Ich frag mal vorsichtig nach: Soenke, du hast doch bestimmt noch mehr Bilder? Und auch wenn man die Stimmung nicht in Worte fassen kann, würde mich doch interessieren, wie du die SoFi erlebt hast. Magst du uns noch ein bisschen erzählen?
Aber sicher. Das erste Bild was ich hier gepostet hatte war ja noch fast "live".Ich war danach noch im Olympic NP campen, daher hat das mit der Antwort hier ein wenig gedauert. Ich bin mal so faul und kopier einfach den Text, den ich schon in einem anderen Forum geschrieben habe und ergänze ein bisschen.
Ich hatte mir ja schon lange vorher Gedanken über den idealen Ort gemacht und dabei viele gute Stellen gefunden und wieder verworfen. Bis kurz vor der Finsternis war ein Berg an der Westflanke des Mt.Jefferson mein Favorit gewesen, aber dann fing es ausgerechnet dort an ganz übel zu brennen.
Ich habe die Finsternis am Ende in der High Desert nicht weit von Antelope OR erlebt. Ein etwas erhöhter Standpunkt erlaubte einen ziemlich weiten Blick gen Westen mit der Vulkankette der Cascades dahinter. Speziell die Sicht auf Mt.Jefferson war mir wichtig, da der ziemlich genau in der Mitte des Totalitätspfades lag. Außerdem konnte ich dort dem schlimmsten Trubel wie im Willamette Tal oder um Madras entgehen. Es gab auch einige Feuer deren Rauch vor allem über Bend und Madras lag. Den konnten wir am Horizont sehen, aber blieben zum Glück davon verschont und hatten klaren Himmel.
Kurz nach 9 ging es los. Erstmal sah man mit den Finsternis-Brillen lediglich, dass die Sonne langsam "angeknabbert" wurde. So gegen 10 wurde es langsam etwas kühler und eine frische Brise kam auf. Bis zur Totalität in wurde es deutlich kälter. Ich habe hinterher gelesen, dass es sich um etwa 6-7 Grad Celsius Abkühlung gehandelt hat, was man bei Temperaturen von 25-30 Grad gut haben konnte. Dazu verdunkelte sich das Licht nach und nach. Das "Abendlicht" bei blauem Himmel mitten am Tag war eine merkwürdige Stimmung. Im Schatten der Sagebrush-Büsche sah man dann überall ein sichelförmiges Abbild der Finsternis. Vögel habe ich vorher wie hinterher nicht gehört. In der High Desert gibt es nicht so wahnsinnig viele Singvögel. Zwei Minuten vor der Totalität sah man dann am Mt.Jefferson "das Licht ausgehen". Während der Schnee am benachbarten Mt.Hood noch hell leuchtete war Mt.Jefferson nur noch eine schwarze Silhouette gegen die (inzwischen wieder) hellen Wolken über dem Willamette Tal. Die Rauchschwaden von einem großen Feuer am Mt.Jefferson verfärbten sich rot wie beim Sonnenuntergang. Dann sah man den Schatten auf uns zukommen. Leider zeigte meine Kamera auf die Sonne, so dass ich davon keine Bilder habe. Dann verschwand die Sonne um 20 nach 10 komplett und es gab diese völlig unbeschreibliche unwirkliche Stimmung. Schummriges Licht wie in der Dämmerung, der Horizont war rot und dazu dieser Feuerring am Himmel. Die Berge am Horizont waren inzwischen alle wieder im Sonnenlicht. Für Sterne war es nicht wirklich dunkel genug. Ich habe nur Regulus im Löwen wahrgenommen und auch nur weil er direkt neben der Sonne stand. Obwohl wir mit 1 Min 38 Sek. relativ nah an der maximalen Dauer dran waren schien die Zeit zu fliegen und ehe man sich versah war die Sonne wieder da. In den ersten Sekunden gab es den sogenannten Diamantenring und dann ging das Ganze rückwärts, was nach der Totalität irgendwie überhaupt nicht mehr interessant war. Alle mit denen ich unterwegs war, waren tief beeindruckt. Das ist wirklich ein einmaliges Erlebnis, deren Faszination man jemandem, der nicht dabei war, nur sehr schwer vermitteln kann. Wir sind dann ziemlich bald los. Im Gegensatz zu heftigen Massenstaus im Willamette Tal und um Madras haben wir lediglich einen 10 Minuten Stau in Shaniko erlebt (wahrscheinlich der erste und einzige ind er Geschichte der Geisterstadt) und konnten ansonst völlig problemlos nach Portland fahren. Auf dem Weg haben wir sogar noch einen kleinen Umweg über Maryhill in der Gorge gemacht wo es zu Zeit die leckersten Pfirsiche für einen Appel und ein Ei gibt und gleich ein paar Kisten eingeladen. Und jetzt habe ich mich schon für 2024 bei Verwandschaft in Dallas angekündigt. ;-)
Ich weiß, ich bin neugierig, aber du warst vor Ort und ich bin so gespannt, wie es war :-) - 2024 könnte ich dann auch, da habe ich hoffentlich meine Schulzeit hinter mir gelassen
Dann sollten wir ja schon mal ein Forentreffen in Texas planen ;-)
Sönke, dein SoFi-Bild ist klasse geworden. Glückwunsch!
Ich hoffe, ihr habt das alles nicht nur durch die Linse gesehen sondern auch die Stimmung etc. aufsaugen können.
Danke.
Ja mit Stimmung aufsaugen sagst Du was. Ich hatte von meiner ersten (erfolgreichen) Finsternis noch in Erinnerung, dass die Zeit rasend schnell vergeht und ehe man sich versieht ist es schon wieder vorbei. Damals hatte ich fast nur Bilder gemacht und so gut wie gar nicht in Ruhe die Finsternis genossen. Daher hatte ich mir vorgenommen, Bilder vom zweiten Kontakt zu machen , wenn die Sonne verschwindet, und dann eine kurze Weile einfach nur zu gucken, dann ein paar Bilder von der Finsternis selber und dann bis zum dritten Kontakt nur wieder gucken und dann noch ein paar mehr Bilder von der Sonne die wieder rauskommt. Mit dem "zweiten Gucken" ist das nichts geworden, aber immerhin hatte ich ich 20 Sekunden oder so einfach stehen und geniessen. Trotzdem hatte ich hinterher das Gefühl, dass alles viel zu schnell ging und ich viel mehr Zeit gebraucht hätte.
Diesmal hat mich das ganze Drumherum auch wesentlich mehr fasziniert als bei meiner ersten Finsternis. Damals war es fast ausschließlich die Sonnenkorona, die mich in ihren Bann gezogen hatte.