4. Tag – Von Santa Teresa di Gallura nach StintinoLa Cupola Grande, Isola Rossa, ElefantenfelsenPiera sorgte sich auch an dem Morgen um das Wohl ihrer Gäste und überraschte mit einem frisch gebackenen, noch warmen Joghurt-Rührkuchen. Da sagten wir nicht nein und das war gut so, denn essenstechnisch wurde das unser schlimmster Tag.
Nach dem Frühstück verabschiedeten wir uns und nahmen die nächste Etappe unserer Rundreise in Angriff.
Wir fuhren gemütlich der Nordküste entlang und machten als erstes einen Abstecher an die Costa Paradiso. Die Costa Paradiso ist ein Küstenabschnitt der gallurischen Nordküste. Es gibt hier eine große Feriensiedlung mit mehreren Restaurants und einem Supermarkt. Hunderte Ferienhäuser in der Anlage sind terrassenförmig in den Berghang gebaut und passen sich der Landschaft an.
Früher schien die Zufahrt bewacht, doch das Pförtnerhäuschen war verwaist und wir fuhren bis zum Meer hinunter.
Nachdem unterwegs keine Menschenseele zu sehen war, ging ich in die Tauchschule im Hafen. Nein, ich wollte nicht mit dem Tauchen anfangen, sondern hatte eine bestimmte Mission
. Bei den Reisevorbereitungen bin ich auf einen besonderen Lost Place gestoßen, aber ich hatte keine genaue Adresse. Deshalb fragte ich im Büro der Tauchschule nach. Da die Costa Paradiso aus einem Gewirr an kleinen Straßen und Wegen besteht, bat die Dame um mein Smartphone und tippte das Gebäude in G**gle Maps ein. Was für ein Service, aber nicht ohne den Hinweis, dass das Betreten des Grundstücks verboten ist. OK, das wusste ich schon, aber dennoch fuhren wir dank der Navigation bis ans andere Ende der paradiesischen Küste.
Dort parkten wir in einer Sackgasse vor verschlossenem Tor, doch ich wusste aus Berichten, dass ein Stück weiter der Zaun niedergetrampelt ist. Wir konnten schlimmstenfalls erschossen werden
und ein bisschen Abenteuer schadet doch nie
.
Unversehrt standen wir vor der La Cupola Grande, einem Haus wie man es noch nie zuvor gesehen hat.
Die Affäre der Schauspielerin Monica Vitti mit dem Regisseur Michelangelo Antonioni ist eine der großen Liebesgeschichten des 20. Jahrhunderts. Das Paar ließ sich Anfang der siebziger Jahre an dieser Felsküste von den Bauunternehmern Giovanni und Sebastiano Pola dieses außergewöhnliche Liebesnest bauen: Eine Binishell, benannt nach dem Architekten Dante Bini. Kein Haus mit einem Dach, sondern eine Betonschale, die sehr futuristisch aussieht. La Cupola hielt jedenfalls länger als die Liebe der Beiden.
Da das Haus weder bewohnt noch bewacht schien, wagten wir uns hinein.
Es schien, als hätten die Besitzer alles dagelassen
oder es hatten sich Wohnungslose eingenistet.
Was für eine Lage und Aussicht.
Die Costa Paradiso mit ihren roten Porphyrfelsen ist eine Augenweide.
Der Abstecher zu diesem Lost Place hat sich auf jeden Fall gelohnt.
Unser nächster Halt war in Isola Rossa, einem beschaulichen Fischerdorf an der Nordwestküste. Hier wollten wir eine Wanderung entlang der roten Granitfelsen machen.
Wir parkten am Torre Spagnola, einem ehemaligen Wachturm aus rotem Granit mit einem Durchmesser von 14 m und einer Höhe von 11,5 m. Der Wachturm wurde etwa zwischen 1578 und 1595 erbaut, um das Gebiet vor sarazenischen Piraten zu schützen. Im Inneren bot er Platz für bis zu fünf Schützen sowie eine Kanone an der Spitze.
Die Wanderung fiel recht kurz aus, denn es war sehr heiß an dem Tag und nur ein Pfad durchs Gestrüpp vorhanden. Wir gingen zurück ins Dorf
und bummelten am Hafen entlang. Eigentlich wollten wir in einem netten Restaurant zu Mittag essen, doch wir wurden mehrmals vertröstet, weil der Koch noch nicht da war. Um 13 Uhr fuhren wir dann weiter nach Castelsardo.
Einen Abstecher zum Elefantenfelsen hatten wir aber noch geplant und der steht mitten in der Landschaft.
Die Sehenswürdigkeit ist sehr beliebt und so dauerte es eine Weile, bis die ganzen Selfies erledigt und die Besucher abgezogen waren. Das kostete wieder Zeit und so langsam plagte der Hunger.
In Castelsardo
war die Hölle los und wir fanden erst am Ortsende einen Parkplatz. Direkt am kleinen Strand
ist ein Restaurant. Wir sind sofort hingelaufen und setzten uns an einen der freien Tische. Das Personal hatte sich viel zu erzählen, denn es dauerte 10 Minuten bis endlich die Chefin wortlos mit einer Karte an unseren Tisch kam. Dass sie sprechen kann hatten wir ja gehört, also war sie aus anderen Gründen stumm bzw. unfreundlich. Wenn sich das ein Gastronomiebetrieb erlauben kann, dann dürfen sie gerne auf uns verzichten. Wir standen auf und gingen zum Auto.
Mittlerweile war es schon kurz nach 14 Uhr und die Zeit drängte, denn die Restaurants schließen meistens pünktlich um 14.30 Uhr. Im nächsten Ort hatten noch zwei Restaurants geöffnet. Das eine war jedoch mehr eine Snackbar und das andere gut bewertet. Auch hier musste man Zeit mitbringen, doch wir wurden noch freundlich bedient. Die Betonung liegt auf noch.
Wir essen zwar sehr gerne Fisch, doch an diesem Tag bestellten wir ein Entrecote. Tja, das war eine sehr schlechte Wahl. Nach einer gefühlten Ewigkeit servierte man uns fast noch rohe, kalte Fleischstücke, die die Konsistenz von Gummistiefeln hatten. Daneben lagen lauwarme Pommes. Ich reklamierte das Essen sofort. Daraufhin legte der Koch das Geschnetzelte auf einem Stück Fladenbrot ein zweites Mal auf den Grill. Was sollte das bitte bewirken!? Jedenfalls bekamen wir die noch immer rohen, aber nun etwas angewärmte Stücke mit den nunmehr hartfrittierten Pommes zurück. Also ging ich erneut zum Koch … der nun endgültig in seiner Ehre gekränkt war und uns mit den Armen fuchtelnd aus dem Lokal schmiss. Ich wollte wenigstens die Getränke bezahlen, doch auch das lehnte er ab. Also die Sarden in und um Castelsardo scheinen schon etwas speziell zu sein.
Mittlerweile war es 15.30 Uhr und alle anderen Lokalitäten hatten zu. Gut, dass ich noch ein paar Chips und Kekse im Auto hatte.
Wir fuhren zur Halbinsel Stintino weiter und checkten im Park Hotel Asinara ein. Das renovierte Hotel liegt etwas außerhalb der Stadt und hat sehr geräumige Zimmer.
Anschließend fuhren wir in die Stadt und wurden fündig. Ein einziger Imbiss hatte durchgehend geöffnet und der frisch zubereitete Burger mit Pommes war sehr lecker. Gestärkt machten wir uns auf den Weg zum Hafen. Dort fragte ich an einem Schalter nach einem Ausflug auf die Nachbarinsel. Da die Dame nur Italienisch sprach, schickte sie uns zum Schalter an der Hauptstraße. Dort holten wir uns Tickets für den nächsten Morgen. Da der Ausflug ohne Verpflegung war, gingen wir in den nächsten Supermarkt und kauften etwas Käse, eine Gurke sowie Knusperbrötchen.
Die Halbinsel Stintino verfügt über einen der Traumstrände der Insel, den Pelosa Beach. Den beliebten Strand wollten wir uns noch kurz anschauen. Die Parkplätze am Strand sind rar. Der Aufenthalt muss online reserviert werden, da die Personenzahl begrenzt wurde. Es ist verboten, Liegematten, Handtücher sowie Verpflegung mitzubringen. Man möchte nämlich vermeiden, dass noch mehr von dem weißen Sand wegkommt. Deshalb können am Strand Liegestühle zum Preis von 25 € gemietet werden oder man steht den ganzen Tag im Wasser. Der Strand kostet Eintritt und die Parkgebühren kommen obendrauf. Da wir ohnehin keine Wasserratten sind, schauten wir uns den Beach nur von weitem an.
Auf das Abendessen konnten wir an dem Tag getrost verzichten, denn der Burger vom späten Nachmittag war mehr als sättigend.
Wir hätten nie vermutet, dass man in Bella Italia, wo der Himmel voller Pizza und Pasta hängt, so Hunger leiden muss
. Aber wir waren auf Sardinien und wahrscheinlich war das wieder einmal nur unserem Essens-Pech auf Reisen geschuldet.
Unterkunft: Park Hotel Asinara, Stintino
Preis: 232,16 € für 2 Nächte inkl. Frühstück und Kurtaxe