1.Tag – Sa 9.4.2022Eigentlich heißt es der frühe Vogel fängt den Wurm. Unser früher Vogel soll heute um 6:50 Uhr vom Nürnberger Flughafen gen London entschweben. Dieser April hat aber in Deutschland noch so winterliche Temperaturen, dass die Zugvögel wohl wieder umgekehrt sind und die Flugzeuge enteist werden müssen, und am Nürnberger Provinz-Airport nur ein funktionierendes Enteisungsfahrzeug zur Verfügung steht. So ist in der eigentlich abflugbereiten Ryanair Maschine erst mal warten angesagt. Eine Stunde später als geplant geht es dann schließlich los. In gut eineinhalb Stunden ist der Hopser über den Ärmelkanal geschafft und wir landen im Norden der Weltmetropole London auf dem Flughafen Stansted. Was gilt es zur Einreise zu bemerken?
Da England keine Sommerzeit hat, werden die Uhren wieder eine Stunde zurückgestellt und in der Post-Brexit-Phase braucht man inzwischen zur Einreise einen Reisepass. Das war es aber auch schon. Keine Einreiseerklärungen, keine Covid-19 Test- oder Impfnachweise, kein Maskenball mehr (außer man möchte freiwillig) … sehr angenehm – das war in den letzten beiden Jahren ja leider an vielen Orten der Welt deutlich nerviger, wenn man überhaupt reisen konnte ...
Über Europcar haben wir einen Mittelklasse-PKW (es wird ein Opel-Astra) reserviert – die Übernahme erfolgt schnell und unproblematisch.

Unser neuer fahrbarer Untersatz in der Mitte
Autofahren ist in Britannien bekanntermaßen gewöhnungsbedürftig. Es herrscht Linksverkehr, man sitzt auch noch auf der falschen Seite und schaltet mit der linken Hand. Dazu kommen die teils kryptischen und oft endlosen Kreisverkehre die schon mal am Gemüt arbeiten, wenn sie so gar nicht aufhören wollen. Aber alles machbar. Linksverkehr-Anfänger tun sich sicher in Schottland, Irland oder Wales leichter, wo das Verkehrsaufkommen deutlich geringer ist und statt vielen urbanen Regionen oft einsame Natur mit ebenso einsamen Straßen zu finden sind. Zu zweit geht es aber auch in England, wenn einer navigiert und sich der andere aufs Fahren konzentrieren kann. Trotzdem empfiehlt sich hier wie anderswo ein umfassender Versicherungsschutz ohne Selbstbehalt – da kann man auch mal den Randstein rasieren wenn man sich durch das Sitzen auf der falschen Seite nicht in den gewohnten Dimensionen wiederfindet.
Rund um London ist gerade durch Bautätigkeiten eine wichtige Autobahn gesperrt, so kämpfen wir uns mit unserem Google Maps Navi nach zweimaligem Umkehren (falsche Abfahrt erwischt) letztendlich zunächst zu unserem Zimmer bei einer bezaubernd freundlichen älteren Vermieterin in Seaford, an der Küste nähe Eastbourne.
Zum Auftakt unserer Reise befinden wir uns in Sussex – einer von 39 Graftschaften Englands. Geschichtsträchtiger Boden. Nicht weit von hier in der berühmten Schlacht von Hastings schlugen die von Frankreich kommenden Normannen die Engländer und regierten so für ein halbes Jahrhundert über England.
Unsere rührige und hilfsbereite Vermieterin gibt uns noch ein paar Tips für Besichtigungen und ein Restaurant fürs Dinner und dann lockt uns die Küste.

Nur wenige Minuten sind es hinauf auf einen kleinen Hügel ...


... dem Car Park des Seaford Head Nature Reserve. Von hier führt ein Weg hinab zu den photogenen Coastgard Cottages ...

... mit den faszinieren Kreideklippen der Seven Sisters ...

... und schließlich hinab zur Bucht von Chuckmere Haven.



Wir fahren einen Steinwurf weiter nach Osten zu einem Parkplatz am Belle Tout Lighthouse.

Von hier laufen wir oberhalb der Kreideklippen zum Beachy Head Lighthouse, ...

... einem Leuchtturm am Fuß der Klippen.
Ein Ort mit trauriger Berühmtheit nach der Golden Gate Bridge in Kalifornien und den Aokigahara Woods („Suicide Forest“) in Japan ist dies der drittpopulärste Ort um Selbstmord zu begehen.
Wir dagegen haben noch Lust auf mehr und achten eher darauf, uns den teilweise fragilen Felskanten nicht zu sehr bis zum Rand zu nähern.

Auf Höhe des Leuchtturms kehren wir um und wandern zurück zum Belle Tout Lighthouse.


Von hier geht es an knallgelben Ginsterbüschen Richtung Birling Gap ...

... mit überragendem Blick über die Seven Sisters Klippen und auf den Birling Gap Beach...

... mit seiner Strand-Treppe.


Vom Strand gönnen wir uns einen letzten Blick auf die Sieben Schwestern ...

... und machen dann noch einen Abstecher zum Seebad von Eastbourne mit seiner bekannten Seepromenade.
Der kulinarische Abschluß des Tages (sofern man davon in Britannien sprechen kann) findet im George Inn, einem netten Pub in Alfriston statt – Lokal urgemütlich und das Essen durchaus ok.
So geht ein erster Tag mit ordentlich Küstenspektakel zu Ende.
Übernachtung: B&B – 17 Farm Close, Seaford, Sussex - Bewertung: 8/10 mindestens 4 davon für die Gastgeberin, Preis 119 €