Autor Thema: España Verde - Bericht einer etwas anderen Reise nach und in Asturien  (Gelesen 38531 mal)

Michael

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Tag 3 – Sonntag, 1.11.2009

Cofino

Mein Freund, der Wecker, erinnert mich daran, dass es gleich zum Fotografieren los geht. Es dämmert schon ganz leicht als ich das Hotelgebäude verlasse und ein Stück bergauf zu meinem Turm gehe. Es stellt sich heraus, dass auf die kleine Plattform an der Spitze des Turms gerade eine Person passt. Mit den Stativbeinen muss man schon kreativ umgehen, um die noch einigermaßen standsicher unterzubringen. Ist aber letztendlich kein Problem und die Kamera ist rasch aufgebaut. Der bei unserer Ankunft angekündigte Wetterwechsel scheint näher zu rücken, denn es sind viele unregelmäßige Wolken in unterschiedlichen Höhen unterwegs. Mir soll es, zumindest an dieser Stelle, recht sein, denn das kann gut werden beim Sonnenaufgang.
Tatsächlich befindet sich, wie fast schon erwartet, die beste Sicht nicht direkt in Blickrichtung der Fenster, sondern ca. 80 Grad links davon.
Zuerst beleuchtet die Sonne noch indirekt den Himmel. Die Täler mit dem Nebel liegen dabei noch im Schatten:



Je weiter die Sonne steigt, umso intensiver leuchten die Wolken. Spätestens jetzt zahlt sich auch meine Position auf dem Turm aus. Dadurch, dass ich fast freie Rundumsicht habe, genügt ein weiterer kleiner Schwenk der Kamera nach links um diese Situation einzufangen:



Auf dem Weg zurück ins Hotel, sehe ich, daß auch eine Abkürzung über das Hotelgelände möglich ist. Dabei komme ich an einem Punkt vorbei, der es mir erlaubt, die Dorf-Szenerie von Cofino ein wenig mit ins Bild zu nehmen.




Covadonga

Nach dem Frühstück soll es zunächst zu der Basilika von Covadonga gehen. Da in der Kürze der Nacht weder die Straßen breiter, noch der Bus schmäler geworden ist, laufen wir dem Bus wieder ein Stück entgegen. Diesmal geht es die zweihundert Meter leicht bergauf (ja, bergab gestern abend war einfacher). Das erregt dann auch tatsächlich den Unmut einiger Teilnehmer/Innen und erinnert mich an bockige Kinder, die nicht mehr laufen wollen. Heute soll ja noch die angekündigte „anspruchsvolle Wanderstrecke“ im Gebirge auf dem Plan stehen und ich frage mich, was das dann erst werden wird, wenn hier schon zweihundert Meter auf Asphalt außerhalb des Toleranzbereichs liegen.
Nach etwas zureden geht es dann aber doch und wir sitzen alle im Bus, der uns nach Covadonga zur Basilika bringt. Die Basilika ist ein eindrucksvoller Bau, keine Frage. Zum Fotografieren reizt sie mich an diesem Morgen dennoch nicht. Zu ungünstig ist das Licht, als dass es sich lohnen würde hier nach einer geeigneten Perspektive zu suchen und die Kamera auszurichten. Bliebe noch die Möglichkeit im Inneren der Basilika zu fotografieren, was aber schon im Ansatz scheitert, da wohl gleich ein Gottesdienst stattfinden soll. Erinnern wir uns kurz: Gestern war der Tag vor Aller Heiligen, heute ist dann Aller Heiligen und zudem noch Sonntag. In dieser Kombination findet man sicher kaum schlechtere Termine um den Besuch einer spanischen Kirche zu planen. Gegenüber der Basilika gibt es zwar noch die Grotte der Jungfrau von Covadonga, aber auch da ist ziemlich Betrieb und das Licht nicht unbedingt besser. Einzig das Filmteam möchte noch ein paar Szenen mit uns drehen. Das geht aber recht schnell und so sitzen wir bald wieder im Bus.

Picos de Europa

Bereits von der Basilika aus kann man Gipfel der Picos de Europa erkennen. Der Bus quält sich hinauf zu den Bergen, die bereits seit 1918 den Status eines Nationalparks haben. Ca.200 Gipfel übertreffen hier die 2000 Meter Marke. Die Straße von der Basilika hoch in den Nationalpark ist übrigens ein bekannter Anstieg aus dem Radsport und regelmäßig Ziel einer Vuelta-Etappe. Auf dem Weg den Berg hinauf, muss der Bus immer wieder die Fahrt verlangsamen, weil auf der Straße Pferde laufen. Sie finden es auf dem Asphalt wohl bequemer, als in dem mit Steinen durchsetzten Gelände links und rechts der Straße. Elena erklärt dazu, dass es sich bei den Tieren um Wildpferde handelt und noch dazu um solche, die hier in Asturien eine eigene Rasse bilden, die ‚Asturcon‘ gennant wird.
Oben, am Ende der Straße angekommen, befinden sich zwei Seen. Der Lago Enol und der Lago Ercina sind so etwas wie das touristische Tor zum Nationalpark. Hier beginnen viele Wanderwege und hier soll auch unsere Wanderung beginnen.
Auf dem großen Parkplatz stehen schon einige Busse und viele Autos und es scheinen recht viele Menschen unterwegs zu sein. Hier sollen wir auch unseren Guide treffen, der uns auf einem ca. sechs Kilometer langen Rundweg durch diese herrliche Landschaft führen wird. Er lässt allerdings noch ein wenig auf sich warten. Ich beschließe in der Zwischenzeit ein Bild von den Asturcon zu machen, schließlich mag meine Frau Pferde sehr und wenn ich zu Hause davon erzählen werde, will sie natürlich ein Bild davon sehen. Es dauert auch nicht lange, bis zwei gut genährte Exemplare in der Nähe vorbeilaufen – natürlich auf einem bequemen Weg:



Kurz darauf stößt unser Guide zu uns. Es gibt ein paar wenige Instruktionen vorab: Ist jeder fit? Kann jemand nicht gut laufen? Bitte alle zusammen bleiben, man kann sich sonst verlieren. Und so weiter und so fort. Auch Kollegen/Innen, die heute morgen nicht zum Bus laufen wollten, fühlen sich jetzt wohl wieder fit genug für die Wanderung. Na, dann kann es ja losgehen!
Noch sehen die Wolken am Himmel hell und freundlich aus, unser Guide meint jedoch das Regen aufziehen wird und wir unbedingt Jacken mitnehmen sollen. Er muss es wissen, es ist schließlich sein „Revier“, in dem wir uns befinden. Also noch eben die Regenjacke am Rucksack verstaut und der Gruppe hinterher.
Im Touristenstrom erreichen wir zuerst den Lago Enol:



In den kleinen Hütten die, die man hier oben findet und die wir auch schon auf der Anfahrt immer wieder gesehen haben, wird Käse zum reifen gelagert. Ich beschließe, mich nicht selbst davon zu überzeugen.
Dann geht es ein wenig bergauf und über einen Hügel und wir haben diese Aussicht auf den Lago Ercina:



Über den Bergen ziehen die Wolken des anstehenden Wetterwechsels auf und wir laufen am rechten Seeufer entlang und am Ende des Sees wieder ein kleines Stück bergan. Der Weg führt uns nahe an einer der Steinhütten vorbei. Ich befürchte schon, gleich von einer Käsegeruch-Wolke getroffen zu werden, aber es riecht nix. Wir warten hier ein paar Minuten auf das Film-Team, das uns auch hier bei der Wanderung begleitet. Die Kollegen stehen noch am anderen Ende des Sees und machen Zeitrafferaufnahmen. Ich nutze die Zeit bis zu ihrem Eintreffen für eine Aufnahme der Hütte und stelle dabei fest, dass sich der Himmel immer weiter zu zieht.



Unser Guide mahnt zur Eile. Wir haben immerhin noch den Großteil der Strecke vor uns. Bevor wir weiter laufen, verstaue ich schon mal alles im Rucksack. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir in den Regen kommen könnten. So ist es dann auch. Erst weht leichter Nieselregen durch die Luft, dann regnet es etwas stärker und wenig später herrscht hier oben totale Nässe! Ich ziehe die Regenhülle über den Fotorucksack und schaffe meinen Tascheninhalt aus den Hosen in die Taschen meiner Regenjacke, von der ich weiß, dass sie auch in den schlimmsten Situationen trocken hält. Das kann man von meinen Outdoorhosen nicht sagen, die haben eher Schwammwirkung und scheinen das Wasser aufzusaugen. Jetzt erklärt sich auch der günstige Preis der Hosen. Alle anderen Regenschutzmaßnahmen funktionieren wie sie sollen.
Mit dem Regen bildet sich dichter Nebel. Stellenweise sehen wir keine zwanzig Meter weit. Unser Weg ist kaum noch erkennbar, er führt querfeldein und entsprechend besorgt ist unser Guide, dass wir zusammen bleiben und keiner verloren geht. Teilweise laufen wir über Steine, die beim Regen sehr rutschig werden. Spätestens jetzt kann ich verstehen, warum die Pferde auf den befestigten Wegen bleiben. Wahrscheinlich stehen die jetzt irgendwo und schütteln den Kopf über die Menschen, die hier rumkraxeln.
Vollzählig und ohne Verletzungen erreichen wir dann irgendwann einen geschotterten Feldweg und man merkt unserem Guide die Erleichterung an. Die restlichen zwei Kilometer sind einfach nur ein ‚Regentest für Mensch und Material‘. Als wir den Parkplatz erreichen, ist unser Bus der einzige, der noch da steht. Froh aus dem Regen zu sein, steigen wir tropfnass ein und der Fahrer flucht, weil die Scheiben gnadenlos anlaufen.

Campo de Caso

Wir rollen erst mal wieder runter ins Tal und auch dort regnet es immer noch stark. Elena beschließt, die Stimmung im Bus, eine Mischung aus Müdigkeit und Frust über die Nässe, zu heben und lässt eine Kaffeebar ansteuern. Das war eine ganz hervorragende Idee und nach ein paar Minuten geht es zum nächsten Ziel. Dieses habe ich seit Beginn der Reise bewusst verdrängt, aber nun rückt es mit jedem Meter, mit jeder Kurve über die asturischen Landsträßchen gnadenlos und unaufhaltsam näher: Der Besuch einer Käserei!  Und als wäre das noch nicht genug, hat die Käserei auch noch Fremdenzimmer und wir sollen dort übernachten. Na prima, bestimmt stinkt dort alles nach Käse – einschließlich der Bettwäsche!
Wir erreichen die Käserei erst nach Einbruch der Dunkelheit. Die ursprünglich für heute noch geplante Führung durch die Produktion soll erst morgen früh, nach dem Frühstück stattfinden. Puh, noch mal eine Nacht Aufschub. Aber es kommt noch besser. Wir erfahren, dass die Käserei zu wenig Zimmer hat und deswegen ein Teil der Gruppe, wohl oder übel, ein Ausweichquartier in einem Gasthaus im Nachbarort Campo de Caso beziehen soll. Elena ist es fast peinlich, als sie uns das sagt und sie traut sich kaum zu fragen, wer denn so nett wäre in das Gasthaus auszuweichen. Vielleicht habe ich eine zehntel Sekunde zu früh geantwortet, vielleicht klang mein „Ja! Ich!! Hier!!!“ etwas zu euphorisch. Jedenfalls schaut mich die Wirtin der Käserei recht konsterniert an und Elena weiß diesmal schon, was sie sagen muß, um die Situation zu erklären. Es finden sich noch vier weitere Kollegen und somit ist das schon mal geklärt.
Jetzt gilt es nur noch das anstehende Abendessen in der Käserei überstehen, aber was soll ich sagen? Wenns läuft, dann läufts - von Käse keine Spur und es gibt leckeren Fisch!
Anschließend geht es mit den vier freiwilligen nach Campo de Caso. Wir beziehen prima Zimmer in einem kleinen Hotel am Dorfplatz. Die Rezeption ist zugleich Dorfkneipe und somit ist auch für den Absacker gesorgt. Nach dem die Dorfkneipe zu hat, ziehe ich mit Ulli aus Franken, der ebenfalls in meiner „Schlafgruppe“ ist, noch bis weit nach Mitternacht durch das Dorf auf der Suche nach interessanten Motiven für Nachtaufnahmen. Irgendwie kommt fotografisch nix gescheites dabei rum,  wir haben stattdessen einfach eine gute Zeit zusammen.

Ein paar Punkte im Dorf habe ich mir wieder gemerkt, bei denen es sich lohnen könnten zum Sonnenaufgang vor Ort zu sein. Der Wecker wird gestellt und zum letzten mal heißt es „Gute Nacht Asturien“.

 
p.s. habe die Bilder jetzt mal eine Nummer größer eingestellt. Ist hoffentlich nicht zu groß?
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Ilona

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Die Bildergröße ist perfekt  :beifall: und so kann ich die tolle Gebirgslandschaft viel besser erkennen  :thumb:. .

Welch ein Glück, dass du eine Ausweichunterkunft erwischt hast :zwinker:. Bist du gegen Käse allergisch oder ist es nur der Geruch?
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat" (Erich Kästner)


Michael

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Bist du gegen Käse allergisch oder ist es nur der Geruch?
Ich habe einen extremen Ekel vor rohem(!) Käse. Ist der Geruch zu intensiv, wird mir schlecht. Es geht so weit, dass ich eine Scheibe Wurst, von der ich weiß, dass sie mit einer Scheibe Käse in Berührung war, nicht mehr essen kann.
Milder Käse in geschmolzener Form, z.B. auf einer Pizza, über einem Gratin oder unter das noch heiße Chili gehoben, mag ich hingegen sehr.
Ich weiß, das klingt für außenstehende recht beknackt....
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Petra

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Bist du gegen Käse allergisch oder ist es nur der Geruch?
Es geht so weit, dass ich eine Scheibe Wurst, von der ich weiß, dass sie mit einer Scheibe Käse in Berührung war, nicht mehr essen kann.

Lach, bei mir ist es eher andersrum, Käse der mit Wurst in Berührung kam ->  :kotz: (boah, was für ein ekliger Smiley  ;))

Zitat von: Michael
Ich weiß, das klingt für außenstehende recht beknackt....

Och...
Liebe Grüße
Petra

Horst

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Hallo Michael,
nach wie vor toller Bericht und die Picos de Europa habe ich auch schon sehr lange auf meiner Wunschliste.
Irgendwann machen wir mal eine Nordspanien Tour und dann wird uns dieser Bericht ein paar gute Anregungen geben.
Deine Fotos sind eigentlich genau so in dem Stil wie ich sie gerne sehe - die Landschaft zelebrierend.
Ich habe überlegt welches Bild mir am besten gefällt und mich für dieses hier entschieden:


Geniales Licht - das Gras glüht förmlich und die Wolken drohen dramatisch.
Wobei die beiden ersten Bilder mit dem Nebel und der Himmelsstimmung auch wunderbar sind und ach und das Steinhaus mit dem roten Dach in den Picos .... ach vergiss es einfach - mir gefallen alle Fotos.  ;)

Die Käsegeschichte ist um beim Thema zu bleiben köstlich.  :))



Ich bin mit dem, was Du sagst, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod Dein Recht verteidigen, es zu sagen. Voltaire.

Birgit

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Ich würde am liebsten sofort durch die Wiesen und mit den Füßen ins Wasser hüpfen, statt dessen muss ich aufräumen (Mama Alarm, sie kommt am Wochenende zu Besuch ;) )

Die Größe der Blder? Auf keinen Fall zu groß, für´s Tablet, von dem auch ich hier oft mitlese, sind sie perfekt!

Horst

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Die Größe der Blder? Auf keinen Fall zu groß, für´s Tablet, von dem auch ich hier oft mitlese, sind sie perfekt!
Ja 800er Breite ist ein guter Kompromiß der bei den meisten gut angezeigt wird.
Ich bin mit dem, was Du sagst, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod Dein Recht verteidigen, es zu sagen. Voltaire.

Petra

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Ganz tolles Bild! Löst sofortige Reisesehnsucht bei mir aus...


Zitat von: Michael
...ziehe ich mit Ulli aus Franken...

...der witzigerweise bei uns im ortsansässigen Fotoclub Mitglied ist...ganz schön klein die (Fotografen-)welt!

Zitat von: Michael
Ein paar Punkte im Dorf habe ich mir wieder gemerkt, bei denen es sich lohnen könnten zum Sonnenaufgang vor Ort zu sein.


Ich freu mich jetzt schon aufs (virtuelle) Frühaufstehen.

Ganz toller Bericht Michael, was für ein Glück für uns, daß Du unter die Reiseberichtschreiber gegangen bist.  :)
Liebe Grüße
Petra

Hatchcanyon

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Ich habe einen extremen Ekel vor rohem(!) Käse. Ist der Geruch zu intensiv, wird mir schlecht. Es geht so weit, dass ich eine Scheibe Wurst, von der ich weiß, dass sie mit einer Scheibe Käse in Berührung war, nicht mehr essen kann.
Milder Käse in geschmolzener Form, z.B. auf einer Pizza, über einem Gratin oder unter das noch heiße Chili gehoben, mag ich hingegen sehr.
Ich weiß, das klingt für außenstehende recht beknackt....

Klingt gar nicht beknackt! Hier postet ein Leidensgenosse. Hast du möglicherweise eine Allergie gegen gesäuerte Milch?

Ging bei mir als Kinds los, Käse konnte ich nicht essen! Käsekuchen aber schon und später Pizza auch. Ein Arzt hat mir dann mal erklärt, dass wohl so um die 5% aller Menschen von dem Phänomen betroffen sind. Die gesäuerte Milch löst eine unangenehme Reaktion im Verdauungstrakt aus. Erst wenn ein Protein durch Hitze zerstört wurde, wird das Milchprodukt wieder für den Betroffenen geniessbar. Im Endeffekt ist die Sache wohl genetisch bedingt.

Gruss

Rolf

Birgit

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Gibt es Zufälle? Keine Ahnung!

Gerade war ich bei einem Kollegen im Büro. Das Juni-Bild zeigte einen schnuckeligen weißen Leuchtturm vor blauem Wasser auf einem Absatz an einer Steilküste. Ich gehe also näher an das Bild heran und lese, dass es in Kantabriern aufgenommen wurde.

ich also zurück ins Büro, google Maps nach Kantabrien gefragt und wo lande ich? Wieder in der Nähe des Drehortes deines Reiseberichtes.

Ein Zeichen??? Buchen???

Michael

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Zitat von: Michael
...ziehe ich mit Ulli aus Franken...

...der witzigerweise bei uns im ortsansässigen Fotoclub Mitglied ist...ganz schön klein die (Fotografen-)welt!

Ja, genau! Das hatte mir Horst schon gesagt, nach dem ich Euch den Film geschickt hatte.
Wieso ist der Ulli eigentlich noch nicht hier im Forum? Der fällt doch auch viel in der Welt rum und hat jede Menge zu erzählen - wenn ich nur an seine Neuseeland-Tour denke...  ;)


...Hier postet ein Leidensgenosse. Hast du möglicherweise eine Allergie gegen gesäuerte Milch?

Keine Ahnung Rolf, aber ich will es nicht ausschließen. Ich hatte mich eigentlich mit dem Thema arrangiert, aber ich glaub, das klär ich dann doch noch mal! Danke für den Hinweis!

Ein Zeichen??? Buchen???

Birgit, wenn das kein Zeichen sein soll, was dann????  ;)

Grüße aus der Pfalz,
Michael
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Michael

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Tag 4 – Montag, 2.11.2009

Campo de Caso

Der Wecker rappelt wieder und so langsam merke ich, dass die letzten Tage doch sehr anstrengend waren. Nachdem der Wecker erfolgreich geknebelt wurde, tapse ich ins Bad und auf dem Weg dorthin bemerke ich ein anderes Geräusch: Es regnet – und zwar kräftig. Ich überlege kurz, aber mir fallen spontan keine Motive aus dem Dorf ein, die ich gerne im Regen ablichten möchte. Also geht es einfach in die Verlängerung was das Schlafen anbelangt.
Mit etwas mehr getanktem Schlaf, geht es später runter zum Frühstück. Hier in der Dorfkneipe ist das Frühstück letztlich recht unkonventionell. Neben einem Kaffee, bietet der Wirt Brot oder Brötchen mit Konfitüre, Honig oder Käse an. Als er merkt, dass ich bei allem bisher genannten nicht so recht ziehe, saust er kurz in die Küche und kommt mit einem Teller mit luftgetrockneten Schinken zurück. Er freut sich, dass ich mich freue und verschwindet wieder in der Küche. Kurz später kommt er mit einem Frühstück zurück, von dem ich heute noch schwärme: Eine getoastete Scheibe dunkles Brot und darauf dünne Scheiben luftgetrockneter Schinken. Das war endlos lecker!
Es wird allmählich Zeit zu packen, bald kommt unser Transport der uns zur Gruppe in der Käserei bringen soll. Auf dem Weg nach oben klopfe ich an der Zimmertür von Klaas. Er war bisher noch nicht beim Frühstück und bevor er verschläft, haben wir beschlossen, ihn vorsichtshalber zu Wecken. Klaas öffnet kurz darauf und ist auch noch in Bettkluft. Er hat aber nicht verschlafen, es geht ihm einfach nur elend schlecht. Er hat sich wohl den Magen verdorben und mehr oder weniger die ganze Nacht hat er auf bzw. vor der Toilettenschüssel verbracht. Jetzt fühlt er sich noch nicht im Stande, das Zimmer zu verlassen.
Der arme Kerl! Als ob das alles nicht schon schlimm genug wäre, steht heute auch noch der Rückflug an. Zum Glück hat Paul, der die Reise für den Verlag begleitet, ebenfalls hier übernachtet. Wir machen kurz Krisensitzung und stimmen einen Notfallplan ab. Der sieht vor, dass Klaas zunächst hier auf dem Zimmer bleibt. Die Gruppe soll erst mal die Käserei besichtigen und anschließend wieder hier vorbeikommen. Dann kann Klaas mitkommen, wenn es ihm bis dahin wieder besser geht, oder er bleibt bis morgen hier und fliegt einen Tag später alleine zurück. Wir sollen nur beim Verlag Bescheid geben, dass evtl. die Tickets für ihn umgebucht werden können.
Wir wollen Klaas aber nicht sofort alleine lassen und da für mich die Besichtigung der Käseproduktion ohnehin eher eine Strafe als eine Attraktion ist, bleibe ich einfach hier. Ich versorge Klaas mit Kamillentee aus der Dorfkneipe und schaue ab und zu in sein Zimmer. Kurz bevor die Gruppe aus der Käserei zurück kommt, meldet er, dass das schlimmste überstanden ist und er doch mit kann. Vielleicht hat er auch einfach nur beschlossen, dass meine Fürsorge noch schlimmer als die Übelkeit ist, wer weiß?  ???


El país de la madreña – Das Land der Holzschuhe

Campo de Caso ist die Hauptstadt der Provinz Caso, die man auch als das Land der Holzschuhe kennt. Diese Holzschuhe wurden früher als Überschuhe genutzt. So musste man mit den guten Schuhen nicht durch den Matsch laufen, wenn man mal eben rüber zum Stall wollte. Ein Charakteristikum der Schuhe sind vier kleine Füßchen unter der Sohle. Damit rutscht man im Matsch nicht weg und gewinnt auch noch etwas an Höhe - sozusagen High Clearance Pantoffeln.
Früher wurden die Madreñas an vielen Orten in Handarbeit hergestellt und es gab eine entsprechend große Nachfrage. Mittlerweile werden sie fast nur noch als Souveniers verkauft und nur wenige Holzschuhmacher stellen sie noch in Handarbeit her. Einen solchen wollen wir nun besuchen.
Der Bus hält in einem kleinen Nest, dessen Namen ich mir dummer weise nicht notiert habe und der mir jetzt auch beim besten Willen nicht mehr einfällt.
Wir folgen Elena durch ein paar Gassen auf dem Weg zu der kleinen Werkstatt. Mit ein paar anderen bin ich am Ende der Gruppe. Die ersten sind schon in der Werkstatt, als wir wenige Meter davor eine alte Frau treffen, die herzlich mit uns lacht und etwas zu uns sagt, was wir leider nicht verstehen. Unsere Gesten versteht sie aber und lacht gerne für ein Foto:



Unglaublich, wie offen und herzlich hier die Menschen sind – wie wenig „verprellt“ vom Tourismus sie sich zeigen, das habe ich bisher so noch an keiner anderen Stelle in Europa erlebt.

Ich komme als einer der letzten in die Werktstatt. Der Holzschuhmacher ist schon eifrig am Erklären und Elena ist noch eifriger am Übersetzen. Was mir dabei nicht gefällt ist die Situation: Der Bereich der Werkstatt, in dem wir versammelt sind, ist sehr klein, wir stehen uns permanent auf den Füßen oder sonst wie im Weg und alle „ballern“ auf den Schuhmacher. Das reinste Rudelknipsen und das kann ich gar nicht ab. Ich versuche möglichst effektiv, ohne den guten Mann allzu sehr zu bedrängen, ein Bild von ihm zu machen. Das wird dann auch eher ein Schnappschuss als ein überlegtes Portrait und danach lasse ich es auch gut sein:


Es ist kein Problem sich im Rest der Werkstatt um zu sehen und so gehe ich etwas abseits des Trubels auf Motivsuche und fühle mich auch gleich wohler dabei.
Just-In-Time Produktion scheint hier noch nicht angekommen zu sein. Statt dessen ist das Lager gut gefüllt:


Diesen hier fehlen nur noch die Gummisohlen unter den Füßchen:


Und noch ein abschließender Blick an die Stelle, an der die Schuhe von Hand aus dem Holz herausgeschnitzt werden. Die eigentliche Werkstatt, in der es sich auch im Winter am Kamin gut aushalten lässt, die aber viel zu klein war, um die ganze Gruppe hinein zu lassen:


Fabada
Da wir heute Nachmittag mit dem Rückflug einen Termin haben, der sich nicht aufschieben lässt und durch die Umstände heute früh bereits etwas Zeit verloren haben, geht es rasch weiter in einen Gasthof, in dem wir zum Mittag eine Asturische Spezialität essen werden: Fabada, ein Eintopf mit Wurst und weissen Bohnen schmeckt einfach köstlich! Vor und nach dem Essen werden im Garten des Restaurants noch Filmsequenzen mit einzelnen Interviews von jedem Teilnehmer gedreht.

Rückreise
Dann geht es auch schon weiter zum Flughafen von Oviedo und von dort pünktlich via Inlandsflug nach Palma de Mallorca. Hier heisst es nun Abschied nehmen von der Gruppe. Ein letztes gemeinsames Foto und schon müssen die ersten weiter zu ihrem Anschlußflug. Auch für Rainer und mich wird es bald Zeit, der Flug nach Frankfurt ist pünktlich und landet dann irgendwann zweieinhalb Stunden später und ebenfalls fast pünktlich in Frankfurt. Von dort geht es über die sehr leeren Autobahnen nach Hause und um 0:30 Uhr nehme ich meine Frau wieder in den Arm und spitze noch schnell zu meinem Sohn ins Zimmer, der aber schon lange fest schläft.

Gute Nacht, es war schön in Asturien.
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Birgit

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Och, schon vorbei?

Das ist ganz bestimmt ein Zeichen, ebenso wie es ein Zeichen ist, dass ich deine letzten beiden Postings in der Buchhandlung finde, wo ich in einem Reiseführer Nordspanien stöbere...

Horst

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Hallo Michael,

das Portrait von der alten Dame ist super gelungen  :)

und es ist u.a. auch Dein feiner Humor der diesen Bericht so lesenswert macht.
Vielleicht hat er auch einfach nur beschlossen, dass meine Fürsorge noch schlimmer als die Übelkeit ist, wer weiß?  ???




Gute Nacht, es war schön in Asturien.
Ein selten schönes Erstlingswerk eines Reiseberichts.
Es war sehr schön mit Dir nach Nordspanien zu reisen und dort mit Dir in engen Fototürmen und zwischen Stapeln von Holzschuhen zu stöbern.
Aber so ganz das Ende der Geschichte war das doch noch nicht oder ?
Es gab doch noch etwas, daß Dich bleibend, "greifbar" an diese Reise erinnert hat.  ;)
Ich bin mit dem, was Du sagst, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod Dein Recht verteidigen, es zu sagen. Voltaire.

Ilona

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Diese Großmutter könnte man glatt adoptieren   :toothy9:. Ist die  :herz: ig.

Michael, es war schön mit dir, durch das mir bis dato unbekannte Asturien, zu reisen. Deine Bilder sind erste Sahne  :beifall: :beifall: :beifall: und wirklich preisverdächtig.

 :danke: für diesen Bericht.
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat" (Erich Kästner)