SA, 31.05.2014: Ein neugieriger Blick aus dem Fenster: Leider ist es wieder bewölkt, und ähnlich wie gestern beginnt es wieder zu regnen, aber nicht so dolle und vor allem nicht durchgehend, sondern nur immer mal wieder.
Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg. Der Marathon, den ich bis vor einigen Monaten noch laufen wollte, wird nun aus der Sicht der Nichtbeteiligten zum Hindernislauf. Um 12 Uhr geht es los, wir wollen daher nicht durch die Stadt laufen, sondern haben uns entschieden, einen Ausflug per Schiff ins "richtige" Schweden zu machen.
Wir nehmen den Umweg über den Bahnhof, aber an der Information kann man uns nicht mit der Nachricht beglücken, dass mein Portemonnaie wieder aufgetaucht ist und verweist uns an "Lost and Found". "Lost and Found" ist am Samstag nicht geöffnet. Na gut, also nun wirklich einen Haken dran.
Unterwegs begegnen uns fitte Läufer, an der letzten Banane vor dem Start kauend. Ich wünsche "good luck" und muss ein bisschen schlucken.
Auf dem weiteren Weg werden wir ein bisschen eingeweicht, auf dem Schiff gießt es noch einmal kurz und heftig, aber wir sitzen unter Deck im Trockenen. Paaah, bei solchem Wetter will sowieso kein Mensch einen Marathon laufen, oder?
Auf dem Schiff kann man brunchen. Wir wollen nicht, schließlich liegt das Frühstück erst zwei Stunden zurück. Aber es sieht verdammt lecker aus. Keine Ahnung, was es kostet, aber es ist sicherlich empfehlenswert.
Wir verbringen die Fahrt teilweise unter Deck und teilweise im Freien: Felsiges Ufer, viel Grün, rote Häuschen, gelbe Häuschen, weiße Villen, Stege mit blauen Liegestühlen drauf, Boote und zwei tolle Segelschiffe fangen unsere Blicke ein. Superschön, wie wir finden, nur Pippi Langstrumpf fehlt noch mit ihrem Äffchen und dem Pferd und ihrem Vater, dem Negerkönig, der in den neueren Ausgaben nicht mehr "Negerkönig" heißen darf, sondern nun ein "Südseekönig" ist.
Auf Vaxholm halten wir kurz. Wir könnten aussteigen und ein späteres Boot zurück nehmen, doch bei dem wechselhaften Wetter lieber nicht.
Auf dem Rückweg bietet sich Stockholm im Sonnenlicht dar. Ich fotografiere die vielen Eindrücke der Stadt: Den Freizeitpark, das Vasamuseum, die Häuser am Ufer.
Gegen 15 Uhr kommen wir wieder am Strandvägen an. Hier laufen gerade eine Menge Menschen vorbei. Die haben mittlerweile fast 30 Kilometer in den Beinen und werden hier mit Wasser versorgt, während die ganz Fixen schon im Ziel angekommen sind. Der 4:15-Pacer läuft gerade vorbei, vielleicht wäre ich genau jetzt auch hier angekommen, wäre es denn gut gelaufen.
Pah, dem rein äußerlichen Eindruck anderer nach hätte ich vor einigen Monaten, als ich noch 'richtig' gelaufen bin, da mithalten können. Ob es ein Fehler war den Mut zu verlieren? Jedenfalls sind alle, deren Startnummer ich im Nachhinein auf meinen Bildern entziffern konnte, mit einer Zeit von 4:00 bis 4.30 Stunden heile im Ziel angekommen.
Bisschen traurig gehe ich weiter. Wir kommen nach Södermalm, hier soll es nett sein, und außerdem eine In-Gegend mit netten Shops und Kneipen. Na ja, mag sein, ganz nett, aber sooooo sehr vom Hocker reißt es uns nicht.
Aber ein paar coole Galerien und Möbelgeschäfte gibt es hier. Die ziemlich günstigen und superschönen Möbel würden die Grenzen des Freigepäcks sprengen und der Druck eines Wolfes aus einem Geschäft, das Kunst und Kunstbände verkauft, will nach anfänglichem Flirt mit K. doch nicht mit, also sind wir hier sparsam.
Wir laufen ein paar Straßenzüge ab, ein Café bietet Sonnenplätze und sieht nett aus, wir trinken etwas und ruhen die müden Füße aus.
Wir machen uns auf den ziemlich langen Weg zurück, Abendbrotzeit! Heute wird es malaysisches Essen, nur leider schmeckt es lange nicht so gut wie dort. Na gut, man kann nicht immer Glück haben, und das Ziel, ausschließlich schlecht und teuer zu essen, wie es einem sonst bei Reisen in unbekannte Städte ergeht, weil man eben fast unweigerlich in Tourist Traps landet, haben wir bisher immerhin in Sachen 'schlecht' durchgehend verfehlt, während 'teuer' wohl eher dem allgemein höheren Preisniveau geschuldet ist.
Anmerkung: In den Restaurants, die wir besucht haben, kostete Essen meistens zwischen 150 und 250 schwedische Kronen, ein Mittagssnack, beispielsweise in der eher lieferserviceähnlichen Pizzeria, kostet etwa 100 Kronen. Ziehe eine Null ab und runde etwas auf, und du hast annähernd den Preis in Euro. Das Teure am Essengehen ist vor allem das Bier dazu. Wettmachen kann man es, indem man sich sonst zum Essen mit dem wie in den USA dazu gereichten Leitungswasser begnügt,
Uns begegen auf dem Weg zum Hotel Menschen, die sich sehr komisch bewegen, breitbeinig wie Seemänner oder wie auf Eiern gehend. Die haben heute wohl nicht nur wie wir 20.000 Schritte, sondern 42 Kilometer hinter sich gebracht. Im Internet ist zu erfahren, dass 17.000 von den 22.000 Angemeldeten gestartet und davon etwa 16.000 angekommen sind, also gibt es wohl noch 5.999 andere außer mir, die nicht angetreten oder nicht angekommen sind. OK, so bin ich immerhin nicht allein.