5. Tag – Freitag, 29.09. (Leuchtturm Nieuwe Sluis, Groede, Heimfahrt)
Auch am letzten Urlaubstag stehe ich um 7 Uhr auf, um 8 Uhr gibt es Frühstück und dann steht ein bisschen Arbeit an: ich habe mich entschlossen, die EUR 65 für die Endreinigung zu sparen und selbst zu putzen. Das dürfte nicht allzu viel intensive Putzarbeit bedeuten, da ich ja alleine war, also das zweite Schlafzimmer und die beiden Waschbecken in den Schlafzimmern gar nicht benutzt habe (sondern nur das im Bad), gekocht habe ich auch nicht und das Sofa habe ich weder voll gebröselt, noch sonst wie verunreinigt, somit fällt einiges weg, was auf der langen Liste der bei der Endreinigung zu erledigenden Arbeiten genannt ist.
Ich bin tatsächlich recht schnell fertig und kann gegen 9.20 Uhr auschecken und losfahren. Für den letzten Tag hatte ich mir eigentlich Breda oder s‘Hertogenbosch als Zwischenstopp auf der Heimfahrt ausgesucht. Nachdem ich aber in den letzten Tagen so viele von meinen geplanten Zielen mangels ausreichend Zeit nicht anschauen konnte, standen für heute entweder Dordrecht und Kinderdijk mit den bekannten Windmühlen und dann den gleichen Rückweg durch Holland wie bei der Hinfahrt oder der südliche Teil von Zeeland, Zeeuws-Flanderen mit dem Leuchtturm bei Breskens und Groede mit anschließender Heimfahrt über Belgien zu Wahl.
Ich entscheide mich für die zweite Alternative, auch wenn ich die Heimfahrt durch Belgien überhaupt nicht vorbereitet habe, aber wozu habe ich denn ein Navi? Daher geht es jetzt also ein letztes Mal über den Oosterscheldedam, an Middelburg vorbei und dann durch den Westerscheldetunnel unter dem Meer durch. Der Tunnel ist der längste Straßentunnel der Niederlande und wurde erst 2003 eröffnet, die Durchsfahrt kostet zur Zeit EUR 5 Maut, die man an einem der Tickethäuschen kurz vor der Einfahrt bezahlt. Zunächst unterscheidet sich die Fahrt nicht von anderen Tunnelfahrten, dann geht es aber recht plötzlich und recht steil bergab – schon aufregend, sich vorzustellen, dass man jetzt rundum von Wasser umgeben ist. Das Navi verliert nach einiger Zeit die Orientierung und zählt immer weiter abwärts bis auf – 200m, der Tunnel ist aber „nur“ 60 m tief. Irgendwann geht es wieder bergauf und nach 6,6 km Tunnelfahrt komme ich in Zeeuws-Flanderen ans Tageslicht.
Auf dem Weg in Richtung Breskens bin ich ziemlich alleine auf der Straße, zum Glück, so kann ich ganz entspannt meinen ersten Kreisverkehr durchfahren, bei dem man sich schon vor dem Einfahren in die richtige Spur einordnen muss. Davon hatte ich bei der Reisevorbereitung schon gelesen, wusste aber nicht, wie genau das aussieht. Das vorherige Einordnen ist aber kein Problem, da es natürlich entsprechende Schilder gibt und ich ja weiß, wohin ich fahren will. Nur beim Einfahren bin ich mir dann nicht sicher, wo genau ich fahren muss, die inneren Spuren, auf die ich muss, sind mit einer Art Randstein von den äusseren getrennt, in einer kurzen Lücke des Randstein befindet sich (wohl) die Einfahrt.
Schon etwas merkwürdig, aber es kommen noch mehrere Kreisel dieser Art und ich sehe keine Möglichkeit anders zu fahren, als durch diese Lücke. Auf jeden Fall geht alles gut und die Fahrt, die sich nun doch etwas hinzieht, wird etwas aufgelockert

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Gegen 10.45 Uhr komme ich an meinem ersten Ziel für heute an, dem Leuchtturm Nieuwe Sluis bei Breskens. Dieser südlichste Leuchtturm der Niederlande war von 1868 bis 2011 aktiv, heute ist er als Touristenattraktion geöffnet, allerdings sind die Öffnungszeiten stark eingeschränkt, Freitagvormittag gehört jedenfalls nicht dazu. Heutzutage ist der Leuchtturm schwarz-weiß gestreift, im Laufe der Jahre war er aber auch schon gelb oder im Krieg tarnfarben angestrichen. Der Turm steht auf einem betonierten Damm direkt am Meer und das Besondere ist, dass der Damm mit dem Auto befahren werden kann. Es ist nicht viel los und ich kann nur wenige Meter vom Turm entfernt parken (zeitlich beschränkt, aber kostenlos).
Nachdem ich den Leuchtturm von allen Seiten angeschaut und fotografiert habe, gehe ich noch ein wenig am Strand spazieren. In der Ferne ist die Skyline von Vlissingen zu erkennen, wo ich erst gestern war.
Zweites und letztes Ziel für heute ist Groede, das nicht weit entfernt vom Leuchtturm, einige Kilometer landeinwärts liegt. Der Ort interessiert mich natürlich besonders, weil Rainer hier sein Ferienhaus hat und immer wieder begeistert davon berichtet, was mich (wie im Bericht Anfangs schon geschrieben) überhaupt erst auf Zeeland als mögliche Urlaubsregion gebracht hat.
Ich fahre auf der Durchgangsstraße durch den Ort und warte auf ein Parkplatz- oder Ortszentrumsschild, aber ich kann keines entdecken und ganz schnell bin ich am Ortsende angelangt

. Bei nächster Gelegenheit drehe ich um und fahre erst mal die Tankstelle an, die ausgeschildert ist. Dort kann ich für den ersten Teil der Heimfahrt volltanken und auch die Toilette nutzen. Praktischerweise führt die Straße an der die Tankstelle liegt, weiter in den Ort und ich finde problemlos am Straßenrand einen Parkplatz. Ich bin mir nicht sicher, wo Rainers Ferienhaus genau steht, der Ort gefällt mir aber gut und ich schlendere durch die schmalen Sträßchen mit all den niedlichen Giebelhäusern. Von der Größe des Marktplatzes rund um die Kirche bin ich überrascht, auch von den vielen Restaurants hier, das hätte ich bei einem eigentlich kleinen Ort nicht erwartet.









Nach dem Rundgang steht schon das Mittagessen an, ich entscheide mich für das „De Natte Pij“, wo ich mich an einen der Tische im Freien setze. Die Speisekarte steht schon auf dem Tisch, aber leider kommt niemand, um die Bestellung aufzunehmen. Ein Pärchen setzt sich ebenfalls in den Außenbereich, nach einigem vergeblichen Warten geht dann sie in den Gastraum und bestellt dort. Das mache ich auch, aber das Warten setzt sich fort. Eigentlich ist es herrlich hier in der Sonne zu sitzen und den Leuten, die vorbeischlendern zuzuschauen, aber ich muss ja noch nach Hause fahren und möchte eigentlich vor Einbruch der Dunkelheit ankommen.
Die bestellte Suppe kommt dann endlich, der Cappuccino lässt weiter auf sich warten, ebenso dann das Hauptgericht, nach den guten Erfahrungen gestern, wieder ein Pfannkuchen mit Speck und Käse. Schließlich gehe ich nochmal in den Gastraum und sehe durch die offene Tür der Küche, dass dort gerade ein Pfannkuchen in der Pfanne liegt. Na gut, ich warte weiter. Irgendwann kommt der Pfannkuchen dann endlich – und er ist super lecker! Und während ich den Pfannkuchen esse, wird dann auch der Cappuccino serviert, auch dieser ist besser als alle Cappuccino, die ich in den letzten Tagen getrunken habe, dabei hatte ich bei denen eigentlich nichts auszusetzen. Zum zahlen gehe ich dann auch wieder in den Gastraum, denn die Bedienung lässt sich nicht mehr blicken. Fazit: Essen superlecker, aber die Wartezeit unfassbar und noch schlimmer, das ganze ohne Entschuldigung oder Erklärung.
Gegen 13 Uhr komme ich dann endlich los und es fällt mir sehr schwer, bei dem tollen Sonnenschein ins Auto zu steigen und die Heimfahrt anzutreten, die Versuchung, doch erst nochmal an den Strand zu fahren ist riesig. Aber ich bin vernünftig (zum Glück, wie sich noch zeigen sollte) und stelle das Navi auf „Zuhause“.
Nach nur wenigen Kilometern überquere ich die Grenze nach Belgien, wo es endlos lange durch viele Dörfer und über Landstraßen geht. Eine erste Baustelle erlebe ich auch gleich, da ist das Navi wirklich hilfreich, da die Umleitung nicht gut ausgeschildert ist. Irgendwann erreiche ich dann endlich die Autobahn – und stehe gleich im Stau, weil durch viele Baustellen die Straße verengt ist bzw. Fahrspuren ganz wegfallen. Der Stau löst sich zum Glück bald auf und dann habe ich freie Fahrt bis Antwerpen.
Am Beginn des Autobahnrings um Antwerpen leitet mich das Navi von der Autobahn runter. Ich bin zwar etwas erstaunt, da die Abfahrt aber nicht mit „Antwerpen Zentrum“ ausgeschildert ist (sondern ein mir unbekanntes Ziel nennt), denn dann würde ich nicht diese Ausfahrt nehmen, folge ich dem Navi – und stehe sofort wieder in einem Stau, verursacht durch eine Baustelle (was denn sonst?), die die Straße von zwei auf eine Spur verengt. Es geht kaum vorwärts, aber natürlich bin ich geduldig und folge nicht den vielen anderen, die einfach eine Grünfläche mit Bäumen am Rande der Straße überqueren (zwischen den Bäumen sind schon zahlreiche Betonpoller aufgestellt, wohl um genau solche Abkürzungen zu verhindern, es bleiben aber noch genug Lücken) und dann auf dem parallel laufenden Fahrrad- und Fußgängerweg bis zur nächsten Kreuzung fahren.
Irgendwann geht es dann weiter und durch einen Tunnel hindurch, an dessen Ende wieder eine Baustelle wartet. Diese Baustelle verhindert (vermutlich), dass ich mich so auf den vielen Spuren einordne, wie es das Navi will und so beginnt ein kleiner Albtraum: ich fahre durch das Zentrum von Antwerpen, das fast nur aus Baustellen zu bestehen scheint und gefühlt jedes zweite Mal kann ich den Anweisungen des Navis nicht folgen, da die Abzweigung oder der Weg geradeaus, gesperrt sind. Zum Glück sind die Belgier geduldig, es hupt niemand, wenn ich mal wieder mit Blinker zum Abbiegen ansetze und dann doch geradeausfahre (oder andersherum), weil es nicht anders geht.
Nach und nach kommt ein bisschen Panik auf, da ich keine Ahnung habe, ob mich das Navi zu irgendeinem Ziel leitet oder nur im Kreis herum.
Nach sicherlich einer guten Stunde Irrfahrt erreiche ich aber endlich eine Ausfallstrasse, die mich dann wieder auf die Autobahn führt. Man, was bin ich erleichtert. Nun möchte ich Belgien nur noch hinter mir lassen und beschließe erst wieder zu stoppen, wenn ich die mir bekannte Strecke in Deutschland erreiche.
Aber auch hier wäre eine vorherige Vorbereitung der Route sinnvoll gewesen, denn nun leitet mich das Navi soweit nach Norden, dass ich die A61 nördlich des Abzweigs nach Roermond erreiche (den ich bei der Hinfahrt genutzt habe), nämlich bei Venlo und das, obwohl ich ja schon in Zeeland viele Kilometer nach Süden (also von Renesse bis Groede) gefahren bin. Ein nachträglicher Blick auf die Karte zeigt, dass die kürzere Strecke über Maastricht und Aachen geführt hätte. Verrückt!
Als ich bei Mönchengladbach eine Pause mache, ist es bereits 17 Uhr, ich bin also schon seit vier Stunden unterwegs!
Aber immerhin läuft es ab jetzt problemlos, es ist zwar immer mal wieder dichter Verkehr, aber es gibt keinen Stau und so komme ich gegen viertel vor Acht (nach insgesamt fast 7 Stunden Fahrt) ziemlich erschöpft zu Hause an, wo Peter mich schon mit einem leckeren Abendessen erwartet.
Wetter: zunächst bedeckt, ab 11 Uhr sonnig, ca. 23° C
Kurzes Fazit: es war ein herrlicher Urlaub, eine wunderbare Kombination aus Städten und Meer bei überwiegend sehr gutem Wetter. Zeeland hat mir sehr gut gefallen, so abseits der Großstädte und ein bisschen abgelegen auf diesen (Halb)Inseln, bleibt es bei mir als niedliches, friedliches Stückchen Erde in Erinnerung, fast so wie ein Modellbahndorf. Groede, als Rainers' Ferienort war genauso schön wie alles andere, allerdings finde ich die Lage in Zeeuws-Flanderen nicht so gut, wenn man den Rest von Zeeland anschauen möchte, das ist doch eine recht weite Fahrt. Daher würde ich auch zukünftig wieder Schouwen-Duiveland oder noch besser Walcheren und dort Domburg oder Westkapelle (direkt am Strand mit dem tollen Spazierweg auf den Dünen) als Standort wählen, von dort ist auch Dordrecht und Kinderdijk und der Hafen von Rotterdam gut zu erreichen.