30.10.2015 - Rollende Brücken und Friedhöfe So. Letzter Tag. Letztes Konzert. Ein Friedhof muss da noch rein. Zuerst gibt’s aber ein Date mit der Rolling Bridge.
Da die Friedhofstour erst um 13:45 losgehen sollte, hatte ich noch Zeit kurz nach Paddington zu fahren und mich auf die Suche nach der Rollbrücke zu machen. Da ich ja mittlerweile so ziemlich alle Seiten von „unbekanntes London“ bis „kurioses London“ auf Kurzwahl habe, hatte ich beim Stöbern den Tip für die Rolling Bridge gelesen. Was ist das nun genau. Das ist eine kleine Fußgängerbrücke über den Seitenarm eines Kanals, die jeden Freitag um 12 Uhr „aufgerollt“ wird. Das „aufrollen“ erfolgt durch hydraulisches Heben und Senken von einzelnen Segmenten, die am Ende dann aussehen wie ein eckiges Rad wenn es vollständig eingeklappt ist. Wahrscheinlich muss man es sehen, denn eine Beschreibung ist irgendwie garnicht so einfach. Deshalb siehe Bilder.
Zumindest hatte ich gedacht, das ich mit der Idee mir das am Freitag Mittag anzusehen recht alleine wäre. Nix da. Mit mir standen da bestimmt noch 20 bis 30 andere Idioten rum um sich das anzusehen. Hätte ich nicht gedacht.
Die ganze Ecke hier mit den Hochhäusern die sich an dem Kanal entlang reihten sah garnicht mal so unattraktiv aus. Könnte mir vorstellen das das alles relativ neuerem Datums ist. Auf halbem Weg zurück zur Straße geht noch eine andere Brücke über diesen Paddington Canal, bzw. Paddington Basin wie es wohl richtig heißt.
Ich konnte beobachten wie sich die zwei in Warngelb gekleideten Kollegen die eben die Rolling Bridge bedient hatten sich auch an einem Schaltkasten neben dieser Brücke zu schaffen machten. Da dachte ich bleib mal stehen und schau mal was passiert. Und tatsächlich. Nach ner ganzen Zeit setzte sich auch diese Brücke in Bewegung. Als sie sich ganz langsam anhob teilte sie sich in 5 einzelne "Scheiben" die sich danach wie eine Art Fächer aufstellten. Das sah fast noch ne Spur besser aus wie die andere Brücke. Wie heißt diese hier ? Slicing Bridge ?
Bei dem ganzen Brücke gucken war es jetzt doch schon spät geworden und ich musste jetzt zügig zum Highgate Cemetery (West). Der Highgate Cemetery wird in zwei Bereiche aufgeteilt. In East und West. Der Ostteil ist frei zugänglich. Der wird auch in Schuss gehalten. Hier gibt’s unter anderem das Grab von Karl Marx zu sehen. Der Westteil hingegen wird eigentlich nicht mehr großartig gepflegt (umgestürzte Bäume werden weggeräumt und Wege freigehalten, sonst aber nix) und kann nur im Rahmen einer geführten Tour besichtigt werden. Diese ist eigentlich täglich aber fast immer relativ schnell voll. Diesmal hatte ich früh genug geschaut und ein Kärtchen gekauft (12 Pfund).
Zuerst muss man aber hinkommen. Laut Beschreibung soll man mit der Northern zur Station Archway fahren und von dort noch zwei Stationen mit einem Bus weiter. Der Bus lässt einen in Höhe des Waterlow Park raus. Den muss man jetzt nur noch durchwandern und schon ist man beim Friedhof.
Die Tour wurde vom „Registrar“ des Friedhofes durchgeführt. Dieser Highate Cemetery ist (egal ob East oder West) immer noch ein „working cemetery“. Und der Registrar hat die Hoheit darüber wo noch welche Parzelle frei ist. Der führt sozusagen Buch. Im Laufe der nächsten guten Stunde hat der Mann dann sehr viel über die Historie des Friedhofes erzählt, von Gebräuchen und wie sie sich im Laufe der Jahre (Jahrhunderte?) geändert haben, was die einzelnen Sachen auf den Gräbern für eine Bedeutung haben (Engel mit offenen Flügeln der nach oben schaut, Engel der etwas in der Hand hält und nach unten schaut, rundes Kreuz, klassisches Kreuz und so weiter. Das hatte laut seiner Beschreibung alles eine eigene Symbolik) und zu guter Letzt noch einige Anekdötchen.
Wir sind dabei nen großen Bogen gegangen mit Schwerpunkt auf den Ägyptischen Teil. Damals 18hundertirgendwas als die Engländer Ägypten geplündert haben war Ägypten so IN wie kaum etwas anderes. Und da die Friedhöfe untereinander in Konkurrenz standen (der Highgate Cemetery und diverse andere im Großraum London sind/waren privatwirtschaftlich betriebene Unternehmen, die natürlich Geld verdienen wollten) hat man einen ägyptischen Teil angelegt, mit Grabkammern, Obelisken, verzierten Dächern, Auge des Ra und diversem anderen um den Leuten ein ganz neues Beerdigungserlebnis zu ermöglichen.
Ich fand die Tour sehr gut und sehr informativ. Die verwilderten Grabstätten waren im nicht minder verwilderten Wald für viele Fotomotive gut. Anschließend bin ich noch zum Ostteil gegangen um den Herrn Marx zu knipsen. Das war dann aber auch genug Friedhof. Zurück an der Ubahn (wieder zurück durch den Park und mitm Bus ) bin ich dann, weil ich einmal an der Northern Line war, nach Angel gefahren. Ich wollte mir die Camden Passage anschauen. Die Camden Passage soll sowas wie eine Straße, oder besser Gasse, für Antiquitätenhändler sein.
Von der Station Angel aus kann man es auch fast nicht verfehlen. Allerdings war ich jetzt am späten Nachmittag deutlich zur falschen Zeit da. In der beginnenden Dämmerung war schon alles wieder eingeräumt, Läden zu und niemand mehr unterwegs. Somit kann ich jetzt auch garkein Urteil abgeben ob es sich eigentlich lohnt oder nicht. Ich glaube bis spätestens Mittags sollte man hier gewesen sein.
Durch die Gasse wieder zurück und am „Islington Green“ abgebogen habe ich mir noch ein wenig die Umgebung hier im Stadtteil Islington angeschaut. Also zumindest an der Hauptstraße zurück zur Ubahn war an Läden so ziemlich alles vertreten was man nicht braucht. Ebenso unzählige bekannte Kettenrestaurants und Pubs. Ob es hier in der Gegend sonst noch etwas gibt was interessant ist, konnte ich auf die Schnelle nicht mehr feststellen.
Da es jetzt um fünf Uhr auch schon fast dunkel war habe ich das Programm beendet und stattdessen den jetzt schon mehrfach erprobten Abendablauf eingeläutet. Leicester Square, Steakhouse, Fleisch, Brewmaster, Bierchen und dann zum O2 fahren.
Heute Abend viertes und (für mich) letztes Konzert. Alles gut wie immer, keine besonderen Vorkommnisse. Morgen geht’s früh los, daher habe ich im Hotel noch schnell die Tasche fertig gepackt, so dass ich morgen (iigitt 6 Uhr !) direkt los kann.
31.10.2015 - Samstag Morgen um 6, die Frisur sitzt, die Ubahn ist vollWie ? Voll ? Am frühen Samstagmorgen ? Tatsächlich. Wenn ich nicht gewusst hätte, das es 6 Uhr 30 sind und es ein Samstag ist, ich hätte vermutet das ich irgendwann in der Woche unterwegs wäre. OK. Das Publikum war schon etwas anders. Da waren zum einen viele Leutchen in dreckigen Klamotten die wohl offensichtlich irgendwo auf den Bau wollten, andere in alten ausgeleierten Jogginghosen und Pullis (wo die hinwollten konnte ich mir nicht zusammenreimen) und aufgedonnerte und angeschickerte Partygänger(innen) die jetzt gerade die Nacht beendeten. Lustige Kombination.
Irgendwie ging es dann doch aber alles recht zügig, so das ich am Ende doch deutlich zu früh am Flughafen war. So war auch noch Zeit fürn Sandwich und nen Kaffee. Einen Pret gabs nicht. Dafür eine andere Kette mit Namen EAT! Deren Kram war mindestens ebenso lecker wie die Pret Sandwiches. Die Germanwings war pünktlich und sogar früher als geplant in Köln zurück. So war ich dann auch am Samstag Mittag wieder zu Hause und eine tolle U2 Woche lag hinter mir. Schade, schon vorbei.
See you next year in London.