Autor Thema: Shanghai Wedding 2015  (Gelesen 50719 mal)

Silvia

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Re: Shanghai Wedding 2015
« Antwort #60 am: 11. Oktober 2015, 14:00:19 »
Was mir gefällt ist das nebeneinander von alt und neu - wie hier auf dem Foto




Wir verlassen den Bahnhof - welche Wohltat! Es gibt keine Menschenmassen und das Dauerhupen von Shanghai ist auch verstummt!
Man kann die Ruhe förmlich spüren   :thumb:


In den einfachen Wohngebieten laufe ich auch immer sehr gern rum und ich traue mich meistens auch nicht Fotos zu machen weil ich mich wie ein Eindringling fühle, dabei sind diese Ecken immer viel interessanter als die Hochglanzbauten.
Geht mir auch in vielen Ecken so, deshalb gibt es z.B. bei meinem Caprivi-Trip fast keine Bilder vom dörflichen Leben. Vorbeizufahren und dann nur schnell für ein Foto halten finde ich einfach nur doof. (mit Häusern hab ich dabei keine Probleme).

Gipsy

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Re: Shanghai Wedding 2015
« Antwort #61 am: 11. Oktober 2015, 18:10:35 »
Jetzt war er da, der Tag, weshalb wir überhaupt die Reise nach Shanghai unternommen haben,

Der Tag der Hochzeit (Samstag, 3.10.2015)

Der Wecker klingelte sicherheitshalber um 8:00. Heute gab es nur den obligatorischen Pulverkaffee. Etwas essen wollte keiner von uns, hatten wir uns doch erst gestern Abend kugelrund gefuttert und dann waren wir auch schon für etwa 11:00 zum Mittagessen verabredet. Zuletzt sollte auch noch Platz für das Festessen am Abend sein.  ;)
Wir haben dann die Festkleider und den Anzug sowie alle Mitbringsel (Schokolade als Tafeln und Kugeln und weitere Süßigkeiten aus Deutschland) in einen unserer Koffer gepackt und sind losgezogen. Die Fahrt ging wieder mit der Metro (Fahrzeit etwa 1 1/2 Stunden, 2 mal umsteigen, Kosten: 0.85 Euro) in den Vorort Jiading, wo wir uns in einem Hotel mit Elise und ihren Eltern treffen sollten. Meine Tochter hatte die Visitenkarte des Hotels auf ihrem Smartphone. So konnte also nichts schief gehen.

Nach etwa 1 Stunde sagte meine Tochter plötzlich: "Wir haben die Kuh vergessen." Die Kuh war unser Hochzeitsgeschenk für Elise und wir hatten ihr schon beim Treffen am Mittwoch angekündigt, dass sie heute ihr großes Geschenk erhalten würde. Was nun? Schließlich fliegen wir morgen wieder heim und haben da keine Zeit mehr, noch eine mehrstündige Geschenkablieferaktion einzubauen. Und meine Tochter hatte ihrer Freundin versprochen, ihr nach dem Mittagessen beim Umkleiden zu helfen. Mein Schwiegersohn und ich sollten uns irgendwie anders beschäftigen bis zum Beginn des eigentlichen Festes, z.B. Sightseeing in dem Vorort. Wir waren schon zu weit gefahren, um noch umzukehren und die Kuh zu holen. So fuhren wir erst einmal weiter und schmiedeten Pläne, wie wir weiter vorgehen wollten. Mein Schwiegersohn sah uns beide Frauen verzweifelt an, wohl weil er irgend eine verrückte Idee von einem von uns erwartete und hoffte wohl, nicht das Opfer dieser Idee zu werden. Aber seine Befürchtungen waren umsonst.
Ich hatte die ganzen Tage die Metro-Pläne studiert und auch schon mal einen der Fahrscheinautomaten bedient. So traute ich mir ohne Weiteres zu, allein zum Hotel zurück zu fahren und die Kuh zu holen. Meine Tochter sah mich bei diesem Vorschlag zweifelnd an, da die letzte Linie sich gabelt und ich da auch noch den richtigen Zug erwischen musste. Die Monitore auf den Bahnsteigen mit der Ankündigung der nächsten Züge hatte ich schon gesehen und auch die Laufschrift an beiden Enden der Metro-Wagen. Die Monitore waren nur chinesisch; die Laufschrift war war zweisprachig, das Endziel aber nur im chinesischen Teil. Also lernte ich anhand der ausgehängten Streckenpläne über den Türen die Unterschiede zwischen den Zeichen für die beiden Endziele auswendig sowie das letzte Zeichen des richtigen Endziels. Meine Tochter erklärte auch, wo in der Laufschrift das Endziel angeschrieben war - und plötzlich erkannte ich auch die Zeichen des richtigen Endziels wieder. Dazu war einfach nur ein Bildervergleich zwischen der Tafel und der Laufschrift notwendig.

Am Bahnhof angekommen, suchten wir ein Taxi. Dabei ignorierten wir alle Autos, die nicht das Taxi-Schild auf dem Dach hatten und somit keine offiziellen, lizenzierten Taxifahrer waren sondern Privatunternehmen, die gerne mal Touristen abzocken. Meine Tochter zeigte dem Fahrer die Visitenkarte auf ihrem Smartphone und schon fuhren wir los. Wir stellten fest, dass es sich um eine Kurzstrecke mit fixem Preis handelt (1.50 Euro) und der Preis die ganze Zeit auf dem Taximeter stand. Also auch diese Hürde würde ich nehmen können.

Im Hotel wurden wir von Elise begrüßt und wir gestanden unser Missgeschick und auch unseren Plan, wie wir das Geschenk noch selbst würden herbeischaffen können. Aber zuerst einmal wurden wir in einen großen Saal geführt, in dem auf der einen Seite bereits etliche runde Tische standen, an denen schon Leute saßen. Die andere Seite sah wie eine Großbaustelle für den Aufbau einer aufwändigen Dekoration aus.
Nach der Vorstellung wurden wir zu unserem Tisch geführt, an dem auch Elise und ihr Mann (eigentlich sind die beiden schon seit Ende Mai verheiratet) sowie Elises Eltern und weitere Verwandte saßen. Auch ein weiterer ausländischer Freund von Elise war anwesend, der aus Grenada (kein Schreibfehler, ich meine wirklich die Insel in der Karibik) kommt und gerade in Shanghai war. So saßen an diesem Tisch drei Farben, wie einer der Anwesenden auf englisch anmerkte, der dunkelhäutige Freund aus Grenada, die drei weißen Deutschen und die Chinesen. Wir vier waren die einzigen Ausländer bei der Feier.
Das Essen wurde aufgetragen; nach einer Basis von 3 Gerichten als Vorspeise wurde immer wieder ein neues aufgetragen. Als die Drehscheibe voll war, hat das Personal des Hotels halbleere Platten auf eine Platte zusammengefasst und auch die Platten der ersten Gerichte entfernt. Leider habe ich vergessen mit zu zählen, wie viele verschiedene Gerichte aufgetragen wurden. Nach meinem Gefühl waren es wohl so 12. Von den meisten Gerichten kannte ich keine Namen, aber sie schmeckten alle hervorragend. Und auch mein Schwiegersohn probierte von (fast) allen Platten und fand seine Lieblingsspeisen. Da gab es Gurkenstücke mit Dip als Vorspeise, Ente, Garnelen, Fisch, Schweinefleisch, verschiedene Gemüse, eine Suppe, gebratenen Reis mit Gemüse und zum Schluss noch Melonenschnitze.

Gestärkt mit dem leckeren Essen machte ich mich dann auf den Rückweg zum Hotel. Elise half noch, eine Visitenkarte des Hotels, ein Taxi und einen Zettel mit dem Namen der Metro-Station zu organisieren, so dass die Verständigung mit den Taxi-Fahrern auch kein Problem sein würde. Mein Schwiegersohn wollte im Hotel bleiben und sich im Internet vergnügen.
Es hat alles wunderbar geklappt. Ich verstand zwar nicht viel, konnte mich aber problemlos durch die bereits vertrauten Gänge der Metro-Stationen bewegen und fand auch immer sofort die richtige Bahn und die richtige Fahrkarte im Automaten. Nach etwa 3 1/2 Stunden war ich wieder zurück und wurde mit großem Hallo empfangen. Da hatten sich wohl einige der chinesischen Gäste überlegt, wie sie die verirrte Touristin ohne die geringsten Chinesisch-Kenntnisse wiederfinden könnten, die sich ja unweigerlich verlaufen muss.  ;) So war der Empfang natürlich entsprechend, als ich kurz nach der Mindestzeit, die ich zu diesem Abenteuer wohl brauchen würde, wohlbehalten wieder eintraf.

Meine Tochter kam gerade in die Lobby als ich die Halle betrat; sie hatte das Taxi vorfahren sehen und mich erkannt. Sie trug bereits ihr Festkleid und führte mich in eine Hotelsuite, die als Hochzeitssuite dekoriert war und in deren Wohnzimmer bereits einige Verwandte warteten. Im Bad konnte ich mich umziehen.
Gerade als ich fertig war, traf die Braut wieder ein nahm ihr Geschenk in Empfang. Die Süßigkeiten im Bauch der Kuh musste sie gleich probieren; es waren ja schließlich dieselben wie ihre Lieblingssüßigkeiten vor 10 Jahren.

Unsere Kleider kamen sehr gut an und die ersten Fotos wurden gemacht. Die meisten Fotos sind privat; ich habe aber einige für euch "entprivatisiert".

Braut mit Schwester und Mutti aus Deutschland:

Elise und auch ein paar der anwesenden Gäste haben die beiden Dirndl sofort als Tracht aus Süddeutschland erkannt; das Wort "Oktoberfest" fiel einige Male innerhalb der chinesischen Komplimente zu den Kleidern.

Die beiden (eifersüchtigen) Brautjungfern wollten auch ein Bild mit den beiden Trachten:

Anschließend gingen wir in den großen Saal vom Mittagessen, der jetzt als Festsaal hergerichtet war. Aus der Baustelle waren eine Bühne und ein mit Alufolie abgedeckter Laufsteg geworden, der an einem kleinen Pavillon endete. Entlang des Laufstegs waren Scheinwerfer aufgestellt, die über einen Computer von einem der Techniker zu einer super Lichterschau bedient wurden. Auf den Tischen standen Getränke bereit: Cola, Orangenlimonade, gesüßte Kokosmilch, Zitronenlimonade, Wein, Bier, Schnaps; Wasser musste extra bestellt werden.


Jedem Gast wurde von den Brauteltern sein Tisch zugewiesen. Es waren etwa 250 Gäste anwesend, Verwandte und Freunde vom Brautpaar sowie Bekannte von Elises Vater, die aus Reputationsgründen eingeladen werden mussten.
Als (fast) alle saßen fing die erste Lichterschau an und die Vorspeise wurde aufgetragen.


Der leere Tisch direkt vor der Bühne war für das Brautpaar, die beiden Brautjungfern und die beiden Best Men des Bräutigams reserviert.
Wie schon beim Mittagessen wurden immer wieder neue Speisen aufgetragen, Garnelen, Ente, Huhn, Hühnerfüße, Schwein, Rind, Fisch, Hummer, verschiedene Gemüse, verschiedene Suppen, gebratener Reis (fast zum Schluss), Obstplatte (Wassermelone, Honigmelone, Trauben und Tomaten) als Nachtisch; insgesamt wohl so 20 verschiedene Gerichte. Während der ganzen "Show" wurde vergnügt gegessen und getrunken.

Plötzlich änderte sich die Lichterschau an der Decke.


Und die Braut stand im weißen Hochzeitskleid mit Schleier wie hier auch in dem Pavillon:


Auf der Bühne standen der Bräutigam und ein Conferencier, der den ganzen Abend die Show leitete:


Der Conferencier erzählte wohl von den beiden, wo sie aufgewachsen waren und wie sie sich kennengelernt hatten. Dann ging der Bräutigam über den Laufsteg zur Braut und überreichte ihr den Blumenstrauß mit einem Kniefall. Leider konnte ich nicht verstehen, was er sagte, aber als die Braut den Strauß nahm und er sich wieder erhob, klatschen alle begeistert. Danach gingen beide langsam über den Laufsteg zur Bühne. In dieser Zeit wurden genau zur richtigen Zeit vorher platzierte Konfettikanonen abgefeuert, so dass die ganze Zeit das Konfetti auf die beiden herunter regnete.
Auf der Bühne gab es noch einige Zeremonien mit den Blumen


und am Ende das Anstecken der Ringe.
Danach verließ das Braupaar die Bühne und verschwand.

Einige Zeit später, in der die Gäste sich den Bauch vollschlugen, kamen die beiden wieder zurück. Elise hatte sich umgezogen; jetzt trug sie ein rotes Kleid mit einem Vogel, von dem sie meinte, es wäre ein Phönix, der für uns aber wie ein Pfau aussah. Wieder gingen beide zur Bühne.



Und dann kam der Schock des Abends. Elise hatte meine Tochter und ihren dunkelhäutigen Freund gebeten, kurz etwas zu sagen. Jetzt bat sie die beiden und mich zu sich auf die Bühne und erklärte erst einmal den anderen Gäste, wer wir drei waren und was Dirndl sind.


Nachdem ich das überlebt hatte, machte das Brautpaar eine kleine Pause an ihrem Tisch und die beiden aßen etwas von dem leckeren Essen.

Anschließend gingen sie noch einmal auf die Bühne und baten auch die beiden Elternpaare zu sich.


Soweit ich die Handlung dann verstand, wurden die beiden Elternpaare vorgestellt und gewürdigt.
Damit war der offizielle Teil beendet.

Während der folgenden Zeit futterten die Gäste und das Brautpaar zog von Tisch zu Tisch, um seine Gäste zu würdigen. Der Bräutigam hatte ein Schnapsglas und eine Flasche Schnaps in der Hand, gab Schnaps an jeden (Mann) aus, der welchen wollte und stieß mit allen Gästen an. Er selbst füllte sein Glas nicht mit Schnaps sondern mit Wasser.  ;) Die Braut gab jedem männlichen Raucher eine Zigarette und zündete sie an.
Schon vor dem Essen wurde an männliche Raucher rote Zigarettenschachteln verteilt. Während der ganzen Zeit wurde fleißig geraucht, jedoch nur von Männern, aber die Klimaanlage schaffte es, den Rauch sofort zu entfernen. Am Ende roch nichts nach Rauch. Frauen scheinen in China in der Öffentlichkeit nicht zu rauchen.

Solange das Brautpaar von Tisch zu Tisch ging und auch danach noch, unterhielt der Conferencier die Gäste, indem er den anwesenden Kindern einige Aufgaben stellte. Die Kindertruppe musste von den Eltern (oder anderen Personen im Saal) angeforderte Dinge wie Schlüssel, Gürtel, Schuhe und anderes bringen. Das Kind, das als letztes kam, bekam ein Plüschtier und schied aus. Dieses Spektakel wurde immer wieder dadurch unterbrochen, dass der Conferencier wie bei einer Lotterie Nummern vorlas und Gewinne verteilte. Wie von Zauberhand lagen plötzlich vor unseren Plätzen ebenfalls Zettel mit Nummern, so dass wir bei diesem Spektakel ebenfalls mitmachen mussten. Der Inhalt der roten Tüten war immer derselbe: 1 l Geschirrspülmittel, 1 Tube Erdbeerzahnpaste (für Kinder) und 1 Tube Pfefferminzzahnpasta.

Irgend wann während dieser Zeit spielte der Conferencier auch ein paar Musikstücke (wohl zum Erraten) an und forderte zum Karaoke auf. Da machten auch einige der Gäste mit. Asiaten vertragen nicht viel Alkohol und so waren zu diesem Zeitpunkt einige der Gäste schon gut angeheitert; es wurde aber keine irgendwie auffällig - außer, dass sie beim Karaoke mitmachen wollten.

Um 21:00 mussten wir leider gehen, um die letzte Metro in die Stadt zu erreichen. Wir verabschiedeten uns herzlich von dem Brautpaar, das noch über den Empfang ein Taxi für uns besorgte. Meinen Zettel mit dem Namen der Metro-Station vom Mittag konnten wir hier erneut verwenden.

Im Hotel angekommen, beschlossen wir, die komplette Pack-Aktion auf den nächsten Morgen zu vertagen und dafür den Wecker auf 7:00 zu stellen.
Wir fielen nach diesem ereignisreichen Tag total erschlagen in unsere Betten.

Viele Grüße

Gipsy

Andrea

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Re: Shanghai Wedding 2015
« Antwort #62 am: 12. Oktober 2015, 11:39:39 »
Dass mit den Zigaretten finde ich ja etwas gewöhnungsbedürftig. Man hat sich ja mittlerweile gut daran gewöhnt, dass in Restaurants etc. nicht geraucht werden darf. Aber wenn die eine so gute Klimaanlage haben, dass das Ganze nicht in den "Nebel des Grauens" ausartet, dann geht´s wohl.

Die manchmal etwas lästigen Spiele gibt es wohl überall. Wird denn eigentlich auch getanzt?
Liebe Grüße, Andrea



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Gipsy

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Re: Shanghai Wedding 2015
« Antwort #63 am: 12. Oktober 2015, 12:06:10 »
Bis 21:00, als wir gehen mussten, gab es keinen Tanz - außer den kurzen Einlagen beim Karaoke.

Ich war auch erst irritiert, als schon beim Abendessen mit der Familie Elises Vater immer wieder geraucht hat. Aber schon auf der gegenüber liegenden Seite des Tisches hat man nichts mehr davon mitbekommen. Die Zigaretten haben auch nicht so gequalmt wie bei uns. Aber trotzdem ist das für uns sehr gewöhnungsbedürftig.
Viele Grüße

Gipsy

Paula

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Re: Shanghai Wedding 2015
« Antwort #64 am: 12. Oktober 2015, 12:09:19 »
was für ein riesen Aufwand für eine Hochzeit, ich bin echt froh dass wir solche Traditionen nicht haben. Eine Bekannte von mir war mal auf einer türkischen Hochzeit eingeladen (da sie als Ihre Arbeitgeberin zu den Personen gehörte die man anstandshalber einladen muss). da waren auch 300 Gäste, was für ein Streß!
Und dann mußt du den Weg auch noch zweimal fahren! Ich habe echt Respekt dass du das geschafft hast, ich weiß nicht ob ich mich alleine getraut hätte!
Eure Dirndl gefallen mir super vor allem das weinrote deiner Tochter, das ist genau meine Farbe  :)
ich hätte euch auch auf die Bühne geholt  :)
für uns als Außenstehende ist das natürlich super interessant, solch einen Einblick bekommt man als normaler Tourist ja gar nicht, darum danke für die ausführliche Schilderung!
Viele Grüße Paula

Ilona

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Re: Shanghai Wedding 2015
« Antwort #65 am: 12. Oktober 2015, 14:51:20 »
Puuhhh  :girly:, das war aber ein stressiger Hochzeitstag.

Schön, dass ihr in bavarischer Tracht gekleidet wart. Da erinnern sich die Gäste doch gerne ans "Oktoberfest" :zwinker:.

Ich hatte keine Zweifel, dass du im Alleingang wohlbehalten mit dem Geschenk im Hotel ankommst  :thumb:.

Das hätte ich auch so gemacht, denn schließlich will man weder mit leeren Händen dastehen, noch die gefüllte Kuh zurück nach Deutschland bringen  :cool2:.
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat" (Erich Kästner)


Silvia

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Re: Shanghai Wedding 2015
« Antwort #66 am: 12. Oktober 2015, 19:00:52 »
Danke dass du uns durch das "privatisieren" der Bilder Gelegenheit gibst auf so eine Hochzeitsfeier reinzulinsen  :thumb:   

nordlicht

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Re: Shanghai Wedding 2015
« Antwort #67 am: 13. Oktober 2015, 07:38:47 »
Habe jetzt auch den Bericht vom Ausflug nach Suzhou gelesen, ein schöner Kontrast zu Shanghai.

Vielen Dank auch für die Hochzeitsbilder.
Schön, dass ihr in bavarischer Tracht gekleidet wart.
Das mit dem Dirndl war eine gute Idee!

Flicka

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Re: Shanghai Wedding 2015
« Antwort #68 am: 13. Oktober 2015, 21:07:57 »
Ein spannender Tag! Danke für deine ausführliche Beschreibung, ich hatte vorher überhaupt keine Vorstellung, wie so eine Hochzeitsfeier in China abläuft. Und die Schrecksekunde, als ihr plötzlich die Kuh vermisst habt, kann ich mir gut vorstellen.

Aber die Sache mit dem Geschirrspülmittel und der Zahnpasta habe ich nicht ganz verstanden. Hat das irgendeine Bedeutung? Vielleicht eine Bitte, beim Abwasch zu helfen?  ;D

Gipsy

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Re: Shanghai Wedding 2015
« Antwort #69 am: 14. Oktober 2015, 14:26:41 »
Es tut mir leid, Leute; der Arbeitsalltag hat mich wieder :( und der ist direkt nach dem Urlaub so stressig, dass ich (fast) keine Zeit mehr habe, um ins Forum zu schauen und - vor allem - den Bericht fertigzustellen und ein Fazit zu ziehen.

Nach der Reaktion der Chinesen auf die Dirndl waren wir auch froh, dass wir uns dafür entschieden hatten.
Ich war eigentlich ganz froh, dass ich allein zurückfahren konnte und die Kuh holen. So hatte ich mal wieder Zeit zu Nachdenken und einfach die (inzwischen vertraute) Umgebung auf mich wirken zu lassen, ohne jeden Moment damit rechnen zu müssen, dass meine Tochter oder mein Schwiegersohn mich anspricht.

@Flicka: Die Tüten mit den Gewinnen enthielten alle Geschirrspülmittel und Zahnpasta; also etwas, das jeder brauchen kann (und nicht irgendwelchen Nippes, der als Staubfänger, Geschenk oder ähnliches endet). Den Abwasch des Festes hat das Hotel erledigt.
Überhaupt ist die chinesische Variante des Tafelns sehr geschirrsparend: jede Person hat 1x Stäbchen, 1 Kuchenteller, 1 Reisschälchen, 1 chinesischen Löffel, 1 Glas. Dazu kommen die Platten mit den Speisen. Und das Tischtuch, das nach einer Mahlzeit immer voller Flecken ist; Kleckern ist erlaubt.

Uns hat bei dieser Feier vor allem befremdet, dass während der ganzen Zeit die Mahlzeit als Basisbeschäftigung der Leute gedient hat. Dafür waren die Kinder fertig mit Essen und wollten beschäftigt werden, als der zeremonielle Teil beendet war und der Conferencier Zeit für sie hatte und sie beschäftigen konnte.
Wir haben die 3 Stunden natürlich nicht ununterbrochen gegessen, sondern eben immer mal wieder - vor allem, wenn neue Platten kamen - ein paar Bissen, dann weiter zugesehen, sich unterhalten, wieder ein paar Bissen, usw.
Viele Grüße

Gipsy

Gipsy

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Re: Shanghai Wedding 2015
« Antwort #70 am: 14. Oktober 2015, 20:11:21 »
Rückkehr nach Deutschland (Sonntag, 4.10.2015)

Der Wecker klingelte um 7:00; der Tag der Abreise war unweigerlich gekommen.
Jetzt werden die letzten Reste zum obligatorischen Pulverkaffee aufgetischt, aber wirklich Hunger hat nach dem Festessen gestern Abend noch keiner. Dann werden die Habseligkeiten zusammengesucht und teilweise auch getauscht (z.B. eine Pfefferminzzahnpasta aus England gegen meine Karamell/Minz-Zahnpasta aus der Schweiz). Das Schwierigste ist die richtige Aufteilung der verschiedenen Ladekabel, die alle zusammen in einer Schublade liegen. Jetzt rächt sich die Wohnung mit dem gemeinsam genutzten Wohnzimmer.  ;) Wie immer im Urlaub nehmen die Souvenirs und Mitbringsel mehr Platz weg als die Gastgeschenke und Notvorräte auf der Anreise, aber irgend wann sind alle Koffer zu. Wir hoffen, dass keiner zu schwer ist und wir nicht noch umpacken müssen. Eine Kofferwaage hat natürlich keiner dabei.
Schnell Auschecken und dann ab zur Metro. Dieses Mal überqueren wir sogar noch eine Hauptstraße mit Ampel, um den einzigen Lift in die Metro-Station zu nehmen. Alle anderen Eingänge haben nur Rolltreppen, die nach oben führen; runter geht es nur über Treppen und die wollen wir mit dem Gepäck nicht nehmen.
Nach Umsteigen am People's Square und wechseln der Bahn in Guanlan Road sind wir auch bald am Flugplatz angekommen und stehen vor dem Check-in Schalter der Lufthansa. Dort ist so wenig los, dass alle Schalter für Economy verwendet werden und kein Gast lange warten muss. Im Gegenteil, hier müssen die Lufthansa-Angestellten auf Arbeit warten.
Die Koffer werden gewogen - und zwei wiegen zwischen 19 und 20 kg, der dritte genau 20 kg; also alles im grünen Bereich. Sitzplätze im oberen Bereich hatten wir schon gestern Nachmittag vor der Feier reserviert.

Endlich dürfen wir in das Flugzeug und die reservierten Plätze einnehmen; eine 2er-Reihe am Fenster für meine Tochter und meinen Schwiegersohn und einen Gangplatz schräg davor für mich. Der Platz neben mir bleibt wie auch die restlichen Mittelplätze im 4er-Mittelblock frei. Endlich kommt die Durchsage vom Kapitän, dass wir bereit wären und die Türen schon zu seien. Aber es tut sich erst einmal nichts. Stattdessen wird irgendwann Wasser angeboten und es kommt eine weitere Durchsage, dass die Chinesen irgendwelche Probleme damit haben würden, den Vogel starten zu lassen und wir halt weiter warten müssen. Mit 1 Stunde Verspätung heben wir dann ab. Nach dem verspäteten Mittagessen werden die Rollos zwangsweise geschlossen und das Licht gelöscht und ich schaffe es auch irgendwie, einige Zeit zu schlafen.
Trotzdem zieht sich die Zeit, aber endlich, mit nur noch 1/2 Stunde Verspätung, setzen wir in Frankfurt auf. Wir müssen Umsteigen nach Friedrichshafen - und der Weg zieht sich unendlich bis wir erneut durch eine Personenkontrolle mit Nacktscanner müssen. Dort müssen auch alle Wasserflaschen entsorgt werden, die es irgendwie geschafft haben, sich nach der Personenkontrolle in Shanghai wieder aufzufüllen.  ;)
Als dann eine Durchsage kommt, dass der Flug überbucht wäre und Leute gesucht würden, die freiwillig erst morgen früh fliegen würden, überlegen wir nur kurz: Nein, den Weg gehen wir nicht noch einmal. Es finden sich auch so genug Leute, die das Angebot annehmen.
Auch dieser Flug ist verspätet und so kommen wir statt um 22:00 um 22:20 in Friedrichshafen an.
Schnell noch durch den Zoll, dann mein Auto vollpacken und auslösen und zu meiner Tochter fahren. Während der Fahrt beschließe ich, dass es mir reicht und ich bei meiner Tochter übernachten werde.
So komme ich dann am Montag, 5.10.2015 gegen 12:30 zu Hause an und habe erst einmal absolut keine Lust, alles auszupacken. Aber am Abend ist auch das erledigt; jetzt muss nur noch irgend wann die Wäsche gewaschen werden.
Viele Grüße

Gipsy

Gipsy

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Re: Shanghai Wedding 2015
« Antwort #71 am: 14. Oktober 2015, 20:41:44 »
Jetzt folgt noch gleich das

Fazit

Shanghai ist eine riesige Stadt, die nie zur Ruhe kommt. Es ist fast unmöglich, in dieser hektischen Stadt zur Ruhe zu kommen.
Die Stadt ist interessant und wir haben noch nicht einmal alles gesehen, was auf der Liste der möglichen Unternehmungen stand.
Fasziniert hat mich, dass das, was auf den ersten Blick nur wie ein heilloses Durcheinander wirkt, doch zu funktionieren scheint, vor allem im Straßenverkehr. Für die Größe der Stadt und der Menge der Leute, die hier auf engstem Raum zusammenleben, kam mir die Stadt sehr sauber vor. Auch in den Bahnen ging immer wieder jemand durch, der den kaum schmutzigen Boden der Wagen gefegt hat. Bei uns hätte der Zustand vor dem Fegen bereits als sauber gegolten.

Es war super, Elise wiederzusehen und ihren Mann und ihre Eltern kennenzulernen. Und die Feier selbst war ein Erlebnis, das ich so schnell nicht vergessen werden; genau so wenig wie die Teezeremonie.

Jetzt kann ich auch die beiden Fragen beantworten, die mich das ganze Unternehmen mit zwiespältigen Gefühlen angehen ließen:
1. Hat es sich gelohnt? Eindeutig JA. Würde ich Shanghai noch einmal besuchen? Nur als Start oder Ende einer Rundreise; für noch einmal nur Shanghai hat die Stadt viel zu wenig, das Land aber viel zu viel zu bieten.
2. Funktioniert so eine Reise zu dritt? Die Frage ist nicht ganz so einfach zu beantworten. Die Wohnung war ein Vorteil, so dass wir nicht nur in einem der beiden Schlafzimmer zusammen sitzen mussten. Es hat auch ohne Verstimmung funktioniert. Aber meine Tochter und ich sind beide selbstbewusst und haben unseren jeweils eigenen Kopf. Und die beiden Köpfe sind nicht immer problemlos unter einen Hut zu bringen. Bei 3 Wochen wird es ziemlich sicher mindestens 1 mal so richtig krachen zwischen uns. Wenn also jeder immer wieder mal eigene Wege gehen kann, geht es. Wenn wir aber so eng wie in dieser Woche an einander gekettet sind, wird es nicht funktionieren - unabhängig davon, wie gut wir uns eigentlich verstehen.

Kosten:
Flug: €714 pro Person
Hotel (3Zi-Wohnung mit täglichem Handtuchwechsel und Reinigung): €970
für die Ausgaben vor Ort hat meine Tochter immer mit ihrer Kreditkarte Geld abgehoben; die endgültige Abrechnung folgt noch. Ich schätze, dass es noch einmal etwa €600-€700 sein werden. Die endgültige Abrechnung folgt noch irgend wann.

Selbst gefahrene km: 0
Mit Metro gefahrene km: keine Ahnung, waren aber doch einige
gelaufene km: wohl mehr als geplant und weniger als die qualmenden Füße uns vorgegaukelt haben
gewonnene Erfahrung und Erinnerungen: unbezahlbar
Viele Grüße

Gipsy

Flicka

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Re: Shanghai Wedding 2015
« Antwort #72 am: 14. Oktober 2015, 20:48:12 »
DANKE für das Mitnehmen auf diese wirklich außergewöhnliche Reise!  :)


Andrea

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Re: Shanghai Wedding 2015
« Antwort #73 am: 14. Oktober 2015, 23:00:22 »
Ganz lieben Dank für den doch sehr persönlichen Reisebericht!

Mit dir macht es Spaß zu reisen und ich wünsche dir sehr, dass du jetzt vielleicht doch wieder ins Auge fassen kannst, auch wieder weiter weg zu verreisen. Auch allein.
Liebe Grüße, Andrea



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Silvia

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Re: Shanghai Wedding 2015
« Antwort #74 am: 15. Oktober 2015, 10:39:15 »
Auch von mir ein herzliches Dankeschön!!   :danke:    War wirklich interessant, zum einen die Stadt kennenzulernen und dann auch noch eine chinesische Hochzeit mitzuerleben.