Hallo Flicka,
in den Yellowstone zu fahren ist IMMER eine gute Idee.
Durch die Schulferien (Sohn) war ich bei meinen Besuchen bisher immer an die Sommermonate gebunden und habe über die Jahre von Juni bis August alles durch.
Zur Besucheranzahl an sich: Die ist im Juli und August am höchsten, im September ist schon weniger los (dafür haben aber auch schon ein paar Einrichtungen im Park zu) und im Juni ist zumindest in der ersten Hälfte noch "echte" Vorsaison.
Die Frage, wie viel man von den Besuchermassen mitbekommt, hängt zum einen davon ab, wo man sich im Park aufhält und zum anderen auch vom persönlichen Tagesmuster. Zu beiden Punkten möchte ich meine Erfahrungen hier teilen.
Rainer hat gerade den letzten Punkt, das persönliche Tagesmuster, wirklich wunderbar auf den Punkt gebracht:
Wir sind da zugebenermaßen die 0815-Touris, die natürlich auch zur "Unzeit" (irgendwo ab 10.00 Uhr) erst in den Park fahren. So wie die meisten anderen "Deppen" eben auch...
Wenn man das so macht, am besten noch von West Yellowstone aus in den Park einfährt und in Richtung Old Faithful fährt, dann hat man wirklich das Gefühl ab dem Parkeingang in einer riesigen Wagenkolonne durch den Park zu rollen. Mindestens einen längeren Stau hat man auf der Strecke garantiert, der ist am Adlernest kurz vor Madison. Das haben die Viecher so elegent neben die Straße gebaut, dass dort jeder anhält, um aus dem Auto heraus ein Foto zu machen. Der Stau entsteht übrigens auch in Jahren, in denen das Nest gar nicht besetzt ist...
Vielleicht hiflt es Dir, wenn ich an der Stelle mal meine "Strategie" vorstelle, mit der ich im Sommer im Yellowstone unterwegs bin?
- Unterkunft möglichst im Park
- Morgens zum Tagesanbruch raus zum Fotografieren (noch vor Sonnenaufgang los)
- Am Vormittag, wenn die Massen reinkommen, gehe ich dann Wandern, bin in Teilen des Parks, in denen weniger los ist oder ruhe mich einfach aus (Mittagsschläfchen)
- Ab ca. 16:00 Uhr (spätestens ab 17:00 Uhr) nimmt der Besucherandrang schon wieder deutlich ab, da mache ich mich dann wieder auf, um die Abendstunden zu nutzen
Damit habe ich morgens zum Tagesanbruch den Park praktisch für mich alleine (oft treffe ich morgens erst auf dem Rückweg ans Quartier wieder die ersten Leute).
Abends ist zwar etwas mehr los, aber es ist weit, weit davon entfernt voll oder gar überfüllt zu sein. Man hat selbst im Hochsommer abends ein "Nebensaison-Feeling".
Für mich sind es diese magischen Momente morgens und abends, die den Yellowstone ausmachen und nicht die Erinnerung an Staus und überfüllte Parkplätze. Klar, die erlebe ich dabei auch mal ab und zu, aber dann denke ich mir nur "wenn ihr wüsstet, was euch heute morgen wieder entgangen ist" und sehe das total entspannt ;-)
Oder konzentriert sich der große Menschenauflauf auf den Old Faithful?
Auch das ist ein wichtiger Punkt. Ja, der Südwesten des Parks mit seinem Geysieren ist der Besucherschwerpunkt. Es gibt aber auch im Hayden Valley und in Canyon tagsüber ab und an noch viel Verkehr. Im Nordosten des Parks, dem Lamar Valley, wirst Du aber selbst zu den Zeiten an denen am Old Faithful oder am Midway Basin alle Parkplätze belegt sind, nicht den Eindruck haben, dass es überlaufen ist. Das ist z.B. so ein Ort, an den man Mittags "flüchten" kann. ;-)
Ein wenig wandern würde ich auch gerne und habe mir schon ein paar Wege rausgesucht. Ich werde alleine unterwegs sein. Wandertouren durch abgelegenere Gebiete kommen deshalb für mich nicht in Betracht (von der Angst vor Grizzlybären mal abgesehen war der letzte Urlaub der erste seit langem, bei dem ich mir keine Löcher in die Wanderhose gefallen habe).
Ganz klarer Tip für den Fall: Schau in den Visitor-Center nach Wanderungen, die von Rangern geführt werden. Erstens bist du dann nicht alleine unterwegs und zweitens haben die unglaublich viel Interessantes zu erzählen und zu zeigen. Bei so einem Walk hat uns letztes Jahr am Lake Yellowstone ein Ranger etwas abseits des Weges geführt. Da waren dann auf einmal die Überreste einer indianischen Kultstätte. Das war total klasse, als wir plötzlich vor dem Steinkreis standen.
Ebenso sind die abendlichen Campfire-Talks zu empfehlen. Das sind Vorträge im Freien (eben am Lagerfeuer) bei denen die Ranger über bestimmte Themen erzählen (oft aus der Tierwelt des Yellostone).
Ansonsten verweise ich natürlich gerne auf meinen Vortrag "Sommer auf dem Vulkan - Landschaften im Yellowstone", den ich am 4. Dezember in Pirmasens, im Rahmen der
Vortragsreihe "Around the World" halten werde.
Grüße,
Michael