Herzlich willkommen allen Mitreisenden! Silvia, ich bin froh, dass ich nicht die einzige bin bzw. (jetzt) war, die noch nie in Venedig war.
Tagestouristen gab es im Januar eher keine oder nur wenige, zumindest ist mir nicht aufgefallen, dass es Abends ruhiger gewesen wäre. Allerdings war ich auch nicht allzu spät zu Fuß unterwegs, das war mir alleine irgendwie zu unheimlich, da man sich dort recht schnell verläuft und schon tagsüber manchmal ganz alleine war, so dass man niemand nach dem Weg hätte fragen können.
Vor dem Wochenende gibt es noch den nächsten Tag, den ich wegen der vielen Bilder in zwei Teilen einstelle, da habt ihr genug zu lesen bis es vermutlich am Montag oder Dienstag weitergeht.
2. Tag – Freitag, 18.01. - Teil 1
Gegen 8.30 Uhr gehe ich heute Morgen über die Ponte Scalzi und schaue den Canal Grande hinauf und hinunter, hier habe ich gestern Abend schon fotografiert, nun also das Ganze bei Tag.
Es ist extrem feucht, obwohl es nicht regnet, leichter Nebel hängt in der Luft und es ist mild genug, dass ich auf dem Vaporetto, das mich von der Station Ferrovia den Canal Grande in Richtung Zentrum fährt, draußen sitzen kann.
Ziemlich unwirklich, dass ich nun tatsächlich auf diesem Kanal entlangfahre, vorbei an all den alten Palazzi, die zum Teil ziemliche Schäden, hauptsächlich wohl durch die Feuchtigkeit, aufweisen.
Das Vaporetto fährt am Rialto Mercado vorbei, hier steigen gerade Passagiere aus einer der Gondelfähren, die von einem Ufer des Canal Grande zum anderen pendeln, aus – ganz schön wackelige Angelegenheit.
Nach einer Kurve kommt die Rialto Brücke in Sicht, direkt daneben der renovierte Fondaco dei Tedeschi, in der sich seit kurzem ein Luxuskaufhaus befindet.
An der Haltestelle Rialto kurz nach der Brücke ist unerwartet (für mich) Endstation für diese Fahrt, eigentlich fährt das Vaporetto noch weiter bis San Marco, aber es gibt wohl ein paar kürzere Fahrten. Na gut, dann gehe ich eben zu Fuß weiter bis zu meinem Ziel, der Piazza di San Marco.
Und dann stehe ich tatsächlich auf diesem so bekannten Platz - und finde ihn gar nicht so «faszinierend», «atemberaubend» und wie er sonst noch in ähnlichen Worten beschrieben wird. Ich finde, es gibt schönere Plätze in verschiedenen Städten, die ich schon gesehen habe. Die tatsächlich auch mich sehr beeindruckende Basilica di San Marco wirkt sehr klein und geht neben dem, nach meinem Geschmack zu wuchtigen Campanile, etwas unter. Auch gefällt mir der unterschiedliche Baustil der verschiedenen Gebäude auf dem Platz nicht.
Gut gefällt mir dagegen der zweite Teil des Markusplatzes mit dem wunderbar verzierten, pastellfarbenen Dogenpalast und dem Blick auf den Kanal und die gegenüberliegende Insel San Giorgio.
Ein sehr schönes Motiv hier sind die schwarzen Gondeln im Vordergrund und die wegen des Nebels kaum zu erkennenden Gebäude auf San Giorgio.
Dann werfe ich noch einen kurzen Blick auf die bekannte Seufzerbrücke. Hier haben sich schon viele asiatische Touristen versammelt.
Der Markusdom öffnet erst um 9.30 Uhr, so dass ich noch kurz warten muss. Dann kann ich mit ein paar wenigen anderen Touristen hinein. Fotografieren darf man hier nicht, woran ich mich, im Gegensatz zu vielen anderen auch halte, zumal es sowieso trotz dem vielen Gold an der Decke und den Wänden ziemlich düster ist. Der Weg, den die Touristen durch die Kirche gehen dürfen, ist streng vorgegeben, überall steht Sicherheitspersonal, da leidet die Atmosphäre doch etwas darunter, dennoch ein sehr beeindruckender und außergewöhnlicher Kirchenraum. Der Eintritt in die Kirche ist frei, es gibt aber zusätzlich verschiedene kostenpflichtige Teile der Kirche zu besichtigen, darauf verzichte ich heute, mal sehen, ob ich in den nächsten Tagen nochmal herkomme.
Nun gehe ich in den Dogenpalast, den ich fast für mich alleine habe. Auch hier ist alles sehr düster, einige der Räume sind prunkvoll verziert, andere dagegen eher kahl. Wirklich beeindruckend sind die riesigen Gemälde - ein Sessel davor und ein Fernglas und man könnte sich einen gemütlichen Abend machen, ohne sich zu langweilen. Die Bilder wurden von Künstlern wie Tintoretto, Tizian und Veronese, sowie wohl ihren Schülern in jahrzehntelanger Arbeit gemalt. Eines davon ist mit 7 x 22 m das größte Ölgemälde auf Leinwand der Welt.
Dann geht es durch schmale, schmucklose, dunkle Gänge über die Seufzerbrücke, die ich vorhin von außen angeschaut habe, in die Verliese. Einer der bekanntesten Insassen war Casanova.
Als letztes schaue ich mir noch den schönen Innenhof des Palazzo Ducale an.
Wieder auf dem Markusplatz hat sich die Sonne ein bisschen gegen den Nebel durchgesetzt, so dass der Blick über die Gondeln zur Insel San Giorgio wieder anders wirkt als vorhin.
Hier vom Markusplatz aus starte ich dann einen Rundgang durch das Markusviertel. Zunächst geht es durch das Geschäftsviertel, in dem sich eine Luxusboutique und ein Souvenirladen an den anderen reiht, sehr viele, insbesondere asiatische Touristen sind hier unterwegs, z.T. schon schwer bepackt mit vielen Tüten. Dieses Gebiet lasse ich schnell hinter mir und komme dann an idyllischen Kanälen und dazwischen immer wieder schönen Plätzen vorbei. Die Anzahl an Touristen ist nun merklich geringer. Sehr schön ist die Wendelturmtreppe des Palazzo Contarini del Bovolo.
Gegen 12 Uhr bin ich mit meinem Rundgang durch das Markusviertel fast fertig und gehe zum Mittagessen ins Le Café am Campo Santo Stefano. Die schwarzen Spaghetti mit Tintenfisch sind sehr lecker (zusammen mit einem Mineralwasser EUR 20,00) und eine Pause ist nun dringend nötig.
Gestärkt beende ich den Rundgang, schaue nochmal am Markusplatz vorbei und (erneut) bewundere ich den Blick hinüber nach San Giorgio.
Dann gehe ich ins am Markusplatz liegende Museo Correr (in meinem Venezia Unica City Pass enthalten), das mich aber nicht begeistern kann. Es gibt ein paar Prunksäle, einige schöne Bilder der bekannten venezianischen Maler (Veneziano, del Fiore, Bellini, Carpaccio), einiges zur Geschichte Venedigs, aber insgesamt recht lieblos und eher altmodisch präsentiert. Vielleicht bin ich heute aber auch schon mit Eindrücken übersättigt, nach dem Markusdom und dem Dogenpalast.
weiter geht's in Teil 2