Autor Thema: Tervetuloa Suomeen - Wasser, Wälder, Felsen- Finnland im Juni 23  (Gelesen 4877 mal)

Paula

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Re: Tervetuloa Suomeen - Wasser, Wälder, Felsen- Finnland im Juni 23
« Antwort #30 am: 10. November 2023, 18:57:10 »
Das war eine tolle Tour heute. Da fällt mir wieder ein dass ich mir für genau solche Zwecke eine GoPro kaufen wollte, das wäre bestimmt schön solch eine Autofahrt zuhause noch mal anzuschauen.

Vor Bären habe ich übrigens auch total Schiss, das ging mir im Yellowstone auch so dass ich Baumstümpfe für Bären gehalten habe  :schreck:

Dass man sich in der Google App Sprachen runterladen kann für den offline Gebrauch höre ich zum ersten Mal, das muss ich gleich mal ausprobieren, danke für den Hinweis!
Viele Grüße Paula

Christina

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Re: Tervetuloa Suomeen - Wasser, Wälder, Felsen- Finnland im Juni 23
« Antwort #31 am: 13. November 2023, 18:01:20 »
Da fällt mir wieder ein dass ich mir für genau solche Zwecke eine GoPro kaufen wollte, das wäre bestimmt schön solch eine Autofahrt zuhause noch mal anzuschauen.
Dass man sich in der Google App Sprachen runterladen kann für den offline Gebrauch höre ich zum ersten Mal, das muss ich gleich mal ausprobieren, danke für den Hinweis!

Bei Videos bin ich bei mir immer skeptisch, ob ich das dann zu Hause tatsächlich mehr als einmal anschauen würde. Ich mag irgendwie lieber Fotos.

Die Übersetzungsapp hat leider nicht so gut funktioniert, ich habe es auch ein paar Mal bei Lebensmitteln ausprobiert, da war es zwar immerhin besser als gar nichts, aber es wurden nie alle Wörter übersetzt, bei gängigeren Sprachen ist es vermutlich besser.



LG Christina

Christina

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Re: Tervetuloa Suomeen - Wasser, Wälder, Felsen- Finnland im Juni 23
« Antwort #32 am: 13. November 2023, 18:30:14 »
9. Tag – Mittwoch, 14.06.

Nach den Wanderungen der letzten Tage gibt es heute Abwechslung, es geht in die Stadt und zwar nach Jyväskylä. Das liegt am Nordufer des Päijänne (der nördliche Zipfel des Sees, den ich gestern weggelassen habe), ist mit 143.000 Einwohnern die siebtgrößte Stadt Finnlands, als Unistadt bekannt und wegen Alvar Aalto. Ihr erinnert euch sicher an den Architekten Finnlands, von dem ich letztes Jahr in Helsinki einige Gebäude angeschaut habe bzw. nicht anschauen konnte (die Finlandia Halle, wegen Renovierung) und auf den ich auch dieses Jahr schon in Turku «getroffen» bin (Stadttheater). Aalto ist in der Nähe von Jyväskylä geboren, in der Stadt aufgewachsen, nach seinem Studium wieder zurückgekommen und hat hier sein erstes Architekturbüro eröffnet. Keine andere Stadt in Finnland hat so viele Aalto Werke wie Jyväskylä.

Auf sehr ruhiger Landstraße, die durch Wald und immer wieder an kleineren und größeren Seen vorbeiführt, geht es nach Nordosten. Es gibt einige Rastplätze, an einem besonders schönen halte ich an und genieße die morgendliche Stille. Die Raststätte kann auch mit dem Boot erreicht werden und auch eine Runde Schwimmen im See ist möglich.




Nach einer knappen Stunde Fahrt (50 km) erreiche ich mein erstes Ziel kurz vor der Stadt, die Kirche von Petäjävesi. Die Kirche, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, wurde 1764 errichtet. Ihre Besonderheit ist die Holzbauweise und die dabei verwendete, für damalige Verhältnisse, fortschrittliche Technik. Das Gebäude wurde in Blockhaus Technik auf einem steinernen Fundament errichtet, um ein Vermodern der Holzbohlen zu verhindern. Der freistehende Kirchturm wurde erst 55 Jahre später vom Enkel des Architekten ergänzt.

Ich parke auf dem großen offiziellen Parkplatz (kostenlos) direkt neben der Straße und an einem See


und gehe dann auf dem Fußweg zur Kirche. Ich weiß, dass sie erst um 10 Uhr öffnet, das ist mir zu spät, aber ich möchte sie wenigstens von außen anschauen, wenn ich schon daran vorbeikomme. Vielleicht kann ich sie auf dem Rückweg heute Nachmittag/Abend anschauen, sie ist immerhin bis 18 Uhr geöffnet, vermutlich werden mich meine Ziele nach der Stadt aber auf einem anderen Weg zurück nach Mänttä führen. Ich umrunde die Kirche, spaziere durch den alten Friedhof und nutze die Trockentoiletten, die sich in der Nähe befinden – ein sehr schönes, besonderes Gebäude und einen Stopp auf jeden Fall wert.



Weiter geht es ins Stadtzentrum. Das Finden von passenden Parkplätzen hatte sich bei der Vorbereitung etwas schwierig gestaltet, Google Streetview ist in Finnland meist von 2011 und die Karte mit Parkzonen auf der Webseite der Stadt war irgendwie auch nicht richtig hilfreich. Ich habe mich für ein Parkhaus und als Alternative einen Parkplatz mit Parkautomaten, beide neben der Uni und dem Aalto Museum (das ich mir natürlich anschauen möchte ;D) entschieden.

Das Parkhaus erreiche ich problemlos, aber die Schranke öffnet sich weder von selbst, noch sehe ich den üblichen «Kasten» mit Taste fürs Ticket und zur Öffnung der Schranke. Na gut, dann parke ich auf dem gegenüberliegenden Parkplatz. Der Parkautomat unterscheidet sich kaum von denen in Deutschland (allerdings ist mir nicht ganz klar, wie ich den Vorgang beginne, ich frage daher ein junges Pärchen, das kurz nach mir angekommen ist, um Hilfe). Blöd ist wie immer bei diesen Automaten, dass ich noch gar nicht weiß, wie lange ich in der Stadt sein werde. Ich bezahle mal bis 15 Uhr (fünf Stunden für EUR 5,50), da ich das Museum erst zum Schluss anschauen möchte, kann ich dann davor nochmal nachzahlen, wenn nötig.

Gegen viertel nach 10 Uhr starte ich mit der Stadtbesichtigung. Zunächst spaziere ich über den Unicampus, direkt neben dem Parkplatz. Die Gebäude sind mal älter, mal neuer und stammen von unterschiedlichen Architekten, viele davon aber natürlich von Alvar Aalto.




An den Unicampus schließt ein Stadtpark an, auf seinem höchsten Punkt steht der Aussichtsturm Vesilinna. Auf die Öffnung um 11 Uhr muss ich nur ein paar Minuten warten, dann kann ich mit dem Aufzug nach oben fahren. Der Eintritt ist zum Glück frei, sonst hätte ich mich geärgert, denn die Aussichtsetage ist komplett verglast, was die Sicht durch Spiegelungen einschränkt und die Temperatur bewegt sich auf Sauna Niveau, was den Genuss des Ausblicks ziemlich stark beeinträchtigt. Gut zu erkennen ist aber dennoch, dass die Stadt nicht nur von Wäldern und Seen umgeben ist, sondern eigentlich mitten im Wald und an mehreren Seen liegt. Doch ein sehr ungewöhnlicher Anblick bei einer Großstadt.





Vom Aussichtsturm gehe ich durch den Stadtpark den Hügel hinunter und erreiche den eher etwas vernachlässigt wirkenden Marktplatz mit der üblichen Markthalle in rot-weiß gestreift.


Nicht weit entfernt komme ich in die Fußgängerzone der Stadt mit Gebäuden unterschiedlichen Baustils, (erstaunlich) vielen Restaurants, Geschäften, darunter auch eine Buchhandlung – na, da wird es ja wohl endlich Postkarten geben. Tatsächlich werde ich fündig, man kann mir sogar auch gleich die passenden Briefmarken verkaufen.



Die Fußgängerzone endet an einem hübschen Park mit der neugotischen Lutherischen Stadtkirche in der Mitte und einem modernen Café am Rand.


Nun ist es Zeit fürs Mittagsessen und da habe ich nun die Qual der Wahl. Ich entscheide mich für eines der Restaurants in der Fußgängerzone, die alle inzwischen sehr gut besucht sind, der Kleidung nach wohl hauptsächlich von Angestellten, die in der Stadt arbeiten. Mit meiner Jeans (ich hatte nicht mit so warmen Temperaturen gerechnet und daher keine leichtere Sommerhose eingepackt) und T-shirt komme ich mir neben all den schicken Sommerkleidern und -röcken ein bisschen underdressed vor.

Im Restaurant «Elo» gibt es ein Lunch Buffet mit einer riesigen Auswahl aus allem was man unter den Begriff Salat fassen kann, dazu gehören neben Salaten im eigentlichen Sinne auch Nudelsalate, Meeresfrüchtesalate, Wurstsalate, Reissalate usw., dazu verschiedene Brote, als Nachtisch eine Quarkcreme und verschiedenes Kleingebäck, Wasser und Kaffee für EUR 13,60. Ein Foto gibt es nicht, da so ein selbst zusammengestellter Teller eher nicht sehr dekorativ aussieht.

Nach dem Essen setze ich meinen Stadtrundgang fort und muss leider feststellen, dass ausgerechnet das Stadtviertel, das komplett von Aalto gestaltet wurde, eine einzige Großbaustelle ist. Es ist weiträumig abgesperrt, ich kann gerade noch die Rückseite des Theaters sehen und immerhin das ehemalige Polizeipräsidium. Sehr sehr ärgerlich, aber nicht zu ändern.


Am historischen Bahnhofsgebäude vorbei


und über eine Fußgängerbrücke über die Bahngleise erreiche ich den Hafen. Hier liegen historische Schiffe, die zum Teil noch für Seerundfahrten genutzt werden, moderne Jachten und am Ufer stehen einige Appartementgebäude neueren Datums, sowie ein Einkaufszentrum.




Außerdem – und hier habe ich nun Glück mit meinem Besichtigungszeitpunkt – das Boot Alvar Aaltos, das er selbst baute (bzw. designte und bauen ließ) und regelmäßig für den Weg zu seiner Sommerresidenz auf einer Insel ein paar Kilometer von der Stadt entfernt nutzte, ist seit neuestem von einer Hütte aus Holz und Glas geschützt, im Hafen zu bewundern. Ganz geglückt ist die Konstruktion aber nicht, es spiegelt extrem, man kann das Boot kaum erkennen.

Am See entlang spaziere ich zurück zu meinem Parkplatz. Es ist 14 Uhr, ich habe bis 15 Uhr bezahlt und möchte nun das Alvar Aalto Museum besichtigen. Bin ich um 15 Uhr fertig? Das weiß ich nicht und zahle deshalb nochmal nach, nun kann ich bis 16 Uhr parken.

Auch bezüglich des Alvar Aalto Museums habe ich mit meinem Besichtigungszeitpunkt Glück. Das Museum war die letzten Jahre wegen Renovierung und Neugestaltung geschlossen, die Neueröffnung war für Anfang Mai dieses Jahres vorgesehen, wurde dann hinausgeschoben und fand nun erst vor wenigen Tagen statt. Das Museumsgebäude wurde noch von Aalto selbst entworfen und 1973, 3 Jahre vor seinem Tod eröffnet. Direkt neben dem Aalto Museum steht das Museum Mittelfinnlands, das ebenfalls von Alvar Aalto errichtet und 1961 eröffnet wurde. Letzteres wurde 2019 grundlegend saniert. Beide Museen sind nun baulich miteinander verbunden, es gibt nur ein Ticket, das für beide Museen gilt (EUR 15,00).


Als erstes schaue ich mir das Aalto Museum an. Hier wird zunächst das gesamte Leben des Architekten bildlich und textlich ausführlich dargestellt, dann ein Überblick über sein Schaffen gegeben. Erwähnung finden auch seine Werke im Ausland, z.B. das «Wolfsburg Cultural Centre» von 1962.


Ein weiterer Teil der Ausstellung beschäftigt sich mit Aaltos Schaffen im Bereich Inneneinrichtung. Verblüfft stelle ich fest, dass ich mit meinem Sessel «Poäng» und meinem Badhocker (Name weiß ich nicht mehr, gibt es aktuell scheinbar nicht mehr), nicht einfach typische Ikea Massenware gekauft habe, sondern nun zwei in ihren Grundzügen von Alvar Aalto (und seinen Partnern) geschaffene Designmöbel zu Hause habe. Er hat nämlich als erster die Idee gehabt, Holz biegsam zu machen und in dieser Form für Möbel zu nutzen.


Im Übergang zum Museum Mittelfinnlands wird eine Ausstellung über verschiedene Werke, die zum Weltkulturerbe gehören, gezeigt. Darunter ist auch die Kirche von Petäjävesi mit Fotos vom Kircheninneren, das sieht toll aus, mal sehen, ob ich heute doch nochmal dorthin komme, allerdings wird auch ein weiterer Teil des Weltkulturerbes gezeigt, der sich hier in der Nähe befindet, einer der Messpunkte des Struve Bogens. Mit diesen Messpunkten wurde im 19. Jh. Nordost-Europa vermessen. Nur für eines dieser beiden Ziele wird meine Zeit heute noch reichen.

Das Museum Mittelfinnlands durchquere ich im Schnelldurchlauf, die Texte dazu sind auf PC-Bildschirmen zu finden, die sich eigentlich auf verschiedene Sprachen umstellen lassen, dies funktioniert heute aber nicht, so dass es nur finnischen Text gibt. Übermäßig böse darüber bin ich aber nicht, meine Aufnahmefähigkeit ist schon etwas eingeschränkt und ich habe noch anderes vor heute.

Auf der Terrasse des Museumscafés mache ich Pause mit Kaffee und Munkki (EUR 4,00) und verlasse dann gegen 15.30 Uhr Jyväskylä.


Mein nächster Stopp ist nur zwanzig Autominuten entfernt, das Rathaus von Säynätsalo (1949-52), eines der bekanntesten Werke Alvar Aaltos. Das Gebäude kann von innen nur zu den auf der Website genannten Zeiten und nach Online-Vorausbuchung besichtigt werden. Heute ist bis 16 Uhr geöffnet und ich habe keine Buchung, da die online Bezahlung gestern Abend übers Handy nicht geklappt hat. Ich möchte es trotzdem mal versuchen, ein großer Umweg ist es nicht.

Es ist gerade 16 Uhr als ich ankomme, aber die Türen sind noch geöffnet. Ich gehe rein und treffe gleich auf Herrn Harri Taskinen, der das Gebäude betreut. Ich freue mich, als er mir mitteilt, dass heute noch länger geöffnet ist, da noch auf angemeldete Besucher gewartet wird und dass ich auch ohne Vorausbuchung direkt bei ihm bzw. seinem Assistenten den Eintritt (EUR 10,00) bezahlen kann und ich eine «Exklusiv-Führung» von seinem jungen Assistenten bekomme.


Die Führung ist sehr interessant, ich erfahre z.B., dass die Ziegel, aus denen das Rathaus erbaut wurde, alte, bereits benutzte Backsteine sind. Aalto hat bei den von ihm erstellten Gebäuden nicht nur die „äußere“ Hülle geschaffen, sondern sich auch um die Inneneinrichtung gekümmert und zwar bis ins letzte Detail. Im großen Saal hat er eine Nische für ein bestimmtes Bild des französischen Malers Fernand Léger geschaffen und daneben ein Fenster mit fest installierten Lamellen aus Holz, damit die richtige Menge Licht im richtigen Winkel auf das Gemälde fällt. Dumm nur, dass sich die Gemeinde das Gemälde gar nicht leisten konnte, immerhin gab es die Möglichkeit auf einen Druck auszuweichen. Im kleinen Saal fällt mir das große Gemälde an der Wand auf, das sieht irgendwie unpassend aus und tatsächlich, die Gemeinde wollte dieses Bild unbedingt hier aufhängen, Aalto hat abgelehnt und als er gestorben war, wurde dann das Bild doch aufgehängt.


Das Rathaus wird heute nicht mehr als solches genutzt, Säynätsalo wurde 1993 in die Stadt Jyväskylä eingemeindet. Das Rathaus war dann jahrelang geschlossen, Aalto Fans konnten es nur von außen anschauen. Erst seit 2018 kann es auch von innen besichtigt werden. Die meisten Besucher kommen natürlich aus Europa, dort hauptsächlich (nach den finnischen Besuchern) aus Deutschland und Frankreich und aus den USA und Japan. Viele Japaner reisen wohl nur wegen Alvar Aalto nach Finnland und reisen hier von einem Werk von ihm zum nächsten.


Ein toller Besuch und ich bin froh, dass ich das Gebäude nicht nur von außen anschauen konnte.

Für ein letztes Ziel bleibt heute noch Zeit. Also entweder die Kirche von Petäjävesi oder eine kleine Wanderung zum Messpunkt des Struve Bogens. Da ich noch Lust auf Bewegung und Natur habe, entscheide ich mich für letzteres.

Gegen 16.30 Uhr geht es also in Richtung Ausgangspunkt der Wanderung. Es sind nur 40 km, die letzten 8 davon aber auf unbefestigter Straße, das zieht sich unendlich, am liebsten wäre ich umgedreht, aber so kurz vor dem Ziel ist das auch doof. Am Trailbeginn gibt es einen kleinen Parkplatz, der völlig leer ist, ich parke recht nah bei der Straße, so versteckt möchte ich nicht unbedingt stehen.


Am Beginn des Wegs wird die Bedeutung des Struve Messpunkts erklärt: der deutschbaltische Astronom Friedrich Georg Wilhelm Struve hat 1834 auf dem Gipfel des Oravivuori (früher Puolakka) einen von 265 Messpunkten auf einer 2821 km langen Linie festgelegt, um damit Nordosteuropa zu vermessen, eine andere Bezeichnung ist „skandinavisch-russischer Meridianbogen“. Eine erneute Messung mit nun moderneren Methoden hat 100 Jahre später nur eine Abweichung von 43 cm ergeben. Mit diesem Netz an Messpunkten wurde die Erdabplattung an den Polen bestätigt, weitere Infos dazu gibt es auf Wikipedia.

Der Weg führt recht steil nach oben, ist bestens markiert und gewartet, immer wieder gibt es Erklärungstafeln und einen Hinweis, wie weit man noch bis zum Gipfel gehen muss.



Ganz oben steht ein hölzerner Aussichtsturm mit herrlichem Blick auf Teile des Päijänne Sees.



Runter geht es auf demselben Weg. Insgesamt habe ich unerwarteterweise nur ca. 45 Minuten gebraucht, für 109 Höhenmeter und 1,8 Km. Auf dem gesamten Trail habe ich niemanden getroffen, auch mein Auto ist weiterhin das einzige auf dem Parkplatz als ich zurückkomme. Eine sehr lohnenswerte kleine Wanderung war das.

Gegen 18 Uhr mache ich mich dann auf die Rückfahrt nach Mänttä. Ungefähr 20 km vor Mänttä auf einsamer Landstraße biegt vor mir ein Auto ein, dessen Fahrer offensichtlich betrunken ist. Das Auto fährt in Schlangenlinien im Wechsel von der Mittellinie zur Seitenlinie und zurück. Kein Meter wird geradeaus zurückgelegt. Das ist mir nun in dieser Einsamkeit etwas unheimlich, ich halte daher extra viel Abstand und bin froh über jeden Kilometer, den ich in Richtung Mänttä hinter mich bringe. Irgendwann ist es dann soweit und das Auto vor mir berührt nicht nur die Seitenlinie, sondern fährt in den Schotter am Rande der Straße. Geradeso kann der Fahrer sein Auto zurück auf die Straße bringen, immerhin wird ihm dadurch wohl bewusst, dass Autofahren in seinem Zustand keine gute Idee ist. Jedenfalls kommt bald ein Parkplatz in den er dann einfährt. Puh, da bin ich richtig froh, dass das gut ausgegangen ist.

Um 19 Uhr bin ich zurück in der Ferienwohnung.

Wetter: sonnig, ca. 25°C
Wanderungen: Oravivuori Nature Trail, 1,80 km, 109 Höhenmeter




LG Christina

Christina

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Re: Tervetuloa Suomeen - Wasser, Wälder, Felsen- Finnland im Juni 23
« Antwort #33 am: 15. November 2023, 18:16:03 »
10. Tag – Donnerstag, 15.06.

Heute wechsle ich meinen Standort, es geht 400 km nach Nordosten an den nördlichsten Punkt meiner Reise. Zur Auflockerung der ca. 5-stündigen Fahrt hätte ich gerne eine Wanderung gemacht, alle interessanten hätten aber mindestens einen Umweg von 100 km bedeutet und ich wäre zeitlich bezüglich der Dauer der Wanderung eingeschränkt, daher werde ich heute nicht wandern. Stattdessen gibt es eine Stadtbesichtigung, Kuopio liegt direkt auf meinem Weg.

Gegen 8 Uhr starte ich zunächst auf gleicher Strecke wie gestern nach Jyväsykylä, Bei Petäjävesi (für eine Innenbesichtigung der Kirche bin ich natürlich auch heute zu früh) kann ich für super günstige EUR 1,91/l tanken. Gleich hinter Jyväskylä gibt es eine große Raststätte, hier nutze ich die Toilette und vertrete mir ein wenig die Füße.

Nach drei Stunden Fahrt ab Mänttä erreiche ich Kuopio. Die Stadt ist mit 120.000 Einwohnern die neuntgrößte Finnlands, liegt am Ufer des Kallavesi Sees und an der Kreuzung mehrerer großer Straßen und ist die wichtigste Stadt Ostfinnlands.

Ich habe mir vorab einen kostenlosen Parkplatz am Rande der Stadt und direkt am Seeufer ausgesucht. Hier gibt es noch genug freie Plätze und ich spaziere am Seeufer entlang in Richtung Hafen. Viele Jogger und Spaziergänger sind unterwegs, am Ufer liegen immer wieder Boote und sogar ein Wasserflugzeug.


Der Hafenbereich ist neu gestaltet, wie in Jyväskylä ankern hier neben Jachten einige historische Schiffe, die zum Teil als Restaurant genutzt oder auf denen Seerundfahrten angeboten werden, am Rande des Hafens stehen moderne Wohngebäude und für Spaziergänger gibt es viele Sitz- und Liegemöglichkeiten, Sport- und Spielgeräte.




Fürs Mittagessen entscheide ich mich für ein ebenfalls neues, noch nicht ganz fertiges Restaurant direkt am Wasser mit eigenen Bootsanlegeplätzen.


Es gibt ein spezielles Lunchmenü (EUR 12,70), hier mal nicht als Buffet, den Vorspeisensalat nehme ich mir nach dem Bezahlen gleich mit an den Tisch auf der Terrasse, das Hauptgericht wird serviert, es dauert aber endlos. Ich wechsle von der Terrasse, auf der es in der Sonne ohne Schatten unerträglich heiß wird, ins klimatisierte (!) Innere und warte wie viele andere Gäste auch auf das Hauptgericht. Nach einer halben Stunde wird dann endlich das Risotto serviert, die Kellnerin entschuldigt sich für die Wartezeit (ohne einen Grund zu nennen).


Das Essen ist sehr lecker, aber extrem wenig, daher nehme ich mir am Dessertbuffet gleich zwei Quarkcremes, die in Schnapsgläsern (also auch wieder Miniportionen) serviert werden.

Nach dem Essen schaue ich mir das Stadtzentrum an, auch hier ist vieles frisch renoviert (und zum Glück anders als in Jyväskylä schon fertig). Interessant ist das Gebäude in dem das Kunstmuseum untergebracht ist, es war ursprünglich mal eine Bank.


Gegenüber steht in einem Park die lutherische Domkirche, deren Innengestaltung mich in ihrer Schlichtheit an den Dom von Helsinki erinnert.



Nicht weit entfernt ist der Marktplatz, der größte Finnlands, umrahmt von einem modernen Einkaufszentrum, der üblichen Markthalle (hier im Jugendstil, mal nicht weiß-rot gestreift) und dem Rathaus.




Auf dem Rückweg zum Parkplatz komme ich noch an der Handwerkergasse Pikku Pietarin Torikuja vorbei, in alten Stallgebäuden werden handwerkliche Produkte verkauft,


und an der orthodoxen Nikolauskathedrale von 1903.


Gegen 14 Uhr bin ich wieder am Auto und fahre auf den wenige Autominuten entfernten Puijo Hügel. In diesem Waldgebiet gibt es mehrere Spazierwege, drei Skisprungschanzen (auf denen früher internationale Wettbewerbe ausgetragen wurden), ein Hotel und als Hauptanziehungspunkt, den 75 m hohen Aussichtsturm.

Letzterer ist auch mein Ziel, ich zahle EUR 8,00 und fahre mit dem Aufzug bis zur Café-Etage, dann geht es zur Aussichtsplattform ein Stockwerk höher nur noch zu Fuß weiter.


Eintrittsgebühr und Anstrengung sind es wert, der Blick von hier oben ist fantastisch. Ohne störendes Glas und Baumwipfel kann man den Blick 360 ° weit schweifen lassen, 225 m über dem Kallavesi See. Dieser Turm wurde 1963 gebaut, schon davor gab es mehrere Aussichtstürme, den ersten 1856 aus Holz mit 16 m Höhe, da würde man heute nur Bäume vor sich sehen.





Nach ausgiebigem Genießen des Ausblicks gehe ich ein Stockwerk tiefer ins Café. Kaffee und Schokoladen - Munkki (EUR 7,20) schmecken bei auch von hier guter Aussicht (aber natürlich hinter Glas) besonders gut.


Gegen 15 Uhr mache ich mich auf die zweite und letzte Etappe zu meinem Ziel, einer Unterkunft im Wald, direkt an einem See nicht weit vom Koli Nationalpark, den ich morgen besuchen möchte, entfernt.

Zwei Stunden dauert die Fahrt noch, das letzte Stück davon zieht sich ziemlich, es geht auf einer sehr einsamen und sehr schlechten Straße mit unzähligen Bodenwellen, die mich nur sehr langsam voran kommen lassen, durch eine wie meist sehr schöne Landschaft, leicht hügelig, viele Blumenwiesen, ab und zu ein Farmhaus.

Gegen 17 Uhr habe ich es dann geschafft, nach den letzten zwei Kilometern dann auch noch auf einer unbefestigten Straße erreiche ich das Koli Freetime Guesthouse. Hier gibt es verschiedene Unterkunftsmöglichkeiten, Zimmer mit und ohne eigenes Bad, Apartments, Hütten und einen Campingplatz. Für alle zugänglich ist das „Saunahaus“, wo sich nicht nur die (für Frauen und Männer getrennte) Sauna befindet, sondern auch Duschen und eine Küche. Ich bin kein Sauna Fan, die Hitze ist nichts für meinen Kreislauf, hin und wieder bei Kälte mache ich das schon, aber bei den aktuellen warmen Temperaturen sicher nicht.

Ich beziehe mein sehr gemütliches großes Zimmer mit Kühlschrank und Wasserkocher und eigenem Bad im Haupthaus und fahre dann nochmal über die unbefestigte Straße und dann die Landstraße zum 8 km entfernten Supermarkt, der Teil einer Raststätte mit Restaurant und Tankstelle ist. Dementsprechend hoch sind die Preise, was anderes gibt es hier aber nicht (bzw. ist die Alternative im Ort Koli auch nicht günstiger).

Zurück an der Unterkunft bummle ich über das Gelände und setze mich dann auf eine Bank am See, eigentlich könnte ich heute mal schwimmen, so wie zwei Familien vom Campingplatz (darunter eine deutsche Familie), aber irgendwie habe ich keine Lust dazu, vielleicht morgen.




Die Dusche hat zwar eine Glaswand als Abtrennung zum restlichen Bad, diese steht aber auf kleinen "Füßen" und ist somit unten mehrere Zentimeter offen, eine Duschwanne gibt es nicht.


Wetter: sonnig, ca. 27°C
Unterkunft: 2 Nächte Guesthouse Koli Freetime in Ahmovaara, ohne Frühstück, EUR 120,00 (gebucht über booking.com)




LG Christina

Susan

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Re: Tervetuloa Suomeen - Wasser, Wälder, Felsen- Finnland im Juni 23
« Antwort #34 am: 16. November 2023, 13:53:07 »
Sorry, wegen Umstellung auf Glasfaser waren wir die Tage offline. Zwar haben wir Bonus-Daten fürs Handy bekommen, aber mit dem Teil schreibe ich ungern längere Texte.

Die finnische Seen und Wälderlandschaft finde ich weiterhin sehr idyllisch. Habe mich schon gefragt, ob man da nicht auch schön baden könnte bei der Wärme oder ob das Wasser zu kalt ist. Bei den Ausblicken von oben -ich ärgere mich auch immer über Verglasungen und die Spiegelungen da - sieht man toll die Inselchen. Das würde mich reizen, die per Kajaktour oder so zu erkunden. es gibt da wohl auch Verleiher, oder?

Ich hab ein Faible für die alten, eher verschnörkelten Häuser und sowas wie die Handwerkergasse. Daher würde ich die Alvar Aalto Häuser wohl auslassen, doch interessant, dass wir auch ein Quasi-Design Stück von ihm besitzen  ;)

Puh, einsame Landstraße und einen Schlangelinien Fahrenden vor mir, da bekäme ich ebenfalls Muffensausen.  :P  Gut, dass der dann abgebogen ist.
Liebe Grüße
Susan


Christina

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Re: Tervetuloa Suomeen - Wasser, Wälder, Felsen- Finnland im Juni 23
« Antwort #35 am: 16. November 2023, 17:58:07 »
Sorry, wegen Umstellung auf Glasfaser waren wir die Tage offline. Zwar haben wir Bonus-Daten fürs Handy bekommen, aber mit dem Teil schreibe ich ungern längere Texte.

Die finnische Seen und Wälderlandschaft finde ich weiterhin sehr idyllisch. Habe mich schon gefragt, ob man da nicht auch schön baden könnte bei der Wärme oder ob das Wasser zu kalt ist. Bei den Ausblicken von oben -ich ärgere mich auch immer über Verglasungen und die Spiegelungen da - sieht man toll die Inselchen. Das würde mich reizen, die per Kajaktour oder so zu erkunden. es gibt da wohl auch Verleiher, oder?


Glasfaser wird bei uns im Dorf auch gerade verlegt, bei uns sind sie noch nicht angekommen, hab ich gar nicht daran gedacht, dass da dann mal das Internet weg sein könnte, ist für Home Office dann blöd.

Kanu /Kajakverleiher gibt es immer mal wieder, das dürfte kein Problem sein, da einen zu finden, sowohl in den Nationalparks als auch außerhalb, da kommt an einem der nächsten Tage auch nochmal was dazu.



LG Christina

Horst

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Re: Tervetuloa Suomeen - Wasser, Wälder, Felsen- Finnland im Juni 23
« Antwort #36 am: 17. November 2023, 16:46:21 »
Unterkunft: 2 Nächte Guesthouse Koli Freetime in Ahmovaara, ohne Frühstück, EUR 120,00 (gebucht über booking.com)
Ist das der Preis für 2 Nächte?
Wenn ja finde ich das und auch z.B. die 4 Nächte für 298€ ja eigentlich recht moderat, für das was ich für ein skandinavisches/nordisches Land erwartet hätte (obwohl ich bisher nur Island kenne).
Ich bin mit dem, was Du sagst, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod Dein Recht verteidigen, es zu sagen. Voltaire.

Christina

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Re: Tervetuloa Suomeen - Wasser, Wälder, Felsen- Finnland im Juni 23
« Antwort #37 am: 17. November 2023, 18:07:03 »
Unterkunft: 2 Nächte Guesthouse Koli Freetime in Ahmovaara, ohne Frühstück, EUR 120,00 (gebucht über booking.com)
Ist das der Preis für 2 Nächte?
Wenn ja finde ich das und auch z.B. die 4 Nächte für 298€ ja eigentlich recht moderat, für das was ich für ein skandinavisches/nordisches Land erwartet hätte (obwohl ich bisher nur Island kenne).

Ja, ist für zwei Nächte, alle Preise sind jeweils für die gesamten Nächte angegeben. Finnland scheint von den skandinavischen/nordischen Ländern das günstigste zu sein. Vielleicht weil es nicht so von Touristen überrannt wird wie Island oder Norwegen, vielleicht weil seit dem Ukraine Krieg die russischen Gäste weggefallen sind und auch einige andere, denen Finnland zu nah an Russland liegt.



LG Christina

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Re: Tervetuloa Suomeen - Wasser, Wälder, Felsen- Finnland im Juni 23
« Antwort #38 am: 18. November 2023, 14:14:10 »
Was für eine schöne Tour. Das erinnert mich alles mehr an Estland als an Schweden. Ich denke, ich muss Finnland endlich mal auf die Liste nach oben rücken, kenne bisher nur wenig und im Winter.

Vielen Dank für den tollen Reisebericht.

Paula

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Re: Tervetuloa Suomeen - Wasser, Wälder, Felsen- Finnland im Juni 23
« Antwort #39 am: 18. November 2023, 17:54:55 »
Ich besitze auch einen Poäng Sessel  ;D und ich dachte den haben die Schweden erfunden!
Den Sessel finde ich super, die Architektur ist mir persönlich etwas zu nüchtern.
Die vielen Seen sind ein Traum, toll dass es immer wieder einen Aussichtssturm gibt. Die meiste Zeit des Jahres ist es ja wahrscheinlich eher kalt und dann ist man froh wenn die Platform verglast ist, aber im Sommer ist das natürlich blöd.
Die Unterkunft an einem Badesee ist herrlich, wie schön dass es warm genug zum baden ist!
Viele Grüße Paula

Christina

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Re: Tervetuloa Suomeen - Wasser, Wälder, Felsen- Finnland im Juni 23
« Antwort #40 am: 20. November 2023, 18:14:48 »
11. Tag – Freitag, 16.06.

Heute gibt es nur wenige Kilometer zu fahren, ich möchte den ganzen Tag im Koli Nationalpark verbringen. Dies ist der bekannteste der finnischen Nationalparks und gilt den Finnen als Nationallandschaft. Unzählige finnische Künstler wurden von der Landschaft inspiriert und ich nehme an, es gibt keinen Finnen, der nicht zumindest einmal im Leben diesen Park besucht.

Zwölf Kilometer (20 Minuten) sind es von meiner Unterkunft bis zum Park. Es geht durch das kleine Dorf Koli mit einigen Unterkünften und Restaurants, ein großes Hotel befindet sich im Bau (Stand Nov 23: das ist das neue Sokos Hotel, das inzwischen schon gebucht werden kann, ich finde es für die Gegend erschreckend überdimensioniert, scheinbar nimmt aber auch hier die Anzahl der Touristen immer mehr zu.) Hinter dem Dorf windet sich die Straße in ein paar Serpentinen bergauf bis man drei Parkplätze auf verschiedenen Ebenen erreicht. Nur der vordere/obere ist gut gefüllt, hier parken vermutlich die Gäste, die im Hotel im Nationalpark übernachten. Ich parke auf dem mittleren Platz und gehe dann zum Eingang des Parks. Von hier geht es nochmal bergauf und vermutlich wegen der Hotelgäste mit Gepäck gibt es einen (kostenlosen) Aufzug, ähnlich dem in Turku. Ich bin zum Wandern da und nehme den (kurzen 0,53 km, 45 Höhenmeter – extra gemessen ;D) Fußweg nach oben.


Hier befinden sich das „Break Sokos Hotel Koli“ und ein Besucherzentrum mit Ausstellung, Souvenirshop und Cafeteria. Alles ist wie ausgestorben, die Übernachtungsgäste schlafen wohl noch oder sitzen beim Frühstück.



Ich habe mir den Mäkrän Kierto Trail vorab ausgesucht und auch als Strecke auf meiner Garmin Uhr gespeichert, er wird mich zu den schönsten Punkt des Parks führen.

Gleich zu Beginn erreiche ich die Hauptsehenswürdigkeit und Namensgeber des Parks, die drei Koli(s), drei Granithügel, die die höchsten Punkte des Parks sind: Ukko-Koli+ Akka-Koli + Paha-Koli, (ukko = alter Mann, akka = alte Frau, paha = böse, was Koli auf Deutsch heißt, kann ich über online Wörterbücher nicht herausfinden) hier spaziert und klettert man weglos nach Lust und Laune, das macht richtig Spaß und die Ausblicke von den höchsten Punkten sind wunderbar, auch wenn der morgendliche Dunst den Fotos nicht guttut.







Nach ausgiebiger Koli-Besichtigung folge ich dann meinem Garmin Track und bin ganz froh ihn zu haben, da zwar eigentlich alles gut ausgeschildert ist, aber wohl wegen der Vielzahl der Wege nicht an jeder Kreuzung jedes Ziel/Trail genannt ist.

Es geht mal durch Wald, mal über Wiesen, mal eben, mal leicht bergab und bergauf, natürlich auch hier immer „über Stock und Stein“ bis zu einem größeren Berganstieg.



Endlich mal wieder- das vermisse ich ein bisschen hier in Finnland, das bergauf gehen. Oben erwartet mich eine weitere Hochebene, die Mäkrä, mit wieder herrlichen Aussichten, fast noch schöner als die von den Kolis.




Von hier geht es in einem Bogen zurück in Richtung Ausgangspunkt. Kurz vor Ende des Trails steht man unterhalb der drei Kolis, die von hier wie eine Felswand wirken, nicht wie drei Hügel.





Noch einmal geht es schön bergauf, dann habe ich es geschafft.


Jetzt sind hier am zentralen Punkt des Parks einige Leute unterwegs, ich finde aber eine freie Bank, um meinen Mittagsproviant zu verspeisen. Diese verlasse ich allerdings recht schnell wieder, schon während der Wanderung musste ich mich mit Anti-Mückenspray eincremen, zum ersten Mal auf dieser Reise. An dieser Bank hilft aber auch das Mückenmittel nicht, die Biester stechen erbarmungslos zu. Ich gehe daher etwas höher und setze mich auf einen Felsen, das hat zum Glück gereicht, hier ist es weitgehend mückenfrei.

Nach dem Essen klettere ich nochmal auf den drei Kolis herum, die Zeit habe ich ja und die Aussicht ist nun ohne den morgendlichen Dunst nochmal anders.





Dann gehe ich zum Besucherzentrum, nutze die Toiletten, schlendere durch den Souvenirshop (ohne etwas zu kaufen) und hole mir dann ein Eis aus der Tiefkühltruhe der Cafeteria. Das kostet allerdings EUR 4,00 aber ist immerhin riesig und sehr schokoladig. Das Eis schlecke ich auf der Terrasse.

Zum Nationalpark gehört nicht nur der Teil auf und um die Granithügel, sondern auch ein Bereich bis zum Ufer des Pielinen Sees.

Dorthin wandere ich nun auf dem Satama (=Hafen) Polku Trail, es gibt sogar auch einen Sessellift hinunter, der hat aber gerade Mittagspause und ist auch nicht ganz günstig. Es ist aber sowieso nicht weit, allerdings geht es recht steil über Blumenwiesen und dann durch Wald bis zum Hafen. Am Weg entlang gibt es immer wieder Tafeln mit Erläuterungen zur Gründung des Nationalparks und dem Beginn des Tourismus Anfang des 19. Jh., schon bevor das Gebiet zum National Park erklärt wurde. Damals gab es hier und in vielen anderen Teilen Finnlands noch keine Straßen und die Besucher kamen mittels Schiffen über das weitverzweigte Seensystem, die Straße zum (heutigen) Nationalpark wurde erst 1930 gebaut. Vom Hafen ging es dann zu Fuß bergauf zu den Kolis.

Am kleinen Hafen gibt es ein Restaurant mit Außenterrasse (Bademöglichkeit, Miete von Kayaks/Kanus), ein Ausflugsschiff für eine Seerundfahrt legt gerade ab und ich entdecke Baumstämme im Wasser, so wurde früher das Holz aus den Wäldern nach Süden transportiert, in großen Verbünden an Schiffe gehängt. Das ist eine sehr umweltfreundliche Art des Transports, die aber leider heute kaum noch stattfindet, es finden sich nur noch wenige Leute, die bereit sind mehrere Wochen am Stück auf den Seen unterwegs zu sein. Daher wird heute das meiste Holz mittels Lkw transportiert (habe ich neulich zufällig in einer Doku gesehen).




Ich setze mich noch eine Weile ans Wasser, dann spaziere ich, nun auf anderem Weg, dem Kasken Kierros Trail, zurück, den Berg hinauf zum Besucherzentrum.


Für den Weg zum Parkplatz hinunter nutze ich nun doch noch den Schrägaufzug, dann habe ich das auch erlebt.

Gegen 16.00 Uhr fahre ich zurück zur Unterkunft und nun habe ich tatsächlich Lust zum Schwimmen. Heute habe ich den Steg und den See ganz für mich alleine, das Wasser ist nicht so kalt wie ich befürchtet habe, sondern schön erfrischend, das tut richtig gut, nach dem Wandern.

Nach dem Schwimmen lege ich mich auf eine Bank zum Trocknen in die Sonne (die Wiese ist eher ungepflegt und lädt nicht zum Sonnenbaden ein), dann gehe ich zurück in mein Zimmer zum Abendessen und den üblichen abendlichen Beschäftigungen. Das war wieder ein wunderschöner Tag.

Wetter: sonnig, ca. 26°C
Wanderungen: Koli Nationalpark, Mäkrän Kierto Trail, 8,69 km, 358 Höhenmeter; Koli Nationalpark, Sataman Polku Trail und Kasken Kierros Trail, 4,67 km, 225 Höhenmeter

Karte: heute nicht nötig, Nationalpark gleich bei der Unterkunft



LG Christina

Christina

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Re: Tervetuloa Suomeen - Wasser, Wälder, Felsen- Finnland im Juni 23
« Antwort #41 am: 20. November 2023, 18:17:55 »
Was für eine schöne Tour. Das erinnert mich alles mehr an Estland als an Schweden. Ich denke, ich muss Finnland endlich mal auf die Liste nach oben rücken, kenne bisher nur wenig und im Winter.

Vielen Dank für den tollen Reisebericht.

Estland kenne ich nicht, von Schweden nur Stockholm und ein bisschen die Schärenküste, Schweden steht auf jeden Fall auch noch auf meiner Reisezielliste, mit Estland habe ich mich noch nicht näher befasst. Finnland lohnt sich auf jeden Fall im Sommer.



LG Christina

Susan

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Re: Tervetuloa Suomeen - Wasser, Wälder, Felsen- Finnland im Juni 23
« Antwort #42 am: 22. November 2023, 13:49:31 »
Wieder eine sehr schöne Wanderung mit herrlichen Aussichten! 

Okay, mit einigen Tücken für mich Solch Wege schaffen mich bzw. meine Sprunggelenke total  :(
Zitat

Die Mückenattacke hätte auch nicht sein müssen; übel, wenn auch die Mittelchen nicht mehr helfen.

Das Seeufer gefällt mir auch  ;D  Interessant, dieser Holztransport. Kann mir gut vorstelle, dass bei solchem Ladeverbund es eine Weilchen dauert bis man am Ziel ist. LKW geht sicher schneller.
Liebe Grüße
Susan


Christina

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Re: Tervetuloa Suomeen - Wasser, Wälder, Felsen- Finnland im Juni 23
« Antwort #43 am: 22. November 2023, 17:56:40 »
Susan, der Weg mit den großen Steinen bergauf war ziemlich kurz, das hättest du sicherlich auch gut geschafft, man kann es ja auch langsam angehen.

Zum Holztransport, das hatte ich wie gesagt vor kurzem in einer Doku gesehen, ja, das dauert sehr lange. Die Schiffe ziehen viel mehr Holz hinter sich her, als das was hier zu sehen ist und man muss immer das Wetter im Blick haben. Bei Wind =  Wellen oder schlechter Sicht heißt es abwarten, bis Wetterbesserung eintritt und insgesamt wird sehr langsam gefahren, ist eine nicht ganz ungefährliche Sache.

12. Tag – Samstag, 17.06.

Heute steht wieder ein Unterkunftswechsel an, es geht ca. 280 km nach Südwesten, ich bewege mich aber weiterhin im Gebiet der Seenplatte.

Wie schon vorgestern bietet sich leider keine Wanderung auf dem Weg zu meinem Ziel an, lange hatte ich überlegt im Patvinsuo Nationalpark zu wandern, das hätte aber einen Umweg von ca. 150 km bedeutet, was mir zu viel ist (weil ja die Zeit zum Wandern auch noch dazukommt).

Im Reiseführer habe ich aber immerhin eine als besonders „reizvoll“ beschriebene Fahrroute gefunden, von der ich mir die wichtigsten Punkte im Navi gespeichert habe. Damit müsste ich gegen Mittag an meinem „fast“ Endziel für heute ankommen und kann mir dort dann nach der Fahrt ausführlich die Füße vertreten (und Mittagessen).

Gegen 8.30 Uhr starte ich, zunächst ein kurzes Stück in die falsche Richtung zum Tanken an der großen Kreuzung wo auch der Supermarkt ist. Da ich das Auto ja mit leerem Tank zurückgeben möchte, sollte dies der letzte Tankvorgang des Urlaubs sein (ja, das Urlaubsende rückt leider mit großen Schritten näher :(, noch habe ich aber einiges Schöne vor mir), mal sehen wie ich damit hinkomme.

Dann geht es für die nächsten 3 Stunden durch schöne, idyllische Landschaften mit Seen, Blumenwiesen, kleinen Ortschaften. Eine Fähre (kostenlos) bringt etwas Abwechslung, ebenso die erstaunlich vielen Haltemöglichkeiten entlang der Strecke. 








Wie geplant erreiche ich gegen 12 Uhr das 34.000 Einwohner Städtchen Savonlinna und den von mir vorab herausgesuchten (kostenlosen) Parkplatz. Es ist Samstag, schönes Wetter und Savonlinna ein touristischer Hotspot der Seenplatte, dementsprechend ist viel Verkehr und der Parkplatz, der bei meiner Ankunft noch viele freie Plätze aufweist, ist innerhalb weniger Minuten fast voll.

Vom Parkplatz ist es nicht weit zum touristischen Hauptziel der Stadt, der Burg Olavinlinna. Bevor ich sie mir genauer anschaue, brauche ich aber etwas zu essen und eine Toilette. Ich finde eine Gaststätte mit großem schattigem Biergarten, wo es für mich Nudeln mit Rucola und Grillkäse gibt (eine gute Idee für zu Hause, bisher haben wir den Grillkäse tatsächlich nur als Beilage zum Fleisch beim Grillen verwendet) (EUR 18,50, das Wasser gibt es wie fast immer kostenlos dazu).


Olavinlinna liegt auf einem kleinen Inselchen im Saimaa See, war schon lange vor der Stadt da und zwar seit 1475, als die Schweden an dieser Stelle eine kleine Festung gegen die Russen errichteten. 1743 ging die Festung an Russland, das ihr ihr heutiges Aussehen gab. Allerdings ist der heutige Zustand Ergebnis einer umfassenden Restaurierung durch den finnischen Staat, die Burg war davor mehrfach abgebrannt und diente allen möglichen Zwecken. Im Innenhof von Olavinlinna finden im Sommer Opernfestspiele statt und man kann die Burg auch von innen besichtigen. Darauf habe ich keine Lust, ich möchte mich lieber noch ein bisschen bewegen. Dazu habe ich im Internet einen Gpx Track gefunden, der einmal rund um die Stadt führt und hier an der Burg beginnt.



Savonlinna, das leider keinen Aussichtsturm hat, ist genauso wie Jyväskylä und Kuopio von Wasser umgeben und auf einer Vielzahl von durch Brücken miteinander verbundenen Inseln errichtet. Somit führt mich mein Weg auch fast durchgängig am Wasser entlang.









Nach anderthalb Stunden bin ich wieder bei der Burg, mache noch eine kurze Müsliriegel Pause und gehe zum Parkplatz zurück.


Nächster Stopp ist ein großer „Prisma“ Supermarkt am Stadtrand. Bisher war ich immer in K- oder S-Supermärkten, dieser hat eine deutlich größere Verkaufsfläche, mal sehen, ob die Auswahl größer ist. Nö, ist sie nicht, es gibt neben der Food Abteilung noch eine Non-Food-Abteilung, daher die größere Fläche. Aber die Lebensmittelauswahl ist genauso bescheiden wie bisher überall. Dieser Supermarkt hat, wie wohl alle der Kette, 24h/7 Tage geöffnet, auch die zugehörige Autowaschanlage (=Autopesu), die mit 40% Rabatt in den Nachtstunden wirbt.

Nun muss ich noch ca. 40 km bis zu meiner Unterkunft, dem Oravi Village, fahren. Der „Prisma“ Supermarkt war die letzte Einkaufsmöglichkeit bis dorthin, abgesehen vom kleinen Supermarkt auf dem Unterkunftsgelände.

Gegen 16 Uhr bin ich dort und checke im Rezeptionsgebäude ein. Ich habe ein Apartment in einem zweistöckigen, relativ neuen motelähnlichen Gebäude gebucht. Meinen Koffer muss ich auf der Außentreppe in den ersten Stock schleppen, dafür habe ich niemanden über mir. Das Apartment ist eher klein, aber modern und gemütlich und hat alles was man so braucht, sogar eine Klimaanlage (die allerdings nur schwache Kühlung bringt), noch nie zuvor gesehen habe ich einen „Kleidungstrocknungsschrank“, der neben der Eingangstür steht und wie ein großer Kühlschrank aussieht. Da man hier auch im Winter Urlaub machen kann, braucht man so etwas wohl, um die nasse Schneekleidung bis zum nächsten Morgen wieder trocken und warm zu kriegen.

Oravi Village liegt am Saimaa See bzw. einem Kanal, der zwei Teile des Sees miteinander verbindet, auf dem Gelände gibt es neben den Apartments noch Unterkünfte für Gruppen in einzelnen Holzhäusern, einen Zeltplatz und einen Campingplatz (dort steht man aber sehr eng nebeneinander), natürlich wieder ein Dusch-, Sauna-, Wasch und Abwaschhaus mit Badesteg davor, ein Restaurant, den schon erwähnten Supermarkt, einen Souvenirshop und Bootsanleger mit Bootstankstelle. Außerdem noch Ferienhäuser in verschiedenen Größen zum Mieten, diese sind im Wald etwas entfernt vom „Hauptgelände“ verteilt. Direkt „nebenan“ ist der Linansaari Nationalpark, zur Hauptinsel des Parks werden Bootstouren angeboten (dazu morgen mehr) und man kann Kanu (oder Kajaks?) samt Zubehör für individuelle Touren im Park mieten. Auf der anderen Seite des Kanals stehen einige private Ferienhäuser und ein weiteres Restaurant, das zurzeit aber geschlossen ist.





(Fotos sind teilweise am nächsten Tag gemacht)

Nachdem ich mich im Apartment eingerichtet habe, ziehe ich meinen Badeanzug an und gehe samt Handtuch zum Badesteg. Leider liegt diese See- bzw. Kanalseite am Nachmittag schon im Schatten und das Wasser ist um einige Grad kälter als im gestrigen (viel kleineren) See. Daher fällt mein Bad recht kurz aus, auch ein anschließendes Sonnenbad ist wegen der „Schattenseite“ nicht möglich, schade.

Wetter: sonnig, ca. 24°C
Wanderungen: Rundweg um Savonlinna, 7,63 km, 65 Höhenmeter
Unterkunft: 2 Nächte Apartment Oravi Apartments in Oravi, inkl. Bettwäsche, Handtücher, Endreinigung, EUR 148,00 (gebucht über booking.com)




LG Christina

Christina

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Re: Tervetuloa Suomeen - Wasser, Wälder, Felsen- Finnland im Juni 23
« Antwort #44 am: 24. November 2023, 18:24:56 »
Auch wenn keine Reaktionen kommen, schreibe ich mal weiter....

13. Tag – Sonntag, 18.06.

Am heutigen Tag steht nur ein Ziel auf dem Programm, der Linnansaari (=Schlossinsel) Nationalpark. Dieser besteht aus vielen kleinen und kleinsten Inselchen und sehr viel Wasser im Saimaa See bzw., heißt der See Haukivesi und ist Teil des Saimaa Seengebiets. Hauptaktivität in diesem Park ist daher Bootsfahren (egal ob Segelboot, Kanu, Kajak oder Ausflugsboot), aber auf der größten Insel des Parks gibt es auch Wanderwege. Gegründet wurde der Nationalpark zum Schutz der Saimaa-Ringelrobbe, eine Robbe, die hier tatsächlich im Süßwasser lebt, gezwungenermaßen, da vor Urzeiten der Saimaa See eine Bucht der Ostsee war und durch Landhebung vom Meer abgeschnitten wurde. Die Robben, die es nicht rechtzeitig ins Meer schafften, mussten ab da irgendwie im See überleben.

Die „Wanderinsel“ des Parks ist nur per Boot zu erreichen, die kürzeste Verbindung gibt es ab hier, dem Oravi Village. Daneben kann man auch noch auf Ausflugsschiffen z.B. von Savonlinna aus, die Insel erreichen, hat dann aber nur einen kurzen Aufenthalt dort. Im Winter, sobald der See gefroren ist, kann man Linnansaari und eine weitere Insel von Oravi zu Fuß, wohl auf Schlittschuhen (wenn ich das richtig verstanden habe), erreichen.

Leider fährt das erste Boot des Tages erst um 9.30 Uhr, eine Stunde früher wäre mir lieber gewesen, dann hätte ich am Nachmittag noch einen Ausflug mit dem Auto zu einem weiteren Nationalpark in der Nähe machen können und dort eine kleine Wanderung absolvieren. So bleibt es heute bei dem einen Park. Na ja, auch ganz schöne, das Auto mal einen ganzen Tag stehenlassen zu können, zumal es morgen wieder einiges zu fahren gibt.

Es ist ein herrlich sonniger und kühler Morgen, da hält es mich nicht im Apartment bis das Boot abfährt, ich spaziere daher über das Gelände und ein Stück die Straße entlang bis zur Brücke über den „Kanal“ (die Fotos vom Unterkunftsgelände, die dabei mache, habe ich schon beim vorigen Tag gezeigt).

Mein Bootsticket (EUR 25,00) habe ich gleich nach der Unterkunftsbuchung online gekauft, die Abfahrtszeit für die Hinfahrt musste festgelegt werden, zurück kann ich dann mit jedem Boot. Eine Viertelstunde vor Abfahrt des Boots bin ich am Anleger und erstaunt, dass außer mir niemand sonst wartet. Während der Wartezeit beobachte ich ein junges Paar, das ein Kanu (oder Kajak?) ausleiht, dazu eine wasserdichte Tonne bekommt, sich Schwimmwesten und Ruder aussucht und dann den Tag auf dem Wasser startet (wenn man sich mit Rudern auskennt, ist das sicher auch eine sehr schöne Möglichkeit den Nationalpark zu erkunden, man kann dann auch viele der kleinen Inseln erreichen).

Kurz vor Abfahrt kommt dann ein junger Mann, der vom Hauptgebäude einige Kartons bringt, aufs Boot lädt und auch selbst dort bleibt. Ich frage, ob das das Boot zum Nationalpark ist und ich schon einsteigen kann. Der junge Mann bestätigt das, er sei aber nicht der Bootsführer, ich solle schon mal eine Schwimmweste anziehen, die befinden sich unter den beiden Sitzreihen an den Außenseiten des recht kleinen und flachen Metallboots. Kurz nach der geplanten Abfahrtszeit kommt dann der Bootsführer, kontrolliert mein Ticket, dann fahren wir ab. Da hätte ich mir das Vorbuchen auch sparen können, ich bin der einzige Gast ;D.

Zuerst fahren wir langsam durch den schmalen Kanal, als wir den offenen See erreichen, wird das Boot dann richtig schnell. Puh, das wackelt ganz schön, ich versuche ein paar Fotos zu machen, es ist kaum möglich, die Kamera gerade zu halten, außerdem bin ich froh, dass ich meine Windjacke, die bisher ungenutzt jede Wanderung im Rucksack mitgemacht hat, vor Abfahrt angezogen habe, der Fahrtwind ist sehr kalt. Das scheint die beiden jungen Männer auf meinem Boot nicht zu stören, sie haben nur kurze Hose und T-Shirt an.



Die Fahrt führt an vielen Felsen und Inselchen vorbei, die Orientierung verliere ich schnell, der Kapitän zum Glück nicht und schon nach 10 Minuten, die mir viel länger vorkommen, erreichen wir die Insel Linnansaari.

Am Bootssteg liegen einige Segelboote, unser Boot kann direkt ans Ufer fahren, da es einen so flachen Rumpf hat.


Ich verlasse das Boot und stehe auf einer von Wald umgebenen großen Wiese an deren Rand ein paar Zelte stehen, fest installierte Hängematten sind zu sehen und einige Hütten, die kleineren können als Übernachtungsmöglichkeit gemietet werden, die größere bietet überdachte Sitzgelegenheit für die Zelter und Abwaschmöglichkeiten fürs Geschirr, außerdem gibt es noch eine Hütte mit Trockentoiletten und ein Café und natürlich eine Saunahütte. Auf den Bänken sitzen einige Leute und frühstücken. Fließendes Wasser gibt es auf der Insel nicht, aber einen Brunnen, aus dem jeder sich Trinkwasser pumpen kann, Strom scheint wohl vorhanden zu sein, zumindest gibt es im Café einen Kühlschrank (wie ich später sehen werde).





Ich halte mich hier nicht lange auf, sondern starte gleich meine Wanderung, einen Rundweg über ungefähr die Hälfte der Insel (der Rest ist wegloser Wald).

Zunächst geht es ufernah durch lichten Wald zu einem weiteren Bootssteg,



dann im Inselinneren leicht bergauf, natürlich weiterhin durch Wald, vorbei an kleineren und größeren Felsen. Wieder ein sehr schöner Wanderweg! An das eher langsame Tempo wegen der vielen Wurzeln, Steine und sonstigen Unebenheiten bin ich inzwischen gewöhnt.




Der Weg führt dann auf Seehöhe an einer kleinen Bucht entlang, bevor es zum Hauptanstieg der Wanderung geht.




Die letzten Höhenmeter werden mittels einer Treppe überwunden, dann bin ich am höchsten Punkt und auch der Hälfte des Trails angelangt, dem Aussichtsfelsen Linnavuori. Von diesem Felsen hat man eine herrliche Aussicht über den See und seine Inseln.






Inzwischen ist es Mittag und ich setze mich etwas abseits, aber mit schönem Blick und esse meine Brötchen. Anfangs war ich alleine auf dem Fels, nun kommen einige andere Wanderer dazu, die den Weg wohl in entgegengesetzter Richtung gegangen sind.

Nicht weit vom Aussichtsfelsen erreiche ich eine weitere Bucht, recht groß mit Sandstrand und Möglichkeit zum Grillen, sowie Schutzhütte und Holzvorrat.




Ab hier verläuft der Weg durch den Wald, weg vom Ufer. Es wird teilweise ziemlich sumpfig, das ideale Gebiet für Mücken, die nun zahlreich vertreten sind. Immer wieder verteile ich Mückenschutzcreme auf Armen und rund ums Gesicht, das hält einige, aber nicht alle von den Blutsaugern ab. Ich würde nun eigentlich mein Kopfnetz aufsetzen. Da dies aber sonst niemand macht, lasse ich es auch. Für finnische Verhältnisse ist die Mückenplage vermutlich noch harmlos.




Gegen 14 Uhr erreiche ich den, zum Glück weitgehend mückenfreien, Ausgangspunkt meiner Wanderung. Im Café kaufe ich mir einen Kaffee (kurioserweise gibt es keine Milch, obwohl ein Kühlschrank vorhanden ist) und ein Munkki (EUR 6,00) und stelle fest, dass der junge Mann mit den Kartons vom Boot heute Morgen, das Café betreibt.


Ich setze mich an eine der Bänke im Freien, mache Pause und beobachte das Treiben auf der großen Wiese. Einige Leute mehr als bei meiner Ankunft sind nun hier, eine kleine Gruppe feiert einen Gottesdienst, andere Picknicken und Spielen auf der Wiese und am Wasser, verbringen einen entspannten Sonntagnachmittag hier.

Nach der Kaffeepause mache ich mich nochmal auf den Weg, nicht weit vom Café ist ein Areal auf dem Gebäude der ehemaligen Bewohner der Insel erhalten sind, auch diese Kulturschätze (nicht nur die Natur) werden vom Nationalpark geschützt. Es gibt Tafeln mit Erklärungen, auch eingezäunte Felder, die heute noch bewirtschaftet werden (und zwar mit den Maschinen bzw. Hilfsmitteln vom Beginn des 20. Jh.), machen das Ganze recht anschaulich.




Dann spaziere ich noch den zweiten offiziellen Trail der Insel, ein kurzer Weg durch den Wald, dabei entdecke ich noch einen weiteren, etwas abseits liegenden Bootssteg, auf dem ich mich eine ganze Zeit lang in die Sonne lege.



Mit dem Boot um 16.30 Uhr fahre ich schließlich zurück aufs Festland. Diesmal ist das Boot vollständig belegt.

Nach einer kurzen Pause im Apartment bummle ich durch den Souvenirshop und kleinen Supermarkt, als Mitbringsel für Peter entdecke ich eine Marmelade (Suomalainen Lakkahillo = finnische Moltebeeren Marmelade), hergestellt in Savonlinna (EUR 5,95) und für mich gibt es ein Eis aus der Kühltruhe (hier mal nur EUR 1,80).

Damit setze ich mich auf eine Bank in die Sonne am Bootsanlegesteg (also direkt vor dem Restaurant) und beobachte das Kommen und Gehen. Dabei wird mir erst so richtig bewusst, welch große Bedeutung das Boot als tägliches Fortbewegungsmittel hier an der finnischen Seenplatte spielt. So wie man bei uns am Sonntagnachmittag mit dem Fahrrad oder zu Fuß oder dem Auto einen kleinen Ausflug ins Café/Restaurant mit der Familie macht, macht man es hier mit dem Boot. Auch in der TV-Werbung, für die ich in diesem Urlaub immer mal wieder abends etwas Zeit hatte, sind Bootsmotoren und Schwimmwesten (z.B. auch beim Baumarkt „Bauhaus“) immer wieder Thema (und auch Mückenschutz :)).

Wetter: sonnig, ca. 23°C
Wanderungen: Linnansaari Nationalpark, Linnavouri Trail, 8,09 km, 240 Höhenmeter; Linnansaari Nationalpark, kleiner Rundweg, 2,88 km, 66 Höhenmeter
Karte: heute nicht nötig, es geht mit dem Boot direkt ab der Unterkunft los



LG Christina