Bushwick war echt ein Highlight und es hat riesigen Spaß gemacht hinter jeder Ecke etwas Neues zu entdecken!
Natürlich stand auch das 9/11 Museum auf meinem Plan. Das Wetter war am Morgen sehr trübe. Ich hatte schon zuhause ein Ticket für 9 Uhr (Öffnung) geordert und das war gut so, denn es wurde im Laufe des Vormittags doch sehr voll.
Das Ticket kostet 24 $, es gibt auch die Möglichkeit des Early Access um 8 Uhr, allerdings kostet dieses Ticket 65 $.
Im Vorfeld hatte ich mich mit dem Museum sehr intensiv auseinandergesetzt und meinen Besuch abgewägt, denn es ist in dieser Form ja nicht unumstritten, u.a. weil die Reste von mehr als 1.000 bislang nicht identifizierten Opfern von der New Yorker Gerichtsmedizin in einen eigens dafür gebauten und nicht für das Publikum zugänglichen Raum unter dem Museum gebracht worden sind. Ich habe mich dann aber für einen Besuch entschieden, um mir selbst ein Bild davon zu machen.
Im Museum habe ich nur sehr wenige Bilder am Anfang gemacht, später war ich zu sehr gefangen in der Ausstellung und meinen Emotionen.
Ich kann mich an den 11. September 2001 erinnern, als wäre es gestern gewesen: an meine Ungläubigkeit, Fassungslosigkeit und Erschütterung als ich die Bilder im TV sah. 1989 war ich mit Peter in New York und wir haben noch Bilder mit mir und zwei Feuerwehrmännern von Ladder 3 am World Trade Center.
Während meines Besuches im Museum liefen manchmal die Tränen - aber da war ich nicht alleine. Trotzdem es am späteren Vormittag sehr voll wurde, war es ruhigste Museum, was ich jemals besucht habe. Es waren viele Schulklassen mit Teenagern vor Ort, die sich ausnahmslos sehr gut benahmen - mir ist kein einziger junger Mensch unangenehm aufgefallen, im Gegensatz zu so manchem Erwachsenen, der unbedingt lächelnde Selfies machen musste
Der größte Teil des Museums befindet sich in Geschossen unter der Erde. Dort unten kann man u.a. den Rest einer abgetretenen Zementtreppe sehen, über die Menschen aus den Türmen geflohen sind, eine Wasserschutzwand, die dem Einsturz standgehalten hat und Reste von Tragesäulen, die in dem Museum eine eigene Ästhetik entwickeln. In einem Raum mit Glasboden werden die Namen der Opfer verlesen und Angehörige sprechen über diese.
Der internationale Kontext des Anschlags kommt indes nur sehr knapp vor. Ein paar Schautafeln erklären die Entwicklung von Al-Qaida seit den 70er Jahren. Ein paar andere zeigen die 19 Attentäter und ihre Drahtzieher. Über die Folgen des Anschlages gibt es nur Andeutungen. Für Verschwörungstheorien ist kein Platz an diesem Ort.
„No day shall erase you from the memory of time“, steht auf der Wand mit den himmelblauen "Kacheln", „Kein Tag soll dich vom Gedächtnis der Zeit ausradieren". Ein Zitat von Vergil aus seinem Krieger-Epos „Aeneis“, der diesen Satz im Zusammenhang mit zwei trojanischen Kriegern schrieb, die zahlreiche Feinde getötet hatten, bevor sie selbst starben. Die New York Times bemerkte deshalb dazu, die Worte des Dichters würden im historischen Kontext gesehen „eher den 9/11-Aggressoren als jenen gerecht, die mit dem Museum geehrt werden sollen.“
Ob man das Museum besucht und wie man es empfindet, ist ganz persönlich. Mich hat es zutiefst berührt und ich bin froh, den Besuch gewagt zu haben. Ich war sechs Stunden darin unterwegs.