Dienstag 8.Juli 2014Heute Nacht habe ich traumlos geschlafen war aber um 6 Uhr wach mit Rückenschmerzen, dieses Bett ist definitiv zu hart für mich. Um 8 Uhr sind wir aufgestanden, ein Blick aus dem Fenster zeigte dass der Wetterbericht recht behalten hat: es regnet.
Als wir um 5 nach halb 9 ins Restaurant kamen war noch kein Frühstück fertig, wir nutzten die Zeit beim Internetsurfen an der Bar, wie waren wirklich die einzigen Gäste! Wie überlebt so ein Hotel? Nach dem Frühstück kauften wir noch 3 Marmeladen (Quitte mit Lavendel und Aprikose mit Rosmarin, die gab es auch zum Frühstück, alles super lecker hier) und fuhren zum nächsten Ziel: der Ort heißt Vianden. Es ging über kleine kurvige Strassen durch die Landschaft, einmal stand ein Graureiher mitten auf der Strasse und flog erst im letzten Moment weg, hier ist bestimmt nie viel Verkehr, Autos begegneten uns fast keine.
Heute war keine Wanderung geplant sondern die Besichtigung von 2 Burgen. Am Ortseingang von Vianden wurde erst mal getankt, Sprit war richtig billig in Luxemburg. Vianden ist ein hübscher Ort mit lauter alten Häusern die steil am Berg stehen nur leider regnete es weiter in Strömen
Die Burg wurde im 11. Jahrhundert erbaut und war im Mittelalter ein bedeutender Grafensitz. Sie ist sehr gut erhalten und heute in Staatsbesitz. Gut Burgen kann man auch bei Regen besichtigen aber bei schönem Wetter wäre die Ausicht schöner
in der Kapelle:
die herrschaftlichen Räume:
in der Küche
eigentlich genau so wie man sich eine Burg vorstellt. Die Wartburg ist schöner (nörgel, das schlechte Wetter...)
auf der Suche nach einem Supermarkt sind wir noch durch den Ort gelaufen, aber über Mittag ist alles geschlossen. Und im Regen macht Ortbesichtigung keinen Spaß. Also auf zur nächsten Burg. Ein letzter Blick:
Nun ging es weiter nach Burscheid zur Besichtigung des Château de Bourscheid
Leider ist die Burg stark verfallen, auf den Prospekten sah das ganz anders aus. Baubeginn der Burg war 1000 n. Chr., davor gab es schon eine hölzerne Festung. Auf einer von der Sauer umflossenen 150 Meter hohen Felskuppe war die Burg nur von einer Seite aus zugänglich und wurde wegen ihrer strategischen Lage in den folgenden Jahrhunderten immer weiter ausgebaut und vergrößert. Nach 1512 begann der Zerfall. Mit dem Einfall der Franzosen 1794 endet die Feudalzeit. Die Burg wurde 1972 vom Staat Luxemburg übernommen und wird restauriert (wahrscheinlich sind die Fotos auf den Prospekten "bearbeitet" und zeigen den geplanten Wiederaufbau).
Der Blick von hier oben ist toll nur steht man halt ständig im Freien mit seinem Audioguide der längliche Geschichten aus dem Mittelalter erzäht. Eine Regenkurzfassung gibt es nicht, das Ding wird ausgeschaltet.
Das nächste Ziel war Clerf bzw. Clervaux Luxemburg (nicht zu verwechseln mit Clairvaux in Frankreich!). Hier wollte Josef die berühmte Fotoausstellung "Family of Man" anschauen. (siehe
http://www.steichencollections.lu/).
Unterwegs kamen wir zum Glück an einem Carrefour Supermarkt vorbei und heute war wirklich ideales Shoppingwetter
der Carrefour ist etwas kleiner als ein Walmart, aber man kann sich schon eine Zeitlang da aufhalten und unser Einkaufswagen wurde mit Wasser, Wein, Obst, Knabberzeug und Schokolade gut gefüllt. Am Ausgang gabs ein Café, leider schmeckten die Eclairs lange nicht so gut wie sie aussahen.
Die Fotoausstellung ist in der Burg von Clervaux untergebracht, Montags aber geschlossen. Wir sind daher erst mal zur Benediktinerabtei von Clervaux gefahren, die etwas außerhalb über dem Ort liegt. Das Kloster ist aber neueren Datums (so um 1900?) und lohnt eine Besichtigung eher nicht. Nun war es erst 16 Uhr und die touristischen Möglichkeiten soweit ausgeschöpft, also sind wir zu unserer nächsten Unterkunft gefahren. Josef hatte das Schloßhotel Urspelt gebucht. Die Adresse war irgendwie Schloßhotel, Uspelt, wir haben uns schon gewundert, aber der Ort bestand quasi nur aus einer Strasse und es war in der Tat nicht zu übersehen
habe ich schon erwähnt, dass es stark regnete?
Drum sind wir vom Parkplatz zum Empfang gestürmt, Fotos vom Schloß können wir ja morgen auch noch machen.
Am Empfang haben wir wie bisher immer auf französisch unser Begehr geäußert und (auch wie immer) auf deutsch Antwort bekommen, das Französich sprechen haben wir uns dann abgewöhnt, in Luxemburg spricht wirklich jeder deutsch. Als wir dann von ihr hörten dass das Hotel wegen eines Kongresses ausgebucht ist und sie leider kein normales Zimmer für uns hat haben wir erst mal blöd geschaut, aber als sie dann meinte dass wir die Suite bekommen und sie nur gerade den Schlüssel nicht finden kann, waren wir sehr entspannt
der Schlüssel war nicht aufzutreiben aber über der Tür zum Eingang der Suite war der Ersatzschlüssel "versteckt".
Eh voilá unser Heim für heute:
das erste Zimmer:
Im Schrank stand eine Nespresso Kaffemaschine mit Kapselvorrat für eine Woche, dazu ein Wasserkocher, diverse edle Teesorten, Geschirr, Gläser, alles was der Gast so braucht. Von hier aus ging man ins Wohnszimmer:
Vom Wohnzimmer blickt man ins Erkerzimmer, das mit einem antiken Sessel, Tischchen und etlichen mondänen Zeitschriften ausgestattet war (ihr wißt schon: diese Hefte wo Handtaschen beworben werden die soviel kosten wie unser ganzer Urlaub)
auf der Fensterbank im Wohnzimmer stand eine Bose Radio/CD Anlage...
einen Kamin hat das Wohnzimmer auch:
nach dem Wohnzimmer folgt das Schlafzimmer
im Schlafzimmer gab es einen zweiten Fernseher und neben den Schlafzimmer lag das Bad:
das Bad war so groß wie ein normales Hotelzimmer
Hier kann man es aushalten oder? Noch nie haben wir ein kostenloses upgrade bekommen (dass ein Zimmer schlechter war als bei der Buchung angenommen haben wir dagegen schon öfter erlebt).
Schnell den TV ausprobiert: es gab alle deutschen Sender, da brauchten wir uns nun fürs Halbfinale heute Abend wirklich keine andere Location auszusuchen. Wir haben es uns im Wohnzimmer bequem gemacht, die diversen Sitzmöbel, Tee- und Kaffeesorten durchprobiert und gelesen. Für dieses Regenwetter ist so eine Suite die richtige Lösung
Zum Abendessen blieben wir im Hotelrestaurant weil wir nicht mehr Auto fahren wollten. Leider keine gute Entscheidung, das Essen war zwar teuer aber dafür eher geschmacksneutral. Die Weinpreise waren derart dass wir ein Glas Bier getrunken haben. Alles kein Problem, wir hatten heute Mittag ja eingekauft.
Nach einem Besuch der Hotelsauna (die war klein und wurde stundenweise für einzelne Hotelgäste reserviert) haben wir uns gespannt mit einem Wein vor den Fernseher ins Wohnszimmer gesetzt.
Ich glaube wo ich das Spiel Deutschland-Brasilien gesehen habe weiß ich bis in alle Ewigkeit (so wie ich heute noch weiß wo ich den ersten Wimbledon Sieg von Boris Becker gesehen habe). Als nach 10 Minuten das erste Tor fiel habe ich gedacht: hoffentlich muss ich jetzt nicht 80 Minuten bangen wie beim Spiel gegen Frankreich. Ein guter Freund von mir, der im Gegensatz zu mir wirklich was von Fußball versteht, hat das Spiel zuhause mit seiner Frau angeschaut. Nach 10 Minuten hat sie gejubelt: wir gewinnen! Ihr Mann sagte, nein, warte es ab, das sind Brasilianer, die haben Spielfreude, das ist noch lange nicht gewonnen! Nach dem zwei zu Null war er noch der gleichen Meinung. 5 Minuten später verstand er die Welt nicht mehr. Wie alle Welt auch!
Nach dem fünf zu Null hatte ich fast das Gefühl, das ist Gotteslästerung (und mir ist nicht viel heilig), mindestens aber Frevel und ist das überhaupt wahr? In einem WM Halbfinale? In Brasilien? Gegen
Brasilien? Dass man nach einer halben Stunde denkt: die armen Brasilianer? Und bitte Schiedsrichter pfeif das Spiel ab, es ist eh entschieden und das wird ja jetzt doch nur noch eine Qual für die Brasilianer? Was es dann auch war?
Das sieben zu Null von Schürle ist für mich das Tor der WM, aus vollem Lauf schräg ins Eck,
WAHNSINN Was für ein Tag!