Autor Thema: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022  (Gelesen 7451 mal)

Ilona

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Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
« Antwort #15 am: 27. Dezember 2022, 10:28:25 »
 :girly:, da hast du wieder ganz schön Kilometer zu Fuß zusammen bekommen :thumb:.
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat" (Erich Kästner)


Christina

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Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
« Antwort #16 am: 28. Dezember 2022, 18:21:29 »
Auch wenn sich das Interesse an Helsinki sehr in Grenzen zu halten scheint, mach ich mal weiter. Den heutigen Tag gibt es auch wieder in zwei Teilen.

3. Tag – Freitag, 01.07. - 1. Teil

Gegen 8 Uhr mache ich mich wie geplant auf den Weg zu einem weiteren Ziel außerhalb des Zentrums, das morgen und übermorgen, also am Wochenende sicherlich recht voll sein wird oder besser gesagt noch voller, denn die Festungsinsel Suomenlinna ist nicht nur ein Ausflugsziel der Einheimischen, sondern auch ein Hauptziel von Helsinki Touristen. Die Insel ist nur per Boot erreichbar, zwei Linien fahren die Insel an, beide legen im Hafen von Helsinki ab.

Daher nehme ich die Tram in Richtung Zentrum, das ich durchqueren muss, um zum Hafen zu kommen. Vor Suomenlinna habe ich nun aber doch noch ein Zwischenziel im Zentrum, nämlich eine weitere Hauptsehenswürdigkeit von Helsinki, den Dom am Senatsplatz. Dort bin ich gestern Nachmittag/Abend zufällig mit der Tram vorbeigefahren (auf dem Weg zurück zur Unterkunft) und war vom Anblick so begeistert, dass ich beschlossen haben, diesen heute Morgen noch einzuschieben, wer weiß, ob es an den nächsten Tagen auch noch so sonnig ist.

Ich steige also am Senatsplatz aus und bewundere den Dom in all seiner Pracht, mit seiner erhöhten Stellung und weiß leuchtend im Sonnenlicht bietet er einen sehr beeindruckenden Anblick. Zum Glück ist es zu dieser Uhrzeit auch noch recht ruhig, die bunte Sportlergruppe in Pride Week Kleidung gibt dem ganzen einen schönen Farbtupfer.


Finnland hat anders als die meisten anderen europäischen Staaten keine lange Geschichte mit Königen oder Kaisern und den entsprechenden Schlössern und sonstigen Palästen, sondern wurde bereits im 13. Jh. Teil Schwedens. In dieser Zeit wurde Turku im Südwesten des Landes (Provinz) Hauptstadt. 1809 ging Finnland nach dem für Russland erfolgreichen Finnlandkrieg an Russland. Zar Alexander I. machte 1812 Helsinki zur Hauptstadt, ließ dem Land aber ansonsten (anders als unter schwedischer Herrschaft) weitgehende Freiheiten hinsichtlich kultureller und innenpolitischer Entscheidungen. Erst 1917 wurde Finnland dann unabhängig, als Staatsform entschied sich das Parlament für eine Republik.


Der Senatsplatz und die darum gruppierten Gebäude gehen auf die Zeit zurück, als Helsinki vom Zaren zur (Provinz)Hauptstadt gemacht wurde. Auch wenn er sich sonst nicht weiters in die inneren Angelegenheiten Finnlands einmischte, die Gestaltung der wichtigsten Teile der Stadt bestimmte doch er (bzw. seine Nachfolger). 1808 war die bis dahin relativ kleine Stadt durch ein Großfeuer fast völlig zerstört worden. Der Zar beauftragte den nach Russland ausgewanderten Berliner Architekten Carl Ludwig Engel mit dem Wiederaufbau der Stadt. In den nächsten Jahren bzw. Jahrzehnten entstand so ein in Pastellfarben gestaltetes, bis heute weitgehend erhaltenes Stadtzentrum, ein, in kleinerem Maßstab, Abbild von St. Petersburg.

Mit dem Bau des Doms wurde 1832 begonnen, fertiggestellt wurde die lutherische Domkirche 1852. Das Innere der Kirche werde ich an einem anderen Tag besichtigen, ebenso werde ich mich dann mit den anderen Gebäuden rund um den Senatsplatz beschäftigen. Auffällig in der Mitte des Platzes ist die Statue des Zaren Alexander II von 1894, umgeben von Figuren, die Gesetz, Wissenschaft, Kunst, Frieden und Arbeit symbolisieren.


Nach diesem schnellen Zwischenstopp gehe ich zum Hafen. Nach kurzem Suchen finde ich die „richtige“ Anlegestelle des Bootes zur Insel Suomenlinna. Es gibt zwei Gesellschaften, die die Insel ansteuern, bei der von mir ausgesuchten kann man mit den normalen Tickets für die Öffis in Helsinki fahren, aufgrund meines 7 Tagestickets kostet es mich also nichts. Leider ist dies die einzige der zahlreichen Inseln vor Helsinki, bei der die Überfahrt zum öffentlichen Nahverkehr gehört.

Ich suche mir einen Platz auf dem Oberdeck, da es noch so früh am Morgen ist, ist das kleine Boot ziemlich leer und ich kann zum Fotografieren auch meinen Platz wechseln.

Während der Fahrt hat man schöne Blicke auf die „Skyline“ von Helsinki und auf einige der Inseln. Sehr beeindruckend sind die riesigen Fähren (hauptsächlich nach/von Tallin und Stockholm), die trotz ihrer Größe die schmalen Passagen zwischen den Inseln nutzen und im Hafen von Helsinki anlegen.






Die Fahrt dauert nur ungefähr 20 min, so dass ich gegen 9 Uhr ankomme. Auf Suomenlinna folge ich den in meinem Reiseführer und in einem vorab aus dem Internet ausgedruckten Flyer eingezeichneten Wegen (die auch vor Ort ausgeschildert sind), die zu den interessantesten Punkten der Insel führen. Auch hier hat die frühe Uhrzeit den Vorteil, dass ich zunächst so ziemlich der einzige Tourist auf der Insel bin. Heute ist es um diese Uhrzeit deutlich wärmer als gestern, schon jetzt ist es für meinen Geschmack mindestens 5 Grad zu warm, aber das kann ich irgendwie ausblenden und mich an der Schönheit der Insel im Sonnenlicht erfreuen.

Suomenlinna ist eine ehemalige Festungsinsel. Schon bevor Helsinki zur (Provinz)hauptstadt wurde, hat man die Insel (und einige kleinere in der Nähe liegende) zum Schutz vor Feinden ausgebaut, zunächst waren es die Schweden im 18. Jh (Sveaborg = Schwedenburg), dann die Russen im 19. Jh., die eine Garnisonsstadt auf der Insel einrichteten. Von 1917 bis 1978 wurde sie schließlich vom unabhängigen Finnland genutzt (Suomenlinna = Finnenburg) und seit 1991 ist sie Teil des Weltkulturerbes. Natürlich sind noch überall die Spuren der militärischen Vergangenheit ersichtlich, aber auch aktuell wird sie nicht nur für den Tourismus genutzt, sondern es leben auch ca. 800 Menschen dauerhaft hier.

Gleich am Hafen steht das rosafarbene ehemalige russische Kasernengebäude, durch dessen offenes Tor ich durch einige Straßen mit hübschen Holzhäusern (auch diese stammen aus der russischen Zeit) komme, leider ist die Straße (und viele andere im „bewohnten“ Teil der Insel) eine Großbaustelle. Als nächstes erreiche ich die Inselkirche, erbaut als russisch-orthodoxe Garnisonskirche, seit 1920 lutherisch und mit der Besonderheit, dass ihr Turm gleichzeitig auch Leuchtturm ist.





Nächster erwähnenswerter Punkt ist der Hauptplatz der ursprünglichen Festung, entworfen von Augustin Ehrensvärd, dessen Grab sich in der Mitte des Platzes befindet. In den Gebäuden ist heute ein Museum zur Militärgeschichte untergebracht, es gibt außerdem zahlreiche weitere Museen auf Suomenlinna, bei diesem schönen Wetter verbringe ich meine Zeit aber lieber im Freien.


Interessant der Blick auf das Trockendock aus den 1760iger Jahren, eines der weltweit ältesten sich noch in Betrieb befindlichen Trockendocks, das heute zur Restaurierung von historischen Schiffen genutzt wird.


Ab hier wird es nun richtig idyllisch, ich finde einen Weg, der fast durchgängig sehr nahe am Wasser entlangführt und ich genieße das Grün, die vielen Blumen, die Felsen, das Meer mit zahlreichen Buchten und die Blicke hinüber Richtung Helsinki.










Schließlich erreiche ich die Königspforte, das Wahrzeichen von Suomenlinna, erbaut 1753/54 diente es in schwedischer Zeit als Haupteingang zur Insel.



Vorbei an einigen sehr nett gelegenen Häusern



und Buchten



komme ich zum Informationszentrum der Insel, ab hier ist es vorbei mit der Ruhe, inzwischen sind sehr viele Touristen auf Suomenlinna unterwegs, allerdings hauptsächlich zwischen Hafen/Dorf und diesem Zentrum, ab hier werden auch Führungen angeboten, es gibt ein WC und einen Souvenirshop, wo ich mir ein paar Postkarten und Briefmarken kaufe.

Dann gehe ich erstmal zurück zum Hafen und ruhe mich auf einer Bank im Schatten aus, schraube das Teleobjektiv drauf und mache einige Fotos vom gegenüberliegenden Hafen von Helsinki.


Dann ist auch schon wieder Mittagszeit und die Frage nach einem passenden Restaurant stellt sich. Laut Flyer gibt es eigentlich eine Vielzahl von unterschiedlichen Restaurants und Cafés, tatsächlich haben viele davon aber gar nicht geöffnet oder machen gerade erst auf und bieten nur kalte Snacks zum Essen an, so dass ich nochmals bis ans Ende der Insel, nahe der Königspforte gehe. Im Hof der dortigen „Pizzeria Nikolai“ ist noch viel Platz, ich bestelle eine Pizza mit Shrimps und Blauschimmelkäse, dazu einen Eistee (EUR 20,50). Die Pizza könnte deutlich heißer sein, sonst ist sie recht gut und ich bin gesättigt.


Nach der Mittagspause spaziere ich wieder zurück zum Hafen, kaufe im dortigen Supermarkt Wassernachschub und nehme das nächste Schiff zurück nach Helsinki.

Fortsetzung folgt....



LG Christina

Silv

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Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
« Antwort #17 am: 28. Dezember 2022, 21:47:28 »
Der Dom sieht wirklich toll aus. Auch sonst gefallen mir die Gebäude, wohl auch wegen der Farben.  :)
Gab's für die kleine Dose Eistee so ein großes Glas?  ;)
Liebe Grüße
Silvia

Ilona

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Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
« Antwort #18 am: 29. Dezember 2022, 11:05:30 »
Auch wenn sich das Interesse an Helsinki sehr in Grenzen zu halten scheint, mach ich mal weiter.

 :thumb: Auf jeden Fall, Christina. Du machst das doch in erster Linie für dich, um die Reise Revue passieren zu lassen.

Städtereisen sind so gar nicht meins, aber dennoch bin ich gerne an Bord :adieu:
Liebe Grüße

Ilona

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Susan

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Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
« Antwort #19 am: 29. Dezember 2022, 17:26:14 »
Hatte jetzt endlich Muße Helsinki in Ruhe zu genießen  8)

Toll, dass es so viele Wege am Wasser entlang gibt. Die Museumsbauten auf der Fohleninsel sehen ja wirklich wie ein gewachsenes Dorf aus. Schade, dass die erst so spät aufmachten, das Innere hätte mich schon interessiert. Allerdings hätte ich auch nicht solange gewartet. Die Vorstellung bzw. Legende, dass die Welt aus einem Ei geschlüpft sein soll, ist mal was anderes.  ^-^

25 Jahre ein und derselbe Präsident, das gibt es auch selten. Dafür hat er ja recht unspektakulär gewohnt, sehr sympatisch. Witzig, so eine alte Telefonanlage durfte ich in meinem ersten Bankjahr auch noch bedienen. Und jetzt wissen wir auch, was es wirklich heißt "schweißtreibende Verhandlungen"  ;)

Das Jugendstilhaus, der Dom und die Holzhäuser gefallen mir auch, hoffe es gibt noch mehr davon. Selbst in der Festungsanlage schaut es hübsch aus.

Das Wetter ist ja prachtvoll

Liebe Grüße
Susan


Christina

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Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
« Antwort #20 am: 29. Dezember 2022, 18:12:29 »
Der Dom sieht wirklich toll aus. Auch sonst gefallen mir die Gebäude, wohl auch wegen der Farben.  :)
Gab's für die kleine Dose Eistee so ein großes Glas?  ;)

Die Pastellfarben haben mir auch sehr gut gefallen und irgendwie sieht man selten Fotos von Helsinki, so dass das auch trotz meiner Reisevorbereitung eine sehr schöne Überraschung war.

Das Glas hat man, wie auch die Dose, selbst genommen aus einem Regal, da habe ich irgendwie nicht richtig hingeschaut und natürlich das größte, das verfügbar war, gegriffen :verlegen:

Auch wenn sich das Interesse an Helsinki sehr in Grenzen zu halten scheint, mach ich mal weiter.
:thumb: Auf jeden Fall, Christina. Du machst das doch in erster Linie für dich, um die Reise Revue passieren zu lassen.


Klar mache ich das für mich, aber halt nur das Schreiben vom Bericht, den dann auch noch zusammen mit den Fotos hier einzustellen, ist ja schon noch mal eine extra Arbeit (kennt ihr ja), die ich mir ohne jegliche Kommentare nicht machen würde.


Und jetzt wissen wir auch, was es wirklich heißt "schweißtreibende Verhandlungen"  ;)

Da hast du Recht, auf den Zusammenhang bin ich noch gar nicht gestoßen.

Es kommen noch sehr viele hübschen Häuser und auch noch viele naturnahe Wege.



LG Christina

Silv

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Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
« Antwort #21 am: 29. Dezember 2022, 20:06:06 »
Na dann... Für Natur bin ich immer zu haben.
Viele Grüße aus Füssen
Liebe Grüße
Silvia

Christina

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Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
« Antwort #22 am: 30. Dezember 2022, 18:09:01 »
3. Tag – Freitag, 01.07. - 2. Teil

Nach der Mittagspause spaziere ich wieder zurück zum Hafen, kaufe im dortigen Supermarkt Wassernachschub und nehme das nächste Schiff zurück nach Helsinki.

Dort komme ich gegen 14 Uhr an und gehe durch die am Wasser gelegene Alte Markthalle, hier befinden sich heute kleine Restaurants, Souvenirgeschäfte und auch Lebensmittelstände. Leider ist es auch hier drin mal wieder unerträglich heiß, so dass ich nach einem Schnelldurchgang die Markthalle wieder verlasse.

Für den Nachmittag habe ich mir die Halbinsel südlich des Hafens ausgesucht. Erster Stopp ist die Deutsche Kirche, die nicht nur von Mitgliedern der deutschen Gemeinde Helsinkis genutzt wird, sondern auch häufig als Hochzeitskirche, was ich nach Besichtigung des Inneren auch gut nachvollziehen kann.



Außerdem ist sie umgeben von einem Park, was bei einer Hochzeit ja auch sehr nett ist. In diesem Park befindet sich der Observatoriumsberg mit einem von C. L. Engel (Architekt des Doms) entworfenen Observatorium und laut Reiseführer soll es eine tolle Aussicht auf Stadt und Hafen geben. Letztere gibt es im Winter, wenn die Bäume ihr Laub verloren haben oder gab es vor zig Jahren, als die Bäume noch niedriger waren, jetzt leider nicht (mehr), vielleicht habe ich auch nur die richtige Stelle nicht gefunden.



Vom Observatoriumsberg komme ich in ein Gebiet mit Mehrfamilienhäusern, dazwischen steht das riesige Gebäude der Russischen Botschaft, umgeben von einem hohen Zaun und davor, in der Nähe des Eingangs wacht ein Polizeiauto. Das ist in diesen Zeiten schon ein etwas merkwürdiges Gefühl vor einer Russischen Botschaft zu stehen, auf ein Foto verzichte ich lieber.

Nicht weit entfernt ist die St. Henrik Kathedrale, eine der wenigen katholischen Kirchen in Finnland.



Und dann komme ich erneut in einen Park, den Kaivopuisto, mit Bäumen, Granitfelsen und bis ans Meer reichend. Vom höchsten Punkt habe ich einen schönen Ausblick auf Meer und Inseln, dann gehe ich bis hinunter ans Wasser, von wo aus ich mir nochmal mein Ziel von heute Morgen, Suomenlinna aus der Ferne anschauen kann.



Auf dem Weg am Meer entlang in Richtung Westen erreiche ich bald das „Café Ursula“ mit gemütlichem hellen und modernen Innen- sowie großem Außenbereich. Ich bestelle einen Cold Brew Latte und einen sehr leckeren Lemon Meringue Pie (EUR 12,30) und suche mir einen Platz, der zugleich Meerblick und Schatten bietet.


Nach einer ausführlichen Pause folge ich dem Weg am Wasser weiter nach Westen



bis ich den Weg in Richtung Jugendstilviertel Eira verlasse. In Helsinki gibt es insgesamt eine sehr hohe Dichte an Jugendstilgebäuden, in diesem Viertel sind es außergewöhnlich viele Wohngebäude, von der Villa bis zum Mehrfamilienhaus errichtet zwischen 1904 und 1914.



Auch eine passende Kirche gibt es, die Agricola Kirche (allerdings von 1935), benannt nach dem finnischen Reformator Mikael Agricola. Lieder ist die Kirche selten geöffnet und natürlich auch jetzt geschlossen.


Ich lasse mich eine Weile durchs Viertel treiben,



Auf diesem Foto ist ganz links vor dem blauen Auto eine der bereits von mir erwähnten nach unten offenen Wasserrohre zu sehen, auch die Rinne im Boden ist gut zu erkennen.


dann trübt sich der Himmel etwas ein und bei mir macht sich der lange, heiße Tag bemerkbar, daher suche ich mir die nächste Tramhaltestelle und fahre mit einmal Umsteigen zurück Richtung Hotel. Nach einem schnellen Supermarkteinkauf fürs Abendessen bin ich gegen 18.00 Uhr wieder in meiner Unterkunft.

Wetter: sonnig mit Schleierwolken, später zunehmend bewölkt, ca. 28°C



LG Christina

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Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
« Antwort #23 am: 31. Dezember 2022, 11:33:19 »


:thumb: Da wohnt wohl ein (erfolgreicher) Eishockeyspieler.

Die Hochzeitskirche und das Jugendstilviertel gefällt mir sehr gut.

28°C ist für die Finnen bestimmt auch ungewohnt und da kann man froh sein, wenn man nicht in der stickigen Markthalle arbeiten muss.
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat" (Erich Kästner)


Silvia

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Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
« Antwort #24 am: 31. Dezember 2022, 13:48:32 »
 :adieu: Ich steige auch noch mit zu .... Finnland ist noch ein einziger weißer Fleck auf meiner Scandinavian-Karte  :verlegen:

Mir qualmen ja schon die Füße beim Lesen wenn ich sehe was du für Strecken zurücklegst   :respekt:   Mir gefällt die Mischung aus Natur und Kultur, schade das die Häuser im Freilichtmuseum nicht offen hatten, aber 2 Std. hätte ich auch nicht darauf gewartet

Christina

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Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
« Antwort #25 am: 02. Januar 2023, 18:52:18 »
Hallo Silvia, schön, dass du auch noch dabei bist, Finnland scheint allgemein unter den skandinavischen Ländern das am wenigsten von ausländischen Touristen besuchte zu sein, nur vom Gefühl her,  da es überall so ruhig zuging, insbesondere kaum ausländische Autonummern oder Sprachen zu hören waren (auch nicht bei meinen Ausflügen).

Ilona, die Schlittschuhe fand ich witzig, ich denke auch, da muss ein großer Eishockeyfan wohnen.

Jetzt geht es weiter, dieser Tag ist mal "kurz" genug für einen einzigen Post.

4. Tag – Samstag, 02.07.

Für heute war eigentlich das Stadtzentrum für meine Erkundungen geplant, in der Straßenbahn gestern habe ich aber auf den dortigen Info Monitoren gesehen, dass heute eine „Pride Parade“ durch die Stadt ziehen wird. Das hat mir am Abend das Internet bestätigt und da ich keine Lust auf die deshalb zu erwartenden Menschenmassen und Straßensperrungen habe, werde ich heute nochmal Ziele außerhalb des Zentrums ansteuern.

Am Wochenende gibt es erst ab 8 Uhr Frühstück daher ist es schon 9 Uhr als ich mit der Tram ins Zentrum fahre, bei der dortigen Post meine gestern auf Suomenlinna gekauften und abends geschriebenen Postkarten einwerfe und in die U-Bahn in Richtung Westen einsteige. Die Metro fährt bis in die an Helsinki angrenzende Stadt Espoo (nach Helsinki auch gleich die zweitgrößte des Landes), ich steige an der Haltestelle Tapiola, das auch schon zu Espoo gehört, aus.

Tapiola wurde in den 1950iger Jahren als sog. „Gartenstadt“ erbaut. Damals musste dringend sehr viel neuer Wohnraum geschaffen werden, dieser sollte sich aber trotzdem in die Natur integrieren. Es wurden sehr bekannte Architekten engagiert und das Projekt war bzw. ist wohl ein Erfolg geworden. Auch das Zentrum von Tapiola gehört dazu, auch wenn hier eher die Architektur, als die Natur im Vordergrund steht. Man sieht deutlich, dass die Gebäude nicht mehr die neuesten sind, dennoch gefallen mir die um einen künstlichen See herum gruppierten Gebäude, die ganz in weiß gehalten sind, gut mit ihrer Rechteckform, auch das unmittelbar daneben gelegene Einkaufszentrum ist an diese Bauweise angepasst, hier wird zurzeit einiges neu gebaut. An einer Seite des Sees ist ein recht großes, flaches Badebecken, das kostenlos und allgemein zugänglich ist, dort planschen sehr viele kleine Kinder, deshalb habe ich davon keine Fotos gemacht.



Die Wohngebäude befinden sich in einem weitläufigen Waldgebiet hinter dem Zentrum von Tapiola, das ist zumindest bei den heute sehr drückenden Temperaturen zu weit zu Fuß, weshalb ich nach meiner Runde im Zentrum zurück zur U-Bahn Station gehe und eine Station zurück in Richtung Osten fahre.

Hier steht noch mehr Architektur, die ich mir anschauen möchte, nämlich die Aalto Yliopisto = Aalto Universität. Hier in Espoos Stadtteil Otaniemi befindet sich ein Universitätscampus mit Gebäuden der bedeutendsten Architekten Finnlands, allen voran dem Namensgeber der Uni Alvar Aalto (1898 – 1976). Aaltos Periode begann im Anschluss an den Jugendstil bzw. die Nationalromantik in den 1920iger Jahren mit Gebäuden vergleichbar dem deutschen Bauhausstil. Nach dem Zweiten Weltkrieg lag der Schwerpunkt Aaltos auf Naturmateriealien und Gebäuden, die sich in die umgebende Natur integrierten. In dieser Zeit wurde der Uni Campus in Otaniemi gebaut, Hauptmaterial der von Aalto entworfenen Gebäude ist roter Ziegelstein.

Leider muss ich feststellen, dass mich das Baustellenpech scheinbar verfolgt, nachdem schon die Finlandia Halle, ebenso von Aalto entworfen (in seiner zweiten „weißen“ Periode) an der Töölö Bucht völlig von Bauplanen verhüllt ist (siehe 2. Tag), sind hier nun zwar nicht die Gebäude selbst durch Gerüste o.ä. verunstaltet, aber ihr Anblick schon, viele Straßen und Plätze sind aufgerissen, dadurch ist vieles nicht zugänglich bzw. sind viele hässliche Absperrgitter zu sehen. Dazu noch die unsägliche Hitze, das drückt schon ein bisschen auf mein Gemüt.

Aber gut, ich schaue mir die von Aalto entworfenen Gebäude so gut es geht an, das wichtigste Gebäude ist das halbrunde Audimax (von 1964), leider komme ich nicht richtig nah heran.



Nicht weit entfernt befindet sich das auch von Aalto entworfene Shoppingcenter,


dahinter sehe ich zwei Roboterfahrzeuge, die selbständig die Straße überqueren und auf dem Gehweg weiterfahren (zu Hause habe ich nachgeschaut was der aufgedruckte Text auf Deutsch heißt, vermutlich mehr schlecht als recht übersetzt: „Ist dem Laden die Milch ausgegangen?“ „Ich hole ab.“ „Lade die App Starship herunter.“).


Die aufgerissenen Straßen ziehen sich über den Campus bis an den Rand des nächsten wichtigen Gebäudes, „Dipoli“. Das Kongresszentrum (ursprünglich Gebäude der Studentenschaft) von 1966 wurde nicht von Aalto, sondern von Reima Pietilä und Raili Paatelainen entworfen und ist aus Naturstein, Kupfer, Holz und Beton erbaut und für mich das schönste Gebäude hier, es passt wunderbar in die Umgebung mit Wald und Granitfelsen. Wenn ich allerdings die riesigen Fensterflächen sehe (es sind 500 Fenster, davon sind nur 4 identisch untereinander) hoffe ich für die Studenten (hier finden gerade vermutlich Sommerkurse statt, zahlreiche junge Leute gehen in das Gebäude hinein), dass es eine Klimaanlage gibt, sonst muss es unerträglich heiß sein.




Hinter „Dipoli“ befindet sich ein weitläufiges Waldgebiet mit weiteren Campus-Gebäuden, unter anderem das merkwürdig geformte „Teknologföreningen“ aus Beton ebenfalls von 1966, hier drin war einmal die erste Disko Helsinkis und auch heute ist dort noch eine Bar/Club/Restaurant.


Es folgen Studentenwohnheime, nur eines davon wurde von Aalto entworfen, das wellenförmige Gebäude ähnelt dem von Aalto zuvor gebauten Studentenwohnheim der MIT in Boston (ich bin nicht ganz sicher, ob es das auf meinem Foto ist).


Ältere Wohnheime ebenfalls aus Ziegelsteinen wurden in den 1950iger als Athletenunterkunft für die Olympischen Spiele gebaut.


Auf dem höchsten Punkt des Campus befindet sich die Kapelle von Otaniemi, gebaut von Kaija und Heikki Siren, ist sie im umgebenden Wald kaum zu sehen (was natürlich so gewollt ist), leider hat die Kirche im Sommer am Wochenende nicht geöffnet.


In einem großen Bogen spaziere ich an weiteren Wohngebäuden vorbei und dann auf einem Waldweg direkt am Wasser bis ich wieder auf dem Campus ankomme.



Rund um die U-Bahnstation wurden in den letzten Jahren eine Reihe von neuen Gebäuden errichtet.


Hier erhole ich mich eine Weile im Schatten, dann mache ich mich auf die Suche nach etwas zum Essen. Im modernen Gebäude am U-Bahn Eingang befinden sich einige (Fastfood) Restaurants, die meisten haben aber geschlossen oder es ist kein einziger Gast da. Das gefällt mir alles nicht so und ich hoffe auf meine nächste geplante Station.

Mit der Metro fahre ich ein paar Stationen in Richtung Helsinki und steige im Stadtviertel Ruoholahti aus. Dieses liegt auf der Halbinsel Länsisatama (Westhafen), auf der sich früher neben dem Containerhafen ein Industriegebiet befand, unter anderem war die Nokia Kabelfabrik hier angesiedelt. Der Containerhafen wurde an eine andere Stelle umgesiedelt, hier fahren aber noch Fähren in Richtung Osteuropa und Russland ab (letztere gerade natürlich auch nicht mehr), außerdem gibt es eine große Werft (hier werden vom größten russischen Schiffsbauunternehmen „United Shipbuilding Corporation“ hauptsächlich Eisbrecher gebaut), viele moderne Bürogebäude und dazwischen viele ebenso moderne Wohnviertel.

Obwohl es hier einiges an Restaurants geben soll, schaffe ich es diese nicht zu finden und irre irgendwie ein bisschen planlos umher (warum ich nicht meinen Reiseführer aufgeschlagen habe und den dortigen Angaben auch zu Restaurants einfach gefolgt bin? Keine Ahnung, ich dachte, ich würde mich auch so zurechtfinden). Schließlich kaufe ich an einem Kiosk zwei Tacos und ein Wasser, Sitzplätze gibt es, leider aber alle in der prallen Sonne. Beim Preis von EUR 7,20 für 2 Tacos habe ich schon vermutet, dass sie nicht riesig sein werden, aber dass sie so klein sind - gerade mal handtellergroß ist das eine nette Vorspeise, satt werde ich nicht, aber immerhin ist der erste Hunger gestillt.

Nicht weit entfernt ist ein Supermarkt, dort kaufe ich nach dem Essen noch ein belegtes Baguette für später. Nun kann ich Länsisatama / Ruoholahti in Ruhe anschauen. Von der gegenüberliegenden Wasserseite sehe ich die große Werft (im Hintergrund die Jugendstilkirche in Eira),


dann geht es durch modern gestaltete Wohnviertel bis zu einem sehr hübsch mit vielen Pflanzen angelegten Kanal. Auf einer der schattigen Bänke dort mache ich meine zweite Mittagspause mit dem Supermarktbaguette.





Endlich satt und erholt spaziere ich am Wasser weiter vorbei am „High-Tech-Center“ mit fünf modernen, 2001 fertiggestellten Bürogebäuden, bis zum Ende der Halbinsel. Dort befindet sich die ehemalige Nokia Kabelfabrik, schon seit 1991 ein großes Kulturzentrum mit verschiedenen Museen, Galerien, Kunstschulen usw. Allerdings wirkt das ganze wie ausgestorben, so dass ich von einem Besuch absehe, das Fotografie Museum dort hätte mich eigentlich schon interessiert.



Stattdessen gehe ich über die Brücke, die Länsisatama mit der nächsten (Halb)insel Lauttasaari verbindet. Auf Lauttasaari spaziere ich am Hafen mit Blick hinüber nach Länsisatama vorbei


und möchte dann eigentlich zu den sich im Süden und Westen von Lauttasaari befindlichen Stränden weitergehen. Aber die Entfernungen habe ich unterschätzt, zumindest bei der heutigen drückenden Hitze kann ich mich nicht motivieren den Weg auf mich zunehmen. Bei nächster Gelegenheit biege ich daher ab und gehe zur nächsten Metrostation. Im dortigen kleinen Einkaufszentrum ist auch eine Filiale des „Espresso House“, im klimatisierten Inneren des Cafés erhole ich mich bei Cappuccino und Himbeer Cheesecake (EUR 9,50).


Nun geht es mit der Metro wieder eine Station zurück nach Ruoholahti, von dort dann zu Fuß durch die küstennahen Parks in Richtung Töölö. Vor dem mir bereits vom ersten Tag bekannten Friedhof mache ich einen Abstecher zum ehemaligen Krankenhausgelände, das ist heute ein allgemein zugänglicher Park.


Es gibt auch ein rustikales Café, eher ein Verkaufsstand, dort kaufe ich einen Cold Brew (die Kosten von EUR 3,90 zahle ich in bar, das Mädel, das am Stand arbeitet kann nicht rausgeben, ich hätte ihr allerdings sowieso die 10 Cent als Trinkgeld dagelassen und sage daher, dass ich das Rückgeld nicht möchte/brauche. Das nimmt sie irgendwie nicht ernst und überlegt laut, ob und wo sie nicht doch noch 10 Cent auftreiben könnte. Erst als ich nochmal sehr energisch sage, dass ich das Rückgeld nicht möchte, akzeptiert sie es so. Also Trinkgeld scheint in Finnland wirklich ziemlich unbekannt zu sein, ich dagegen finde EUR 3,90 für einen Kaffee, den ich mir selbst aus einem großen Tetrapack zapfen muss und einer Milch, die schon leicht ausflockt, zu teuer, da kommt es auf 10 Cent nicht mehr an.)

Immerhin liegt die Terrasse fantastisch und ich kann meinen teuren Kaffee unmittelbar am Wasser sitzend ausgiebig genießen.


Nach der Pause gehe ich, vorbei am wieder gut gefüllten Sandstrand Hieteranta, in Richtung meines Hotels. Im Supermarkt kaufe ich noch was fürs Abendessen ein, gegen 18 Uhr bin ich zurück in meinem Zimmer.

Wetter: sonnig, leicht bewölkt, gegen Abend stark bewölkt, ca. 29 °C



LG Christina

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Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
« Antwort #26 am: 03. Januar 2023, 16:39:13 »
Helsinki ist eine moderne und vor allem sehr fortschrittliche (Roboter) Stadt  :thumb:.

Der Himbeer-Cheesecake sah wirklich klasse aus, dafür der Cold Brew aus dem Tetrapack weniger.

Zitat
Erst als ich nochmal sehr energisch sage, dass ich das Rückgeld nicht möchte, akzeptiert sie es so.

Ich stelle mir gerade vor, wie dem Mädel die Kinnlade runterfiel :totlach:.
Liebe Grüße

Ilona

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Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
« Antwort #27 am: 03. Januar 2023, 18:01:42 »

Der Himbeer-Cheesecake sah wirklich klasse aus, dafür der Cold Brew aus dem Tetrapack weniger.

Zitat
Erst als ich nochmal sehr energisch sage, dass ich das Rückgeld nicht möchte, akzeptiert sie es so.

Ich stelle mir gerade vor, wie dem Mädel die Kinnlade runterfiel :totlach:.

Der Kaffee an sich war in Ordnung, die flockende Milch war optisch nicht so toll, zum Glück hatte es keine weiteren Auswirkungen.

Das mit den 10 Cent war wirklich merkwürdig, die wollte irgendwie noch ins nebenanliegende Haus rennen, in dem auch die Toiletten waren und wohl auch ein Lagerraum/Büro für den Getränkestand und dort nachfragen/nachschauen - wegen 10 Cent!



LG Christina

Susan

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Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
« Antwort #28 am: 03. Januar 2023, 18:21:01 »
Das Jugendstilviertel ist ganz nach meinem Geschmack  8)  Moderne Bauten interessieren mich meist weniger, der Campus (naja auch nicht ganz soo modern) ist wenigstens schön begrünt. Schade, dass du da auf so viele Baustellen gestoßen bist.

So ein Einkaufs-Robo käme mir auch oft gelegen  ;)

Jedenfalls scheint man in Helsinki immer lecker Kuchen essen zu können. Das wäre was für den Gatten einen Trip dorthin schmackhaft zu machen.  ^-^
Liebe Grüße
Susan


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Re: Tervetuloa Helsinkiin! - Sommer 2022
« Antwort #29 am: 04. Januar 2023, 18:12:47 »

So ein Einkaufs-Robo käme mir auch oft gelegen  ;)

Mir auch, aber so langsam wie die gefahren sind, würde das nur für kurze Strecken sinnvoll funktionieren.

5. Tag – Sonntag, 03.07. - 1. Teil

Heute möchte ich das Stadtzentrum besichtigen, dorthin begebe ich mich nach dem Frühstück gegen 9 Uhr ausnahmsweise mal zu Fuß, sind ja nur zwei Tramhaltestellen.

Ich starte beim Senatsplatz mit dem Dom, den ich ja am Freitag schonmal im Schnelldurchlauf angeschaut habe. Dort habe ich auch schon etwas zur Geschichte des Senatsplatzes, der als Gesamtensemble entworfen wurde, geschrieben.

Für den Dom nehme ich mir heute viel Zeit, schaue ihn von allen Seiten an. Die Innenbesichtigung muss ich nach kurzer Zeit abbrechen, da alle Touristen gebeten werden den Dom zu verlassen, ein Gottesdienst beginnt bald. OK, da muss ich an einem der nächsten Tage nochmal wiederkommen.




Im gelben Gebäude auf der rechten Seite des Platzes (wenn man mit dem Rücken zum Dom steht) ist die Universität untergebracht,


daneben die Finnische Nationalbibliothek (in ähnlichem Stil und Farbe, kein Foto). Auch für die Bibliotheksinnenbesichtigung muss ich nochmal wiederkommen, sie hat sonntags nicht geöffnet.

Ebenfalls in zartem Gelb gehalten ist das Gebäude auf der linken Platzseite. Dies ist das Regierungspalais, heute Sitz des/der Ministerpräsidenten/in.


In den Gebäuden gegenüber vom Dom, die zur Hundertjahrfeier Finnlands 2017 renoviert wurden, befinden sich Geschäfte und Restaurants, ganz links im grauen, etwas niedrigeren Haus ist das Stadtmuseum, das Haus ist das älteste erhaltene Haus Helsinkis von 1757 (stand also schon vor der Gestaltung des Senatsplatzes durch Carl Ludwig Engel).


Nun gehe ich in einem Bogen hinter dem Senatsplatz entlang in Richtung Hafen.

Gleich hinter dem Dom steht die Heilige Dreifaltigkeitskirche, auch dort gerade Gottesdienst.



Ums Eck ist die Bank von Finnland, der Sockel des J.W. Snellman (1806-1881, Philosoph, Journalist, Politiker, der es gegenüber dem russischen Zaren ab Mitte des 19. Jh. durchsetzen konnte, dass die Finnmark das gültige Zahlungsmittel in Finnland wurde, bis dahin war es der sehr instabile russische Rubel und dass Finnisch Amtssprache wurde) Denkmal zeigt noch Einschlusslöcher der russischen Luftangriffe von 1944. Direkt gegenüber befindet sich das wunderschöne Ständehaus, 1891 errichtet und einem griechischen Tempel nachempfunden.



Weiter komme ich am neugotischen Ritterhaus vorbei, früher Treffpunkt des russischen Adels, heute Konzerthaus.


Auf dem kurzen Weg zum Hafen habe ich nun einen schönen Blick auf die Uspenski Kathedrale, neben dem Dom das zweite markante Gebäude in der Skyline von Helsinki. Die Kathedrale werde ich mir später noch genauer anschauen.


Im Hafen ist gerade eine Vielzahl von Fähren unterwegs, wieder bin ich überrascht, wie klein diese riesigen Schiffe die Gebäude rund um den Hafen wirken lassen.

Der große freie Platz direkt am Hafen ist der Marktplatz, wo sich täglich eine Vielzahl von Ständen mit frischen Lebensmitteln, aber auch Souvenirs und Snacks befinden.


Mit dem Rücken zum Wasser stehend sehe ich folgende Gebäude auf der nördlichen Straßenseite: an der Straßenecke ist etwas zurückversetzt das gelbe Präsidentenpalais (das heute nicht mehr die ganz große Bedeutung hat, da der Präsident auf der Halbinsel Mäntyniemi residiert, das habe ich am Tag 2 gesehen, bei der Insel Seurasaari), es folgt der Oberste Gerichtshof, ein kleineres Gebäude das ein Restaurant beherbergt und dann die Schwedische Botschaft, dieses Gebäude hat entfernte Ähnlichkeit mit dem königlichen Schloss in Stockholm. Der Standort der Botschaft direkt am Hafen zeigt die große Bedeutung die Schweden für Finnland hat. Das große hellblaue Gebäude ist das Rathaus von Helsinki.




Auf dem Marktplatz selbst ist neben den Marktständen der „Stein der Zarin“ zu sehen, ein Obelisk mit dem russischen Doppeladler, der an den Besuch des Zaren Nikolaus I. und seiner Frau Alexandra 1833 erinnert und am Ende des Marktplatzes ein Brunnen mit der Figur „Havis Amanda“. Die Dame ist nackt, 5 m hoch, wurde in Paris gefertigt, 1908 hier aufgestellt und war in den ersten Jahren wegen ihrer Nacktheit und Größe sehr umstritten.



Hinter dem Brunnen beginnt die „Esplanade“, ein langgezogener Park gesäumt von teuren Geschäften, Restaurants und einem der besten Hotels Skandinaviens, dem „Kämp“. Eines der Restaurants ist das „Kappeli“, ein Holzschlösschen von 1867, schon immer Treffpunkt der Prominenz der Stadt.




In der Mitte des blumengeschmückten Parks steht das J.L. Runeberg-Denkmal mit der Statue des finnischen Nationaldichters (1804-77), geschaffen von seinem Sohn Walter.


Die „Esplanade“ endet mit dem Schwedischen Theater.


In den Quer- und Parallelstraßen zur „Esplanade“ in Richtung Hauptbahnhof befinden sich eine ganze Reihe von Geschäften, Kaufhäusern und Einkaufszentren.



Schließlich erreiche ich den Hauptbahnhof, eines der auffälligsten Gebäude Helsinkis, Architekt war einer der bekanntesten Architekten des Landes (neben Alvar Aalto), Eliel Saarinen, er gewann 1904 den Wettbewerb um das Bahnhofsgebäude, das dann 1916 fertiggestellt war.


Rund um den Bahnhof befinden sich einige interessante Gebäude, unter anderem die Finnische Nationalgalerie Ateneum, das Finnische Nationaltheater in Stil der Nationalromantik und die moderne Universitätsbibliothek von 2012, für deren Innenraum steht wieder ein zweiter Besuch an, da sie heute geschlossen ist.




Nach Norden hin wird es ruhiger, im Kaisaniemi-Park ist der Botanische Garten mein nächstes Ziel. Dieser ist kostenlos zugänglich, eher klein und bescheiden bepflanzt (vor allem vermisse ich blühende Pflanzen), gibt aber mit dem Gewächshaus ein schönes Bild ab (das Gewächshaus kostet Eintritt, bei den aktuellen Temperaturen ist aber ein feucht-heißes Gewächshaus sowieso der letzte Ort an dem ich sein möchte).


Im Botanischen Garten gibt es das „Café Viola“ in einem hübschen Holzhaus, die Innenräume mal wieder viel zu warm, aber zum Glück mit Sitzplätzen auf dem schattigen Platz davor. Hier möchte ich zu Mittag essen, leider gibt es das im Reiseführer beschriebene Lunchbuffet heute nicht, da Sonntag. Aber da ich nun mal hier bin und weitere Restaurants recht weit entfernt in der Innenstadt sind, gebe ich mich mit einem Stück der durchaus leckeren Spinat-Feta-Quiche und einer kleinen Pastete zufrieden, dazu eine Grapefruitlimo (EUR 12,00).


Fortsetzung folgt bald...



LG Christina