Ist man nicht total blauäugig, wenn man Bewertungen Glauben schenkt? Klingt alles schwer nach Wahlversprechungen!
Ich frags mal andersrum: Warum sollte man Bewertungen von vorneherein ablehnen? Ich kann mich jetzt spontan tatsächlich an keinen Fall erinnern, bei dem ich wirklich auf geschönte Bewertungen reingefallen wäre. Ich weiß durchaus zwischen einer beliebigen Standard-Kritik, die jeder erfunden haben könnte, und einem Erlebnisbericht zu unterscheiden. Ich nutze Rezensionen vor allem für Unterkünfte, und da hat das Bild, das ich mir durch die Rezensionen von der Unterkunft gemacht habe, eigentlich immer zur Unterkunft gepasst. Am hilfreichsten sind da meist die "gemäßigt negativen" Rezensionen, und wenn man Glück hat, beziehen sich andere Rezensionen darauf und schildern die Probleme aus anderer Sicht.
Negative Erfahrungen habe ich bisher vor allem mit persönlich mitgeteilten Einzelmeinungen gemacht (z.B. Leute aus dem Bekanntenkreis, die ein Reiseziel mal besucht haben oder Reisende, die man unterwegs trifft). Da hat man oft einen völlig enthusiastischen Menschen vor sich stehen, der ein Hotel, ein Restaurant oder eine Sehenswürdigkeit anpreist, als könne man nicht weiterleben, ohne dort gewesen zu sein. Oder umgekehrt: Alles ist Mist und die reinste Zumutung, man soll da bloß wegbleiben. Tatsächlich habe ich dann vor Ort oft ganz andere Erfahrungen gemacht, und wenn ich mir hinterher die Mühe gemacht habe, mal im Internet zu recherchieren, passten die Rezensionen eher zu meinem Eindruck.
Ich sage mir: Warum soll ich selber negative Erfahrungen machen, wenn andere sie schon dutzendfach gemacht haben und darüber berichtet haben? Und umgekehrt: Wenn ich auf meiner Reise die Wahl zwischen zwei Sehenswürdigkeiten habe, warum soll ich da nicht die positiven Erfahrungen von anderen Menschen nutzen, um mich für die eine oder andere Option zu entscheiden?