9. Tag – Mittwoch, 25.07.
Heute Morgen fahre ich, mal wieder, mit der U3 bis zur Haltestelle Landungsbrücken, dann folgt Neuland, an der Hafenstrasse entlang gehe ich bis zum Fischmarkt, auf dem um diese Uhrzeit natürlich nichts mehr los ist, dafür ist der Blick auf ein altes russisches U-Boot frei. Da ich schon einige U-Boote von innen gesehen habe, verzichte auf eine Besichtigung und gehe weiter bis zur Altonaer Fischauktionshalle, wo ich einen Blick hineinwerfen kann.
Nun geht es nach St. Pauli hinein.
Ich werfe einen kurzen Blick auf den Gezi Park Fiction, angrenzend sind die Überreste des abgebrannten Musikclubs Golden Pudel, der Name des Platzes wurde zur Unterstützung der türkischen Protestbewegung im Juni 2013 vergeben.
Ich komme an der Kneipe Onkel Otto vorbei, die schon jetzt gegen 10 Uhr gut besucht zu sein scheint, dann laufe ich die Davidstrasse entlang, wo ich einen Blick auf die Absperrung bzw. den Sichtschutz zur Herbertstrasse werfen kann, die Straße betreten dürfen Frauen nicht, die Damen hinter den Fenstern wollen sich scheinbar nur Männern zeigen.
An der Davidwache vorbei
biege ich in den Spielbudenplatz ein, hier stehen verschiedene Theater in einem bunten Architekturmischmasch.
Am Beginn der Reeperbahn stehen seit 2012 die „Tanzenden Türme“ mit Büros verschiedener Firmen und einem 4 Sterne Hotel. Der Platz davor ist recht nett gemacht und ich ruhe mich im Schatten ein wenig aus. Dabei wundere ich mich, wer in diesem Hotel wohl übernachtet, denn wenn man nicht gerade jeden Abend/Nacht hier auf der Reeperbahn verbringen will, ist der Zugang zum Hotel nicht gerade einladend, ich jedenfalls hätte keine Lust jeden Abend bei der Rückkehr ins Hotel durch die feiernden Menschenmassen zu gehen.

Nach der kleinen Pause gehe ich die Reeperbahn entlang und das ist ziemlich deprimierend. Ich hatte eigentlich gedacht, dass bei einem Besuch am Vormittag außer ein paar Kneipenschilder an dieser Straße nichts Bemerkenswertes zu sehen wäre. Aber hier scheint der Treffpunkt für eine Vielzahl von Alkohol- und Drogenabhängigen zu sein: zum Teil eher unauffällige ältere Herren, die irgendwo herumstehen, auf den zweiten Blick sieht man dann die offene Bierflasche, die in der Nähe auf einer Fensterbank, einem Mäuerchen o.ä. steht, zum Teil sitzen und stehen aber auch ganze Gruppen verwahrlost aussehender Personen herum, zum Beispiel ist die Beatles Skulptur von solch einer Gruppe belagert und am schlimmsten, einige Männer liegen (schlafend/bewusstlos?) mitten auf dem Gehweg, oft halbnackt.
Auf das im Reiseführer als sehr angenehm beschriebene nördliche St. Pauli habe ich dann überhaupt keine Lust mehr und nehme am Ende der Reeperbahn die S1 nach Altona und Ottensen.
In Ottensen gibt es eine Fußgängerzone mit allen möglichen Geschäften, das könnte überall in einer Kleinstadt in Deutschland sein, lustig, da die Hamburger Innenstadt ja nur wenige Fahrminuten entfernt ist. Drumherum sind zwischen wunderbaren Gründerzeitbauten einige Überreste ehemaliger Fabriken, auch ein Stahlkran und ein Bagger, Kneipen und Cafés, sogar (heutzutage) idyllische ehemalige Arbeiterhäuschen und die „Mottenburger Hühnertwiete“, ein kleiner Hühnerhof betreut vom Kulturzentrum „Motte“.
Zum Mittagessen gibt es im Innenhof der Filmhauskneipe einen Salatteller mit Putenbruststreifen. Dann spaziere ich nach Altona, schaue mir dort den Stuhlmannbrunnen an,
das Neue Rathaus mit dem schwarzen Mauerblock davor, der an die ehemalige jüdische Gemeinde in Altona erinnert
und den sog. Altonaer Balkon mit Blick auf die Elbe.
Nun ist es nicht mehr weit bis zum Fähranleger Dockland/Fischereihafen, wo ich schon am Sonntag war.
Da es so heiß ist, beschließe ich nochmal ein wenig die Fähren zu nutzen. Ich fahre vom Dockland zur Anlegestelle Landungsbrücken und steige dort in die Fähre zur Elbphilharmonie um. Diese Strecke bin ich noch nicht gefahren, sie ist auf jeden Fall lohnenswert, man fährt nämlich unmittelbar an der Elbphilharmonie vorbei.
Gegen 15 Uhr steige ich an der Elbphilharmonie aus und kaufe mir im winzigen Eisladen „Miss Sophie“ zwei Kugeln Eis. Dann gehe ich nochmal in den Ticketshop der Elbphilharmonie – nein, ich will nicht noch ein drittes Mal auf die Plaza – wo es auch Souvenirs gibt. Ich entdecke ein Mousepad mit Wimmelbild der Elbphilharmonie, das mich nun täglich am Schreibtisch an meinen schönen Urlaub hier erinnert.
Heute ist leider schon mein letzter voller Tag in Hamburg und ich möchte zum Abschluss nochmal an die Alster und zwar zu Fuß von der Binnenalster über die Außenalster bis zu meinem Hotel. Dazu fahre ich mit U3 und U1 zum Jungfernstieg. Gerade als ich dort wieder ans Tageslicht komme, beginnt ein heftiges Gewitter – na toll, hätte ich das geahnt, wäre ich lieber ins Fotografie Museum in den Deichtorhallen gefahren. Dorthin könnte ich nun immer noch, wäre nur wenige U-Bahn Stationen entfernt, aber irgendwie habe ich dann doch keine Lust mehr. Stattdessen bummle ich durch ein paar Geschäfte in der überdachten Europapassage und entdecke in der Buchhandlung dort noch zwei Romane, die in Hamburg spielen, die passen auch noch in den Koffer.
Dann mache ich nochmal eine Pause mit Kaffee und Kuchen und fahre schließlich gegen 18 Uhr zurück ins Hotel. Es hat inzwischen wieder aufgehört zu regnen, so dass ich dort trocken ankomme.
Wetter: sonnig, nachmittags kurzes Gewitter, ca. 34°C