Autor Thema: Tervetuloa Suomeen - Wasser, Wälder, Felsen- Finnland im Juni 23  (Gelesen 6203 mal)

Christina

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Re: Tervetuloa Suomeen - Wasser, Wälder, Felsen- Finnland im Juni 23
« Antwort #15 am: 01. November 2023, 18:23:09 »
Wieviele Kilometer das in Turku waren, weiß ich nicht, in der Stadt lass ich meine Uhr nicht mitlaufen. Kam mir aber nicht allzu viel vor. Die Innenstadt von Turku kann man (ohne Museen) gut an einem Tag anschauen.

Bezüglich der Schifffahrt weiß ich ja leider nicht, was mir entgangen ist, ich denke, es wäre eine auf jeden Fall gleichwertige Alternative zu meinem Programm gewesen.

4. Tag – Freitag, 09.06.

Es geht nochmal in die Schären, heute in ein Gebiet südöstlich von Turku. Nach ungefähr einer Stunde Fahrt erreiche ich gegen 9.15 Uhr das Örtchen Teijo, das wie viele andere Orte der Gegend vom 17. bis 19. Jh. von Eisenhüttenwerken lebte bzw. meist sogar von den Inhabern der Eisenwerke gegründet wurden. Das ist lange vorbei und die ehemaligen Fabrikgebäude, Villen der Firmeneigentümer und Arbeiterwohnungen werden für die heutige Haupteinnahmequelle, den Tourismus in der einen oder anderen Form genutzt.

In Teijo schaue ich mir die Kirche an, die auf einem Hügel am Ortsrand steht. Die Teijo Kirche ist Finnlands kleinste Steinkirche, 1829 vom Industriellen Robert Bremer gebaut. Das Innere kann ich mir nicht anschauen, die Kirche ist geschlossen.


Von der Kirche spaziere ich noch zur ehemaligen Eisenfabrik von 1686. Der Schornstein steht noch, im Inneren befinden sich heute ein Café, eine Galerie, ein Kunsthandwerkgeschäft und ähnliches, jetzt um diese Uhrzeit ist noch alles geschlossen.


Ich fahre ein Stückchen weiter nach Mathildedal und parke am Hafen. Auch hier sind ehemalige Fabrikgebäude in Hotels, Restaurants, Geschäfte und Seminarräume umgewandelt. Ein sehr netter Ort, hier könnte man es auch länger aushalten. 



Nur wenige Kilometer außerhalb von Mathildedal liegt einer der Parkplätze des Teijo Nationalparks – mein erster finnischer Nationalpark und mein erster Kilometer auf finnischer unbefestigter Straße. Beim Anblick von Straße und den Häuschen der Trockentoiletten beim Parkplatz fühle ich mich fast wie in Kanada oder den USA ;D.


Kurzer Exkurs zu den finnischen Nationalparks: Alle finnischen Nationalparks sind kostenlos zu benutzen, es gibt weder Parkplatzgebühren noch eine Art Nationalparkpass (wie in Kanada oder USA). An den (größeren) Parkplätzen der Parks gibt es immer Trockentoiletten, oft (nicht immer) auch eine Art Besucherzentrum (mal ganz klein und einfach in einer Holzhütte, mal groß und modern) mit Shop für Wanderkarten, Souvenirs, einem Café oder Restaurant. Die Wanderwege sind immer ziemlich gut markiert, es gibt zwischendrin Rastplätze mit Trockentoiletten, Bänken, Tischen, meist Feuerstellen zum Grillen, Holz dafür liegt immer bereit, manchmal muss man es noch zurechtsägen, eine Säge ist auch immer da. Manchmal gibt es Schutzhütten, manchmal auch Übernachtungshütten, die gemietet werden können (einfach, ohne fließend Wasser und Strom), Zeltplätze sind auch immer an der ein oder anderen Stelle im Park vorhanden. Zum Campen mit Womo oder Wohnwagen muss man wohl meist auf private Campingplätze gehen, Stellplätze in den Parks wie in Kanada oder USA gibt es nur selten. Und wie schon im Vorwort erwähnt, die Seite nationalparks.fi ist eine wunderbare Planungsgrundlage.

Gegen viertel nach zehn starte ich den Matildanjärvi Trail, der einmal rund um den Matildanjärvi (järvi = See) führt. Die Wanderung ist herrlich abwechslungsreich, man hat fast durchgängig Seeblick, mal läuft man im Wald oberhalb des Sees auf Felsen, dann auf Seehöhe, mal auf Holzbohlenwegen und Brücken über sumpfige Wiesen, hin und wieder geht es bergauf, meist verläuft der Weg aber eben.












Gegen Ende verlässt man den Nationalpark kurz und geht an einigen typisch finnisch aussehenden Wohnhäusern vorbei.



Der Weg ist sehr gut markiert, an Kreuzungen mit Holzschildern, sonst mit einem farbigen Holztäfelchen (hier orange) an den Bäumen. Recht schnell wird mir klar, was ich beim Planen nicht so ganz verstanden habe, die Trails durch die verschiedenen Nationalparks werden mit sehr langen Wanderzeiten gemessen an den Kilometern und Höhenmetern angegeben. Dies ist keine Übertreibung, sondern ergibt sich daraus, dass die Waldwege voller Wurzeln und Steine sind, weshalb man sich jeden einzelnen Schritt anschauen muss, schnelles Gehen ist unmöglich, nur auf Holzbohlenabschnitten und hin und wieder besser „geräumten“ Wegabschnitten kann man Geschwindigkeit machen. So benötige ich für 6,6 km mit nur 96 Höhenmetern tatsächlich 2 Stunden.

Auf dem Trail habe ich nur wenige andere Wanderer getroffen, nach diesem tollen Start freue ich mich auf die noch kommenden Wanderungen in den Nationalparks.

Viertel nach zwölf fahre ich nochmal zurück an den Hafen von Mathildedal. Im dortigen Restaurant „Ruukin Krouvi“ im ehemaligen Fabrikgebäude, das ich heute Vormittag schon von außen angeschaut habe, möchte ich Mittagessen. Erfreulicherweise gibt es ein Lunchbuffet mit Lachs, etwas Fleischigem (weiß nicht mehr genau was, da ich den Lachs gegessen habe), Kartoffeln, Gemüse, Salat, Wasser und zum Dessert Kaffee, Quarkcreme und Rührkuchen für EUR 15,00. Das Essen genieße ich draußen auf der großen Terrasse.

Dann fahre ich weiter durch die schöne Schärenlandschaft nach Süden. Wie schon in den Schären südlich von Turku wo ich vorgestern war, sind die Straßen hier leicht kurvig und leicht hügelig, man fährt durch wunderschön blühende Wiesen und hin und wieder vorbei an den roten finnischen Holzhäusern, manchmal sieht man das Meer. Leider ebenfalls wie im Gebiet vorgestern gibt es keine Haltemöglichkeiten außerhalb der Ortschaften, daher bleibt auch diese Strecke fotografisch undokumentiert.

Nächster Stopp ist Dalsbruk, nochmal ein Städtchen mit Eisenindustrie Vergangenheit. Ich schaue mir die ehemaligen Holzkohlenmeiler an und den Hafen mit den ehemaligen Lagerhäusern in denen sich heute ein Restaurant und ein Kino befinden.




Von Dalsbruk fahre ich weiter in Richtung Süden. Mein letztes Ziel für heute ist nur per Fähre zu erreichen, die Insel Högsåra. Am Fähranleger in Svartnäs parke ich mein Auto, auf Högsåra kann alles zu Fuß erreicht werden. Die Fähre fährt nur wenige Male pro Tag, ich muss ein paar Minuten warten bis sie um 15 Uhr ablegt. Nur ein älteres Ehepaar mit ihren Fahrrädern, die ihr Wohnmobil ebenfalls auf dem Parkplatz stehenlassen, sind als Touristen an Bord, dann noch zwei Autos von Bewohnern der Insel (vermute ich zumindest).


Die Überfahrt (kostenlos) dauert nur 10 Minuten, nun habe ich fast zwei Stunden Zeit bis zur nächsten Fähre zurück um 17 Uhr.

Herrlich idyllisch ist es hier, nur unbefestigte Straßen, viele blühende Wiesen, dazwischen farbige Holzhäuser, mehrere kleine Sandstrände, zwei Hafengebiete mit alten Bootsschuppen.










Etwas getrübt wird der Aufenthalt allerdings durch das vollständige Fehlen jeglicher touristischen Infrastruktur. Ich wusste, dass das kleine Museum erst zur Hauptsaison ab 01.07. öffnet, laut Internet hätte aber zumindest das Café der Insel geöffnet sein müssen, ich hatte mich schon auf Kaffee und Kuchen gefreut, leider finde ich dort ein Schild, dass bis Mittsommer nur am Wochenende geöffnet ist. Und es gibt auf der gesamten Insel auch keinen Laden in dem man sich z.B. ein Eis hätte kaufen können oder einen Automaten für ein paar Kleinigkeiten und – das ist nun wirklich ein Problem, es gibt keine (geöffnete) öffentliche Toilette. Auch am Parkplatz vom Fähranleger gab es keine und nun muss ich wirklich dringend. Zum Glück komme ich an einem recht dichten Wäldchen vorbei, wo ich eine nicht einsehbare Stelle finde.

Immerhin gibt es am Hafen, wo die Fähre ablegt und auch ein paar wenige Segelyachten ankern, bequeme Stühle und Tische, da mach ich es mir dann mit der „immer dabei Notration“ an Müsliriegeln und meinem Wasser gemütlich bis die Fähre dann ablegt. Das ganze Hafenareal scheint neu gestaltet zu sein, die bunten Häuschen, die mich an die Hummerbuden in Helgoland erinnern, sind keine „echten“ Hütten, es stehen nur die Fassaden. Die Dreieckshütten am Rande des Hafens dagegen sind „echt“, man kann darin in einfachen Betten (ohne Bad) übernachten, in Richtung Meer sind sie vollständig verglast (ich habe durch das kleine Fenster an der Tür hineingeschaut).


Auf der Rückfahrt nach Turku/Raisio komme ich an einer Tankstelle vorbei, an der das Benzin nur 1,93 EUR/l kostet, so günstig habe ich es bisher nirgends gesehen, also kann ich nun das erste Mal Tanken an einer finnischen Tankstelle hinter mich bringen. Ich hatte schon gelesen, dass es in Finnland praktisch nur noch Automatentankstellen gibt, mit der Besonderheit, dass es nicht einen Automaten für jede Zapfsäule gibt, sondern einen für mehrere zusammen. Genauso ist es nun auch, der Automat kann zum Glück auf Englisch umgestellt werden, dann Kreditkarte rein, PIN eingeben, auswählen um welche Zapfsäule es geht, auswählen für wie viel EUR man maximal tanken möchte, Karte raus und dann hat man 2 Minuten Zeit, den Tankvorgang zu starten. Nach dem Tanken kann man sich eine Quittung ausdrucken lassen. Alles völlig problemlos, man könnte sogar auch mit Bargeld bezahlen, das habe ich aber nie gemacht. Nachteil der Automatentankstellen ist, dass es dort auch keine Möglichkeit mehr gibt, eine Toilette zu nutzen oder ein bisschen Reiseproviant einzukaufen. Vor allem die Toiletten habe ich hin und wieder vermisst.

Um 19 Uhr bin ich wieder in der Ferienwohnung, Abendessen und übliche Abendbeschäftigung.

Wetter: sonnig, ca. 17 °C
Wanderung: Teijo Nationalpark, Matildanjärvi Trail 6,60 km, 96 Höhenmeter

LG Christina

Susan

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Re: Tervetuloa Suomeen - Wasser, Wälder, Felsen- Finnland im Juni 23
« Antwort #16 am: 02. November 2023, 19:16:43 »
Schöne Wanderungen bei Prachtwetter!
Irgendwie witzig die bunte Fassadenattrappe. Hatte die noch irgendeinen Zweck? Windschutz, oder so? Schön auch, wenn solch alte Industrieanlagen noch irgendwie genutzt werden statt zu verfallen.

Dass so einige Einrichtungen, Cafes oder Restaurants erst nach Midsommer so richtig geöffnet sind, haben wir in Schweden ja auch erlebt. Eigentlich schade.
Liebe Grüße
Susan


Christina

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Re: Tervetuloa Suomeen - Wasser, Wälder, Felsen- Finnland im Juni 23
« Antwort #17 am: 03. November 2023, 18:28:57 »
Den Zweck der Fassadenattrape kenne ich auch nicht, kann mir auch Windschutz vorstellen und um den Hafenbereich vielleicht optisch ein bisschen abzugrenzen.

Ja, schade mit dem Café, aber man kann nicht alles haben, wenig bis keine anderen Urlauber und trotzdem alles geöffnet. Blöd war halt, dass es auf der Website anders geschrieben war, hätte ich es gewusst, hätte ich mir im Supermarkt in Dalsbruk ein paar Kekse oder süße Teilchen mitgenommen. Aber schön war's trotzdem auf dem Inselchen.

5. Tag – Samstag, 10.06.

Für diesen letzten Tag, den ich in Turku bzw. Umgebung verbringe, habe ich die Qual der Wahl hinsichtlich der verschiedenen möglichen Unternehmungen. Man könnte hier eine Woche verbringen und hätte immer noch nicht alles gesehen, was im Tagesausflugsbereich zu erreichen ist.

Da ich an den nächsten Tagen einiges an Kilometern mit dem Auto zurücklegen werde, entscheide ich mich heute für einen Tag ohne Auto.

Um zwanzig nach acht fahre ich mit dem Bus 20 Minuten ins südlich von Raisio liegende Seebad Naantali. Die Stadt mit 19.500 Einwohnern ist seit Anfang des 20. Jh. ein Kur- und Badeort und heute auch wegen dem Themenpark Muminwelt, der auf einer Insel gegenüber vom Hafen liegt, bekannt.

Von der Bushaltestelle gehe ich zunächst durch den modernen Teil der Innenstadt, die Fußgängerzone mit Geschäften und Apartmenthäusern wird gerade saniert. Bald erreiche ich den Park am Klosterberg am Rande der Altstadt. Die Luostarikirkko, eine Feldsteinkirche von 1462 schaue ich mir von innen an, hier wird aber ein Konzert vorbereitet, Lautsprecher und sonstiges Equipment steht herum, daher ist nur ein kurzer Blick möglich.



Von der Kirche spaziere ich den Hügel hinunter in Richtung Hafen, dabei komme ich an einem hübschen gelb-weißen Holzaussichtstürmchen vorbei, von dem aus ich einen schönen Blick auf den Kirchturm und einen Teil des Hafens habe. Innen leider ziemlich mit Kritzeleien beschmiert.




Ich gehe am Hafen entlang, hier hat es viele alte schön verzierte Holzhäuser, in denen sich Restaurants und Geschäfte befinden, um diese frühe Uhrzeit ist noch alles geschlossen.



An den Hafen grenzen Altstadtgassen mit bunten Holzhäusern an. Sehr idyllisch, allerdings im Vergleich z.B. zur Altstadt von Porvoo (wo ich letztes Jahr von Helsinki aus war), ein recht kleines Areal.








Zwischen Altstadt und Meer liegt ein teilweise bewaldeter Granithügel, dort gibt es zahlreiche Spazierwege und man hat eine wunderbare Aussicht auf den Hafen und die davor liegenden Inselchen. 




Zurück am Hafen nehme ich den ebenfalls sehr schön angelegten Spazierweg unterhalb der Kirche an der Küste entlang.


Gegen halb zwölf Uhr habe ich alles was ich in Naantali sehen wollte, gesehen und entscheide mich für die zweite Tageshälfte nochmal mit dem Bus ins Zentrum von Turku und von dort mit dem Wasserbus zur Insel Ruissalo zu fahren.

Ein frühes Mittagessen gibt es für mich noch in Naantali im finnischen McDonalds „Hesburger“ in der Fußgängerzone. Die Karte über dem Tresen ist nur auf Finnisch, ich bekomme aber eine kleine gedruckte  Version auf Englisch ausgehändigt. Cheeseburger und Pommes (EUR 7,90) sind ganz in Ordnung.

Die Busfahrt nach Turku zieht sich etwas, erst muss ich einige Zeit auf die Abfahrt des Busses in Naantali warten, es ist ja Samstag, da fahren die Busse nicht so häufig wie unter der Woche, dann steigen an allen Haltestellen sehr viele Leute ein und aus, oft mit Kinderwagen, das dauert jedes Mal. So komme ich erst gegen 13 Uhr am Marktplatz in Turku an.

Schnell gehe ich zur nächsten Haltestelle der Wasserbusse, die entlang des Flusses Aurajoki fahren. Die erste Haltestelle an der ich vorbeikommen sollte, sehe ich irgendwie nicht, das kann ich mir zunächst gar nicht erklären. Also zur nächsten, die ist dann schon auf Höhe des Forum Marinum, also fast am Ende der Stadt in Richtung Meer/Hafen. Noch rechtzeitig für die Abfahrt um 13.25 Uhr bin ich dort, der Wasserbus kommt auch einigermaßen pünktlich – nimmt aber keine weiteren Fahrgäste mehr auf, da er schon voll ist :schreck:. Aufgrund des schönen Wetters wollen heute am Samstagnachmittag sehr viele Menschen nach Ruissalo fahren.

Auf den nächsten Wasserbus zu warten ist nicht sehr sinnvoll, da er vermutlich wieder voll sein wird. Ich beschließe zurück zum Marktplatz zu gehen und von dort mit dem Bus nach Ruissalo zu fahren (die Insel ist mit einer Brücke mit Turku verbunden). Auf dem Weg dorthin fällt mir ein, dass damals in Kopenhagen die Wasserbushaltestellen mal auf der einen Wasserseite waren, mal auf der anderen, vielleicht ist das ja hier auch so. Und tatsächlich, die erste Haltestelle habe ich vorhin nicht übersehen, ich bin gar nicht an ihr vorbeigekommen, da sie auf der anderen Flussseite liegt. Also Planänderung, statt Bus versuche ich den Wasserbus von dessen erster Abfahrtshaltestelle zu nehmen.

Ich überquere den Fluss auf einer Brücke und bin dann rechtzeitig für die 14 Uhr Abfahrt an der Anlegestelle. Hier wartet schon eine ganze Reihe von Leuten auf den Wasserbus, hoffentlich komme ich diesmal noch mit. Und tatsächlich klappt es, allerdings nur knapp und nur weil dieser Wasserbus größer ist als der vorherige (die Fahrt kostet genauso viel wie eine Busfahrt und kann ebenfalls ohne Ticket direkt mit der Kreditkarte bezahlt werden). Für die Leute an der nachfolgenden Haltstelle (also der an der ich vorhin war), ist wieder kein Platz mehr frei.

Ich sitze ganz vorne am Bug des Schiffs mit guter Sicht, der Fahrtwind ist aber erstaunlich kalt, vor allem als wir den Fluss verlassen und aufs Meer fahren. Auch mit meiner Fleecejacke, die ich im Rucksack dabeihabe, ist es eigentlich noch zu kalt und so bin ich ganz froh, als wir nach einer halbstündigen Fahrt mit einigen netten Ausblicken auch auf idyllisch gelegene Wohnhäuser, am sog. Volkspark von Ruissalo anlegen.






Am Volkspark gibt es einen Sandstrand, dahinter einen großen Park mit Grünflächen, Bänken und Bäumen und einem Café in einem alten Holzhaus.

Das ist mein erstes Ziel, mit einem Cappuccino und einem Erdbeerkuchen (zusammen mit einer kleinen Flasche Wasser zum Mitnehmen für später EUR 12,00) wärme ich mich in der Sonne auf der Terrasse auf. Ich stelle fest, dass offensichtlich außerhalb der Städte ein „normaler“ Kaffee das übliche Getränk der Wahl der Finnen ist (die sehr viel Kaffee trinken, sie haben in der EU den höchsten Kaffeeverbrauch pro Person, nach anderen Statistiken nach Luxemburg den zweit höchsten), hier gibt es zwar Cappuccino und ähnliches, das Mädel an der Rezeption muss aber erst die Chefin/ältere Kollegin fragen, die mir dann an der Maschine den Cappuccino macht. Dementsprechend teuer ist er auch im Vergleich zum einfachen Kaffee. Also zukünftig auf dem Land nur klassischen Kaffee mit Milch.


Nach der Pause spaziere ich den Fuß-/Fahrradweg am Ufer entlang, der an zahlreichen alten Holzvillen vorbeiführt. Diese stammen aus dem 19. und frühen 20. Jh. und wurden von Familien der Mittel- und Oberklasse aus Turku als Sommerwohnsitze erbaut und genutzt.








Der Weg verlässt nach einiger Zeit die Küste und führt ins Inselinnere durch blühende Wiesen bis zur Straße, die quer durch die Insel führt. Einen Abstecher mache ich zu einem weiteren Yachthafen mit Café.


Eigentlich würde ich mir noch gerne den äußersten Zipfel der Insel anschauen, an der Küste dort soll es Granitfelsen und kleine Sandbuchten geben. Das sind allerdings noch etliche Kilometer bis dahin, zu Fuß für heute zu weit, da müsste ich den Bus nehmen. Irgendwie kann ich mich nicht so recht dazu entschließen, auch weil der Bus so selten fährt und entscheide mich schließlich, mit dem Bus in die andere Richtung, also Turku Zentrum zu fahren.

In Turku bummle ich nochmal die Promenade am Fluss entlang. Beim Preis von EUR 4,30 für eine Kugel Eis verzichte ist darauf und setze mich stattdessen auf eine Caféterrasse direkt am Fluss, na ja, der Cappuccino dort kostet mich fast dasselbe, aber immerhin gibt es einen gemütlichen Sitzplatz und eine Toilette dazu.

Dann fahre ich zurück nach Raisio (die Abrechnung bei Zahlung der Busfahrten mit Kreditkarte klappt wunderbar, heute bin ich so oft gefahren, dass ein Tagesticket günstiger ist, als die zusammengerechneten Einzelfahrten und es wird mir auch nur der Preis für das Tagesticket von EUR 8,00 auf der Kreditkarte belastet), gehe für ein paar Kleinigkeiten am Supermarkt vorbei und bin gegen 18 Uhr in der Wohnung.

Hier gibt es noch das letzte Mikrowellengericht aus dem Kühlschrank zum Abendessen, vorhandene Wurst und Käse und Roggenbrötchen werden zu belegten Proviantbrötchen für morgen „verarbeitet“ und meinen Koffer packe ich auch schon weitgehend, morgen steht ein Standort- und damit Unterkunftswechsel an.

Wetter: sonnig, teils kalter Wind, ca. 20° C


LG Christina

Paula

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Re: Tervetuloa Suomeen - Wasser, Wälder, Felsen- Finnland im Juni 23
« Antwort #18 am: 03. November 2023, 18:45:52 »
Die Holzhäuser sind ja herrlich noch deutlich schöner als im Harz. Alles wirkt so proper und aufgeräumt. Dass beim Busfahren aus mehreren Einzeltickets ein günstigeres Tagesticket errechnet wird ist erstklassiger Service, ich glaube sowas fortschrittliches wird es in Deutschland zu meinen Lebzeiten nicht mehr geben.

Die Wanderung gestern im Nationalpark war auch genau nach meinem Geschmack. Ich mag es wenn die Wege nicht so plan sind, das macht das Wandern interessanter. Und dass die Wege so gut markiert sind ist sehr erfreulich und dann auch noch kostenlos aber trotzdem gut ausgestattet (Toiletten gab es weder im Nationalpark Harz noch im Schwarzwald).
Im Juli/August wäre es wahrscheinlich noch etwas wärmer oder? Fünf Grad mehr und das Wetter wäre für meinen Geschmack perfekt  :)
Viele Grüße Paula

Susan

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Re: Tervetuloa Suomeen - Wasser, Wälder, Felsen- Finnland im Juni 23
« Antwort #19 am: 03. November 2023, 22:10:51 »
Da erinnert mich jetzt vieles an unsere Südschwedentour  ^-^

Die bunten Holzhäuser sind immer wieder schön, wirkt alles so herrlich idyllisch. Die im Park später haben dannn schon richtig Villencharakter.

Sehr schön auch die Spazierwege  :herz:

Liebe Grüße
Susan


Christina

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Re: Tervetuloa Suomeen - Wasser, Wälder, Felsen- Finnland im Juni 23
« Antwort #20 am: 06. November 2023, 18:02:48 »
Paula, das Wetter ist ja leider nicht vorhersehbar. Im Landesinneren wurde es in den nächsten Tagen deutlich wärmer. Ich habe es nach meinem Urlaub nicht mehr ausführlich verfolgt, aber so am Rande mitgekriegt, dass wohl im August recht schlechtes Wetter mit viel Regen war. Daher denke ich nicht, dass man sagen kann, im Juni hat es so und soviel Grad, im Juli dann ein Grad mehr und im August nochmal ein Grad mehr. Ab Mitte August geht es dort auch schon langsam in den Herbst über und wird vermutlich kühler. Zwischen Mitte Juni und Mitte August ist in Skandinavien Hochsaison, da würde ich nicht unterwegs sein wollen, für Helsinki letztes Jahr hat es gepasst, in den Nationalparks wird es dann sicherlich deutlich voller.
Außerdem gibt es in den finnischen Hotels nur sehr selten eine Klimaanlage, daher sind hohe Temperaturen meist mit heißen Unterkünften in der Nacht verbunden, siehe Helsinki bei mir letztes Jahr.

Ich habe auch nichts gegen unebene Wege hin und wieder, aber das ist in Finnland schon sehr speziell, da schreibe ich am Ende noch was dazu.
LG Christina

Christina

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Re: Tervetuloa Suomeen - Wasser, Wälder, Felsen- Finnland im Juni 23
« Antwort #21 am: 06. November 2023, 18:18:44 »
6. Tag – Sonntag, 11.06.

Trotz einiger zusätzlicher «Arbeiten» wie Abwasch und restliches Kofferpacken, alles ins Auto bringen wegen des Unterkunftswechsel bin ich wie geplant um 8 Uhr startklar. Heute stehen mir einige Stunden Autofahrt bevor, die durch zwei Wanderungen in zwei Nationalparks aufgelockert werden sollen.

Meine erste Etappe ist sehr kurz, der Kurjenrahka Nationalpark liegt nur ca. 40 km nördlich von Turku.

So erreiche ich gegen 8.30 Uhr den Kurjenpesä Parkplatz des Parks. Nach Nutzung der Trockentoilette starte ich den Savojärven kierros, also den Rundwanderweg um den See Savo. Auf dem Parkplatz stehen ein paar Autos, andere Wanderer treffe ich aber zunächst nicht.


Nach einem kurzen geteerten Wegabschnitt durch den Wald führt der Weg, der nun aus Holzbohlen besteht durch ein weites Moor bzw. Sumpfwiesen, vom See ist hier noch nichts zu sehen. Es ist wunderschön hier, die Sonne scheint, es ist noch morgendlich kühl, außer Vogelrufen ist nichts zu hören und der Holzbohlenweg leitet abwechslungsreich mal durch das offene Land, dann durch Nadelwald, dann durch Laubwald. Und dank der Holzbohlen muss man nur das Gleichgewicht bewahren, Wurzeln und Steine als Stolperfallen gibt es nicht.






Nach ca. einer dreiviertel Stunde Marsch wird aus den Holzbohlen ein schmaler Erdweg, dann ein breiter und ich erreiche den Park- und Zeltplatz Rantapiha. Hier gibt es Trockentoiletten, eine Schutzhütte, Grillmöglichkeiten und eine große Wiese, auf der einige Zelte stehen, die Bewohner sind überwiegend dabei zu frühstücken oder ihre Sachen zusammenzupacken, ein paar liegen scheinbar auch noch in den Zelten. Das ist wohl auch aufgrund der Nähe zu Turku ein beliebter Zeltplatz für das Wochenende.


Bald wird aus dem Erdweg wieder ein Holzbohlenweg, der nun immer in Sichtweite des Sees verläuft. Immer mal wieder kann man auch direkt ans Ufer, oft ist es aber zu matschig, um die Holzbohlen zu verlassen. Von den vielen Vögeln, die es im Nationalpark gibt, höre ich überwiegend nur Gezwitscher, einmal sehe ich 6 Schwäne (oder ist es eine andere Vogelart?) auf dem Wasser, allerdings sehr weit entfernt, hier wäre mein Teleobjektiv hilfreich (das ich in diesem Urlaub nicht dabeihabe).




Auf diesem Wegabschnitt begegne ich zum ersten und letzten Mal, abgesehen von den Leuten am Zeltplatz, einer anderen Wanderin. Wir grüßen uns, überholen uns gegenseitig ein paar Mal und jedes Mal sagt die Finnin mehr, weil es am Anfang nur ein, zwei Worte sind, lächle ich freundlich, ein Hinweis darauf, dass ich kein Finnisch verstehe lohnt sich da nicht und als sie dann bei jeder Begegnung mehr sagt, ist es zu spät, noch zu sagen, dass ich sie nicht verstehe – wirklich doof, wenn man eine Sprache so überhaupt nicht versteht. Na ja irgendwann überhole ich sie ein letztes Mal und treffe dann niemanden mehr bis zum Parkplatz, den ich gegen viertel vor elf nach 2 Stunden Wanderung wieder erreiche. Das war eine entspannte herrliche Wanderung.

Die nächsten gut drei Stunden sitze ich im Auto. Zuerst ein paar Kilometer auf kurviger Landstraße durch idyllische Wiesen mit vereinzelten Bauernhöfen, dann auf stärker befahrenen, teils autobahnähnlichen Schnellstraßen vorbei an der Großstadt Tampere weiter nach Norden. Höchstgeschwindigkeit ist meist 80 km/h, manchmal immerhin 100 km/h (auf Autobahnen sind oft 120 km/h erlaubt, aber eine Autobahn gibt es auf dieser Strecke nur mal kurz rund um Tampere).

Nun habe ich Zeit, mein Auto näher kennenzulernen, insbesondere die verschiedenen Töne, die es immer wieder von sich gibt: ich stelle fest, es gibt zwei unterschiedliche Töne, einer zur Warnung, wenn ich (angeblich) meine Fahrspur verlasse, einer zur Warnung vor den zahlreichen Radargeräten. Das ist richtig toll, das Auto hat tatsächlich einen Radarsensor, der mich schon bevor die Kamera in Sichtweite kommt, vor ihr warnt. In Finnland wird zwar auf bevorstehende Radarfallen durch Schilder hingewiesen, wann (und ob überhaupt) nach einem Schild dann die Kamera kommt, ist immer wieder anders und so ist der Radarsensor sehr hilfreich (bei einer Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h auf trockener, gut ausgebauter Straße ist die Versuchung, es den Einheimischen gleich zu tun und die erlaubte Geschwindigkeit etwas zu überschreiten, groß).

Auf einem Parkplatz esse ich zu Mittag ein belegtes Brötchen aus meinem Proviant, später komme ich an einer großen Raststätte mit Toilette, Tankstelle, Restaurant und Shop vorbei, schade, hier hätte ich zu Mittag essen können, aber ob und wann Raststätten mit dieser Ausstattung kommen, ist hier nicht vorab ersichtlich, eine einheitliche Beschilderung wie auf deutschen Autobahnen zur Ausstattung von Park- und Rastplätzen gibt es in Finnland leider nicht.

80 km nordöstlich von Tampere erreiche ich gegen 14 Uhr den Isojärvi (= großer See) Nationalpark. Zum Heretty Parkplatz führt mich eine 12 km lange unbefestigte Straße, nun sieht mein Auto fast schon aus, wie das der meisten Einheimischen: die hintere Scheibe ist bedeckt mit einer hellbraunen Staubschicht (und der Staub dringt natürlich auch in alle Ritzen des Autos), durchschauen wird bald nicht mehr möglich sein.

Auf dem Parkplatz stehen einige Autos, am danebenliegenden Heretty Café, einer Holzhütte, in der Snacks, Eis, Kuchen, Kaffee, Getränke verkauft werden, außerdem Wanderkarten und ein paar Souvenirs (leider wieder keine Postkarten) machen ein paar Wanderer Pause. Vor der Wanderung mache ich nach der langen Autofahrt erst noch Kaffeepause, mit Karottenkuchen und einer Tasse Kaffee (EUR 7,00) setze ich mich an einen der Holztische im Freien.




Anschließend begebe ich mich auf den Hevosenlenkki Trail (=Pferdeweg, in Erinnerung an die Arbeitspferde, die früher bei Baumfällarbeiten eingesetzt wurden), einen Rundweg durch den Wald und an mehreren Seen vorbei. Gleich zu Beginn bin ich etwas frustriert, der Weg besteht fast nur aus Steinen und Felsen unterschiedlicher Größe, jeder Schritt muss genau bedacht werden, ich komme kaum voran.



Ich überlege den kürzesten der drei Trails, die am Anfang noch auf derselben Route verlaufen zu nehmen, schließlich ist es schon 14.30 Uhr und wer weiß, wie lange ich bei diesen Wegbedingungen für den eigentlich gewählten 6 km Rundweg brauchen werde. An der Abzweigung überwiegt dann aber doch mein Ehrgeiz und ich gehe wie geplant weiter auf dem blau markierten Hevosenlenkki. Tatsächlich wird dann, wie zur Belohnung, der Weg deutlich angenehmer, allerdings nur für kurze Zeit. Ganz so felsig wie zu Beginn wird es zum Glück aber nicht mehr, dafür kommen aber einige Steigungen hinzu. Insgesamt macht mir der Trail dann aber doch großen Spaß und insbesondere die Ausblicke auf die verschiedenen Seen sind wieder mal sehr schön. Was mir schon in den letzten Tagen auffiel bestätigt sich heute nochmal deutlich: obwohl die Sonne ja erst nach 23 Uhr untergeht, wird das Licht bereits ab 15 Uhr weicher – ein ganz besonders schöne Lichtstimmung finde ich.




Ungefähr nach der Hälfte des Wegs nutze ich den Rastplatz Kuorejärvi (am gleichnamigen See) mit Feuerstelle, offener Schutzhütte und Trockentoiletten zu einer Pause mit meinem zweiten belegten Brötchen, das vom Mittagessen übrig ist.




Gegen viertel vor fünf bin ich nach 2 Stunden zurück am Parkplatz. Ich hatte auf ein Eis aus dem Heretty Café gehofft, das Café hat eigentlich bis 17 Uhr geöffnet, ich wäre also gerade noch rechtzeitig gewesen, aber der junge Mann, der das Café betreibt, schließt gerade ab, als ich daran vorbeikomme. Dann halt nicht. Ich fülle meine Trinkflasche an der Wasserzapfstelle (die es häufig an verschiedenen Stellen in den Nationalparks gibt) auf und nehme dann die letzte Etappe für heute unter die Räder. Auf der Wanderung bin ich drei Leuten begegnet, einem Paar zu Beginn und später einem Einzelwanderer.

Meine Ferienwohnung für die nächsten vier Nächte liegt in Mänttä, vom Isojärvi NP ist es noch eine Stunde Fahrt (für 50 km!) über Landstraßen nach Norden.

In Mänttä stoppe ich noch am Supermarkt (der wie die meisten Supermärkte in Finnland auch sonntags geöffnet hat) und erreiche meine Wohnung gegen 18.30 Uhr.

Der Schlüssel ist in einer Schlüsselbox auf dem Balkon der Wohnung im Hochparterre. Die Box ist durch die Gitterstäbe der Balkonbrüstung von außen mit der Hand zu greifen (ein paar Tage vor Anreise habe ich den Code für die Box und ein Foto von der Lage der Box auf dem Balkon von der Vermieterin bekommen).

Mänttä ist durch die Entscheidung des Unternehmers Gustaf Adolf Serlachius (1830 -1901), dort im Jahr 1869 eine Papierfabrik zu bauen, vom abgelegenen Dorf zu einiger Bedeutung in Finnland gekommen (dazu später mehr), das Mehrfamilienhaus, in dem sich meine Ferienwohnung befindet, wurde 1951 zusammen mit zwei anderen Häusern für die Arbeiter der Papierfabrik und ihre Familien gebaut. Als die Papierfabrik in den 1990iger Jahren schließen musste, standen die Wohnungen erstmal leer.

Um Mänttä wieder etwas Leben einzuhauchen, wurde 1994 ein jährlich wiederkehrendes Kunstfestival ins Leben gerufen, in dessen erstem Jahr waren die leerstehenden Wohnhäuser Teil der Ausstellungsräume. Später konnten die Wohnungen von Privatpersonen erworben werden. Diese Gelegenheit hat auch meine Vermieterin genutzt, sie ist in Mänttä geboren und aufgewachsen (hat allerdings nicht in einem der Mehrfamilienhäuser gewohnt), zum Studium nach Helsinki (oder Tampere?) gegangen und dortgeblieben, wollte aber eine Ferienwohnung für sich und in ihrer Abwesenheit zum Vermieten dort haben.

Die Wohnung ist im Stil der 1950iger Jahre eingerichtet, im Wohnzimmer hängt (das dann nicht stilecht) ein großes modernes Bild eines verlassenen Fabrikgebäudes im Ort, gemalt für das Kunstfestival, es gibt viel Informationsmaterial zum Ort und seiner Geschichte. So etwas mag ich sehr, etwas weniger Dekoartikel wären besser, ich muss einiges beiseite räumen, um Platz für meine eigenen Sachen zu haben.




Wetter: sonnig, ca. 22° C
Wanderungen: Kurjenrahka Nationalpark, Savojärven kierros, 7,10 km, 47 Höhenmeter; Isojärvi Nationalpark, Hevosenlenkki, 6,97 km, 208 Höhenmeter

LG Christina

Susan

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Re: Tervetuloa Suomeen - Wasser, Wälder, Felsen- Finnland im Juni 23
« Antwort #22 am: 06. November 2023, 20:03:50 »
Also der Holzbohlenweg gefällt mir sehr viel besser als Stock, Stein und Wurzel auf dem anderen. Da müsste ich mich zu sehr konzentrieren nicht umzuknicken um Freude an der Landschaft zu haben.  ::)

Apropos Landschaft - so ähnlich hatte ich mir Finnland vorgestellt: Wald, Moor, Seen  ^-^ Sorry, falls ich es überlesen habe. Wie sah es denn dort mit Mücken aus?

Die neue Wohnung schaut sehr nett aus; sogar mit Badewanne  ^-^ Ab und an liebe ich ein entspannendes Bad.
Liebe Grüße
Susan


Christina

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Re: Tervetuloa Suomeen - Wasser, Wälder, Felsen- Finnland im Juni 23
« Antwort #23 am: 07. November 2023, 18:03:55 »

Sorry, falls ich es überlesen habe. Wie sah es denn dort mit Mücken aus?

Die neue Wohnung schaut sehr nett aus; sogar mit Badewanne  ^-^ Ab und an liebe ich ein entspannendes Bad.

Zu den Mücken, hast du nicht überlesen, habe ich vergessen zu erwähnen: wenn ich bei einem Tagesbericht keine Mücken erwähne, hatte es keine. Bis jetzt also keine Mücken, zum Glück. Es heißt eigentlich, dass sie ab Mitte/Ende Juni aktiv werden, da es aber in diesem Jahr ein sehr warmes Frühjahr gab in Finnland, habe ich mich darauf eingestellt, dass sie schon früher erscheinen, mal sehen, was die nächsten Tagesberichte bringen ;D
Die Mücken habe ich auch vergessen bei meiner Antwort zu Paula's Frage wegen der höheren Temperaturen im Juli und August: die Mücken sind dann definitiv in Massen da, das ist also ein weiterer Grund (zumindest für mich), neben der touristischen Hochsaison nicht zwischen Mitte Juni und Mitte August außerhalb von Städten dort unterwegs zu sein.

Und noch was habe ich vergessen :verlegen: die Angaben zur Ferienwohnung in Mänttä:
4 Nächte Ferienwohnung in Mänttä, inkl. Bettwäsche, Handtücher, Endreinigung, EUR 298,00 (gebucht über booking.com)
LG Christina

Paula

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Re: Tervetuloa Suomeen - Wasser, Wälder, Felsen- Finnland im Juni 23
« Antwort #24 am: 07. November 2023, 18:51:16 »

Die neue Wohnung schaut sehr nett aus; sogar mit Badewanne  ^-^ Ab und an liebe ich ein entspannendes Bad.

Genau das wollte ich auch sagen  ;D
Danke auch für den Hinweis mit den Mücken, das wäre für mich definitiv ein Grund doch lieber schon im Juni zu fahren. Der Weg durch das Moor hat mir auch sehr gut gefallen, vor allem die Gräser mit den weißen Puscheln! Und dass es es erst so spät dunkel wird ist natürlich herrlich, so hat man was vom Tag.
Viele Grüße Paula

Christina

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Re: Tervetuloa Suomeen - Wasser, Wälder, Felsen- Finnland im Juni 23
« Antwort #25 am: 08. November 2023, 18:09:30 »

Die neue Wohnung schaut sehr nett aus; sogar mit Badewanne  ^-^ Ab und an liebe ich ein entspannendes Bad.

Genau das wollte ich auch sagen  ;D
Danke auch für den Hinweis mit den Mücken, das wäre für mich definitiv ein Grund doch lieber schon im Juni zu fahren. Der Weg durch das Moor hat mir auch sehr gut gefallen, vor allem die Gräser mit den weißen Puscheln! Und dass es es erst so spät dunkel wird ist natürlich herrlich, so hat man was vom Tag.

Die einzige Badewanne, die ich bisher in Finnland gesehen hab. Hat auch bei den Bewertungen viele positive Bemerkungen bekommen, mir war es zu warm für ein Wannenbad. Aber die Dusche war für finnische Verhältnisse auch toll, an drei Seiten Mauer, nur vorne ein bisschen offen, da ist nicht viel Wasser rausgeflossen.

Die Gräser heißen laut nationalparks.fi auf englisch cotton gras, keine Ahnung, ob es eine deutsche Bezeichnung gibt. Das sah richtig schön aus mit den weißen Punkten auf der grünen Fläche.
LG Christina

Christina

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Re: Tervetuloa Suomeen - Wasser, Wälder, Felsen- Finnland im Juni 23
« Antwort #26 am: 08. November 2023, 18:26:52 »
7. Tag – Montag, 12.06.

Mein erstes Ziel erreiche ich nach einer Stunde Fahrt (50 km, davon einige Kilometer Schotterstraße) gegen 9 Uhr. Am Kankimäki / Helvetin Portti Parkplatz des Helvetinjärvi (= Höllensee) Nationalparks steht noch kein einziges Auto, das Café/Shop hat noch geschlossen und auch die drei oder vier Hütten, die man zum Übernachten mieten kann (ohne fließendes Wasser) scheinen leer zu stehen.

Vor dem Start der Wanderung überfliege ich wie immer die Infotafeln zum Nationalpark beim Parkplatz – und lese, dass es hier (nicht nur im Nationalpark, sondern in der gesamten Region) Bären geben soll – das erschreckt mich doch etwas, bisher bin ich davon ausgegangen, dass sich die Bären in Finnland wesentlich weiter nördlich aufhalten. Immerhin gibt es keinerlei Warnungen und Verhaltenshinweise wie in den nordamerikanischen Parks (Bärenspray, nicht alleine wandern, Lärm machen usw.), sondern nur die Aussage, dass man mit viel Glück einen Bären in der Ferne sehen könnte. Dennoch bin ich nun natürlich etwas angespannt, zumal ich völlig alleine bin. Auf dem Weg, der ausnahmsweise mal aus feinem Schotter besteht und damit völlig frei ist von jeglichen Stolperfallen (ein sog. accessible trail, die es in jedem Nationalpark hier gibt, mal kürzer, mal länger), sehe ich in jedem Baumstumpf einen Bären.


Bereits nach einer halben Stunde zügigem Marsch erreiche ich die Hauptsehenswürdigkeit des Parks, die Höllenschlucht (Helvetinkolu). Einen allzu guten Einblick in die Schlucht hat man von den Aussichtspunkten allerdings nicht und ich finde auch keine Möglichkeit in die Schlucht zu wandern. (Da habe ich mich nicht ausreichend vorbereitet, meine Nachforschungen nach der Reise ergeben, dass es sowohl Treppen zum See hinunter gibt, man aber auch durch die Schlucht über die Felsen nach unten klettern kann und zwar genau an der Stelle, an der ich das Foto gemacht habe. Das ärgert mich nun natürlich, allerdings ist die Trailbeschreibung bei diesem Nationalpark ausnahmsweise mal nicht gut und von der Möglichkeit zum See hinunter zu wandern lese ich nur in einem Nebensatz etwas. Falls vor Ort etwas ausgeschildert war, habe ich es übersehen.)



Der Rundweg wendet sich bald weg von der Schlucht, nun geht es auf Holzbohlenwegen in einem Bogen durch Wald und Moor zurück zum Parkplatz.



Nach einer Stunde Wanderung bin ich wieder am Auto, nun stehen ein paar weitere Autos auf dem Parkplatz, ein paar Leute sind gerade dabei, die Wanderschuhe anzuziehen.

Ich fahre zum zweiten Ziel, dem Seitseminen Nationalpark, dort komme ich nach ca. 60 km und einer Stunde Fahrt an. Ich parke auf dem Kulomäki Parkplatz, dort gibt es ein ziemlich großes und modernes Nature Centre mit Cafeteria, Souvenirshop, Spültoiletten und Räumlichkeiten für Seminare u.ä., insgesamt sind es mehrere Gebäude.



Ich habe mich für den Harjupolku (= Landrückenweg) Trail entschieden, am Beginn des Wegs ist aber eine Klapptafel aufgestellt mit einem leider nur finnischen Text. Es scheint, als ob der Weg gesperrt ist, ich probiere mit der Google Lens App (bei der ich Finnisch und Deutsch zur Offlinenutzung heruntergeladen habe), den Text zu übersetzen, es kommt aber nur unverständlicher Blödsinn heraus. Ich gehe ins Nature Centre und frage die Dame, die dort am Café -Tresen arbeitet, ob sie weiß, was es mit dem Schild auf sich hat. Leider spricht sie nur sehr rudimentäres Englisch, ist aber sehr hilfsbereit. Sie geht mit mir raus zu diesem Schild und ich erfahre schließlich, dass tatsächlich der Weg gesperrt ist, allerdings nur dieser erste kleine Abschnitt, man kann den Wanderweg über den Parkplatz erreichen. Grund für die Sperrung ist ein Vogelnest (oder sonstiges Tier?) mit Jungen, da sollen Störungen durch Wanderer vermieden werden.

Die Wanderung führt auf den mir nun schon bekannten Wurzel- und Steinpfaden durch lichten Wald, auch mal kurz durch einen Sumpf und am Ende an einem idyllischen See vorbei – kein ganz großes Highlight, aber insgesamt eine sehr nette Wanderung. Zwischendurch mache ich Mittagspause aus meinem Proviant.








Gegen halb zwei erreiche ich nach 1,5 h Wanderung wieder den Parkplatz. Im Nature Centre mache ich Pause mit einer Tasse Kaffee und einem Stück Quiche (EUR 6,00).

Gegen 14 Uhr fahre ich zurück nach Mänttä, eine Stunde (85 km) dauert die Fahrt bis zum «Serlachius Museum Gösta» etwas außerhalb von Mänttä. Das Museum befindet sich im ehemaligen Wohnhaus des Papierfabrikanten Serlachius und einem modernen Anbau. Gezeigt werden Bilder und Skulpturen, die Serlachius zu seinen Lebzeiten angesammelt hat, sowie moderne Kunst. Das Haus ist von einem weitläufigen Park umgeben, in dem ebenfalls einiges an Kunst ausgestellt ist, der Park ist frei zugänglich.

Der Parkplatz ist kostenlos und hier bin ich mal nicht alleine, genau die richtige Anzahl an Leuten, um sich nicht alleine zu fühlen, ohne dass es irgendwie voll ist.

Vor dem Museumsbesuch brauche ich noch eine Stärkung, in einer hübschen alten Holzvilla im Park ist ein Café/Restaurant eingerichtet. Ich hole mir einen Kaffee und einen Munkki (der finnische Klassiker zum Kaffee, ein Berliner/Krapfen/Donut ohne Füllung) (EUR 6,20) und setze mich auf die Terrasse in den Schatten.



Nach der Pause schaue ich mir das Museum an (EUR 10,00). Ich bin nicht übermäßig begeistert, die von Serlachius gesammelten Werke, die im ehemaligen Wohnhaus ausgestellt werden, zeigen einen Querschnitt der wichtigsten Stilrichtungen im Laufe der Jahrhunderte, hauptsächlich finnische Maler, da gefällt mir das eine oder andere durchaus, insgesamt ist mir aber eine Ausstellung mit einem Schwerpunkt lieber, für mich fühlt sich das hier wie ein «Durcheinander» an. Ich hatte außerdem gedacht, dass man noch einiges von der ehemaligen Inneneinrichtung sieht, das ist aber mit Ausnahme eines Raums mit Deckengemälde nicht der Fall, na ja, da habe ich mich nicht ausreichend informiert vorher.


Im modernen Anbau wird moderne Kunst gezeigt, einige Kurzfilme, mit denen ich überhaupt nichts anfangen kann, lediglich die Ausstellung der amerikanischen Künstlerin Lorna Simpson «Haze» finde ich interessant, die blauen Bilder und Glaswürfel lassen mich an schmelzende Gletscher und damit den Klimawandel denken, laut der Künstlerin ist das aber nur eine Interpretationsmöglichkeit, hauptsächlich soll die „zunehmend düstere Atmosphäre in der amerikanischen Gesellschaft unter Trump“ dargestellt werden.


Ich schaue mir noch den sehr schön gestalteten Park an






und fahre dann ins Zentrum von Mänttä. Dort befindet sich nämlich ein zweites Museum, das «Serlachius Museum Gustaf», eingerichtet im ehemaligen Verwaltungsgebäude (erbaut 1934 im Stil des Klassizismus) der Papierfabrik. Das Ticket vom ersten Museum gilt auch hier und von diesem Museum bin ich begeistert. Die Inneneinrichtung bzw. zumindest die Wandgestaltung und zum Teil auch die Möblierung ist noch so erhalten, wie 1934 eingerichtet.





In einem Stockwerk werden mittels Figuren, Beleuchtung, Hintergrundgeräuschen und einem Audioguide (auch auf Englisch), die Anfänge der Papierfabrik dargestellt. Serlachius hatte nämlich viel Skepsis zu überwinden und viel Spott auszuhalten, als er das völlig abgelegene Mänttä als Standort seiner Fabrik aussuchte.

In einem anderen Stockwerk wird die Funktionsweise einer Papierfabrik in den 1950iger Jahren dargestellt, die Texte sind alle auf Finnisch, aber man bekommt ein Faltblatt mit den wichtigsten Übersetzungen.

Im Rest des Gebäudes geht es um die Bedeutung der Holz- und Papierindustrie in Finnland. Sehr interessant, insbesondere auch die Verflechtungen zwischen Papierfabrikanten und Politik. Leider wurde ein Großteil des Geschäfts mit diktatorischen Staaten gemacht, zunächst mit Nazideutschland (mit dem Finnland allerdings ja sowieso zeitweise während des Zweiten Weltkriegs verbündet war), später mit der Sowjetunion und auch mit Südafrika während der Apartheid. Letzteres kam dann schließlich auf Druck der finnischen Gewerkschaften zu einem Ende. Und der Niedergang der Sowjetunion hat zu einem Niedergang der gesamten Papierindustrie Finnlands geführt, die Serlachius Werke gingen deshalb Anfang der 1990iger Jahre Pleite, wie viele andere Unternehmen aus anderen Wirtschaftsbereichen auch, die finnische Wirtschaft war sehr stark auf die Sowjetunion ausgerichtet, so dass deren Auflösung zu einer großen Wirtschaftskrise in Finnland geführt hat.

In Mänttä gibt es heute an der Stelle der alten Fabrik (gegenüber vom ehemaligen Verwaltungsgebäude) eine neue, Metsä Tissue Oy, die in verschiedenen Ländern Europas (in Deutschland mit drei Standorten) vertreten ist und aus Holz Zellstoff, hauptsächlich für Klopapier, Taschentücher und Küchenpapier herstellt.

Eine knappe Stunde verbringe ich in diesem interessanten Museum, mache auf der Grünfläche davor noch ein paar Fotos vom See und der neuen Papierfabrik, dann gibt es einen kurzen Stopp an der nahegelegenen Tankstelle sowie dem Supermarkt und um Viertel nach 6 bin ich zurück in der Ferienwohnung.


Wetter: sonnig, ca. 22°C
Wanderungen: Helvetinjärvi Nationalpark, Rundweg vom Parkplatz Kankimäki zur Helvetinkolu und zurück, 4,31 km, 78 Höhenmeter; Seitseminen Nationalpark, Harjupolku Trail, 5,64 km, 104 Höhenmeter

LG Christina

Susan

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Re: Tervetuloa Suomeen - Wasser, Wälder, Felsen- Finnland im Juni 23
« Antwort #27 am: 09. November 2023, 21:16:41 »
Zitat
Die Gräser heißen laut nationalparks.fi auf englisch cotton gras, keine Ahnung, ob es eine deutsche Bezeichnung gibt. Das sah richtig schön aus mit den weißen Punkten auf der grünen Fläche.

Die deutsche Bezeichnung ist Wollgras; es gibt davon verschiedene Arten.

Wieder schöne Wanderungen, schade, dass du den Abgang in die Schlucht und zum See verpasst hast. Der Weg auf deinem Foto sieht allerdings arg holprig aus.
Nach der Natur die Kultur  ;)  So ein Sammelsurium an Kunst fühlt sich auch für mich komisch an. Sammler haben doch meistens irgendein Thema, oder? Da gefällt mir der Park besser.

Für den Fall der Fälle -also eine Finnlandreise - finde ich es beruhigend, dass man überall Kaffee und Kuchen findet  ^-^
Liebe Grüße
Susan


Christina

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Re: Tervetuloa Suomeen - Wasser, Wälder, Felsen- Finnland im Juni 23
« Antwort #28 am: 10. November 2023, 18:12:19 »
Wollgras, danke Susan.

Dass ich die Schlucht verpasst habe, ärgert mich sehr, aber wie du schreibst, der Weg sah gar nicht nach Weg aus, daher hab ich da keinen zweiten Blick drauf geworfen. Und wo die Treppen sein sollen, die es auch noch gibt, weiß ich gar nicht. Na ja, solche Sachen passieren. Wäre das im Südwesten der USA, dann hätte ich zig Berichte, Blogs, Reiseführer usw. zu genau dieser Wanderung gefunden ;). Da wäre ich dann aber auch nicht alleine gewesen beim Wandern.

Das gibt es glaube ich schon öfter, dass Privatleute einfach Sammeln, was ihnen gerade so an Kunst gefällt, kann mich aber gerade nicht erinnern, ob ich so eine Privatsammlung schon mal angeschaut habe.

Oh ja, Kaffee und Kuchen gibt es praktisch überall, für den "richtigen" Hunger etwas zu finden, wird allerdings schwieriger, da ist es gut, wenn man selbst mit Proviant vorsorgt.
LG Christina

Christina

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Re: Tervetuloa Suomeen - Wasser, Wälder, Felsen- Finnland im Juni 23
« Antwort #29 am: 10. November 2023, 18:30:40 »
8. Tag – Dienstag, 13.06.

Wie immer gegen 8 Uhr bin ich startklar für die heute geplante Umrundung (na ja eher Teilumrundung, die Nord- und Südspitze lasse ich aus) des Päijänne Sees mit mehreren Wander- und Besichtigungsstopps.

Teile des Päijänne Sees gehören zum gleichnamigen Nationalpark (z.T. nur mit dem Boot zu erreichen, dafür reicht meine Zeit heute nicht), es ist der zweitgrößte See Finnlands, mit einer Länge von 119 km der längste und mit einer Tiefe von 104 m der tiefste des Landes.

Bis zu meinem ersten Stopp habe ich allerdings einiges an Fahrtstrecke zu bewältigen, 130 km, für die ich knapp zwei Stunden brauche, dann kann ich mir die Füße an einem Rastplatz beim Restaurant Reimari vertreten. Auf diesem Teil der Strecke fährt man auf einer sehr schmalen Landbrücke „über“ den See, d.h. ich wechsle von der West- auf die Ostseite des Päijänne.



Nach kurzem Halt geht es ein kleines Stückchen weiter bis zur Karisalmi Brücke, auch hier gibt es einen Parkplatz und ein kleines Café, sowie Toiletten. Dieser Stopp fällt etwas länger aus, ich gehe den Pulkkilanharju Nature Trail / Harjupolku Trail, zum Päijänne Nationalpark gehörend.



Nach einigem Herumsuchen wegen verwirrender Beschilderung (den Track habe ich auch auf der Garmin Uhr gespeichert, aber natürlich kann er wegen irgendwelcher Probleme nicht angezeigt werden, genau dann, wenn mal die Markierung vor Ort nicht ausreichend ist) bin ich auf dem richtigen Weg, der mich unter der Brücke und dann durch den Wald fast auf Seehöhe führt. Beeindruckend laut ist das Klatschen der Wellen ans Ufer, so etwas würde man eher am Meer als an einem See erwarten. In einem Bogen geht es dann weg vom See, den Hang hinauf und durch den Wald nun ohne Seeblick zurück zum Parkplatz. Ein netter Spaziergang von ungefähr einer Stunde, man hätte auch noch verlängern können.





Eine halbe Stunde (30 km) fahre ich bis zum Ferienort Sysmä, ganz in dessen Nähe, das letzte Stück wieder auf unbefestigter Straße, ist ein weiterer Teil des Päijänne Nationalparks. Ich ziehe wieder meine Wanderschuhe an und starte gegen 11.45 Uhr den Päijätsalo Trail.


Auf Waldwegen mit den üblichen Wurzeln und Steinen geht es auf einen Hügel hinauf.


Dort gibt es bereits seit 1899 einen Aussichtsturm (inzwischen mehrmals erneuert) mit genialer Aussicht über den Päijänne See und seine vielen Inselchen. Weil hier oben niemand ist, nur unten auf einem Felsen in Turmnähe sitzen zwei Damen und machen Mittagspause, mache ich meine Pause mit belegtem Brötchen hier oben – ach ist das herrlich!





Dann führt der Weg recht steil hinunter zum Seeufer, hier lege ich nochmal eine kleine Pause auf einem Felsen ein.




Zurück zum Parkplatz zieht sich der Waldweg etwas, es ist ziemlich warm und die vielen Wurzeln und Stein nerven mich mal wieder. Außerdem sind nun die ersten Mücken unterwegs, zum Glück nur einzelne, Mückenmittel oder gar Kopfnetz (extra gekauft für diese Reise) brauche ich nicht.


Nach insgesamt zwei Stunden (inkl. Pausen) habe ich es geschafft, Wanderschuhe aus und Fahrt in den Ort, nun brauche ich eine Kaffeepause. Ich finde ein süßes Café, das gleichzeitig Wolle und Stoffe verkauft und einen netten Garten hat. Biskuitrolle und Kaffee sind lecker (EUR 7,00).


Auf dem weiteren Weg gäbe es noch eine Wandermöglichkeit, diese lasse ich aber aus, die Zeit wäre knapp, außerdem bin ich heute schon einiges gewandert und es ist mir auch zu warm. Ich nehme die Nebenstraße 612 am See entlang und die Fahrt ist einfach herrlich, immer wieder hat man Seeblick, leicht kurvig geht es leicht bergab- und bergauf, zwischen blühenden Wiesen und roten Bauernhäusern. Und endlich gibt es mal ausreichend Haltemöglichkeiten.





Gegen 16 Uhr erreiche ich die Kärkinen Brücke, die mich wieder von der Ost- auf die Westseite des Sees bringt. An der Brücke gibt es einen großen Parkplatz und ein Restaurant und man kann auch zu Fuß auf die Brücke, es gibt einen Gehweg. Ich spaziere bis zum höchsten Punkt der Brücke, von wo man schöne Aussichten über den See hat. Im Restaurant nutze ich die Toilette, kaufe mir ein Eis aus der Tiefkühltruhe (EUR 2,50) und schlendere damit den Weg unterhalb bzw. parallel zur Brücke entlang, an dessen Endpunkt man einen guten Blick auf die Brücke hat.






Gegen viertel vor fünf fahre ich dann ohne Pause in einer knappen Stunde zurück nach Mänttä, mache dort noch einen Stopp am See mit Blick auf die Fabrik (heute mit dem kleinen Hafen als Vordergrund, links von den drei Schornsteinen sieht man den alten Fabrikturm, der auf dem modernen, großformatigen Bild in meiner Ferienwohnung zu sehen ist) kaufe mir im Supermarkt etwas zum Abendessen und bin um 18.00 Uhr wieder in der Ferienwohnung.


Wetter: sonnig, ca. 25°C
Wanderungen: Trail bei der Karisalmi Brücke, Päijänne Nationalpark, 2,65 km, 40 Höhenmeter; Trail in Päijätsalo, Päijänne Nationalpark, 4,89 km, 120 Höhenmeter

LG Christina