20. Tag Samstag 29.10. 2017Das Frühstück im Holiday Inn ist ganz okay aber nichts besonderes, es gibt überwiegend chinesische Kost, an europäischen Speisen eigentlich nur Waffeln und Oatmeal.
Um 9:30 Uhr trafen wir unseren neuen Guide in der Lobby: Herr Oskar Yang. Den Vornamen Oskar bekam er von seiner bayerischen Lehrerin die sich die chinesichen Namen nicht merken konnte. Er fand den Namen Oskar gut, hat die Blechtrommel gelesen und findet dass er somit einen berühmten Namen hat. Er sprach fließend deutsch. In Shanghai gibt es eine Kolonie Auslandsdeutscher zu denen er Kontakt hat. Er stammte aus Shanghai und war überzeugt in der schönsten Stadt Chinas zu leben und die wollte er uns nun zeigen. Na dann mal los
Mit dem Auto fuhren wir in die Innenstadt. Zunächst sollten wir das französische Viertel besichtigen
hier stehen Chinesen Schlange um das Gebäude zu besichtigen in dem der erste kommunistische Nationalkongreß getagt hat.
Herr Yang wies auf alle Gebäude hin in denen internationale Modeketten und Restaurants wie Starbucks ansässig waren. Er schien darauf sehr stolz zu sein, nur uns interessierte das gar nicht. Das haben wir ihm dann auch klargemacht dass wir nicht nach China gekommen sind um uns irgendwelchen europäischen Abklatsch anzuschauen! Das hat er scheinbar begriffen, denn er meinte daraufhin dass er den Plan in dem Fall ändert und uns etwas ganz anderes zeigt.
Zunächst gingen wir durch einen Park, das Wasser im See war gerade abgelassen worden um den See zu reinigen. Einige Jogger waren unterwegs und Herr Yang meinte dass es viele solcher Parks gebe und Shanghai eine wunderbar grüne Stadt sei. Hier gab es wenigstens interessante Bäume, Herr Yang ließ uns an einem Ast riechen: es roch wie Mentholsalbe, das war ein Kampferbaum. Ein riesiger Baum. Dann fuhren wir ein kurzes Stück mit dem Auto zu einem Parkplatz.
Wo jetzt ein Parkplatz ist war bis vor kurzem noch ein berühmter Antik- und Flohmarkt, auch in unserem Reiseführer stand der drin, es gibt ihn nicht mehr! Auch der Parkplatz war nur vorübergehend, hier soll ein Hochhaus gebaut werden.
in dem angrenzenden Viertel stehen noch alte niedrige Häuser (wer weiß wie lange noch...)
in den kleinen Läden gab es Zubehör für den Kampfgrillensport zu kaufen
hat irgendjemand von euch schon mal von Kampfgrillen gehört? In China ist das ein sehr beliebtes Hobby von Männern, es gibt viele Züchter von Grillen, es gibt Firmen die Zubehör herstellen und bei den Kämpfen der Grillen wird um viel Geld gewettet, das ist ein Millionengeschäft. Shanghai ist das Zentrum des Kampfgrillengeschäfts, angeblich kommen Käufer aus ganz China hierher. Und das können sie hier erwerben:
millimetergroße Wasser-und Futterschälchen
Futter für die Grillen und sonstiges Zubehör
und natürlich die Grillen selber, die gab es in Größen von wenigen Millimetern bis zu geschätzt 8 Zentimeter, es gibt bei den Kämpfen Kampfklassen wie bei Boxern für die verschiedenen Größen
verschiedene Farben hatten sie auch, eklige Viecher!
Fotografieren war schwierig, viele Händler wollten nicht dass man die Tiere fotografiert
zwischen zwei Häusern gab es einen Gang zu einer riesigen Halle und da waren dann noch mal Hunderte von Verkaufsständen, echt krass!
die Grillen werden in solchen Dosen oder Schachteln gehalten
das hier ist sehr interessant: ein Käufer prüft eine Grille auf Kampftauglichkeit: er kitzelt sie mit einem Pinsel, darauf sollte sie aggressiv reagieren
vor dem Kampf werden die Grillen außerdem mit Chili gefüttert, das soll sie noch aggressiver machen
einen Grillenkampf haben wir leider nicht gesehen, angeblich verletzten sich die Tiere gegenseitig, töten sich aber nicht. Ich kann mir ja viele absonderliche Hobbys vorrstellen aber das ? Jedenfalls war das für uns sehr interessant, genau sowas wollten wir sehen!
Weiter hinten gab es auch niedlichere Tiere wie diese süßen Hamster, auch Vögel.
ich habe noch nie einen Hamster auf dem Rücken liegend schlafen sehen, wie süß!
Mit diesem Punkt waren wir nun sehr zufrieden und wir bedankten uns bei Herrn Yang, der dafür ja kurzfristig den Plan geändert hat. Warum das nicht bei jeder Besichtigung automatisch dabei ist verstehe ich aber nicht, das ist doch xmal interessanter als diese pseudoeuropäischen Bauten!
Anschließend fuhren wir wieder ein paar Meter blieben aber in der Innenstadt um den Yu-Garten zu besichtigen. In der Innenstadt war ein Gedränge wie in der verbotenen Stadt in Peking, das war mir sofort unsympatisch. Wir gingen ein paar Meter durch eine Shoppingstraße während Oskar Eintrittskarten für den Garten kaufte. Dabei wurden wir mehrfach von Händlern angesprochen ob wir Uhren oder Taschen kaufen wollen. Da war er also der Chinaschrott von dem wir auf der bisherigen Reise nichts gesehen hatten.
Im Garten war es noch voller als draußen. Wir verstanden die Erklärungen von Herrn Yang kaum in den Lärm der Menge. Es handelt sich um einen Garten den ein reicher Geschäftsmann seinem Vater zum 70. Geburtstag schenkte. Es ist eine Art Nachbau eines berühmten Gartens der Stadt Suzhou den wir morgen besichtigen würden
diese Gärten bestehen immer aus mehreren Gebäuden mit Empfangshalle, Lesezimmer, Teezimmer etc die sich um einen Teich gruppieren
es gab verwinkelte Gänge schöne Bäume und Bonsais
Drachen
und Massen von Menschen, es war fast unmöglich ein Foto ohne Menschen zu machen.
die berühmten Lochsteine gab es natürlich auch
mir war es hier einfach zu voll, ich war froh als wir wieder rausgingen.
in dieser Geschäftsstrasse sind wir dann in ein ganz altes Teehaus gegangen und haben bei einer Teeprobe Pause gemacht. Hier gab es dann sogar eine richtige Toilette (nicht so sauber wie man das in Deutschland erwarten könnte aber immerhin kein Loch im Boden...)
Danach ging es mit dem Auto zum Bund, der Uferpromande wo man sehr schön Hochhäuser anschauen kann
das höchste Gebäude ist der Shanghai Tower
das Wetter war ja nicht so toll, es war etwa 16 Grad und hier am Ufer ziemlich windig. Oskar meinte jedoch das Wetter sei prima, denn die letzten drei Tage war es zwar wärmer aber total trüb, so dass man die Hochhäuser kaum sehen konnte.
dieser Bau hat mir besonders gut gefallen und er hat mich an Berlin an den Potsdamer Platz erinnert
die Skyline ist schon beeindruckend, ganz links steht der Fernsehturm
am Ufer war es doch zu ungemütlich und Oskar schlug einen anderen Weg ein. Als Abkürzung ging es durch das Walldorf Astoria Hotel. Nun wollte ich zwar in China keine europäischen Bauten besichtigen aber dieses Hotel war einfach ein Traum:
und die öffentlichen Toiletten hier waren so perfekt wie man es in dieser Umgebung erwarten kann!
zu Fuß ging es weiter durch die Innenstadt, die Bäume sind hier sturmfest verzurrt
Blick in einen Hinterhof
Straßenszenen
schließlich kamen wir in eine Straße wo es ausschließlich Nähzubehör zu kaufen gab
hier wurden wir wieder vom Fahrer abgeholt und fuhren ein kurzes Stück zum Jinmao Tower, dort gibt es oben eine Aussichtsplatform. Herr Yang hatte es eilig, es war schon später Nachmittag. Am Eingang war eine lange Schlange, Herr Yang hat sich einfach vorgedrängelt seinen Toristenführerausweis vorgezeigt und uns drei an der Schlange vorbei durch die Sperre bugsiert. Unglaublich, keiner hat sich beschwert. Der Mann war so energisch, es hat sich keiner getraut zu widersprechen, wir hätten mindestens eine halbe Stunde in der Schlange gestanden. Er freute sich sichtlich über seinen Coup und führte uns schnell zum Aufzug. Vorher gab es natürlich einen Personen- und Taschenkontrolle.
Der Blick von hier oben war wirklich gigantisch, egal in welche Richtung man schaute sah man ein nicht enden wollendes Hochhäusermeer. Sowas habe ich wirklich noch nicht gesehen, dagegen wirkt Tokio wie ein Dorf!
da unten ist wohl ein kleiner Park
man kann hier auch nach draußen, auf den Jinmao Skywalk
also für mich wäre das nix...
genauso schwindelerregend war der Blick im Inneren nach unten, im Jinmaotower ist ein Hotel und man sieht von hier oben in die Lobby runter:
es hat uns gewundert dass alles so offen ist, für Selbstmörder muss das doch sehr anziehend sein, es gab keinerlei Sicherheitsvorkehrungen.
Als wir wieder draußen waren haben wir noch von unten Bilder der Hochhäuser gemacht, links der Jinmaotower auf dem wir oben waren
die "Spitzen" der beiden
von diesem Flaschenöffnerhaus weiß ich den offiziellen Namen nicht, der Shanghaitower spiegelt sich schön darin
auf dem rechten Bild täuscht der Blickwinkel, der Shanghaitower (der rechte der drei) ist deutlich höher als die anderen beiden.
das gute war dass man hier auf einem Füßgängerweg auf einer Brücke über den Straßen unterwegs war, so konnte man problemlos fotografieren
das ist natürlich ein Eldorado für Fotografen, mein Freund war begeistert und mir hat es auch gut gefallen. Oskar fuhr mit uns mit der U-Bahn zum Hotel so wußten wir wie wir am Abend noch mal hierher kommen konnten. Die U-Bahn Station heißt Lujiazui und das U-Bahn fahren war wieder ganz einfach, alles bestens auf englisch beschildert. Die U-Bahn war sehr sauber und modern und mit 4 Yuan wieder spottbillig
überhaupt ist mir heute niemand aufgefallen der auf die Straße spuckte. Shanghai war irgendwie zivilisierter als der Rest Chinas, kam uns jedenfalls so vor. Zum Hotel mußte man einmal umsteigen von Linie 2 in Linie 11, unser Hotel lag nahe der Station Longde. Im Hotel bekamen wir die Fahrkarten für den Zug morgen. Der Fahrer wird uns um 7:45 abholen, um 9 geht der Zug, wir sollten eine Station fahren bis 9:25, da würde uns dann ein anderer Guide abholen. Naja dann hoffen wir mal dass wir auf dem Bahnhof klarkommen... Oskar mußte jetzt noch einen neuen Gast vom Flughafen abholen, morgen Abend würde er dann wieder ins Hotel kommen und mit uns zum Flughafen fahren. Der Mann war total im Streß aber das schien ihm zu gefallen
Wir machten jetzt Kaffeepause im Hotel und als es dunkel war fuhren wir wieder zur selben U-Bahnstation und zu der Fußgängerbrücke zurück. Dort gab es dann eine einstündige Foto- und Filmsession
ständig wechselten die Farben einfach Wahnsinn, dafür war Video einfach besser geeignet. Zur Stärkung besorgte ich mir zwischendurch einen Big Mäc, hier oben auf der Promenade war nämlich ein MC Donalds und ich wollte unbedingt probieren ob die Burger genauso schmecken wie daheim (wirklich zu 99% identisch
)
am besten hat mir der Shanghaitower mit den glitzernden Lichtern gefallen die den Turm raufgelaufen sind.
Irgendwann hatte Josef dann auch Hunger. Auf der anderen Seite der Straße war ein großes Einkaufszentrum und im obersten Stock lauter Restaurants. Josef wollte gern ins Panoramarestaurant ganz oben, aber da war leider kein Tisch frei. Das war ein ganz edler Laden mit gestärkten weißen Tischdecken (das erste Restaurant mit Tischdecken überhaupt) und einer riesigen Küche in die man reinschauen konnte
eine Etage drunter waren die Restaurants fürs normale Volk, da entdeckten wir einen Koreaner wo gerade noch ein Tisch frei war (es war eigentlich überall voll), das Essen war hervorragend und die Portionen völlig untypisch für China riesig groß. Die Chinesen am Nachbartisch ließen sich die Rest einpacken, das haben wir bisher in China auch noch nie gesehen.
In der Mall gab es hauptsächlich Klamottenläden aber auch witzige Andenkenshops
Mit der U-Bahn ging es wieder ins Hotel zurück, auch nachts im Stockdunkeln fühlten wir uns überall wohl und sicher.