Autor Thema: Riesling, Regen, Rhein und Ritter - Eine Wanderung auf dem Rheinburgenweg  (Gelesen 28218 mal)

Flicka

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Was lange eine vage Idee war, wurde in diesem Sommer zur festen Planung: Elsa (Name von der Redaktion geändert) und meine Wenigkeit hatten den Entschluss gefasst, am langen Wochenende Anfang Oktober auf einer mehrtägigen Wanderung den Rheinburgenweg zu erobern.

Der Rheinburgenweg ergänzt den Rheinsteig. Während letzterer rechtsrheinisch verläuft, startet der Rheinburgenweg im linksrheinischen Bingen und führt von dort aus etwa 200 km bis zum Rolandsbogen nördlich von Rolandseck. 200 km waren uns für eine viertägige Wanderung dann doch etwas überambitioniert erschienen, aber von Bingen nach St. Goar und vielleicht noch ein Stückchen darüber hinaus, das schien uns machbar.

Sonderliche Erfahrungen mit mehrtägigen Wanderungen hatten wir beide nicht, und die Idee, das komplette Gepäck täglich über den Rheinburgenweg zu schleppen, war mir von Anfang an nicht sympatisch erschienen. Wir entschieden uns schließlich, drei Nächte in einem Hotel in St. Goar Quartier zu beziehen, nur mit Tagesgepäck zu wandern und die Start- und Endpunkte unserer Tagesetappen jeweils mit dem Zug anzusteuern. Das ist auf dieser Teilstrecke des Rheinburgenwegs auch sehr gut möglich, denn zwischen St. Goar und Bingen liegen alle paar Kilometer kleine Ortschaften am Rheinufer, die jeweils eigene Bahnhöfe haben, und der Weg führt nur knapp oberhalb der jeweiligen Orte vorbei, so dass die Ab- und Zuwege meistens kurz sind.

Wollt ihr uns begleiten? Dann schnürt schon mal die Wanderschuhe, packt Wasser und Verpflegung ein und fahrt nach Bingen, wo wir unsere Reise beginnen wollen.

Flicka

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Donnerstag, 3. Oktober

Am Morgen des 3. Oktober finden wir uns gegen viertel nach zehn am Hauptbahnhof in Bingen ein, ausgestattet mit Wasser, Ciabatta-Brötchen, Äpfeln, einer großen Portion Studentenfutter und viel guter Laune im Gepäck. Die Wettervorhersage für die nächsten Tage ist zwar nicht so rosig, aber heute soll sich der Oktober von seiner goldenen Seite zeigen.

Das Hinweisschild am Bahnhof zeigt an, dass der Beginn des Rheinburgenwegs noch einen knappen Kilometer entfernt liegt, aber damit hat es sich dann auch schon mit den erhofften lückenlosen Ausschilderungen. Ein Pfeil zeigte an der Hauptstraße nach links, und so irren wir ein paar Minuten oberhalb des Bahnhofs ein Stück an der B9 Richtung Bingen entlang, dabei soll der Einstieg in den Wanderweg doch in die andere Richtung liegen. Der Wanderführer verspricht ein Portal an der B9, also marschieren wir schließlich an der B9 entlang und finden dann auch das erste Logo in rot auf weißem Grund, das den Hauptweg markiert. Das versprochene Portal ist irgendwie an uns vorbeigegangen. Aber immerhin gibt es schon am gegenüberliegenden Rheinufer die erste Burgruine, die Ruine Ehrenfels, zu sehen. Die Burg wurde Anfang des 13. Jahrhunderts, wohl zur Verteidigung des Erzstifts Mainz, gebaut und diente ab der Mitte des 13. Jahrhunderts als Zollstation. Zerstört wurde sie Ende des 17. Jahrhunderts.




Begleitet von Schildern und Symbolen wandern wir durch ein Waldstück bergauf und können bald die ersten Rheinblicke genießen.




Weiter führt der Weg durch den Wald, bis zu einer Hängebrücke. Der Weg führt zwar daran vorbei, aber wenn man schon mal da ist, kann man ja auch drüberlaufen. Elsa und ich haben hier viel Spaß bei dem Versuch, ein Foto mit Selbstauslöser mitten auf der Brücke zu fabrizieren. Ein paar Minuten später finden wir dann diese schönen Zeilen am Wegesrand




bevor wir die Villa Rustica, Reste eines Anwesens aus römischer Zeit, erreichen und picknicken.




Etwa zweieinhalb Stunden nach unserem Start am Bingener Bahnhof erreichen wir schließlich die Steckeschlääferklamm, einen Weg entlang eines Bachlaufs, der von vielen Gesichtern gesäumt wird, die in die Bäume geschnitzt wurden.




Dann ruft das Schweizerhaus, wo wir uns eigentlich für den dazwischenliegenden heftigen Anstieg mit einem erfrischenden Bier oder Schoppen belohnen und dabei die Aussicht genießen wollen. Die Aussicht ist tatsächlich fantastisch, die Bedienung aber heillos überfordert, so dass wir uns schließlich nach einigem Warten leicht enttäuscht ohne die erhoffte Erfrischung auf den Weg ins Tal machen. Na ja, dass an einem Feiertag bei gutem Wetter der ein oder andere Besucher den Weg zur Hütte finden würde, haben die Betreiber ja nicht ahnen können.  ;)




Der Weg ins Tal verläuft über den alten Eselspfad bis hinunter zur Burg Rheinstein. Nachdem mein Wanderführer die Burg mit kaum einem Satz würdigt – den Hinweis, dass der Zuweg zur Burg 300m unterhalb des eigentlichen Rheinburgenweges steil nach unten führe, kann man sogar als Warnung verstehen - sind wir eigentlich nicht darauf eingestellt, hier etwas besonderes zu sehen.




Falsch gedacht, denn die Burg Rheinstein kann besichtigt werden, was wir denn auch gerne tun. Erbaut im 14. Jahrhundert, war sie nach dem 16. Jahrhundert langsam wieder verfallen, wurde zwischenzeitlich im 19. Jahrhundert, als Rheinburgen plötzlich als romantisch galten, wieder aufgebaut, war aber im 20. Jahrhundert in einem derart schlechten Zustand, dass sich lange kein neuer Eigentümer fand, der bereit gewesen wäre, die Burg zu restaurieren. Das erfolgte erst nach 1975. Heute gilt die Burg als weitgehend originalgetreu ausgestattet.






Von hier aus sind es nur noch eineinhalb Kilometer nach Trechtingshausen, dem Endpunkt unserer heutigen Etappe. Wir verlassen den Rheinburgenweg und machen uns auf den etwas über einen Kilometer langen Abweg zum Trechtingshausener Bahnhof. Nachdem wir an einem geschlossenen Bahnübergang eine Weile gewartet haben, bis wir herausfinden, dass man per Knopfdruck um die Öffnung der Schranken bitten muss, ist der weitere Weg frei und wir wandern entlang von Gärten und Weinstöcken und können dabei noch einen Blick auf die Burg Reichenstein erhaschen. Die Burg war im 13. Jahrhundert Sitz von Raubrittern, und offenbar trieben es die Raubritter so schlimm, dass sich schließlich König Rudolf von Habsburg persönlich des Problems annahm, die Burg belagerte, eroberte und niederbrannte.




Bis zur Abfahrt unseres Zuges haben wir noch eine Dreiviertelstunde Zeit und flanieren den Hinweisschildern folgend durch den Ort auf der Suche nach einem gemütlichen Biergarten oder einer urigen Weinwirtschaft. Aber auch diesmal haben wir kein Glück: Die Hinweisschilder führen ins Leere, und wir setzen uns schließlich ans Rheinufer in die Sonne und spülen unsere letzten Ciabatta-Brötchen mit Wasser hinunter.

Ob der Rhein sich gegen uns verschworen hat? Als wir drei Stunden später in St. Goar im Hotel eingecheckt und die Füße ein wenig hochgelegt haben und schließlich hungrig die Tür „Zur Krone“ öffnen, teilt uns die Bedienung in einem Atemzug mit der Begrüßung mit, dass wir hier keine Aussicht auf einen freien Tisch hätten. Wir versuchen unser Glück dann im Hotel am Markt, wo wir uns immerhin zu zwei anderen Gästen an einen Sechsertisch setzen dürfen. Endlich gibt es das ersehnte Bier und ein Essen, von dem man immerhin sagen kann, dass es sättigt und ein angemessenes Preis-Leistungs-Verhältnis aufweist.  ;)

Nach einem kurzen Blick auf die andere Rheinseite zieht es uns schließlich schon um neun Uhr ins Hotel zurück. 14 km sind wir inkl. aller Zu- und Abwege heute bei schönstem Herbstwetter gewandert, und wir freuen uns schon auf den nächsten Tag.

Gute Nacht!

Andrea

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Wow, du bist ja schnell mit deinem Bericht am Start... Wir haben Verwandte in der Gegend um Koblenz, da habe ich schon öfteres gedacht, dass man da mal Urlaub machen müsste. Weiter südlich sieht´s aber auch toll aus!
Liebe Grüße, Andrea



www.antiwalks.eumerika.de

Horst

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Wollt ihr uns begleiten?
Na aber selbstverständlich.  :)
Der Titel klingt ja so, als ob von allem was man in der Ecke braucht was dabei wäre.  ;)

Burg Rheinstein ist ja ein Prachtexemplar von einer Burg und die Ausblicke vom Weg sind große klasse.
Freue mich auf noch mehr.  :)
Ich bin mit dem, was Du sagst, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod Dein Recht verteidigen, es zu sagen. Voltaire.

Birgit

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Der Titel klingt ja so, als ob von allem was man in der Ecke braucht was dabei wäre.

Na ja, den Regen wohl weniger, zumindest dann, wenn man selbst draußen ist. Solange es schön und sonnig ist und ich so herrlich im Sitzen vor dem Computer mitwandern kann, ist es mir aber recht und ich warte geduldig auf den Riesling :)

Silvia

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 :toothy9:  ich komm auch noch mit auf den Weg

Paula

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also das würde mir auch Spaß machen, allerdings nur MIT Riesling  :)
eine mehrtägige Wanderung habe ich wegen des Gepäckschleppens bisher auch immer abgelehnt. Es gibt ja so gebuchte Touren wo einem das Gepäck ins Hotel gefahren wird, aber da ist man halt so festgelegt. So wie ihr das macht mit dem Zug finde ich eine supr Idee!
Viele Grüße Paula

Silv

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Da mein Mann nicht so gerne wandert, komme ich natürlich bei euch mit!  :)
Liebe Grüße
Silvia

Heiko

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Eine Wanderung in Deutschland - da muss ich natürlich auch mit dabei sein  :adieu:.

Das mit der festen Unterkunft und dann den Zug für den Rückweg zu benutzen, ist keine schlechte Idee  :thumb:. Wobei das natürlich nur bei den wenigsten Weitwanderwegen geht. Und wenn ich dann lese, dass ihr am Ende der Wanderetappe noch fast 4 Stunden gebraucht habt, um zur Unterkunft zurück zu kommen - ich glaube, dann würde ich doch lieber etwas mehr Gepäck tragen. Soviel mehr braucht man ja nicht unbedingt für 3 Tage.

Jetzt freue ich mich auf noch mehr interessante Burgen oder -ruinen und den schönen Rhein. Ja, Regen ist meist auch dabei, wenn ich unterwegs bin :).
Gruß
Heiko

Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen. (Johann Wolfgang von Goethe, 1749 - 1832)

Flicka

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Und wenn ich dann lese, dass ihr am Ende der Wanderetappe noch fast 4 Stunden gebraucht habt, um zur Unterkunft zurück zu kommen - ich glaube, dann würde ich doch lieber etwas mehr Gepäck tragen.

Ups, da muss ich doch mal schnell antworten, denn das war offenbar missverständlich geschildert: Die Bahnfahrt von Trechtingshausen nach St. Goar hätte nur ca. 15 - 20 Minuten gedauert, wir hatten aber morgens das Auto in Bingen abgestellt und sind deshalb zuerst noch mit dem Zug zurück nach Bingen, dann mit dem Auto nach St. Goar und haben dort noch 2 Stunden die Füße hochgelegt. So erklären sich dann die ca. 3 Stunden ab Ende der Wanderung bis zum Essengehen.

Flicka

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So, und jetzt nochmal ganz in Ruhe:

Es freut mich, dass ihr alle uns bei der Wanderung begleitet. Riesling gab es am ersten Wandertag tatsächlich noch nicht, höchstens in Traubenform am Wegesrand. Morgen wird die Durststrecke aber beendet. :)

Ich hoffe, dass wir uns morgen alle wieder gutgelaunt und fit am Bahnhof in Trechtingshausen treffen, wenn wir uns die nächste Wanderung vornehmen - laut Wanderführer wird es die Königsetappe.  :)

Flicka

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Freitag, 4. Oktober


Am Mittwoch ist die Wettervorhersage für den heutigen Freitag noch alles andere als optimistisch gewesen und hat uns mit düsteren Prophezeiungen wie „98 Prozent Regenwahrscheinlichkeit“ erfreut. Wir sind umso erleichterter, dass es heute morgen trocken ist. Beim Frühstück schauen wir in Gesellschaft eines Ritters der Frühstückstafelrunde hinüber auf die andere Rheinseite zur Burg Katz, decken uns in einer Metzgerei noch mit Proviant ein und steigen schließlich um zwanzig nach neun in den Zug nach Trechtingshausen.

Auf dem 1,4 km langen Weg durch die Gärten und Weinberge zurück zum Rheinburgenweg können wir nochmals die Burg Reichenstein sehen und nehmen den blauen Himmel und die Sonnenblumen in den Gärten als gutes Omen.




Laut Wanderführer nehmen wir heute die Königsetappe in Angriff: Mit Zuwegen 23 km lang, dazu insgesamt 800 Höhenmeter, da schlagen wir doch lieber mal einen schnellen Schritt ein. Zuerst wandern wir durch das Morgenbachtal. Dann führt der Weg immer steiler bergan, bis wir schließlich den Gerhardshof erreichen.




Eigentlich kann es hier ja nicht mehr weiter berghoch gehen, meine ich. Kann es aber doch. Insgesamt gehen wir die ersten 6 Kilometer fast ständig bergauf. Nach dem Gerhardshof führt der Weg zuerst weiter aufwärts durch einen Buchenwald, bei dem sich die ersten Laubfärbungen zeigen. Unsere Gesichter haben sich inzwischen auch etwas rötlich verfärbt, und die freche Behauptung des Wanderführers, nach 6,2 km „ziemlich entspannt“ eine Hütte zu erreichen, können wir durch die beschlagenen Brillengläser kaum lesen. Immerhin geht es nach Kilometer 6,2 wieder bergab, bis wir schließlich den Siebenburgenblick erreichen. Von hier aus soll man die Burgen Sooneck, Heimburg, Fürstenberg, Stahleck und Nollig gut erkennen können, dazu noch Kammerburg und Schoeneck - letztere aber wohl nur mit Adleraugen und einigem Wunschdenken.  ;)






Sieben Burgen entdecken wir nicht, dafür ist es einfach zu diesig. Eigentlich ist es nur die Burg Sooneck, die gut zu erkennen ist. Der Anblick ist trotzdem wunderbar, aber leider wird unser Picknick am Aussichtsturm durch einen leichten Regenschauer unterbrochen. Wir packen also unsere Sachen zusammen und machen uns auf den steilen Abstieg über den Rentnersteig. Ein Steig für Rentner, könnte man meinen, aber tatsächlich ist es ein Steig von Rentnern. Diese rüstige Truppe, deren Foto am Beginn des Steigs aushängt, soll den Weg ausgebaut haben.




Zum Glück hat es auf dem Steig schon wieder aufgehört zu regnen. Wir wandern noch ein Stück weiter talwärts und erreichen schließlich die Burg Sooneck. Die wird im Wanderführer immerhin mit einer ganzen Seite beschrieben, und zwar nicht mit langweiligen Fakten, sondern einer unterhaltsamen Anekdote, einer Art Nachbachburgstreit zwischen Siebold von Sooneck und Hans Veit von Fürstenberg. Letzterer war besser im Armbrustschießen als Siebold von Sonneck, welch ein Skandal! Also forderte Siebold Hans zum Duell, wohlweislich aber nicht mit der Armbrust, sondern mit dem Schwert. Der arme Hans verlor, und statt ihn in Würde zu richten, ließ Siebold ihm die Augen ausstechen und in der Folge zur Bespaßung seiner Gäste auftreten. Irgendwann überspannte Siebold dann den Bogen, ließ den blinden Hans mit der Armbust auf einen Becher schießen und wunderte sich vermutlich mächtig, als Hans' Pfeil statt dem Becher Siebolds Hals traf. Siebold verblutete, doch was letztlich aus dem armen Hans wurde, verrät der Wanderführer leider nicht.




Inzwischen hat ein heftiger Wind eingesetzt und wir frieren, während wir durch die Außenanlagen der Burg spazieren und Haare und Schals heftig flattern. Eigentlich befürchten wir schon, auch heute unterwegs keinen Platz in einer Herberge zu finden, aber heute zeigt sich uns die Gastronomie am Rheinburgenweg freundlich gesonnen, und in der kleinen Burgschenke finden wir noch einen letzten freien Tisch und wärmen uns mit  heißem Kakao und Käsekuchen wieder auf. Beim Aufbruch teilen wir unser Glück noch mit denen, die draußen ausharren müssen: ;)




Durch Weinberge und vorbei an einer kleinen Höhle wandern wir weiter nach Niederheimbach. Dort haben sich entlang der alten Burgmauern der Heimburg, auch Burg Hohneck genannt, in einem Märchenhain ein paar Sagengestalten eingefunden. Die Burg selbst wurde Ende des 13. Jahrhunderts als Grenzburg erbaut, verlor aber bald ihre Bedeutung und wurde, wie so viele andere Burgen auch, im Pfälzischen Erbfolgekrieg zerstört.




Modernere Kunstwerke finden wir auch, wie das umstrickte Fahrrad. Danach geht es mal wieder nach oben – diesmal durch die Weinberge, mit Blicken zurück auf die Burgruine Hohneck und Niederheimbach und nach vorne auf den Rhein. Schließlich erscheint vor uns die Ruine Fürstenberg, von der - wie sich der aufmerksame Leser erinnern wird - der blinde Hans stammte. Auch sie wurde im Pfälzischen Erbfolgekrieg zerstört.




Der Wanderführer behauptet, an einer Kreuzung in den Weinbergen biete sich „ein 350 m langer Abstecher“ zu dieser Ruine an. Nachdem der Wanderführer sich gestern ja über die schöne Burg Rheinstein mehr oder weniger ausgeschwiegen hatte, sind wir der Meinung, dass der Satz zur Runie Fürstenberg eine deutliche Besuchsempfehlung beinhaltet und  entscheiden uns für die paar Extrameter. Leider sind es dann doch ein Meter mehr, hin und zurück insg. 1,4 km. Und für diesen Umweg gibt es leider nur einen Blick auf die hoch aufregenden Burgruinen, denn die Ruine Fürstenberg kann offensichtlich nicht besichtigt werden. Jedenfalls nicht offiziell. Wie ich später nach der Heimkehr feststelle, erwähnt die Wikipedia-Seite zur Ruine Fürstenberg zwar die Möglichkeit, die Ruine "inoffiziell" zu besichtigen, aber das würde "gewisse Kletterei über ungesichertes Gelände" voraussetzen. Na ja, wir sind jedenfalls not amused. Immerhin dient der Turm dann wenig später immerhin noch als Hintergrund für ein Foto.




Der Rheinburgenweg führt dann in ein Seitental, und wenig später erreichen wir den Ort Medenscheid, wo offenbar das Strickfieber ausgebrochen ist. Langsam tun uns die Füße weh, und wir bedauern es sehr, dass wir nicht einfach von den dekorativen Weinfässern, die hier in fast jedem Ortsteil irgendwo an der Zufahrtsstraße aufgebaut sind, einen Schoppen zapfen können. Der Abzweigung zu einer Weinwirtschaft widerstehen wir nur mühsam. Aber immerhin taucht bald danach die Burg Stahleck vor uns auf.



Ziemlich erschöpft, aber immer noch guter Dinge, erreichen wir schließlich die Burg Stahleck und gönnen uns im Burghof bei wunderbarer Sicht auf den Rhein endlich den ersehnten Schoppen. Die Burg Stahleck blickt übrigens auf eine bewegte Geschichte zurück: Erbaut wurde sie im 11. Jahrhundert und bot in den folgenden Jahrhunderten immer wieder den Schauplatz geschichtlich bedeutsamer Hochzeiten und Königswahlen. Zerstört wurde sie - man ahnt es schon - im Pfälzischen Erbfolgekrieg. Der Wiederaufbau erfolgte ab dem Anfang des 20. Jahrhunderts, und zwar zur Jugendherberge, die heute noch besteht. Glaubt man Wikipedia, war in den Anfangszeiten des Daseins als Jugendherberge die Wasserversorgung so schwierig, dass ein Waschverbot bestand. Vermutlich unterschied sich die Körperhygiene damit nicht sonderlich vom Mittelalter.  ;)




Danach müssen die weichen Knie nur noch die vielen Stufen hinunter in den Malerwinkel bewältigen. Auf dem Weg von dort zum Bahnhof erhaschen wir noch ein paar Impressionen von Bacharach.




Dann bringt uns der Zug wieder zurück nach St. Goar. Inklusive aller Zu-, Ab- und Umwege haben wir heute auf teils steilen Pfaden etwa 25 km bewältigt, und so fühlen wir uns auch. Die Waden sind verhärtet, die Oberschenkel schmerzen, die Füße sind geschwollen und der Magen rumort. Um später nicht wieder abgewiesen zu werden, marschieren wir vom Bahnhof aus direkt in die Krone, um einen Tisch für halb neun zu reservieren. Aber wieder haben wir die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Die Bedienung setzt uns leicht entgeistert darüber in Kenntnis, dass um halb neun die Küche gar nicht mehr geöffnet wäre. Auf unsere vorsichtige Frage, was sie uns denn als Alternative empfehlen könne, werden wir „Zur Loreley“ verwiesen. Immerhin schließt die Küche dort erst um neun, wir können reservieren und humpeln schließlich frisch geduscht und hungrig ins Restaurant und werden mit großen und leckeren Portionen und einem guten Riesling für die Strapazen des Tages belohnt.

Für morgen sagt der Wetterbericht leider Dauerregen voraus, aber wir hoffen das beste, als wir uns nach dem Essen in unsere Zimmer verabschieden.

Gute Nacht!

Horst

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Super Eindrücke - eine tolle Tour und die Burgen sind in jeder Beziehung absolut herausragend!  :D
Ich bin mit dem, was Du sagst, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod Dein Recht verteidigen, es zu sagen. Voltaire.

Paula

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Ups 25 km, das ist aber schon heftig  >:D
bei mehr als 20 km tun mir schon beim Mitlesen die Füße weh. Mit dem Schnaps den ihr dem Puttchen eingeführt habt hättet ihr euch wohl besser die Knöchel eingerieben  ;)
Vielleicht könnte man diese Etappe in 2 teilen? Und dafür die Rieslingpause verlängern?  :)
Viele Grüße Paula

Flicka

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Immerhin zwei aus unserer Reisegruppe haben die 25 km überstanden!  :)

Ja, mit dem Schnaps hätten wir natürlich unsere Knöchel einreiben können, aber wir haben ihn lieber bei späterer Gelegenheit getrunken. Aber die heiße Dusche wussten wir nach dieser Wanderung auch sehr zu schätzen.

Wer mag, kann diese Etappe auch leicht aufteilen, weil sich in Niederheimbach nach ca. 11-12 km ein Bahnhof befindet. Wir wollten die Königsetappe aber schon an einem Stück meistern. Man hätte auch am Anfang einen anderen Zuweg ab Trechtingshausen nehmen können und wäre dann nach 6 km auf den Rheinburgenweg gestoßen. Damit - und ohne den Umweg zur Ruine Fürstenberg - hätte man insg. wohl "nur" ca. 20 - 22 km Wegstrecke gehabt. Aber auf so einer Wanderung gehts ja nicht ums Abkürzen, sondern ums Wandern.  :)