Autor Thema: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei  (Gelesen 24874 mal)

Rainer

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Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
« Antwort #30 am: 11. Oktober 2019, 18:43:17 »
Was hat Dich zu diesem Entschluß gebracht?

Es ist die Summe vieler Dinge. Zum einen überlege ich schon seit Jahren darüber nach, ob man einen "USA Urlaub" nicht  auch in Europa machen kann?! Also quasi diese Art des unbeschwerten Fahrens und Übernachtens und von einem Ort zum nächsten zu fahren. Es ist ja nicht so, dass wir nie Urlaub in Europa machen - nur haben wir noch nie so einen Auto in der Art des USA Urlaubs gemacht. Wir haben in Touristenhotels auf den Balearen und insbesondere auf den Kanaren gewohnt, wir haben Ferienhäuser gemietet (vor allem in Dänemark), wir sind mit Kreuzfahrtschiffen von einem Hafen zum nächsten getuckert.

Speziell auf der letzten Kreuzfahrt (Norwegen) waren Sylvia und ich einhellig der Meinung, dass man dieses tolle Land nicht vom Schiff aus kennenlernen kann. Natürlich kann man auf dem Schiff die tollen Fjorde vom Wasser aus sehen, aber wenn es weiter ins Landesinnere gehen soll (und da hätte uns vieles gereizt), dann reicht eine Stipvisite mit dem Schiff nicht aus.

Dann kommen natürlich hier die Reiseberichte und die vielen Fotos dazu und alles zusammen führt dazu, dass wir das endlich mal konkret in Angriff nehmen wollen. Es gibt weder einen zeitlichen Rahmen, noch eine konkrete Vorstellung, wo es hingehen soll (d.h. natürlich gibt es einige Ziele, aber noch nichts wirklich konkretes). Auf Grund meiner Behinderung fangen wir deswegen immer damit an, erst einmal "abzuklopfen", was behindertentechnisch möglich ist. Und genau deswegen habe ich jetzt einfach mal hier gefragt. Irgendwann haben wir genügend Informationen und Pläne beeinander, dass es wirklich auch umgesetzt wird. Das muss nicht dieses Jahr sein, es muss auch nicht nächstes Jahr sein. Aber möglich und vorstellbar ist alles.

Horst

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Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
« Antwort #31 am: 11. Oktober 2019, 20:22:08 »
Ok.
Bei mir haben ja bestimmte Gründe dazu geführt, dass ich es seit einigen Jahren hauptsächlich mein "Unwesen" in Europa treibe.
Aber ferne Reisen habe ich ja schon viele gemacht und Europa hat ja durchaus auch seine schönen Ecken, wie ich die letzten Jahre erleben durfte.

Selbst die Schweiz könnte ich mir durchaus für Euch vorstellen - da die bequemen Bahnen barrierefrei zu tollen Aussichtspunkten bis auf 2869m führen - da wäre auch kein Flug nötig aber ganz billig wird es aufgrund der teilweise stattlichen Berg-Bahnpreise trotzdem nicht. Aber die Unterkunftspreise waren ok.
Irgendwann mache ich hier auch noch mal einen Bericht über meine Schweiz Tour diesen Sommer - ganz großes Kino.
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Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
« Antwort #32 am: 13. Oktober 2019, 11:03:27 »


6.Tag, Mi 28.3.2018


Tagesstrecke: El Barco de Avila – Garganta de los Infiernos - Avila


Es gibt Tage, da gelingt alles, egal wie man sich anstellt – da passt es einfach.
Heute ist nicht so ein Tag … wobei der Tag nicht unbedingt was dafür kann – heute ist es einfach so, dass man bei seinen eigenen Handlungen aufpassen sollte … das war uns allerdings erst am Ende des Tages so richtig bewusst.

Der Morgen ist in El Barco de Avila sonnig, aber aufgrund der höheren Lage doch noch recht kühl.  Ich lade Gepäck ins Auto, wobei mir fast das erste Malheur des Tages passiert – was uns die Tage zuvor nicht aufgefallen war – der Wagen verschließt sich nach einigen Minuten selbst, wenn die Türen geschlossen sind. Es war ein glücklicher Zufall, dass ein Seitenfenster offen war – der Autoschlüssel lag auf dem Sitz.
Doch einigermaßen erschrocken mache ich noch schnell ein Foto vom Hotel und der Umgebung, wobei sich der Kameragurt löst und ich gerade noch verhindern kann, dass der Fotoapparat auf den Boden kracht.



Nach einem Kaffee im Hotel fahren wir in den Ort zu der alten römischen Brücke und machen ein paar Aufnahmen.



Auch im Ort selbst drehen wir noch eine Runde, vorbei an der alten Kirche …




… und dem Castillo, …




… das wieder einige Störche auf seinen Burgzinnen beheimatet.


Von hier fahren wir durch das  Valle del Jerte, das Jerte Tal – in ganz Spanien bekannt für seine zwei Millionen (!) Kirschbäume, bis nach Cabezuela del Valle, wo es ein Besucherzentrum gibt und wir uns für eine besondere Naturexkursion und eine kleine Wanderung bereit machen wollen. Vorher fallen uns zwei Dinge auf.
Erstens –  eine unserer Kamerataschen ist weg. Der Foto zum Glück nicht. Ich meine mich zu erinnern, dass wir die Tasche in Barca de Avila bei der Kirche auf eine Bank gelegt hatten (wir wollen nachsehen, wenn wir am Nachmittag wieder am Ort vorbeikommen) und der Rucksack, den ich eigentlich für die Wanderung mitnehmen wollte, hat ein Ölbad genommen. Vom Salat den es gestern Abend auf dem Zimmer gab, hatten wir das restliche Oliven-Öl in eine verschließbare Pet-Flasche umgefüllt, leider nicht wirklich gut verschraubt, was meinem Rucksack auf der Rückbank ein Ölbad wie bei einer Thai-Massage einbrachte - nur ohne Massage.
Na ja … an manchen Tagen werden Fehler eben bestraft.



Wir begeben uns auf den Wanderweg Los Pilones, gewinnen in einem Wald schnell an Höhe und erreichen den Fluss, der an der Konstruktion dieses Seitentals zum Valle del Jerte regen Anteil hatte.





Wunderschön ist es hier, weiße Granitfelsen die vom grün schimmernden Fluss bearbeitet werden – eine wundervolle Landschaft – die man wohl bei uns gedanklich eher weniger mit Spanien in Verbindung bringen würde – aber das gilt ja für viele bei uns völlig unbekannte Regionen Spaniens, die nicht an der Costa Brava oder in Andalusien zu finden sind.






Der Weg (eine Richtung etwa eine Stunde) ist wirklich schön, aber er bietet noch einen echten Höhepunkt – die Garganta del Infierno – eine Verengung des Flusses, durch die
sich der Fluss regelrecht durchgearbeitet und dabei muldenförmige Auswaschungen zurückgelassen hat.




Also kein Inferno sondern ein kleines Wunder – bei dem sich Baumeister Natur wieder selbst übertroffen hat.
































Wir spazieren an den Rundungen und Auswaschungen vorbei, folgen noch einige Meter dem Fluss über Stock und Stein und kehren nach einer kleinen Pause wieder zurück zum Auto. Dort gibt es den Nachmittagskaffee und ein Eis (wir sind ja in Spanien) – dann geht es weiter zurück nach Norden.






Im Tal wollen wir noch eine zweite Wanderung machen. Wir entscheiden uns für ein Gebiet namens Los Papuos, an dessen Fluss es ein paar kleinere Wasserfälle geben soll. Die Wanderung folgt zunächst einer Teerstraße den Hügel hinauf. Schon hier haben wir leichte Orientierungsschwierigkeiten, finden aber dann doch den richtigen Weg, der schließlich den Asphalt verlässt





… und gelangen nach einer Stunde zu einer schönen Flussstelle …




… an der sich das Wasser kaskadenförmig den Hang hinab arbeitet.

Auf dem Rückweg kommen wir von unserem Weg ab, laufen wie aufgeschreckte Hühner zunächst den falschen Weg weiter, wieder zurück, wieder weiter, bis dann doch die Entscheidung fällt  - das ist verkehrt. 10 Minuten zurück finden wir dann doch wieder „unseren“ Weg, der zurück zur Asphaltstraße und zum Auto führt.

Die Kameratasche in El Barco del Avila ist natürlich an so einem Tag nicht mehr da – na ja, nicht dramatisch, Genauso wenig wie die anderen Flops, die uns heute widerfahren sind – aber deren Häufung ist heute schon bemerkenswert und der Tag ist ja noch nicht zu Ende.




Kaum ein Ende nehmen in dieser Region die Storchennester, ...





… die wir in jedem Örtchen, an diversen Masten und alten Türmchen wahrnehmen können.














Etwa 1 Stunde ist es noch nach Avila – einer der eindrucksvollsten Städte Spaniens.
Sie ist nicht nur die höchstgelegene aller spanischen Städte (1131m über Meeresspiegel),  sondern seit 1985 auch Weltkulturerbe der UNESCO.




Wichtigstes Monument ist die 2500 Meter lange, komplett erhaltene, romanische Stadtmauer (11. bis 14. Jahrhundert erbaut) mit ihren 88 Türmen und 9 Stadttoren.



Wir steuern unsere Hotelunterkunft an.
Städte und Parken ist in Spanien nicht immer völlig problemlos. Meist hilft nur das Parkhaus, gerade bei den historischen Altstädten, mit vielen autofreien Zonen (was ja auch schön ist). Wir bekommen erklärt, wohin wir unser Auto stellen können und erhalten den Schlüssel für die Tiefgarage um die Ecke. Das Parkhaus hat eine enge 90° Grad Kurve, die uns (wir belassen es mal bei „uns“) zum Verhängnis wird. Wobei das Problem eigentlich dadurch entsteht, dass unser Fiat keine normale Handbremse, sondern einen Knopf hat, bei dem man nicht klar erkennt, iss sie nun drin oder iss sie nun nicht drin.
Fazit1: Handbremse war nicht drin
Fazit2: Der Fiat rummst schwer gegen die Wand und wir werden kurz durchgeschüttelt.
Ergebnis: einige Dellen und Kratzer und beide Lichter auf der Fahrerseite hat es herausgehoben, der Kunststoffrahmen ist gebrochen.
Es gelingt mir die Lichter von Hand wieder an die vorgesehene Position zu drücken. Ein Mitarbeiter vom Hotel besieht sich den Schaden am Auto und bestärkt uns, erst mal nichts weiter zu unternehmen.


Das Auto ist nach dem kosmetischen Eingriff wieder fahrtüchtig, die Lichter funktionieren noch, na ja … Shit Happens, aber es gibt schlimmeres.
Eigentlich hatten wir noch Glück, das nix dramatisches kaputt gegangen ist, was die Weiterfahrt behindert hätte. So endet dieser Tag in einem übrigens sehr gediegenen Hotel in einer schönen mittelalterlichen Stadt, die wir uns morgen Vormittag in Ruhe ansehen, mit einem Paukenschlag der uns aber immerhin mit einem blauen Auge (und grünem Salat auf dem Zimmer  - mit immer noch ausreichend Olivenöl ) davon kommen lässt.

 
Übernachtung:

Hotel El Encanto, Avila, Kastilien-Leon
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Rainer

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Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
« Antwort #33 am: 13. Oktober 2019, 14:53:28 »
Was habt Ihr denn für komische Fototaschen? Die kleine Sony RX100 passt doch problemlos in so eine "Gürteltasche", die kann eigentlich weder abfallen noch kann man sie irgendwo liegen lassen?! Das ist immer mein persönliches, subjektives Kriterium, ob eine Kamera eine "Kompaktkamera" ist: sie muss in so eine kleine Tasche passen, die ich dann am Hosengürtel (auf der rechten Seite) befestigen kann.

Man muss natürlich einen Hosengürtel tragen....

Horst

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Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
« Antwort #34 am: 13. Oktober 2019, 18:46:18 »
Ja Rainer, wir haben zwei dieser Gürteltaschen. "Eine Person" trägt sie am Gürtel, die andere nicht.  ;)
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Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
« Antwort #35 am: 13. Oktober 2019, 18:52:03 »
Blöd so ein Zwischenfall mit dem Auto. Wahrscheinlich gab es nach eurer Rückkehr noch einen kleinen Papierkrieg. Wenigstens blieb es fahrbereit. Gut das kein anderer Betroffen war, dass kann gleich einen halben Tag kosten.
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Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
« Antwort #36 am: 13. Oktober 2019, 20:05:52 »
Absolut tolle Eindrücke! Egal wo. Ist alles toll.

Mir geht es genauso, ich bin total begeistert von deinem Bericht und habe mit Peter schon über die Möglichkeit "Spanien" gesprochen - evtl. 2021, da ich dann gerne 3 Wochen mit eigenem PKW machen würde. Ich muss Mal die Möglichkeiten Ferienwohnung/Ferienhaus checken, da das mit Hund sinnvoller ist. Auf jeden Fall nehme ich dann deinen Bericht als Grundlage.

Zentralspanien fällt allerdings in den Sommermonaten aus - da ist es mir schlichtweg zu heiß. Toledo hat dann um die 30 Grad. Das muss noch ein paar Jährchen warten  ;D

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Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
« Antwort #37 am: 13. Oktober 2019, 21:46:55 »
Blöd so ein Zwischenfall mit dem Auto. Wahrscheinlich gab es nach eurer Rückkehr noch einen kleinen Papierkrieg.
Ja, in der Regel muss man diverse Dokumente hochladen u.a. einen Schadensbericht vom Vermieter, den Kreditkartenbeleg, einen Nachweis des Kontoauszugs dass der Betrag abgebucht wurde und Fotos vom Schaden - also am besten selber Fotos machen, dann muss man keine vom Vermieter organiseren.

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Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
« Antwort #38 am: 13. Oktober 2019, 21:49:16 »
Absolut tolle Eindrücke! Egal wo. Ist alles toll.

Mir geht es genauso, ich bin total begeistert von deinem Bericht und habe mit Peter schon über die Möglichkeit "Spanien" gesprochen - evtl. 2021, da ich dann gerne 3 Wochen mit eigenem PKW machen würde. Ich muss Mal die Möglichkeiten Ferienwohnung/Ferienhaus checken, da das mit Hund sinnvoller ist. Auf jeden Fall nehme ich dann deinen Bericht als Grundlage.

Zentralspanien fällt allerdings in den Sommermonaten aus - da ist es mir schlichtweg zu heiß. Toledo hat dann um die 30 Grad. Das muss noch ein paar Jährchen warten  ;D
Ja im Sommer ist die Ecke nix. - Osterferien sind ideal - also für Lehrer maximal 16 Tage, wenn man alle 3 Wochenenden mitnimmt.
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Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
« Antwort #39 am: 13. Oktober 2019, 23:07:53 »
Zentralspanien fällt allerdings in den Sommermonaten aus - da ist es mir schlichtweg zu heiß. Toledo hat dann um die 30 Grad.

Wie erfrischend kühl! In Mönchengladbach war es dieses Jahr im Sommer bis zu 41 Grad....

Horst

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Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
« Antwort #40 am: 14. Oktober 2019, 16:47:29 »


7.Tag, Do 29.3.2018


Tagesstrecke: Avila – Ponferrada – Las Medulas – El Ferrol





Schön, ruhig und entspannt, allerdings auch nur 5°C warm (oder kalt), so präsentiert sich Spaniens höchstgelegene Stadt Avila (1132 m) an diesem Morgen.





Die Altstadt ist größtenteils Autofrei, auch das trägt zu einem gemütlichen Rundgang durch die mittelalterlichen Gassen bei.















Hier im Zentrum Spaniens, in Kastillien trifft man auch immer wieder auf den traurigen Helden Don Quijote (im Bild rechts !!!!!). 





Störche in einer Stadt sind ein gutes Zeichen und unterstreichen, das Avila alles andere als eine hektische laute Stadt ist.































Gegen Mittag verlassen wir Spaniens höchste Stadt und bewegen uns auf der Autobahn Richtung Nordwesten in gebührendem Abstand vorbei an den Metropolen Valladolid und Leon. 






Am frühen Nachmittag erreichen wir Ponferrada …





… mit seiner eindrucksvollen Templerburg aus dem 12.Jahrhundert.





Seine Bedeutung bekam die 65.000 Einwohner zählende Stadt bereits im 11.Jahrhundert, als der damalige Bischof hier eine Brücke für die Pilger des Jakobswegs bauen ließ.

Der Jakobsweg – im Norden Spaniens, ist ja gefühlt der Grund für 90% der ausländischen Touristen diese Region zu besuchen. Von den vielen Naturwundern, schönen Orten und wundervollen Küsten bekommen die oft gar nichts mit, das ist ja auch gar nicht der Sinn dieser Pilgertour. Es gibt auch nicht den einen Jakobsweg, sondern ein ganzes Netzwerk von Wegen, das sich über West-Europa (vor allem in Deutschland, Frankreich und natürlich Spanien) erstreckt.
Das Ziel (wenn man mal davon absieht, dass ja eigentlich der Weg das Ziel ist) ist die Hauptstadt der Autonomen Region Galizien – Santiago de Compostela – zufälligerweise auch das Ende unserer etwas anderen Pilgerreise – für uns weniger Selbstfindung sondern eher die Suche nach sehenswerten Orten, schönen Momenten, vielen neuen Eindrücken und entspannten freundlichen Menschen. All das findet man in Spanien – und das vielleicht auch besonders hier in den nördlicheren Gebieten Spaniens, die abseits der Süd- und Ostküste weniger von ausländischen Touristenhorden überlaufen sind und sich dementsprechend noch nicht so sehr an die Handtuchkrieger angepasst haben. Das Ziel des Jakobswegs, Santiago de Compostela, soll ja in seiner Kathedrale den Leichnam des Apostels Jakob beherbergen – Anlass für Pilgerreisen und Wallfahren in den Nordwesten Spaniens seit Jahrhunderten.





Südwestlich, eine halbe Autostunde von Ponferrada entfernt, gönnen wir uns einen kleinen Abstecher von unserer Strecke in den Nordwesten nach Galizien. Das Ziel heißt Las Medulas und ist ein Naturwunder, das allerdings gar nicht von der Natur geschaffen wurde.
Es handelt sich hier eigentlich um einen Akt der Zerstörung und zwar in Form einer alten „Baugrube“ - trotzdem UNESCO Weltkulturerbe – wie geht das denn?
Heute, nach wie vor in der Karwoche, ist der Zugang nicht direkt mit dem eigenen Fahrzeug möglich. Wir müssen ein Ticket kaufen und die letzten wenigen Kilometer den Berg hinauf mit dem Bus zurücklegen. Das Wetter hat sich, wie angekündigt, übel zusammen gezogen.





Wind und Regen peitschen über den kurzen Weg zum Aussichtspunkt Mirador Orellan …





… auf die unglaubliche Szenerie aus rot-orangenen Sandtürmen und Spitzen, ...




… die an manchen Stellen ausgehöhlt und durchlöchert sind.





In der Ferne sehen wir das gleichnamige Städtchen Las Medulas.





Nicht natürliche Erosion hat die merkwürdigen Kegel und Spitzen aus einem Gemenge von roter Erde, Steinen und Fels geschaffen, sondern menschlicher Erfindungsreichtum -High Tech von vor zweitausend Jahren. Mit Wasserkraft sprengten die Römer den weichen roten Sandstein, um an die goldhaltigen Schichten zu gelangen. Wie mit Maulwurfsgängen wurde die Erde durchhöhlt, um den Bedarf und die Gier der römischen Herren nach dem Edelmetall, aus dem sie ihre Münzen prägten und Schmuck fertigen ließen, zu sättigen






Was wir heute sehen, blieb da stehen, wo der Druck der Wassermassen die Berge nicht vollständig zerreißen konnte. Nach heutigen Berechnungen bewegten die Römer in den 200 Jahren ihres Bergbaus hier 93 Millionen Kubikmeter Erde um rund 4700 Kilogramm Gold herauszuwaschen.
Las Medulas wirkt wie ein abstraktes Kunstwerk. Doch es ist ein zugängliches Kunstwerk mit Wanderwegen, die man auch vom Aussichtspunkt erkennen kann und die uns trotz des schlechten Wetters locken.






Ein rutschiger, matschiger und deshalb für die Reinheit unserer Gewänder nicht ganz ungefährlicher Pfad führt uns hinab ins Tal.






Besonders beeindruckend wirken hier unten die knorrigen, fast mystischen Stämme der zahlreichen Esskastanien, die im Gesamtkunstwerk Las Medulas wie Installationen wirken, die gezielt  hierher in die Landschaft gestellt wurden, um den surrealen Eindruck dieser Gegend noch zu verstärken.































Der erzwungene Bustransfer hat jetzt aber auch einen Vorteil – wir müssen nicht wieder hinauf zum Mirador, sondern können zum Versorgungsörtchen Las Medulas wandern und uns von dort mit einem anderen Bus zurück zu unserem Auto kutschieren lassen.

Die letzte Etappe bedeutet noch mal einige Kilometer auf der Autobahn bei Dauerregen.
Nach gut 2 Stunden erreichen wir unser Hotel an der Westküste in Ferrol.
Für den nächsten Tag ist auch wieder großräumig starker Niederschlag angedroht. Es gilt also irgendwo ein Regenloch zu finden und sich ansonsten eben bei Regen durchzuschlagen.
Wohl kein Tag, an dem man Angst vor einem Sonnenbrand haben muss ...
 
 
Übernachtung:

Hotel Valencia, Ferrol, Galizien
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Christina

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Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
« Antwort #41 am: 14. Oktober 2019, 18:54:44 »
Das war ja ein Ritt durch unglaublich tolle Städte und Landschaften. Und nur weniges davon kenne ich (sowieso nur dem Namen nach) - also Spanien bietet noch Stoff für sehr viele Urlaube, ich bin absolut begeistert.

Doof euer Pannen-Tag, aber zum Glück nicht wirklich etwas schlimmes, wie Verletzungen oder verlorene Unterlagen, SD Karten o.ä. Ich hoffe, ihr hattet eine Kaskoversicherung ohne SB?

Rainer, Reisen in Europa wie in den USA mit regelmässigen Hotelwechseln sind auf jeden Fall möglich (zur Frage, wie behindertengerecht es ist, kann ich allerdings nichts sagen). Paula hat hier ja einige Berichte eingestellt, über solche Reisen (ich meine Frankreich und Belgien, Niederlande), ich habe mit Peter 2010 eine zwei Wochen Tour durch Luxemburg, Belgien und Frankreich gemacht. Dank Internet ist das auch hinsichtlich spontaner Hotelbuchungen gut möglich, das war in den 90iger Jahren noch der Unterschied zu den USA/Kanada, wo man einfach die "Motel-Distrikte" der jeweiligen Städte angefahren hat und sich ein Hotel gesucht hat, in Europa muss meist irgendwie vorher wissen, wo sich Hotels befinden (aber eben durch das Internet heute kein Problem mehr). Da die Entfernungen zwischen Sehenswürdigkeiten in Europa aber wesentlich kleiner sind, als in den USA, bevorzugen wir inzwischen je nach Dauer der Reise, einen oder zwei feste Standorte, da es dann von dort genug zu sehen gibt.

Horst, aus meiner Sicht ist auch Frankreich abseits von Paris und der Mittelmeerküste und außerhalb der französischen Schulferien noch ein "Geheimtipp", auf unseren Reisen dort in den letzten Jahren, waren wir oft fast alleine unterwegs.


LG Christina

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Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
« Antwort #42 am: 14. Oktober 2019, 22:08:24 »
Zentralspanien fällt allerdings in den Sommermonaten aus - da ist es mir schlichtweg zu heiß. Toledo hat dann um die 30 Grad.

Wie erfrischend kühl! In Mönchengladbach war es dieses Jahr im Sommer bis zu 41 Grad....

Joa, aber nach Mönchengladbach möchte ich bei diesen Temperaturen auch keine Reise unternehmen ...

Du hast insofern Recht, dass wir in den beiden letzten Jahren hier in Deutschland im Sommer oft Temperaturen über 30 Grad hatten. Bin ich jedoch zuhause, kann ich diesen mit vielfältigen Methoden entgegen wirken: Außendusche, mich im Inneren zurückziehen usw.  Aber in Spanien möchte ich mich natürlich nicht zurückziehen, sondern das Land und die Landschaft genießen ... bei über 30 Grad habe ich mittlerweile damit ein Problem, vor fünf Jahren war das noch ganz anders - vielleicht werde ich auch einfach alt  ;D

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Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
« Antwort #43 am: 15. Oktober 2019, 08:45:44 »
Es gibt Tage, da gelingt alles, egal wie man sich anstellt – da passt es einfach.
Heute ist nicht so ein Tag … wobei der Tag nicht unbedingt was dafür kann – heute ist es einfach so, dass man bei seinen eigenen Handlungen aufpassen sollte … das war uns allerdings erst am Ende des Tages so richtig bewusst.

 :lach:  Kenn ich - an manchen Tagen wäre es besser gewesen, man bliebe im Bett!!

Ansonsten wieder herrliche Eindrücke, sowohl von Stadt und Natur   :happy:

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Re: Die Karwoche in (Nord-)Spanien 2018 - ein Überraschungsei
« Antwort #44 am: 15. Oktober 2019, 13:00:01 »
Joa, aber nach Mönchengladbach möchte ich bei diesen Temperaturen auch keine Reise unternehmen ...

Ehrlich gesagt würde ich auch bei anderen  Temperaturen keine Reise nach Mönchengladbach unternehmen ...  :totlach:

@Horst: Das ist ja nun wirklich ein Zufall - wir haben vor einem Jahr auf der Kreuzfahrt justament genau in Ferrol angelegt... (theoretisch hättest Du Kreuzfahrtschiffe sehen können, da legen eigentlich alle Schiffe an, die dort entlang eine Route fahren). Wir hatten aber kaltes Nieselwetter und sind nur ein paar Straßenzüge durch die Fußgängerzone gelatscht. Wenn ich Deine Fotos sehe, weiß ich, dass ich nochmal mit dem Auto nach Spanien muss (was ja eigentlich auch nicht wirklich eine neue Erkenntnis ist, aber jetzt habe ich Infos aus erster Hand!).