Okay, Mädels, dann mal los!
Montag, 3. September 2018Der Zug fährt erst um 10:45 Uhr, also kann ich ausschlafen. Schließlich sind die Sachen schon lange gepackt. Ich packe nur noch belegte Brötchen, Möhrenstücke und Mirabellen als Snack für unterwegs ein. Heiko bringt mich zum Bahnhof, damit ich nicht ewig weit mit dem Trolley laufen muss.
Am Bahnhof habe ich noch ein wenig Zeit, allerdings ist dieser so winzig, so dass es nicht wirklich etwas zu entdecken gibt. Also bin ich hoch auf den Bahnsteig. Wow, hier ist es ja richtig voll! Es stellte sich heraus, dass der IC nach Hannover Verspätung hat. Und als der kam, stiegen fast alle ein. Ich könnte wetten, dass so einige gar nicht darauf geachtet haben und nur "Hannover" gelesen haben und gar kein Ticket für den IC hatten sondern nur für die Westfalenbahn (WFB). Naja, nicht mein Problem, auch wenn ich versucht bin, den IC zu nehmen, der 35 Minuten braucht. Die WFB wird 65 Minuten brauchen. Die kam etwa 10 Minuten später und ich hatte freie Platzwahl.
Nun ist meine letzte längere Bahnreise schon locker 20 Jahre her. Aber Bahnfahren kann man ja nicht verlernen. Allerdings gab es eine Premiere: Ich hatte das erste Mal mein Ticket online gebucht und außerdem das Ticket nur auf dem Smartphone. Keinen Ausdruck, nichts. Ich gebe zu, das machte mich ein klein wenig nervös. Aber das verflog sofort bei der ersten Fahrkartenkontrolle.
In Minden hatten wir einen planmäßigen Aufenthalt von 6 Minuten. Wir fuhren aber noch später los. Da kam die Durchsage, dass wir einen verspäteten ICE passieren lassen mussten und deswegen auch die nächsten Bahnhöfe leicht verspätet erreichen würden. Aber in Hannover würden wir vermutlich planmäßig eintreffen. Die Strecke nach Hanoover fahre ich öfters mal, aber eine solche Durchsage habe ich noch nie erlebt. Scheinbar arbeitet die Bahn am Kundenservice oder es gibt tatsächlich einen Unterschied zwischen "Die Bahn" und "Westfalenbahn". Die WFB fährt die Strecke noch nicht so lange.
In Hannover kamen wir tatsächlich pünktlich an. Ich hatte genügend Zeit das Gleis zu wechseln. Ich orientierte mich, wo denn der Wagen mit meinem Sitzplatz ungefähr halten würde und stellte mich in den Bereich. Ich wählte mich in das Bahnhofs-WLAN ein. Toll, was mittlerweile alles so geht. Der ICE kam pünktlich, ich fand meinen Wagen und den Sitzplatz an einem Tisch. neben mir am Fenster sollte noch jemand sitzen, die Person kam aber nicht mehr. Ab Kassel sollten die gegenüberliegenden Plätze belegt sein. Super, ich hatte ja ordentlich Platz! Und auch im ICE WLAN. Kostenfrei.
Bereits in Göttingen wurde der Platz gegenüber aber von zwei Frauen belegt, wovon eine mir ständig was über das Zugfahren und Reservieren von Plätzen erzählte. Meine Nachbarn am gegenüberliegenden Tisch schauten schon mitleidig zu mir hinüber. Meine Antworten wurden immer kürzer... Und irgendwie freute ich mir einen Loch in den Bauch, als dann in Kassel ein junger Mann einstieg, der einen der Plätze beanspruchte. Die Frauen wechselten sofort den Platz. Ein Glück, denn neben mir wäre ja ein Platz frei gewesen und der andere Platz gegenüber wurde auch nicht wie angekündigt besetzt. Aber ich ließ frech meinen Rucksack neben mir stehen und sagte kein Wort
Der Rest der Fahrt verlief ereignislos. Fuhr der Zug zwischen Hannover und Göttingen bis zu 250km/h so war es um Augsburg herum nur Bummelzugtempo. Vermutlich eine Baustelle oder so, denn man hatte mir vorab per Mail angekündigt, dass ich statt um 17:15 erst um 17:27 Uhr in München ankommen würde. So war es dann auch.
Paula war darüber informiert und auch, in welchem Wagen ich sitze. Sie wartete auf mich. Ich sah sie schon von weitem, aber sie mich irgendwie nicht. Sie sah direkt an mir vorbei. Mein Personengedächtnis ist wirklich miserabel und ich wurde unsicher. Vorallem, als ich fast vor ihr stand und sie immer noch durch mich hindurch oder an mir vorbei sah. Was soll´s, ich sprach sie an: "Paula?" Vermutlich hatte sie mich nicht erkannt. Ich trug Zopf und meine Haare sind in den letzten Jahren deutlich grauer geworden. Sie meinte, sie hätte sich wohl eine Erkältung eingefangen und sei nicht ganz auf der Höhe und mich deswegen nicht gesehen. Dann umarmten wir uns und alles war gut.
Zur U-Bahn läuft man ein kurzes Stück, die Treppen hinunter trugen wir meinen Trolley gemeinsam. Paula hatte ein Stück hinaus aus der Stadt ihr Auto geparkt. Dort angekommen erkannte ich das Auto sofort, denn sie hatte es ja hier im Forum stolz gezeigt. Es ist wirklich ein schönes Auto und hat eine wunderbar knallige Farbe. Da braucht man im Parkhaus nicht lange zu suchen.
Bei ihr angekommen zeigte sie mir die Wohnung und "mein" Zimmer. Ich fühlte mich sofort wohl. Dann gab es auch schon Essen, denn Paula hatte Zucchini-Suppe gekocht (natürlich vegetarisch!), Und das, obwohl sie heute erst aus dem Saarland heim gekommen war und auch ziemlich erledigt war.
Wir quatschten natürlich eine Menge und irgendwann kam auch Josef nach Hause. Er war mir ebenfalls sofort sympathisch. Da wir aber wirklich ziemlich erledigt waren, ging es zeitig ins Bett.