Freitag, 8. Juni 2018Wir stehen gegen 7 Uhr auf und machen uns nacheinander im Bad fertig. Heiko beginnt schon einmal, Dusty voll zupacken, während Hiker noch frühstückt und ich die Mülleimer leere, Betten mache etc. Wahnsinn, sooooo viel Zeug!


Aber Heiko ist jemand, der versucht wirklich an alles zu denken. So haben wir nicht nur eine große Tasche mit Medikamenten (Schmerzmittel, Pflaster und Verbandszeug in rauen Mengen bis hin zum Durchfallmittel), sondern auch mit Werkzeug (vom Hammer bis zu Panzerband und Kabelbindern) und eine mit diversen Kabeln, Adaptern und Ladegeräten. Außerdem noch eine „Küchentasche“, in der sein geliebtes Kochmesser ist und ein paar Gewürze, Gemüsebrühe und so´n Zeug, wovon man nicht eine ganze Packung braucht oder das man eventuell dort so nicht findet. Dann müssen noch Campingstühle mit, ein Grill, den man auch im warmen Zustand einpacken kann (ja, so etwas gibt es!) und Briketts und Anzünder. Dazu noch die Wanderstöcke, Gummistiefel und eben die ganz normalen Klamotten. Ruckzuck ist das Auto voll und wir können wie geplant um 10 Uhr losfahren.
Von uns aus nach Amsterdam ist es ein Klacks. Rauf auf die A30, die hier beginnt und immer geradeaus. Kurz hinter der holländischen „Grenze“ halten wir an und nutzen die Toilette und holen uns einen Snack. Weiter geht es immer geradeaus, bis wir nach Amsterdam kommen. Die A30 heißt mittlerweile A1 und nun müssen wir auf diversen Autobahnen an Amsterdam vorbei nach IJmuiden, wo der Fährhafen liegt. Dank dem Navi finden wir ihn und witzigerweise führt uns ein Wegweiser „Newcastle“ zum richtigen Anleger.
Wir fahren ans Terminal ran und brauchen lediglich unsere Personalausweise vorzeigen. Wir werden noch gefragt, ob wir ein Abendessen buchen wollen. Aber das wollten wir nicht, denn das wollten wir spontan entscheiden, da wir nicht wussten, wie schlecht es Heiko gehen würde. Dem wurde nämlich schon mulmig, als wir kurze Zeit später in unsere Wartereihe geleitet wurden und wir die King Seaways sehen konnten.
Wir sind früh dran, denn die Fähre legt erst um 17 Uhr ab, check-in ist erst um 14:30Uhr. Also genug Zeit, ein paar Fotos zu machen und noch einmal auf die Toilette zu gehen. Wir hatten mehr als ausreichend Zeit eingeplant, denn ein Stau hätte sonst schnell zum GAU führen können. Aber wir sind ohne Probleme durchgekommen und so stehen wir fast ganz vorne.
Und schon ging es los. Erst wurden ein paar Fahrzeuge der nebenliegenden Lane aufgerufen und dann war unsere dran. Ich war schon voller Panik, ob wir denn genügend Platz zum Aussteigen haben würden und ob wir unsere Taschen schnell genug aus dem Fahrzeug bekämen. Wir hatten extra so gepackt, dass wir uns die Sachen nur schnell schnappen mussten und nicht noch Kramen mussten. Gabis Erfahrungen auf der Norwegenfähre haben bei mir beinahe eine Panik ausgelöst. Wir hatten also jeder sein eigenes Boardgepäck. Letztlich hatten wir aber alle Zeit der Welt, denn soo eng wurde nicht geparkt. Sogar XL-Tours kamen (fast) bequem aus dem Wagen und an den Kofferraum ganz ohne Probleme.
Hier ein Bild vom nächsten Morgen
Unsere Zimmerschlüssel hatten wir schon am Terminal bekommen und so gingen wir direkt auf Deck 9 und zu unserer Commodore Kabine 9002. Es wäre Platz für 4 Leute gewesen, 2 auf dem Doppelbett und das Sofa ließ sich zu einem Bett umklappen und darüber ließ sich ein weiteres Bett von der Wand klappen.
Auch im Bad war erstaunlich viel Platz, samt Dusche. Als Gäste in der Commodore Kabine ist für uns WiFi kostenlos und im Kühlschrank stehen diverse Getränke, inkl. Sekt und Bier.
Heiko glaubte schon ein Schlingern zu spüren und nahm schnell seine Reisetabletten. Wir erkundeten das Schiff und die Restaurants, die aber noch alle nicht geöffnet hatten. Wir fanden sie aber sehr teuer und die Auswahl recht klein. Wir beschlossen später noch einmal zu schauen, ob wir irgendwo Pommes, Sandwiches oder so bekämen oder auch irgendwas Abgepacktes im Shop.
Zurück in der Kabine wurde von Heiko natürlich gleich der Fernseher unter die Lupe genommen. Es gab Sender in vielen Sprachen (sogar dänisch, schwedisch und polnisch), aber der einzige deutschsprachige Sender war ein Shoppingkanal. Alternative: CNN oder eine Gameshow auf Holländisch. Also machten wir den Sender mit der Bugkamera an. Leider konnte man nicht wie im Flugzeug irgendwo den Fortschritt der Reise sehen, denn letztlich sieht man stundenlang nichts als Wasser und irgendwann wurde es ja auch dunkler.
Als wir abgelegt hatten, gingen wir hinunter zum Shop. Natürlich gab es eine riesige Auswahl an Spirituosen, allen voran Whisky. Das Tolle daran: Man konnte sie probieren und das taten wir. Letztendlich nahmen wir aber einen der preiswerteren für den Abend mit. Nachdem wir ja nun schon ein paar Dram probiert hatten, mussten wir dringend etwas essen. Hier im Shop gab es nicht einmal kalte Getränke, geschweige denn irgendetwas zu essen. Außer Süßigkeiten und Chips. Also noch einmal losgelatscht und nach einer Snackbar gesucht. Nix. Eine Coffeebar hat es gegeben, aber da gab es auch nur Kuchen und so ein Zeug. Also entschlossen wir uns doch, zu einem der Buffets zu gehen, die relativ teuer sind, wenn man sich nicht gerade den Bauch mit Meeresgetier vollschlagen will. Ich war mir nicht einmal sicher, ob die etwas Vegetarisches hatten. Dort angekommen wurde uns mitgeteilt, dass der nächste Tisch erst in 3 Stunden frei wäre…
In unserer Verzweiflung und mit echt knurrendem Mägen (Heiko und ich hatten den ganzen Tag nur ein kleines Panini gegessen und Hiker zusätzlich morgens noch ein Schälchen Müsli) holten wir aus dem Laden Chips und Weingummi. Irgendwie musste ich da an Sönke und Mike denken…
Um sich abzulenken, versuchte Heiko einen Film zu streamen, was aber nicht gelang. Seit kurzem ist es möglich innerhalb der EU die von zu Hause gewöhnten Dienste in Anspruch zu nehmen. Ich hatte es vorher schon mal aufgeschnappt und es bewahrheitete sich: Das galt nicht für Großbritannien (erste Auswirkungen des Brexit) und auf der Fähre funktionierte es auch nicht, da wir uns scheinbar nicht in der EU bewegten und an Board sowieso eigene Gesetze galten.
Uns knurrte der Magen gewaltig und Chips und Weingummi halfen nicht wirklich. Heiko litt zudem unter dem leichten Schlingern und Schwanken des Schiffes. Aber da wir so wenig im Magen hatten, hatte zumindest Heiko sich schnell mit dem Alkohol „abgeschossen“ und schlief quer über dem Bett ein. Hiker machte sich seine Pritsche auch fertig und wir versuchten alle zu schlafen. Dummerweise lag Heiko so blöd im Bett, dass mir nur eine schmale Kante blieb und ich auf der Seite liegend die ganze Nacht damit zu tun hatte, nicht aus dem Bett zu kullern. Nicht so einfach, wenn der Wellengang genau das provozierte! Heiko schlief zwar sehr unruhig, drehte sich aber die ganze Nacht nicht, so dass ich eigentlich nicht schlief.