Tag 1 Freitag 29. April 2016
unser Flug ab München startete schon um 7 Uhr, da hieß es früh aufstehen, um 4 Uhr rappelte der Wecker. Erstaunlich wie problemlos man sich mitten in der Nacht aus dem Bett schält wenn es anschließend in Urlaub geht
Pünktlich um viertel vor 5 stand der bestellte Tesla vor der Tür. In München gibt es nämlich das Umwelttaxi, da kann man einen Elektrowagen bestellen. Mein Freund überlegt gerade von seinem Dieselstinker auf ein Hybridfahrzeug umzusteigen und macht Probefahrten mit Elektroautos. Einen Tesla kann man nicht so einfach mieten im Gegensatz zum BMWI3 z.B. und er ist eh viel zu teuer in der Anschaffung, aber fahren wollte er gern mal damit.
Von außen sieht der Wagen wie eine ganz normale Limousine aus ähnlich einem Passat CC, wenn man einsteigt fällt aber sofort der riesige Bildschirm neben dem Lenkrad auf.
Der Fahrer war total gesprächig und hat die ganze Zeit von seinen Erfahrungen erzählt (er war auch schon im bayerischen Fernsehen zu sehen), für mich ist das ja absolutes Neuland und war schon interessant. Einmal stand er zum Beispiel mit seinem Tesla 2 Stunden in einer Garage an einer Ladesäule und als er zurück kam war das Auto nicht geladen weil man die Säule erst mit einem Handyanruf aktivieren muss, ja da schaut man dann blöd
so ein Elektrofahrzeug stellt ganz neue Herausforderungen an einen Autofahrer...
besonders fasziniert hat mich die Anzeige aller Teslaladestationen in Europa auf dem Display, das eingebaute Navi führt einen auf einer Reise von A nach B an diesen Ladestationen entlang und gibt unterwegs vor an welcher Station man halten soll und wie lange man laden soll. Diese Ladestationen unterscheiden sich von allen anderen in ihrer Leistung, denn dort kann man die Batterien in einer halben Stunde voll laden und hat dann 350 km Reichweite, noch dazu ist der Strom dort kostenlos
(man stelle sich vor man kauft sich einen neuen BMW und darf damit in alle Ewigkeit bei Aral kostenlos tanken...) da wundert es mich nicht dass das Unternehmen Tesla immer noch in den roten Zahlen ist... unser Fahrer meinte dass bei solchen Routen oft schon 10 Minuten Ladezeit genügen an den Zwischenstationen, das ist dann wirklich nicht mehr viel Zeitverlust im Vergleich zum normalen tanken (an einer normalen Steckdose dauert das Laden aber auch 6 oder 8 Stunden wie bei anderen Elekroautos).
Eigentlich dachte ich ja ich würde während der Fahrt schlafen aber erstens wurden wir die ganze Zeit zugetextet (mein Freund hatte natürlich auch viele Fragen) und außerdem war der Wagen überraschend laut, ungefähr so wie mein Polo bei Vollgas im fünften Gang auf der Autobahn. Kein Vergleich zur C-Klasse die mein Freund fährt, also das war schon eine Enttäuschung. Der Taxifahrer meinte das sei eben ein amerikanisches Auto und für 60 Meilen pro Stunde gebaut, nicht für 150 km/h auf deutschen Autobahnen. Also ich finde für den Preis könnte die Dämmung ruhig besser ausfallen, das waren ja keine Motorengeräusche sondern Wind- und Abrollgeräusche. Kaufen würde ich das Auto nicht, aber mal damit zu fahren war schon interessant, hinten sitzt man übrigens nicht so gut, die Kopfstützen sind zu klein und der Wagen hinten insgesamt zu niedrig (ich bin 1,78 m groß). Nachdem wir etwas über 70 € für das Taxi gelöhnt haben waren wir in wenigen Minuten mit Gepäckabgabe und Security Check fertig und hatten eine Stunde Zeit für ein gemütliches Frühstück. Es war insgesamt noch wenig los so früh am Morgen.
Der Flug mit Air Berlin ging pünktlich um 7 Uhr los, der Flieger war voll, wir hatten Glück und hatten einen Fensterplatz auf der linken Seite. Das war genau die richtige Seite mit Blick auf die Alpen, das Matterhorn und der Genfer See waren schön zu sehen, danach habe ich geschlafen. An Verpflegung gab es nur eine Rosinensemmel und zweimal Getränke während der etwa 5 Stunden Flug, "richtiges" Essen hätte man vorbestellen müssen.
Um Teneriffa sind wir einmal herum geflogen, man kann den Teide (den höchsten Berg der Insel) sehr schön sehen:
der Blick von Norden:
und nun von Süden Anflug auf den Flughafen
seht ihr den Unterschied? Im Norden ist quasi nur Natur, im Süden ist die Küste zugebaut.
Nach der Landung (wegen der Zeitverschiebung schon um 11 Uhr morgens) wurden wir mit einem Bus ein paar Meter ans Terminal gefahren, der Flughafen ist nicht groß und komplett dreisprachig ausgeschildert: spanisch, englisch und deutsch. Neben Festlandsspaniern stellen Briten und Deutsche die größten Reisegruppen. Als wir drei Minuten später am Gepäckband ankamen waren unsere Koffer schon da! Und Hertz war auch nur 20 Meter weiter und wir waren die ersten Kunden. Der Mitarbeiter bei Hertz sprach fließend deutsch (und ebenso englisch) und hatte unsere Mietwagenunterlagen für einen Hyundai IX20 schon da liegen. Nach wenigen Minuten war alles erledigt, so schnell war ich noch nie aus einem Flughafen raus! Der Mietwagenparkplatz liegt direkt vor dem Terminal, da kann man zu Fuß hingehen.
Ich war erst mal vom Anblick draußen etwas enttäuscht, da waren zwar viele Pflanzen gepflanzt aber nix blühte, die Farben grün und braun überwogen, das hatte ich mir ganz anders vorgestellt. Immerhin war es angenehm warm. Das Auto war schnell gefunden, Gepäck rein, Handy an die Scheibe gestöpselt und die App navmii gestartet. Erste Überraschung: es spricht englisch! Bischen rumgesucht: zur Auswahl stand noch spanisch, also blieben wir bei "Kate"
das erste Ziel war der nächstgelegene Supermarkt, ein Mercadona den ich auf Google Maps gefunden hatte. Wir wollten ja drei Tage im Nationalpark bleiben und da gibt es nix zu kaufen, also Wein, Wasser, Kekse, Brot, Obst etc in den Wagen geladen. An der Brottheke gab es frisch gebackenen Empanadas (Teigtaschen mit Fleischfüllung). Mit der modernen Waage hatten wir etwas zu kämpfen bis ich verstanden habe dass das Display ein touchpad ist, so modern sind die Dinger in unserem Supermarkt nicht. Und dass wir am Meer sind sieht man direkt an der Fischtheke:
ganze Tunfische gab es auch. Der ganze Einkauf kostete (trotz drei Flaschen Wein) nur 32 €, dass Bananen nur 1 € pro Kilo kosten versteh ich ja, die wachsen hier schließlich, aber auch alles andere war überraschend günstig. Eigentlich hätte ich wegen der Insellage eher höhere Preise erwartet. Nachdem wir ohne Unfall aus der sehr engen Tiefgarage rausgefahren waren ging es erst auf die Autobahn und dann per Landstraße ins Landesinnere und immer höher hinaus. Je weiter wir kamen umso grüner wurde es, erst viele Kakteen, dann Fichten. Und außerdem ging es stetig bergan, von Null auf 2000 Meter. Irgendwann waren wir mitten in einer Wolkenschicht, da sah es sehr trüb aus. Aber plötzlich waren wir aus den Wolken raus, strahlend blauer Himmel und die Hänge zwischen den Fichten blühten lila, ja so habe ich mir das vorgestellt
Fotos habe ich hier keine gemacht, die Kamera war noch im Koffer und das Handy wurde zum Navigieren gebraucht.
Die Landschaft war wirklich herrlich, an einem Parkplatz haben wir Halt gemacht und unsere Empanadas verspeist. Kurz danach waren wir auf der Hochebene im Nationalpark angekommen. Da steht ein Schild, aber es gibt kein Rangerhäuschen wie man es von USA gewöhnt ist und bekommt daher auch keine Pläne oder Infos. Die Straße war dann aber genauso angelegt wie in einem Nationalpark in USA: zuerst kommt ein Schild mit einem Fotoapparat, kurz danach ein Parkplatz mit Hinweischildern wo der geneigte Besucher aussteigen und ein Foto machen kann
Wir haben zunächst unser Hotel angesteuert, den Parador, die einzige Unterkunftsmöglichkeit im Park.
und das ist der Blick vom Hotel: der Teide, der mit 3718 Metern höchste Berg Spaniens
es war erst viertel nach zwei als wir am Hotel ankamen und unser Zimmer war noch nicht fertig. So haben wir uns erst mal mit einem Cappucino und einem Stück Apfelkuchen auf die Hotelterasse gesetzt und die Sonne genossen. Prompt hatte ich nach einer halben Stunde einen leichten Sonnenbrand auf den Armen. Wie immer hatte ich morgens zuhause vergessen mich einzuschmieren und die Sonnenmilch war irgendwo im Koffer vergraben. Neben dem Café war eigentlich eine Touristeninfostation des Nationalparks, die war aber leider geschlossen (obwohl sie laut eigener Doku der Nationalparkverwaltung ganzjährig geöffnet sein soll)
Auf der Terassenmauer sonnten sich auch einige dieser Gesellen, laut Nationalparkflyer die Blaukehlige Eidechse die man auf Teneriffa ständig sieht, sie sind sehr groß, bestimmt dreimal so lang und dick wie unsere einheimischen Eidechsen.
nach einer halben Stunde war unser Zimmer wirklich fertig, wir bekamen ein Zimmer im ersten Stock
die Zimmer entsprechen nicht dem normalen Paradorstandard (dieser hier hat auch nur 2 Sterne) aber wir waren ja nicht wegen des Komforts sondern der Lage wegen hier. Das Bad hatte erfreulicherweise eine Wanne und unser Zimmer war eines der wenigen mit Balkon
und der Blick vom Balkon war ja echt genial, das hat dann doch wieder Paradorstandard
in der Halle verbirgt sich der Hotelpool.
Für heute hatten wir eine kurze Wanderung ausgesucht, laut Wanderführer eineinhalb Stunden, also eher ein Spaziergang. Sie startet nur 100 Meter vom Hotel weg an einem großen Parkplatz. Es ist die Runde um die "Roques de Garcia"
Gleich am Anfang wird man von rotbunten Felsen überrascht
Die Beschilderung war etwas verwirrend, die Hinweisschilder zeigten für den gleichen Weg Nr. 3 den wir gehen wollten in verschiedene Richtungen, aber das ist ja ein Rundweg, vermutlich ist es egal und so gingen wir erst mal in Richtung der besonders interessanten Felsen im Uhrzeigersinn
anfangs waren noch einige Leute unterwegs (am Beginn des Weges ist ein großer Parkplatz an dem auch Ausflugsbusse hielten) aber je weiter wir gegangen sind umso einsamer wurde es. Und hier blühten die schönen lila Blumen die wir schon auf der Fahrt in den Nationalpark an den Hängen gesehen hatten
die Landschaft ist sehr bizarr hier und die Bodenbeschaffenheit wechselt ständig, hier sieht man ein großes Lavageröllfeld und der Teide überragt alles.
Blick zurück: dahinten liegt unser Hotel
das Wandern war mehr eine Art "Stop and Go" weil alle 10 Meter ein neues Fotomotiv auftauchte. Die Sonne stand leider genau falsch, sonst gäbe es hier noch mehr Bilder von wilden Felsen
die Blumen wachsen förmlich aus den Felsen raus, das hat uns besonders gut gefallen
am meisten begeistert hat uns diese wunderschöne Pflanze: der Rote Teide-Natternkopf, er wächst nur auf Teneriffa. Die Pflanze wird laut Buch bis 3 Meter hoch, die meisten die wir gesehen haben waren so etwa 1,50 Meter, einige auch mannshoch.
sie wuchsen hier zu hunderten und ich glaube wir haben sie alle fotografiert
die erste Hälfte des Weges war nahezu eben und ein einfacher breiter Weg, danach wurde er dann schmaler, es ging leicht bergauf und der Weg verlor sich auf Lavaflächen. Ab hier brauchte man Bergschuhe, der Weg ging quer durchs Geröll.
diesen Felsen mußte man umrunden, ab hier gings bergab. Und die Sonne schien nun aus der (für Fotgrafen) "richtigen" Richtung
diese Ecke war wieder was für meine "ich sehe Köpfe im Felsen" Fotosammlung
einfach herrlich! Dieser Weg kann definitiv mit denen in amerikanischen Nationalparks mithalten. So toll hatte ich mir das nicht vorgestellt. Und das Wetter war natürlich ein Traum ungefähr 20 Grad mehr als in München
diese erkaltete fließende Lava gefällt mir besonders gut
und immer wieder Blumen:
und Felsen:
leider ging es jetzt wirklich ständig bergab und der Weg ging noch weit durchs Tal...
an diesem Felsen mußten wir noch vorbei und dahinter ging es dann steil in Kehren 400 Meter wieder hoch zum Ausgangspunkt. Mann war ich fertig als wir wieder oben waren, immerhin waren wir heute um 4 Uhr aufgestanden.
von einem einenhalbstündigen Spaziergang kann keine Rede sein, das ist eine richtige Wanderung und wir waren knapp 3 Stunden unterwegs. Wie schön dass das Hotel (und die Dusche) nur wenige Meter weit weg waren
bis zum Abendessen im Hotelrestaurant habe ich mich eine Stunde ins Bett gelegt, ich war wirklich platt.
Das Restaurant hatte dann wieder den üblichen Parador Standard und erstaunlicherweise gab es auch Speisekarten in allen Fremdsprachen und Kellner die diesen Sprachen mächtig waren
zuerst gabs ein Nationalparkbier (schmeckte wie Altbier)
und weil die Karte ein Dreigangmenü für 29 € aufwies haben wir uns eine Vorspeise ausgesucht. Ich wählte Risotto mit gebratenem Käse und Josef eine Käseplatte
danach waren wir beide satt
das war bestimmt ein Pfund Käse und meine Vorspeise war ein Suppenteller voll!
zum Glück hatte ich als Hauptgang Kaninchen bestellt, das bestand hauptsächlich aus Knochen und vielleicht noch 80 Gramm Fleisch (war aber lecker)
die Fischportion von Josef war auch klein und meine für Teneriffa typischen Pellkartöffelchen haben wir geteilt
eine Nachspeise mußten wir leider ablehnen. Für das Essen plus Wasser, Wein und Kaffee haben wir 67€ bezahlt, wenn ich überlege was ich letztes Jahr im Death Valley NP bezahlt habe ist das wirklich erstaunlich günstig.
Mit einer Flasche Wein setzten wir uns anschließend noch auf unseren Balkon. So will es die Urlaubstradition