5. Tag – Montag, 01.10.
Nach dem Frühstück starten wir gegen 8.30 Uhr in Richtung Nordosten. Wir stoppen kurz am Supermarkt, um Sandwiches als Proviant für den heutigen Tag zu kaufen und fahren dann auf der Schnellstraße nach Llandudno. In diesem Seebad aus dem 19. Jh, das das größte von Wales ist, kommen wir nach 50 km und ca. einer Stunde am vorher ausgesuchten Weststrand an. Hier gibt es einen großen Parkplatz und man erreicht ihn von der Schnellstrasse aus durch ruhige Wohngebiete, ohne dass man die Innenstadt durchqueren muss.
Beim Bezahlen am Automaten muss man die Autonummer eingeben, natürlich steht das Auto so weit vom Automaten entfernt, dass es mir nur mit akrobatischen Verrenkungen gelingt, die Nummer abzulesen. Dann scheitert der Bezahlvorgang daran, dass meine Kreditkarte nicht akzeptiert wird. Also Abbruch und ich gehe zu Peter zurück, damit wir unser Münzgeld zusammenlegen können. Dabei fällt mir auf, dass die Autonummer auch auf dem Autoschlüssel abgedruckt ist und ich sie vorhin zudem noch mit einem falschen Buchstaben eingegeben habe. Beim zweiten Versuch klappt dann aber alles und wir bekommen unser Tagesticket für £ 3,50.
Wir schauen uns etwas am Strand hier um,
es weht aber (wie schon gestern Abend) ein richtig kalter Wind, so dass wir uns recht schnell auf den Weg machen. Llandudno liegt auf einer schmalen Halbinsel und wir durchqueren nun die schmalste Stelle, um den Strand an der gegenüberliegenden Seite zu erreichen. Dort ist auch das Stadtzentrum, das wir uns kurz anschauen und vor allem die lange Promenade mit dem längsten Pier von Wales (670 m). Den spazieren wir bis zu seinem Ende. Von hier hat man einen schönen Blick auf die Promenade mit ihren weißen Häusern im Zuckerbäckerstil und die Berge dahinter.
Am Grand Hotel vorbei, das eindeutig schon bessere Tage gesehen hat, geht es dann den Berg hinauf. Hier beginnt unsere Wanderung auf den Great Orme, den Hausberg von Llandudno (Rother Wanderführer Nr. 18). Durch einen schön angelegten Park geht es recht steil nach oben und bald hat man schöne Blicke auf die gesamte Stadt und die Strände.
Dann wendet sich der Weg weg von der Stadtseite, es wird flacher und ländlich. Grüne Wiesen, Schafe, herbstlich bunte Pflanzen - ein richtig idyllischer Wanderpfad. Und hier gibt es sogar eine Wegmarkierung! Auf Englisch und Walisisch, das hat mich die letzten Tage sehr erstaunt zu sehen, dass hier in Wales tatsächlich alle öffentlichen Schilder zweisprachig sind, das gilt auch für die Parkautomaten und Bankautomaten, deren Sprache man zwischen englisch und walisisch wechseln kann. Es gibt sogar einen Fernsehsender komplett auf Walisisch, einschließlich einer Familienserie.
Nach einiger Zeit kommen wir zur Kirche St. Tudno und ihrem schön gelegenen Friedhof, der auch aktuell noch genutzt wird.
Das letzte Stück vor dem Gipfel wird dann nochmal richtig steil (kaum zu glauben, dass der Berg nur 207 m hoch ist) und nach insgesamt einer guten Stunde (ab Grand Hotel) erreichen wir gegen 12 Uhr den «Gipfelobelisk».
Der Gipfel kann nicht nur zu Fuß, sondern auch mit dem Auto, einer Seilbahn und einer historischen Standseilbahn (von 1902) erreicht werden. Leider ist weder eine Gondel der Seilbahn, noch ein Waggon der Standseilbahn zu sehen, besonders letztere hätte mich interessiert, da es diesen Typ Tram nur noch zwei weitere Male gibt, nämlich in San Francisco und Lissabon – beide kenne ich.
Aufgrund des starken und kalten Windes scheidet ein Picknick an einer der Bänke aus und wir gehen ins Innere des Summit Complexes. Leider darf man hier nicht den eigenen Proviant verzehren, so essen wir jeweils eine warme Sausage Roll (eine Bratwurst in einem Blätterteigmantel) und trinken einen heißen Kaffee (£ 8,00 insgesamt). Das Selbstbedienungsrestaurant hat wohl auch schon bessere Zeiten gesehen, es hat den Charme einer Kantine aus den 70iger (?) Jahren, außer uns ist noch eine große Rentnergruppe dort, ansonsten erscheint alles ziemlich ausgestorben.
Nach dem Essen schauen wir noch beim Giftshop vorbei, ich kaufe mir einen hübschen Schlüsselanhänger.
Nach ungefähr einer halben Stunde Pause setzen wir unsere Wanderung fort. Der Weg führt uns etwas unterhalb vom Gipfel einmal rund um den Berg, dabei hat man schöne Blicke auf die verschiedenen Gebäude des Summit Complex, die herrlich grünen Wiesen und die vielen Schafe.
Dann geht es sehr steil über einen schmalen Pfad nach unten. Zum Glück besteht dank Gras- und Erdweg keinerlei Rutschgefahr und die Ausblicke sind fantastisch.
Der Weg führt uns oberhalb eines Wohngebiets mit vielen Villen weiter bis wir wieder den Weststrand von Llandudno erreichen, wo wir geparkt haben (laut Wanderführer 8,9 km, 380 Höhenmeter).
Gegen viertel nach zwei Uhr fahren wir wenige Kilometer in Richtung Süden ins kleine Städtchen Conwy. Conwy gehört zu den bedeutendsten mittelalterlichen Stätten in Großbritannien, hier gibt es, wie auch in Beaumaris und Caernarfon eine zum Weltkulturerbe zählende mittelalterliche Burg und eine bis heute fast vollständig erhaltene Stadtmauer.
Direkt am Rande der Altstadt ist ein großer Parkplatz, auch hier findet sich der obligatorische Parkautomat, wir bezahlen £ 2,60 für vier Stunden. An der Burg vorbei, auf eine Innenbesichtigung haben wir heute keine Lust, gehen wir ins Zentrum des Städtchens. Bald entdecken wir ein hübsches Café, wo ich (natürlich

) einen Cream Tea bestelle, der neben dem üblichen Scone auch noch zwei Scheiben leckeren Bara Brith enthält (das typisch walisische Früchtebrot), von der Menge ist das dann fast schon zu viel, aber wieder mal sehr lecker. Peter hat einen Cappuccino und einen Chocolate Cake (£ 13 insgesamt).
Als wir das Café verlassen, ist der Himmel leider komplett mit Wolken bedeckt, hätten wir das geahnt, hätten wir die letzte halbe Stunde mit schönem Wetter noch zur Besichtigung genutzt und wären dann erst Kaffee trinken gegangen. Na ja, immerhin regnet es nicht.
Wir schlendern am Hafen entlang und kommen am kleinsten Haus Großbritanniens vorbei.
Zum Abschluss gehen wir auf der Stadtmauer entlang und können dort fast einmal um die ganze Altstadt gehen mit tollen Blicken auf die Dächer der Stadt und die Umgebung.
Gegen 17 Uhr fahren wir nach Caernarfon zurück und kaufen fürs Abendessen und den nächsten Tag noch bei Morrisons ein. Dann geht es zurück ins Ferienhaus.
Gegen 20 Uhr klopft es an der Haustür (eine Klingel gibt es nicht, nur einen Türklopfer), es ist unsere Vermieterin Sian, die aus London zurück ist und wissen möchte, ob alles ok ist, außerdem bringt sie uns noch eine Flasche Prosecco mit. Wir bedanken uns dafür natürlich sehr und unterhalten uns ein bisschen mit ihr.
Wetter: teils sonnig, teils wolkig, sehr starker Wind, ca. 12° C