Autor Thema: Grün, grüner, am grünsten - São Miguel, Azoren im Juni 2019  (Gelesen 45775 mal)

Christina

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Re: Grün, grüner, am grünsten - São Miguel, Azoren im Juni 2019
« Antwort #15 am: 13. November 2019, 17:58:22 »
3. Tag – Dienstag, 04.06.

Der Schlaf hat uns beiden gutgetan und so können wir, an Tag 3 (!) endlich den Urlaub beginnen.

Wir schauen erstmal unsere Unterkunft richtig an und sind sehr zufrieden, genau was die Beschreibung und Fotos versprochen haben. Möbel und Küchengeräte sind etwas älter, aber alles macht einen sehr gemütlichen Eindruck und ist sauber, Platz ist mehr als genug da, das Obergeschoss mit zweitem Bad und zweitem Schlafzimmer brauchen wir nur als Kofferabstellplatz. Genial ist die Lage des Hauses: sowohl vom Wohnzimmer, als auch natürlich von der vorderen Terrasse hat man einen wunderschönen Blick übers Meer zum Hafen und zu den markanten Felsen vor der Küste. Und sobald die Fenster geöffnet sind, hört man das Meeresrauschen – das übertönt sogar die Motorgeräusche der vereinzelten Autos, die am Haus vorbeifahren. Auch nicht zu verachten, im Laufe der zwei Wochen kriegen wir ein bisschen was vom Leben hier im Dorf mit: die Boote, die fast jeden Morgen gegen 7 Uhr vom Hafen zum Fischen rausfahren; die Mütter, die jeden Wochentag ihre Kinder zum Kindergarten und zur Grundschule begleiten (zu Fuß); der ältere Mann aus der Nachbarschaft, der drei Enten wohl irgendwie halb wild hält, er geht mit ihnen jeden Morgen zum Meer, füttert sie und lässt sie den ganzen Tag über im/am Wasser, am Abend holt er sie wieder ab; die Nachbarn, die jeden Morgen die Blumen gießen und auf Englisch und Portugiesisch uns einen guten Morgen wünschen; der Laster, der mehrmals in der Woche am Abend laut hupend durchs Dorf fährt und frisches Gemüse und Obst von der Ladefläche verkauft; die streunenden Hunde (zum Glück sind es nur zwei Stück und beide ziemlich klein); die Dorfjugend, die an sonnigen Nachmittagen von der Hafenmauer ins Meer springt;… Ach ja – den Sonnenuntergang können wir jeden Abend von der Terrasse aus beobachten (wir gehen natürlich trotzdem meistens direkt an den Strand bzw. die Küste, da ist es noch schöner).

Zum Frühstück gibt es Milch und Kekse aus dem Willkommens-Korb, alles Produkte von den Azoren. Wir entscheiden uns, den Tag heute langsam angehen zu lassen, nach Ponta Delgada ins Shopping Center zu fahren und dort unseren ersten „Großeinkauf“ zu machen, zuvor aber ein bisschen in der Stadt zu bummeln und in einem Café das karge Frühstück aufzubessern.

Gegen halb neun Uhr fahren wir daher in Richtung Ponta Delgada – ja, das sind viele Kurven und es geht sehr oft, sehr steil bergauf. Da wäre ein Automatik-Auto sehr angenehm gewesen, denn man ist eigentlich nur am Schalten und wir waren auch bereit, wie schon in Wales, einen Aufpreis im Vergleich zum Schaltgetriebe zu zahlen, aber das was hier verlangt wurde, war jenseits von Gut und Böse – ich glaube im günstigsten Fall war es das dreifache von unserem Preis und das für einen VW Up o.ä. Die Straßen sind aber normal breit und in bestem Zustand (kein Wunder, Frost, Eis und Schnee oder extreme Hitze gibt es nicht, Lkw nur wenige und eher kleinere Modelle), so dass es außer den Kurven keine Beeinträchtigungen gibt. Die grüne Umgebung gefällt uns sehr gut, ebenso die Blicke aufs blaue Meer, die man immer wieder hat.

Gegen 9.15 Uhr erreichen wir das Parque Atlântico Shoppingcenter, wo wir parken (kostenlos) und uns dann zu Fuß ins Stadtzentrum aufmachen.

Wir entdecken das Café Central mit Außenbestuhlung am Largo da Matriz, einem der wenigen autofreien Straßen/Plätze der Stadt.


Wir setzen uns bei schönstem Sonnenschein natürlich ins Freie und bestellen je eine Käse- und Wurstplatte, Brot, 3 x Milchkaffee und 1 x Wasser. Alles sehr lecker, vom Brot und der Wurst müssen wir allerdings einen Teil zurückgehen lassen, das ist einfach zu viel für uns.


Wir bezahlen EUR 22,80 und bummeln dann noch ein bisschen durch die Stadt (einen ausführlichen Stadtrundgang wollen wir an einem der folgenden Urlaubstage noch machen), vorbei an der Kirche Matriz, gegenüber unserem Café gelegen,


dem Rathaus


und dem Stadttor Portas da Cidade


in Richtung Hafen. Wir gehen die Hafenpromenade entlang bis zur Kirche São Pedro, von hier wieder bergauf ins Stadtinnere,



in einem Souvenirladen kaufen wir schon mal Postkarten und Briefmarken. Wir kommen an der Kirche de Colégio do Todos os Santos und am kleinen Park Jardim Antero de Quental vorbei, von hier sind es nur noch ein paar Minuten bis zum Parque Atlântico.



Die Stadt gefällt uns nach diesem kurzen Rundgang recht gut, wir sind positiv überrascht, da man meist eher negative Kommentare über die Stadt liest, mal sehen wie wir es nach einem ausführlicheren Besuch einschätzen.

Im Shoppingcenter gehen wir in den großen Continente Supermarkt, die Kette kennen wir schon aus Lissabon. Auch hier ist der Supermarkt wie die großen französischen Supermärkte aufgebaut und auf den ersten Blick gibt es auch das Übliche. Auf den zweiten Blick fällt uns dann auf, dass das Sortiment etwas eingeschränkt ist, zum Wandern nehmen wir immer gerne Fertigsalate mit (Kartoffelsalat, Nudelsalat, Couscoussalat, Gemüsesalat, Karottensalat,…) das gibt es hier gar nicht. Auch Mikrowellengerichte, die wir im Urlaub gerne mal essen, gibt es nicht bzw. nur große Portionen in tiefgefrorener Form, wir nehmen stattdessen ein paar Becher mit Nudeln mit, zum Übergießen mit heißem Wasser. Auf Schokolade werde ich während des Urlaubs verzichten (schadet ja auch mal nicht ;D), da gibt es kaum Auswahl und das was es gibt, ist extrem teuer.

Gegen 12.30 Uhr sind wir fertig mit Einkaufen und fahren zurück ins Ferienhaus. Wir verstauen die Einkäufe, räumen noch die letzten Sachen aus dem Koffer in den Schrank und setzen uns dann auf die Terrasse. Wir haben eine Schale Erdbeeren gekauft, die wir nun mit Meerblick genießen.

Dann ist aber noch ein bisschen Bewegung nötig, die letzten Tage ist die deutlich zu kurz gekommen. Die Wanderung Nr. 8 im Rother Wanderführer startet im Nachbarort João Bom, von Mosteiros führt (neben der offiziellen Straße auch) eine Nebenstrecke dorthin. Diese ist auf ein paar hundert Metern mit der Wanderstrecke identisch und wir überlegen, ob wir dies nutzen und von der Ferienwohnung direkt zu Fuß aus starten können. Gegen 15.30 Uhr gehen wir daher mit Wanderschuhen und Rucksäcken durch den Ort



am Meer entlang in Richtung João Bom. Und tatsächlich, die Straße ist vom Ortsende von Mosteiros aus zu sehen und sogar für Autos befahrbar inkl. Straßenhinweisschild nach João Bom. Aber João Bom liegt deutlich höher als Mosteiros und die Straße ist sehr steil. Da es schon recht spät ist und wir nicht einschätzen können, wieviel Zeit uns die zusätzliche Strecke kosten würde, gehen wir, nachdem wir an der felsigen Küste noch einen Felsen mit fast kreisrundem Loch entdeckt haben,


doch lieber wieder zum Ferienhaus zurück und nehmen das Auto. Nach einem kurzen unbefestigten Stück ist die schmale Straße wieder geteert bzw. betoniert und wir sehen bald die Markierungen des Wanderwegs. Praktischerweise finden wir an diesem Teilstück der Straße auch einen Parkplatz und können somit die Wanderung ungefähr an Punkt 3 der Rother Beschreibung starten.

Der Weg führt bergab, zunächst ein Stück auf der Straße, dann auf einem breiten Erdweg. Dieser wird schmäler und wir haben erste Blicke auf die Küste und das Meer, sehr schön, auch die vielfältige grüne Vegetation, schade, dass sich die Sonne inzwischen fast verzogen hat.



Bald erreichen wir mehrere Wassergalerien, hier wird, wie an vielen Stellen auf der Insel, Wasser von den Berghängen gesammelt.


Dann können wir tief unten Mosteiros sehen,


bevor der Weg durch einen Wald bergauf führt.


Nochmal ein letzter Blick auf einen nun größeren Teil von Mosteiros,


dann wird der Weg richtig steil. Nun macht sich die hohe Luftfeuchtigkeit auf der Insel (fast immer zw. 80 – 95%) bemerkbar, obwohl es nicht heiß ist, kommen wir extrem ins Schwitzen.

Am Ende des Waldes sehen wir den Pico de Mafra (358 m), um den die Wanderung herum führt.


Leider gibt es keinen Wanderweg auf den Berggipfel. Schließlich erreichen wir mit João Bom den höchsten Punkt der Wanderung. Hier entdecken wir zwei Häuser mit „Yves Decoster Herzen“ – Yves Decoster ist ein belgischer Künstler, der seit vielen Jahren auf São Miguel lebt und seit 2008 Hauswände, Tore und Mauern mit unterschiedlichen Herzen bemalt – eine tolle Idee!



Der Weg führt dann auf einer breiten Schotterstraße über Hügel und durch Täler



bis wir schließlich, nach knapp 2 Stunden wieder die Straße und die Stelle erreichen, wo wir unser Auto geparkt haben. Das war eine sehr nette Kurzwanderung, genau richtig als erste Wanderung auf São Miguel.

Ach ja, auf der gesamten Wanderung haben wir nur drei weitere Personen getroffen, einen einzelnen Wanderer und zwei Mädels, die zusammen unterwegs waren.

Ein paar Minuten später sind wir gegen 18.30 Uhr wieder zurück im Ferienhaus. Zum Abendessen machen wir uns aus dem heute Vormittag im Supermarkt gekauften Grünzeug einen Salat. Der Sonnenuntergang wird leider von dicken Wolken verdeckt, wir zappen noch etwas durchs Fernsehprogramm, wie schon in Lissabon gibt es auch hier ein paar lokale bzw. nationale Sender, natürlich auf Portugiesisch, mehrheitlich aber amerikanische und englische Sender im Originalton mit portugiesischen Untertiteln.

Gegen 22 Uhr liegen wir dann im Bett.

Wetter: teils sonnig, teils bewölkt, ca. 20 -23°C
Wanderung (Angaben laut Rother Wanderführer) Nr. 8:5,4 km, 290 Höhenmeter


LG Christina

Heike Heimo

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Re: Grün, grüner, am grünsten - São Miguel, Azoren im Juni 2019
« Antwort #16 am: 13. November 2019, 19:46:38 »
Da werden Erinnerungen wach :)). Die Azoren waren damals eine große positive Überraschung. Unsere Erwartungen wurden übertroffen.

Haben schon die Hortensien geblüht?
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Silv

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Re: Grün, grüner, am grünsten - São Miguel, Azoren im Juni 2019
« Antwort #17 am: 13. November 2019, 20:34:22 »
Ich bin gerade vom Yoga zurück und fühle mich bei deiner Beschreibung der Unterkunft als wäre ich dort. Vor allem sehe ich den Mann mit den drei Enten...ist das schön!  ^-^
Liebe Grüße
Silvia

Ilona

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Re: Grün, grüner, am grünsten - São Miguel, Azoren im Juni 2019
« Antwort #18 am: 14. November 2019, 10:28:24 »
Der erste Eindruck vom beschaulichen Städtchen ist schon mal nicht schlecht und am Nachmittag gleich eine schöne Wanderung  :beifall:.

Mir sind natürlich die Terrassen aufgefallen :zwinker: und alle meine Entchen mal ganz anders  :toothy9:.
Liebe Grüße

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Susan

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Re: Grün, grüner, am grünsten - São Miguel, Azoren im Juni 2019
« Antwort #19 am: 14. November 2019, 13:25:41 »
Puh, das war ja eine lange Anreise. Dafür gibts eine schöne Ferienwohnung mit herrlichen Ausblicken.

Ponta Delgada gefällt mir soweit; die typisch portugiesische Architektur und Pflasterung und dann noch Grünes. Wundere mich auch, dass es negative Kommentare zu der Stadt gibt. Das Frühstück schaut auch lecker aus, gut, dass ich schon Mittag hatte.

Eine nette grüne Wanderung mit Küstenblicken.  :thumb:

Liebe Grüße
Susan


Christina

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Re: Grün, grüner, am grünsten - São Miguel, Azoren im Juni 2019
« Antwort #20 am: 14. November 2019, 17:50:00 »
Haben schon die Hortensien geblüht?

Teilweise, hauptsächlich in den tieferen Lagen, da war ich etwas überrascht, dass die trotz des warmen Klimas erst so spät blühen. Aber es gab ja noch andere Blumen.


Mir sind natürlich die Terrassen aufgefallen :zwinker: und alle meine Entchen mal ganz anders  :toothy9:.

  ;D da ging es tatsächlich ganz ohne Liedchen ;D
Mit den Terrassen ist mir nicht ganz klar, was du meinst :raetsel:

Edit: ich habe gerade deinen nächsten Tag in Peru überflogen - da ist tatsächlich eine Ähnlichkeit vorhanden, die steilen grünen Abhänge und die angelegten Terrassen für die Landwirtschaft. Nur Salzterrassen gibt es auf den Azoren nicht.


LG Christina

Ilona

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Re: Grün, grüner, am grünsten - São Miguel, Azoren im Juni 2019
« Antwort #21 am: 14. November 2019, 17:54:38 »
  ;D da ging es tatsächlich ganz ohne Liedchen ;D
Mit den Terrassen ist mir nicht ganz klar, was du meinst :raetsel:

Na da sieht es aus wie in Peru  :toothy9:.
Liebe Grüße

Ilona

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Christina

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Re: Grün, grüner, am grünsten - São Miguel, Azoren im Juni 2019
« Antwort #22 am: 14. November 2019, 17:56:32 »
  ;D da ging es tatsächlich ganz ohne Liedchen ;D
Mit den Terrassen ist mir nicht ganz klar, was du meinst :raetsel:

Na da sieht es aus wie in Peru  :toothy9:.

Da hat sich dein Post und mein Edit gerade überschnitten - nun ist alles klar!


LG Christina

serendipity

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Re: Grün, grüner, am grünsten - São Miguel, Azoren im Juni 2019
« Antwort #23 am: 14. November 2019, 18:49:49 »
Endlich der erste richtige Urlaubstag und schön war er!

Ponte Delgada gefällt mir gut und die Wanderung war auch wunderschön, vor allem die Blicke auf die Küste  :herz:

Der Mann mit den Enten - das finde ich richtig anrührend, schön, dass ihr soviel vom Dorfleben mitbekommen habt.

Christina

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Re: Grün, grüner, am grünsten - São Miguel, Azoren im Juni 2019
« Antwort #24 am: 15. November 2019, 18:05:42 »
4. Tag – Mittwoch, 05.06.

Laut aktueller Wettervorhersage soll es heute recht sonnig werden, die Webcam zeigt auch jetzt gegen halb acht Uhr nur leicht bewölkten Himmel über dem Kratermassiv von Sete Cidades. Dann soll es doch gleich heute zu einem der Highlights von São Miguel gehen!

Gegen halb neun brechen wir auf, erster Stopp ist der Aussichtspunkt Miradouro do Escalvado gleich oberhalb von Mosteiros. Von hier hat man einen wunderschönen Blick auf Mosteiros auf der einen Seite und die Ponta da Ferraria mit ihren heißen Quellen auf der anderen. Mithilfe des hier installierten Fernglases (funktioniert ganz ohne Münzeinwurf) und auch meinem Teleobjektiv können wir sogar unser Ferienhaus sehen und ein paar kleine Schiffe mitten im Atlantikblau.




Wir fahren weiter in Richtung Ponta Delgada bis zum nächsten größeren Ort, Ginetes. Hier gibt es den größten Supermarkt zwischen Mosteiros und Ponta Delgada (der für deutsche Verhältnisse immer noch sehr klein ist). Wir kaufen frische Brötchen und Wurstaufschnitt als Proviant für die anstehende Wanderung. Dann geht es wieder ein paar Kilometer zurück bis zum Abzweig nach Sete Cidades. Die Straße führt (natürlich mit zahlreichen Kurven) zunächst nach oben an den Kraterrand, dann hinunter in das kleine Örtchen Sete Cidades, über die Brücke, die aus einem Kratersee optisch zwei macht und wieder über Serpentinen an den gegenüberliegenden Kraterrand. Unser Ziel ist der erst im letzten Jahr eingerichtete Langzeitparkplatz beim Aussichtspunkt Vista do Rei. Eine ziemlich große Fläche, zum Glück parken dort gerade nur eine Handvoll Autos.

Zum eigentlichen Aussichtspunt Vista do Rei und damit dem Startpunkt unserer Wanderung müssen wir ca. 1,5 km an der Straße entlanggehen. Das ist einerseits weniger schön, zumal es sicher möglich wäre, einen Weg durch den Wald parallel zur Straße einzurichten, andererseits hat man immer wieder schöne Ausblicke auf die Kraterseen. Und dieser Blick ist absolut traumhaft! Einfach wunderschön – ein See in grün, der andere in blau und umgeben von den grünen Kraterwänden. Und irgendwie sehr schwierig sich vorzustellen, dass man in einen Vulkankrater schaut.


Am Aussichtspunkt nutzen wir die Toiletten und starten gegen 10.15 Uhr die Wanderung einmal rund um die Seen auf dem Rand des Kraters entlang (Rother Nr. 10). Ein breiter Erdweg, der von den Bauern auch als Fahrweg genutzt wird, führt uns mal leicht bergab, mal leicht bergauf am Kraterrand entlang. Hier ist es nicht so einsam wie auf der Wanderung gestern, aber die Anzahl der Mitwanderer hält sich erstaunlicherweise ziemlich in Grenzen, die meisten begnügen sich halt auch hier mit einem Blick vom Aussichtspunkt, der mit dem Auto erreichbar ist. Links sieht man unterhalb des blauen Himmels das etwas dunklere Blau des Meeres, möchte man auch noch das Grün der Insel sehen, muss man auf die Böschung steigen, genauso wie auf der rechten Seite, wenn man die Seen sehen möchte.





Gegen 11.30 Uhr endet der Kraterweg an der Straße, auf der wir vor ein paar Stunden erst gefahren sind und die die Küste mit den Kraterseen verbindet. Hier gibt es einen Aussichtspunkt mit Parkplatz, den Miradouro da Lomba do Vasco.


Nach einer kurzen Pause gehen wir weiter, für ein paar Minuten entlang der Straße, dann biegen wir auf einen breiten Schotterweg ein, der zu einem Bauernhof und einem verlassenen Herrenhaus führt und dann durch ein Wäldchen steil bergan. Hier im Schatten essen wir unsere Wurstbrötchen, leider im Stehen, aber außer an den mit dem Auto erreichbaren Aussichtspunkten, gibt es keine Bänke entlang des Wanderwegs. Und Felsen oder Baumstämme zum Sitzen gab es auch nicht.



Gegen 12.30 Uhr erreichen wir einen weiteren Aussichtspunkt, den Miradouro das Cumeeiras. Auch er ist mit dem Auto erreichbar, nur wenige Autos stehen auf dem Parkplatz, dies ist eindeutig ein weit weniger bekannter Aussichtspunkt als die Vista do Rei, meiner Meinung nach zu Unrecht. Wir sind genau gegenüber des Aussichtspunktes Vista do Rei und der Blick über die Kraterseen ist fast noch schöner als unsere bisherigen Ausblicke. Ich kann mich gar nicht sattsehen, die unterschiedlichen Blau- und Grüntöne, die bewaldeten Kraterwände, die bis ans Wasser reichen, die Wolken, die Schatten aufs Wasser werfen – hier könnte ich ewig schauen, aber wir setzen natürlich unsere Wanderung fort.





Der Weg ist weiterhin breit, aber es wird nun deutlich steiler, sowohl die Auf- als auch die Abstiege, die sich regelmäßig abwechseln. Die Ausblicke sind weiterhin fantastisch. Bald können wir sogar über die schmale Inselmitte hinweg einen Teil des Ostens von São Miguel sehen, etwas später dann gleichzeitig die Nord- und Südküste.






Der Aufstieg zum höchsten Punkt der Wanderung, dem Gipfel des Pico da Cruz (848 m), ist extrem steil und sehr anstrengend, nun macht sich doch so langsam die Länge der Wanderung bemerkbar. Aber gegen halb drei Uhr ist es geschafft, ein letztes Mal können wir einen weiteren wunderschönen Blick auf den Talkessel genießen, sowie auf einen weiteren, kleineren Kratersee in dunkelgrün.





Auf einer schmalen Betonpiste geht es bergab, hier kommen uns mehrere Quadfahrer entgegen, die im Konvoi eine Tour durch die Gegend drehen, sehr nervig und schade, dass so etwas hier überhaupt zugelassen wird, denn Lärm und Gestank sind doch ziemlich heftig.

Am Ende der Betonpiste müssen wir, dem Wandernavi und der Tourbeschreibung bei Rother folgend, den bis hier mit der Rother Tour identischen offiziellen Wanderweg verlassen und quer über eine Kuhweide gehen. Wir sind etwas unschlüssig, ob dies tatsächlich der richtige Weg ist, aber wir entdecken ein paar andere Wanderer, die dies ebenfalls tun. Die Kuhweide ist ziemlich unangenehm – es gibt extrem tiefe Löcher (durch die Hufen der Tiere), die im hohen Gras nicht zu sehen sind – da heißt es sehr gut aufpassen, damit der Urlaub nicht gleich durch einen verstauchten oder gebrochenen Knöchel endet. Es geht alles gut und wir erreichen in einem Waldgebiet wieder einen offiziellen Weg. Der Wald ist zusammen mit dem darin liegenden kleinen See Lagoa do Canário ein Naherholungsgebiet mit Toiletten und mehreren Picknickplätzen mit Grillmöglichkeit. Man kann noch einen Abstecher zu einem weiteren Aussichtspunkt über die Kraterseen machen, bei uns ist die Luft aber so langsam raus und wir verschieben den Abstecher auf einen anderen Urlaubstag. Wir schauen uns den idyllischen Lagoa do Canário an und gehen dann zum Eingang des Naherholungsgebiets.


Der Rest des Wegs zurück zum Parkplatz verläuft nun tatsächlich entlang der Straße – anfänglich kann man auf einer breiten Wiesenfläche neben der Straße gehen, dann bleibt nur die Straße und wenn Autos vorbeifahren, muss man in der tiefen Wasserrinne (die hier auf São Miguel jede Straße begrenzt), gehen. Die ist zwar trocken, aber man geht auf einer schiefen Fläche – extrem unangenehm, vor allem am Ende einer so langen Wanderung – da müsste von offizieller Seite unbedingt etwas getan werden. Nach ca. 5 km Straße sind wir dann gegen 16.30 Uhr wieder am Auto. Eine wirklich traumhafte Wanderung, schade, dass sie so unangenehm endet.

Heute ist Mittwoch und jeden Mittwoch sind die Leuchttürme auf São Miguel geöffnet. Auf dem Rückweg zum Ferienhaus kommen wir sowieso praktisch am Leuchtturm an der Ponta da Ferraria (die wir heute Morgen schon vom Aussichtspunkt Escalvado gesehen haben) bei Ginetes vorbei. Daher legen wir hier noch einen Stopp ein. Peter ist nicht weiter am Leuchtturm interessiert und wartet am Auto. Der Leuchtturm ist nur mittels Führung (kostenlos) zu besichtigen und praktischerweise startet gerade eine. Neben mir nimmt nur noch ein Pärchen in meinem Alter aus Lissabon teil, die sehr gut Englisch sprechen – ganz im Gegensatz zum Leuchtturmwärter, der die Führung macht. Wir gehen die für einen Leuchtturm recht kurze Treppe nach oben und hinaus auf die Balustrade. Der Ausblick ist nett, aber wie erwartet auf einer Insel mit zahlreichen Aussichtspunkten an Klippen, die ein vielfaches der Höhe des Leuchtturms haben, nichts, was man nicht auch von anderen Stellen auf der Insel sehen könnte.



Der Führer erzählt zunächst gar nichts, erst auf einzelne Fragen des Lissabonner Pärchens wird er gesprächiger und am Ende für meinen Geschmack sogar zu gesprächig, was auch daran liegt, dass ich natürlich nur das verstehe, was die Lissabonner mir übersetzen. Interessant neben den üblichen Fakten (Höhe des Leuchtturms 18 m, Errichtungsdatum 1901, Reichweite des Signals 27 Seemeilen) war für mich, dass trotz der Automatisierung, ständig ein Leuchtturmwächter anwesend sein muss, um bei einem eventuellen Stromausfall, den Generator anzuschließen.

Nach ungefähr einer halben Stunde bin ich dann wieder am Auto bei Peter. Auf der Landzunge Ponta Ferraria gibt es außer dem Leuchtturm auch eine Badestelle, an der das Meerwasser durch heiße Quellen erwärmt wird. Aufs Baden haben wir heute keine Lust mehr, aber vom Parkplatz der Badestelle hat man einen schönen Blick auf den Leuchtturm. Deshalb fahren wir die paar Minuten vom Leuchtturm dorthin. Leider ist der Parkplatz aber völlig überfüllt, die Auto parken schon entlang der Straße, so dass wir (mühsam) wenden und den Blick auf den Leuchtturm auf einen anderen Tag verschieben.

Gegen 18 Uhr sind wir wieder im Ferienhaus, wo es jeweils einen Becher Nudeln zum Abendessen gibt. Um 19 Uhr machen wir bei schönem Abendlicht einen Spaziergang durchs Dorf, den mangels Wolken eher unspektakulären Sonnenuntergang um 21 Uhr schauen wir uns dann von der Terrasse des Ferienhauses an. Sehr erstaunlich finde ich diesen frühen Sonnenuntergang. Bei uns zuhause im Südwesten von Deutschland geht die Sonne zu dieser Jahreszeit um 21.45 Uhr unter. Auch insgesamt ist die Nacht hier auf São Miguel länger, Sonnenaufgang ist erst gegen 6.15 Uhr, zu Hause dagegen schon gegen 5.15 Uhr (jeweils Ortszeit). Grund ist vermutlich, dass die Azoren wesentlich weiter südlich als Deutschland liegen (?).







Wetter: überwiegend sonnig, ca. 22 °C
Wanderung (Angaben laut Rother Wanderführer) Nr. 10:19,3 km, 580 Höhenmeter


LG Christina

Susan

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Re: Grün, grüner, am grünsten - São Miguel, Azoren im Juni 2019
« Antwort #25 am: 15. November 2019, 21:31:27 »
Wunderschön, diese grünbewachsenen Kraterwände mit den Seen darin. Eine schöne Wanderung, für uns leider etwas lang. Allerspätestens bei dem Marsch im Straßengraben hätte ich gestreikt  :floet:

Tolle Bilder von der Küste im Abendlicht, da gefällt mir besonders das Letzte  :thumb: Schon beim Anschauen fühle ich mich wunderbar relaxt.

Liebe Grüße
Susan


Heike Heimo

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Re: Grün, grüner, am grünsten - São Miguel, Azoren im Juni 2019
« Antwort #26 am: 16. November 2019, 09:16:22 »
Ihr hattet wirklich traumhaftes Wetter für diese Wanderung. Gut, dass ihr gleich die erste Chance genutzt habt. Das Wetter ist ja sehr launisch auf den Azoren und die höheren Berge gern im Nebel/Wolken.

Zu den beiden Seen des Kraters Sete Cidades. Es sind zwei Seen. Die Straße wurde über die Landenge gebaut. Auf euren Bildern ist sehr schön die Besonderheit der beiden Seen zu sehen. Der kleine ist grün gefärbt (Lago Verde), der große blau (Lago Azul). Besonders viele verschieden gefärbte Seen gibt es auf der Azoreninsel Flores.

Freue mich schon auf eure nächste Wanderung :D
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Ilona

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Re: Grün, grüner, am grünsten - São Miguel, Azoren im Juni 2019
« Antwort #27 am: 16. November 2019, 10:08:07 »
Zitat
Und dieser Blick ist absolut traumhaft! Einfach wunderschön – ein See in grün, der andere in blau und umgeben von den grünen Kraterwänden.

Was für eine schöne Aussicht  :beifall:.

Zitat
Wir schauen uns den idyllischen Lagoa do Canário an und gehen dann zum Eingang des Naherholungsgebiets.

Da könnte man die Seele baumeln lassen, wenn man nicht schon ein bisschen groggy von der Wanderung wäre. Schade, dass die Strecke zum Schluss so unangenehm zu gehen ist.

Zitat
Gegen 18 Uhr sind wir wieder im Ferienhaus, wo es jeweils einen Becher Nudeln zum Abendessen gibt.

Ohne Mampf, kein Kampf, sage ich immer. Mit einem Becher Nudeln wäre ich nach so einer Wanderung allerdings nicht zufrieden.





Liebe Grüße

Ilona

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Re: Grün, grüner, am grünsten - São Miguel, Azoren im Juni 2019
« Antwort #28 am: 16. November 2019, 11:54:22 »
Was für eine herrliche Wanderung mit tollen Ausblicken!

Mein Bild des Tages, ist jedoch der angeschnittene Leuchtturm - ich mag die ungewöhnliche Perspektive  :thumb:

Nach 20 km wandern nur ein Becher Nudeln?

Christina

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Re: Grün, grüner, am grünsten - São Miguel, Azoren im Juni 2019
« Antwort #29 am: 16. November 2019, 21:39:00 »
Eine schöne Wanderung, für uns leider etwas lang. Allerspätestens bei dem Marsch im Straßengraben hätte ich gestreikt  :floet:

Da gibt es auch kürzere Möglichkeiten, in dem man nur ein Stück von Vista do Rei geht und dann wieder zurück und zum höchsten Punkt kommt man von einem anderen Parkplatz (ohne Kuhweide und Straße), man muss dann auch wieder den gleichen Weg zurück, das hat, meine ich, Silvia so gemacht.


Zu den beiden Seen des Kraters Sete Cidades. Es sind zwei Seen. Die Straße wurde über die Landenge gebaut. Auf euren Bildern ist sehr schön die Besonderheit der beiden Seen zu sehen. Der kleine ist grün gefärbt (Lago Verde), der große blau (Lago Azul).
Freue mich schon auf eure nächste Wanderung :D

Ich dachte, ich hätte irgendwo gelesen, dass es eigentlich nur ein See ist, der optisch durch die Brücke in zwei Teile geteilt ist. Aber ich habe gerade im Reiseführer nachgelesen, da ist auch die Rede von zwei Seen, keine Ahnung, wo ich das herhatte mit einem See.

Ich war ganz begeistert, dass man die unterschiedliche Farben so gut gesehen hat, das ist je nach Lichtverhältnissen nicht immer möglich.

Ja, da kommen noch ein paar nette Wanderungen.


Ohne Mampf, kein Kampf, sage ich immer. Mit einem Becher Nudeln wäre ich nach so einer Wanderung allerdings nicht zufrieden.

Nach 20 km wandern nur ein Becher Nudeln?

Wir hatten ja die Brötchen mit Wurst zu Mittag und vermutlich auch noch Obst und Müsliriegel. Und irgendwie waren wir noch satt von den Vortagen.

Mein Bild des Tages, ist jedoch der angeschnittene Leuchtturm - ich mag die ungewöhnliche Perspektive  :thumb:

Danke - war ein Versuch, ich stand auf der Brüstung und da hätte man seehr viel Weitwinkel gebraucht, um mehr drauf zu kriegen. Und als ich es am PC angeschaut habe, hat es mir dann gut gefallen.


LG Christina