

Tjo. Zoo. Was soll ich viel schreiben. Ich konnte viele Tiere sehen. Es hat mir gut gefallen. Die meisten Viecher hatten sich zwar in den Schatten verzogen und lagen auch groggy in der Gegend rum, aber trotzdem wars garnicht so schlecht. Durch den ganzen Zoo führt eine Art rundweg. Wenn man dem folgt kommt man im Prinzip überall vorbei ohne sich Gedanken machen zu müssen das man jetzt was nicht sieht. So war auch fast der Plan überflüssig.

 

 

Gegen Ende wurde es jetzt doch ein wenig lang und auf dem Weg zum Ausgang hatte ich doch schon erste Tendenzen mir jetzt sofort ein Taxi zu bestellen und den Rest des Weges fahren zu lassen. Hab ich aber doch nicht gemacht. Ich bin tapfer den (natürlich jetzt nicht enden wollenden) Weg am Golfplatz entlang durch den ganzen Park zurück zur St. Charles Streetcar marschiert. So. Schluss für heute. Nicht mehr laufen !

 

Den Rückweg zur Canal Street habe ich nur einmal kurz unterbrochen. An der Kreuzung Martin Luther King Blv. bin ich raus und habe das „VooDoo BBQ & Grill“ geentert. Vom Stil her ne Art Selbstbedienungsdiner mit absolut sauleckerem BBQ Zeugs. Der pulled Pork Burger und die Nachos mit diversen Soßen und BBQ Chicken waren einfach göttlich.

Absolut gut gesättigt bin ich dann zur Tram gerollt und hab mich an der Canal Street absetzen lassen. Jetzt wars auch schon so spät, das sich die Frage stellte jetzt zum Hotel zu gehen oder noch weiter in eine Musikkneipe für den restlichen Abend. Ich habe mich diesmal für Hotel entschieden, Im Supermarkt um die Ecke habe ich nen schönen Weißwein erstanden und habe es mir am Abend im Hotel gemütlich gemacht und Mails geholt und das Internet leergesurft (und mein Ipad auch).
Meine kleine Reiseseite
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