Autor Thema: Rumänien: Unbekanntes Europa - eine Reise in die gute alte Zeit  (Gelesen 50156 mal)

Birgit

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Re: Rumänien: Unbekanntes Europa - eine Reise in die gute alte Zeit
« Antwort #15 am: 11. Juli 2015, 19:22:14 »
Hi Gabi,

im Laufe der Reise war ich in so einigen Kirchen, eher in Siebenbürgen und Bukarest, in orthodoxen Kirchen, die ich toll fand und in den Kirchen der Deutschstämmigen in Siebenbürgen. Dort im Donaudelta nicht, da war beispielsweise konkret die kleine Kirche vom Bild nicht zugänglich, da war schon das Außenpförtchen verschlossen.

Hotels waren günstig, also dieses eine nicht, aber ansonsten schon. Die beiden Nächte in diesem New Egreta Hotel mit 4 Sternen haben je 90 Euro gekostet. Das war vom Stil her eher nüchtern, hatte aber eben diese schöne Anlage und lag direkt am Wasser, am äußersten Punkt, den man mit dem Auto erreichen kann, dann geht es nur noch mit dem Boot weiter.

Ansonsten war die Preisspanne 38 bis 57 Euro inklusive Frühstück im zentral gelegenen Hotel mit Drei-Sterne-Niveau (habe ich gerade nochmal nachgesehen). An keinem der Hotels war etwas auszusetzen, weder von der Ausstattung, noch von der Sauberkeit, noch vom Service oder der Lage her. Hotels in Rumänien sollen streng kontrolliert sein, sodass die Entscheidung sich eher nach dem Stil richtet, den man haben will und Preisunterschiede sich durch "Schmeckerchen" bemerkbar machen. Das Hotel für 57 Euro beispielsweise war eher ein Boutiquehotel und herzallerliebst, ansonsten war nur Bukarest (Hauptstadt halt) teurer als 50 Euro.

Das war übrigens günstiger als in Indien...

Das Auto gab es für 250 Euro bei Sunny Cars

serendipity

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Re: Rumänien: Unbekanntes Europa - eine Reise in die gute alte Zeit
« Antwort #16 am: 11. Juli 2015, 20:08:35 »
Das hört sich gut an, also die Preise und ich bin auf die weiteren Hotels gespannt!

Ich verfolge den Thread gespannt weiter und freue mich auf deine Eindrücke  :)

Birgit

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Re: Rumänien: Unbekanntes Europa - eine Reise in die gute alte Zeit
« Antwort #17 am: 11. Juli 2015, 21:18:33 »
SA, 23.05.: Donaudelta

Ich schlafe ewig lange. Bereits gestern hat man mir gesagt, dass eine Bootstour nur am Nachmittag möglich ist, denn vormittags ist von einer großen Gruppe alles reserviert.

Hier schon mal der "Hafen" am Hotel:



Das Frühstück hier im New Egreta Hotel ist sehr gut, und es ist warm genug um es auf der Terrasse einzunehmen, sogar fast zu warm dafür!

Da bis 14 Uhr noch jede Menge Zeit ist, fahre ich ein wenig spazieren, ein paar Impressionen auf die Speicherkarte bannen.

Ich fühle mich versetzt in die Kinderbücher, die selbst da schon alt waren, als ich sie in den Siebzigern gelesen habe. Alles ein wenig wie bei Astrid Lindgren ohne Schweden hier: Pferde, Schafe, Weide, kleine Häuschen, auf der Straße und an winzigen Bars stehende schwatzende Menschen, an den Bars übrigens fast immer nur Männer. Und wenn ich aussteige, höre ich nichts, nichts außer Vogelzwitschern und dem Summen von Insekten und in der Ferne vereinzelte Motorengeräusche.















In einem der Nachbardörfer bieten noch andere Skipper ihre Dienste an. Keine Ahnung, ob sie alle zu tun haben oder angesprochen werden wollen, jedenfalls bleibe ich völlig für mich und muss mich nicht gegen die erwarteten Angebote mich irgendwo hin zu fahren wappnen.



Und die Navi lotst mich zu einer Bank, deren ATM im Gegensatz zu dem gestern am Flughafen zum Glück nicht nur rumänisch mir mir spricht, sondern sogar deutsch!

Das im Gegensatz um Tankwart, der sehr nett ist, aber nur Rumänisch spricht. Auch ein anderer Kunde, den er fragt, ob er Englisch kann, kann nicht helfen, aber wir verstehen uns prima!

Es bleiben noch zwei Stunden um den Pool ein wenig abzuwohnen. Schade, dass der, so wie ich es mitbekomme, fast rund um die Uhr beschallt wird. Trotzdem ist es entspannend.

Sprachprobleme gibt es hier übrigens durchaus öfter, hier ein typischer Dialog anlässlich des Milchshakes am Pool:

Ich: “The bill, please.”
Kellner 1: Yes, a beer, Amstel?”
Ich: “No, the bill.” Ich mache schreibende Bewegungen in die Luft und forme mit Daumen und Zeigefinger das “Zahlen-Zeichen”, während Kellner 1 sich schon umdreht, um mit Kellner 2 zu besprechen, was ich wohl will.
Kellner 2 bringt mir einige Zettel und und einen Kuli. Ich starre darauf wie die Katze in den Fernseher, kann aber beim besten Willen keine Zahl finden, die mir erklärt, was ich zu zahlen habe.
Ich: “No, the bill, I want to pay” und halte einige Geldscheine in die Luft.
Kellner 3 kommt mit fragender Miene an.
Ich: “The bill please.”
Kellner 3 bringt die Rechnung und kassiert.

15 Minuten nach dem ersten “the bill, please” verlasse ich den Pool, doch Eile wäre gar nicht nötig gewesen, denn ohnehin beginnt die Bootstour mit ordentlicher Verspätung.

Doch endlich geht es los zur dreistündigen Fahrt durch das Donaudelta. Bestimmend auf dem Boot ist eine neunköpfige Großfamilie, die erst diskutiert, wobei ich immer wieder “Securitate” verstehe, bis Plastikplanen vor die Fensteröffnungen geknüpft werden, sodass man nichts mehr sieht. Das kann ja wohl nicht wahr sein! Beim Einsteigen ertrotze ich mir einen Platz ganz hinten, wo nichts verhängt wird.

Der Großfamilie ist es wichtig besonders schöne Selfies zu knipsen, aber es ist ohnehin nichts los. Wir heizen mit einem Affenzahn durch die schmalen Kanäle, sodass alle Vögel, die man theoretisch beobachten könnte, aufgeschreckt werden. Gerade saßen sie noch auf dem See, und weg sind sie!



To tell a long Story short: Wir halten wenige Male an verschiedenen Wasserpflanzen (die Großfamilie pflückt alles, was vom Bootsrand irgendwie greifbar ist), auch der eine oder andere Vogel kommt mir vor die Linse (Selfies sind wichtiger, und außerdem filmt ja einer zur Erinnerung mit dem Handy wirr durch die Gegend, zumindest dann, wenn er nicht gerade damit telefoniert), Erklärungen gibt es keine (warum auch?), und kurz bevor es durchgehend mit Höchstgeschwindigkeit wieder zum Hotel geht, gibt es eine kurze Pause am schwarzen Meer, das von Nahem betrachtet eher nordseeschlammfarbig ist.



































Meine Empfehlung: So ein Kurzbesuch im Donaudelta lohnt, wenn man einfach testen will, ob ein Wiederkommen lohnt. Er würde sich sicher noch mehr lohnen, wenn man nicht, wie ich, aus Faulheit und mangels besserer Recherche, für die Bootstour das Hotelangebot nimmt, sondern einen der Ecotouranbieter im Vorfeld bucht. Da gibt es auch durchaus Tagestouren. Nicht gesehen haben wir die im Reiseführer gelobten Fischerdörfer, die man nur per Boot erreichen kann, wie schade! Das Heizen durchs Schilf scheint hier durchaus populär zu sein, aber es ist eher ein bisschen wie drei Stunden Achterbahn oder Geisterbahn als dass es in diese schöne, ruhige Landschaft passt.

Abends fülle ich meinen Schutz vor Vampirismus mittels innerer Anwendung von Knoblauch zur gemischten Fischplatte wieder ordentlich auf und lande früh im Bett. Im Fernsehen läuft eine Doku über die Everglades. Hm, hatte ich heute so ähnlich auch, nur ohne Alligatoren…

Lohnenswerte Sehenswürdigkeiten: Donaudelta per Bootstour, aber lieber weniger Fun als mehr “Öko” buchen!

Silvia

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Re: Rumänien: Unbekanntes Europa - eine Reise in die gute alte Zeit
« Antwort #18 am: 12. Juli 2015, 11:21:17 »
Weißt du zufällig ob man das Delta auch selbständig mit Kajak oder Kanu erkunden kann, gab es da Verleiher oder so? Die Gegend gefällt mir nämlich außerordentlich gut!!  :thumb:    Sind dir Campingplätze aufgefallen?

Birgit

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Re: Rumänien: Unbekanntes Europa - eine Reise in die gute alte Zeit
« Antwort #19 am: 12. Juli 2015, 11:38:52 »
Ja, Campingplätze habe ich gesehen.

In der Ecke, in der ich war, sind aber alle nur mit einem Affenzahn im Motorboot herumgefahren. Ich weiß nicht recht, ob ich mich in der Ecke trauen würde mit so einer leisen Nussschale unterwegs zu sein... Und interessant wird es eben auch nicht in erpaddelbarer Entfernung vom Hotel. Wir haben da durchaus Kilometer gerissen, das Donaudelta ist groß.

Aber ich weiß, dass es ruhigere Gegenden gibt, in denen man wohl auch ohne Gefahr paddeln kann. Nur weiß ich nicht, ob die noch mit dem AUto bzw. dem WoMo erreichbar sind.

Da wiederum soll aber nach einigen Berichten, die ich gesehen bzw. gelesen habe, das Problem sein, dass man sich im Schilfgewirr verirrt.

Nach allem, was ich so herausgefunden habe, buchen diejenigen, die tatsächlich abgelegene und ursprüngliche Gegenden erkunden wollen, Mehrtagestouren, bei denen man abgeholt wird und unterwegs in einfachen Unterkünften übernachtet.

Birgit

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Re: Rumänien: Unbekanntes Europa - eine Reise in die gute alte Zeit
« Antwort #20 am: 12. Juli 2015, 14:15:42 »
SO, 24.05. Mud Volcanos und nach Brasov

Vor mir liegt ein langer Fahrtag. Zwar bin ich auf dem Weg bisher schneller vorangekommen als befürchtet, allerdings stimmen auch die von Google Maps angegebenen Fahrzeiten nicht, sodass die veranschlagten 5 bis 6 Stunden nicht reichen werden.

Und so geht es früh los, so früh, dass der Pool noch nicht beschallt wird, sodass ich herrliche Ruhe zu meinem Kaffee genießen kann.

Die Landschaft bis zu den Mud Volcanos (Vulvcanii Noroiosi) ist lieblich bis langweilig, wieder fahre ich durch endlose Felder bis zum Horizont durch überwiegend nur leicht gewellte Landschaft. Ich habe mich bewusst für die etwas längere Strecke entschieden, weil ich bei Harsova die Brücke nutzen will, denn auf eine Fähre zu warten, habe ich bei der langen Fahrt keine Lust, auch wenn es sicherlich ganz interessant gewesen wäre.

Zwischendurch wird es fast archaisch altertümlich. In bunten Wagen hausen Bienenvölker. Es stehen Brunnen am Straßenrand alle paar Meter. Ob man hier in den Dörfern tatsächlich noch das Wasser für den Haushalt aus dem Brunnen holt? Oder sind es lediglich Brunnen um Trinkwasser für das Vieh und Sprengwasser für die Felder zu gewinnen?





Erst auf den letzten Kilometern, als sich eine schmale asphaltierte Straße von Berca aus über 13 km nach oben schlängelt, wird es interessanter, saftig grün und irgendwie ein bisschen, als ob gleich der Almöhi auf der Straße steht mit den vielen Ziegen, die hier gehütet werden.







Nach etwa 5 Stunden Fahrt bin ich da. Und wieder bin ich völlig überrascht, dass die Mud Volcanos schon vor mir jemand entdeckt hat. Es gibt außer der Straße einen ordentlichen Parkplatz, Toiletten, eine Ausflugsgaststätte und sogar WIFI.

Es gibt zwei Stellen, an denen der Schlamm aus der Erde blubbert. Ich lande (allerdings rein zufällig) zuerst bei der kleineren und langweiligeren Stelle. Der Schlamm riecht nicht unangenehm wie beispielsweise im Yellowstone NP, und er ist auch kalt, deshalb darf man ungehindert und ohne Zaun hier herumlaufen, sobald man 4 RON (knapp 1 Euro) pro Stelle gezahlt hat. Ich gönne mir den Luxus mit dem linken Schuh fast vollständig einzusinken und trage ab sofort modebewusst einen schwarzen und einen grauen Schuh.







Ich esse in der Ausflugsgaststätte. Zwar versteht die Kellnerin mich nicht, aber sie holt die Kollegin. Die spricht englisch und bringt mir wenig später ein Stück Huhn mit Pommes und Salat. Eine Art Berliner gibt es auf Kosten des Hauses zum Nachtisch dazu. Bisschen langweilig, aber ich hoffe noch tiefer in die Weihen rumänischer Küche einsteigen zu können.

Es geht weiter zum nächsten Matschplatz. Hier muss man einige Minuten über einen ganz netten Weg nach oben stapfen vom Parkplatz aus. Belohnt wird die Mühe mit einer sehenswerten Mondlandschaft, mehreren blubbernden Kratern und großen Feldern, auf denen der herunterrinnende Schlamm Muster hinterlassen hat.











Ohne weitere Pause trete ich die letzten knapp 3 Stunden Fahrt bis Brasov an. Ein wenig geht es mir nun doch schon gegen den Strich, auch wenn die Landschaft nun deutlich interessanter ist: Es ist hügelig, irgendwo fahre ich eine ganze Weile an einem Stausee entlang, und auf den letzten Kilometern ist es wieder flach und man sieht im Hintergrund erstes Glitzern verschneiter Berge.

Übrigens fahren die Rumänen beherzt und flott, aber nicht unhöflich, ungeduldig oder rücksichtslos. Ein Fahrstil, der mir liegt, sodass es mir in dem spritzigen und wendigen Auto Spaß macht, zumal außer in und um die Städte herum nicht viel los ist. Und ich stelle auch mit Erleichterung fest, dass die Straßen überwiegend gut bis sehr gut sind, nur 2 oder 3 Orte haben die Möglichkeit der Verkehrsberuhigung mittels Schlaglöchern gewählt, als ich mal eine Nebenstrecke fahren musste.

Hm, beim Annähern gefällt mir Brasov nicht wirklich. Unübersehbar ist das sozialistische Erbe. Auch das Hotel Armatti am Rande der Altstadt ist von außen äußerst schlicht. Haben diejenigen, die mich gewarnt haben, etwa doch Recht?

Aber alles ist prima. Der Mensch an der Rezeption ist auf Draht und checkt mich fix und nett ein, das Hotel ist nagelneu, ich finde nicht ein Staubkorn, das Internet geht fix und ich mache mich auf in die Altstadt zum sehr schnellen Sightseeing, denn es ist wohl nur noch etwa 1,5 Stunden hell.



Die Altstadt kann sich sehen lassen: klein, aber fein ist sie. Brasov ist hübsch und städtisch genug um zum Bummeln gut zu sein, hat sich jedoch einen eher kleinstädtischen Charme erhalten.

Die von außen nicht sehr schwarze schwarze Kirche hat schon geschlossen, die Synagoge auch. Aber ein Schuhgeschäft hat noch geöffnet und ich erstehe zwei Paar sehr schöne, günstige Schuhe.

Und außerdem gibt es hier einen großen von Kneipen umrahmten Platz und eine endlose Reihe von Lokalen in der Fußgängerzone, und man kann noch draußen sitzen. Ich suche mir lieber ein Lokal in einer Nebenstraße, wo es etwas beschaulicher ist. Die Kellnerin versteht mich nicht, aber sie holt den Kollegen, und der spricht gutes Deutsch. Hier schmecken mir Nudeln und Salat schon besser als heute Mittag, und der Wein (mir wurden vorher drei Weine zum Probieren gebracht, daher nehme ich gleich 2 Glas), ist prima, und das alles für weniger als 15 Euro inklusive Trinkgeld.















Lohnenswerte Sehenswürdigkeiten: Vulcanii Noroiosi, Altstadt von Brasov

Andrea

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Re: Rumänien: Unbekanntes Europa - eine Reise in die gute alte Zeit
« Antwort #21 am: 12. Juli 2015, 15:06:25 »
Lustig, deine Bildspielereien... Da meint man doch gleich das Blubbern zu hören  ;D Dass aber auch diese Blubbereien so weit abseits liegen müssen - wie auch beim Yellowstone. Trotzdem eine schöne Abwechslung an einem langen Fahrtag. Bin gespannt, was du noch in Brasov entdeckst, denn die Stadt sieht wirklich recht nett aus.
Liebe Grüße, Andrea



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Paula

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Re: Rumänien: Unbekanntes Europa - eine Reise in die gute alte Zeit
« Antwort #22 am: 12. Juli 2015, 20:58:33 »
Birgit ich finde es sehr löblich dass die Frösche nicht vor eurem Rennboot geflüchtet sind  :thumb:

Der Mudvolcano ist ja super, sowas hätte ich in Rumänien überhaupt nicht erwarten, einfach klasse! Wie hast du eigentlich die bewegten Bilder gemacht? Sind das Serienaufnahmen oder Film?
Und wie praktisch dass du die verschlammten Schuhe gleich ersetzen konntest!

Bransov  hat Charme, das gefällt mir, es kann so weitergehen  :)
Viele Grüße Paula

Birgit

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Re: Rumänien: Unbekanntes Europa - eine Reise in die gute alte Zeit
« Antwort #23 am: 12. Juli 2015, 21:05:16 »
Ach, die Bilder, das geht alles nicht auf mein Konto: Um auch tatsächlich mal einen effektvollen Blubb auf die Karte zu bekommen, habe ich Serienaufnahmen gemacht, die Google dann wieder zu dem hier ersichtlichen Ergebnis zusammengefügt hat. Und da ich das hier ebenso einbinden kann wie ein normales Bild, habe ich es eben mal getan ;)

Und ja, Rumänien bietet mehr als man so denkt. Gerade in Brasov soll es beispielsweise - auch wenn es eher unwahrscheinlich ist - die Chance geben, dass man Bären zu Gesicht bekommt. Und auch Wölfe gibt es dort.

Paula

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Re: Rumänien: Unbekanntes Europa - eine Reise in die gute alte Zeit
« Antwort #24 am: 12. Juli 2015, 21:12:01 »
Okay dann werde ich nicht in der Umgebung von Brasov wandern, vor Bären habe ich echt Schiss...
Viele Grüße Paula

Horst

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Re: Rumänien: Unbekanntes Europa - eine Reise in die gute alte Zeit
« Antwort #25 am: 12. Juli 2015, 21:42:25 »
Ja sowas - Mud Volcano auf rumänisch.  ???
Hätte ich jetzt auch nicht in der Ecke erwartet und das mir als in höchstem Maße an Vulkanen und deren Randerscheinungen interessierten Hobbyvulkanologen.

Bären und Wölfe - klingt auch super.  :D
Mein spezielles Bärennaherlebnis hatte ich ja schon  - Wölfe finde ich aber sogar noch faszinierender.  :D
Gibt es da Leute die Touren anbieten?
Ich bin mit dem, was Du sagst, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod Dein Recht verteidigen, es zu sagen. Voltaire.

Birgit

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Re: Rumänien: Unbekanntes Europa - eine Reise in die gute alte Zeit
« Antwort #26 am: 12. Juli 2015, 21:55:35 »
Ja, gibt es. Dummerweise ist das alles noch nicht so, dass man es "mal eben" im Internet nachsehen kann. Die Links aus dem Reiseführer funktionierten oft nicht, und im Gegensatz zu den Angeboten in den USA für alles Mögliche findet man bei den funktionierenden Links eben keine Pläne mit Daten und Kosten und genauer Beschreibung...

Silvia

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Re: Rumänien: Unbekanntes Europa - eine Reise in die gute alte Zeit
« Antwort #27 am: 13. Juli 2015, 08:33:29 »
Schön!  Blubbernder Schlamm und dann noch das Wissen, das es in der Nähe Bären und Wölfe gibt   :herz:


Okay dann werde ich nicht in der Umgebung von Brasov wandern, vor Bären habe ich echt Schiss...
In Schweden in der Gegend wo wir immer wandern gibt es auch Bären und Wölfe, aber im Sommer haben die genug zu fressen und sind menschenscheu. Ich denke das das gleiche für Rumänien gilt. Ich bin mehr als 10 Jahre dort oben unterwegs gewesen (in der näheren Umgebung waren 6 Bären bekannt) und die einzigen Spuren die ich dort je von Bären gesehen habe waren abgeräumte Ameisenhaufen.

Andrea

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Re: Rumänien: Unbekanntes Europa - eine Reise in die gute alte Zeit
« Antwort #28 am: 13. Juli 2015, 09:12:08 »
Ach, dann waren das wohl Ameisenbären...  :verpiss:
Liebe Grüße, Andrea



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Birgit

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Re: Rumänien: Unbekanntes Europa - eine Reise in die gute alte Zeit
« Antwort #29 am: 13. Juli 2015, 20:10:11 »
MO, 25.05.: Kirchenburgen und Dörfer auf dem Weg nach Sighisoara

Ich beginne den Tag ein bisschen ratlos und unstrukturiert. Irgendwie habe ich noch so gar keinen Überblick, denn diese Reise ist im Gegensatz zu den meisten anderen gar nicht gut geplant. Zu viele Burgen, Kirchen und Klöster, die im Reiseführer erwähnt sind. Und so stelle ich erst beim Frühstück fest, dass das Draculaschloss Bran heute erst am Mittag öffnet. Das aber würde mir zu lange dauern, wenn ich heute noch in Sighisoara ankommen will.

Und so plane ich mal fix den Rest der Route: Nach dem Besuch in Sibiu komme ich am Ende der Reise einfach nochmals her, dann kann ich der Stadt noch ein bisschen Zeit widmen und die Landschaft auf der Strecke bewundern, die mir sonst entgehen würde. Und ich kann gleich mal checken, ob die als atemberaubend beschriebene Passstraße Transfagarasan eventuell doch schon vor dem 1.7. geöffnet ist.

Aber es gibt ja noch genügend anderes. So fahre ich erst einmal Richtung Süden nach Cristian (Neustadt). Hier hat die Kirchenburg geschlossen, und ich weiß nicht, wo man denn nun klingeln muss um sie sich öffnen zu lassen, wie es im Reiseführer steht.





Süden ist für heute grundsätzlich die falsche Richtung, also fahre ich wieder an Brasov vorbei und halte mich nördlich.

Die Kirchenburg in Prejmer solle man sich nicht entgehen lassen, hier sei “die Päpstin” gedreht worden, und außerdem sei es die sehenswerteste Kirchenburg. Im Prejmer hat alles noch seine Ordnung. Selbst die Störche hausen wie es sich gehört auf Schornsteinen und nicht auf Strommasten. Und wieder einmal frage ich mich, was Störche gemacht haben, als die Menschen ihnen noch keine Schornsteine und Strommasten zum Nisten hingestellt hatten...



Ich bin echt erstaunt, dass hier außer einem kostenfreien leeren Parkplatz und der Burg nichts auf mich wartet: Kein Tourirummel, keine Andenkenshops, keine Verkehrsleitsysteme. Und so schleiche ich einer Familie hinterher, setze mich in die Sonne auf die Wiese in der Burganlage und gehe wieder, als nach ein paar Minuten die nächsten Touristen kommen. Wahnsinn - Sowas in Deutschland? Da wäre aber mehr los! Um die Kirche herum sind in die dicke Burgmauer die Wohnungen eingelassen. Alles ist hübsch restauriert. Fast erleichtert bemerke ich beim Gehen eine Kindergartengruppe, die die Burg besichtigen will.







Ich habe inzwischen einen Plan: Drei Orte will ich auf dem Weg nach Sighisoara noch anfahren: Viscri (Deutsch-Weißkirch), Crit (Deutsch-Kreuz) und Saschiz (Kreisd). Und vor lauter Begeisterung über diesen Plan fahre ich kurz nach dem Start zunächst aus Versehen an Harmon (Honigberg) vorbei, dessen Kirchenburg im Reiseführer ausgiebig beschrieben wird. Die Kirche hier ist abgeschlossen. In den Gebäuden der Anlage befindet sich eine Art Heimatmuseum. Prejmer gefällt mir besser.





Unterwegs:



Viscri ist über eine auf den letzten Kilometern nicht asphaltierte Straße zu erreichen. Wieder mal ist es still bis auf das Geräusch des Windes und fernes Donnergrollen, das heute über dem Land liegt, mich jedoch nicht durch Regen aus dem Konzept bringt, sondern sich anderswo austobt.

Viscri ist ein Ort, in dem Prinz Charles ein blaues Haus besitzt, in dem man auch ein Zimmer nehmen kann, sofern er nicht da ist. Ist echt wahr!

Hier ist die Zeit stehengeblieben und zwar ein paar Jahre nachdem Georg Wagner 1863 und Richard Teutsch 1849 und einige andere (wie auch immer sie alle hießen) ihre pastellfarben gestrichenen Häuser hier erbauten und mit Inschriften über Erbauer und Datum versehen ließen. Die Straße ist nicht asphaltiert, in der Kirchenburg zwitschern die Vögel, es gibt einige wenige Cafés und ein paar Dorffrauen, die strickend an der Straße sitzen und Filzpantoffeln verkaufen. Hier begegnen einem Siebenbürger Sachsen, Rumänen und Roma zu Fuß oder im Pferdewagen, und die Strommasten und die wenigen Autos am Straßenrand wirken deplatziert. Fast meint man leise auftreten zu müssen um die Ruhe nicht zu stören.

Hier habe ich wieder mal einen Kinderbucheffekt, aber irgendwie ist klar, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis ein geschäftstüchtiger Bauer seine Weide zum Parkplatz macht, die Filzschuhverkäuferinnen in umgebauten Häusern mit Schaufenstern Shops errichten und man sich nur noch in einem 3D-Kino in diese Filmkulisse hier versetzen lassen kann. Also auf nach Viscri, ganz schnell, denn beim Verlassen des Dorfes begegnet mir schon ein Touristenbus, lange wird es also nicht mehr dauern!



























Und schon verlasse ich dieses Dorf wieder, in dem ich gerne einige Monate bleiben würde, sollte ich mal meine Memoiren oder einen Thriller schreiben wollen.







Crit ist noch kleiner und hat auch eine Kirchenburg. Und weil es nun gerade mal ausgeschildert ist, mache ich noch einen Abstecher nach Meschendorf, das auch eine Kirchenburg hat. Man darf überall rein, und wenn zu ist, ruft man den Bewahrer des Schlüssels an, und der schließt einem auf. Das mache ich zwar nicht, aber ich bin schwer beeindruckt, beeindruckt von der Niedlichkeit, der Beschaulichkeit, den altmodischen Szenen, dem kulturellen Erbe, das in Deutschland kaum jemand kennt. LIebes Rumänien, bewahre dir diese Atmosphäre solange es geht, sie ist dein Kapital!







Saschiz ist schon wieder etwas pompöser und hat auch eine Kirchenburg, und nach dem Aha-Effekt in Viscri bin ich nun auch schon etwas übersättigt.





Mein planloser Tag geht dem Ende zu, als ich Sighisoara (Schässburg) erreiche und mein Zimmer in der "Villa Franca" beziehe. Ich erklimme aber noch die Burg und mache “Notfotos”, denn wer weiß, wie morgen das Wetter ist. Die bekommt ihr aber erst morgen zu sehen...

Irgendwie war es dann doch viel heute, sodass ich etwas erschöpft ins erstbeste Lokal in der Unterstadt einfalle. So langsam schwant mir, dass Essen in Rumänien nicht immer bedeutet, dass man es mit phantasievoller Küche zu tun hat, aber ich habe Kohldampf. Und da das Lokal WIFI hat, ist später bei der Ankunft im Hotel auch der Plan für morgen schon fertig.

Lohnenswerte Sehenswürdigkeiten: Kirchenburg von Prejmer und das Dorf Viscri