Autor Thema: Kann ein Reiseziel "zu nah" sein?  (Gelesen 4083 mal)

serendipity

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Kann ein Reiseziel "zu nah" sein?
« am: 24. November 2019, 20:13:00 »
Manchmal wundere ich mich im weltweiten Netz über gewisse Äußerungen: Da plant jemand eine Reise nach Gran Canaria und stellt Fragen und jemand antwortet: "Gran Canaria ist mir zu nah"

Sind Reiseziele besser, wenn sie möglichst weit weg liegen oder wenn nur wenige bisher darüber berichtet haben? Ich habe das Gefühl in manchen Foren gilt nur: umso exotischer, umso besser - aber ist das wirklich so?

Kann nicht ein häufig dokumentiertest Reiseziel auch sehr reizvoll sein? Gibt es nicht überall neues zu entdecken - für einen selbst? Egal, ob Südwesten USA, Gran Canaria, Mallorca, Allgäu, Ladakh oder Bhutan - die Reise ist doch nicht toller, nur weil man tausende von Kilometern bis dahin zurück gelegt hat?!

Ich mag solche Äußerungen gar nicht - ist doch auch eine Art "Reisemobbing" dabei - wer Reisen in vertraute, nahe Gebiete macht, - weiß nicht, was gut ist! Blödsinn!

Rainer

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Re: Kann ein Reiseziel "zu nah" sein?
« Antwort #1 am: 24. November 2019, 21:06:11 »
Sind Reiseziele besser, wenn sie möglichst weit weg liegen oder wenn nur wenige bisher darüber berichtet haben?

Völliger Blödsinn. Ein Reiseziel ist gut, wenn man gerne dahin fährt. Punkt.

Ich fahre seit fast 50 Jahren nach "Groede" in Holland, da hat einst mein Vater ein Haus für die Familie kaufen können und ich fahre bis zum heutigen Tag für mein Leben gerne dahin. Was interessiert es mich, ob andere darüber berichten und/oder selbst dahin fahren? Ich fahre gerne dahin und fertig.

Als Student bin ich jahrelang für mein Leben gerne nach Korsika gefahren, ist das weit genug? Gibt es ein Maß dafür? Balla balla... anders kann ich es nicht sagen.

Silv

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Re: Kann ein Reiseziel "zu nah" sein?
« Antwort #2 am: 24. November 2019, 21:38:01 »
Noch vor ein paar Jahren dachte ich, ich will lieber weit weg, Deutschland z.B. kann ich mir auch noch anschauen, wenn ich älter bin. Ist eigentlich Blödsinn. Seit wir das Wohnmobil haben, sind wir öfter mal "nur" in Deutschland unterwegs und es gibt da so schöne Ecken! Die Ereignisse in unserer Familie in den letzten 3 Jahren haben auch dazu beigetragen. Seitdem genießen wir alle unsere Reisen, egal ob kurz oder lang bzw nah oder fern.
Liebe Grüße
Silvia

Susan

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Re: Kann ein Reiseziel "zu nah" sein?
« Antwort #3 am: 25. November 2019, 01:08:13 »
Ich halte das zwar auch für ausgemachten Blödsinn, doch wenn jemand die Meinung hat, was solls...  Ich finde es aber reichlich unpassend, dies an der Stelle zu äußern.  :hammer:

Diese Tendenz, eine Reise muss exotisch, ausgefallen oder ungewöhnlich sein, um gut zu sein, habe ich ebenfalls und nicht nur im WWW festgestell. Dieser Hype, mit dem WoMo möglichst wild und einsam stehen zu sollen; Skifahren natürlich im Gelände, nicht auf der Piste; wie, ihr wart schon wieder in.... etcetera 

Wir haben einige Fernwehziele, die wir gern noch ansteuern würden, solange wir fit genug dazu sind. Doch möglichst weit weg,  ist allein schon wegen des Geldes nicht jedes Jahr möglich. Und deshalb genießen ebenso die x.te Tour nach Portugal oder den Kurztrip in den Odenwald wie die Hawaii-Tour.
Liebe Grüße
Susan


Ilona

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Re: Kann ein Reiseziel "zu nah" sein?
« Antwort #4 am: 25. November 2019, 12:39:33 »
Urlaub auf Balkonien oder Terrassia ist doch auch schön. Wir genießen das im Sommer immer, denn da verreisen wir grundsätzlich nie.

So lange es gesundheitlich und finanziell geht, kann man in die Ferne schweifen. Manche Ziele sind im Alter einfach zu anstrengend :cool2:.
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat" (Erich Kästner)


Horst

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Re: Kann ein Reiseziel "zu nah" sein?
« Antwort #5 am: 25. November 2019, 18:21:18 »
Es mag heute Reisende geben, die ihren "Fans" (die man letztendlich an den Fingern einer Hand abzählen kann) über Instagramm, Facebook oder diverse Heimseiten meint etwas bieten zu müssen.
Da mag der Griff zu exotischen Zielen nahe liegen.
Prinzipiell ist das genauso viel wert wie eine Reise von Nürnberg in die Fränkische Schweiz, die meine Großeltern unternommen haben, die nichts anderes kannten und die komischerweise zufriedenere Menschen waren, als die Leute denen man heute oft so über den Weg läuft ...
Ich bin mit dem, was Du sagst, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod Dein Recht verteidigen, es zu sagen. Voltaire.

Christina

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Re: Kann ein Reiseziel "zu nah" sein?
« Antwort #6 am: 25. November 2019, 18:48:34 »
Ich halte das auch für Blödsinn, ich fahre irgendwohin, weil es mich interessiert und ich die Stadt/Gegend/Land kennenlernen möchte und nicht, weil es weit weg oder besonders exotisch ist. Bei der Auswahl spielt natürlich auch Zeit und Geld eine Rolle, aber als wir ab 2012 wegen Umzug, Hauskauf, Hausrenovierung bei beiden eingeschränkt waren und deshalb in Frankreich und Deutschland Urlaub gemacht haben, habe ich festgestellt, dass das genauso tolle Reisen sind, wie die nach USA und Kanada. Und inzwischen bin ich sogar ein sehr begeisterter Europa Urlauber. Und an meine Ostfriesland Reisen und meinen Hamburg Urlaub habe ich genauso gute Erinnerungen wie an Urlaube in Kanada/USA oder....

Das mit dem Alter halte ich auch für kein Argument, da man zum einen sowieso nicht weiß, was kommt, man kann bis ins hohe Alter fit sein oder schon in jungen Jahren durch Krankheit/Unfall usw. nicht mehr. Zum anderen, so sehe ich es bei meinen Eltern, wenn man sich eine weite Reise nicht mehr zutraut bzw. sich nicht mehr fit fühlt, dann gilt das auch für nähere Ziele. Sich zum Beispiel 10 Stunden ins Auto zu setzen und quer durch Deutschland und Frankreich zu fahren, macht man dann auch nicht mehr und eine Reise in unbekannte Gefilde und sei es nur GB oder Spanien genauso wenig, wie "exotische" unbekannte Gefilde. Daher steht für mich der nächste Urlaub immer "alleine" ohne Blick auf eine mögliche Zukunft. Jetzt fahre ich dorthin weil ich jetzt dort hinmöchte und nicht, weil ich irgendwann nicht mehr dort hin komme und andersherum.

Urlaub auf Balkonien ist für mich allerdings kein Urlaub, ich brauche einen Tapetenwechsel, sonst kann ich mich nicht völlig entspannen und auf der Terrasse kann ich ja jedes Wochenende sein.


LG Christina

Birgit

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Re: Kann ein Reiseziel "zu nah" sein?
« Antwort #7 am: 25. November 2019, 18:58:46 »
Hmmm, Gabi, wenn du Ladakh und Bhutan erwähnst in dem Zusammenhang, steckt dahinter hoffentlich nicht die Annahme, ich suche mir diese Ziele, nur weil sie geografisch weit weg sind?  :totlach:

Für mich ist ein exotisches Reiseziel (exotisch im Sinne von: Da waren noch nicht so viele) in jedem Fall spannend. Ich mag es halt mir selbst Ecken zu erschließen. Da waren mir aber zu Beginn der 90er die Ex-DDR und die tschechischen Bäder ebenso recht wie Syrien und Jordanien. Und Polen und Rumänien vor einigen Jahren fand ich toller als Malaysia, das ist also keine Frage der Entfernung.

Ist doch immer die Frage, was man von einer Reise will. Indien gibt es nun mal leider nur in Indien, 8 Flugstunden entfernt. Oder warum "leider"? Die Unterschiede in der Denke und der Kultur wären mit Sicherheit kleiner, wenn durch räumliche Nähe mehr Einflüsse bestehen würden? Andererseits hat Nepal mich bei weitem nicht so gepackt wie Indien, obwohl es benachbarte Länder und beide etwa gleich weit von Deutschland entfernt sind ... Hm... Grübel...

Aber wenn jemand wirklich nur am Strand liegen und Wassersport machen will, ist es meiner Meinung nach wirklich maximal eine Frage der Reisezeit, ob der Robinson-Club in Griechenland ist, auf Gran Canaria  oder auf Yucatan. Im Gegenteil, mir blutet wirklich immer das Herz und ich bin eher fassungslos, wenn das Erlebnis der fremden Kultur sich ausschließlich auf Variationen auf dem Buffet bezieht und auf das abendliche Unterhaltungsprogramm am Pool.

In Bezug auf das konkrete Zitat "Gran Canaria ist mir zu nah", sollte damit tatsächlich nur räumliche Distanz gemeint sein, Daumen runter. Sollte damit gemeint sein "nicht spannend genug, weil ich eine andere Kultur erleben will", kann ich es nachvollziehen.

Birgit

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Re: Kann ein Reiseziel "zu nah" sein?
« Antwort #8 am: 25. November 2019, 19:03:47 »
Nachvollziehen kann ich aber durchaus solche "Once in a Lifetime"-Ereignisse, wenn beispielsweise ein eingefleischter Alpenwanderer für sich sagt, als Hochzeitsreise will er mal eine ganz andere Welt erleben und gaaaaaaanz weit weg und daher den Urlaub auf den Malediven bucht.

Silvia

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Re: Kann ein Reiseziel "zu nah" sein?
« Antwort #9 am: 27. November 2019, 08:43:01 »
...und jemand antwortet: "Gran Canaria ist mir zu nah"
Das ist so ein Kommentar typisch für unsere Zeit, es muss immer besser, höher, weiter sein.   >:(

Klar ich fahre auch gerne weit weg - aber die Khmer haben ihre Tempel leider in Kambodscha gebaut, die Serengeti liegt nun mal in Tansania und ich liebe es die unterschiedlichsten Landschaften zu entdecken. Beruflich entdecke ich ständig neues in meiner Heimat und auch unsere Nachbarländer finde ich "entdeckungswürdig".