Dienstag, 28.10.2014: BarbadosWie gewohnt in Amerika, werde ich wegen des Jetlags früh wach, nachdem ich tief und fest geschlafen habe. Ich nehme mir die Zeit in Ruhe wach zu werden, mir einen Nescafé zu machen und auf dem Balkon zu beobachten, wie es langsam hell wird.

Duschen und überlegen, was heute mit muss, dann geht es los. Ist nicht so einfach, denn im Moke darf ja nichts Wichtiges liegen bleiben. Also: Sie knipst das Handtäschchen auf, knipst das Handtäschchen zu, legt das Handtäschchen weg, macht die Badetasche auf, macht die Badetasche zu, knipst das Handtäschchen auf, tut den Reiseführer rein, knipst das Handtäschchen zu, schließt die Zimmertür ab, steht vor´m Moke, schließt die Zimmertür auf, macht die Badetasche auf, nimmt das Ipad heraus, schließt die Zimmertür ab... Ihr versteht?
Die Navi will nun doch, aber mehr schlecht als recht. Skobbler akzeptiert mein Passwort in I-Tunes nicht, obwohl ich es drei Mal zurück setze und fällt somit als Alternative aus. Wir streiten uns ein bisschen über die einzuschlagende Richtung, aber grundsätzlich komme ich erst einmal klar.
Macht Spaß im Moke: Das Ding ist schwach auf der Brust, aber klein und wendig. Die Bajans scheinen ihn selten zu fahren, sodass darin meistens ein Tourist zu finden ist, vielleicht, weil ein Radio wahrscheinlich geklaut würde, und die Bajans lieben laute Musik beim Fahren, sodass Fahren ohne Radio schon mal gar nicht geht!
Und da keine Scheibe hochgedreht werden kann, fördert er nicht nur die Sonnenbrandgefahr und die Erfrischung bei Regen, sondern auch die Kommunikation: 'You forgot your door', ruft man mir zu, außerdem werde ich immer wieder gegrüßt. Und da das Navi mir nicht immer alles verrät über den Weg zu meinem nächsten Ziel, hält der eine oder andere, wenn ich ratlos am Straßenrand stehe und erklärt mir, wohin ich muss, meistens noch verbunden mit einem lockeren Spruch oder dem Rat gut auf mich aufzupassen, wenn ich hier schon als Frau allein herumfahre.
Eine Frau, offensichtlich hier lebende Britin, fordert mich nach kurzer Rücksprache mit dem, der mir den Weg gerade beschrieben hat, kurzentschlossen auf ihr zu folgen, an meinem Ziel komme sie direkt vorbei. Total nett. Sie heizt über die schmalen, schlechten, kurvigen Straßen zwischen dem Zuckerrohr hindurch, und Moke und ich folgen ihr tapfer.
Was sind heute meine Ziele? Das Ziel, an dem die Frau mich absetzt, ist die Welchman Hall Gully, ein Stück ehemaliges Plantagengelände und eingestürzte Tropfsteinhöhle. Denn die Gun Hill Signal Station ist wegen Renovierung geschlossen, schade!
Ich laufe den Pfad auf und ab und genieße die Aussicht über die Insel vom Viewpoint aus. Auf dem Weg treffe ich so ziemlich jeden Meter auf Tausendfüßler und versuche ihnen nicht zu nahe zu kommen.
Erstes Bild für Paula








Es geht weiter zum Flower Garden. Erst stehe ich vor dem falschen Eingang. Offensichtlich handelt es sich um eine Baustelle. In der Hütte, in der eine Thermoskanne und ein Gaskocher stehen, kann ich keinen Eintritt zahlen.
Ein Arbeiter macht Pause, als ich auf der Suche nach botanischen Wundern den Pfad entlang gehe. Er rennt hinter mir her, nachdem er fertig telefoniert hat und erklärt mir, dass mein Ziel noch ein paar Meter weiter die Straße runter liegt. Upps, danke für den Tipp.
Der Flower Garden ist ein botanischer Garten, nett angelegt und mit schönen Ausblicken. So langsam meldet sich mein von der Zeitverschiebung verwirrter Magen, das tut er plötzlich und massiv, sodass ich froh bin, dass es im angeschlossenen Café eine Portion Pommes und ein eiskaltes Cola gibt.



Die Pause tut gut, und so starte ich mit frischen Kräften auf die nächste Etappe. Ich will an die Ostküste, die wilden Strände um Bethsheba ansehen. Meine Navikommunikationsprobleme führen mich unbeabsichtigt noch an der Morgan Lewis Windmill vorbei. OK, so habe ich die auch gesehen.

Eher zufällig komme ich auch noch an der St. Andrews Church vorbei, die wirkt, als ob sie aus einem Fischerort in Cornwall hierher versetzt wurde.

Es geht über eine herrliche Küstenstraße, an der ich Moky mal so richtig in Szene setzen kann, an den pittoresken Felsen und wilden Stränden vorbei. Dass ich hier richtig bin, beweist ein anderer Moke, der mir mit einem Surfbrett auf dem abgeknöpften Dach entgegen kommt.





Über eine sehr steile Straße bergab erreiche ich Bethsheba, ein Küstenörtchen mit ursprünglichem Charakter, zu dem vor allem beiträgt, dass eine Menge tiefschwarzer fein gemachter Menschen offenbar zu einer besonderen Angelegenheit die örtliche Kirche besucht. Schade, ich habe mich nicht getraut die mageren, alten, schwarzen Männer in ihren Anzügen und die ausladenden Damen in ihren Churchdresses zu fotografieren. Da ich wieder mal nicht weiß, wie ich nun wieder zurück komme, durchquere ich den Ort nicht nur ein Mal. Jedes Mal passiert etwas anderes: Ich werde gegrüßt, um eine Zigarette gebeten und werde von einem Arbeiter auf einem Dach gebeten ihn zu fotografieren.
Mittlerweile etwas KO von den vielen ungewohnten Eindrücken finde ich, ich habe eine Stunde am Pool verdient, aber wo mag der nebst meinem Hotel sein? Irgendwann kennt die Navi den Weg und leitet mich zurück zur St. Lawrence Gap. Unterwegs regnet es, und nun weiß ich auch, weshalb Moky Löcher im Bodenblech hat und kann nur schwer meine gerade im Supermarkt erstandenen Habseligkeiten und meine Tasche vor dem Ertrinken auf dem Beifahrersitz retten.
Das Stück Strand vor dem Hotel ist winzig, aber ich habe es für mich und es liegen keine Steine, Seeigel oder andere unangenehmen Dinge herum, die das Badevergnügen einschränken. Die Brandung ist hier heftig, nebenbei gesagt so heftig, dass der durch sie entstehende Lärm fast schon unangenehm laut ist auf Dauer. Das Wasser hat Badewannentemperatur, und bis ein erneuter Regenguss mich ins Zimmer treibt, liege ich dann noch ein wenig in der Nachmittagssonne.
Abends sehe ich mir mein Viertel noch etwas genauer an und entscheide mich für eine Kneipe, in der ich Seafood essen kann, das leider eher wie Lasagne mit Nudeln und überbacken serviert wird, aber der Rumpunsch schmeckt...

Erkenntnis des Tages: Barbados ist verdammt voll mit Häusern, Straßen und Autos, aber irgendwie trotzdem entspannt und entspannend! Ich bin den ganzen Tag mit einem breiten Grinsen über die Insel gefahren.