Ja, ich kenne die Supererregergeschichte, die dazu führen wird, dass ich in den nächsten 3 bis 6 Monaten ein komplizierter Fall wäre, sollte ich krank werden...
Und ja, jedes Land trägt so sein Päckchen. Indien trägt außer diesem noch einige andere, die mehr oder weniger auch mich als Touristin mehr belasten (können) als jeden anderen x-beliebigen Bürger der Welt.
So hat Indien im letzten Herbst von einem Tag auf den anderen für extreme Bargeldknappheit im Land gesorgt durch das Entwerten aller Scheine, die mehr Wert sind als 1,50 Euro, und das mal eben über Nacht ohne Alternative und ausreichend neue Scheine, während Kreditkartenzahlung weitgehend unüblich ist. Das Thema schien bei meinem Besuch zum Glück dann endlich durch zu sein ein knappes halbes Jahr später.
Und in Indien in ein Hotel einzuchecken scheint mehr Aufwand zu sein als das Ummelden des Hauptwohnsitzes in Deutschland, besonders wenn ein Kopierer für deine Passkopie zufällig mal geschlagene 5 Minuten braucht und der Mensch an der Rezeption dann hinterher feststellt, dass er versehentlich die falsche Seite kopiert hat.
Manch ein Tourist schafft es nie, eine indische SIM-Karte zu erhalten wegen der damit verbundenen Bürokratie, in einigen Bundesstaaten oder Städten gibt es keinen Alkohol, Pakete muss man vor dem Verschicken in Stoff einnähen, und morgens um 7 kommt die Straßenreinigung und fegt den Müll auf die Gehwege, den dann die Ladenbesitzer 2 Stunden später wieder auf die Straße fegen, wo dann einträchtig Kinder, Hunde und Kühe drin wühlen, wobei die ersteren dort auch nichts zu essen finden und die letzteren beiden anschließend am Plastik im Magen verrecken.
Indien macht sich damit im Land und außerhalb des Landes keine Freunde, ebensowenig wie die USA in Bezug auf die dortigen kleinen und großen Themen.
Mir geht es aber nicht darum, was "schlimmer" ist, weil ich, wie bereits mehrfach beschrieben, auch für eine Reise in die USA mein Tablet abgeben und die 7 bis 12 Stunden Flugzeit ohne auskommen würde, sollte ich in das Land reisen wollen. Voraussetzung wäre natürlich, dass ich sicher sein wollte, dass das Tablet dennoch unbeschadet am Ziel ankommt. Mich dann dafür nochmals irgendwo anzustellen - so what! Kein Problem.
Indien als Staat ist in den aufgezeigten Dingen in meinen Augen einfach nur sehr umständlich bis dämlich. Eine Vielzahl der Inder, mit denen ich zu tun hatte - und auch das scheint für das Land symptomatisch zu sein - hat eine Aufmerksamkeitsspanne wie dreijährige Kinder, allerdings auch eine entsprechende kindliche Neugier und einen unverdorbenen Geist, der sie auch als Erwachsene noch staunen lässt und magisches Denken zulässt (was leider wohl eher nur auf den einzelnen Menschen zutrifft, nicht auf Moral und Sitten und das Verhältnis zwischen Arm und Reich in der Gesellschaft allgemein, auf die Politik, den Umgang mit der Umwelt, die Korruption). Damit kann ich umgehen, weil ich es so kenne und nicht anders erwarte dort.
Indien gibt mir andererseits sehr viel. Indien ist Herzensbildungsreise, bei jedem einzelnen Besuch dort auf jedes Mal unterschiedliche Weise, wie ich es in keinem anderen Land bisher erlebt habe. Und das ist mir noch viel mehr wert als die atemberaubenden Landschaften, kulturellen Denkmäler, bunten Tempel unterschiedlichster Glaubensrichtungen, als das tolle Essen, als leuchtende Saris in malerischen archaischen Szenen.
Mein persönliches Problem, das ich im Moment mit den USA habe, ist die dahinter stehende Haltung, nämlich die von dir beschriebene Großkotzigkeit des Staates in Verbindung mit dieser paranoiden Marotte, während dahinter ein marodes und rückschrittliches System steckt. Das ist schwer auszuhalten. Bei einem Menschen würde man es in der Nähe einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung sehen. Um solche Menschen würde ich einen sehr, sehr weiten Bogen schlagen, weil es schwer ist damit umzugehen.
In Bezug auf die USA fällt es mir derzeit leicht, weil ich -vergleiche ich auch weiterhin Länder mit dem Beispiel einzelner Menschen- eine Menge interessanter und sehenswerter Typen, Originale, weise Menschen, lustige Menschen und deutlich weniger verdorbene Charaktere um mich herum sehe, die ich auch gerne kennenlernen würde. Warum soll ich mich im Moment also mit "jemandem" befassen, der in den letzten Jahren (wenn auch aus durchaus nachvollziehbaren Gründen) irgendwie abgerutscht und im Umgang schwierig geworden ist?
Das ist sicher eine Einschätzung, die nach dem ersten freundlichen "hey there, how are you" bei der Autovermietung und "hello, my name is Sarah, I will be taking care of you tonight" beim Bestellen des ersten Cocktails deutlich abgemildert wäre. Im Moment ist es dennoch ganz einfach so, dass ich nicht viel an den USA anziehend finde, vieles schon kenne und mich lieber (vielleicht nur über eine längere oder kürzere Zeit vorübergehend, wer weiß das schon) mit anderem befasse.
Ich will nicht mehr und nicht weniger ausdrücken, als dass ich denke, dass das mit dem Laptop im Handgepäck einfach ein weiteres Symptom für mich ist für eine Haltung, mit der ich derzeit keine Lust habe mich zu befassen, weil sie mich ärgert.
Dass der Neurotiker USA auch ganz andere Seiten hat, dass das nicht unbedingt auf den einzelnen Menschen dort zutrifft, das wird alles ganz bestimmt so sein. Allein: Ich bin froh, dass es im Moment nichts ist, was mir Magenschmerzen machen müsste, da ich nicht gezwungen bin mich damit zu befassen. Die Welt ist ja zum Glück groß. Und die Sichtweise der USA, die Besten und die Größten und überall die Guten zu sein, muss ich ja nicht übernehmen und verteidigen. Reicht doch, wenn ich da ganz einfach nicht mitspiele und mich anderem zuwende.