Autor Thema: Island 2020 – der Sommer des Regenbogens  (Gelesen 46185 mal)

Horst

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Re: Island 2020 – der Sommer des Regenbogens
« Antwort #75 am: 03. November 2020, 19:32:53 »
Hallo Silvia,
ja das ist ein toller Canyon und dieser Blick nur 5 Autominuten Gravelroad und 45min Wanderung von der Ringstraße entfernt.
Ich bin mit dem, was Du sagst, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod Dein Recht verteidigen, es zu sagen. Voltaire.

Horst

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Re: Island 2020 – der Sommer des Regenbogens
« Antwort #76 am: 03. November 2020, 19:54:27 »
10.Tag Donnerstag 27.8.2020


Tanz auf dem Vulkan






Nicht wenige Reisende beschränken sich bei einem Islandbesuch auf den Süden – mit schönen Wasserfällen, Küsten, Gletschern und Gletscherlagune. Wer also nicht in den Norden reist verpasst so einiges, u.a. die vielleicht eindrucksvollste Kurz-Wanderung die man auf der Insel machen kann. Aber der Reihe nach.






Zunächst geht es heute in den nördlichsten Teil des Vatnajökulsþjóðgarður oder Vatnajökull Nationalpark, zu dem heute auch der Jökulsarglijufur Canyon gehört – den wir heute erleben möchten.

Von unserem Standortquartier am Myvatn erreicht man den Park über die Ringstraße auf zwei Straßen – eine rauhe Piste (862) östlich des zweitlängsten Flusses Islands der Jökulsá á Fjöllum und eine geteerte westlich (864). Wir wählen die Teerstraße.





Nach 20 Minuten Fahrt von der 1 erreichen wir einen Parkplatz und laufen die letzten paar hundert Meter zu Europas kraftvollstem Wasserfall – dem Dettifoss.






44m hoch und 100m breit sagen wenig über das aus was uns hier erwartet.






Man steht so nah an den Fällen die hier in die Schlucht des Jökulsarglijufur Canyons stürzen, dass Regenjacke vielleicht vor der Gischt des Wasserfalls schützen aber nicht gegen das intensive Gefühl, dass man so nah an diesen Wassermassen empfindet. Brüllend stürzt der Dettifoss in die Tiefe. Eine gewaltige Wassermasse, im Sommer etwa ein Million Liter pro Sekunde. Der Boden scheint zu beben. Man fühlt sich regelrecht eingeschüchtert.






Dieser Wasserfall zieht uns wie magisch in seinen Bann und strahlt eine Kraft aus, wie man sie nur ganz selten erlebt.







Einen anderen Eindruck vermittelt der nur wenige hundert Meter entfernte Selfoss.






Nur 10 Meter hoch und doch mit seiner Hufeisenform ein echter Hingucker – eigentlich ist der Selfoss der schönere Wasserfall. Aber um Schönheit geht es ja auch nicht beim berühmten Nachbarn Dettifoss.






In der Nähe gibt es noch einen weiteren Wasserfall zu dem man fahren kann – oder eigentlich könnte. Das Auto das Parkrangers versperrt die Zufahrt. Auf Nachfrage erfahren wir von Filmdreharbeiten am Canyon bzw. Wasserfall und dass wir in gut einer halben Stunde passieren könnten. Wir machen in der Zwischenzeit ein paar Herbstlaubaufnahmen am Fluß und dürfen beim zweiten Mal passieren.







Der Hafragilsfoss mit seinen 27 Metern Fallhöhe ist der zweithöchste des gesamten Flusssystems.






Vor allem der Blick in den Canyon ist hier besonders lohnend.





Von oben sehen wir auch die Filmcrew mit Hubschrauber.
Island ist bei Filmproduzenten äußerst beliebt – fast alle warten schon da, von Batman bis James Bond.











Der Ranger besucht uns am Canyon und verrät, dass die Crew im Canyon einen Film bzw. Serie mit Hollywood Star Will Smith dreht. Aha – dann wahrscheinlich was mit Außerirdischen …





Irdische Genüsse finden wir am Myvatn. Es ist mal wieder Zeit für eine feine Tasse Kaffee. Die gibt es zum Beispiel an der Vogafjós Farm ...







... und den Blick durch Glasscheiben vom Café auf die Kühe der Farm gleich dazu.






Das Vulkansystem der Krafla beherrscht mit einer Höhe von 818 m die Mývatn-Region Norden Islands. Unter dem Zentralvulkan befindet sich in einer Tiefe von etwa 3 km eine Magmakammer. Das Krafla-Vulkansystem ist bereits vor mehr als 200.000 Jahren entstanden.





Die letzten großen Eruptionsphasen gab es zwischen 1724 und 1729 und von 1975 bis 1984.





Direkt neben dem Zentralvulkan liegt der Explosionskrater Viti, „die Hölle“. Dieser Krater entstand 1724 durch eine gewaltige hydromagmatische Explosion, mit der die fünfjährige Eruptionsphase der Mývatn-Feuer begann. Da die Isländer seinerzeit wegen der gewaltigen Explosion glaubten, die Hölle öffne sich, erhielt der Krater, der heute mit Wasser gefüllt ist, seinen Namen.






Der Leirhnjúkur ist ein Vulkan der zum Kraflasystem gehört und liegt gleich gegenüber dem Viti-Krater.






Von hier startet eine kurze aber sehr eindringliche Wanderung durch das Vulkan-Gebiet.











Schon nach wenigen hundert Metern vorbei an hügeliger Mooslandschaft ...




... erreichen wir den Fuß des ockerfarbenen Vulkanberges Leirhnjúkur.





Eine Gruppe junger Leute steht gefährlich nah an den bunten trockenen Solfatarspalten des Berges. Zu nah einmal, weil man so viel zerstören kann und andererseits, da es nicht ungefährlich ist.





Auf dem Weg kommen wir an den recht jungen Leuten vorbei, die aus Deutschland kommen und mit ihren Äußerungen den Eindruck vermitteln, dass sie wenig Ahnung von der isländischen Natur haben, dafür umso mehr von Instagramm und Facebook – denn es geht nur darum, wie man die Fotos dort plazieren kann.










Der Weg passiert eine große blaue Quelle die an ihren Rändern herrlich von allen farbgebenden Solfataren eingerahmt ist.









Ich mache gerade eine Filmaufnahme, als ich im Augenwinkel wahrnehme wie einer aus der Gruppe der jungen Deutschen über die Absperrung schnurstracks auf die heiße Quelle zumarschiert. Ich will noch rufen, dass er ein Idiot ist und stehenbleiben soll, da ist es schon passiert. Mit beiden Beinen sinkt er in den Boden ein und verbrüht sich die Füße. Springend wie ein Duracellhase und dabei schreiend wie am Spieß rennt er ziellos an seiner Gruppe vorbei. Eines der Mädchen kommentiert, dass die Absperrungen und die Temperaturanzeigen 80-100° wohl doch ihren Sinn hätten …






Jetzt beginnt der eigentlich starke Teil des Trails.





Der Weg führt durch die junge Vulkanregion deren Lavafelder und Abgase der Ausbrüche von vor 40 Jahren zutiefst intensive Eindrücke hinterlassen.















Alleine für diesen Weg, den ich nun schon viermal gewandert bin (und der für mich zu Island gehört wie die Eislagune oder der Strokkur-Geysir), lohnt es sich schon in den Norden Islands zu kommen.

























Also wieder ein Tag mit herrlichen Eindrücken – praktisch windstill, trocken, Island präsentiert sich wettertechnisch untypisch – aber wir nehmen es gerne weiter so hin. ;)



Übernachtung: Elda Guesthouse, Reykjahlíð
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Susan

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Re: Island 2020 – der Sommer des Regenbogens
« Antwort #77 am: 03. November 2020, 21:51:21 »
Zitat
Ich mache gerade eine Filmaufnahme, als ich im Augenwinkel wahrnehme wie einer aus der Gruppe der jungen Deutschen über die Absperrung schnurstracks auf die heiße Quelle zumarschiert. Ich will noch rufen, dass er ein Idiot ist und stehenbleiben soll, da ist es schon passiert. Mit beiden Beinen sinkt er in den Boden ein und verbrüht sich die Füße. Springend wie ein Duracellhase und dabei schreiend wie am Spieß rennt er ziellos an seiner Gruppe vorbei.

 :hammer:  Ob die das wohl auch auf Instagram gepostet haben?

Die Wasserfälle und die Vulkanlandschaft sind wieder sehr beeindruckend
Liebe Grüße
Susan


Silvia

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Re: Island 2020 – der Sommer des Regenbogens
« Antwort #78 am: 04. November 2020, 12:55:16 »
... über die Absperrung schnurstracks auf die heiße Quelle zumarschiert.
Bei so was platzt mir echt immer der Kragen  >:(     .... ausnahmsweise bekam er auch gleich die Quittung dafür.  Ehrlich gesagt wäre ich auch dafür ihm noch ne saftige Geldstrafe aufzubrummen.

Schon vorher an den Solfatarspalten - wie du schon sagtest - viel zu nahe    :hammer:   Warum kann man denn nicht auf dem Weg bleiben  :'(


So, genug geärgert, jetzt erfreue ich mich lieber an den herrlichen Wasserfällen und dem Vulkangebiet. Ich erinnere mich beim Rundweg Leirhnjúkur an das Gefühl über einen Boden mit Fußbodenheizung zu laufen... die Füße waren ständig herrlich warm  ;D    ... den Fotos nach zu urteilen dampft und stinkt es dort immer noch ... das ist wenigstens ein kleiner Vorteil vom virtuellen Reisen

Christina

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Re: Island 2020 – der Sommer des Regenbogens
« Antwort #79 am: 04. November 2020, 19:49:22 »
Ein sehr erlebnisreicher Tag im Norden.

Die vielen in Island gedrehten Filme haben ja leider auch zum Island Boom beigetragen.

Schön, dass es ausnahmsweise mal jemanden, der sich nicht an die Wegvorgaben gehalten hat, schmerzhaft getroffen hat. An der Ostsee im September ließ jemand sein Kind fröhlich über die dem Hochwasserschutz dienenden Dünen zwischen Strand und Weg springen, obwohl eingezäunt und zahlreiche Schilder, die erklären wie fragil die Dünen sind. Ich hätte fast was zu diesem Vater gesagt, hab's mir dann aber doch verkniffen, man erhält ja doch nur eine pampige Antwort.

Ich wäre ja auch so eine gewesen, die den Norden ausgelassen hätte :), aber wie bei jeder Reise gab es auch hier das Problem zu wenig Zeit für zu viele Ziele. Und ich bin eher jemand, der sich mehr Zeit für einzelne Ziele nimmt. Wobei ich beim Lesen von Reiseberichten und in den Islandforen eher den Eindruck hatte, dass (zu) sehr viele Leute versuchen, auch bei sehr kurzem Urlaub, die gesamte Ringstraße zu fahren. Wobei die dann vermutlich aus Zeitmangel nach dem Blick auf Dettifoss und Selfoss weiterfahren. 


LG Christina

Silv

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Re: Island 2020 – der Sommer des Regenbogens
« Antwort #80 am: 04. November 2020, 20:16:32 »
... über die Absperrung schnurstracks auf die heiße Quelle zumarschiert.
Bei so was platzt mir echt immer der Kragen  >:(     .... ausnahmsweise bekam er auch gleich die Quittung dafür.  Ehrlich gesagt wäre ich auch dafür ihm noch ne saftige Geldstrafe aufzubrummen.

Ja, mir auch. Wahrscheinlich prahlt er noch damit vor seinen Freunden... >:( Aber solche Idioten wird es immer wieder geben...

Ich muss sagen, mir gefällt Island richtig gut.  :)
Liebe Grüße
Silvia

Horst

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Re: Island 2020 – der Sommer des Regenbogens
« Antwort #81 am: 06. November 2020, 19:26:54 »
Ich wäre ja auch so eine gewesen, die den Norden ausgelassen hätte :), aber wie bei jeder Reise gab es auch hier das Problem zu wenig Zeit für zu viele Ziele. Und ich bin eher jemand, der sich mehr Zeit für einzelne Ziele nimmt. Wobei ich beim Lesen von Reiseberichten und in den Islandforen eher den Eindruck hatte, dass (zu) sehr viele Leute versuchen, auch bei sehr kurzem Urlaub, die gesamte Ringstraße zu fahren. Wobei die dann vermutlich aus Zeitmangel nach dem Blick auf Dettifoss und Selfoss weiterfahren. 
Na ja klar, es kommt sicher vor, dass eine Islandtour zum abhaken von Highlights verkommt.
Das liegt natürlich an jedem selbst sein Tempo und seine Schwerpunkte zu wählen. Ich finde es immer wieder schön, das Islnd eben für viele Reisen gut ist und man sich das heraussuchen kann, wozu man Lust hat.
Im übrigen wem das Fahren auf Hochlandstraßen nicht ganz geheuer ist, kann auch Tagestouren mit Veranstaltern buchen, die den Fahrteil dann übernehmen.
In jedem Fall bin ich ein Fan des Isländischen Nordens - auch weil der eben nicht ganz so stark frequentiert ist wie die Südküste.
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Horst

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Re: Island 2020 – der Sommer des Regenbogens
« Antwort #82 am: 06. November 2020, 20:16:02 »
11.Tag Freitag 28.8.2020


Der Warmwassertag


Für unsere sonstigen Reisegewohnheiten waren wir bisher auf dieser Tour sehr wenig an der Küste. Das soll sich heute ein wenig ändern.





Etwa eine halbe Stunde dauert die Fahrt von Reykjahlíð am Myvatn ...





... nach Husavik und an den atlantischen Ozean.














Die an der Skjálfandi-Bucht im Norden Islands auf der Halbinsel Tjörnes gelegene Stadt ist heute eines der wichtigsten Zentren der Walbeobachtung.





Die für die Wale perfekten Bedingungen in der Bucht Skjälfandi ermöglichen bei den Whalewatching-Touren in Húsavík eine erstaunliche Erfolgsquote von 98%. Hauptsächlich Minkwale, Tümmler, Buckelwale und Pottwale können in Húsavík beobachtet werden. Mit etwas Glück auch Orcas und die seltenen riesigen Blauwale.






Am Hafen von Húsavík tobt in den Sommermonaten normalerweise das Leben. Ausflugsboote kommen und gehen, Heerscharen von Touristen tummeln sich an den Ticketschaltern und um den Hafen und heute nun einige Tage nach den veränderten Einreisebedingungen?
Es scheint, selbst wenn jemand eine Spendentombola fürs deutsche Finanzamt veranstalten würde, wäre mehr los. Der Hafen ist fast menschenleer. Die Leute in der Tourismusindustrie, die es dieses Jahr sowieso schwer hatten, können einem leid tun, wie natürlich anderswo auf der Welt in diesem Jahr auch. Eine ganze Branche kämpft ums Überleben.








Eine inzwischen geteerte Straße führt (und das ist der Grund des Asphalts) zu einem Kraftwerk in dessen Nähe sich das Heißquellengebiet Theiste befindet.












Für mich ein kleines Schlaraffenland meiner geliebten heißen Quellen verteilt auf mehrere Locations an einem Hang.





Überall dampft es ...






...und die Quellen sind von quietschbunten Farbteppichen umgeben.





































Die folgenden 2 ½ Stunden vergehen wie ein paar Augenblicke. Sollte das hier in der Zukunft so toll bleiben wie es ist, eine absolute Empfehlung für Fans dieser blubbernden und rauchenden Naturerscheinungen.

Ein :danke: an der Stelle auch mal an meine Freunde Isa & Steffen, die mir neben einigen anderen Orten wie den Raudibotn auch dieses Gebiet ans Herz gelegt haben.






Auf der Rückfahrt von Husavik an den Myvatn, gibt es mal wieder einen Regenbogen zu bestaunen, fast schon wie ein Freund, der uns auf dieser Reise begleitet und immer wieder auftaucht.






Am Myvatn haben wir noch Lust ein paar Schritte zu gehen und wählen den Spazierweg von Dimmuborgir – deren Felsen man auch die schwarzen Burgen nennt. Auf ca. 2,3 Kilometern führt der berühmte Kirchrundweg in etwa einer Stunde an den schönsten Lavaskulpturen vorbei. Dimmuborgir gilt als Heimat von Elfen und Trollen und wer Glück hat entdeckt vielleicht einen davon auf den zahlreichen Wanderwegen durch das Gebiet.






Die schwarzen Burgen kann man am besten gegen das Licht fotografiert nachempfinden.







Der große Wächter der Burgen scheint ein großer Krater zu sein, der Hverfjall, an den uns unser Regenbogen begleitet.



Auf dem für Geh-Behinderte ausgebauten Weg spaziert man durch die Lavafelsgebilde, ...






...die auch die eine oder andere Öffnung in den Skulpturen zur Schau stellen.





Gatklettur heißt diese Felsöffnung.



















An der “LavaKirkja” lässt sich sogar ein richtiges Portal bewundern. Irre was der Natur so alles einfällt.





Volltreffer - so haben wir kurz vor Ende des Trails doch noch einen Troll vor die Kamera bekommen.





Danach fahren wir die den See umrundende Straße noch etwas nach Süden, bis zu den Lavasteinskulpturen von Kalfaströnd. Einzeln oder zusammenhängend und bewachsen ragen mehrere meterhohe Lavasäulen aus dem Wasser des Mývatn heraus.





Herausragend sind hier allerdings auch die Mückenschwärme, der Myvatn (My-vatn = Mücken-See) macht hier seinem Namen alle Ehre. Die Viecher stechen oder beißen zwar nicht aber diese Schwärme die in Ohren, Nase und Augen fliegen halten den Genuß der schönen Landschaft in Grenzen.

So trinken wir noch einen Kaffee auf der “Kuhfarm”, essen etwas in unserer Unterkunft und bereiten uns auf den geothermalen Abend am Myvatn vor, für den wir in Handtuch und Badeequipment brauchen – ja richtig – wir gehen in ein isländisches Naturbad.





Für 20 Uhr haben wir im Jarbodin Nature Bath nur 2 km von unserer Unterkunft entfernt 2 Tickets reserviert. Großartiges zu beachten gibt es nicht. Was soll man sagen – das Bad ist saucool und das bei diesem schön warmen Wasser.




Es gibt einige großzügig angelegte Becken, eine Sauna ...




... und am Beckenrand vom Wasser zugänglich ein Kabäuschen als "Bar" (!) (links im Bild) mit Zapfhähnen – also Bier vom Faß – so daß die Isländer mit ihrem meist leeren Bierbecher ständig zu dieser besonderen Quelle strömen um für Nachschub zu sorgen. Das Bad ist gut gefüllt – wenn auch scheinbar nur mit Isländern die im Moment die fast einzig Verbliebenen Reisenden zu sein scheinen.




So geht auch dieser Tag mit vielen klasse Eindrücken zu Ende.

Morgen verlassen wir den Myvatn, bleiben aber noch etwas im Norden der Insel.


Übernachtung: Elda Guesthouse, Reykjahlíð
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Heike Heimo

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Re: Island 2020 – der Sommer des Regenbogens
« Antwort #83 am: 07. November 2020, 07:36:59 »
Tolle Eindrücke von der Umgebung von Myvatn. Jetzt sehe ich wie es hier bei Schönwetter aussieht. Ihr hattet bisher unglaublich großes Glück mit dem Wetter. Wir hatten beim Myvatn leider in Sommer Sturm, Regen und Temperaturen von höchstens 4°C 
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Horst

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Re: Island 2020 – der Sommer des Regenbogens
« Antwort #84 am: 07. November 2020, 10:02:43 »
Tolle Eindrücke von der Umgebung von Myvatn. Jetzt sehe ich wie es hier bei Schönwetter aussieht. Ihr hattet bisher unglaublich großes Glück mit dem Wetter. Wir hatten beim Myvatn leider in Sommer Sturm, Regen und Temperaturen von höchstens 4°C
Wir hatten definitiv unglaubliches Glück mit dem Wetter. Auch so windstill habe ich es im Norden (auch im Vergleich mit Schottland und Irland und frühren Island Reisen) noch nicht erlebt.
Schlechtes Wetter am Myvatn ist dagegen eher Pech, denn der Norden gilt allgemein wetterstablier als der Süden.
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Horst

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Re: Island 2020 – der Sommer des Regenbogens
« Antwort #85 am: 08. November 2020, 19:21:01 »
12.Tag Samstag 29.8.2020


Wasserfälle, Götter und ein bisschen Torf





Zum letzten Mal brechen wir vom Elda Guesthouse in Reykjahlíð auf ...





... und fahren entlang der Ostseite des Myvatn Sees nach Süden.












Island hat etwa 200 Vulkane die zu 30 Vulkansystemen gehören. An der Südseite des Myvatn-Sees gibt es eine vulkanische Besonderheit die eigentlich nicht dazu gehört – die Pseudokrater. Hier überfloß die Lava eines Ausbruchs ein Sumpfgebiet. Der entstehende Dampf sammelte sich zunächst unter der Lava und durchbrach schließlich in Explosionen die Lavadecke. Dabei wurden kraterförmige Öffnungen in die Lavadecke gesprengt. Die Krater standen also niemals mit einer Magmakammer in Kontakt und haben auch nie selbst Lava gefördert. Sie werden deshalb als Pseudokrater bezeichnet.






Weniger Pseudo sind die Mücken – die stehen schnell in enger Verbindung mit Nasen und Ohren und es scheint unmöglich ein Foto zu machen ohne schwarzen Fleck einer oder mehrerer dieser unerwünschten Flugkörper auf das Foto zu bekommen.






Also schnell weiter zu einem echten Touristen-Magneten an der Ringstraße etwa eine Stunde nach Westen entfernt – der Wasserfall der Götter – der  Goðafoss mit seinem Canyon.





Einige Wasserfälle in Island sind mit Sagen und Geschichten verbunden. Eine besonders alte Sage rankt sich um den Goðafoss im Norden Islands. Sie reicht zurück ins Jahr 1000, als die Isländer den christlichen Glauben annahmen und ihre heidnischen Götter aufgeben sollten.
Der norwegische König Olav I. trieb die Christianisierung Skandinaviens voran. Den Isländern soll er mit dem Stopp der Holzlieferungen gedroht haben, wenn sie nicht zum Christentum übertreten würden. Auf diesen Druck hin entschieden die Isländer im Jahr 1000 auf einem Althing (Versammlung) in Þingvellir, das Christentum als Staatsreligion anzuerkennen und sich taufen zu lassen. Wobei sie eine salomonische Entscheidung trafen: Sie wurden Christen, aber im privaten Bereich durfte man seinen alten, nordischen Glauben weiterhin praktizieren.





Um die Annahme des Christentums als allgemeine Religion zu unterstreichen, soll der Gode Þorgeir Ljósvetningagoði Þorkelsson die letzten heidnischen Götterbilder in einen Wasserfall geworfen haben. Seitdem trägt dieser Wasserfall den Namen Goðafoss.




Dem Goðafoss kann man sich sowohl vom Westufer als auch vom Ostufer aus nähern – beide Seiten sind inzwischen auch für Gehbehinderte ausgebaut und bieten viele schöne Perspektiven auf den 158m breiten und 12m hohen Wasserfall des Flusses Skjálfandafljót und die Basaltsäulen durch die sich der Fluß gearbeitet hat.





Am Wasserfall gibt es eine Versorgungsstation, die sowohl unseren Vitra als auch uns mit der jeweils passenden Flüssigkeit etwas Gutes tun kann. Dann machen wir uns auf in die Hauptstadt des Nordens – nach Akureyri.






Blick auf den Fjord von Akureyri






Akureyri ist nicht nur die viertgrößte Stadt Islands und wichtiger Standort der Industrie des Landes, die Stadt wurde auch durch eine abwechslungsreiche Geschichte geprägt, die sich in den historischen Gebäuden wiederspiegelt. Akureyri ist umgeben von dem weit ins Land reichenden Fjord Eyjafjörður, der Halbinsel Tröllaskagi und südlich gelegenen Siedlungen, Bergen und Flüssen.





Akureyri ist zwar bemessen an den Einwohnerzahlen (18.191) „nur“ auf dem vierten Platz, besitzt nach der Hauptstadt Reykjavík (130.345) und deren Großraum (Kópavogur 33.205, Hafnarfjörður 27.357) aber die höchste wirtschaftliche sowie kulturelle Bedeutung des Landes – vor allem für den Norden.













Ein Wahrzeichen der Stadt ist die Akureykirkja ...







... und eine Besonderheit sind die Ampeln, bei denen das Rot von Herzen kommt.







Zwar meistens trocken - aber kein dolles Wetter - heute müssen wir uns mit diesem Regenbogen begnügen.








Danach gibt es mal einen kleinen Regenguss - aber als wir Richtung des Mueumshofes Glaumbær fahren, hat es sich wettertechnisch schon wieder beruhight.






Der Bauernhof Glaumbær ist einer der am besten erhaltenen Höfe, die in der für Island typischen Torfbauweise errichtet wurden.







Bis Ende des 19 Jahrhunderts war dies der typische ländliche Baustil. Holz stand als Baustoff nur in begrenzter Menge zur Verfügung. Die tragende Konstruktion wurde häufig aus Treibholz errichtet, da es durch die Einwirkung des Meerwassers sehr haltbar war. Die Außenwände bestanden aus dicken Torfschichten, das Dach war mit Gras gedeckt.





Torf ist unter den klimatischen Bedingungen Islands ein haltbarer Baustoff, die Konstruktionen überdauerten ohne Probleme 100 Jahre. Voraussetzung war allerdings die richtige Technik. Die Wände wurden meistens im Fischgrätenmuster aufgeschichtet, was ihnen die nötige Stabilität verlieh.




Besonders wichtig war der richtige Neigungswinkel des Grasdaches. Bei zu flacher Konstruktion staute sich das Wasser und drang durch das Dach ins Innere des Hauses, im schlimmsten Fall konnte das Dach unter der Last der vollgesogenen Grassoden sogar zusammenbrechen.
War der Winkel des Daches zu groß, bildeten sich bei trockener Witterung Risse und das Dach wurde undicht.



















Wir unterstützen die isländische Gastronomie und gönnen uns in der wunderschönen Gaststube des Museums eine heiße Schokolade mit Sahne. Mit der Bedienung kommen wir ins Gespräch. Der Norden wäre weniger von dem quasi-Touristen-Lockdown betroffen als der Süden, weil der Großteil der Touristen (vor allem die Asiaten mit ihren Kurzreisen) sowieso im Süden unterwegs ist und der Norden es gewohnt ist, mehr von den Einheimischen besucht zu werden.
Auch das Isländische Schulsystem ist interesant. Viele Schüler die auf weit versprengten Höfen leben, gehen über die Woche in eine Art Schulinternat wo sie übernachten. Der Staat unterstützt auch die isländschen Studenten, finanziert z.B. Auslandsstudienaufenthalte, wo die Studenten viel mitbekommen und in die heimische Wirtschaft einfließen lassen sollen.





Wir fahren wieder nach Süden.






Der Tag begann mehr oder weniger mit einem tollen Wasserfall und er soll auch so enden – wenn auch mit einem weniger prominenten.
Südlich von Varmahlíð  führt eine zunächst geteerte Strasse am Ende ungeteert zu einem Parkplatz. Von hier geht man etwa 500 m ...





... und erreicht den 20m hohen Reykjafoss, ...






... wo der Fluss Svartá über mehrere Stufen in einen Canyon stürzt.












Als Dreingabe findet man direkt oberhalb des Wasserfalls am Fluß den Fosslaug – eine heiße Quelle, die man zum Baden nutzen kann.







Mit den ersten Siedlern, den Wikingern und Kelten Mitte des 9. Jahrhunderts kamen auch die ersten Pferde auf die Vulkaninsel. Germanische und keltische Tiere wurden zu dieser Zeit gekreuzt und daraus entstand, die weltweit bekannte Rasse der Islandpferde, Isländer oder Islandponys, wie sie auch genannt werden.






Angepasst an die harten klimatischen Bedingungen des Landes sind diese Pferde sehr robust und auch vielseitig einsetzbar.Es wurde in der Zeit der Besiedelung von den Tieren erwartet, dass sie auch im Hochland ihre Arbeit erledigen und schwere Waren transportieren können. Dazu mussten sie zuverlässig in ihrer Tätigkeit und stark sein. Im Laufe der Jahre entwickelten die Islandpferde sich zu ausdauernden, leistungsstarken aber auch temperamentvollen Wesen mit vortrefflichem Orientierungssinn und Sehvermögen.






Die heute etwa 80.000 Islandpferde auf der Insel gehören zu der ältesten reinrassigen Pferdeart der Welt. Aber, hat ein Isländpferd jemals die Insel verlassen, darf dieses Pferd nie wieder auf die Insel zurück.






Bei Sauðárkrókur erreichen wir wieder die Küste ...






... und über die 764 den kleinen Weiler Rip, wo wir eine Hütte gemietet haben.






In der Kirche gleich nebenan könnten wir für wieder gutes Wetter eine Kerze anzünden…


Übernachtung: Farm Cottage Rip 1
Ich bin mit dem, was Du sagst, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod Dein Recht verteidigen, es zu sagen. Voltaire.

Susan

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Re: Island 2020 – der Sommer des Regenbogens
« Antwort #86 am: 08. November 2020, 22:10:26 »
Hach, so ein nettes heißes Bad könnte ich jetzt auch vertragen. Auf die Mückenschwärme verzichte ich aber dankend  ::)

Das waren wieder zwei schöne, abwechslungsreiche Tage. Von Akureyri hab ich schon mal was gehört, das müssten doch auch Kreuzfahrer anschippern?

Liebe Grüße
Susan


Isa

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Re: Island 2020 – der Sommer des Regenbogens
« Antwort #87 am: 08. November 2020, 22:41:40 »
Freu mich, dass es dir in Theiste so gefallen hat.  :knuddel:

Und apropos "Vogafjós Farm", das war so ziemlich der einzige Ort in Island, wo uns der Kaffee überhaupt nicht geschmeckt hat.  ;D
Die Milch hat so extrem nach Stall gerochen, dass der ganze Kaffee nur noch danach geschmeckt hat. Bei euch nicht?

Horst

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Re: Island 2020 – der Sommer des Regenbogens
« Antwort #88 am: 08. November 2020, 23:19:27 »
Von Akureyri hab ich schon mal was gehört, das müssten doch auch Kreuzfahrer anschippern?
Ja das haben Aida & Co auch im Programm, wobei das sicher keines der großen Ziele der Kreuzfahrer ist . Dieses Jahr natürlich generell nicht und ob und welche Reedereien nächstes Jahr überleben steht noch in den Sternen.



Freu mich, dass es dir in Theiste so gefallen hat.  :knuddel:

Und apropos "Vogafjós Farm", das war so ziemlich der einzige Ort in Island, wo uns der Kaffee überhaupt nicht geschmeckt hat.  ;D
Die Milch hat so extrem nach Stall gerochen, dass der ganze Kaffee nur noch danach geschmeckt hat. Bei euch nicht?
Kann ich gar nicht beantworten weil ich schon seit Jahren nur ganz selten etwas rieche. Ich finds auf jeden Fall witzig dort und der Laden hat eine gelungene Mischung aus Stil und Innovativität. Irgendwie typisch isländisch. Sowas fehlt uns hier mit unseren amerikanisierten Ketten, Ein-Euro-Shops usw.
Hoffe das bleibt (wenigstens) dort noch etwas erhalten.

Theiste sieht mich sicher wieder.  :D
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Rainer

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Re: Island 2020 – der Sommer des Regenbogens
« Antwort #89 am: 09. November 2020, 14:05:01 »
Ja das haben Aida & Co auch im Programm, wobei das sicher keines der großen Ziele der Kreuzfahrer ist

Ja, wir hatten es auf der Grönland Kreuzfahrt auch im Programm. Ich fand es als Ort nur "mittelmäßig", wir hatten auch nur so bedecktes Wetter dazu. Interessant war es für uns nur insofern, als dass Akureyri so weit im Norden liegt, dass es nur wenige Kilometer unterhalb des Polarkreises liegt. Ende Juni/Anfang Juli reicht das aus, dass es nicht mehr dunkel wird in der Nacht (sehr wohl verschwindet die Sonne, aber es bleibt dämmerig). Echte Mitternachtssonne hatten wir einige Tage später in Ilulissat, im Westen von Grönland und der nördlichste Punkt unserer Kreuzfahrt.

Sylvia hat damals (2017) auch eine Busfahrt auf Island ins Land mitgemacht und u.a. auch die Torfhütten besucht. Die sehen hier zwar so hübsch und wildromantisch aus, aber das muss wirklich die absolute Notlösung gewesen sein und es muss ziemlich feucht in den Häusern sein. Sehr ungesundes Klima. Man wohnt da nicht so schön, wie es den Eindruck von außen macht.