11. Tag 29.Mai 2018Heute hatten wir uns für 7 Uhr den Wecker gestellt weil wir nach dem Frühstück und vor dem Auschecken noch eine Wanderung machen wollten.
Zum Frühstück saßen wir wieder auf der Dachterrasse, es gab ein großes Büfett. Ich habe zuerst das hauseigene Müsli mit Trinkjoghurt und Banane gegessen. Dann ein Spiegelei, Rührei, gebratenes Gemüse und eine Scheibe gebratenes Brot das ich für Kartoffeln gehalten hatte und frische Tomaten und Gurken, schließlich mußte ich mich ja stärken für die Wanderung

Es gab verschiedene Sorten Käse, Schinken und Salami, auch Waffeln und Pancakes hätte es gegeben.
Um 10 nach 8 starteten wir unsere Wanderung. Es ging wie gestern durch die Altstadt und dann den Hang hoch. Da oben standen sehr schöne Häuser, die Wohlhabenden wohnen in Omis oben. Es ging in Serpentinen den Berg hoch zum Glück fast alles im Schatten. Es war ziemlich anstrengend, ein felsiger Weg aber das Knie machte es brav mit. Einmal musste Josef mich über einen hohen Felsen hochschieben.
Erst ganz am Schluß sah man die Burg um viertel nach 9 waren wir oben

Die Burg kostete 15 Kuna Eintritt

Der junge Mann der den Eintritt kassierte muss hier jeden Tag rauflaufen, eine Strasse gibt es nicht (entsprechend fit sah der aus). Er meinte er hätte den schönsten Arbeitsplatz den man sich denken kann (das ist der Unterstand am Ende auf dem obigen Bild.) Bei schönem Wetter glaube ich das gerne, aber wenn es regnet...
Die Burg stammt aus dem 14./15. Jahrhundert, war aber komplett zerstört und ist erst kürzlich wieder aufgebaut worden. Durch eine schmale Luke (bis maximal Kleidergröße 46) gelangte man auf eine Ausichtsplatform auf demTurm am Ende der Burg, die Sicht war klasse!

Blick nach unten auf den schönen Strand wo wir gestern Nachmittag waren

Blick in die entgegengesetzte Richtung:

übrigens ein ganz typischer Anblick in Kroatien, wir hatten eigentlich immer Berge im Blick

ein kleines Stück vom Fluß Cetina auf dem wir gestern mit dem Boot gefahren sind sah man auch. Von hier oben sah es mehr nach einer Schlucht aus als vom Wasser aus.
Außer uns waren noch ein paar junge Männer oben, Josef meinte das waren Polen, ich kann kroatisch nicht von polnisch unterscheiden.
Die Wanderung war ein Rundweg, rauf ging es auf der dem Strand zugewandten Seite des Berges, runter ging es dann auf der anderen Seite im Landesinneren. Wenn ihr diese Wanderung jemals nachmachen wollt geht bitte den gleichen Weg runter den wir raufgekommen sind. Der Weg runter war dermaßen steil und auf rutschigem Schotter dass ich mich heute noch wundere dass wir unfallfrei unten angekommen sind. Ohne meine Wanderstöcke wäre es vollkommen unmöglich gewesen. Vielleicht kann man auf dem Foto erahnen wie steil es war

und das auch noch mit einem lädierten Bein. Nach einer Weile führte der Weg durch den Wald, leider auch hier sehr steil und rutschig (obwohl es trocken war!) und einmal rutschte ich dann aus und landete auf dem Hosenboden. Mir ist nix passiert, aber die weiße Hose die ich anhatte sah dann von hinten wie Wildschwein aus...

im Wald begeneten wir einem deutschen Paaar mit 2 Kindern, die waren auf dem Weg nach oben. Wir haben ihnen geraten auf jeden Fall auf der anderen Seite runter zu gehen. Ehrlich gesagt würde ich nicht wetten dass sie überhaupt oben angekommen sind.
Unten angekommen war dieses prächtige Marterl in den Fels gehauen

ob das wohl der Schutzheilige der Bergwanderer ist? den kann man hier jedenfalls gut gebrauchen!

der Weg endete an einem großen Parkplatz an der Straße, diese führte durch einen Tunnel (sieht man unten im Bild) und wir waren wieder an der Bootsanlegestelle vor der Touriinfo angekommen

auf der anderen Flußseite unser Hotel.

Um halb 11 waren wir im Hotel zurück. Laut Garmin waren es 7 km und 350 Höhenmeter.
Wir duschten und checkten um halb 12 aus. Danach sind wir eine halbe Stunde immer am Meer entlang gefahren zum Ort Zadvarje. Dort gibt es noch mal einen tollen Blick in die Cetina Schlucht von einer Aussichtsplatform aus auf einen hohen Wasserfall

Zadvarje ist ein etwas größerer Ort mit einer Post, Markt und einem Lokal. Vor dem Restaurant waren Tische, dort setzten wir uns hin und tranken Kaffee. Am Nachbartisch saß eine etwa 40 jährige Nonne mit zwei Zivilisten, ich habe mich oft gewundert wie viele katholische Nonnen man in Kroatien sieht, in Bayern ist das sehr selten geworden und wenn man überhaupt mal eine sieht ist sie vermutlich 70-80 Jahre alt. Hier ist die katholische Kirche noch sehr präsent.
Im Lokal war eine Feier zugange, zwei junge Männer mit Schifferklavier und Gitarre sangen und spielten kroatische Musik. Auch das ist uns in Kroatien aufgefallen: man hört fast ausschließlich kroatische Volksmusik, auch im Radio war kaum was anderes zu finden. Wenn mal die üblichen Popsongs im Radio gespielt wurden, waren es in der Regel unbekannte Künstler die die Lieder (mehr oder weniger gekonnt) nachsangen. Selbst die Beatles wurden nicht im Original gespielt. Das würde mich auf Dauer nerven.
Wir fuhren dann auf die Autobahn Richtung Süden, beide Autobahntankstellen an denen wir vorbei kamen waren geschlossen (eigentlich kein Wunder: die Autobahn war fast leer, nahezu kein Verkehr, da lohnt sich eine Tanke natürlich nicht), gut dass unser Tank fast voll war... An der Grenze zu Bosnien-Herzegowina wurden unsere Pässe kontrolliert und kaum waren wir über die Grenze reihten sich entlang der Landstraße nach Mostar die Tankstellen auf, sogar eine Gazprom Tankstelle haben wir gesehen. Die Beschilderung war nun lateinisch und kyrillisch, das Navi hatte wieder Aussetzter oder die Straßen wurden geändert, jedenfalls ging es laut Schildern nach rechts nach Mostar, das Navi wollte nach links. In so einem Fall fahre ich immer nach Schildern und kurz danach hatte das Navi sich wieder gefangen.
In Mostar führte die Route zum Hotel mitten durch die Stadt über Straßen in einem Zustand wie wir sie nicht mal in Sri Lanka gesehen haben

wir sind später zu Fuß dort enlang gegangen und haben dieses Foto gemacht. Die halbe Seite war aufgerissen und am Ende ein riesiges Loch. Wir kamen aus der anderen Richtung als das Auto auf dem Bild und haben das Loch erst gesehen als es sich unmittelbar vor uns auftat

einfach unglaublich! Zum Glück war es dann nicht mehr weit bis zu unserem Hotel. Es war 15 Uhr als wir ankamen und ziemlich bewölkt aber sehr schwül.
Das Hotel war von einer hohen Mauer umgeben, die Tür ließ sich nicht öffnen, wir klingelten und wurden von einer Hotelangestellten empfangen. Sie sprach fließend deutsch (hatte lange in Deutschland gelebt). Sie hat uns erst mal den Weg zu einem Parkplatz weiter oben an der Straße gezeigt, auch der war mit einem schweren Eisentor gesichert. Wir waren froh das Auto dort parken zu können, wir wollten keinesfalls noch mal durch die Stadt fahren.
Hinter der Mauer präsentierte sich das historische Muslibegovic Hotel

das Haus ist Hotel und gleichzeitig Museum, für Hotelgäste ist die Besichtigung kostenlos, wenn wir heute Abend Zeit hätten würde sie uns gerne herumführen. Sie zeigte uns noch wie man das Tor in der Mauer öffnet (ein kompliziertes historisches Schloss wo man gleichzeitig einen Hebel hochziehen und woanders reindrücken mußte) Dann hat sie uns auf unser Zimmer in einem Seitenbau geführt. In den Gängen mußte man die Schuhe ausziehen und in einem Schuhregal stehen lassen (wie in Japan

)

Kühlschrank war keiner vorhanden aber wir bekamen ein Tablett mit gekühlten Getränken, das ist mal eine nette Begrüßung!
das Bad war zum Glück ganz neu

im Waschbecken habe ich erst mal die weiße Hose von der Wanderung heute Morgen eingeweicht.
anschließend haben wir uns aufgemacht zur Stadtbesichtigung. Mostar war ja einer der Hauptkriegsschauplätze im Jugoslawienkrieg und das sieht man in der Stadt überall. Unglaublich viele Häuser haben noch Einschußlöcher oder sind unbewohnbare Ruinen. Wenn man das sieht glaubt man nicht dass der Krieg schon 25 Jahre vorüber ist.

oft sah das richtig gefährlich aus. Später zurück im Hotel sagte uns die Angestellte dass sie durch diese Strassen gar nicht mehr geht weil sie Angst hat dass irgendwann eine Fassade umfällt. Wir konnten es kaum glauben dass diese Ruinen nicht enfach abgerissen werden, aber es gibt wohl öfter Streit um den Besitz oder die Besitzer wehren sich gegen den Abriß. Zum Teil wurden die Häuser auch von sogenannten Investoren gekauft die dann nix daraus machen.
Durch eine normale Einkaufsstrasse gingen wir Richtung Altstadt, hier waren die Häuser alle in Ordnung

über diesen Laden haben wir uns besonders amüsiert

ob es hier wohl Hähnchen zu kaufen gibt? Stammt hier das ostdeutsche Wort Broiler her?
Im Ort gibt es mehrere Moscheen

daneben ein Friedhof. Später haben wir erfahren dass Muslime grundsätzlich weiße Grabsteine haben.

in der eigentlichen Altstadt ist der Boden mit Flußkieseln ausgelegt,

teilweise geht es steil bergab, wenn es nass ist ist das eine verdammt rutschige Angelegenheit. Es wurde dunkler und fing auch zu regnen an, der Regen hörte aber zum Glück bald wieder auf.

in den Geschäften die die Strassen auf beiden Seiten säumten wurden Kunstgegenstände (vor allem aus Kupferblech), Schmuck, Stoffwaren und allerlei Krimskrams angeboten. Nur leider keine passenden Magnete für meine Sammlung. Es waren Massen an Touristen unterwegs vor allem auch sehr viele Chinesen.

Ich habe mir unterwegs ein Eis gegönnt, eine Kugel kostet 50 Cent also nur halb soviel wie in Kroatien.

Die Frauen in den Geschäften waren teilweise verschleiert. In einem Reiseführer hatte ich gelesen die Bosniaken pflegten einen europäischen Islam und die Frauen würden keinen Kopftücher tragen, das trifft aber wohl nur auf einen Teil der muslimischen Bevölkerung zu (später in Sarajewo haben wir das auch gesehen)

Wir näherten uns der berühmten Brücke von Mostar

seit 2005 ist die alte (neu aufgebaute) Brücke von Mostar Weltkulturerbe. Die Brücke war 1566 von Sultan Suleyman erbaut worden, vorher gab es dort eine hölzerne Zugbrücke. Die Brücke war das Wahrzeichen von Bosnien-Herzegowina. 1992 wurde sie bombardiert und ist am 9. November 1993 endgültig zusammengestürzt. Der Wiederaufbau unter der Patronage der UNESCO begann im September 1997, 2004 wurden die wiederaufgebaute Brücke und die renovierten Brückentürme und Befestigungen wiedereröffnet.
Auf der Brücke war ein Verkehr wie auf der chinesischen Mauer und es sah auch so aus weil hauptsächlich Chinesen unterwegs waren

der Mann am Bildrand in Badehose wartet darauf dass Touristen ihm Geld zustecken. Wenn er genug gesammelt hat springt er von der Mauer in den Fluß. Diese Brückenspringer sind sehr berühmt und es gab sie schon von Anbeginn der Brücke an (also keine verrückte Erfindung der Neuzeit). Wir haben ihn leider nicht springen sehen und als wir auf dem Rückweg noch mal über die Brücke gingen war er weg.

Der Blick von der Brücke zur einen Seite

und zur anderen

Im Brückenturm war eine Fotoausstellung zum Krieg in Mostar, die schauten wir uns nun an

aus den Fenstern im Turm hatte man einen guten Blick auf die Stadt

und auf die Brücke und den gegenüberliegenden Brückenturm

die Fotos der Ausstellung waren sehr bedrückend
Die Fotos stammen von dem Neuseeländer Wade Goddard, der von 1992 bis 1994 viele Wochen in Mostar verbracht hat und als Fotograf den Krieg dokumentiert hat. Während des Krieges wohnte er bei einem bosniakischen Reporter in dessen Wohnung in Mostar, er war selbst ständig in Gefahr von den überall lauernden Scharfschützen ermordet zu werden, wollte aber die Kriegsverbrechen unbedingt dokumentieren.

ein Bild der Brücke vor der Zerstörung

nach der Ausstellung gingen wir ins Hotel zurück, mir tat das Bein ziemlich weh und ich wollte nicht mehr viel laufen. Die Altstadt hatten wir außerdem komplett gesehen, das sind wirklich nur wenige Strassen.
Zurück im Hotel hat uns die Angestellte den Museumsteil des Hauses gezeigt. Das Gebäude stammt aus dem 17. Jahrhundert und der Besitzer lebt jetzt in der neunten Generation hier. Auch hier durfte man nur ohne Schuhe rein.
Das folgende Bild zeigt die typische Tracht von damals. Alle Religionen trugen die gleiche Tracht aber in unterschiedlichen Farben. Auch damals war die Bevölkerung schon gemischt und bestand aus Muslimen, Juden und Katholiken.

im Stock darüber war das Empfangszimmer der Männer

und im zweiten Stock das für die Damen

ein paar Schlafzimmer waren auch zu besichtigen, die sahen so aus wie unser Zimmer (nur ohne Bad).
Wir gingen dann in unser Zimmer und kochten Kaffee, ich war völlig platt und außerdem tat mir das Bein weh und ich brauchte dringend eine Pause.
Zum Abendessen gingen wir später ins Restaurant Sadrvan in der Altstadt, das hatte uns die Hotelangestellte empfohlen. Die Kellner dort waren in den historischen Kostümen bekleidet wie sie im Museum ausgestellt waren. Und das Essen war angeblich typisch bosniakisch. Zur Begrüßung bekamen wir einen Likör umsonst weil wir auf Empfehlung des Hotels gekommen waren.
Wir bestellten als Vorspeise Snowball Salat

das war ein Gurke-Tomate-Hühnchensalat in einer weißen Soße mit einer Art griechischem Joghurt übergossen so dass es ganz weiß war. Ausgesprochen lecker!
Als Hauptspeise bekamen wir die Nationalplatte für 2 Personen die wir vergessen haben zu fotografieren. Sie bestand aus Cevapcici (besser als die bisherigen aber immer noch gummiartig, wir fütterten damit 3 Katzen die sie mit Begeisterung verspeist haben), dann gab es gefüllte Weinblätter, gefüllte Paprika und gefüllte Zwiebeln - die Füllung war jeweils ein Fleisch-Reisgemisch und schmeckte sehr gut. Etwas Gulasch war auch dabei, dazu Kartoffeln, Reis und dann noch 4 Plätzchen ähnlich Buletten mit etwas mehr Paniermehl oder Brot drin, nicht gummiartig und auch sehr gut! Dazu noch etwas Pitabrot. Wir wurden mehr als satt! Zusammen mit einem halben Liter örtlichen Rotweins (der jetzt nichts besonderes war, kroatischer oder montenegrinischer Wein ist besser) und einer Flasche Wasser bezahlten wir 68 "konvertible Mark" so heißt die Währung in Bosnien (entspricht im Wechselkurs genau der alten DMark) also ungefähr 34 €, richtig billig! Wir gaben 5 € Trinkgeld. Euroscheine wurden sehr gern genommen obwohl das eigentlich nicht erlaubt ist.
Zurück im Hotel war es immer noch total warm. Wir machten alle Fenster im Zimmer auf und setzten uns mit einer Flasche Rotwein und den tablets in den Innenhof auf eine Sitzgruppe

erstaunlicherweise hatten wir den Innenhof für uns alleine obwohl das Hotel gut belegt schien. Um halb 11 Uhr abends gab es dann Krach aus allen Himmelsrichtungen: diverse Muezzine riefen, leider weder im Takt noch stimmlich aufeinander abgestimmt, für unsere Ohren einfach störendes Geplärre (Nachmittags in der Altstadt auch schon zu hören). Daran könnte ich mich nicht gewöhnen. Zum Glück geht das nur ein paaar Minuten so.
Hotel: Bosnian National Monument Muslibegovic House, 75 € gebucht bei booking.com
die heutige Route: (den Ort Pisak habe ich nur eingefügt um Google Maps zu einer Route am Starnd entlang zu überzeugen)
Der Ort Pisak steht wieder nur drin damit Google Maps die Route zeigt die wir auch gefahren sind.