Autor Thema: Provence - Mai 2017  (Gelesen 51856 mal)

Christina

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Provence - Mai 2017
« am: 01. Oktober 2017, 21:02:14 »
Auch wenn die Stimmung hier im Forum gerade nicht die allerbeste ist und manche wohl der Meinung sind, es gibt zu viele Reiseberichte, starte ich dennoch einfach mal einen neuen Bericht und hoffe auf viele Mitreisende und - versprochen, das ist (zunächst) der letzte Bericht aus Frankreich von mir  :)

Im Mai waren Peter und ich zwei Wochen in der Provence zum wandern und besichtigen, die gesamten zwei Wochen über haben wir in einer Ferienwohnung in Les Beaumettes verbracht, das liegt im Luberon an der D900 zwischen Cavaillon und Apt.

1. Tag - Samstag, 13.05. (Anreise)

Dieses Jahr können wir uns, zumindest in der letzten Woche vor Abreise, uneingeschränkt auf den Urlaub freuen: im letzten Wahlgang zur französischen Präsidentschaftswahl gewinnt der Kandidat der neugegründeten europafreundlichen Partei La République en Marche, die Kandidatin des rechten Front National verliert. Streiks sind keine in Sicht, die Wettervorhersage am Freitagabend verspricht ab Sonntag schönes Wetter, nachdem es die ganze Woche über gewittrig war und die Umweltplakette, die in einigen Städten Frankreichs seit März auch für Ausländer Pflicht ist, klebt schon seit ein paar Wochen an der Frontscheibe unseres Autos.

So macht das Aufstehen um 3.30 Uhr fast schon Spaß! Wir packen die letzten Sachen ein, kochen Kaffee für die Thermosflasche, beladen die Kühlbox mit Salaten, Wurst und Käse aus dem Kühlschrank und sind um 4.30 Uhr abfahrbereit.



Die anfängliche Strecke kennen wir inzwischen auswendig: A 63 bis Kaiserslautern, dann A 6 bis Saarbrücken und in Frankreich auf der A 4 Richtung Metz. Zwischen Freyming und Metz fällt die erste Maut an, dann geht es mautfrei auf der A 31 bis hinter Nancy weiter. Um 7.30 Uhr machen wir eine erste Pause, nun fahre ich. Hinter Nancy wird es wieder mautpflichtig, irgendwo bei Dijon leitet uns das Navi auf die A 39, dann auf die A 40, eine sehr ruhige, zweispurige Autobahn, ab hier beginnt Neuland für uns. Wie immer ist fast kein Verkehr, mit Tempomat auf 130 km/h kommen wir gut voran. Gegen 9.30 Uhr machen wir eine zweite Pause.

Gegen 11.00 Uhr erreichen wir den Grossraum Lyon und wechseln auf die A 7, der Verkehr nimmt deutlich zu und es ist volle Konzentration angesagt. Wir passieren eine riesige Mautstelle, so viele Mauthäuschen nebeneinander haben wir noch nie gesehen, ich bin nur froh, dass sich der Verkehr in Grenzen hält, das Wiedereinordnen nach der Mautschranke ist trotzdem einigermassen unangenehm. Als es hinter Lyon wieder ruhiger wird, machen wir Mittagspause und ich bin froh, dass Peter den Rest der Strecke fährt.

Ab hier ändert sich auch Wetter und Umgebung, es ist sonnig, das Thermometer steigt bis auf 28° C und es kommen Zypressen und Pinien ins Bild, Dörfer mit beigefarbenen Steinhäusern und Hügel und Berge aus Kalkstein. Wie schön!

Auch auf dem letzten Rest der Strecke kommen wir gut voran und bereits um 13.30 Uhr, also nach 9 Stunden Fahrt mit drei Pausen für ca. 880 km, kommen wir am Supermarkt in Coustellet an, nur ein paar Kilometer von unserer Unterkunft entfernt, dorthin fahren wir noch nicht, da man erst ab 16.00 Uhr einchecken kann.

Wie ich vorab bei meiner Urlaubsvorbereitung festgestellt hatte, gibt es direkt neben dem Supermarktparkplatz ein etwas ausgefallenes Café: das „La Vie en Rose“. Dem Namen entsprechend, sind sowohl die Einrichtung als auch die Törtchen, Bonbons und sonstige Süssigkeiten, in rosa gehalten. Insgesamt natürlich extrem kitschig, aber hin und wieder geht das schon mal.

Um diese Uhrzeit sind wir die einzigen Gäste, wir suchen uns jeweils ein Törtchen am Tresen aus und bestellen einen Café Crème dazu. Das ganze genießen wir an einem Tisch im Freien.





Danach gehen wir in den Supermarkt, um für heute Abend ein paar Kleinigkeiten einzukaufen. Trotz Kaffee und Kuchen bin ich im Supermarkt plötzlich total müde und fertig. Ich kann gerade noch so den Einkaufswagen schieben, Entscheidungen über das was wir einkaufen, kann ich nicht treffen, das überlasse ich alles Peter.

Da ich nun auch noch auf die Toilette muss, diese aber trotz zweimaliger Nachfrage im Supermarkt nicht finde, entscheiden wir uns, doch schon zur Ferienanlage zu fahren. Auch wenn man noch nicht einchecken kann, wird es zumindest eine Toilette im Bereich der Rezeption geben.

Als wir dort ankommen, ist ein Pärchen gerade dabei, einzuchecken – super, dann warten wir bis sie fertig sind und vielleicht klappt es bei uns auch schon. Und tatsächlich, die Uhrzeit wird gar nicht erwähnt, wir bekommen unseren Schlüssel und umfangreiche Erklärungen zu den Einrichtungen der Anlage, außerdem eine Liste mit allen Einrichtungsgegenständen, die sich in der Wohnung befinden müssten, die müssen wir nachprüfen und am Montag (da die Rezeption Sonntags geschlossen hat) abgeben. Und eine weitere Aufgabe bekommen wir, zwei Tage vor unserer Abreise müssen wir an der Rezeption einen Wohnungsübergabetermin für den Abreisetag vereinbaren.

Na ja, das ist schon etwas nervig, ich bin schließlich hier zum Urlaub machen, aber gut, der Rezeptionist, der zusammen mit einer Frau, die wir später noch treffen, die Anlage führt, ist super nett und gesprächig, was in Frankreich beim Einchecken eher selten ist. Er weist uns noch auf den sonntags in Coustellet stattfindenden Bauernmarkt hin (das wusste ich natürlich schon  ;D) und auf einen am Montag zur Mittagszeit in der Ferienanlage stattfindenden „Empfang“ für alle Feriengäste mit Getränken und Kleinigkeiten zum Essen.

Dann können wir endlich unser Gepäck in die Wohnung bringen und uns ausruhen. Ich hatte eigentlich bei meiner Planung gedacht, dass wir uns bei passendem Wetter nach dem Einchecken noch an den Pool legen könnten. Dazu sind wir aber zu müde, das Verlangen nach einem Nickerchen im Bett ist größer.






Später wird ausgepackt und zu Abend gegessen (Nudeln). Gegen 18.00 Uhr sind wir wieder so fit, dass wir zu einem Spaziergang aufbrechen, um uns nach der langen Autofahrt heute doch noch ein bisschen die Füße zu vertreten und frische Luft zu schnappen. Wir schauen uns zuerst in der Ferienanlage um und spazieren danach auf dem direkt an der Ferienanlage vorbeiführenden Radweg (ehemalige Bahntrasse, von Cavaillon nach Apt) an einer wunderschönen Mohnwiese vorbei bis zum kleinen Ort Les Beaumettes (ca. 700 m), den man durch eine bunt bemalte Unterführung erreicht.





Hier gibt es zwei Restaurants, eine hübsche Kirche und oberhalb des Ortskerns, in die Felsüberhänge gebaute Wohnungen, die wohl auch heute noch genutzt werden (erst nach der Rückkehr vom Urlaub sehe ich im Internet, dass man durch den Ort zu den Höhlenwohnungen spazieren kann, von wo man auch einen schönen Blick in die Umgebung haben soll – trotz intensiver Recherche mal wieder etwas übersehen).









Nach ungefähr einer Stunde sind wir wieder zurück. Vor der Rezeption steht ein Foodtruck, hier kann man ab 18.00 Uhr fast täglich Burger und Pommes kaufen (auch mal wechselnd mit einem Pizza Foodtruck), sowie Getränke und Eis. Wir gönnen uns jeweils noch ein Cornetto Vanille und verbringen den restlichen Abend auf dem Balkon, sind allerdings schon gegen 21.00 Uhr bettreif.


Wetter: wechselnd bewölkt bis Lyon, dann sonnig, bis 28°C



LG Christina

Ilona

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Re: Provence - Mai 2017
« Antwort #1 am: 02. Oktober 2017, 08:17:15 »
Super, ein neuer Reisebericht :adieu:.

Ich bin erstaunt, dass man in Frankreich die Törtchen mit Messer und Gabel isst :gruebel: ?

Die Ferienwohnung sieht richtig klasse und vor allem geräumig aus  :thumb:. Da passen wir doch alle rein :toothy9:.

Ich kenne außer Paris nichts von Frankreich und bin wieder sehr gespannt  :sabber:, was du uns so präsentierst, Christina. 
Liebe Grüße

Ilona

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Andrea

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Re: Provence - Mai 2017
« Antwort #2 am: 02. Oktober 2017, 08:54:32 »
Dieser Reisebericht ist eiin schönes Zeichen, Christina!  :knuddel:
Liebe Grüße, Andrea



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Rainer

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Re: Provence - Mai 2017
« Antwort #3 am: 02. Oktober 2017, 13:09:52 »
und manche wohl der Meinung sind, es gibt zu viele Reiseberichte

Nein, nein, das ist wie die "Glas halb leer oder halb voll" Problematik: ich denke, niemand ist der Meinung, dass es zu viele Reiseberichte hier gibt. Es ist anders herum: es gibt zu wenig "Nicht-Reiseberichte". Also lasst Euch bitte nicht davon abhalten, Eure Reisen zu erzählen. Wir hätten uns nur gewünscht, dass es auch mehr andere Beiträge gibt. Aber man kann es offensichtlich nicht zwingen und über eines sind wir uns alle einig: irgendetwas weglassen (in diesem Fall Reiseberichte) hilft sicher nicht.

In diesem Sinne: bitte einfach weitermachen!

Ilona

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Re: Provence - Mai 2017
« Antwort #4 am: 02. Oktober 2017, 14:32:04 »
Wir hätten uns nur gewünscht, dass es auch mehr andere Beiträge gibt. Aber man kann es offensichtlich nicht zwingen und über eines sind wir uns alle einig: irgendetwas weglassen (in diesem Fall Reiseberichte) hilft sicher nicht.

In diesem Sinne: bitte einfach weitermachen!

Wenn's halt nichts anderes zu berichten gibt :weissnicht:.

Wir müssen nichts wiederholen :cool2:, das bereits in den Medien breitgetreten wird. 
Liebe Grüße

Ilona

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Paula

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Re: Provence - Mai 2017
« Antwort #5 am: 02. Oktober 2017, 16:54:25 »
Also zu viele Reiseberichte kann es gar nicht geben außerdem gibt es im Moment nur zwei weitere Reiseberichte die noch fortgesetzt werden, ich werde meinen Reisebericht diese Woche auch noch starten ( derzeit bin ich noch zu Besuch in der Schweiz).

Von Umweltplaketten für Autos in Frankreich habe ich noch nie gehört, was kosten die und wo bekommt man sie? Aktuell haben wir keine Frankreichreise geplant aber mir spukt Cannes und Nizza im Kopf rum, würde man da wohl Plaketten brauchen?

Eure Wohnung gefällt mir sehr gut, vor allem den Pool finde ich sehr verlockend! Das Ferienwohnungsgelände ist eine Mischung aus Alt und Neu sehe ich das richtig?

Den Foodtruck finde ich auch klasse, ein Pizzabringdienst den man nicht mal rufen muss, sehr praktisch! Und das beste ist natürlich der blaue Himmel  :strahl:
Viele Grüße Paula

Christina

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Re: Provence - Mai 2017
« Antwort #6 am: 02. Oktober 2017, 18:12:47 »
Allen Mitreisenden ein herzliches Willkommen, die Ferienwohnung war tatsächlich geräumig, zu einem Kritikpunkt komme ich noch am nächsten Tag.

Die Anlage ist um ein altes Bauernhaus herum entstanden, in diesem ist heute die Rezeption, Büro und der Fitnessraum (den wir nicht genutzt haben) untergebracht. Es gibt auch noch eine alte, kleine Kapelle auf dem Gelände, die aber schlecht zu fotografieren war. Die Gebäude in denen die Wohnungen sind, sind neu.

Die Daten zur Ferienwohnung hatte ich gestern vergessen: 14 Nächte Résidence Goélia Le Domaine du Moulin Blanc inkl. Bettwäsche, Handtücher, TV, Endreinigung, Parken EUR 660,80.

Ilona, Törtchen mit Messer und Gabel gab es nur in diesem Café, das kenne ich sonst auch nicht.


Von Umweltplaketten für Autos in Frankreich habe ich noch nie gehört, was kosten die und wo bekommt man sie? Aktuell haben wir keine Frankreichreise geplant aber mir spukt Cannes und Nizza im Kopf rum, würde man da wohl Plaketten brauchen?


Paula, von der Umweltplakette habe ich durch Zufall beim Stöbern im Wohnmobilforum gelesen (das kenne ich seit letztem Jahr, als ich alles was an Infos zum Streik in Frankreich kurz vor unserer Reise zu finden war, zusammengesucht habe). Es gibt eine frankreichweite Plakette (bzw. natürlich mehrere je nach Autotyp), aber jede Stadt entscheidet selbst, ob, wann und in welchem Umfang sie die Plakettenpflicht einführt. Da die Beantragung sehr einfach und günstig ist (4,80 EUR mit Kreditkarte) und die Städte Lyon und eventuell Grenoble auf unserer Strecke lagen, die beide eine Plakettenpflicht haben, haben wir uns entschlossen, eine zu kaufen, um jeglichem diesbezüglichem Stress aus dem Weg zu gehen. Am Ende hätten wir die Plakette nicht gebraucht, da wir hin- und zurück über Lyon gefahren sind und dort auf der Autobahn bleiben konnten, wo die Plakette nicht nötig ist. Aber Strassbourg plant wohl auch die Einführung und da kommen wir schon mal hin- und wieder hin. Hier ist die offizielle Seite dazu: http://de.france.fr/de/info/umweltzonen-frankreich und auf der ADAC Seite ist der Beantragungsprozess auf deutsch übersetzt dargestellt.



LG Christina

Christina

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Re: Provence - Mai 2017
« Antwort #7 am: 02. Oktober 2017, 18:32:05 »
2. Tag - Sonntag, 14.05. (Bauernmarkt Coustellet, Wanderung ab Oppède-le-Vieux)

Um sechs Uhr klingelt der Wecker, nach dem Duschen optimiere ich die Verteilung der Lebensmittel in Küche und Wohn-/Esszimmer etwas.

Die Wohnung ist zwar groß (45 m²) und im Schlafzimmer gibt es einen sehr geräumigen Kleiderschrank, auch im Bad ist genug Platz für Kosmetikartikel, sonst gibt es aber keinerlei Schränke oder Kommoden. Die wenigen Küchenschränke reichen nicht einmal für das vorhandene Geschirr, ein Teil davon liegt auf der Küchenarbeitsfläche und ansonsten gibt es nur nett anzusehende Tischchen für Fernseher, Lampen usw.

Dieser Mangel wird in den Bewertungen regelmäßig erwähnt, so dass es immerhin keine Überraschung ist. Dennoch müssen die Lebensmittel, die nicht in den Kühlschrank gehören, irgendwo hin. Zum Glück gibt es noch den großen Esstisch (das Apartment ist für vier Personen gedacht). Den kann ich zur Hälfte belegen, dann ist immer noch genug Platz für uns beide zum Essen. Das sieht doch schon mal viel besser aus (und war tatsächlich überhaupt kein Problem, weil wir kein einziges Mal drinnen gegessen haben, sondern immer auf dem Balkon).

Dort frühstücken wir dann auch gegen 7.30 Uhr, die Sonne scheint, aber es ist noch relativ frisch, so dass ich eine Fleece Jacke anziehe.

Heute wollen wir zunächst auf den Bauern- bzw. Erzeugermarkt in Coustellet, dem nächsten größeren Ort, ca. 5 km von der Ferienanlage entfernt. Dieser beginnt ab 9.00 Uhr und alle Produkte werden von ihren Erzeugern verkauft, also nicht von Händlern.

Wir fahren gegen 8.45 Uhr los und parken auf dem Supermarktparkplatz in Coustellet. Der Supermarkt ist sonntags von 9.00 Uhr bis 13.00 Uhr geöffnet und wir kaufen etwas fürs heutige Mittag- und Abendessen ein.

Direkt nebenan ist der Marktplatz. Wir schlendern in aller Ruhe durch die Reihen, es wird Gemüse angeboten, Obst, Fleisch, Wurst, Käse und Brot. Außerdem Olivenöl, Lavendelhonig und Marmeladen, sonstige Süßigkeiten und mehrere Winzer verkaufen ihren Wein. Daneben gibt es Schmuck, Taschen, Tücher und verschiedene Küchenartikel aus Olivenholz. Es macht Spaß, sich alles anzuschauen, zumal es nicht sehr voll ist, man kann in Ruhe schauen. Dennoch kaufen wir nichts ein, der Markt findet ja auch nächsten Sonntag wieder statt.

Nach einer Stunde fahren wir zurück in die Ferienwohnung, ziehen unsere Wanderklamotten an, packen die Rucksäcke und fahren dann ins wenige Kilometer entfernte Oppède-le-Vieux, dem Ausgangspunkt unserer heutigen Wanderung.

Oppède-le-Vieux ist ein kleines Dorf am Hang des sog. kleinen Luberon gelegen. Der Ort war lange Zeit völlig verlassen, die Häuser verfielen zu Ruinen, aber seit den 60iger und 70iger Jahren des letzten Jahrhunderts begann die Wiederansiedlung, z.T. durch Künstler. Heute gibt es zwei Cafés dort und einige bewohnte Häuser. Besucher müssen auf dem unterhalb des Dorfs eingerichteten Parkplatz ihr Auto abstellen und können dann Oppède zu Fuß erreichen.

Wir sind eine der ersten auf dem Parkplatz, zahlen beim Parkplatzwächter EUR 3,00 für den kompletten Tag und gehen durch eine Art Park nach oben in Richtung Dorf. Zwischendrin machen wir einen kleinen Abstecher zu einem Aussichtspunkt über das gesamte Dorf. Inzwischen hat sich der Himmel zugezogen, was für die Fotos nicht so optimal ist. Wir sind aber im Hinblick auf die bevorstehende Wanderung ganz froh darüber.



Am Dorfplatz mit seinen beiden Cafés beginnt die Wanderung, die uns hinauf auf den Petit Luberon führt (Michael Müller Verlag Wanderführer Nr. 18).


Wie im Wanderführer vorgeschlagen, starten wir gleich die Wanderung und verschieben die Ortsbesichtigung auf später (ich hatte eigentlich vorgehabt, vor der Wanderung das Dorf anzuschauen, da um diese Zeit noch nicht so viele Touristen da sind und ich erfahrungsgemäß nach einer Wanderung zu müde bzw. erschöpft für Besichtigungen bin. Da es aber wie gesagt gerade bewölkt ist und außerdem bereits 11.00 Uhr, ist ein sofortiger Start der Wanderung sinnvoll).

Der Weg führt uns zunächst an Wiesen mit Olivenbäumen abwärts. Nach 20 Minuten biegen wir auf einen Waldweg ein, der leicht ansteigend, aber problemlos begehbar ist. Nach und nach wird es steiler und vor allem steiniger, statt Wald ragen links und rechts von uns hohe Felswände auf. Wir kommen an einigen Höhlen vorbei und müssen immer häufiger auch die Hände einsetzen, um über die riesigen Felsbrocken zu klettern.


Puh, das haben wir in einem Mittelgebirge nicht erwartet. Die Kamera packe ich vorsichtshalber in den Rucksack, damit sie nicht gegen die Felsen schlägt. Schade, es gäbe immer wieder toll geformte Felsen und Steinbögen als Motive.

Nur wenige Wanderer sind unterwegs, ein paar Mal werden wir von jungen Franzosen überholt, die oft ohne oder nur mit kleinem Rucksack ausgestattet, mehr nach oben Joggen als Wandern. Die Kondition dafür kann man sich ja erarbeiten, aber ich würde mir dabei sämtliche Beine brechen. Zwei Urlauberinnen, wohl in den Dreißigern und vermutlich Deutsche (beide groß und blond), wandern zeitgleich mit uns, wir überholen uns gegenseitig immer mal wieder.



Der Weg zieht sich, es bleibt steil und steinig. Als wir schon ziemlich weit oben sind, steigert sich der Schwierigkeitsgrad nochmal, es müssen große Felsen überwunden werden, ohne Hände geht es nicht und dabei hängt man praktisch über dem Abgrund.

Ich mache mir etwas Sorgen wegen Peters Höhenangst, er hat aber keine Probleme, da es nur auf einer Seite runter geht, die anderen drei Seiten sind grün bewachsen, da hat sein Auge etwas zum „Festhalten“ und darauf kommt es bei ihm wohl an.

Dann geht es auf einem schmalen Pfad entlang, links ist der Abgrund. Hier kommt uns eine der beiden blonden Mädels entgegen. Peter und ich schauen uns an und wundern uns, weshalb sie zurück geht. Ein paar Minuten später kommt dann die zweite und fragt uns auf Deutsch (also tatsächlich Deutsche), ob wir den Weg kennen. Wir verneinen, verweisen aber auf unseren Wanderführer und das Wander-Navi. Sie würde gerne wissen, ob noch mehr solche ausgesetzte Stellen wie der Fels gerade eben kommen werden, was wir natürlich nicht beantworten können. Sie [/img]und ihre Freundin hätten keine Erfahrung mit Wanderungen in solch alpinem Gelände und trauten sich nicht weiter. Wir empfehlen ihr, lieber umzudrehen und keinen Sturz zu riskieren. Das macht sie dann auch und folgt ihrer Freundin. Das war sicherlich eine vernünftige Entscheidung, wobei es schon unvernünftig war, so weit zu wandern, dann nun müssen sie auf diesem felsigen, steilen Weg absteigen, das wird sehr unangenehm für sie werden.

Wir wandern weiter, tatsächlich kommen nochmal zwei ausgesetzte Felsen zum überklettern, dann haben wir aber endlich den schwersten Teil des Aufstiegs hinter uns und wir machen mit tollem Blick auf das Tal und sogar bis zum Mont Ventoux (dem höchsten Berg der Provence) in der Ferne, eine ausgiebige Pause. Nun kann ich auch einige der vielen Blumen, die hier überall blühen, fotografieren.





Dann geht es noch einige Zeit leicht bergauf, unangenehm sind die vielen Steine, man muss beim Gehen ständig auf den Boden schauen. Schliesslich erreichen wir den mit 732 m höchsten Punkt der Wanderung und freuen uns, dass es nun endlich mal auf einem breiten, asphaltierten Weg weiter geht.


Das tut richtig gut, ist aber leider nach ungefähr einer halben Stunde schon wieder vorbei. Es wird wieder steinig, bald beginnt dann der Abstieg. Es ist teilweise recht steil, aber mit Stöcken gut zu bewältigen, kein Vergleich mit der Strecke beim Aufstieg.


Während des Abstiegs haben sich die Wolken verzogen und wir sind froh, dass der Weg nun in den Wald führt. Wir machen nochmal eine Pause und stellen uns auf einen gemächlichen Spaziergang durch den Wald zurück ins Dorf ein. Aber, nachdem wir an einem Haus vorbeigekommen sind, steigt der Weg plötzlich wieder an und das wiederholt sich mehrmals. Nun sind wir beide etwas genervt, denn damit war überhaupt nicht zu rechnen. Nach der eigentlichen Wanderung, nämlich den Aufstieg auf den Berg und den Abstieg, kommt nun eine zweite kleine Wanderung, zumindest empfinden wir es so. Im Wanderführer lautet der Text dazu nur harmlos „kleine An- und Abstiege“ und das Höhenprofil sieht im Vergleich zum Anstieg auf den kleinen Luberon auch harmlos aus.


Na ja, irgendwann ist auch das geschafft und wir erreichen gegen 17.00 Uhr endlich wieder den Dorfplatz von Oppède-le-Vieux. In einem der Cafés holen wir uns ein Eis am Stiel und bummeln noch ein bisschen durchs Dorf. Viel Energie haben wir aber nicht mehr, immerhin gehen wir noch hinauf bis zur Kirche und geniessen einen ähnlich fantastischen Blick wie vor ein paar Stunden auf dem Berg, nun aber bei Sonnenschein, der Mont Ventoux in der Ferne ist nun ganz klar zu erkennen und fast wolkenfrei.




Auf dem Weg zum Parkplatz unterhalb des Orts machen wir nochmal den Abstecher zum Aussichtspunkt auf das Dorf, nun bei blauem Himmel ist es natürlich viel schöner als heute Vormittag.


Gegen 18 Uhr sind wir wieder in der Ferienwohnung, gegen unseren großen Hunger gibt’s nochmal Nudeln, den Rest des Abends verbringen wir überwiegend auf dem Balkon. Durch die Wanderung sind wir schon sehr früh müde, außerdem habe ich leichte Kopfschmerzen, daher sind wir auch heute wieder um 21.00 Uhr im Bett.


Wanderung lt. Wanderführer:

(leider gibt es bei diesem Urlaub keine eigenen Wanderdaten, da meine Garmin GPS Uhr passenderweise nach der Speicherung der letzten Wanderung nicht mehr funktioniert und die Daten somit nicht am PC ausgelesen werden können, unser neues Garmin Wandernavi zwar bei jeder Wanderung aktiv war, Peter aber fast immer vergessen hat, die jeweilige Wanderung als Aktivität zu speichern, eine Gesamtzeit gebe ich an, wenn ich diese notiert habe oder sie sich aus den Exifs der Fotos ergibt.)

Gehzeit 4.10 h (unsere Gesamtzeit 6 h)
Strecke 12,4 km
Aufstieg 870 m


Wetter: vormittags zeitweise bewölkt, sonst sonnig, ca. 25 °C



LG Christina

Ilona

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Re: Provence - Mai 2017
« Antwort #8 am: 03. Oktober 2017, 13:59:28 »
Solche Klettereinlagen mag ich gerne beim Wandern :adieu:. Mit diesen erschwerten Bedingungen hätte ich aber in der Provence wirklich nicht gerechnet.

Obwohl :gruebel: - noch kann ich mir doch gar kein Bild von der Gegend machen und freue mich auf mehr.
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat" (Erich Kästner)


Paula

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Re: Provence - Mai 2017
« Antwort #9 am: 03. Oktober 2017, 14:13:10 »
Für mich wäre die Wanderung eventuell auch grenzwertig gewesen, manchmal hilft einfach nur umkehren.
Ich habe jetzt mal geschaut wo Coustellet ist, den Ort kenne ich nicht, aber in Avignon und Orange waren wir schon, das ist ja beides nicht so weit weg. Allerdings haben wir damals mehr Sightseeing gemacht, gewandert sind wir dort nicht. Die Gegend ist einfach toll! Und ich liebe diese ursprünglichen kleinen französischen Orte!
Viele Grüße Paula

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Re: Provence - Mai 2017
« Antwort #10 am: 03. Oktober 2017, 14:15:55 »
Und Danke Christina für den Link zur Umweltplakette in Frankreich!
Viele Grüße Paula

Andrea

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Re: Provence - Mai 2017
« Antwort #11 am: 03. Oktober 2017, 14:28:41 »
Und Danke Christina für den Link zur Umweltplakette in Frankreich!

Wo wir schon dabei sind: Irgendwo habe ich auch mal davon gelesen, dass man einen Alkoholtester dabei haben muss. War´s vielleicht sogar bei einem Vorgängerbericht von Christina? Oder bei Serendipity?

Mir hat die Wanderung auch sehr gut gefallen. Natürlich nichts für mich persönlich, aber so virtuell ist das richtig klasse!
Liebe Grüße, Andrea



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Christina

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Re: Provence - Mai 2017
« Antwort #12 am: 03. Oktober 2017, 18:08:54 »

Wo wir schon dabei sind: Irgendwo habe ich auch mal davon gelesen, dass man einen Alkoholtester dabei haben muss. War´s vielleicht sogar bei einem Vorgängerbericht von Christina? Oder bei Serendipity?


Es gilt wohl noch immer die Pflicht, einen Alkohltester mitzuführen, aber es gibt eine offizielle Regel, dass das nicht überprüft und damit auch nicht mit einem Bußgeld belegt wird, wenn man keinen dabei hat. Deshalb haben wir keinen dabei, in der Zeitspanne, in der man einen dabei haben musste, waren wir nicht in Frankreich. Ja, manchmal sind die Franzosen schon etwas merkwürdig bzw. unorganisiert  ;D, auch das mit der Umweltplakette ist ja alles andere als transparent.



LG Christina

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Re: Provence - Mai 2017
« Antwort #13 am: 03. Oktober 2017, 18:10:28 »
Solche Klettereinlagen mag ich gerne beim Wandern :adieu:. Mit diesen erschwerten Bedingungen hätte ich aber in der Provence wirklich nicht gerechnet.

Obwohl :gruebel: - noch kann ich mir doch gar kein Bild von der Gegend machen und freue mich auf mehr.

Ich schreibe am Ende des Berichts noch etwas dazu, jetzt nur soviel - mit solchen "erschwerten Bedingungen", wie du es nennst, hätten wir in einem Mittelgebirge, was die Provence ja ist, auch nicht gerechnet.



LG Christina

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Re: Provence - Mai 2017
« Antwort #14 am: 04. Oktober 2017, 18:13:35 »
3. Tag – Montag, 15.05. (Colorado Provençal, Roussillon)

Beim Aufstehen um 6 Uhr sind meine Kopfschmerzen zum Glück weg, wir frühstücken, ich mache den Abwasch, dann nehmen wir uns die Liste der Einrichtungsgegenstände vor, die wir heute abgeben müssen.

Da die Rezeption erst um 9.00 Uhr öffnet, haben wir dafür genügend Zeit. Die brauchen wir dann auch, da sich das Ausfüllen als sehr aufwendig herausstellt. Die Gegenstände sind auf Französisch und Englisch gelistet und die meisten sind auch problemlos zu verstehen und durchzuzählen. Es werden sogar die Anzahl der Balkontische und Stühle abgefragt, die Anzahl der Nachttischchen, der Tischlampen und natürlich der Küchengegenstände. Und da wird es teilweise kompliziert, da wir bei der Bezeichnung verschiedener Töpfe und Pfannen weder auf Englisch noch auf Französisch ganz sicher sind, auch das Wörterbuch hilft meist nicht. Na ja im Ausschlussverfahren können wir alles bis auf zwei Dinge klären: Couteau d’Office = Office Knife und Range-Couvert (das englische Wort dazu weiß ich nicht mehr).

An der Rezeption ergibt sich dann, dass ersteres ein kleines Messer bezeichnet, das wir wohl Obstmesser nennen würden, der zweite Begriff meint einen Besteckkorb bzw. Besteckkasten. Schön, wieder etwas gelernt. (Ein Obstmesser war in unserer Küche nicht vorhanden, sonst hätten wir das sicherlich als Messer zugeordnet, das Besteck war tatsächlich in einem Besteckkasten, aber auf diesen Begriff wären wir niemals gekommen.)

Wir werden nochmal zum heute Mittag stattfindenden Umtrunk eingeladen, mit Hinweis auf das schöne Wetter und unsere Ausflugspläne lehnen wir aber ab.


Dann können wir endlich unser eigentliches Urlaubstagesprogramm starten. Bei der Planung hatte ich abwechselnd einen Tag Wanderung, einen Tag (Stadt)Besichtigung vorgesehen. Demnach wäre heute eigentlich Besichtigungstag. Da das Wetter aber so perfekt ist, ziehen wir die Wanderung durch und um den Colorado Provençal de Rustrel vor, für die bunte Landschaft ist Sonne und ein Wochentag (am Wochenende ist es zu voll) Bedingung.

Auf dem Weg nach Rustrel (ca. 30 km von Les Beaumettes entfernt) stoppen wir bei einem Supermarkt in Apt, um für das Mittagessen einzukaufen.

Den Parkplatz des Colorado Provençal erreichen wir gegen 11.00 Uhr. Wir bezahlen die Park- und Eintrittsgebühr von EUR 5,00 bei der Dame an der Einfahrt und bekommen dafür zwei Broschüren bzw. Pläne für den Colorado. Der Parkplatz ist schön angelegt mit den hier üblichen niedrigen Bäumchen, im mittleren Teil befinden sich Picknickbänke, es gibt Toiletten und ein kleines Restaurant. Der Parkplatz ist ungefähr zu einem Viertel bis zur Hälfte belegt, bei den ausländischen Fahrzeugen überwiegen Belgier und Deutsche.

Wir wollen natürlich den Rundweg durch die Ockerbrüche hindurch gehen, aber auch eine Wanderung aus dem Wanderführer, die außen herum führt. Entgegen dem Vorschlag im Wanderführer erst die Wanderung zu machen, entscheiden wir uns als erstes durch die Ockerbrüche zu gehen. Nach der Wanderung sind wir sicherlich zu erschöpft, um den Colorado genießen zu können, außerdem wird es dann wesentlich mehr Besucher haben und auch die Temperaturen werden steigen.

Nach ungefähr zehnminütigem Fußweg ab Parkplatz steht man vor der ersten bunten Felswand bzw. sind es ja keine wirklichen Felsen oder Steine, sondern Ockersand, der durch Erosion und den Menschen freigelegt wurde. Das gesamte Gebiet des sog. Colorado Provençal wurde bis in die 1960iger Jahre als Ockerbruch genutzt, der Ocker wurde dort abgebaut und in nahe gelegene Fabriken transportiert. Dort wurde der Ocker in einem langwierigen und komplizierten Verfahren bearbeitet, bis man ihn als Farbe zum Beispiel für Hauswände benutzen konnte. In der Gegend hier gab es mehrere Ockerbrüche und Fabriken, fast alle sind heute geschlossen, da Farben wesentlich preisgünstiger künstlich hergestellt werden können.


Die Landschaft leuchtet herrlich in verschiedenen Rot- und Gelbtönen, der Kontrast zum blauen Himmel verstärkt das Ganze noch. Man kann auf die großen Ockerhügel sogar hinaufsteigen und hat von oben einen tollen Rundblick.




Wir gehen den ausgeschilderten Fußweg entlang, genießen die Farben und fotografieren ausgiebig. Leider ist es schon sehr heiß, man ist ja in einer Art Talkessel und hier staut sich die Wärme.




Wir sind deshalb froh, als der Weg nach einiger Zeit zwischen Bäumen hindurch führt, so hat man wenigstens ein bisschen Schatten. Dann ist erst mal nichts mehr Buntes zu sehen, der Waldpfad geht leicht bergauf.

Plötzlich stoße ich mit dem Fuß gegen einen Stein oder eine Wurzel, denke mir erst noch nichts dabei, aber beim Wiederaufsetzen des Fußes ist wohl wieder ein Hindernis im Weg und ehe ich es richtig bemerke, liege ich der Länge nach auf dem Boden.

Mein erster Gedanke gilt meiner Kamera, die ich an einem Gurt schräg über den Körper trage. Wunderbarer Weise bin ich auf meine linke Seite gefallen, während die Kamera rechts hängt und sie hat tatsächlich keine einzige Schramme, nicht mal die Gegenlichtblende ist gebrochen. Allerdings ist sie voller Sand bzw. Erde, wie ich im Übrigen auch. Vorsichtig setze ich mich auf und versichere den vielen Leuten, die stehengeblieben oder sogar umgedreht und zurück gekommen sind, dass alles in Ordnung ist. Peter hilft mir dann beim Aufstehen und sammelt Broschüren, Wanderführer und sonstiges Zeug ein, das in den offenen Außentaschen meines Rucksacks war und beim Sturz rausgefallen ist. Es scheint nichts gebrochen zu sein, Knie und Arm schmerzen etwas, aber erst Peter bemerkt, dass sich unterhalb meines linken Ellbogens eine ca. 10 cm lange Schürfwunde befindet, die blutet.

Mit Feuchttüchern, die ich immer dabeihabe, säubere ich mich und die Kamera so gut es geht, Pflaster habe ich auch dabei, die sind aber zu klein, um die gesamte Wunde abzudecken, ich lasse sie daher offen, im Auto haben wir dann ja Verbandszeug.

Zum Glück haben wir den größten Teil des Rundwegs schon hinter uns, es gibt nun aber noch schöne Ausblicke auf die Umgebung mit den bunten Felsen als Vordergrund und Blicke in die bunte Landschaft hinunter.



Nach insgesamt ungefähr einer Stunde sind wir wieder am Parkplatz zurück. Peter legt mir einen Druckverband an, dann setzten wir uns an einen der Picknicktische und essen zu Mittag.

Gegen 12.30 Uhr starten wir dann unsere Wanderung (Müller Wanderführer Nr. 17). Es geht nochmals in Richtung des Eingangs zu den Ockerbrüchen, dann wendet sich der Weg nach links und führt am Rande der Ockerbrüche vorbei. Der Weg ist breit und geschottert, es geht nur leicht bergauf. Immer wieder hat man tolle Blicke auf bunten Ockerformationen.




Es ist allerdings sehr heiß und der Weg liegt hauptsächlich in der Sonne, so dass die Zitat Wanderführer „… gemächliche, kinderfreundliche Rundwanderung um die Ockerbrüche ohne größere konditionelle oder sportliche Herausforderungen“ zu einer schweißtreibenden, anstrengenden Angelegenheit wird.

Wir sind froh, als wir nach ungefähr einer dreiviertel Stunde den höchsten Punkt der Wanderung erreichen (580 m). Nun geht es eben an grünen Getreide- und Lavendelfeldern (der Lavendel blüht natürlich noch nicht) vorbei mit Blick über kleine Dörfer bis zum Großen Luberon.


Hier treffen wir auch auf die einzigen anderen Personen während der gesamten Wanderung, eine Fahrradfahrerin und eine Gruppe Wanderer, die gerade ein Picknick macht.

Schließlich geht es durch den Wald – endlich Schatten! – wieder bergab.

Man hat nochmal schöne Blicke auf den Ocker, aber es wird richtig steil und steinig.


Hier ärgern wir uns wieder, wie schon gestern, über den Wanderführer, der wie gesagt, diese Wanderung als „ohne größere sportliche Herausforderung“ beschreibt und auch im Text diesen Abstieg nur als Abstieg ohne jegliche weitere Ausführung erwähnt. Aufgrund dieser Beschreibung hätten wir die Wanderung bedenkenlos mit jemandem gemacht, der z.B. aufgrund von Knieproblemen nicht steil bergab gehen kann. Dann wäre einem nichts anderes übrig geblieben als umzudrehen.

Als wir endlich den Abstieg hinter uns haben, führt der restliche Weg eben, aber in der Sonne an einigen Bauernhöfen und Häusern vorbei zurück zum Parkplatz. Das war extrem anstrengend und jetzt im Nachhinein gesehen, wäre es wohl besser gewesen, aufgrund der Hitze auf die Wanderung zu verzichten.

Es ist bereits 15.30 Uhr, die eigentlich geplante kurze Besichtigung von Rustrel streichen wir nun und fahren weiter nach Roussillon. Auch hier gibt es Ockerbrüche, aber auch der Ort selbst ist aufgrund der mit den Ockerfarben gestrichenen Häuser einen Besuch wert.

Wir parken etwas unterhalb des Zentrums (2 EUR) und bummeln dann durch den Ort. Hier geht es ziemlich touristisch zu, es hat sehr viele Souvenirgeschäfte, Galerien, Restaurants und Cafés. Alles relativ geschmackvoll und der Besucherandrang hält sich zum Glück in Grenzen, es hat aber dennoch einige Asiaten und Amerikaner, die uns mit ihren Selfies, ihren feinen Kleidchen und Schühchen (trotz Kopfsteinpflaster) etwas nerven.





Das Dorf ist mit den engen Gässchen und den in der Spätnachmittagssonne leuchtenden roten Häusern einen Besuch wert.

Nach einiger Zeit setzen wir uns in ein Café, wo es immerhin Galettes und Crêpes gibt, wir haben nämlich Hunger und etwas anderes zum Essen gibt es leider nicht um diese Uhrzeit. Wir essen also Galette mit Ei und Schinken und trinken einen Kaffee dazu.

Dann setzen wir die Besichtigung fort, leider habe ich schon wieder leichte Kopfschmerzen, so dass ein anschließender Besuch der Ockerbrüche hier nicht mehr in Betracht kommt. Wir kaufen noch für unsere Nachbarin, die aufs Haus aufpasst und die seit einiger Zeit das Malen als Hobby für sich entdeckt hat, eine Schachtel mit mehreren kleinen Döschen Ockersand in verschiedenen Farben inkl. Anleitung zur richtigen Nutzung der Farbe je nach Maltechnik als Dankeschön, dann gehen wir zurück zum Auto.



Gegen 17.30 sind wir wieder in der Ferienwohnung. Dort entferne ich den Verband an meiner Schürfwunde, es hat sich zum Glück schon eine leichte Kruste gebildet, so dass die Wunde nun an der Luft heilen kann. Um 21 Uhr sind wir auch heute wieder bettreif.

Wanderung lt. Wanderführer:

Gehzeit 2.20 h (unsere Gesamtzeit 3 h) (plus Rundweg im Ockerbruch 1 h)
Strecke 8,9 km (plus Rundweg im Ockerbruch 4 km)
Aufstieg 320 m

Wetter: sonnig, ca. 28 °C



LG Christina