Tag 5
Route: Muscat – Wadi Tiwi - Wadi Shab – Sur – Ras-al-Jinz
Übernachtung: Carapace Hotel, Ras-al-Jinz
Unser heutiges Tagesziel hieß Ras-al-Jinz. Auf dem Weg dorthin wollten wir uns jedoch das eine oder andere ansehen und mal wieder sollte sich deutlich zeigen, dass die Aus- und Beschilderung im Oman noch reichlich Verbesserungspotenzial nach oben hat. Etwas, worin die Auto-Reisenden, mit denen wir uns unterwegs mal ausgetauscht haben, uneingeschränkt mit uns übereinstimmten. Alle Karten, ausgenommen die Muscat-Karte, die ich unterwegs mal sah, waren nicht so gut wie unsere Karte vom Reise Know-how Verlag. Damit hatte ich im Vorfeld nicht gerechnet und war jetzt froh, dass wir sie dabei hatten.
Unsere ersten Stopps sollten das Wadi Shab und das Wadi Tiwi sein. Natürlich hatten wir Probleme, die entsprechende Abfahrt (!) zu finden. Wir mussten ein paar Mal Einheimische nach dem Weg fragen, aber dann standen wir doch irgendwann vor dem Wadi Tiwi. Leider verschandelt hier – wie auch im Wadi Shab - am Eingang die Autobahnbrücke den ersten Eindruck. Da ich mich auch auf diese Reise sehr eingehend vorbereitet hatte, war ich aufgrund der Lektüre verschiedenster Berichte im Vorfeld darauf vorbereitet. Zum Glück verschwinden diese Brücken dann relativ schnell aus dem Sichtfeld, wenn man weiter in die Wadis, ob wie im Wadi Tiwi per Auto oder später im Wadi Shab per Boot und per Pedes vordringt.
Leider hat vor wenigen Jahren hier ein Zyklon gewütet und beide Wadis sollen sich erst langsam wieder erholen. Wir fanden es aber jetzt schon landschaftlich sehr schön, auch wenn man der einen oder anderen Palme ansah, wie sehr sie gelitten haben muss.
Ins Wadi Tiwi kann man mit entsprechendem Wagen einige Kilometer hineinfahren. Wie weit hängt immer vom Straßenzustand ab, wie ich gelesen hatte. Wir fuhren durch Dörfer auf einer Straße, oft nur so breit, dass gerade unser Prado durch passte, immer in der Hoffnung, dass nicht gleich in der nächsten Kurve, die meist nicht einzusehen war, kein Auto entgegen kommt. So fährt man dann immer höher mit tollen Aussichten auf das Wadi und die Berglandschaft. Nachdem wir das Gefühl hatten, wir haben jetzt genug gesehen vom Wadi Tiwi, und wir hatten auch noch das eine oder andere für heute auf unserer Liste, drehten wir um und fuhren auf dem gleichen Weg zurück. Einen anderen gibt es ja nicht.
Wie auch immer wir dann den Weg zum Wadi Shab gefunden hatten, irgendwann hatten wir es erreicht. Zum Glück konnten wir wieder einige Einheimische fragen, die uns freundlich halfen. Beim Wadi Shab lässt man den Wagen unter der Autobahnbrücke stehen. Ein Vorteil hatte diese Autobahnbrücke, sie spendete Schatten.
Einheimische bieten gegen kleines Entgelt/Trinkgeld das Übersetzen in Booten ans andere Ufer an, von wo man dann ins Wadi hinein läuft. Nirgendwo war ein Preis für die kurze Überfahrt ausgeschrieben und niemand sagte uns, was es kostet. So haben wir dann beobachtet, dass zwar viele Touristen diesen Service - statt Schwimmen, was je nach Wasserstand, eine Herausforderung mit Kamera darstellt - in Anspruch genommen haben, aber keinen Rial dem Bootsführer gegeben haben. Schade! Man sollte meinen, dass bei einer solchen Reise der Preis dafür doch noch drin wäre.
Noch scheinen die Omanis nicht mit dem wachsenden Tourismus zu kalkulieren. Einerseits wirklich sehr sympathisch, wir wurden zum Beispiel kein einziges Mal angebettelt, andererseits wäre es wohl in diesem Fall hier besser, es wäre eine Preisliste ausgeschrieben; damit einige diesen Service nicht als selbstverständlich ansehen.
Wir liefen dann bei gefühlten 100 Grad Celsius in der Mittagshitze gute 45 Minuten one-way durch das Wadi. Am Anfang ging es durch einen Palmenhain, wo man bei genauerem Hinsehen noch ein paar Spuren des Unwetters vor ein paar Jahren erkennen konnte, dann ohne Schatten auf dem Kiesbett weiter. Ich fand das Laufen mit meinen Wanderschuhen hier schon anstrengend und habe mich gefragt, wie man das mit Flip-Flops bewältigen kann, die einige der Touristen trugen, die uns begegneten.
Das Wadi verengte sich dann immer mehr, hier und da musste man recht trittsicher sein – besonders, wenn man Flip-Flops trug - um nicht aus mehreren Metern Höhe, in einen dieser wunderschön gefärbten blau, grün oder türkis schimmernden Pools zu fallen.
Einen Schönheitsfehler bemerkten wir leider hier an diesem wundervollen Fleckchen Erde, wie auch später immer wieder im Verlauf unserer Reise: der viele Müll, der herumlag.
Nachdem wir mehr oder weniger das Ende erreichten und wo es nur noch mit Klettern weiterging, genossen wir noch eine Zeitlang diesen Platz, bevor es wieder zurück ging. Wir waren jetzt schon recht platt wegen der Hitze.
Auf dem Rückweg stellten wir dann fest, dass sich die Flut vom Meer ins Wadi hineindrückte und dort, wo es auf dem Hinweg noch trocken war, füllten sich große Becken. Sofort nahm auch hier das Wasser diese unglaublichen Farbtöne an. Eine Stelle war mittlerweile so hoch mit Wasser gefüllt und das auf die ganze Breite des Wadis, dass wir unsere Schuhe ausziehen mussten. Hier dachte ich doch tatsächlich, allerdings das einzige Mal, dass Flip-Flops durchaus praktisch sein können, den wir wateten durch ca. 20 Zentimeter tiefes, aber herrlich erfrischend kühles Wasser auf unglaublich spitzen Steinen. So, dachte ich, muss sich die "Prinzessin auf der Erbse" gefühlt haben.
Unser Weg führte uns dann durch eine in der Mittagshitze recht ruhige Stadt Sur. Hier machte ich ein paar Fotos von dem gegenüberliegenden Stadtteil. An einer Stelle sahen wir ein paar Dhaus liegen, das kam sicherlich nicht von ungefähr, denn in dieser Stadt werden viele Dhaus gebaut.
Tagesziel war dann die Unterkunft Carapace in Ras-al-Jinz, die dem Turtle Research Center angeschlossen ist. Hier hatten wir eine Nacht gebucht und es gibt nur wenige Zimmer. Es war nett hier und obwohl das Restaurant bei unserer Ankunft schon vom Lunch geschlossen war, wurde es nur für uns wieder geöffnet, denn weit und breit gab es nichts anderes. Diese Geste fanden wir sehr nett, denn wir hatten mittlerweile doch recht großen Hunger.
Wenn man hier übernachtet, ist der Eintritt zum sehr informativen Museum über Meeresschildkröten eingeschlossen, wie auch die Führung zu den Schildkröten abends um 9 Uhr sowie noch einmal nachts um 4 Uhr.
Dieser Strand gilt im Indischen Ozean als der am meisten von Schildkröten frequentierte.
Wir wussten zwar, dass der April eher absolute "low season" für die Schildkröten ist und hatten eigentlich zuhause beschlossen, an keiner Führung teilzunehmen ... um es uns dann doch anders zu überlegen, denn, wann hat man schon einmal die Möglichkeit, diese riesigen Schildkröten bei der Eiablage zu beobachten. Wären wir mal bei unserem ursprünglichen Vorhaben geblieben.
Abends wurde es dann im hellhörigen Hotel sehr laut, weil Busladungen aus Sur ankamen. Wir wurden in 4 Gruppen eingeteilt, die Hotelgäste hatten das Privileg, in der ersten Gruppe zu sein.
Zur "Hochsaison der Eiablage" mag es vielleicht vertretbar sein und die Touristen verteilen sich möglicherweise, aber was wir jetzt hier erlebten, empfand ich als sehr fragwürdig. Die Führer gaben zwar genaue Anweisungen, wie wir uns verhalten sollten, achteten darauf, dass niemand zu nah an die Schildkröten herankam und alle ganz leise blieben. Letzteres war für die Kinder kein Problem, aber für einige der erwachsenen Touristen ... So kam es dann, dass am Strand wieder alle vier Gruppen zusammen standen, insgesamt eine gut dreistellige Touristenanzahl, um 2 (! - in Worten: zwei) arme Meeresschildkröten, die riesige Löcher buddelten, zu beobachten. Natürlich wurde auch gedrängelt und bei jedem noch so kleinen Schritt musste man in der Dunkelheit aufpassen, dass man nicht in eines der großen, von den Schildkröten gebuddelten Löcher fiel, die über den ganzen Strand verteilt waren.
Beide Schildkröten hatten wohl keine rechte Lust zur Eiablage und krochen dann langsam ins Meer zurück. Wäre ich in dieser Situation Meeresschildkröte gewesen, hätte ich dazu auch keine Lust mehr gehabt ... ich konnte die armen Meeresschildkröten wirklich verstehen und sie taten mir leid.
Sicherlich ein tolles Erlebnis, wenn man das anders organisieren würde, aber so fand ich das Ganze mehr als fragwürdig und hatte es mir beileibe nicht annähernd so vorgestellt. Irgendwie überkam mich darüber sogar ein wenig ein schlechtes Gewissen.
Ich überlegte schon, wie ich die Organisation hierfür ändern würde. Ich würde die Zahl der Touristen je nach „Eiablage-Saison“ erheblich reduzieren und die Tarife für die Tickets hochpreisig gestalten. Aber nicht alle Tickets, einige würde ich über eine Lotterie vergeben, damit sich nicht nur der gut Betuchte dieses Erlebnis leisten kann.
Vielleicht sollte ich mein Konzept mal dem Sultan vorschlagen?