16.Tag, Sonntag 13.8.2023Auf der Schottland-Reise vor 5 Jahren hatten wir Glasgow als Anflugsziel gewählt und die Stadt dann eher zufällig, weil noch Zeit war, einen halben Tag erkundet. Das hat uns weitaus besser gefallen als wir damals gedacht hatten und uns vorgenommen, wenn wir mal wieder nach Schottland reisen, kommt auch Glasgow noch mal auf den Zettel.
So nehmen wir uns heute einen ganzen Tag nur für diese Stadt am Clyde River.
Glasgow ist mit ihren fast 600.000 Einwohnern die größte Stadt Schottlands.
Der Name Glasgow stammt übrigens aus dem Gälischen und bedeutet “lieber grüner Ort”. Es gibt zwar in Glasgow über 90 Parkanlagen. Doch Glasgow galt aufgrund ihrer hohen Kriminalität in den 90er Jahren als die “Mörderstadt Westeuropas”. Glasgow galt als die «Hauptstadt der Messer» (BBC), die «Hauptstadt der Morde» («Guardian»). 2005 gab es durchschnittlich jede Woche einen Mord und sechs Mordversuche – mit Messern. Ein Sprecher des Justizministeriums sprach sogar von einer „Messer-Pandemie“. Kein Tag verging, ohne dass die Presse Überfälle, Bandenkriege und immer wieder Messerstechereien meldete. Ganze Bezirke galten als No-go-Areas. Zudem galt Glasgow als schmutzige Stadt.
Um diesen negativen Image Glasgows entgegen zu wirken, wurde von der Glasgower Stadtverwaltung die Kampagne “People make Glasgow” ins Leben gerufen. Die alten Sandsteingebäude wurden von ihrem industriellen Rußmantel befreit und im Laufe der Jahre entstanden rund 40 Galerien und Museen die keinen Eintritt verlangen. Die Kampagne “Menschen machen Glasgow aus” funktionierte so gut, dass Glasgow 2014 vom Verlag Rough Guides mit dem Titel “Freundlichste Großstadt” gekürt wurde.
Die Kriminalität insgesamt ist in Schottland derzeit auf dem niedrigsten Niveau seit 50 Jahren und auch in Glasgow findet Gewalt meist zwischen Bandenmitgliedern in Randbezirken statt, in die sich kaum Touristen verirren.
Heute gilt Glasgow als eine der freundlichsten Städte der Welt, ein deutlicher Hinweis, dass man sich mit Situationen die schlecht oder unbefriedigend sind, nicht abfinden muss.
Unser erstes Ziel ist der futuristische Glaspalast des Riverside Museums ...
... mit dem Tall Ship.
Die Glenlee ist ein 126 Jahre altes riesiges Segelschiff, das mehrmals die Welt umrundet hat und heute ebenfalls als Museum dient.
Von hier blickt man auf weitere moderne Gebäude der Stadt die wir uns gleich mal aus der Nähe ansehen wollen ...
... wie z.B. die Veranstaltungsarena Hydro ...
... oder den Finnieston Crane, ein Kran mit 175 t Traglast, der heute als nationales Denkmal eingestuft ist.
Eines fällt einem in Glasgow an jeder Ecke auf egal wo – der gelungene natürliche Mix aus sehr alten und modernen Gebäuden meist direkt nebeneinander ist typisch für die Stadt.
Wir fahren in die Downtown und begeben uns auf eine kleine Stadtrunde ...
... vorbei an einigen Murals (den originellen Wandgemälden) ...
... von denen es sehr viele verteilt über die ganze Stadt gibt, ...
... schlendern durch die Fußgängerzone und Einkaufsstraßen ...
... und natürlich zum George Square mit dem Reiterdenkmal des Duke of Wellington.
Seit spätestens Mitte der 1980er Jahre ist es üblich, das Haupt der Statue mit einem Leitkegel verdeckt zu sehen. Obschon Ordnungsdienste die Kopfbedeckung regelmäßig entfernen, setzen Unbekannte sie stets wieder auf. Hieraus resultieren bereits Beschädigungen der Statue. Die Kosten für die Entfernung des Kegels werden auf hundert Pfund geschätzt. Da die Stadt die Summe von rund zehntausend Pfund pro Jahr für hundert Entfernungen nicht mehr tragen wollte, wurde im Zuge einer Restaurierung im Jahre 2013 beschlossen, den Sockel auf die doppelte Höhe aufzustocken, um die Dekoration zu erschweren. Die Pläne entfachten Proteste, weshalb sie schließlich nicht umgesetzt wurden. So ist das mit den eigenwilligen Schotten und ihrer Abneigung gegenüber britischen Militärhelden. Zu dem unvermeidlichen Kegel hat sich auch noch eine Spiderman Maske gesellt.
Moderene Gebäude ...
... und welche die schon bessere Zeiten gesehen haben sind nah beieinander.
Heute ist in der Stadt ein „Welt-Radrennen“ mit diversen Raddisziplinen quer durch die Stadt verteilt.
Die Leute machen unglaublich Stimmung und zelebrieren diese Veranstaltung.
In Schottland haben wir viele interessante Friedhöfe gesehen, die einerseits fotogen waren, oft in toller Lage und viele Geschichten erzählt haben. Auch in Glasgow gibt es einen Friedhof den man gesehen haben sollte, gesehen haben muss! Necropolis – die schottische Stadt der Toten.
50.000 tote Menschen haben über die Bridge of Sighs, die schottische Seufzerbrücke, ihre letzte Reise angetreten.
Da hier die Toten oft unter Schluchzen zum Friedhof getragen wurden, bekam sie den Spitznamen „Bridge of Sighs“, zu Deutsch „Seufzerbrücke“.
Heute passieren hingegen tausende Lebende die Brücke, die den Haupteingang zur Glasgow Necropolis bildet.
Dass dieser Friedhof in Schottlands größter Stadt zurecht beliebt ist, liegt an seiner Schönheit: Alte viktorianische Pavillons, Gruften und Denkmäler schmiegen sich an den Hügel, ganz oben krönt die Säule des Reformators John Knox die Szenerie.
Dabei war die Glasgow Necropolis ursprünglich ganz den Lebenden vorbehalten. Denn sie wurde zunächst als Park konzipiert. Erst 1831 schlug der damalige Kämmerer John Strang vor, aus dem Park einen Friedhof nach dem Vorbilde des „Père Lachaise“ in Paris zu machen.
Heute finden nur noch selten Begräbnisse in der Necropolis statt, denn nur wessen Familie schon einen Bereich besitzt, darf hier bestattet werden. Dafür tummeln sich zwischen den Mausoleen wieder die Lebenden und staunen über die Stadt der Toten in Schottland.
Vor der Glasgow Cathedral findet sich eine Statue des Afrika-Forschers Sir David Livingstone der 1813 in Glasgow geboren wurde, mehrere Expeditionen nach Afrika unternommen hat ...
... und als erster Europäer an den Sambesi Fluß gelangte und auch als Entdecker der gewaltigen Victoria Fälle gilt.
Wir sind zwar nicht die ersten Europäer im belebten West-End Viertel Glasgows, wollen aber doch gerne das Viertel für uns entdecken, ...
... verbunden natürlich mit einem Besuch der bekannten Ashton Lane mit Restaurants und Bars.
Bevor wir uns auch von West End verabschieden kommen wir noch am Òran Mór vorbei – einem Mix aus Restaurant, Bar und Theater.
Was daran besonders ist, das Òran Mór hieß früher Kelvinside Parish Church und war eine Kirche, eine coole Idee.
Dann geht es zurück nach Paisely, wo wir noch zu einem indischen Restaurant zum Abendessen gehen und sehr gut bedient und verköstigt werden. Inder ist in Großbritannien immer eine gute Idee, gerade im Vergleich zu den Alternativen.
Das war es dann mit dieser Reise größtenteils entlang der NC500, auf den Orkneys und mit dem kurzen Abstecher am Ende in die Region im Zentrum Schottlands.
Morgen fahren wir unseren Mietwagen zurück zum Flughafen Edinburgh und werden dann mittags mit Easy Jet zurück von Edinburgh nach München fliegen.
Übernachtung: Mycosyapartment, 54 Kilnside Road, Paisley 110 €