Autor Thema: Andalusischer Frühling - Eine Rundreise im März 2015  (Gelesen 57124 mal)

Flicka

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Andalusischer Frühling - Eine Rundreise im März 2015
« am: 29. März 2015, 20:46:10 »
Prolog


Eigentlich wollten Elsa (Name von der Redaktion geändert) und ich in diesem Jahr zu Fuß die Alpen überqueren. Nach unserer erfolgreichen viertägigen Wanderung entlang des Rheinburgenwegs im  Herbst 2013 fühlten wir uns für eine solche Expedition bestens vorbereitet.

Einen ersten Dämpfer erhielten diese Pläne, als nirgends ein Elefant aufzutreiben war, und ohne Elefant gehe ich nunmal nicht über die Alpen. Unabhängig voneinander hatten Elsa und ich außerdem festgestellt, dass wir gar nicht so scharf auf Kraxeleien über ausgesetzte Grate sind, eigentlich keine Lust haben, ständig in Berghütten zu übernachten, und dann war ja dann auch noch die Sache mit Elsas fehlender Schwindelfreiheit.

Also tauschten wir Murmeltiere und Alpenveilchen gegen Möwen und Palmen, Berghütten und Brotzeiten gegen Hotelzimmer und Tapas und die Alpen gegen die Sierra Nevada: Hola Andalusien!

Wer mag, kann uns auf unserer zweiwöchigen Reise im März 2015 begleiten. Wir starten in Malaga und fahren über Granada, Torcal de Antequera, Cordoba und Sevilla zu einem mehrtägigen Aufenthalt in Conil de la Frontera an der Costa de la Luz, bevor uns die Reise über Ronda wieder nach Malaga führt.

Wir genießen den spanischen Frühling, lassen es uns beim Tapas und Cervezas gutgehen, staunen über die Baukunst der Mauren und lassen uns an der Küste erst die Sonne auf die Haut scheinen und dann den Wind um die Nase wehen.

Bereit? Dann mal los!

Flicka

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Re: Andalusischer Frühling - Eine Rundreise im März 2015
« Antwort #1 am: 29. März 2015, 20:57:18 »
Samstag, 7. März 2015: Malaga – Nerja


Als heute morgen um sieben Uhr die Sonne aufgeht, befindet sich unser Flieger schon irgendwo in der Nähe von Bordeaux. Elsa und ich schauen aus dem Fenster in den roten Feuerball und nehmen den schönen Sonnenaufgang als gutes Omen für das Wetter auf unserer bevorstehenden Reise.






Gegen halb neun ist es so weit: Wir landen in Malaga. Wolken sind nur beim Landeanflug über dem Meer zu sehen, der Flughafen liegt unter einem makellos blauen Himmel. Bis wir uns aus einer der letzten Sitzreihen aus dem Flieger geschoben haben, dauert es eine Weile, und dann stellen wir am Flughafen verblüfft fest, dass die Ausschilderung nicht nur dreisprachig ist (deutsch, englisch, spanisch), sondern dass die deutsche Ausschilderung oft in der ersten Zeile steht. Offenbar ist man hier auf uns sprachunkundige Touristen gut eingerichtet.




Am Gepäckband müssen wir eine Weile warten, bis unsere Koffer endlich erscheinen, dann zieht es Elsa magisch zum Zoll. Nein, zu verzollen hat sie nichts. Aber seit gestern nachmittag hat Elsa ein kleines Problem. Vielleicht haben die am Zoll ja Schlüssel für TSA-Schlösser? Und wenn das so wäre, dann könnte hier vielleicht jemand ihr Kofferschloss öffnen? Denn die Zahlenkombination für das im Koffer eingebaute Zahlenschloss mit TSA-Funktion hat sich Elsa gestern leider nicht ganz so gut gemerkt, bevor sie den Koffer zugeschlossen hat - und mich vermutlich deshalb vor der Abreise mit den Worten: „Ich bekomme Alzheimer“ empfangen. So hat sie derzeit keine Ahnung, wie sie an den Kofferinhalt wieder herankommen könnte. Immerhin hat sie im Moment reisetaugliche Sachen an, und großzügig wie ich bin, habe ich ihr schon angeboten, jeden Morgen ihre abends gewaschenen Klamotten mit meinem neuen Reisebügeleisen wieder in Form zu bringen. Richtig überzeugt scheint Elsa von dieser Lösung aber nicht zu sein.

In den Zollbereich kommen wir nicht ohne weiteres hinein, aber zwei Uniformierte der Guardia Civil kommen gerade heraus. Die werden gleich mal von mir mit der unkonventionellen Frage überfallen, ob vielleicht jemand Elsa Koffer öffnen könnte. Wir erklären, deuten auf das TSA-Schloss, äußern die Vermutung, dass der Zoll das bestimmt aufschließen könne. Die Beamten sind hilfsbereit, erklären uns zwar, dass man Elsa Koffer nicht aufschließen könne (angeblich hat man in Malaga keine Schlüssel für TSA-Schlösser), helfen uns dann aber mit einem Multitool, eine der Reißverschluss-Ösen so aufzubiegen, dass man den Zipper, der im Kofferschloss hängt, aus der Öse befreien und so vom Reißverschluss trennen kann. Wir bedanken uns vielmals und beschließen, die andere Öse später im Hotel genauso aufzubiegen.

Jetzt suchen wir den Schalter von Europcar. Die Buchung ist bezahlt, eigentlich müssen wir nur für Elsa als Zweitfahrerin gesondert bezahlen. Aber hier zieht man das volle Upgrade-Prozedere durch. Fürsorgliche Fragen, ob wir denn nicht ein Auto für mehr Gepäck bräuchten, werden gefolgt von Vorschlägen, ein Auto mit GPS zu nehmen. Das koste normalerweise 50 Euro Aufpreis pro Tag, aber als supergünstiges Sonderangebot nur 20 Euro pro Tag, und es sei auch höher, so dass wir auf der Reise besser sehen würden. Wir lehnen ab. Dann ist die Versicherung dran. Einmal ablehnen reicht nicht, ich muss zweimal erklären, dass ich das Supersorglospaket ohne Selbstbeteiligung nicht will. Dann versucht man uns wie selbst verständlich die erste Tankfüllung auf die Rechnung zu setzen und übergibt uns schließlich die Schlüssel des gemieteten Kleinwagens mit dem Hinweis, das Auto habe keine Schäden. Falls wir doch Schäden finden würden, könnten wir sie ja fotografieren. Gerade als wir unsere Sachen nehmen und uns auf den Weg zur Parkgarage machen, bekommen wir noch mit, dass der Mieter neben uns am Schalter sich wundert, warum auf seinem Mietvertrag ein höherer Preis stehe als auf seiner Reservierung. Ihm wird erklärt, dass er dafür ja einen Mercedes mit Automatik bekomme.

So, das war ja zu erwarten, denke ich, als uns der angeblich schadenfreie Seat Ibiza kurz darauf in der Parkgarage schon mit einem Unfallschaden an der Stoßstange anlacht, und suche mir eine Mitarbeiterin von Europcar, die diesen und mehrere weitere deutliche Schäden im Formular markiert.

Und dann haben wir endlich das Auto und können uns auf den Weg machen. Wir freuen uns, dass wir endlich unterwegs sind und dass unsere Koffer wie angegossen in den Kofferraum passen. Und außerdem ist mir inzwischen aufgefallen, dass die upgrade-fixierte Mitarbeiterin bei Europcar vergessen hat, uns die Gebühr für den Zweitfahrer zu berechnen, na sowas.

Elsa fährt, ich bediene das mitgebrachte Navigationsgerät, und trotz Navigationsgerät finden wir den Weg aus dem Flughafengelände und auf die Schnellstraße. Hier ist das Navi dann doch wieder in seinem Element, verblüfft uns gleich mit einer Blitzerwarnung und sucht uns den Weg über die autobahnähnliche Schnellstraße nördlich an Malaga vorbei und Richtung Nerja. Trotz Autobahn und dichter Bebauung bis an die Küste genießen Elsa und ich beim Blick auf den blauen Himmel und die doch erkennbar südländische Vegetation das Gefühl, endlich in Andalusien angekommen zu sein.

In Nerja drehen wir eine kleine Ehrenrunde durch den Ort, finden dann aber doch die Tiefgarage unter der Plaza de Espana, und von hier aus sind wir in wenigen Minuten an unserem Hotel, dem Puerta del Mar angekommen. Netterweise können wir jetzt, um halb zwölf, schon in unsere Zimmer einchecken. Elsas Zimmer liegt direkt an einem kleinen Innenhof und hat einen kleinen Balkon, mein Zimmer hat ein Badezimmer von der der Größe, in der man vermutlich das Zimmer, in dem ich in Tokio gewohnt hatte, komplett unterbringen könnte. Mein Schweizer Taschenmesser und ich nehmen uns dann Elsas Koffer an.  Leider bin ich offenbar nicht so feinfühlig wie unser Helfer am Flughafen, denn beim Versuch, die zweite Öse aufzubiegen, bricht sie komplett ab. Elsa ist trotzdem erst  mal glücklich, dass ihr Koffer offen ist und sie an ihre Sachen kann. Und weil jetzt die ganze Spannung von ihr abfällt, schafft sie es plötzlich auch binnen Minuten, sich die Zahlenkombination zusammenzubasteln und das Schloss zu öffnen, an dem nur noch die Zugteile des Reißverschlusses hängen. Irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass wir das ganze Kofferproblem suboptimal gelöst haben.




Nach einer kurzen Pause machen wir uns dann auf den Weg zum Balcon de Europa, gerade mal hundert Meter vom Hotel entfernt. Palmen vor einem strahlend blauen Himmel, Wellen, auf denen das Sonnenlicht funkelt, Straßencafes, Eisdielen, Restaurants an der Plaza, wir sind sehr angetan. Schon jetzt Anfang März schieben sich viele Touristen durch die Straßen, obwohl der Reiseführer behauptet, sie kämen erst ab April. Trotzdem ist der Ort nett, und irgendwann wirft Elsa im Überschwang des Urlaubsgefühls Schuhe und Strümpfe ab und hält schon mal die Füße am kleinen Strand neben dem Balcon de Europa ins Meer. Das Meer bedankt sich mit einer großen Welle, und Elsas Hosenbeine sind nass. Na ja, immerhin kann sie sich jetzt eine Ersatzhose aus dem Koffer holen.












Mittags lassen wir es uns erst bei Tapas und Cervezas gut gehen und stoßen auf den Urlaub an. Dann halten wir eine lange Siesta auf der Dachterrasse des Hotels. Von der Terrasse kann man hinunter auf die Straßen und hinüber aufs Meer sehen. Ab und zu fliegen Möwen über uns, von den Straßen und Plätzen klingt immer wieder Musik zu uns herauf. Wir liegen in der Sonne und sind erst mal faul. So lange haben wir die Sonne herbeigesehnt, jetzt muss sie auch genossen werden.






Am frühen Abend tigern wir dann etwas unentschlossen durch die Straßen. Es gibt Palmen, Orangenbäume und Bananenstauden zu sehen, wir sind aber auf der Suche nach einem netten Restaurant. Am besten spanische Küche, irgendwie authentisch, andererseits aber keine Bar mit Plastikstühlen an winzigen Tischen, und wenn noch niemand drinsitzt, ist es irgendwie auch kein gutes Zeichen, wenn es rappelvoll ist, ist es natürlich auch nicht gut, denn das können ja nur Touristen sein, und draußen auf einer Terrasse wollen wir auch nicht sitzen, dazu ist es uns zu kalt. Wir landen schließlich in dem Restaurant, das uns heute mittag schon ein paar Tapas auf der Terrasse serviert hat und wählen schließlich das Menu und eine Flasche Wein. Während wir den ersten Gang vertilgen, beginnt ein paar Meter weiter eine vierköpfige Flamenco-Truppe ihre Darbietung, begeistert beklatscht von einer Mischung aus Karl Lagerfeld und Ray Charles. Von Flamenco haben wir leider nicht die geringste Ahnung und sind immerhin schon damit zufrieden, dass man uns kein obskures Ringelreihen darbietet. Die Sängerinnen und Sänger sind mit Inbrunst bei der Sache, und die Damen tanzen sich die Seele aus dem Leib. Leider ist das ganze mindestens so laut wie befürchtet, verhindert tiefsinnige Tischgespräche und fördert stattdessen unseren Alkoholkonsum.








Gegen halb zehn Uhr spazieren wir nochmal zum Balcon de Europa. Trotz der langen Siesta sind wir hundemüde, und nachdem wir gemeinsam mit Alfons dem Viertelvorzwölften (oder so) noch eine bewundernden Blick auf den hellen Mond geworfen haben, der wie ein Leuchtturm über der Küste steht, zieht es uns ins Bett.




Morgen werden wir erst mal gemütlich frühstücken und dann nach Granada aufbrechen.


Gute Nacht!

Andrea

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Re: Andalusischer Frühling - Eine Rundreise im März 2015
« Antwort #2 am: 29. März 2015, 21:27:16 »
Da geht es ja schon schnell los! Passt mir gerade gut, bei dem Sauwetter inklusive Stürmen draußen...

Heiko meinte übrigens, dass es wohl "TSA-Schlüssel" auch bei Ebay gäbe. Soweit zur Sicherheit von den Dingern.
Liebe Grüße, Andrea



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Flicka

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Re: Andalusischer Frühling - Eine Rundreise im März 2015
« Antwort #3 am: 29. März 2015, 21:53:16 »
Da geht es ja schon schnell los! Passt mir gerade gut, bei dem Sauwetter inklusive Stürmen draußen...


Ja, ich dachte, bei diesem Wetter könnte ich ein bisschen Sonne auf den Bildschirm bringen.


Dass es die Schlüssel für die TSA-Schlösser bei Ebay gibt, ist natürlich echt ein Gag. Aber wie wir gesehen haben, konnte man Elsas Koffer ja sogar trotz Kofferschloss praktisch mit der Nagelfeile aufbrechen. Mir ist das nie aufgefallen, aber ich habe jetzt auch mal bei meinem eigenen Koffer nachgeschaut: Die Zipper (oder wie man das nennt) sind in Ösen am Reißverschluss angebracht, die gar nicht richtig geschlossen sind, so dass man völlig problemlos eine Nagelfeile oder etwas ähnliches in die Lücke schieben und die Ösen aufbiegen oder abbrechen kann. Dann nützt es gar nichts, wenn man den Koffer mit einem Schloss gesichert hat, der vorne durch die Zipper geht. Bei meinem Koffer gibt es zwei geschlossene Extra-Ösen am Reißverschloss, durch die man die Bügel eines Vorhängeschlosses ziehen kann, so dass man da immerhin eine Zange braucht, mit der man die Ösen aufbrechen muss.

Birgit

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Re: Andalusischer Frühling - Eine Rundreise im März 2015
« Antwort #4 am: 30. März 2015, 03:56:40 »
Ooooh jaaaa, Nerja! Da habe ich mich vor ein paar Jahren auch sehr wohl gefühlt!

Und das hier:

Zitat
wir sind aber auf der Suche nach einem netten Restaurant. Am besten spanische Küche, irgendwie authentisch, andererseits aber keine Bar mit Plastikstühlen an winzigen Tischen, und wenn noch niemand drinsitzt, ist es irgendwie auch kein gutes Zeichen, wenn es rappelvoll ist, ist es natürlich auch nicht gut, denn das können ja nur Touristen sein, und draußen auf einer Terrasse wollen wir auch nicht sitzen, dazu ist es uns zu kalt.

geht mir auch in jedem Urlaub ganz genau so, und wenn jedes zweite Haus eine Kneipe ist!

(Hmmm, jeder Satz mit "!", aber na gut, lasse ich es stehen...)

Paula

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Re: Andalusischer Frühling - Eine Rundreise im März 2015
« Antwort #5 am: 30. März 2015, 06:39:31 »
Also mich bringt kein Elefant zu Fuß über die Alpen! ;D

Nach Andalusien Folge ich euch aber gerne  :)
Das Problem mit dem TSA Schloß an meinem Koffer habe ich so gelöst dass ich es gar nicht benutze, mir würde die Kombination bestimmt entfallen. Codes die ich nicht ständig brauche kann ich mir nicht merken und so oft verreise ich nicht. Außerdem ist in meinem Koffer nix so teures dass ich die Notwendigkeit eines Schlosses sehe, ich packe alle Wertsachen ins Handgepäck.
Viele Grüße Paula

Flicka

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Re: Andalusischer Frühling - Eine Rundreise im März 2015
« Antwort #6 am: 30. März 2015, 20:12:14 »
Andrea, mir ist gerade aufgefallen, dass ich dich gestern abend gar nicht richtig "an Bord" begrüßt habe.

Das hole ich hiermit nach: Willkommen an Bord! Schön, dass du uns auf der Reise begleitest.

Birgit, Paula, auch an euch ein herzliches Willkommen! Ich freue mich, dass ihr dabei seid.

Ohne dass Elsa es während der Reise gemerkt hat, habe ich eine Kühlbox im Kofferraum installiert und mit kalten Cervezas und leckerem frisch gepresstem Orangensaft gefüllt. Bedient euch und sichert euch euren Platz auf der Rückbank, bevor wir morgen nach Granada starten!  :)


Andrea

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Re: Andalusischer Frühling - Eine Rundreise im März 2015
« Antwort #7 am: 30. März 2015, 20:40:20 »
Andrea, mir ist gerade aufgefallen, dass ich dich gestern abend gar nicht richtig "an Bord" begrüßt habe.

Das hole ich hiermit nach: Willkommen an Bord! Schön, dass du uns auf der Reise begleitest.


Ach, das macht nichts. Ich fühlte mich eingeladen und bin zugestiegen - frech wie ich bin  ;) Dafür stifte ich für die Kühlbox noch Cola Light (ich kann ja nicht nur Bier trinken) und frisches schon mundgerecht zubereitetes Obst...
Liebe Grüße, Andrea



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Birgit

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Re: Andalusischer Frühling - Eine Rundreise im März 2015
« Antwort #8 am: 31. März 2015, 04:30:13 »
Oh ja, der frisch gepresste Orangensaft ist legendär!

serendipity

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Re: Andalusischer Frühling - Eine Rundreise im März 2015
« Antwort #9 am: 31. März 2015, 09:10:02 »
Ich reise auch sehr gerne mit, denn Andalusien steht auf meiner Reiseliste ebenfalls ziemlich weit oben und Nerja gefällt mir schon einmal ausgesprochen gut - vor allem aber auch der blaue Himmel und die Sonne. Ich sehne mich so nach bissl Wärme und befürchte die Ostereier müssen wir im Schnee suchen  ::)

Birgit

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Re: Andalusischer Frühling - Eine Rundreise im März 2015
« Antwort #10 am: 31. März 2015, 16:59:56 »
Gabi, ab nach Andalusien, und zwar genau zu der Jahreszeit! Ist einfach soooooo schön!

Flicka

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Re: Andalusischer Frühling - Eine Rundreise im März 2015
« Antwort #11 am: 31. März 2015, 17:39:19 »
Hallo Gabi, willkommen an Bord! Birgit hat recht, für Sonne im März ist Andalusien bestens geeignet, auch wenn wir die letzten Tage des Urlaubs dann leider doch Regen hatten. Aber bis dahin hatten wir schon ordentlich Sonne getankt.

Ich habe inzwischen den Seat in eine Stretch-Limousine umbauen lassen, wir passen also alle hinein, auch wenns in den Parkhäusern jetzt noch enger werden wird.


Andrea, danke, dass du Cola light eingeladen hast! Wie konnte ich die nur vergessen, ich bin ja selber süchtig danach.  ;)

Ich lade jetzt die Bilder hoch, und nachher starten wir nach Granada.

Flicka

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Re: Andalusischer Frühling - Eine Rundreise im März 2015
« Antwort #12 am: 31. März 2015, 18:03:47 »
Sonntag, 8. März 2015: Nerja – Granada


Heute nacht habe ich mich geärgert, weil ich die Skiunterwäsche zu Hause gelassen hatte. Im Zimmer war es kalt, und trotz zweifach über mich gefalteter Überdecke habe ich unter dem dünnen Leintuch gefroren. Die schlaue Elsa hatte die Skiunterwäsche natürlich mitgenommen und heute nacht auch angezogen, wie sie mir beim reichhaltigen Frühstück erzählt. Ich bin etwas neidisch und schwöre mir: Ab jetzt fahre ich nie mehr ohne meine Skiunterwäsche in Urlaub!

Das Hotel bietet beim Frühstück eine ordentliche Auswahl und rundet damit das positive Bild ab, das wir schon gestern gewonnen haben. Um 10 Uhr löhnen wir die geforderten 22,50 Euro in der Tiefgarage und fahren los nach Granada. Unterwegs scheint das Navigationsgerät zu beschließen, uns nicht nur Autobahn fahren zu lassen und lotst uns für ein paar Kilometer auf die kurvige Küstenstraße. Die ist aber echt schön, und zum Schluss führt uns das Navi auch wieder brav auf die Autobahn nach Granada. Dort lotsen das Navi und ich Elsa mit gemeinsamer Kraftanstrengung durch ein paar größere und kleinere Straßen bis zur Calle Cedran neben unserer heutigen Unterkunft, den Suites Gran Via in der Gran Via Colon. Elsa bugsiert den Seat auf einen halbwegs annehmbaren Warteplatz in der engen Straße, ich schreite die hochherrschaftliche Treppe zum Eingang hinauf. Netterweise ist unsere Suite gerade fertig geworden und der kleine Parkplatz des Hotels grenzt an die Seitenstraße, so dass wir das Auto durch das Tor fahren und gleich unsere Zimmer beziehen können. Zwei Schlafzimmer, ein Bad, ein Wohnzimmer mit Küchenecke, dazu ein schöner kleiner Innenhof unten im Hotel, wir sind begeistert - und deshalb gibt’s hier auch Fotos der Unterkunft:












Hier in Granada wollen wir natürlich die Alhambra besuchen, aber erst morgen. Heute versuche ich, am Geldautomaten der Caixa-Bank die reservierten Tickets auszudrucken, aber das funktioniert nicht, der Automat will mir neue Tickets verkaufen, dabei haben wir doch schon welche. Der Reiseführer empfiehlt aber ohnehin, die Tickets in der Filiale der Buchhandlung der Alhambra in der Nähe der Plaza Nueva auszudrucken, und als wir dort ankommen, muss ich nur die Kreditkarte in den Automaten schieben und bekomme die Tickets ohne weitere Probleme ausgedruckt. Sehr schön, damit ist der einzige Pflichttermin des heutigen Tages schon erfüllt.

In der Nähe der Plaza Nueva hören wir dann Trommeln, und als wir nachschauen, sehen wir einige Trommlerinnen und viele Demonstrantinnen mit Schildern und Transparenten. Ach ja richtig, heute ist der 8. März, der Internationale Frauentag.




Von hier aus laufen wir an der Capilla Real und der Kathedrale vorbei durch die Straßen der Altstadt.






Hinter der Kathedrale kommen wir zu einem kleinen Platz und beschließen, hier ein paar Tapas zu essen. Das ganze endet in einem ziemlich reichhaltigen Mittagessen, denn Elsas Tortilla und der „Beilagensalat“ werden jeweils auf großen Tellern serviert, wir bekommen als zusätzliche Tapas Brötchen mit einer scharfen Tunfischcreme, und weil der Keller mein Chorizo-Sandwich zuerst vergisst, stellt er mir zur Überbrückung noch zwei Stück Pizza hin. Die Sonne scheint, angeblich sind es 27 Grad, ein paar Meter weiter spielt ein Straßenmusiker Saxophon, und die Cervezas tun ihr übriges, um die Stimmung zu heben.




Gut gelaunt gehen wir schließlich zur Capilla Real, der Königlichen Kapelle neben der Kathedrale und bestaunen die Grabmäler von Ferdinand und Isabella und ihrer Tochter, Johanna der Wahnsinnigen, und deren Ehemann Philipp dem Schönen. Über den eigentlichen Särgen sind reich verzierte Sarkophage zu sehen, die die Königspaare zeigen. Fotos sind im Inneren leider nicht erlaubt, schade. Unsere Reiseführer wissen über die Protagonisten einiges zur berichten: So soll Isabellas Kopf tiefer im Kissen liegen, weil sie mehr Grips hatte als Ferdinand. Und Johanna soll sich noch im Tode enttäuscht von ihrem Ehemann abwenden. Dagegen liest man auf Wikipedia, sie habe ihn so verzweifelt geliebt, dass sie nach seinem Tod seinen Sarg mehrfach öffnen ließ, um sich zu vergewissern, dass er nur schlafe. Offenbar stand sie aber zwischen ihrem Vater und der Macht, so dass Gerüchte über kleinere psychische Auffälligkeiten vermutlich ganz gelegen kamen, um sie elegant in ein Kloster verfrachten zu können.

Es gibt in der Capilla Real noch verschiedenes zu sehen, bestickte Mäntel, Zepter, Kronen, Schwerter und Gemälde, aber leider scheinen die kalten Mauern sich vorgenommen zu haben, den Besuchern jeden Funken Wärme aus dem Körper zu ziehen, so dass ich mich bald wieder nach oben in die Sonne flüchte.












Nach der kalten Kapelle haben wir keine Lust, noch eine Stunde auf die Öffnung der Kathedrale zu warten und schlendern über den Plaza Nueva zuerst am Flüsschen Darro entlang und dann hinauf auf den Albayzin, das ehemalige arabische Viertel.










Enge Straßen, kleine Höfe, ab und zu stehen Orangenbäume vor den Häusern. Weiter oben bietet sich schon ein erster Blick auf die Alhambra, aber am Mirador de San Nicolas vor einer kleinen Kirche öffnet sich der Blick auf den gegenüberliegenden Hügel mit der Alhambra und die schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada.






Weil wir vom Hinaufspazieren schon wieder Durst haben, setzen wir uns an einem Café auf die  Terrasse mit Blick auf die Alhambra, trinken Kaffee und kalte, diesmal nichtalkoholische Getränke und lassen den Blick auf uns wirken. Hier könnten wir ewig sitzen bleiben und tun es zumindest auch bis viertel vor sechs. Dann schauen wir zuerst in die kleine Kirche San Nicolas und dürfen für 2 Euro pro Nase auch noch hinauf auf den Glockenturm steigen, von dem sich auch schöne Blicke auf die Stadt und auf die darüberliegenden Hügel ergeben. Und natürlich sieht man auch von hier aus die Alhambra.








Schließlich lassen wir uns auf der Mauer des Garten des angrenzenden Moschee nieder und schauen zu, wie die untergehende Sonne die Alhambra, die Wolken und die Sierra Nevada langsam in rötliches Licht taucht. Als der Garten der Moschee um sieben Uhr schließt, ziehen wir wieder zum Mirador um. Die Alhambra wird angestrahlt, über ihr hängen die roten Wolken, es ist schon fast zu schön um war zu sein.












Erst als es schließlich immer dunkler und kälter wird, verabschieden wir uns schweren Herzens und spazieren durch die Gassen vorbei an orientalisch anmutenden Läden wieder hinunter Richtung Innenstadt.






In einer kleinen Basar-Straße setzen wir uns in eine Bodega (oder wie immer man ein marokkanisches Café nennt), trinken zur Abwechslung mal wieder Bier und Wein und teilen uns Käse und Schinken, während draußen plötzlich ein Apfelschimmel mit zwei jungen Reitern auf dem Rücken die Gasse hinabschreitet. Hm, gut dass wir das Pferd schon vor dem zweiten Glas Alkohol gesehen haben, sonst wären wir wohl nicht sicher gewesen, ob wir es uns nicht doch bloß eingebildet hätten. Als wir schließlich müde, satt und leicht frierend zum Hotel zurückkommen, sind wir uns einig: Das war ein sehr schöner Tag. Und morgen wartet die Alhambra auf uns.


Gute Nacht!

Birgit

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Re: Andalusischer Frühling - Eine Rundreise im März 2015
« Antwort #13 am: 31. März 2015, 18:27:29 »
Ich kann das soooo gut nachvollziehen! Die kalten Nächte, die herrlich klaren, sonnigen Tage, der tolle Blick auf die Alhambra von dem Punkt aus und die Stimmung dabei - und das Steigen der Stimmung bei Vino tinto und cerveza...

Flicka

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Re: Andalusischer Frühling - Eine Rundreise im März 2015
« Antwort #14 am: 31. März 2015, 21:46:35 »
Freut mich, wenn ich alte Urlaubserinnerungen wecke. Aber mit Vino tinto habe ich es nicht so, da muss es halt als Ausgleich etwas mehr Cerveza sein.  :)

In Granada haben wir uns wirklich bewusst mehr Zeit gelassen und sind alles etwas entspannter angegangen. Diese ersten Urlaubstage waren für mich wie ein Atemholen nach dem Winter, und die Grippe hatte mich in den letzten Wochen vor der Reise auch noch etwas mitgenommen. Da freut man sich als alte Frau ja doch, wenn die Sonne die morschen Knochen ein wenig wärmt.  ;)