Autor Thema: Island 2020 – der Sommer des Regenbogens  (Gelesen 46276 mal)

Horst

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Re: Island 2020 – der Sommer des Regenbogens
« Antwort #90 am: 09. November 2020, 18:42:44 »
Ja, wir hatten es auf der Grönland Kreuzfahrt auch im Programm. Ich fand es als Ort nur "mittelmäßig", wir hatten auch nur so bedecktes Wetter dazu.
Fast alle Orte in Island sind bestenfalls mittelmäßig. Da kann man sich versorgen, findet sowas wie Werkstätten oder mal ne Buchhandlung, Restaurants usw. aber mehr darf man da nicht erwarten. Wer nach Island reist sollte das wegen der Natur tun. Noch auf dieser Reise waren wir in einem Ort, der für mich eine der seltenen Ausnahmen bildet.
Ich bin mit dem, was Du sagst, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod Dein Recht verteidigen, es zu sagen. Voltaire.

Christina

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Re: Island 2020 – der Sommer des Regenbogens
« Antwort #91 am: 09. November 2020, 20:17:20 »
Wieder zwei sehr schöne Tage mit viel Abwechslung. Sehr interessant auch deine ausführlichen Erklärungen z.B. zu den Islandpferden oder dem Pseudokrater.

Die Herz Ampeln sind ja eine nette Idee, auch grün und gelb ist in Herzform nehme ich an?


LG Christina

Rainer

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Re: Island 2020 – der Sommer des Regenbogens
« Antwort #92 am: 09. November 2020, 20:46:47 »
Fast alle Orte in Island sind bestenfalls mittelmäßig. Da kann man sich versorgen, findet sowas wie Werkstätten oder mal ne Buchhandlung, Restaurants usw. aber mehr darf man da nicht erwarten. Wer nach Island reist sollte das wegen der Natur tun.

Sicherlich ist das so, ohnehin für "Landurlauber". Aber als Kreuzfahrer hatten wir u.a. auch einen Aufenthalt in Seyðisfjörður (ha! ich kann das auch mit diesem Buchstabengewimmel!), das ist ein kleiner, aber schnuckeliger Ort an der Ostküste. Und mit dem Schiff durchfährt man vor Ankunft einen herrlichen Fjord, das ist dann natürlich ein Erlebnis, was Schiffen vorbehalten ist. Diesen Tag habe ich entsprechend in ganz anderer Erinnerung als Akureyri.

Horst

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Re: Island 2020 – der Sommer des Regenbogens
« Antwort #93 am: 09. November 2020, 22:08:23 »
In Seyðisfjörður ist es in der Tat wunderschön. Aber wie Du schon schreibst weniger wegen den paar netten Häusern am Hafen sondern vielmehr wegen der traumhaften Lage.
Auch die Straße die vom Ort hinauf in die Berge führt ist ein Erlebnis, gesäumt von wilden Berggipfeln und mehrfachen Wasserfällen. 
Ich bin mit dem, was Du sagst, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod Dein Recht verteidigen, es zu sagen. Voltaire.

Rainer

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Re: Island 2020 – der Sommer des Regenbogens
« Antwort #94 am: 10. November 2020, 13:11:40 »
gesäumt von wilden Berggipfeln und mehrfachen Wasserfällen.

Jetzt wo Du es erwähnst, genau das fällt mir dann auch wieder ein, die vielen vielen kleinen Wasserfälle an den Hängen, sieht hübsch aus. Wir sind da morgens entlanggetuckert (das Schiff fährt ja dann auch nur noch sehr langsam) und der Blick auf das kleine Dorf ist auch sehr schön. Wie immer hatten wir aber nur einige Stunden Zeit an Land, dann ging es wieder weiter. Nur in Ilullisat waren wir zwei Tage (damit wir auch eine Mitternachtssonne im Programm hatten).

Silv

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Re: Island 2020 – der Sommer des Regenbogens
« Antwort #95 am: 10. November 2020, 13:31:54 »

Volltreffer - so haben wir kurz vor Ende des Trails doch noch einen Troll vor die Kamera bekommen.

 :totlach:

Wieder schöne Tage mit tollen Bildern!
Liebe Grüße
Silvia

Horst

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Re: Island 2020 – der Sommer des Regenbogens
« Antwort #96 am: 10. November 2020, 17:58:35 »
Die Herz Ampeln sind ja eine nette Idee, auch grün und gelb ist in Herzform nehme ich an?
Nein Christina, Herzen sind doch immer rot.  ;)
Das war übrigens eine Idee eines Bürgermeisters von Akureyri, der den Menschen nach der für Island verheerenden Bankenkrise (inklusive Staatskrise) einen positiven Impuls geben wollte.
Ich bin mit dem, was Du sagst, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod Dein Recht verteidigen, es zu sagen. Voltaire.

Christina

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Re: Island 2020 – der Sommer des Regenbogens
« Antwort #97 am: 10. November 2020, 18:04:24 »
Die Herz Ampeln sind ja eine nette Idee, auch grün und gelb ist in Herzform nehme ich an?
Nein Christina, Herzen sind doch immer rot.  ;)
Das war übrigens eine Idee eines Bürgermeisters von Akureyri, der den Menschen nach der für Island verheerenden Bankenkrise (inklusive Staatskrise) einen positiven Impuls geben wollte.

Ah, ok, rote Herzen ;D So habe ich das gar nicht gesehen, ich dachte eher an die "'Ampelmännchen" die es in Deutschland ja in allen möglichen Formen gibt (bei uns in Worms ist es die Luther Figur) und dann bei rot und grün vorhanden sind.


LG Christina

Horst

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Re: Island 2020 – der Sommer des Regenbogens
« Antwort #98 am: 10. November 2020, 18:15:20 »
13.Tag Sonntag 30.8.2020


Das Klondike des Atlantiks







Eingebettet in die beiden Fjorde Eyjafjörður und Skagafjörður liegt Tröllaskagi – die bergige Trollhalbinsel die wir uns heute als Tagesprogramm vornehmen.





Eines schon mal vorneweg – der einzige Troll den es heute mal wieder zu bewundern gibt, ist der mit der roten Jacke.






Unsere Route führt uns zunächst an der Küste entlang.







Einige der nicht ganz 100.000 Islandponies auf der Insel.








Von der Straße auf dem Weg nach Hofsos (etwa 4km südlich davon) entdecken wir eine schöne, winzige Kirche zu der man durch ein Farmtor fahren kann.







Die Torfkirche Gröf stammt aus dem 17. Jh. und wurde 1765 als Kirche aufgegeben.







Kurz danach erreichen wir Hofsos. Direkt hinter dem Schwimmbad kann man einen Weg hinab zu einem Aussichtspunkt auf die Küste folgen und die vielen Basaltsäulen bewundern, ...






... die hier der Brandung trotzen.


















Von der Straße um die Insel ...







... zweigt die ungeteerte 82 in die Hochebene ab. Die landschaftlich starke Route führt zunächst zum Stiflavatn – einem von hohen Bergen eingerahmten See.






Schroffe Berge,...




... liebliche Flusstäler ...







... und Wasserfälle prägen die Eindrücke der Strecke.









Absolut klasse – eben Island pur.






Wir erreichen die Küste und finden den Migandi Wasserfall, der über die Klippen der Küste ins Meer stürzt. Danach geht es durch einen einspurigen Tunnel. Etwas ungewohnt, zumal bei der Vorstellung wenn hier zwei Fahrzeuge steckenbleiben, sollte man in der nächsten Zeit nichts Wichtiges vor haben ...






Weiter nach Norden kommen wir nach Olafsfjördur an einem langen Fjord, ...





... ein Ort der für den Fischfang steht aber wohl schon bessere Tage gesehen hat.





Im originellen Kaffi Klara erzeugen wir etwas Umsatz. Danach geht es durch einen langen zweispurigen Tunnel und noch einen kurzen einspurigen Tunnel ...






... nach Siglufjördur.







Das isländische Fischerdorf Siglufjörður war arm und reich und wieder arm.





Das Leben war mühselig und zugleich dekadent. Als die Heringe ausblieben, zogen die Menschen fort und der Ort zerfiel – bis der Unternehmer Róbert Guðfinnsson ein Vermögen investierte.






Wir parken unseren Vitara und schlendern durch den Ort, der uns richtig gut gefällt.








Die Lage an einem von hohen Bergen eingerahmten Fjord ist aber auch traumhaft schön.












Dieses Lage war früher eher ein Fluch. In den Wintermonaten war Siglufjördur regelrecht von der Außenwelt abgeschnitten.







Besonderer Blickfang ist ein Hotel am Hafen,...






... das mit Geschmack und Stil in den Ort eingepasst wurde.

Wir fotografieren gerade, als uns ein Mann aus dem Hotel entgegen kommt. Der Mann bleibt bei uns stehen und wir kommen ins Gespräch. Zunächst plaudern wir über das Hotel, den Ort, Island und plötzlich erzählt uns der Mann, dass er dieses Hotel gebaut hat und hier in der Biotec-Branche tätig ist. Er fragt mich nach meiner Mailadresse und er schickt mir über sein Handy einen Artikel aus der FAZ über seinen Ort – und über ihn – über Róbert Guðfinnsson – denn dieser Millionär der 35 Millionen Euro in seinen Heimatort investiert hat, steht gerade vor uns und wir unterhalten uns mit ihm wie mit jedem anderen Isländer den wir auf dieser Reise getroffen haben – und die Isländer sind unaufdringlich – aber wenn man sie anspricht immer herzlich, freundlich, gelassen, sehr offen, klug und pragmatisch.Ich kann mir nicht vorstellen, dass man einen Isländer um Unterstützung bittet und diese nicht bekommt. Genauso wirkt auch Róbert Guðfinnsson auf uns. Auf ihn scheint auch zuzutreffen was man oft über Isländer sagt – sie springen ins Wasser um zu sehen, ob sie schwimmen können.
Genau das hat Róbert Guðfinnsson auch mit seiner scheinbar verrückten Investition in seinem Heimatort getan.







Siglufjördur – dieser Ort, 40 Kilometer vom Polarkreis entfernt, erlebte die Geschichte vom Aufstieg und Fall einer Boomtoown in Island. Eine Geschichte von Armut und Fleiß, von Aufstieg, Wohlstand, Reichtum und plötzlichem Verfall.
Doch die Geschichte von Siglufjördur hat trotzdem auch ein tröstliches, Ende, weil ein Einzelner einen Unterschied machen kann.






Außerhalb von Island kennt Siglufjördur kaum jemand. Zu höheren Bekanntheitsgrad gab es vor gut hundert Jahren auch keinen Anlass – damals war die Bevölkerung hier so arm, dass man die eigenen Kinder mangels Nahrung im Schnee ausgesetzt hat. Später wurde die Stadt auf der Halbinsel Tröllaskagi, 400 Kilometer nördlich von Reykjavik, berühmt.





Wer in den 1960er-Jahren mit Fischerei zu tun hatte, kannte Siglufjördur: Die Stadt war die Welthauptstadt der Heringfischerei, das "Klondike des Atlantik". Denn in jener Epoche, die in der isländischen Geschichte "das große Heringabenteuer" heißt (1944 – 1968), herrschte hier Goldgräberstimmung: Hering-Spekulanten machten Vermögen. Zehntausende fanden Arbeit auf Fangschiffen, in fünf Heringsfabriken oder an den 25 Einsalz-Stationen. Das Meer schien unerschöpflich – und die Welt brauchte Fett. Der Fisch wurde gegessen, sein Öl kam in Tierfutter und Seife. Sogar die Erdölwirtschaft rechnete in Heringen. Bis heute: "Barrels" (158,99 Liter) sind alte Heringfässer. Nachdem Island 1944 unabhängig wurde, kamen bis zu 35 Prozent der Exporteinnahmen aus dem Heringhandel. Gut 20 Prozent der Welt-Heringe stammten aus Island. Siglufjördur war Islands Hering-Hauptstadt: 400 Fischerboote waren hier registriert.






Das einstige Nest wuchs auf 3000 Einwohner und war die fünftgrößte Stadt Islands. Zur Hauptsaison arbeiteten hier 13.000 Menschen. Der Fisch brachte Wohlstand und Wachstum. Flotte, Fangtechniken und Verarbeitung wurden besser und besser. Man wollte und holte mehr aus dem Meer. Dass Wachstum immer endlich ist, war kein Thema. Bis es vorbei war. Von einem Tag auf den anderen. 1968 waren die Heringschwärme verschwunden. Dort, wo seit Menschengedenken zu Beginn der Fangsaison riesige Schwärme waren, war nichts. Und kam auch nichts - das "Heringabenteuer" war vorbei.






Die Leute in Siglufjördur erlebten, was "Überfischung" heißt. Für die Natur – und den Menschen: "Islands Gold" war weg – das "Klondike des Atlantiks" würde den Gold-Rush-Städten folgen und zur Geisterstadt werden.






Siglufjördur starb. Anfang der 80er-Jahre lebten hier gerade mal 1000 Menschen.






Man hatte sich damit abgefunden: Die Stadt, die nur im Sommer am Landweg erreichbar war, hatte sich aufgegeben. Winterstürme hatten die Piers zerstört, viele Häuser standen leer und verfielen. „Ältere Besucher erzählen, dass Siglufjörður damals die hässlichste Stadt Islands war“.
Einer, der sich gut an diese dunkle Zeit erinnert, ist Róbert Guðfinnsson. Zwölf Jahre alt war er, als die Heringe in seiner Heimatstadt ausblieben. Róbert Guðfinnsson verdankt sein Vermögen Fischfarmen in Kroatien, New Mexico und Arizona. Er verkaufte seinen Besitz und investierte ab 2008, dem Jahr der Bankenkrise, 35 Millionen Euro in seinen Heimatort Siglufördur. Neben dem Hotel, Restaurants & Cafes gründete er hier eine Bio-Tec-Firma, die aus dem Abfall von Krabbenschalen Anti-Aging-Pillen herstellt. Letzteres scheint richtig gut zu funktionieren, denn daraus entstanden viele Arbeitsplätze, eine “saubere Industrie”, die wieder junge Leute als Arbeitskräfte an den Fjord an der Halbinsel Tröllaskagi gelockt hat.

Siglufjördur war auch schon Filmort und zwar für die erfolgreiche Serie “Trapped”- ein düsterer Islandkrimi, der sich die einstige Abgeschiedenheit des Ortes zum Thema macht.
All das wussten wir nicht, als wir unbedarft hierher gefahren sind. Das macht Reisen für mich so spannend – Erlebnisse und Eindrücke die faszinieren, verwundern, nachdenklich stimmen oder überraschen.






In Siglufjördur gibt es noch so einen kleinen Ort der überrascht – das Café Frida.





Das Café, das zugleich eine kleine Galerie ist, steht so typisch für Islands Einfallsreichtum, Kunst und auch manche schräge Idee, dass es als perfektes Beispiel isländischer Kultur herhalten kann. Der Eingang konfrontiert den Besucher mit einer Stühle-Kollektion der anderen Art, ...










... der Gastraum ist mit Zeitungsartikeln tapeziert, die Toilette ist vom Boden bis zur Decke mit Mickey-Mouse-Comics beklebt, man kann auf Sätteln sitzen und dazu kulinarisch hochwertiges Konfekt und einen exzellenten Cappuccino genießen.




Ein kulinarischer Kunsttempel Iceland-Style.






Entlang dem Skagafjördur fahren wir u.a. noch durch einen Tunnel entlang der Küste zurück zu unserem Farm Cottage.

Tagesazit - gar nicht so viel erwartet und einen richtig tollen spannenden Tag erlebt und inzwischen wird mir bewusst, was ich an Island 7 Jahre lang vermisst habe.


Übernachtung: Farm Cottage Rip 1
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Christina

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Re: Island 2020 – der Sommer des Regenbogens
« Antwort #99 am: 11. November 2020, 18:23:56 »
Wieder wunderbare Landschaften und Fotos davon, das erste gefällt mir besonders gut.

Tolle Geschichte von Siglufjördur und dass ihr euch so nett mit dem "Retter" der Stadt unterhalten habt.

Dass der Fisch plötzlich ausblieb gibt es ja an einigen Orten auf der Welt, z.B. in Neufundland ging es so mit dem Dorsch, dort war erst Anfang der 1990iger Schluss. Das ist mir schon so ein bisschen ein Rätsel, dass das, auch mit dem damaligen Stand der Wissenschaft, nicht vorher klar war, dass die Fische sich nicht ausreichend vermehren können, wenn man zu viele rausfischt.

Auf jeden Fall bewunderungswürdig, wie sich die Isländer immer wieder neue Einkommensquellen erschließen.


LG Christina

Horst

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Re: Island 2020 – der Sommer des Regenbogens
« Antwort #100 am: 12. November 2020, 17:34:52 »
Auf jeden Fall bewunderungswürdig, wie sich die Isländer immer wieder neue Einkommensquellen erschließen.
Ja die Isländer sind sehr erfinderisch. 2008 nach der Bankenkrise war das Land total pleite.
Den Vulkanausbruch 2010 hat man genial genutzt um auf sich aufmerksam zu machen und seitdem rollt der Rubel und es ist fast sowas wie Reichtum ausgebrochen.
Ich denke dieses Coronajahr und den nächsten Frühling wird Island besser überleben als manch andere Länder.
Deshalb bin ich auch optimistisch, dass hier im Gegensatz zu anderen Ländern viel touristische Struktur (Hotels usw.) erhalten bleiben kann.
Ich bin mit dem, was Du sagst, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod Dein Recht verteidigen, es zu sagen. Voltaire.

Horst

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Re: Island 2020 – der Sommer des Regenbogens
« Antwort #101 am: 12. November 2020, 19:03:44 »
14.Tag Montag 31.8.2020


Ein Schreck in der Morgenstunde und ein holpriger Ritt nach Süden als Finale






Heute queren wir die Insel von Nord nach Süd. Ein Großteil der Fahrt führt dabei quer durch das Isländische Hochland. Bevor wir diese Strecke angehen wird in Varmalid der letzten größeren Ortschaft vor dem Hochland nochmal getankt und dann geht es nach Süden. Dazu erleben wir nach 12(!) trockenen Tagen den ersten dauerhaften Regen.






Kurz hinter Varmalid sehen wir Schafspferche, die bald wieder gefüllt werden. Jedes Jahr im September treibt man die Schafe die Frühjahr und Sommer frei im Land gegrast hatten, aus allen Ecken der Region zusammen, um sie dann anhand von Markierungen ihrem Besitzer zuzuordnen.






Dann starten wir ins Hochland.
Etwa nach einer Stunde Fahrt durch eher langweilige öde Landschaft  – kommt eine SMS von Icelandair auf mein Handy, dass man unseren Flug am Mittwoch gecancelt hat und uns auf Dienstag – also schon Morgen umgebucht hat!

Wir fahren erst mal rechts ran.
Ich rufe bei Icelandair an – ja tatsächlich – unser Flug wurde gestrichen. Mir wird angeboten entweder den Tag morgen oder Freitag nach Hause zu fliegen (was ich nicht kann weil ich da arbeiten muss aber auch skeptisch bin, dass es den Flug überhaupt geben wird). Wir nehmen wohl oder übel den Flug morgen.
Später recherchiere ich nach – unser Flug am 1.9. ist der letzte von Icelandair nach Deutschland zumindest im September 2020. Den alternativ angebotenen vom Freitag hat man dann natürlich auch gestrichen.
Danach rufe ich beim BBHotel Airport an und die sind wirklich sehr kulant und verlegen das gebuchte Zimmer dort von morgen auf heute. Unser Rückflug geht um 7.20 Uhr morgens. Alles andere als ein Hotel am Airport bringt uns da nichts. Für das schöne Geysir Hotel das wir für heute reserviert haben bekommen wir immerhin noch einen Gutschein.
So, nachdem sich das Chaos etwas lichtet müssen wir also das Programm von 2 Tagen an einem absolvieren. Vor allem eben bis zum Airport durchfahren.


Etwas schade – heute ist ja grottenschlechtes Wetter prognostiziert – also so viele Regenbögen auf dieser Reise und da das dank Icelandair unser letzter Tag sein wird, scheint keine Chance mehr auf einen letzten Regenbogen zum Abschluß.
Wir sind gerade mit unseren Telefonaten fertig, da erscheint im Rückspiegel kurz ein Regenbogen, was ich kaum glauben kann. Ich steige aus und kippe fast aus den Latschen und das nicht nur wegen dem Wind.






So einen Regenbogen habe ich noch nie gesehen ...








... der ist mehr als würdig für unseren letzten Tag.






An den könnte man ein paar Hochhäuser anschrauben – so kräftig und riesig wie der das Isländische Hochland überstrahlt und wohl den einizigen Fetzen blauen Himmel erwischt hat, der auf hunderte Kilometer existent scheint.







Die nur im Sommer befahrbare F35 ist theoretisch auch mit einem PKW machbar (allerdings nur mit gehörigem Leidenspotential) und wird üblicherweise auch von vielen Fahrradfahrern genutzt. Also eine Strecke auf der sonst viel los ist – da sie die einzige Hochlandquerung ohne Furt darstellt. Heute sind wir auf der Strecke fast alleine. Das liegt nicht nur an dem regnerischen schlechten Wetter sondern eben auch an der Verschärfung der Einreiseregelung seit 19.August.






Im Norden bis zum Heißquellengebiet Hveravellir ist die Piste eigentlich ganz gut zu fahren. Der Wind peitscht uns beim Aussteigen am Versorgungszentrum von Hveravellir den Regen ins Gesicht und treibt uns erstmal in die Cafeteria.





Hier gilt Schuhe ausziehen und Self Service – auch beim Zahlen in eine Box.






Der Rundgang mit Gummistiefeln und Regenhose fällt eher kurz aus.






Man muss sich schon treten um bei diesen Bedingungen genüsslich durch die Lande zu streifen.
















Der südliche Teil der F35 ist ein echter Plombenzieher. Steine in allen Größen und vor allem Löcher in denen man einen Elefanten versenken kann sorgen für viel Abwechslung entlang der Piste.
Die Gegend ist durchgehend Aschelandschaft, wobei es durchaus auch mal einen reizvollen Blick geben kann.
Wir fühlen uns wie ein Martini – geschüttelt und gerührt gleichzeitig.
Irgendwann (nach einer gefühlten Ewigkeit) passieren wir den Abzweiger der F347 ins Kerlingafjöll, das wir eigentlich für heute auf einer Wanderung erleben wollten. Bei diesem Wetter fragwürdig aber dafür haben wir heute sowieso keine Zeit mehr – wir müssen ja noch bis zum Airport nach Keflavik.







Schließlich erreichen wir den Gullfoss und damit den Asphalt.
Der Gullfoss hat einen ganz besonderen Platz in den Herzen der meisten Isländer und gilt als einer der 10 berühmtesten Wasserfälle der Welt.





Die Hvita stürzt hier in beindruckenden Wassermassen 32 m in zwei Stufen in einen Canyon.






Kurz danach erreichen wir ein Gebiet ohne dessen Besuch eine Reise nach Island für mich undenkbar ist.
Bemerkenswerterweise interessiert mich dabei eigentlich nur ein Bereich von vielleicht 10 Quadratmeter an dem ich schon einige Stunden meines Lebens zugebracht haben – wir sind im Heißquellengebiet Haukadalur ...






... und machen meinem alten Freund Strokkur unsere Aufwartung.






Der Geyser mit der einmaligen Blase legt sich auch mächtig ins Zeug und schießt statt den sonst üblichen 10-Minuten-Intervallen meist schon nach 5 Minuten seine heiße Ladung in die Höhe.











Gerade mal eine handvoll Leute sind hier und warten am Geysir auf seinen nächsten Ausbruch, angenehm und doch gespenstisch.






Das ist hier eines der touristischen Topziele Islands am Golden Circle – hier werfen die Busse sonst Heerscharen an Leuten aus.
























Nach zwei Stunden und einem Kaffee im Besucherzentrum, gehen wir auf die letzte Etappe dieser Reise - die Fahrt zum Flughafen. Einen letzten Stopp gönnen wir uns noch: 






im Thingvellir Nationalpark gehen wir die 500 Meter vom Parkplatz ...





... zum Oxararfoss ...







... und blicken in die Spalte die den amerikanischen und den europäischen Kontinent trennt und in die Allmänner-Schlucht in der isländische Geschichte geschrieben wurde.
Zur Zeit der Besiedlung liefen in Thingvellir Reitpfade aus allen Teilen des Landes zusammen. Hier, auf dem Thingplatz in der Nähe der Schlucht Almannagjá, wurde bereits um 930, also am Ende der Landnahme durch vor allem norwegische Winkinger, einmal jährlich während zwei Wochen im Juni die traditionelle Versammlung Althing abgehalten, die sowohl gesetzgeberische als auch gerichtliche Funktion hatte. Es handelt sich um eines der ältesten Parlamente der Welt – nach denen in Griechenland und im Römischen Reich der Antike. Das Althing bestand bis 1798, als die Dänen es auflösten. 


Wir fahren die letzten Kilometer bis nach Keflavik, checken im Hotel ein, geben um die Ecke das Auto ab, das uns gut über 4000 Kilometer begleitet hat (wer hätte ihm das zugetraut mit seinen bereits 300.000 Kilometern auf dem Tacho) werden zum Hotel geshuttelt, packen unsere Koffer und beenden so, eine ungewöhnliche Reise unter außergewöhnlichen Umständen.



Übernachtung: BB Hotel Keflavik





Kurzes Fazit der Reise:

man sagt, willst Du einen Regenbogen sehen - musst Du vorher Regen aushalten. Das lässt sich auf vieles im Leben übertragen.
Ich bin sehr dankbar für diese Reise, die lange auf sich warten ließ, dann auf tönernen Füßen stand und schließlich wundervoll wurde.





Danke fürs Mitlesen
Ich bin mit dem, was Du sagst, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod Dein Recht verteidigen, es zu sagen. Voltaire.

Silv

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Re: Island 2020 – der Sommer des Regenbogens
« Antwort #102 am: 12. November 2020, 20:12:33 »
Ach komm, diesen Regenbogen hast du doch irgendwie ins Bild gemacht  :zwinker:

Der ist echt ein Traum. Und der Strokkur gefällt mir auch super!

Vielen Dank fürs Teilen dieser tollen Reise.  :danke:

Liebe Grüße
Silvia

Rainer

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Re: Island 2020 – der Sommer des Regenbogens
« Antwort #103 am: 12. November 2020, 21:45:58 »
Wow.

Trotzdem muss ich mal nörgeln, mache doch mal drei Wochen Urlaub - dann geht das nicht so schnell vorbei (ich kann das wirklich nur ganz ganz schlecht, nur 14 Tage Urlaub zu machen). Die Frechheit von Icelandair ist nicht in Worte zu fassen, wie ekelhaft sind Fluggesellschaften ihren Kunden gegenüber? Man o man o man.

Aber Du und Deine Freundin, ihr wart offensichtlich glücklich und am Ende das Tages zählt natürlich nur das. Aber ich bleibe dabei, mache doch mal drei Wochen Urlaub, tut auch nicht weh....

Grüße aus MG
Rainer

Susan

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Re: Island 2020 – der Sommer des Regenbogens
« Antwort #104 am: 13. November 2020, 10:55:22 »
Puh, den Schreck in der Morgenstunde kann ich nachvollziehen.  ::)  Auf den Freitagsflug hätteich mich auch lieber nicht verlassen. Gut, dass dann beim schnellen Aufbruch alles gut geklappt hat. Und auch noch ein Stopp beim Blasenblubberer drin war.

Schade für uns  ;) denn ich hätte  noch länger mit euch in Island rumfahren können. Herzlichen Dank für den interessanten Reisebericht, die vielen tollen Bilder und Regenbögen.
Du hast da einige Sehnsüchte mit geweckt.

 :danke:
Liebe Grüße
Susan